Technics SB-F2 modding zur Aktivbox

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childofman
Stammgast
#1 erstellt: 07. Mai 2019, 09:28
Wollte mal in aller Kürze mein jüngstes Projekt vorstellen. Hatte in meinem Hifi Lager noch ein Paar Technics SB-F2 - wer sie nicht kennt: Sehr kleine Regalboxen von 1977 bis 1980 etwa in Vollalluminium 2 Wege 60 Watt Hochtönerhorn und Phasenlinear aufgebaut mit Sicherung, Preis damals etwa das Stück zu 450 Mark - und mit dem Sound war ich ehrlich gesagt absolut unzufrieden. Haptik toll - he das fühlt sich mal abgefahren an -, Optik gefällt mir, nur geiler Sound klingt anders.

Nachdem ich bereits im Herbst letzten Jahres ein Paar SB-F1 überarbeitet habe (passiv) und die Frequenzweiche neu von mir gestaltet wurde und ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden bin kam mir die Idee aus dem Paar SB-F2 ein Paar Aktivboxen zu machen. Warum? Regelmäßig veranstalten wir hier Poetryslams und auf der Bühne wären so ein Paar Old School Technics Monitor-Lautsprecher je auf einem Mikrofonständer (Boxen haben einen Gewindeanschluss auf dem Boden) doch echt ein cooler Blickfang. Allerdings dann schon Aktiv mit XLR Eingang.

Erster Schritt: Lässt sich der Lautsprecheranschluss durch XLR Buchsen ersetzen? - Ja. Ein Paar, parallel zum Durchschleifen des Signals. Kein Problem - mit mäßigem Dremeleinsatz ausgefräst (wenige Millimeter). Zusatzloch für 24 Volt Netzteilanschluss (Laptopstyle) - genutzte Endstufe:
TPA3116D2 DC12-26V - typisches supergünstiges Chinaboard.
link zum Board
Netzteile von Meanwell Netzteil bei Reichelt

Konzept: Passive Frequenzweiche (gemodded) betrieben von class D Amp im Gehäuse, Externes Laptop Netzteil. Die SB-F2 empfinde ich in der Originalversion zu aggressiv, die Höhen als zu scharf und zu höhenbetont abgestimmt. Es gibt Hörer die das den gealterten Elkos (3.3µF HT und 6,8 µF) und dem Keramikvorwiderstand (2,7 Ohm 5W HT) zuschreiben und davon berichten, dass ein Austausch und Ersatz durch MKP und Metalloxidwiderstand die aggressiven Siblianten (scharfes S etc.) in der Sprache eliminieren und die Wiedergabe verbessern. Die Weiche mit einer Übergangsfrequenz von rund 2,5 khz und einem kontinuierlichen effektiven Anstieg des Pegels über das hörbare Spektrum von rund 2 dB je höher die Frequenz wurde von mir durch eine 6dB Weiche mit relativ niedrigem Einsatz und Mittensenke bei Verpolung von HT und Bass ersetzt. Der HT wurde zusätzlich um 2 dB abgesenkt.

Zunächst mal etwas zur Güte des Verstärkerboards aus China: Dass das für den Preis eher Müll sein könnte, war klar. Festzuhalten ist:

a) Von vier bestellten Boards war eins defekt (Spulen am Ausgang abgegangen).
b) Der Aufbau ist/war sauber, allein das verbaute Kühlblech kostet mehr, als das Board. Bauteile ok. Lötpunkte ebenfalls.
c) Der Verstärker läuft bereits mit 12 Volt anständig (bei deutlich verringerter Ausgangsleistung).
d) Das Board hat einen nicht weiter dokumentierten Vorverstärker an Bord der mit einem Poti auf der Platine justiert wird.
e) Der Verstärker rauscht und ist zu empfindlich. Der Vorverstärker musste fast auf null zurückgeregelt werden.
f) Der Verstärker ist empfindlich was die Spannungsversorgung aus Schaltnetzteilen angeht. Es kommt schnell zu zwitschernden Störgeräuschen (auch wegen der extremen Sensitivität - Einstellung des Vorverstärkers).
g) Der Frequenzgang fällt im Bassbereich zu früh ab (Kondensator im Signalweg auf der Platine)

Fazit zum Verstärkerboard: Gerade noch brauchbar. Das Schaltungskonzept überzeugt mich nicht wirklich - Der Vorverstärker ist Quatsch - Klanglich macht sich der frühe Bassabfall des Gesamtmoduls bemerkbar. Das Rauschen des Verstärkers - mit Vorverstärker - ist für HiFi nicht tragbar. Auf einer LIVE Bühne als Monitorbox fällt das nicht ins Gewicht und ist tragfähig. Das Rauschen ist in einem Meter Abstand geringfügig hörbar.

Die Meanwell Laptop Netzteile liefern eine eher Störsignal belastete Spannungsversorgung. Im Vergleich zu anderen (vorhandenen) Netzteilen und in der Kombi mit dem Verstärkerboard war das alles erst nutzbar nachdem die Eingangsempfindlichkeit des Boards massiv reduziert wurde. Das Verstärkerboard empfiehlt sich eher für Batterie/Akku Betrieb oder ein klassisches gefiltertes Netzteil - Die Laptop Netzteillösung ist nur für die Bühne brauchbar.

In der Montage war alles relativ einfach umzusetzen und zu montieren (auch in den Boxen).

Zum Klang des Frequenzweichenmoddings allein: Auch nach dem Modding überzeugt mich die Box als HiFi Box absolut nicht. Sogar im Vergleich mit den SB-F1 muss ich sagen, dass mir die kleineren Boxen besser gefallen und für mich ausgewogener wirken. Die SB-F2 haben weiterhin einen relativ aggressiven Charakter, das hat zwar bei Snares und Bläsern den Effekt, dass diese Instrumente unglaublich präsent klingen - aber mich nervt dieser Sound auf Dauer. Allgemein möchte ich behaupten, dass die SB-F2 für kleine Musikensembles und Besetzungen die ein oder andere Überraschung präsentieren, denn auch eine Akustikgitarre klingt allein auf den Boxen super definiert. Je größer allerdings das musikalische Geschehen um so nerviger wirken die Lautsprecher. Andererseits, und das ist für den Live und Bühnen-Einsatz wichtig, haben die Lautsprecher eine hohe Durchsetzungsfähigkeit. Als Monitorboxen scheinen mir die zwei SB-F2 nach mehreren Stunden Test gut geeignet. Donnerstag machen wir die Probe aufs Exempel.

Die erzielbare Lautstärke reicht für Sprachmonitoring gut aus, der Klang ist brauchbar und der Rauschabstand ok.
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