Beliebige Chassikombination vs. Weiche und Korrekturen

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HiFiKarol
Inventar
#1 erstellt: 08. Jul 2017, 13:04
Servus, DIYer

Ich spiele gerade mit ein paar Gedanken (die allerdings erstmal nicht realisiert werden)...

Mir kam vor kurzem folgende Überlegung:
Mit entsprechend Know-How und Erfahrung in Sachen Weichenabstimmung und Auswirkungen der Schallwand auf die Abstrahlung von LS sollte es doch theoretisch möglich sein, ein beliebiges Chassis mit jedem beliebigen anderen Chassis zu kombinieren, und damit ein anständiges Ergebnis zu erzielen. Okay, womöglich würde der Wirkungsgrad dann ganz schön flöten gehen, und klar, darf es zwischen den einzelnen Chassis keine zu großen Frequenzlöcher geben (wobei das evtl auch ausgebessert werden könnte jedoch mit stark fallendem Wirkungsgrad, oder?). Hier müsste man dann eben mit der entsprechenden Modifikation der Weiche die ursprünglichen Faktoren, welche die Chassis als "unpassend" deklarieren ausgleichen.

Spätestens mit Einsatz einer digitalen, externen Frequenzweiche und evtl eines DSP müsste das doch machbar sein. Aber ich denke auch eine komplizierte passive Weiche müsste das ermöglichen.

Gibts dazu Erfahrungswerte, oder einen Bericht irgendwo in den unendlichen Weiten des Internets?

Cheers,
Karol
Rufus49
Stammgast
#2 erstellt: 09. Jul 2017, 19:07

Mit entsprechend Know-How und Erfahrung in Sachen Weichenabstimmung und Auswirkungen der Schallwand auf die Abstrahlung von LS sollte es doch theoretisch möglich sein, ein beliebiges Chassis mit jedem beliebigen anderen Chassis zu kombinieren


Nach Radio Eriwan: Im Prinzip schon!

Bei den Entwicklungen werden aber schon passende Chassis (Hoch-/Mittel-/Tieftöner) ausgesucht und kombiniert. Bei ungeeigneten Chassis, kann auch die beste Frequenzweiche evtl. DSP nur die Schwächen etwas kaschieren - mehr nicht.
HiFiKarol
Inventar
#3 erstellt: 09. Jul 2017, 19:46
Danke für die Antwort.

Was macht denn eigentlich genau ein "passendes" Chassis aus?
Welche Parameter müssen inwiefern zueinander passen, um zwei Chassis kombinieren zu können?
Big_Määääc
Inventar
#4 erstellt: 09. Jul 2017, 21:13
du musst Chassis aussuchen, die zum späteren Einsatzzweck passen.

der Rest ist egal, weil es ihn "nicht" gibt.

wenn du jetzt der Mode nach iwelche unterschiedlichen Funktionsprinzipen zusammen drücken musst oder willst,
um das endgültige Ding schon von der Bestückungsliste für den späteren "Kunden" interessant zu machen,
dann musst du Berge umschiffen.

macht aber so akustisch keinen Sinn
DjDump
Inventar
#5 erstellt: 10. Jul 2017, 18:37
Worauf ziehlt denn deine Frage ab?

Mit der Weiche kann man halt nur regeln, welche Spannung die Chassis bekommen.
Wenn beim Gehäusebau Fehler gemacht wurden, z.B. ein großer Chassisabstand bei einem Zweiwegler kann auch die Weiche nichts ausrichten. Es bleiben zwei Schallquellen die sich negativ überlagern. Selbst wenn man es für einen bestimmten hörplatz optimiert bekommt: 5cm weiter ist dann wieder genau so schlecht.
Oder wenn die Membran eines Chassis dazu neigt in Eigenschwingungen aufzubrechen, so dass es zu einem starken Klirr kommt, kann die Weiche auch nichts machen.
Vielleicht ists aber auch bei einem Zweiwegler so, dass der Tieftöner eine gewisse Zeit braucht um "in Fahrt" zu kommen, der HT aber viel schneller reagiert. Dann wäre im ersten Moment eine verringerte Spannung beim Hochtöner das richtige. Nachdem dann aber 20 Schwingungen vollführt worden sind und der Tieftöner in Fahrt ist, ist der Hochtöner zu leise, weil die Weiche nicht zeitlich abhängig reagiert. Mit einem DSP mit viel Aufwand zu beheben, aber nicht mit einer passiven Weiche.

Die meisten Chassis sind schon so Pi mal Daumen kompatibel. Je nach Anspruch kann es voll und ganz ausreichen die Chassis nach dem angegebenen Frequenzbereich auszusuchen. So habe ich angefangen und es hat für mein damaliges Gehör gut geklungen. So geht es ja vielen Anfängern, die erste Eigenkonstruktion klingt immer überragend.

Aber aus einem ingenieurstechnischen Standpunkt machts halt trotzdem keinen Sinn zwei schlecht kompatible Chassis zu nehmen. Wenn man aber nur Basteln will: Nur zu, man lernt ja auch ne Menge dabei.
HiFiKarol
Inventar
#6 erstellt: 10. Jul 2017, 18:48

DjDump (Beitrag #5) schrieb:
Worauf ziehlt denn deine Frage ab?

Naja, eigentlich reine Wissbegierde. Ich lese hier häufiger von "unpassenden" Chassis, und dass man nicht wahllos zwei bis x rumliegende Chassis zusammen in ne Kiste packen kann, wenn es nach was klingen soll. Ich hab allerdings noch nie so ganz durchgeblickt, was genau an Chassis "passt" oder eben "nicht passt".
Hab dazu auf die schnelle auch nicht so viel gefunden, was mich weitergebracht hätte, und finde auch Diskussionen hier im Forum immer wieder angenehm, und ehrlich gesagt lerne ich dadurch auch mehr als wenn ich es google...
Daher jetzt nochmal die weiterführende Frage: Welche Parameter sind dafür entscheidend, ob zwei oder mehrere Chassis zueinander passen oder nicht?

Cheers
Karol
DjDump
Inventar
#7 erstellt: 10. Jul 2017, 19:11
Wenn du den Frequenzgang und Impedanzgang anschaust, kannst du schon ganz gut abschätzen, obs in die richtige Richtung geht.
Die Frequenzbereiche sollten sich überschneiden, oder im Übergangsbereich gleichmäßig abfallen. Im Bereich der gewünschten Trennfrequenz sollten sich der Impedanzgang möglichst wenig ändern. Da die Spitze immer bei der Resonanzfrequenz ist, sollte die Trennfrequenz davon Abstand haben.
Außerdem sollte natürlich der Wirkungsgrad und die maximale Lautstärke der Chassis ungefähr übereinstimmen.

Und dann kommen noch die Qualitäten der Einzelchassis dazu. Es macht i.d.R. keinen Sinn einen Premium-Tieftöner mit einem Billig-Hochtöner zu kombinieren.

Die TSP sind eigentlich nur im Bassbereich wichtig, dh für die Kombination von Chassis müssen die nicht beachtet werden.

Dann kommen noch Effekte hinzu, die man vorher nur schwer abschätzen kann, da oft auch Informationen fehlen. Wenn man z.B. einen großen Tieftöner hat, der hoch getrennt werden soll, wird er im Bereich der Trennfrequenz stark bündeln. Der Hochtöner dagegen bündelt durch den kleineren Durchmesser nicht so stark. Auch Achse ist das einem egal, aber man sitzt nicht immer auf Achse, bzw bekommt auch Reflektionen von den Wänden mit. Das sind aber schon Effekte, die man bei der ersten Eigenentwicklung nicht beachten muss/sollte. *

Lad dir mal Boxsim runter und Spiel ein bisschen damit rum. Die Datenbank von Visaton Chassis reicht zum ausprobieren erstmal gut aus und auch die erste Eigenentwicklung kann man damit eigentich komplett erledigen. Durch den Weichenoptimierer kannst du schnell gute Ergebnisse bekommen. Und bei manchen Chassiskombinationen kommt man mit einer 6db/okt Weiche hin (das passt dann gut), bei anderen hilft auch sehr kompliziertes Bauteilnetzwerk nicht.
Wenn du dann aber in der Realität entwickelst, würde ich zu einem DSP raten. Dann läuft die Entwicklnug ähnlich wie in Boxsim ab, per Trail and Error, aber ohne zusatzkosten für jede iteration (dabei lernt man eben auch sehr viel).


* wenn man auf zu viele Details eingeht verliert man schnell den Blick fürs Wesentliche. Als Anfänger hat man schon genug damit zu tun den Einfluss von Bassreflexrohr Länge und Trennfrequenz zu verstehen, da braucht/sollte man sich um "sekundäre" Effekte erstmal keine Gedanken machen. Aber wie gesagt: Alles eine Frage des Anspruchs.
ehemals_Mwf
Inventar
#8 erstellt: 11. Jul 2017, 09:39
Hi,
DjDump (Beitrag #5) schrieb:
... Vielleicht ists aber auch bei einem Zweiwegler so, dass der Tieftöner eine gewisse Zeit braucht um "in Fahrt" zu kommen, der HT aber viel schneller reagiert. Dann wäre im ersten Moment eine verringerte Spannung beim Hochtöner das richtige. Nachdem dann aber 20 Schwingungen vollführt worden sind und der Tieftöner in Fahrt ist, ist der Hochtöner zu leise, weil die Weiche nicht zeitlich abhängig reagiert. Mit einem DSP mit viel Aufwand zu beheben, aber nicht mit einer passiven Weiche. ...

In dieser Äußerung gäbe es einiges richtigzustellen -- z.B.: "schnelle" TTs sind keine ,
bzw. dem TE klarzumachen, was dies evtl. für die Treiberauswahl /Weichenkonzeption bedeutet.
Dazu fehlen mir jetzt aber Zeit und Lust.

Gruss,
Michael


[Beitrag von ehemals_Mwf am 11. Jul 2017, 09:41 bearbeitet]
DjDump
Inventar
#9 erstellt: 11. Jul 2017, 14:02
So gehts immer allen und dann schreibt niemand was dazu und den Anfängern ist auch nicht geholfen. Das Wissen ist da, aber für Anfänger ist es hinter einer Mauer.

Ich hätte auch einfach nur schreiben können, dass man Ein- und Ausschwingverhalten beachten muss, aber mit sowas hilft man nicht, weil der Wissenstand ein ganz anderer ist. Dann müsste gegoogelt werden, was das Verhalten ist, es kommen nur Systemtheorie Beiträge und die Lust am Lautsprecherbau sinkt, weil man ja eigentlich was basteln wollte.
HiFiKarol
Inventar
#10 erstellt: 11. Jul 2017, 14:54

Mwf (Beitrag #8) schrieb:

DjDump (Beitrag #5) schrieb:
...
...

In dieser Äußerung gäbe es einiges richtigzustellen

Das kann sein, trotzdem war DjDump's Beitrag (für mich) wesentlich hilfreicher als Deiner...

@DjDump: Vielen Dank für den ausführlichen Beitrag.
Was also zueinander passen muss sind
1. Frequenzgang: Sollte sich überlappen. -> Klar, sonst hab ich evtl ein Loch/Senke im finalen Frequenzgang. Oder?
2. Impedanzverlauf: Sollte bei der angestrebten Grenzfrequenz möglichst flach sein. -> Müssen die Impedanzen an der Grenzfrequenz auch gleich sein?
3. Wirkungsgrad: sollte ähnlich sein. -> Das ist was ich im Eingangspost meinte. Das könnte man doch aber recht einfach per Weiche anpassen, oder?
4. Allg. Qualität der Chassis: Sollte vergleichbar sein. -> Logisch. Ich pack ja auch keinen Röhrenbildschirm an ne High-End-GraKa, und keine Kleinwagenreifen an nen Ferrari.

Kann man das für den Anfang so stehen lassen?
Wäre cool, wenn Ihr mir die weiterführenden Verständnisfragen noch beantworten könntet.

Cheers und vielen Dank
Karol
Big_Määääc
Inventar
#11 erstellt: 11. Jul 2017, 15:53
auch wenn das jetzt doof kommt
das Buch - Grundlagen der Lautsprecher - besorgen wenn dann mehr Interesse besteht.

bestens angelegte 25 Euro !
ehemals_Mwf
Inventar
#12 erstellt: 11. Jul 2017, 17:22

HiFiKarol (Beitrag #10) schrieb:
... Kann man das für den Anfang so stehen lassen? ...

z.T.

1. o.K.

2. Nein.
Der Impedanzverlauf muss weder flach sein (kann bei Bedarf durch Parallelglieder flach gezogen werden, geht ansonsten automatisch in die Weichenabstimmung mit ein),
noch muss die Impedanz der Einzelzweige gleich sein.
Entscheidend für die Impedanz (= Anpassung an den Verstärker) ist der Treiber für den Leistungs-intensivsten Bereich, d.h. meist der Bass.

3. Wirkungsgrad (in % oder dB SPL /1W /1 m) ist im wesentlichen wieder (s. 2) für den Tieftonbereich entscheidend.
Leider sind speziell im Bass die Umgebungsbedingungen zu beachten, im Halbfeld /2 pi /unendliche Schallwand gibts automatisch doppelte %-Werte oder bis zu 6 dB mehr SPL gegenüber Freifeld /4 pi /(kleine) Schallwand (= kompakte Box).
Für die von HTs abgestrahlten Wellenlängen ist nahezu jede Schallwand groß, daher sind hier die üblichen Halbfeld-Bedingungen (2 pi) kein Stolperstein.
MTs liegen i.d.R. genau dazwischen (Bereich des "Baffle-steps").

Für Entwicklungen mit passiven Weichen ist die (relative Spannungs-)-Empfindlichkeit (dB SPL /Volt /1m) zunächst wichtiger als der Wirkungsgrad, d.h. bei unterschiedlicher Impedanz darf für gleichhohen SPL der Wirkungsgrad abweichen:
Impedanz verdoppelt = Wirkungsgrad i. % verdoppelt, dB SPL +3 dB.
Beispiel:
zum TT mit 4 Ohm und 86 dB /W/m passt auch ein HT mit 8 Ohm und 89 dB (dito 6 Ohm mit ~87.5 dB)
Noch höhere Empfindlichkeiten von HTs und MTs können problemlos mit Spannungsteilern /Vorwiderständen angepasst werden.

Der Wirkungsgrad geht natürlich (zus. m. Belastbarkeit) auch in den maximalen SPL ein, sehr wichtig für Party /PA-Anwendungen, für den Musikgenießer zu Hause aber zweitrangig.

Wirkungsgrad /SPL von TTs sollte immer aus den TSP-Daten geholt werden, andernfalls ist die Gefahr groß, dass Werbungs-freundlich wesentlich höhere Werte (wg. Bündelung im Mitteltonbereich) zu einer Grundton-armen Kombi führen.

4. na ja
(beide Beispiele /Analogien nicht gut passend), aber o.K.

5. (bisher nicht genügend gewürdigt)
Abstrahlverhalten /Richtwirkung
-- der Sprung von einem am oberen Ende scharf bündelnden TT auf einen breit abstrahlenden Kalotten-HT sollte nicht zu groß sein ...


[Beitrag von ehemals_Mwf am 12. Jul 2017, 11:07 bearbeitet]
Apalone
Inventar
#13 erstellt: 12. Jul 2017, 06:11

HiFiKarol (Beitrag #10) schrieb:
......Kann man das für den Anfang so stehen lassen?
Wäre cool, wenn Ihr mir die weiterführenden Verständnisfragen noch beantworten könntet.....


Das ist aber eben nicht so "mal eben" beantwortet und kann auch niemals abschließend beantwortet werden, weil es vom konkreten individuellen Zweck abhängt.

Von daher war/ist der Hinweis auf Fachliteratur weder überflüssig noch unangemessen.

auszugsweise:

1. wenn der TT im Frequenzbereich x bereits klirrt ohne Ende und/oder völlig absurde Löcher/Spitzen aufweist, der HT aber im entsprechenden Frequenzbereich noch nicht einsetzbar ist ,

passen die Treiber im angedachten Zweck/im konkreten Einsatzszenario nicht zusammen!

2. wenn Wirkungsgrade viel zu unterschiedlich sind (dann kann eben auch per DSP sinnvoll (!) nicht angepasst werden)

passen die Treiber im angedachten Zweck/im konkreten Einsatzszenario nicht zusammen!

3. wenn eine Weiche für die angedachte Filterfunktion eine absurd niedrige Impedanz generieren würde, die Filterfunktion aber im Szenarion zwingend erforderlich ist

passen die Treiber im angedachten Zweck/im konkreten Einsatzszenario nicht zusammen!

4. wenn die erforderliche Schallwandbreite (wegen Abmessungen TT) einen exorbitanten Bafflestep beim HT erzeugen würde, er nur suboptimal zu beseitigen wäre (mit DSP zB sehr häufig NICHT!!)

passen die Treiber im angedachten Zweck/im konkreten Einsatzszenario nicht zusammen!

5. wenn der TT bei der erforderlichen Trennfrequenz exorbitant bündelt, der HT aber sehr breit abstrahlt,

passen die Treiber im angedachten Zweck/im konkreten Einsatzszenario nicht zusammen!

und noch Hunderte (!!) weiterer Beispiele!!

Man kann einzelne Treiber nach Katalogdaten nur in Einzelfällen vergleichend bewerten, wichtig ist ein Entwicklungskonzept dahinter.
Kay*
Inventar
#14 erstellt: 14. Jul 2017, 14:45
(wenn's noch niemand geschrieben hat)!

Bündelung/Abstrahlverhalten im Trennbereich ist auch ein Punkt!



war DjDump's Beitrag (für mich) wesentlich hilfreicher als Deiner...

... wenn man über Ungenauigkeiten und Widersprüchen hinweg sieht


So gehts immer allen und dann schreibt niemand was dazu und
den Anfängern ist auch nicht geholfen.
Das Wissen ist da, aber für Anfänger ist es hinter einer Mauer.

Ich weiss nicht ...

Die Geschwindigkeit eines LS ist wird durch die obere Grenzfrequenz bestimmt,
gilt auch für alles andere, z.B. ein AMP mit 50kHz/-3dB kann eben nicht 100kHz/-3dB,
auch nicht, wenn die SlewRate/Anstiegsgeschwindigkeit grösser ist.

Ein verlängertes Ausschwingen macht "nur" den Eindruck von "langsam",
dabei immer den Raum (noch viel längeres Ausschwingen" im Hinterkopf behalten!
--> Raumresonanzen

p.s.
ein Einsteiger liest bitte wenigstens:
http://www.hornlautsprecher.de/download_dichtung.htm


[Beitrag von Kay* am 14. Jul 2017, 14:55 bearbeitet]
HiFiKarol
Inventar
#15 erstellt: 14. Jul 2017, 14:56
Vielen Dank für die Antworten.
Jetzt hab ich erstmal einen Ansatz worauf man so achten sollte.

Da das hier schon ein paar Mal angesprochen wurde:
Wie kann man das Bündelungsverhalten grob abschätzen? Das hängt ja mit der Größe des Chassis und der angedachten Wellenlänge ab, richtig? Also solang die Wellenlänge deutlich größer ist, als das Chassis kann ich davon ausgehen, dass es nicht bis kaum bündelt, und wenn das Chassis verglichen mit der Wellenlänge deutlich größer ist, bündelt es stark. Oder steh ich grad aufm Schlauch?
Big_Määääc
Inventar
#16 erstellt: 14. Jul 2017, 15:46
das ist so richtig.

Feinheiten sind dann vorhanden, wenn die Membran eines Lautsprecherchassis nicht mehr wie ein massiver Kolben schwingt,
sondern wenn zB die Randbereiche nicht mehr mitkommen,
dann ändert sich auch das Richtverhalten,
wobei da auch die Menbranform zB Konustiefe ein Wort mitredet.
HiFiKarol
Inventar
#17 erstellt: 14. Jul 2017, 19:43
Okay, ich würd jetzt annehmen, dass einen Membran bei der die Randbereiche nicht mehr so schwingen wie die Mitte dann tendentiell kleiner wirkt, im Bezug auf die Richtwirkung. Oder?

Eine Flache Membran würde ich naiv auch eher weniger gerichtet annehmen, als eine klassische tiefere...

Findet man zum Richtverhalten einzener Chassis auch Daten, wie z.B. für den Frequenzgang?
DjDump
Inventar
#18 erstellt: 14. Jul 2017, 20:12
Lade mal Boxsim runter. Da gibts zwar nur Visaton Chassis, die aber sehr detailliert. Da kannst du so ziemlich alles simulieren,das auch am Ende messbar ist.
Apalone
Inventar
#19 erstellt: 14. Jul 2017, 21:09

HiFiKarol (Beitrag #15) schrieb:
....
Wie kann man das Bündelungsverhalten grob abschätzen? Das hängt ja mit der Größe des Chassis und der angedachten Wellenlänge ab, richtig? Also solang die Wellenlänge deutlich größer ist, als das Chassis kann ich davon ausgehen, dass es nicht bis kaum bündelt, und wenn das Chassis verglichen mit der Wellenlänge deutlich größer ist, bündelt es stark. Oder steh ich grad aufm Schlauch?


Das ist die Theorie.

Ob das mit den verwendeten Chassis konkret so ist, muss man durch Messungen überprüfen.

Nochmal:
In den allermeisten Fällen kann man nicht generalisieren!!
Kay*
Inventar
#20 erstellt: 14. Jul 2017, 22:53
weil's mich massiv ärgert:

Die TSP sind eigentlich nur im Bassbereich wichtig, dh für die Kombination von Chassis müssen die nicht beachtet werden

die Aussage ist schlichtweg falsch!
z.B.

HT, Fres=1500Hz, Qt=2, Fcut=3000Hz, Trennung 2.Ord.
---> geht nicht, zuviel zwischen 1500 und 3000Hz

HT, Fres=1500Hz, Qt=0,2, Fcut=3000Hz, Trennung 2.Ord.
---> geht nicht, zuwenig zwischen 1500 und 3000Hz

Anmerkung:
"passiv" kann man besser absenken, als anheben

grundsätzlich,
man schaut sich immer die TSP an, um daraus zuentscheiden, in welchem Bereich einen Ls wie einsetzen kann
DjDump
Inventar
#21 erstellt: 15. Jul 2017, 06:18

Kay* (Beitrag #20) schrieb:

HT, Fres=1500Hz, Qt=2, Fcut=3000Hz, Trennung 2.Ord.
---> geht nicht, zuviel zwischen 1500 und 3000Hz

HT, Fres=1500Hz, Qt=0,2, Fcut=3000Hz, Trennung 2.Ord.
---> geht nicht, zuwenig zwischen 1500 und 3000Hz


Wie sieht denn die allgemeine Regel dazu aus? Das ist ja nur ein Beispiel, was einem Anfänger nicht groß hilft. Und wie groß ist der Einfluss? Für einen Anfänger ohne direkten Vergleich hörbar?

Versteh mich nicht falsch, ich glaube dir den Einfluss und ich habe jetzt auch was dazu gelernt. Aber zu viele Regeln führen mMn nicht zu einer besseren Lautsprecherentwicklung, sondern dazu, dass gar kein Lautsprecher entwickelt wird, weil es aussichtslos erscheint.
Big_Määääc
Inventar
#22 erstellt: 15. Jul 2017, 06:23
zu genaues Hintergrundwissen nützt dem Neuling garnix,
weil nur "step by step" gibt Lernerfolg
Apalone
Inventar
#23 erstellt: 15. Jul 2017, 07:34

DjDump (Beitrag #21) schrieb:
.....Aber zu viele Regeln führen mMn nicht zu einer besseren Lautsprecherentwicklung, sondern dazu, dass gar kein Lautsprecher entwickelt wird, weil es aussichtslos erscheint.


Allzu viele Regeln gibt es gar nicht.

Man sollte sich das gewünschte Leistungsprofil einer geplanten Lautsprecherkonstruktion ansehen und dann schauen, welche Chassis konkret dafür geeignet sind.

Viele "Regeln" sollte man nicht zu dogmatisch und fest gefasst ansehen. Es hat auch schon TL-Konstruktionen mit Qts kleiner 0,3 oder BR-Konstruktionen mit Qts größer als 0,5 gegeben, die nicht völlig grottig klangen.

Je mehr man ausprobiert und an Grenzen geht, desto größer ist aber eben auch die Gefahr, dass man die Konstruktion verwerfen muss.

Wenn man Erfahrungen sammeln will, muss man auch mal in Kauf nehmen, ein Gehäuse komplett dem Kamin zuzuführen oder die Entwicklungsmappe, deren Erstellung bereits 30 Arbeitsstunden verschlungen hat, eben missmutig im Ordner "klappt nicht" abzulegen.

Manchmal passiert es eben auch, dass eigentlich passende LS einfach nicht zu einem zufriedenstellenden Miteinander überredet werden können. Ich kann mich da an einige Pläne mit relativ hoch trennenden 2-Wegern oder Konus-Mitteltönern erinnern:
>> klang einfach nicht, trotz Simulation, Messungen, bestimmt 200 Frequenzweichenbauteile iRd Entwicklung zur Verfügung. Irgendwann wurden diese (!) Pläne aufgegeben. (war damals ein Monacor MSH 115 (?) und ein Technics TH 400; war irgendwie alles nicht zufriedenstellend).
HiFiKarol
Inventar
#24 erstellt: 15. Jul 2017, 09:15
Okay. Das war jetzt einiges an Input...
Ich bin grad ein wenig verwirrt, aber gut, ich werd das wohl allen nochmal genauer lesen, und durchdenken müssen...

Gibt's eingentlich eine Art Step-by-Step Guide, wie ich zu einem Chassis ein passendes weiteres Chassis finde?
Apalone
Inventar
#25 erstellt: 15. Jul 2017, 09:18

HiFiKarol (Beitrag #24) schrieb:
....Gibt's eingentlich eine Art Step-by-Step Guide, wie ich zu einem Chassis ein passendes weiteres Chassis finde?


Ja, sicher.

gewünschtes Anforderungsprofil nehmen und step by step abhaken, ob Anforderung erfüllbar...

Wie sieht das eigentlich mit Fachliteratur aus? Welche ist vorhanden?
HiFiKarol
Inventar
#26 erstellt: 15. Jul 2017, 09:37
Fachliteratur ist noch keine vorhanden.
EDIT: Was könnt Ihr da so empfehlen (außer dem bisher genannten "Grundlagen der Lautsprecher")? Ist übrigens das einzige Thema, wo ich bisher absolut nichts zu in unserer Uni-Bib gefunden hab.

Ich werde auch erstmal die nächsten Wochen nicht groß über eine Realisierung nachdenken, weil ich bis Anfang April relativ viel mit dem Studium und Klausuren zu tun hab.
Danach kann ich evtl mal langsam anfangen mich wirklich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, und evtl auch in Richtung eines tatsächlichen Baus denken...


[Beitrag von HiFiKarol am 15. Jul 2017, 09:40 bearbeitet]
Apalone
Inventar
#27 erstellt: 15. Jul 2017, 09:46

HiFiKarol (Beitrag #26) schrieb:
Fachliteratur ist noch keine vorhanden.
EDIT: Was könnt Ihr da so empfehlen.....


die zwei Götz Schwamkrug Bücher (eines davon gibt es sogar legal online).

Den Vance Dickason.

Bernd Stark: Lautsprecher

Wenn du den Dickason und beide Schwamkrug verinnerlicht hast, bist du schon ein gutes Stück weiter.
Kay*
Inventar
#28 erstellt: 15. Jul 2017, 12:20

DjDump (Beitrag #21) schrieb:

Kay* (Beitrag #20) schrieb:

HT, Fres=1500Hz, Qt=2, Fcut=3000Hz, Trennung 2.Ord.
---> geht nicht, zuviel zwischen 1500 und 3000Hz

HT, Fres=1500Hz, Qt=0,2, Fcut=3000Hz, Trennung 2.Ord.
---> geht nicht, zuwenig zwischen 1500 und 3000Hz


Wie sieht denn die allgemeine Regel dazu aus?

die steht in meinem Beitrag direkt unter dem Beispiel!



Versteh mich nicht falsch, ich glaube dir den Einfluss und ich habe jetzt auch was dazu gelernt. Aber zu viele Regeln führen mMn nicht zu einer besseren Lautsprecherentwicklung, sondern dazu, dass gar kein Lautsprecher entwickelt wird, weil es aussichtslos erscheint.

wenn etwas "scheint" wird man sich mit den Grundlagen beschäftigen, mit Boxsim spielen, usw.,
wenn man ernsthaft will!
Ein grundsätzlicher Denkfehler wäre, Infos, wie die TS, nicht mit zudenken/als partiell unwichtig zu deklarieren,
hier, die Flanken von Filtern liegen im Hörbereich, sprich, es sollte sich alles halbwegs sinnvoll summieren.
p.s.


HT, Fres=1500Hz, Qt=2, Fcut=3000Hz, Trennung 2.Ord.
---> geht nicht, zuviel zwischen 1500 und 3000Hz

in diesem Beispiel läuft der HT mit 2.Ord. bis 1500Hz etwa linear runter, sofern die Impedanz korrigiert wird.
---> höher trennen oder steiler


[Beitrag von Kay* am 15. Jul 2017, 12:34 bearbeitet]
Kay*
Inventar
#29 erstellt: 15. Jul 2017, 12:22
Marko,

je mehr man ausprobiert und an Grenzen geht,

dazu muss man sie kennen(lernen)
Apalone
Inventar
#30 erstellt: 15. Jul 2017, 16:26
Ja, sicher.

Fachliteratur >> Fachwissen >> Billigchassis zur Erfahrungsammlung >> mind. 30 Frequenzweichenbauteile >> Summe X an Zubehör (Watte, Noppenschaumstoff, Anschlussterminals, Lötstationen, Dichtmaterial, usw. usf.) >> >> Simulationswerkzeug >> Messwerkzeug >> sieben, acht Gehäusepaare aufbauen >> nachvollziehbare Dokumentationen anlegen

und schwupp >> schon ist die Erfahrung da!!
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