Die Paragon - virtuelle Replik

Hi,

für mein zukünftiges Projekt habe ich mir die JBL Paragon als Vorbild genommen und mir
zu diesem Zwecke eine virtuelle Replik erstellt. Eigentlich wollte ich diesen Vorgang auch
ausführlich beschreiben, das würde aber doch zu weit führen.

In aller "Kürze":



- Ich habe die existenten Bilder und Zeichnungen aufwendig entzerrt und digitalisiert,
danach die Geometrie auf Inch-Basis zu den ursprünglichen Konstruktionsschritten
zurückgeführt. Das war tatsächlich möglich und garnicht so schwierig. So ist der Basiskreis
z.B. genau 100 Zoll groß, die Reflektorwand 80 Grad breit. Es gibt insgesamt sechs
Markierungspunkte, die, wenn sie durch Linien verbunden werden, die Lagen aller relevanten
Bretter und des Horns definieren. Eine wahrlich meisterliche Konstruktion, das will ich mal
sagen - vor allem für diese Zeit.



- Die ganze Konstruktion wäre vom Aufbau her nun auch realistisch zu bauen. Die englischen
Schreiner des Jahres 57 hatten nämlich Klöpse drauf, da würde man heute nur mit dem
Kopf schütteln. Das war zwar noch echte Wertarbeit, so würde man das heute aber nicht mehr
machen. Das betrifft z.B. Kanten auf Gehrung, aber auch zahlreiche kleine Schlitze und Fasen.
Die Materialstärken sind nun 19, 16 und 12 mm, dadurch haben sich die Dimensionen um
wenige Millimeter verändert, das ist aber nicht sichtbar. Trotz aller Änderungen im Inneren
und beim Aufbau, ist die Optik und die Funktionalität völlig erhalten. Die Grundgeometrie
ist durch die rein zeichnerische Neukonstruktion vielleicht sogar echter, als bei den damals
gebauten Paragons. Die waren nämlich so sehr von Improvisation und Handarbeit geprägt,
dass selbst untereinander keine Teile tauschbar waren.

Für die Freunde des gerenderten Bildes:



Schon die ersten drei Grundbretter haben es in sich, hier wird eine Stufe aufgebaut, die
erst viel später Sinn ergibt.



Die Chassiswand und ein Teil der Rückseite des Horns. Übrigens: Die Reihenfolge hier ist
natürlich völliger Unsinn, ein Aufbau müsste(!) in anderer Reihenfolge geschehen.



An die Mittelfläche kommen drei Bretter, kleine Keile nach unten, eine Leiste vorne. Ich
erspare mir in der Simulation sämtliche Holzschrauben und auch die meisten Bohrlöcher.



Der Innenbogen des Horns mit den korrekten Ausschnitten.



Auf die Rückseite kommen ein paar Leisten, sie bilden den Rahmen für den späteren
Deckel.



Die vordere Wand des Horns, ein Zwischenbrett, ein paar Keile. Hinten der Deckel mit
Kante, sie passt versenkt in den Ausschnitt.



Der Hochtöner bekommt ein komplettes Gehäuse, der Mitteltöner wird zwischen zwei
Leisten mit rundem Ausschnitt eingeklemmt. Ich vermute, nur die hintere Leiste wird
an der Rückwand befestigt.



Deckel drauf, bzw. rein, die Reihenfolge, wie gesagt...
Das kleine schwarze Rechteck ist übrigens ein L-förmiges Blech mit Löchern, daran
wird später der Mitteltöner befestigt.



Der Aussenkorpus ist ein Formteil des Bodens mit angesetzter Leiste und einem weiteren
zum Ausgleich einer Kante.



Die Beine hinten sind simpel, die Beine vorne sind ein Knaller. Ich habe keine Ahnung wie
man sowas einfach herstellen könnte. Vor allem der Ausschnitt ist gemein, der ist innen
sogar gewinkelt. Zwischen Bein und Boden kommt noch eine Metallplatte, die ist hier
schlecht zu sehen. Oben ragt eine Leiste aus Metall raus. Das Bein ist nicht ganz identisch,
besser bekomme ich das ohne weitere Daten nicht hin. Aber das ist sowieso das erste
was einem Redesign zum Opfer fiele.



Hier nochmal von der Seite... wat'n Teil...



Nun kommt der Innenkorpus drauf, der Deckel an die Seite und die Abschlußkante vorne.



Deckel drauf und die gewinkelte Sichtblende rechts angebracht, fast fertig.



Hinter Deckel ab, Tieftöner rein, Deckel wieder drauf. Im virtuellen Raum stehen mir
natürlich sämtliche Chassis im Original zur Verfügung. Im echten Leben wohl eine
Herausvorderung für sich.



Der Mitteltöner wird von vorne ins Loch geschoben und an dem Stengel des Beins
befestigt. Am Horn ist auf der anderen Seite auch eine Lasche aus Metall, die wird
mit der Lasche am Gehäuse verschraubt.



Der Hochtöner wird einfach von hinten eingeschraubt, auch der Mitteltöner kann nur
von hinten festgezogen werden.



Der Reflektorbogen ist ein Ding für sich. Oben gibt es eine dickere Kante die beidseitig
übersteht, trotzdem scheint die Front ein einziges Stück zu sein - und furniert ist da
nichts.



Der Reflektor wird von oben eingeschoben und rastet unten in einem Schlitz ein. Die
überstehenden Kanten liegen oben auf und verdecken den Schlitz. Auf dem Bogen
des Innenkörpers sind Federn angebracht, der Reflektor stramm nach vorne drücken.



Das letzte Teil ist wieder ein Knaller. Dieser Aufsatz wird von oben auf das Bein geschoben
und kaschiert die Verschraubung. Die Form zu erstellen ist eine Sache, der T-förmige
Schlitz eine andere.



Die fertige Replik. Komplett parametrisch, auflösungsunabhängig und von Grund auf
neu konstruiert, trotzdem äußerst identisch.

Nun ist der Weg frei für einige interessante Dinge. Verkleinerung, Redesign, Aktivierung,
Mittelteil usw. Aber das ist eine andere Geschichte...


- Pläne bzw. Materiallisten oder Teilemaße kann ich leider nicht anbieten. Es wäre sehr viel
Arbeit solche zu erstellen und auch relativ nutzlos, denn alleine mit den Teilen wäre ein
Aufbau trotzdem kaum zu schaffen. Man müsste locker noch ein Dutzend Seiten mit Hinweisen
und Erklärungen erstellen, damit das Sinn macht. Auch aus rechtlichen Gründen, besonders
wegen der konstruktiven Rückführung, möchte ich auch keine Daten einfach so ins Netz stellen
oder per Email verschicken. Wer trotzdem ernsthaft(!) einen Nachbau in Betracht zieht,
der möge mich direkt kontaktieren. Man müsste dann überlegen, wie man die ganzen
Informationen sinnvoll überträgt. Die Möglichkeit auch die 3D-Daten verwenden zu können
ist wahrscheinlich unabdingbar.

Grüße, Stephan Stoske

Moin Stefan,

Hut ab!
Klasse Darstellung.

Hoffentlich baut das jemand nach. Habe hier einen Hörbericht verlinkt, runterscrollen zum 1.11.2011.

http://www.troelsgravesen.dk/speakertalk.htm

LG Roger