REW Versuche - Wohnzimmer mit vielen Fensterscheiben

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frankenmatze
Stammgast
#1 erstellt: 27. Dez 2018, 10:16
Hallo Zusammen,

ich mache in der besinnlichen Zeit gerade meine ersten Gehversuche mit der Raumakustikmessung.
Ich habe mich dabei an eines der üblichen Tutorials gehalten, aber bin mit der Interpretation des Ergebnisses unsicher.

Mein Setup sieht wie folgt aus:

Receiver Onkyo NR-609 auf Direct-Mode
Notebook per HDMI an Receiver
UMIK-1 am Notebook angeschlossen stehend auf dem Sitzplatz (auf der Vorderkante eines Kissens auf einem kleinen Dreibein stehend).
(Die Kalibrierungsdatei für das Mikrofon gab es auf der Herstellerseite)
In REW hatte ich folgende Einstellungen: 0-200hz, Level: -12 (dbfs), Length 256k, Sweeps 1 -> Total Time 5,5s

Der Raum hat 44qm (7,3m x 6m x 2,55m).
Ein Bild der Anordnung ist hier zu sehen: http://bilder.hifi-forum.de/zoom/398515/7468.jpg

Meine ersten Ergebnisse sehen folgendermaßen aus:

SPL & RT60 der beiden Frontlautsprecher Links und Rechts:
RT60 // Frontlautsprecher links & rechts
SPL: Frontlautsprecher Links und Rechts

Waterfall sehe dann so aus:
waterfall


Sehen diese Messungen realistisch aus?

Habe ich bei meinem Setup einen wesentlichen Punkt übersehen?
(...und gibt es ein Tutorial, welches einem beim Interpretieren der Ergebnisse hilft?)


[Beitrag von frankenmatze am 27. Dez 2018, 10:16 bearbeitet]
Klaus-R.
Inventar
#2 erstellt: 28. Dez 2018, 10:28
Moin,

vorausgesetzt, die Messergebnisse sind einigermassen korrekt, sind Nachhallzeiten der gezeigten Grössenordnung völlig in Ordnung.

Messung der Nachhallzeit nach EN ISO 3382-2 : 2006

Für Präzisionmessungen sollten Schallquelle und Mikrofone möglichst kugelförmige Richtcharakteristik aufweisen. Für Messungen nach dem Kurz- und Standardverfahren darf jeder Lautsprecher eingesetzt werden, der nicht stark gerichtet ist. Die Anzahl der Sender- und Mikrofonpositionen sowie Messungen pro Mikrofonposition ist wie folgt:

Kurz ≥ 1 ; ≥ 2 ; 1
Standard ≥ 2 ; ≥ 2 ; 2
Präzision ≥ 2 ; ≥ 3 ; 3

Als Senderposition dürfen die üblichen Positionen entsprechend der Nutzung des Raumes gewählt werden. Die Mikrofonpositionen müssen mindestens eine halbe Wellenlänge voneinander entfernt liegen, der Abstand zur nächstgelegenen reflektierenden Oberfläche muß mindestene eine Viertel - Wellenlänge betragen. Keine Mikrofonposition darf zu nahe
an der Schallquelle liegen, um zu starken Direktschall-Einfluß zu vermeiden.

Gemessen wird beim Kurzverfahren im Frequenzbereich 250 – 2000 Hz. Bei Standard und Präzisionsverfahren wird in Oktav-Frequenzbändern von 125 Hz – 4 kHz bzw. in Terz-Bändern von 100 Hz – 5 kHz gemessen. Als Meßsignal wird breitbandiges Rauschen oder ein impulsförmiges Signal (z.B. Pistolenknall) benutzt. Die Nachhallzeiten werden aus den
individuellen Abklingkurven ermittelt. Der räumliche Mittelwert wird durch arithmetische Mittelung der Einzelwerte oder durch Scharmittelung der Abklingkurven bestimmt.

In den Fällen, in denen relativ stark bündelnde Lautsprecher verwendet werden, wird nicht die Nachhallzeit des Raumes, sondern das Abklingverhalten der Kombination aus diesen Lautsprechern und dem jeweiligen Raum bestimmt (Toole, “Loudspeakers and Rooms for Sound Reproduction—A Scientific Review”, J. of the Audio Engineering Society 2006, S.451).

Klaus
KallisGrillimbiss
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 28. Dez 2018, 14:18
@frankenmatze

Da es dir vermutlich nicht darum geht, das Paper von Toole zu reproduzieren, ein paar praktische Hinweise:

- Ich würde für den Gesamteindruck auch Messungen von 20 Hz bis 20.000 Hz machen, also den gesamten Frequenzbereich. 200 Hz deckt nur den Bass ab und ist in dieser Darstellung schwer zu interpretieren.
- Das UMIK sollte senkrecht nach oben zur Decke zeigen. Dazu brauchst du ein Stativ, was es zum Spottpreis z.B. bei Conrad zu kaufen gibt.
- Dann auch die Kalibrationsdatei für 90 Grad verwenden.
- Auf die reine Bassmessung wird das keinen großen EInfluss haben, aber für das Gesamtbild ist das besser.
- Ich empfehle in REW bei der ANzeige die Glättung "var" zu verwenden: starke Glättung im Höhenbereich, keine Glättung im Bass.
- Bei den Limits solltest du andere Einstellungen wählen, jetzt endet die Darstellung ebi 40 Hz. Hier gibt es einige Empfehlungen dazu: https://www.gearslut...urement-results.html
- Ich würde zusätzlich auch noch eine Summenkurve erstellen. Im Fenster "All SPL" kannst du die beiden Messungen von L und R zu einer addieren. Das ist dann übersichtlicher, gerade im Bass. Allerdings braucht man auch die Einzelkurven.

Der Oberbassbereich zwischen 100 und 200 sieht hier nicht so prall aus - viel Gewusel und große Unterschiede zwischen L und R. Ich vermute, die Boxen stehen nicht symmetrisch im Raum und außerdem möglicherweise zu weit weg von der Wand. Besser ist, sie stehen mehr als 2 Meter oder weniger als 80 cm von der Wand entfernt. Bei wandnaher Aufstellung brauchst du allerdings dann ein DSP um die Bassüberhöhung wieder zurückzunehmen, die das erzeugt.

Was sind das für Boxen?
KallisGrillimbiss
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 28. Dez 2018, 14:26
Achso, bei Länge würde ich 1M nehmen, also die längste Länge.


[Beitrag von KallisGrillimbiss am 28. Dez 2018, 14:27 bearbeitet]
frankenmatze
Stammgast
#5 erstellt: 28. Dez 2018, 14:39
Vielen Dank für Eure Ratschläge.

@Klaus-R. Mein Wohnzimmer kommt mir laienhaft sehr hallig vor (z.B. Klatschtest), daher vermute ich dass meine Ergebnisse falsch sind.
@KallisGrillimbiss: Ich dachte mir schon, dass ich bei der Messung etwas elementar falsch gemacht hatte. Ich mache das mal neu und erstelle aktuelle Bilder des Raum.

Die Lautsprecher sind übrigens Nuline 82.
Sie sind zum Sitzplatz exakt symmetrisch 4 Meter entfernt.
Links hat er 60cm links und 40 cm nach hinten Platz.
Rechts hat er 75cm rechts und 40cm nach hinten Platz.
ehemals_Mwf
Inventar
#6 erstellt: 28. Dez 2018, 14:44
Hi,

btw:
Klaus-R. (Beitrag #2) schrieb:
... Nachhallzeit nach EN ISO 3382-2 : 2006 ...
...
Frequenzbereich 250 – 2000 Hz. ...
...125 Hz – 4 kHz bzw. ... 100 Hz – 5 kHz ...

Wir sehen,
das, was alle hier besonders interessiert und mit mittlerweile allseits vorhandenen tools als CSD mit mikroskopischer Auflösung eifrig ermittelt wird
-- Nachhall(?)zeiten im Bass /Tiefbass u. rel. kleinen Räumen --
ist nach Norm überhaupt nicht definiert ...

Gruss,
Michael


[Beitrag von ehemals_Mwf am 28. Dez 2018, 15:11 bearbeitet]
KallisGrillimbiss
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 28. Dez 2018, 15:02

frankenmatze (Beitrag #5) schrieb:

@Klaus-R. Mein Wohnzimmer kommt mir laienhaft sehr hallig vor (z.B. Klatschtest), daher vermute ich dass meine Ergebnisse falsch sind.
[...]
Die Lautsprecher sind übrigens Nuline 82.
Sie sind zum Sitzplatz exakt symmetrisch 4 Meter entfernt.
Links hat er 60cm links und 40 cm nach hinten Platz.
Rechts hat er 75cm rechts und 40cm nach hinten Platz.


Der Klatsch-Hall ist wohl überwiegend oberhalb von 200 Hz und kommt in der bisherigen Messung nicht vor.
Wegen des Wandabstandes lag ich dann wohl falsch - meine nächste Vermutung ist dann, dass der Hörplatz nah an der Rückwand ist? Das könnte dieses Gezuppel in dem Bereich verursachen. Bin gespannt auf die Bilder des Raums bzw. eine Skizze der Aufstellung.

Ist es möglich, die Boxen genau symmetrisch aufzustellen, also auch hinsichtlich des Seitenabstandes? Da können die 15 cm schon sehr viel bringen für die Stereoabbildung.
Klaus-R.
Inventar
#8 erstellt: 28. Dez 2018, 18:29

Mwf schrieb:
Hi,

btw:
Klaus-R. schrieb:
... Nachhallzeit nach EN ISO 3382-2 : 2006 ...
...
Frequenzbereich 250 – 2000 Hz. ...
...125 Hz – 4 kHz bzw. ... 100 Hz – 5 kHz ...

Wir sehen,
das, was alle hier besonders interessiert und mit mittlerweile allseits vorhandenen tools als CSD mit mikroskopischer Auflösung eifrig ermittelt wird
-- Nachhall(?)zeiten im Bass /Tiefbass u. rel. kleinen Räumen --
ist nach Norm überhaupt nicht definiert ...



Vermutlich aus gutem Grund, weil sich in diesem Bereich die Raummoden ausbilden, so das man keine Nachhallzeit misst, sondern die Abklingzeit von Raummoden:

Oelmann et al., “Zur Messung von “Nachhallzeiten” bei geringer Eigenfrequenzdichte, Rundfunktechnische Mitteilungen 1986, vol. 30, no. 6, S.257

Klaus
frankenmatze
Stammgast
#9 erstellt: 28. Dez 2018, 23:07
So, ich bin zur Tat geschritten. Die Boxen genau symmetrisch zur Wand aufzustellen geht leider nicht ganz, da ich sonst etwas "im Gang" säße :-)

Ansicht Lautsprecher:
Ansicht Lautsprecher

Ansicht Setup Messmikrofon (es steht etwas höher, als der normale Hörer):
Messmikrofon

Ergebnisse:

RT60 Links
RT60 Links

RT60 Rechts
RT60_Rechts

SPL All mit var Glättung:
ALL_SPL_Links-Rechts

Waterfall, weil so schön bunt ist:
Waterfall

Raumplan mit folgdenen Abweichungen:
- Sitzabstand zu Lautsprechern exakt 4m
- Abstand Lautsprecher L/R: 4,2m
- Sitzabstand zur Rückwand: 2,6m
Raumplan
KallisGrillimbiss
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 29. Dez 2018, 03:13
Ah, interessant. Da lag ich mit meiner Hörplatzvermutung ja völlig falsch... ;-)

So kann man mit den Messungen auf jeden Fall etwas anfangen. Du hast jetzt nicht nach Tipps gefragt, aber was mir so spontan einfallen würde:
- Du könntest mal testen, die Boxen etwas weiter vorzuziehen (nicht viel, 10 cm oder so) und schauen, wie sich das auf den Bass auswirkt. Mir gefällt der Bereich zwischen 100 und 200 Hz bei dir nicht so gut - möglicherweise lässt sich dass durch ein paar cm Veränderung positiv beeinflussen.
- Ebenfalls könntest du die Boxen mal genau auf den Hörplatz einwinkeln und nochmal messen. Wenn du hast, kannst du dafür einen Laserpointer als Hilfsmittel verwenden.
- Bei allem, was mit Aufstellung zu tun hat, kannst du erstmal mit einer Box anfangen. Wenn du eine gute Position gefunden hast, ergibt sich die Position der anderen ohnehin über den Abstand.
- Dass das Mikro nicht auf der richtigen Höhe ist, ist nicht so gut. Höhe ist schon relativ wichtig. 2 cm wären nicht so dramatisch, aber wenns 10cm zu hoch sind, kann das schon einen Unterschied machen.
- Die größeren Raummoden bei 70, 55 und 45 Hz würde ich elektronisch per DSP absenken.
- Absorber gegen den Hall wären sicher ne gute Idee. Möglichkeiten: Als "Deckensegel" an die Decke (möglichst dick, damit man es auch möglichst bis 250 Hz noch halbwegs wirksam ist) und als Bassfalle in die Ecken hinter den Boxen. Alles andere ist wegen Fenster, Türen usw. nicht so günstig bei dir.

Achso, übrigens finde ich das Spektrogramm übersichtlicher als den Wasserfall. Das kann man dann schön versuchen, auf möglichst große Gleichmäßigkeit hin zu optimieren.


[Beitrag von KallisGrillimbiss am 29. Dez 2018, 03:15 bearbeitet]
Klaus-R.
Inventar
#11 erstellt: 29. Dez 2018, 16:15

frankenmatze schrieb:
@Klaus-R. Mein Wohnzimmer kommt mir laienhaft sehr hallig vor (z.B. Klatschtest), daher vermute ich dass meine Ergebnisse falsch sind.


Subjektiv zu lange Nachhallzeit lässt sich immer per Gehör feststellen, messen muss man da nicht. Sobald Nachhall stört durch z.B. schlechtere Sprachverständlichkeit, sollte man was machen. Wenn "natürliche" Absorber wie noch mehr Teppichfläche, zusätzliche Polstermöbel, schwere Vorhänge, keine Option sind, dann bleiben nur echte Absorber.

Raummoden: bevor du Bassfallen aufstellst und einen DSP kaufst, sollte dein Onkyo keinen eingebaut haben, würde ich mir die Sache mal mit Sinustönen anhören, vielleicht sind die im Frequenzgang angezeigten Moden nicht so laut, dass sie echt stören. Des weiteren müsstest du natürlich Material bei deinen Platten/CDs/Filmen haben, die die Moden überhaupt erst einmal anregen, und darüber können Frequenzgang und Wasserfall natürlich keine Auskunft geben.

Klaus
KallisGrillimbiss
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 29. Dez 2018, 16:41

Klaus-R. (Beitrag #11) schrieb:

Subjektiv zu lange Nachhallzeit lässt sich immer per Gehör feststellen, messen muss man da nicht. [...]

Wenn "natürliche" Absorber wie noch mehr Teppichfläche, zusätzliche Polstermöbel, schwere Vorhänge, keine Option sind, dann bleiben nur echte Absorber.


Klaus ist mal wieder auf Anti-Mess-Mission, was besonders dann total sinnvoll ist, wenn bereits Messergebnisse vorliegen...

Teppich und Vorhänge sind eine schlechtere Option als richtige Absorber, da sie nur die Höhen dämpfen.

Aber klar, wenn einen nichts stört, muss man nichts machen.
Klaus-R.
Inventar
#13 erstellt: 29. Dez 2018, 17:51

KallisGrillimbiss schrieb:
Klaus ist mal wieder auf Anti-Mess-Mission, was besonders dann total sinnvoll ist, wenn bereits Messergebnisse vorliegen...


Dir wird folgendes nicht entgangen sein, mit besonderem Augenmerk auf den Zeitpunkt dieses Beitrags:


frankenmatze (Beitrag #5) schrieb:
@Klaus-R. Mein Wohnzimmer kommt mir laienhaft sehr hallig vor (z.B. Klatschtest), daher vermute ich dass meine Ergebnisse falsch sind.


Ein einziger Teppich von 2.5 x 3.5 m macht sich schon wohltuend bemerkbar, wie ich aus eigener Erfahrung weiss. Polstermöbel sind in der Lage, Modenfrequenzen zu verschieben, den Modenpegel zu senken und zusätzliche Moden zu erzeugen, ab einem Verhältnis Wellenlänge zu Möbelabmessung von 4,5 wird das Möbel „unsichtbar“, mit anderen Worten, sie sind, je nach Grösse, durchaus als Bassabsorber einsetzbar.

De Melo et al., "Finite element model of absorbent furniture in small rooms at low frequencies", 9th International Congress on Sound and Vibration, Orlando, USA, 8.-11. July 2002
De Melo et al., “Sound absorption at low frequencies: room contents as obstacles”, J. of Building Acoustics 2007, vol. 14, no. 2, S.143

Klaus
old-DIABOLO
Stammgast
#14 erstellt: 29. Dez 2018, 21:41
Hallöchen.

Auf deinen Bildern + Plan lässt sich die Einrichtung nur teilweise erkennen (3 Sitzer, Couchtisch, Board unter Monitor?). Deine Nachhallzeitmessung mit durchschnittlich 0,53 ms im Bereich ab 200 Hz passt nicht zu einer Berechnung des Raumes (110 m³). Sie müsste deutlich höher sein oder im hinteren, auf den Bildern nicht sichtbaren Teil des Zimmers, befindet sich noch reichlich weiteres absorbierendes Inventar. Genauer lässt es sich berechnen, wenn du mehr vom Raum zeigst und Angaben zu Oberflächenmaterial der Wände und Böden machst.

Du sitzt weit weg von den Lautsprechern (Hallradius), da ist die Akustik des Raumes momentan absolut dominant. (Meiner Einschätzung klingt es weder über die Lautsprecher noch in einer Runde mit mehreren kommunizierenden Menschen angenehm, oder?) Für eine hochwertige Wiedergabe sind raumakustische Maßnahmen bestimmt erforderlich. Wenn diese nur in geringem Umfang möglich sind, sollte der Hörabstand zu den Lautsprechern sowie der Abstand der Lautsprecher zueinander verringert werden.

Wenn der Klatschtest sehr hallig ausfällt, ist die Nachhallzeit bereits im Mittenbereich typisch > 0,8 s. Sind keine akustischen Maßnahmen getroffen steigt sie zu tiefen Frequenzen immer an. Je nach Beschaffenheit der Begrenzungsflächen (Wände, Boden Decke) typisch auf den 1,5 – 2,5 fachen Wert.

Gute Zeit!
frankenmatze
Stammgast
#15 erstellt: 29. Dez 2018, 23:18
@old-Diabolo: Danke für die interessante Anmerkung. Das heisst, ich muss irgendwo noch einen gravierenden Fehler beim Messen haben, wenn das Raumvolumen passt.

Um dem ganzen näher auf den Grund zu gehen, hier mal ein Querschnitt der Decke:
Decke

Der hintere Bereich des Wohnzimmers sieht leider auch nicht sehr spannend aus (und ja, die Surround sind falsch platziert :-( ):
20181229_203013-01


@KallisGrillimbis: Ich möchte sowieso meinen aktuellen Verstärker im nächsten Jahr durch ein neues Modell z.B. Marantz SR6012 oder Denon 4500H ersetzen. Damit würde ich die DSP-Themaik ja mit abdecken, oder?


Ich schätze mal, dass ein paar Maßnahmen an den Wänden (Absorber-Bilder) nicht viel bringen wird, sondern ich um eine Deckenlösung nicht rumkomme.Das wird dann allerdings etwas größeres - im doppeltem Sinne - "der Lordschaft" muss ich das dann erstmal verkaufen... aber könnte da ja auch gleich Lautsprecher integrieren :-)

An der Sitzposition kann man leider schlecht viel ändern und die Lautsprecher enger zu stellen, versperrt die Eingangstür ;-)

Wäre ein anderer Ansatz vielleicht auch andere Lautsprecher zu verwenden, die für ein derartiges Szenario besser geeignet wären?
Die Nulines waren meine ersten richtigen nach Teufel-Brüllwürfeln und dagegen war alles besser :-)
KallisGrillimbiss
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 30. Dez 2018, 03:43
Du hast ja bisher nicht gesagt, ob dir bzw. was dir an der jetzigen Situation klanglich nicht gefällt. Theoretisch gibt es natürlich bessere Boxen auf der Welt für 4 Meter Entfernung als die Nuline 82, sowas wie ne ME Geithain 901K, ne Neumann KH 420 und bestimmt auch viele weitere... :-)

Aber praktisch wird der Raum mehr Einfluss auf den Klang haben als jeder Boxenwechsel, gerade bei der Entfernung. Die Nubert ist ja grundsätzlich nicht verkehrt. Deine Messungen sind jetzt auch nicht komplett grottig oder so.

Ob ein paar Absorber-Bilder schon reichen würden, weiß ich nicht. Gegen den Hall beim Klatschen können sie helfen, aber um einen gleichmäßigen Effekt auf den Nachhall bis in den Oberbass zu haben sind sie zu dünn. Inwieweit das dann ein Problem für dich ist oder nicht und ob du deshalb einen größeren Deckenabsorber "brauchst", musst du selber wissen, da hat Klaus R. schon recht. Du kannst auch erstmal kleiner anfangen und schauen, wie weit du mit ein bisschen Material an den Wänden kommst.

Mit diesen Surround-Receivern kenne ich mich nicht aus. Einen DSP und Audissey haben die eingebaut, aber wie gut das funktioniert, weiß ich nicht. Ich kenne Dirac, Antimode 2.0 und händische Basteleien mit parametrischen EQs. Das klappt alles gut. Aber Audissey und die App von Denon kenne ich nicht.

@oldDiabolo: Könnte die Diskrepanz an der Mess-Lautstärke liegen? 75-80 dB sind wahrscheinlich zu leise für eine realistische absolute Messung, oder? Ich habe jetzt vor allem auf die relativen Unterschiede über den Frequenzbereich geachtet.

Wie sich die Decke auf den Bassbereich auswirkt, weiß ich übrigens nicht. Keine Ahnung, wie sich sowas verhält. Kann sein, dass die Konstruktion etwas Nachhall im Bassbereich schluckt?
Klaus-R.
Inventar
#17 erstellt: 30. Dez 2018, 09:13

old-DIABOLO schrieb:
Du sitzt weit weg von den Lautsprechern (Hallradius), da ist die Akustik des Raumes momentan absolut dominant.


Hallradius ist der Abstand von der Schallquelle an dem die Schalldruckpegel von Direktschall und Diffusschall gleich groß sind. Da es in kleinen Räumen kein diffuses Schallfeld gibt, gibt es auch keinen Hallradius. Untersuchungen zum Schallfeld, die dies beweisen, gibt es ausreichend:

http://www.aktives-h...nn_Schallfeld_DE.pdf

Klaus
ehemals_Mwf
Inventar
#18 erstellt: 30. Dez 2018, 14:54

Klaus-R. (Beitrag #17) schrieb:
... Da es in kleinen Räumen kein diffuses Schallfeld gibt, gibt es auch keinen Hallradius. ...

Was bedeutet das für unsere Kommunikation bezüglich Hörabstand oder LS-Messungen (Nahfeld vs. Fernfeld) ?
-- ich setze mal vorraus, dass wir versuchen sachlich korrekt zu schreiben /sprechen


[Beitrag von ehemals_Mwf am 30. Dez 2018, 14:58 bearbeitet]
old-DIABOLO
Stammgast
#19 erstellt: 30. Dez 2018, 17:25
Hallöchen.

@ frankenmatze. Sofern ich dein Bild richtig sehe, eine (abgehängte) Decke auf Holzbalken (ich hatte mit Betondecke gerechnet). Im hinteren Teil ist noch einiges an Inventar das die Akustik beeinflusst.
Wenn du möchtest versuche ich es genauer zu rechnen, dazu folgende Fragen:
- Laut deinem Plan sind zwei Wände gemauert und zwei sind Trockenbauwände, oder?
- Der Boden ist das Parkett, oder, wenn ja verklebt oder schwimmend verlegt?
- Sind die Wände (und Decke) mit einem Putz versehen oder nur tapeziert/gestrichen.

Andere Lautsprecher werden die Problematik der Raumakustik nicht lösen (stelle deine Lautsprecher doch zum Test einmal beide links + rechts nur ca. 1 Meter vor deinen Hörplatz, dann hörst du sofort was da an Potential vorhanden ist.) Damit am Hörplatzt mehr direkter Schall und weniger Raumschall ankommt bräuchtest du bis in den Bassbereich stark bündelnde Lautsprecher (große Hornsysteme).

Hallradius. @MwF. In jedem Wohnraum gibt es einen Abstand zum Lautsprecher bei der der Direktschallpegel gleich dem Raumschallpegel ist (≈ Definition Hallradius). Daher klingen gleiche Lautsprecher in unterschiedlichen Räumen am Hörplatz, der zumeist außerhalb des Hallradius ist, unterschiedlich. Ob es richtig ist, den Raumschall fachlich auch mit diffusem oder statistischem Schallfeld zu beschreiben, ist an dieser Stelle meiner Ansicht nicht relevant.

Bezüglich der Kommunikation ein Ausschnitt aus der aktuellen DIN18041 „Kleine Räume mit Volumina bis etwa 250 m². . Aufgrund der Raumabmessungen ist eine Überdämpfung des Raumes durch schallabsorbierende Maßnahmen in der Regel nicht zu befürchten". Praxis: Bei einer Kommunikation innerhalb des Hallradius = geringer Abstand zwischen Sprecher und Hörer ist die Raumakustik nicht entscheidend. Naheliegend das die DIN zur Raumakustik daher die Bereiche außerhalb des Hallradius betrifft. Hier ist dann die Nachhallzeit maßgeblich“ Wäre der Raum von frankenmatze ein Gruppenraum einer Kita oder Unterrichtsraum einer Schule, also ein Raum mit hohem Anspruch an die Sprachverständlichkeit, sollte die Nachhallzeit nach DIN < 0,4 s betragen (bei Nutzung des Raumes für hochwertige Musikreproduktion & Multimedia nach EBU Empfehlung 0,34s).

@kalli. Ja, 75-80 dB sind, je nach Anregungssignal und Dauer, wenig. Insbesondere zu tiefen Frequenzen, wo der Pegel der Lautsprecher zumeist abfällt und Raummoden den Nachallpegel frequenzabhängig stark beeinträchtigen können. Um die Nachhallzeit, RT60, aus der Messung, RT30, berechnen zu können, muß der Grundgeräuschpegel min. 35 dB unter dem Messpegel liegen. Ein Indiz sind die Differenzen zwischen der RT20 (schwarz) und der RT 30 (violett) Auswertung sowie links zu rechts.

Gute Zeit!


[Beitrag von old-DIABOLO am 30. Dez 2018, 19:07 bearbeitet]
Klaus-R.
Inventar
#20 erstellt: 31. Dez 2018, 10:33

Mwf schrieb:

Klaus-R. schrieb:
... Da es in kleinen Räumen kein diffuses Schallfeld gibt, gibt es auch keinen Hallradius. ...

Was bedeutet das für unsere Kommunikation bezüglich Hörabstand oder LS-Messungen (Nahfeld vs. Fernfeld) ?


Akustisches Nah- und Fernfeld einer Schallquelle sind physikalisch definiert, siehe Wiki. Im Freien nimmt im Fernfeld der Schalldruck mit doppeltem Abstand um 6 dB ab (in Räumen um ca. 3 dB), im Nahfeld nicht. In Tooles Buch beginnt bei einem beispielhaften 3-Wege-LS (28 mm HT, 100 mm MT, 300 mm TT, Bassreflex) das Fernfeld irgendwo zw. 2,3 und 7,6 m. Die Begriffe “Nahfeld-Monitor”, “Midfield-Monitor”, haben mit dem akustischen Nahfeld absolut nichts zu tun. LS-Messungen für z.B. den Wirkungsgrad müssen im Fernfeld gemacht und dann auf 1m Abstand heruntergerechnet werden.

Man sollte sich von nicht anwendbaren bzw. falsch verstandenen Konzepten wie Hallradius trennen, und zwar ein für allemal, insbesondere dann, wenn harte Daten vorliegen.


old-DIABOLO schrieb:
In jedem Wohnraum gibt es einen Abstand zum Lautsprecher bei der der Direktschallpegel gleich dem Raumschallpegel ist (≈ Definition Hallradius). Daher klingen gleiche Lautsprecher in unterschiedlichen Räumen am Hörplatz, der zumeist außerhalb des Hallradius ist, unterschiedlich. Ob es richtig ist, den Raumschall fachlich auch mit diffusem oder statistischem Schallfeld zu beschreiben, ist an dieser Stelle meiner Ansicht nicht relevant.


Definition Hallradius: Der Abstand, an welchem Diffusfeld-Energiedichte und Direktschallenergiedichte gleich sind (Deutsche Gesellschaft für Akustik e.V., DEGA Empfehlung 101 "Akustische Wellen und Felder", März 2006), siehe auch Kuttruff “Room acoustics”, Elsevier 1991.

Der Hallradius ist also im diffusen Schallfeld definiert. Und da es in kleinen Räumen erwiesenermassen kein diffuses Schallfeld gibt .....

Und was bitte soll “Raumschallpegel“ sein? In jedem Raumpunkt besteht das Schallfeld aus Direktschall, ersten Reflexionen, späten Reflexionen bzw. Nachhall. Raumpunkte ohne einen dieser 3 Schallfeldanteile gibt es nicht, also was bitte soll Raumschall sein?


old-DIABOLO schrieb:
Bezüglich der Kommunikation ein Ausschnitt aus der aktuellen DIN18041 „Kleine Räume mit Volumina bis etwa 250 m² “.


DIN 18041- 2004:05: “Diese Norm gilt für kleine bis mittelgroße Räume mit einem Raumvolumen bis etwa 5 000 m³, für Sport- und Schwimmhallen ohne Publikum bis 8 500 m³. Sie legt die akustischen Anforderungen und Planungsrichtlinien zur Sicherung der Hörsamkeit vorrangig für die Sprachkommunikation einschließlich der dazu erforderlichen Maßnahmen fest.“

Weiter: “5.2.1 Kleine Räume mit Volumina bis etwa 250 m3
5.2.1.1 Geometrische Gestaltung
Die beschriebenen Maßnahmen und Auslegungshinweise gelten insbesondere für Besprechungs- und Klassenzimmer, Gruppenräume in Kindergärten und Kindertagesstätten und andere Räume, die überwiegend der sprachlichen Kommunikation, auch unter Einsatz audiovisueller Medien, dienen. Aufgrund der Raumabmessungen ist eine Überdämpfung des Raumes durch schallabsorbierende Maßnahmen in der Regel nicht zu befürchten.“

Der Begriff “Hallradius“ taucht in dieser DIN kein einziges Mal auf, woher also willst du wissen, dass sie sich mit den Bereichen ausserhalb dieses Radius beschäftigt?

Ich denke jedoch, dass MwF an eine andere Kommunikation als die im Sinne der DIN gedacht hatte.

Klaus
old-DIABOLO
Stammgast
#21 erstellt: 01. Jan 2019, 17:01
Hallo Klaus.
Danke für deine ausführliche Ausführung. Meiner Kenntnis ist sie inhaltlich so verzerrt falsch, dass darauf einzugehen mir jegliche Motivation fehlt.
Gute Zeit!
KallisGrillimbiss
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 01. Jan 2019, 17:10
Und außerdem auch ohne Relevanz für die Ausgangsfrage und daher off topic.
Klaus-R.
Inventar
#23 erstellt: 01. Jan 2019, 20:11

old-DIABOLO (Beitrag #21) schrieb:
Danke für deine ausführliche Ausführung. Meiner Kenntnis ist sie inhaltlich so verzerrt falsch, dass darauf einzugehen mir jegliche Motivation fehlt.


Nahfeld, Fernfeld, Schalldruckabnahme, LS-Messungen, Hallradius, Diffusfeld, Schallfeld: zu welchem dieser Punkte mache ich “verzerrt falsche“ Aussagen? Ich kann und will nicht ausschliessen, dass ich sachlich daneben liege, und lerne gerne dazu, aber dann bitte belastbare Fakten bzw. Daten. Diskussionsforen wie dieses sind letztendlich auch dazu da, Wissen zu vermitteln.

Klaus
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