Praktischer Einsatz von Silberglimmerkondensatoren als Bypass

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stern71
Stammgast
#1 erstellt: 17. Jun 2006, 06:04
Hallo,

Ich habe mal eine Frage zum Einsatz von Silberglimmertypen als Bypasskondensator.
Vorausgestzt wird das der Bypasskondensator die untere Grenzfreuenz nicht allzu sehr verändert.
Zum Einsatz kommen soll ein Wert von ca. 50 nF.
Als Hauptkapazität wird ein KP-Kondensator (z.B. ERO Roederstein) verwendet.
Als Glimmertypen stehen ein 1 nF bzw. ein hochwertiger 10 nF Mica zur Verfügung.
Hier die möglichen Kombinationen:

Kombi 1: KP-KOndensator 39 nF + 10 nF Silberglimmer oder
Kombi 2: KP-KOndensator 47 nF + 1 nF Silberglimmer

Beide Vorschläge ergeben ungefähr die gleiche Gesamtkapazität.
Mich würde mal interessieren welchen Einfluss die Kapazität des Bypasskondensators auf das Klangerlebniss bzw. die elektrischen Eigenschaften der Kombination hat.
Könnte es sein dass größere Bypasswerte die Eigenschaften der Kominationen verschlechtern ?
(Stichwort Induktivität; welche bei Glimmertypen doch vernachlässigt werden kann, oder ?)


audiophile Grüße Heiko
audiosix
Stammgast
#2 erstellt: 17. Jun 2006, 08:53
Parallel geschaltete Kondensatoren klingen wie
"Catpiss" Katzenpisse!
Zitat: Andy Groove, Audio Note UK
Morfeus
Stammgast
#3 erstellt: 17. Jun 2006, 09:00

audiosix schrieb:
Parallel geschaltete Kondensatoren klingen wie
"Catpiss" Katzenpisse!
Zitat: Andy Groove, Audio Note UK




Heinz
E130L
Inventar
#4 erstellt: 17. Jun 2006, 09:22
Hallo,

@stern71:
elektrisch sinnvoll ist nur Kombi2, der 1nF Kondensator hat die höchste Eigenresonanz und damit das beste Verhalten im HF-Bereich. Ob sich das im Hörbereich auswirkt ???

Gruss Volker
tubsy
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 17. Jun 2006, 14:39
hallo,

glimmer als bypass im Koppel ko klingt zu aggressiv und sehr
aufdringlich, dagegen im netzteil fantastisch.
meine erfahrung.

gruß, tubsy
stern71
Stammgast
#6 erstellt: 17. Jun 2006, 16:48
Das Stichwort "aggressiv" finde ich sehr interressant.
Also ist ein Glimmer doch kein Allerheilmittel !

Das drängt sich in mir förmlich die Frage auf wie klingen folgende Qualitäten ?

1. MKP
2. KP
3. Styroflex
4. Glimmer

Ein paar kurze Ausführungen würden mir reichen.

Ich bedanke mich schon mal für die rege Beteiligung !
audiosix
Stammgast
#7 erstellt: 17. Jun 2006, 18:41
Kommt auf das Umfeld an.
stern71
Stammgast
#8 erstellt: 18. Jun 2006, 02:41
Das Umfeld ist der Einsatz als Koppel-C vor der Endröhre.

Trotzdem hielt ich die Netzteilbestückung bis jetzt für relativ unwichtig. Ich hätte nie gedacht dass Kondensatoren im Netzteil eienn solchen Einfluß auf den Klang nehmen.

Gruß Heik
KSTR
Inventar
#9 erstellt: 18. Jun 2006, 14:27

stern71 schrieb:
Trotzdem hielt ich die Netzteilbestückung bis jetzt für relativ unwichtig. Ich hätte nie gedacht dass Kondensatoren im Netzteil eienn solchen Einfluß auf den Klang nehmen.
Das wird schnell klar, wenn man sich überlegt, dass das Netzteil der Geräteteil ist, der von der Auswirkung her am entscheidensten im Signalweg liegt -- alles andere davor (also alles bis zu den Endröhren/-Transistoren) dient ja lediglich dazu, den Strom durch den Verbraucher zu steuern (d.h. sogar zu regeln, wenn Gegenkopplung vorliegt). Wenn die Stromquelle "nichts kann", kann sich die Steuerung/Regelung davor so abmühen wie sie will...


Das Problem beim Parallelschalten von Kondensatoren ist nicht prinzipiell, sondern eine Frage der richtigen Kombination. Die Kombination ist u.A. dann richtig, wenn bei den Eigenschaften, speziell bei den "Dreck-Effekten" der Kondensatoren, jeweils einer pro Eigenschaft dominant ist (um etwa eine Zehnerpotenz, mindestens), sonst kommt es zu "lokalen Verteilungskriegen". In der Anwendung als Koppelkondensator ist das Umfeld hochohmig, etwaige hochfrequente Eigenresonanzen werden also kaum bedämpft und können durchschlagen (auch wenn diese weit oberhalb 20kHz liegen, die Stabilität der Gegenkopplung und der Arbeitspunkte wird dadurch schon beeinflusst, damit wird es auch oft hörbar).

Der Schwingkreis entsteht durch die Interaktion der Kapazität mit der Induktiviät (des Bauteils + Verdrahtung) und ist ja schon bei einem einzelnen Kondensator -- und prinzipiell immer -- vorhanden. Durch Parallelschalten eines Bypass-Kondensators soll folgendes passieren:
Der Bypass hat eine höhere Reso wie der Haupt-C, ist also bei dessen Reso und oberhalb davon noch kapazitiv. Weiter wirkt dann auch der Gesamt-ESR der Kombi als dämpfender Wirkwiderstand, also der Bypass-C + der Gesamt-ESR bilden einen Snubber (Dämpfungsglied). Die Kapazität des Bypasses dient dabei primär zur Abkopplung der Gleichspannung (und ist daher zunächst recht unwichtig/unkritisch). Die Wirkung kommt allein vom Gesamt-ESR. Der darf aber nicht zu niedrig sein, sonst bildet der Bypass-C mit dem Haupt-ESL einen neuen Schwingkreis, wieder recht ungedämpft (weil eben zu wenig Wirkwiderstand vorhanden ist, der die Schwingung in Wärme umwandeln könnte).
Zusammengefasst: Der Bypass erweitert den Frequenzbereich, in dem die Kombi noch sauber als Kondensator wirkt, und er bedämpft die Reso des Haupt-Cs.

Dummerweise sind die ESL- und ESR-Werte von Kondensatoren Parameter mit hohen Toleranzen und Abhängkeiten vom Umfeld (Temperatur, z.B.), das Parallelschalten von Cs wird dadurch zum Roulette-Spiel. Man kann da etwas tricksen, um reproduzierbarere Ergebnisse zu bekommen: zum Haupt-C liegt ein kleiner Widerstand in Serie, darüber liegt erst der Bypass parallel (oder auch umgekehrt, spielt für die Snubber-Funktion zwar keine Rolle, hat aber ein paar kleinere Nachteile). Dann hat man einen definierten ESR. Bei tiefen Frequenzen dominiert ganz normal der Haupt-C, der Serienwiderstand spielt keine Rolle. Bei hohen Frequenzen dominiert der Bypass, der Haupt-C wird abgewürgt, aber nicht direkt kurzgeschlossen. Die Eigenreso des Haupt-C wird sauber bedämpft (und diese Reso sollte natürlich möglichst schon oberhalb der Signalbandes liegen: also >20Khz für alles ausser dem Netzteil, da sind >200Khz anzustreben -- bei Endstufen in Class-AB-Schaltung, also beim Großteil).

Auch der Bypass-C hat eine Eigenresonanz, die man folglich so hoch wählen muss (durch kleine Kapazität und kleinen ESL), dass sie keine Rolle mehr spielen kann (wenn sie weit oberhalb der höchsten internen Verstärkerbandbreite liegt).

Man sieht schon, dass man zur optimalen Auswahl (d.h. Finden des besten Kompromisses aus gegensätzlichen Anforderungen) von Haupt-C und Bypass-C (und evtl. Serien-R) eine üble Schlangengrube (auch simulier-, mess- und überprufüngstechnisch) aufmachen muss. Deshalb versucht man das möglichst zu vermeiden, und kaum ein Hersteller zahlt seinen Entwicklern Tage oder gar Wochen für das Finden der besten Koppelkondensator-Schaltung.


Zu deinen Fragen:

Nimm Kombi #2, evtl. noch einen 1-Ohm-Widerstand (induktionsarmer Typ) in Serie mit dem 47nF KP

Wird der Bypass zu groß, bekommt man u.U. eine tiefere und weniger gedämpfte Resonanz als ohne Bypass.

Pauschale klangliche Beurteilungen von Kondensatoren allein aufgrund deren Aufbaus kann ich nicht geben. Allerdings setze ich Glimmertypen als Bypässe (zu Elkos + Serien-R) oder auch solo gerne und erfolgreich ein, in jeder Anwendung (eben wegen ihrer insgesamt sehr guten Daten und ihrer generell hohen Werte-Stabilität und Spannungsfestigkeit -- ausser der mechanischen).

Grüße, Klaus
stern71
Stammgast
#10 erstellt: 21. Jun 2006, 14:27
Hallo Klaus,

Ich möchte mich noch einmal für die ausführliche Antwort bedanken.

Gruß Heiko
Glokko
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 27. Jun 2006, 09:42

audiosix schrieb:
Parallel geschaltete Kondensatoren klingen wie "Catpiss" Katzenpisse!
Zitat: Andy Groove, Audio Note UK


Kann ich nicht nachvollziehen. Würd mich interessieren wie er zu dieser Aussage kommt . Generell hätte ich eh Zweifel an Aussagen von "Fachautoren" auf diesem Niveau. Ich habe durchgängig positive Erfahrungen mit Glimmerkondensatoren als Bypass im Hochtonzweig passiver Grequenzweichen gemacht. Mittlerweile gehört der Glimmer als Bypass bei meinen Entwicklungen schon standardmäßig dazu.

Grüße
Frank
chris2178
Gesperrt
#12 erstellt: 27. Jun 2006, 18:21
Hallo

Bin jetzt selber neugierig geworden mit den Bypass Cs.

Hab an meiner Röhrenendstufe probeweise an einem Kanal(Mono)wo nur zwei Wima MKS Koppelkondensatoren sitzen, die einmal mit Glimmer und einmal mit 1832 Kp Kondensatoren überbrückt( etwa 6% vom Haupwert)

Fazit:
Ich Höre überhaupt keinen Klangunterschied !

Dann habe ich komplett die Wima MKS Cs ausgelötet und an deren Stelle russische Ölkondensatoren eingebaut.

Fazit:
Jetzt hört mann aber eindeutig den Klangunterschied !Der Klang ist sanfter und milder geworden , die Höhen sind nicht mehr so im Vordergrund.



Ich glaube das das parallelschalten als Bypass Cs wenig sinn macht , und mann am besten die ganze Hauptkapazität tauschen sollte.

Kennt jemand eigentlich die Orange Drops? sind die zu empfehlen??

Gruss Chris
Justfun
Inventar
#13 erstellt: 27. Jun 2006, 19:28
Hallo Chris,
mit den Glimmer als Bypass habe ich die selbe Erfahrung gemacht, bringt nicht wirklich was.
Orangen Drops , fangen die nicht zu kokeln an?

Gruß
Manfred
KSTR
Inventar
#14 erstellt: 27. Jun 2006, 21:01
@chris:
Die Sprague Orange Drops sind bei Röhrenschaltungen deshalb beliebt weil sie
- bis 105°C spezifiert sind
- in hohen Spannungsratings erhältlich sind
- +-5% Toleranz haben
- recht billig sind
Ein typischer, guter Industrie-Kondensator halt. Von den Parasitics her sind sie gesundes Mittelfeld, nix speziell gutes oder schlechtes.

Interessanter erscheinen mir die gelben sog. Mustard Caps (entweder als NOS-Ware von Philips, oder Replicas). Die haben eine induktionsreduzierende Kurzschlusswicklung, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.

Beide habe ich mir aber noch nicht wirklich en Detail angeschaut, geschweige denn A/B-verglichen...

Irgendwo im Netz habe ich mal LCR-Messschriebe von Kondensatoren gefunden, und ich meine, diese Öl-Papiertypen wären dadurch aufgefallen, dass sie ein sehr tiefe, aber auch sehr milde Eigenreso hatten (geringe Güte), was sich mit deinen Hörergebnissen decken würde...

Grüße, Klaus (ja ich weiss, hier sind zuviele Fragezeichen drin um als nutzbringender Beitrag durchzugehen *grummel*)
chris2178
Gesperrt
#15 erstellt: 27. Jun 2006, 22:24

Justfun schrieb:
Hallo Chris,
mit den Glimmer als Bypass habe ich die selbe Erfahrung gemacht, bringt nicht wirklich was.
Orangen Drops , fangen die nicht zu kokeln an?

Gruß
Manfred



Hi Manfred

Stimmt, irgendwie bringt es nichts mit dem Glimmer.Müsste mann
wohl komplett Glimmer als Koppel-C vor der Endröhre nehmen , aber das ist mir zu teuer.

Orange Drops kokeln?was meinst du damit?

Gruss Chris
chris2178
Gesperrt
#16 erstellt: 27. Jun 2006, 22:38
@Klaus

Ja,die Ölis sind milder im Klang , und im Hochton etwas zurückhaltend(etwas verhangen)

Die Mustard Caps würde ich auch gerne mal probieren.

Was gibt es denn noch für MKP Koppel-C vor der Endröhre die
sehr gut sind??SCR sollen glaubich auch nicht schlecht sein oder?



Gruss Chris
Justfun
Inventar
#17 erstellt: 28. Jun 2006, 19:51
Hallo Chris,

Orange Drops kokeln?was meinst du damit?

Da hat mir die Ernsthaftigkeit gefehlt, musste an die Drops denken die es auch als Zitrone und Kirsche gibt.

Sehr gut sollen Teflonkondensatoren sein, allerdings habe ich bisher nur welche mit max 100nF gefunden, sind aus russischen Armeebeständen.

Das dürfte dann auch so ziemlich die einzige Quelle für diese Exoten sein.

Ansonsten sind die Teflonkondensatoren gar nicht oder nur zu unerschwinglichen Preisen erhältlich.

Gruß
Manfred
wieder_singel
Stammgast
#18 erstellt: 28. Jun 2006, 21:31
Hallo...
Orange Drops gibt es zum Beispiel bei TubeTown in verschiedene Grössen...
Ich habe bei meinem Röhren Verstärker die OD als BypassKon. im Netzteil und da kokelt nichts.. Selbst wenn der Amp Tage in Betrieb ist...

Gruss vom Den
stern71
Stammgast
#19 erstellt: 03. Jul 2006, 22:25
Prima, es geht ja doch weiter.
Mir Spannung habe ich die letzten Meldeungen verfolgt.

Mir ist da noch was bei den Ölpapierkondensatoren unklar.

Deutet die Bezeichnung MP auf einen Ölpapierkondensator hin ?
Ich habe bei Internetauktionen MP- Kondensatoren gesehen.
Der eine beschreibt sie als Ölpapier der andere Metall-Papier-Kondensatoren.
Kann mir jemand sagen an welcher Bzeichnung ich einen Ölpapier-Kondensator erkenne ???.

Meine zweite Frage gilt den Teflonkondensatoren.
Hat jemand schon mal diese Kondensatoren gehöhrt.
Wie ist Ihr Klangbild zu beschreiben.
Ähnlich wie Silberglimmer oder doch etwas verhaltener im Hochtonbereich wie ein Ölpapiertyp ???

Danke für eure Antworten, Heiko !
be.audiophil
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 03. Sep 2009, 10:48
Moin,

auch wenn das Thema schon älter ist ...

@ Reinhard

... schönes Zitat ... und sehr viel wahres dran ...

Erstens empfehle ich jedem, der mit Kondensatoren experimentieren will, sich vorab Gedanken über die erzielbaren Auswirkungen zu machen ... die Veränderungen sind derart klein, daß es sich nicht wirklich lohnt ... man katapultiert eine Verstärkerschaltung durch den Wechsel eines Koppelkondensator mitnichten in eine andere Liga ...

... und zum Thema Kondensatoren brücken sollte man sich unbedingt zuvor das Buch Valve Amplifieres von Morgan Jones mal zu Gemüte führen ...

Dann noch ein Satz zu Silber Glimmer ... die Dinger sind nicht wirklich spannungsfest ... hier muß also sehr deutlich überdimensioniert werden.

MP-Kondensatoren sind Metall-Papier-Cs mit wahlweise Ölfüllung oder ohne Öl-Füllung ...

... sie sind vor Allem, wenn ölgefüllt, jedem ELKO im Netzteil klar vorzuziehen und eigenen sich hervorragend für Frequenzweichen ... bei den Koppelkondensatoren würde ich sie allerdings nicht nutzen, da eindeutig von den Abmessungen her zu groß.

Alles andere ist Geschmackssache und wie gesagt eher Schall und Rauch.
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