Einfluß von Gehäuseinnenraum?

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eismann2
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 19. Aug 2007, 22:40
Tach zusammen,
baue zur Zeit ein kleines Testgehäuse, welches man zwischen 24 und 15 l varieren kann, um damit einige Tieftöner zu testen und zu messen.
Bei den mit bekannten Simulationsprogrammen ist immer nur vom Volumen die Rede, aber nie von der Form des Volumens.
Dabei interessiert mich diesmal nicht die Schallwandform, die ja bekanntlich BaffleStep-Effekte bei Mitten und Höhen verursacht, sondern die Konturen im Innenraum.
Also: Beeinflusst die Innenform den Frequenzgang des Tieftöners zB in einer Closed-Box? Oder in einer Bassreflexbox?

Meine Eigene Erfahrung: Zumindest bei meine modifizierten Mindstorm (ich weiß- ist natürlich nicht CB) erlebte ich eine Überhöhung bei ca 125 und eine Senke bei ca 200 Hz, und zwar +10dB und -10dB!
Da dachte ich mir OK vielleicht eine stehende Welle, weil der Tieftöner weit oben sitzt und die Box eine Säule mit immerhin 80cm ist.
Den Messraum kann man hier mal ausschließen, da er für viele andere Boxen verwendet wurde und diese an der gleichen Frequenz keinen Buckel oder Senke hatten. Der Messplatz ist auch immer gleich.


mfg Eismann, der gerade wieder ganz von vorne beginnt...
ICG
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 20. Aug 2007, 01:45
Das ist eine interessante Frage.

Ob der Klang beeinflußt wird oder nicht, liegt an vielen verschiedenen Dingen. Zunächst mal muß für den Lautsprecher das Volumen stimmen, ein Breitband, Baß oder auch Mitteltonlautsprecher kann sehr unterschiedlich klingen bei unterschiedlichen Volumina.

Bei zu kleinem Volumen geht's weniger tief runter, hat dafür dann meist eine mehr oder weniger große Überhöhung darüber zur Folge, das kann bei einem Baßlautsprecher durchaus eine 'Verdickung' bis in den Grundtonbereich hinein bringen, zu fülligem, unpräzisen Baß mit mehr oder weniger deutlichem Peak. Der Klangcharakter ändert sich auch, wenn ein zu großes Volumen benutzt wird, es führt zu einem tiefen, aber eher schlanken Baß.

Auch das Gehäuseprinzip (BR, TML, Horn usw.) kann Welligkeiten verursachen (meist durch Phasenverschiebungen die Überhöhungen und Auslöschungen erzeugen), sei es durch die eigentliche Wirkung oder auch durch einen Nebeneffekt (Längenresonanz vom Baßreflexrohr z.B.).

Es gibt aber auch vom Gehäuse erzeugte Veränderungen im Klang, die nicht direkt vom Volumen abhängen sondern mit der Form bzw. den Maßen. In jedem Gehäuse entstehen an parallelen Wänden stehende Wellen, die auch auf den Lautsprecher zurückwirken können oder sogar durch die Membran hindurch abgestrahlt werden können, wenn sie nicht bedämpft/umgeleitet/absorbiert werden.

Die Frequenz einer Stehende Welle ist direkt von dem Abstand der Wände zueinander abhängig, das kann man ausrechnen.

fr = c / l ; fr = Resonanzfrequenz, c = Schallgeschwindigkeit, l = Länge in Meter

Bei einem Gehäuse mit einem Wandabstand von 40 cm hat man also eine stehende Welle (Peak) bei ~860 Hz, bei 80 cm sind's ~430 Hz, bei 30 cm sind es ~1150 Hz und bei 20 cm ~1,7 kHz usw.
Wenn das nicht durch Dämmaterial abgeschwächt wird, kann sich das durchaus als ein mit dem Abstand verändernder Peak in so einem Testgehäuse bemerkbar macht.

Stehende Wellen kann man bekämpfen mit Absorption (Dämmaterial), durch spezielle geometrische Formen (Rundungen, Kugel, nicht parallele Wände) oder einen im Gehäuse eingebauten Helmholtzabsorber. (wahrscheinlich hab ich hier schon wieder die Hälfte vergessen aufzuzählen )
eismann2
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 20. Aug 2007, 07:46
Der Zusammenhang von Volumenänderung wäre dann qtc/qts=fc/fs
und die Überhöhungen ab Qtc>0,7

Bei der Volumenform und den stehenden Wellen ist mir aber aufgefallen, dass unterhalb der Resonanz eine Überhöhung und darüber eine Senke ist.
Durch Bedämfpung der stehdnen Welle im Geschwindigkeitsmaximum , also in der "Mitte" verkleinert sich dann die Schallgeschwinidgkeit. Die Frequenz sinkt und mit etwas Glück wird die Überhöhung kleiner.
Die Lage des Tieftöners zu seinem Gehäusevolumen ist aber auch nicht egal. Kann es sein, dass ein Konustreiber, der nicht zentral sondern quasi in einer Ecke plaziert ist, diese Wellen stärker anregt, da in einer Ecke der Strahlungswiederstand steigt? So etwas höre ich immer im Zusammenhang mit Raumakustik und Aufstellung.

Fasse ich mal so zusammen:
Bei einem "idealen" Treiber...
- Am besten keine Parallelen Wände. Rund oder Trapezform sind zu bevorzugen.
- Der Konustreiber sollte etwa in der Mitte plaziert sein.

mfg Eismann
anymouse
Inventar
#4 erstellt: 20. Aug 2007, 13:55

ICG schrieb:
Die Frequenz einer Stehende Welle ist direkt von dem Abstand der Wände zueinander abhängig, das kann man ausrechnen.

fr = c / l ; fr = Resonanzfrequenz, c = Schallgeschwindigkeit, l = Länge in Meter


Kleine Korrektur: Mit der obigen Formel erhält man die Wellenlänge. Bei einer Resonanz gilt aber für die Länge l_res:

l_res = n/2 * Lamba

(beidseitig offen oder geschlossen), bzw.

l_res = (2n-1)/4 * Lamba

(einseitig offen, anderseitig geschlossen),

wobei Lamba die Wellenlänge ist und n=1, 2, 3, ... die verschiedenen Resonanzfälle durchläuft. Dabei ist meist n=1 der böse Fall, die höheren Fälle sind meist entweder außerhalb des angeregten bereiches, oder eh so dicht gelegen, dass dort keine deutlich getrennten Peaks mehr auftreten.
ICG
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 20. Aug 2007, 18:52
Stimmt! Die erste Resonanz ist schon bei 0,5 x l. Es hat nur der Zusatz gefehlt, daß die erste Resonanz schon bei 0,5 x l stattfindet (sry, mein Fehler). Nein, das hab ich mir nicht aus den Fingern gesogen und ist keine Ausrede, das hab ich aus dem Lautsprecherbuch von Berndt Stark (war grad greifbar als ich das geschrieben hab :D), ich kann auch einen Scan von der Seite posten wenn Du mir nicht glaubst. Die Formel ist sonst korrekt. Berndt Stark hat viele Formeln so vereinfacht, das hat den Vorteil, daß man nicht mit 2 Formeln hantieren muß.


[Beitrag von ICG am 20. Aug 2007, 19:01 bearbeitet]
ICG
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 20. Aug 2007, 19:46
Noch ein kleiner Zusatz, den ich vorhin aus dem anderen Post rauseditiert hatte weil ich etwas korrigieren wollte, dann aber schnell weg mußte:

Mit Deiner Formel kann man nicht von einem bestehenden Gehäuse auf eine stehende Welle schließen, dazu muß man erst Lambda (mit der Formel oben) ausrechnen.
eismann2
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 22. Aug 2007, 13:06

l_res = (2n-1)/4 * Lamba


Das ist auch die Basis für TML's Dort ist es ja so, dass eine Seite geschlossen ist und die andere offen.
Meine modifizierte MindStorm hat Röhrenform 80cm hoch
Tieftöner ziemlich weit oben. Bassreflexrohr im Deckel.

Die Strecke 2x80cm ( also einmal runter und wieder hoch) entspricht etwa der ersten stehenden Welle bei ca 53Hz
Darunter ist das Maximum, darüber das Minimum
Mit dieser Bauform haben ich also unabsichtlich eine verkappte TML gebaut...
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