Subwoofer Make or Buy

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panhifi
Stammgast
#1 erstellt: 07. Dez 2018, 15:17
Subwoofer – Make or buy
Nun, ich möchte Euch hier an einer Entscheidung teilhaben lassen, die dem einen oder anderen für sein künftiges Projekt vielleicht nützlich sein könnte.
Konkret es um die Frage, einen Subwoofer der gehobeneren Klasse (400 – 1000 €) entweder neu (bzw. gebraucht) zu beschaffen oder selbst Hand an zu legen. An sich ist der Bau eines Subwoofers ja eine der leichtesten Übungen im Lautsprecherbau – sofern man sich auf geschlossene Gehäuse (CB) beschränkt.
Ausgangssituation: mein Trainingsraum im Nebengebäude beherbergt einen (nicht von mir) selbstgebauten Subwoofer mit 30cm Chassis, der jetzt in den ersten Stock soll, um zwei Standboxen aufzuhelfen. Der freiwerdende Platz soll ein neuer, aktiver Subwoofer einnehmen mit etwas besseren Leistungsdaten. Der trapezförmige Raum ist ca. 55 qm groß und 2,80 m hoch. Der Treppenaufgang ist frei. Der Boden ist gefliest (ohne Keller) und die Wände inkl. Decken größtenteils mit Kieferwandpanelen verkleidet (darunter Lehmfachwerk). Der Subwoofer dient „lediglich“ Hifi-Zwecken und ist nicht fürs Heim-Kino gedacht. Für DIY ist aus meiner Sicht ein CB, ein geschlossenes Gehäuse auch recht einfach zu fertigen, einfacher wenigstens als ein BR- oder TM- Horn- oder Bandpasstyp – wenigstens sofern man keine ausgefallene Gehäusekonstruktion (Pyramide o.ä.) plant. Dem Sub assistieren zwei Canton GLE 70 (Kanal A) und zwei Sonofer SF 2 (Kanal B), die an einem Kenwood DA-9010 (2 x 175 Watt Sinus /4 Ohm) hängen. Beim Training höre ich relativ laut (> 80 db) vorzugsweise Dancehall, Deep House, Techno, ansonsten Querbeet inkl. mittelalterlicher Musik, Folk und Gothic. Ein kleinerer Subwoofer von Kef assistiert den Sonofer.
Zu der DIY-Fraktion: Als Besitzer eines 120 Jahre alten Backstein-/Fachwerkhauses muss ich öfter zum Werkzeug greifen, bin also kein Anfänger, habe auch in meiner Jugend den einen oder anderen LS zusammengedengelt. Allerdings ist für mich der Prozess kein Selbstzweck, sondern ich achte auf ein klares Kosten-Nutzen-Verhältnis. Was ich nicht habe, sind Oberfräse, Bündigfräser oder eine Tischkreissäge, die für Gehrungsschnitte eingerichtet ist.
Die Vor- und Nachteile des Selbermachens sind ja grundsätzlich bekannt:
+ ggf. preisgünstiger als ein vergleichbarer Fertig-Sub
+ individueller (Größe, Ausführung, Material, Technik), kein Massenprodukt
+ man lernt mehr (der Weg ist oft das Ziel)
- in einer bestimmten Preiskategorie häufig teurer
- erfordert höheren Aufwand an Ressourcen
- erfordert mehr Know how
- das Fertigprodukt entspricht nicht immer den anfänglichen Vorstellungen
- der mögliche Wiederverkaufswert ist katastrophal schlecht
Der Teufel steckt natürlich im Detail. Betrachten wir fürs erste die Kosten-Nutzen-Relation. In den unteren Preisregionen für aktive Subs finden wir beispielsweise den Auna Linie-300-SW, knapp über 100 € mit 10" Tieftöner und einem 150 W RMS – Aktivmodul. Witzigerweise hat dieses Modell 4 von 5 Sternen in der Kundenbewertung bekommen, ist also vermutlich seinen Preis durchaus wert. Für die meisten preisbewussten Selbstbauer sollte klar sein, dass Selbermachen in diesen Regionen keine ernstzunehmende Alternative ist. Vermutlich bekommt man für den Preis des relativ ansehnlich verarbeiteten Subs noch nicht einmal das Material.
Sehr viel besser sieht es indes am anderen Ende der Skala aus, also dort, wo fertige Subs etliche tausend Euronen kosten. Wenn man weiß, welche (vergleichbaren) Komponenten in einem Edel-Sub stecken, wird man diesen vermutlich kostengünstiger nachbauen können. Denn hier gilt, was auch für die PKW-Industrie gilt: je nobler die Karosse, desto höher der anteilige Profit. Einziger Schönheitsfehler hier: wer einige tausend Euro in sein Selbstbauprojekt investiert, hat davon zumindest keinen Imagegewinn, denn es prangt auf dem Selbstbau-Sub kein Aufmerksamkeit heischendes Markenlogo. Dem mangelnden Imagegewinn korrespondiert ein häufig mehr als magerer Wiederverkaufswert in der Bucht.
Da ich mich in diesen Preisregionen aber nicht tummeln wollte, ist diese Überlegung außen vor. In der audiophilen Mittelklasse wird es dann auch schwieriger. Vor allem deshalb, weil man hier um die 500 € viele gut bis sehr gut getestete Subs bekommt, z.B. von Klipsch den R 110 oder R 115 SW. Die dort gebotene Qualität ist offenkundig und auch am Gewicht (R 115 SW = 34 kg) offensichtlich. Zieht man jetzt noch B-Ware bzw. gebrauchte Subs in die nähere Wahl, z.B. den Magnat Omega 380, den es teilweise für unter 300 € in der Bucht gibt, braucht man für den Selbstbau schon gute Argumente. Eines sollte man sich in diesem Zusammenhang klarmachen. Bedingt durch die Skalareffekte wie Einkaufsvorteile haben die Hersteller hier die Nase vorn. Wer tausend Subwooferchassis kauft (und verbaut), zahlt nur einen Bruchteil des Preises, den ein Endkunde hinlegen muss.
Grundsätzlich sollte man vor der endgültigen Entscheidung sich einmal umhören. Sowohl die Selbstbauanbieter (Udo Wohlgemut, Strassacker, Visaton ) als auch die klassischen Hifi-Läden bieten Möglichkeiten des Probehörens. Am besten nimmt man sich ein paar Tracks auf, die man so unter „Basstest“ findet. Eines sollte man sich allerdings klarmachen. Selbst man aufgrund des Klangvergleichs einen klaren Favoriten für sich ausgemacht, heißt das noch lange nicht, dass der SB in den eigenen vier Wänden ein vergleichbares Ergebnis abliefert. Selbst wenn die Abhörräume wohnzimmerähnlich sind, ist die Partie noch nicht gewonnen. Ich habe mir die eine oder andere Box angehört, allerdings entsprachen die Umgebungsbedingungen eher nicht meinen Wohraumverhältnissen (großer Raum, asymmetrisch, nach oben offen). Auf der sicheren Seite wäre man dann, wenn man bei einem Versandanbieter mehrere Testexemplare bestellt und dann vergleicht, was dann natürlich wieder die Fertigboxenanbieter favorisiert, denn ein Selbstbausatz wird kaum einer zur Probe verschicken.
Eine große Auswahl von (teilweise getesteten) Bausätze findet man unter: http://www.lautsprec...e/hifi/kit_mivoc.htm Schon ein erster Blick auf die Liste ernüchtert. Die günstigste Variante, der Kellerkind-Sub mit 80W-Aktivmodul und 20cm Chassis kommt auf knapp 140 €. Dazu kommen dann noch die Kosten fürs Holz (Spanplatte, MDF etc.) und Kleinteile (Schrauben, Sonofil etc.). Man landet dann ungefähr bei 170 – 180 €. Bei den Bausätzen der gehobenen Klasse, z.B. dem Vario-Sub 50/100 muss man etwas tiefer in die Tasche greifen. Den Vario-Sub gibt’s zwar für etwas mehr als 200 €, dazu kommen aber Kosten für Aktivmodul (297,- € für das vorgeschlagene Mivoc Sam-2), Gehäusematerial und Kleinteile, wo man sich dann in Regionen > 500 € wiederfindet. Und genau das ist das Problem. Denn für das Geld erhält man lediglich einen Kofferraum voller Teile. Aus eigener früherer Erfahrung weiß ich, dass der Zusammenbau und das Finish oft nicht befriedigend verlaufen – es sei denn, man hätte die Ausstattung und die Fertigkeiten eines Schreiners. Gehen wir noch etwas näher ins Detail. Im Baumarkt bekommt man MDF-Platten relativ günstig im Zuschnitt (Nachmessen empfiehlt sich in jedem Fall), aber dann geht es auch schon los. Das Zusammenleimen /-schrauben ist zwar keine größere Sache, wohl aber das Finishing, sprich die Bearbeitung des fertigen Gehäuses: Grundieren, Lackieren, Schleifen und das mehrere Male hintereinander. Dem Endergebnis sieht man aber selten die Mühen an. Es ist bei weitem nicht so perfekt wie z.B. beim in etwa gleichteuren Klipsch Subwoofer. Will man das Gehäuse etwas anspruchsvoller, wird es gleich viel teurer. Eine Hifi-Werkstatt nimmt für ein ansprechendes (unbehandeltes) Gehäuse aus Birke-Multiplex knapp 500 €.
Soweit waren also meine Gedanken gediehen und ich tendierte stark zu einem Gebrauchtkauf via Ebay. Leider habe ich mich dann selbst sabotiert – und die Teile eines JBL-Subs gekauft. Es handelte sich dabei um den L840 mit Aktivmodul, wobei die beiden Teile knapp 15 kg Gewicht auf die Waage bringen. Es handelt sich dabei um einen 30cm Woofer und eine 600 W RMS Class-D Endstufe, ursprünglich eingebaut in ein geschlossenes Gehäuse (das mir im Original optisch überhaupt nicht zusagt). Gekostet hat mich das 103 €. Das ist ein Preis, wo man schlecht nein sagen konnte. Für das lumpigste Aktivmodul in konventioneller Verstärkertechnik zahlt man neu eher mehr.
Jetzt wurde es natürlich spannend. Einerseits hatte ich die Chance, ein Gehäuse zu wählen, das meinen ästhetischen Bedürfnissen gerecht werden konnte, auf der anderen Seite fand ich mich unfreiwillig in der DIY-Fraktion wieder, wo ich mich vor zwei Alternativen gestellt fand. Alternative 1: MDF-Platten (20 – 30mm) vom Baumarkt und dann weiter mit Stichsäge, Bandschleifer, Schwingschleifer, Leim, Schraubzwingen und Farbe. Als Amateur, der es einigermaßen ordentlich machen will, sitzt man daran einige Tage, eingerechnet der Fahrten in den Baumarkt. Was man dann hinbekäme, ist ein schlichter schwarzer Würfel, wo man, Glück und Können vorausgesetzt, die Kanten nicht mehr sieht. Kostenpunkt inkl. Bitumenmatten, Sonofil (o.ä.), Farbe, Schleifpapier, Grundierung, Edelstahlschrauben, Einschlagmuffen, Lautsprecherfüße oder Rollen ca. 150 €.
Alternative 2: ein professionelles Gehäuse vom Schreiner in Multiplex. Wer auf dem Land wohnt, hat hier Vorteile. Ich fand im Außenbezirk von Düren eine Werkstatt (Tischlerei Robert Dahmen), die mir ein Angebot machte, zu dem ich nicht nein sagen konnte. Ohne MwSt. 270 € inkl. Material (Buche MPX, 25mm) und Oberflächenbehandlung mit Öl.
Und hier ist das Endprodukt. Innen stecken etliche Lagen Sonofil (für 120 L) und 10 Bitumenmatten. Alle Befestigungen wurden über Einschlagmuffen und Edelstahlschrauben gelöst. Der Sub hat ca. 85 L Nettovolumen und wiegt inkl. Rollen ca. 44 kg. Mit dem Sound bin ich mehr als zufrieden: viel Druck, knackiger Bass, kein Dröhnen und kein Scheppern bei ca. 90 db (wobei ich in Normalfall eher gesittet mit 80 db höre). Vom Design und der Verarbeitung (natürlich auch vom Anfassen)Make or BuyMake or Buy her gefällt er mir wesentlich besser als das Original von JBL.
panhifi
Stammgast
#2 erstellt: 08. Dez 2018, 12:38
Fazit:

1. Im Bereich bis 200 € lohnt sich ein Selbstbau (Heim Hifi) eher überhaupt nicht.

2. Im Highendbereich (gut vierstellig bis fünfstellig) kann sich ein Nachbau durchaus lohnen - sofern man außer einer guten technischen Bestückung auch für ein erstklassiges Finish sorgen kann.

3. Interessanter für Selbstbauer ist der mittlere dreistellige Bereich, wobei kommerziell angebotene Selbstbausätze i.d.R. (wegen der Skalareffekte) teurer ausfallen als kommerziell angeboten Fertigboxen. Machbar(er) sind Selbstbauten (CB), wenn man Aktivmodule und Chassis "freihändig" kombiniert.
Besonderes Augenmerk sollte der Gehäusekonstruktion gelten. Es macht aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn, mehrere hundert Euro in die Technik (Sub+Aktivmodul) zu inverstieren und dann unprofessionell ein Gehäuse drumherum zu "dengeln". Im Internet bzw. in den Mediamärkten finden sich für das Geld Subs, die ähnlich klingen, aber sehr viel besser verarbeitet einherkommen. Alternativ kann man den SsV (Schreiner seines Vertrauens) beauftragen, ein vernünftiges und ansprechendes Gehäuse zu bauen, das den eigenen gehobenen Ansprüchen nahekommt. Wenn die Kosten stimmen, erhält man als Endprodukt etwas "Eigenes", das sich positiv abhebt vom schwarzen oder silbernen Einerlei folierter MDF-Subs.
ghk.B
Stammgast
#3 erstellt: 08. Dez 2018, 23:16
Für einen geölten buche mpx cb subwoofer bist du aber einen langen weg gegangen
Und subwoofer probehören? Macht man doch heute nicht mehr... man kauft sich membranfläche, verteilt diese großzügig im raum, misst oder lässt messen, programmiert den dsp oder vertraut dem AVR (naja ganz so einfach isses nich )
Und highend finisch im DIY? Guck mal im bilderthread, richtig geile sachen dabei, teils mit mutti's ausmitteln hergestellt.


[Beitrag von ghk.B am 08. Dez 2018, 23:18 bearbeitet]
panhifi
Stammgast
#4 erstellt: 09. Dez 2018, 11:55
Der Weg war nicht lang - und außerdem tut es einfach gut, sich ein paar individuelle Gedanken zu machen. Richtig ist, ich musste zwei Wochen auf den Schreiner warten. Für mich hat sich das gelohnt. Dem einen gefällt das, dem anderen Muttis Milchkanne. Ich bin da tolerant.

Exzesse in Membrantechnik (Bums & Rums) sind nicht meines. Um Musik vernünftig zu hören, brauchts keine x Quadratmeter Pappe. Da um die Pappen dann auch wieder MDF, MPX o.ä. gehört, zerstört man damit jeden Wohneindruck.
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