Welche Elektronik für Phono? Richi? Fuchs? Reith?

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Pyreen
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 05. Jan 2006, 23:49
Hallo zusammen,

in Anlehnung an den "Welcher Preamp" thread möchte ich den Experten mal mein Anliegen vortragen, in der Hoffnung, daß mir vergleichbar gut geholfen wird; dazu muß ich aber erstmal ein wenig ausholen:
Ich höre momentan an einer Anlage, die mir leidlich gut gefällt und eher zufällig zusammengekommen ist, ohne größere Planung oder Ahnung (i.e. vor meinen Forumszeiten).

Sie besteht aus:

Project Xpression mit Shure V15VxMR
Denon PMA 1500R MkII
B&W 603 S3

Ich höre nahezu ausschließlich Platten, aber auch ab und an CD über DVD-Player.

Da mir aufgefallen ist, daß mein Plattenspieler an denselben Boxen mit anderen Verstärkern unheimlich viel besser klingt, als bei mir, dacht ich mir "Schaffst du dir mal nen externen Phono-Pre an".

Ich sollte noch sagen, daß ich zwar gutes Wissen über Kernphysik habe, mir mein gesamtes E-Technik"Wissen" aber übers Forum angeeignet habe, was eine echte Ausbildung/Studium nun mal nicht gerade ersetzen kann

Zumindest hatte ich doch verstanden, daß Phono-Vorverstärker an sich recht simpel aufgebaut und einfach herzustellen sind: zweistufig mit OPs nach Wahl, Rumpelfilter rein, fertig (mehr oder weniger ). Dementsprechend hatte ich mich entschieden, den richi44-VV nachzubauen (besser, nachbauen zu lassen, Löten kann ich überhaupt nicht, kenn aber einen aus der Uni, für den das Alles kein Problem ist).

Doch dann sah ich im Analogforum den Fuchs-Pre;

http://www.volpe.at/Platine_RIAA2.zip

und schwupps, wars mit meinem mühsam aufgebauten Halbwissen wieder zu Ende; "Der sieht ja viel komplizierter aus als der von Richi, viel mehr Bauteile und so, ich dachte das wär gar nicht nötig"...
also wollt ich endlich nen thread hier aufmachen mit der Bitte, mir die Unterschiede und Vorzüge der 2 Preamps näherzubringen, bis gestern der o. erwähnte "Preamp-Thread" dazwischen kam und ich den "Hifiakademie"-Vorverstärker sah... ( http://hifiakademie.de/ )

und ihr habts erraten, wo ich beim Fuchs zumindest noch wußte, was er war, hier nun totale Endstation...

Allerdings wurde der in einem Thread, wo es um einen hauptsächlich CD-Hörenden ging, empfohlen; eine meiner Fragen deshalb: Ist der Phonoteil des Reith-preamps besser als die anderen zwei? Wenn ja, würd ich mir gleich den gesamten integrated amp zusammenbauen(lassen), da mir deucht, daß die Reith-Vorstufe am Hochpegeleingang des Denon nicht so das Gelbe vom Ei ist...

Am Ende mal die Zusammenfassung meines Dilemmas:
Welche dieser Möglichkeiten zur Verstärkung meines Phono-Signals ist die Beste:

1. Richi44-VV an Denon PMA1500R MkII (+ ext. Netzteil)

2. Volpe-VV an Denon PMA1500R MkII (+ ext. Netzteil)

3. Hubert Reith-Vollverstärker

4. eine andere, auf die ich noch gar nicht gekommen bin (z.B. anderer DIY-Vollverstärker derselben Preisklasse wie 3)?

Unter "besser" verstehe ich persönlich hohe Wiedergabetreue im engeren Sinne, d.h. ich will, daß mein Eingangssignal nach der Verstärkung so unverfälscht wie möglich wiedergegeben wird; schlechte, dünne, rauhe, aggressive, flache Aufnahmen haben sich gefälligst auch schlecht, dünn, rauh, aggressiv und flach anzuhören, "audiophile" Aufnahmen dementsprechend.

Ist eine der 4 obigen Möglichkeiten in der Lage, dies zu tun? Wenn nicht, könnt Ihr eine andere empfehlen?

So, abschließend - ungeachtet evtl. folgender oder ausbleibender Ratschläge/Erklärungen - schon mal vielen Dank, daß Ihr euch die ganze Novelle überhaupt durchgelesen habt.

Gruß,

Heider
Pyreen
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 06. Jan 2006, 23:31
Hi,

woran liegts - Beitrag zu lang, Fragen zu unklar?
Ich versuchs mal anders: mit einer präzisen, elektrotechnischen Frage:

1. Habe gelesen, daß beim Fuchs(=Volpe)-Pre die Kondensatoren des Netzteils den Klang erheblich beeinflussen sollen. Frage: Stimmt dies?

2. In Anlehnung daran; mir schwant langsam, daß es sogar im Eigenbaubereich Voodoo gibt; wie kann das denn bei nem Haufen Technikern, die doch nachmessen können, was Sie ändern und ob diese Änderungen hörbar sind, sein?
Frage 2: Ist der Fuchs-Pre deshalb so anders aufgebaut, als der von Richi44, weil er ein "Voodoo-Preamp" ist? Ist darum Richis amp der Vorzug zu geben?

Gruß,

Heider
paga58
Inventar
#3 erstellt: 07. Jan 2006, 00:26
Hi,

mit Voodoo liegst Du voll richtig. Beispiel NT-Elkos Volpe.
Dieser Verstärker stört bei MM-Systemen in der Originalbestückung den Tonabnehmer durch einen "Rückstrom", der das mehrfache des maximalen NF-Stroms beträgt.
Das fällt keinem der Besitzer klanglich negativ auf, aber die NT-Elko Unterschiede
Mein Tipp: Nur Platine eines Amp-Bausatzes kaufen. Mit der Bestückung spielen (Löten auf Platinen ist keine Hexerei).
Anfangs mal einen einstufig aktiv entzerrten probieren, die sind am simpelsten zu bauen.
Meine Erfahrung: Netzteile, die übertuned sind, bringen absolut nichts, Entzerrung sehr auffällig (siehe
http://dnispari.piranho.de/entzerr.htm ).
Die richtige IC-Wahl macht einen Unterschied, die teuersten sind nicht immer die besten.
Mit dem Shure ist Rauschen eigentlich schon mit einem AD8671 absolut unkritisch (diese IC ist meiner Ansicht nach der absolute Preis/Leistungshammer).

Grüße

Achim
Pyreen
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 07. Jan 2006, 01:15
Hi Achim,

danke für die Antwort; kaum auszudenken, wenn ich mir den Volpe gekauft hätte, nur um festzustellen, daß das Ergebnis schlechter ist, als bei meinem Denon

Zu deinen weiteren Tips:
das mit dem Löten krieg ich schon hin, kenn wie gesagt einen an der Uni, der das erledigen könnte oder - noch besser - mir beibringen, wies gemacht wird.
Die Frage ist jetzt, was gebaut wird; hab mal gelesen, (Zitat)
"Heutzutage nimmt man aber einen bipolaren AD797 mit teils passivem RIAA-Netzwerk vor einer invertierenden Ausgangsstufe wiederum mit (FET-)OP"

Ist das so korrekt?

Und danke für deinen Link, vielleicht wag ich mich mal an die Mini-Schaltung da ran

Das mit der Bauteilselektionierung ist aber so ne Sache;
ich weiß, daß nicht die Bauteile mit den besten Eigenschaften, sondern die am besten aufeinander abgestimmt sind, zu bevorzugen sind, was Du ja auch bestätigst; nur fehlt mir hier klar das Detailwissen über die Komponenten und deren Zusammenspiel; bisher dacht ich immer, NE3352/4 wäre lege artis.
So ähnlich wie hier:

http://files.hifi-forum.de/Zucker/Selbstbau/EntzerrerVV.doc

Wenn ich hier nen AD8671 einsetze, ändert sich bestimmt das gesamte Verhalten der Schaltung, oder?

Gruß,

Heider


[Beitrag von Pyreen am 07. Jan 2006, 01:40 bearbeitet]
lenz
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 07. Jan 2006, 14:13

paga58 schrieb:


mit Voodoo liegst Du voll richtig. Beispiel NT-Elkos Volpe.
Dieser Verstärker stört bei MM-Systemen in der Originalbestückung den Tonabnehmer durch einen "Rückstrom", der das mehrfache des maximalen NF-Stroms beträgt.
Das fällt keinem der Besitzer klanglich negativ auf, aber die NT-Elko Unterschiede



Könntest du dies bitte mal näher erklären???
-scope-
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 07. Jan 2006, 16:13
Hallo Pyreen,

Zuerst würde ich zweifelsfrei klären,
ob eine völlig neue Phonostufe für akzeptablen "Plattenklang" überhaupt nötig ist. Das V15VxMR
ist ein MM-System, mit denen man viel "einfacher" Fehler machen kann als das mit MC´s der Fall ist.

Hat z.B. der interne Phonoverstärker eine Eingangskapazität von 200 (oder gar mehr) Pf, und das Kabel vom System bis zum Denon eine Kap. von 250 pF (das ist nichts aussergewöhnliches), ist es mit dem guten Klang schnell vorbei.

Ich würde dir empfehlen, die Eingangskapazität des Denon Phonopre von einem "halbwegs Sachkundigen überprüfen, und ggf. anpassen zu lassen. Gleiches gilt für das Kabel am Plattenspieler (überprüfen lassen) Phonopre und Kabel sollten zusammenaddiert! unter 250 pF bleiben.

Der im Denon verbaute Phonoverstärker ist vielleicht nicht "vorbildlich", aber ich denke mal, dass man da noch etwas verbessern kann....Vielleicht sogar "erheblich" !


[Beitrag von -scope- am 07. Jan 2006, 16:16 bearbeitet]
Pyreen
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 08. Jan 2006, 17:54
Hallo scope,

also die Eingangskapazität ist mit Sicherheit falsch; rechnet man mit 75pF für den Tonabnehmer, 200pF für Verkabelung vom Abnehmer zum Amp(was ziemlich optimistisch ist), sind wir schon über dem Optimum; den Denon hab ich mal aufgemacht und nachgeguckt - da sitzt auf jeden Fall ein Kondensator, d.h. >0pF, was das Ganze noch schlimmer macht.
Ich werde Deinen Rat deshalb beherzigen und C1 rausbauen - sollte ich das überleben, wird man sehen, ob der Klang zufriedenstellend ist; falls nicht gönne ich mir wohl doch den Reith als Vollverstärker (der Denon hat davon abgesehen auch nen ziemlichen Brumm und einen Klirr, der höher ist als was ich für den Preis erwarten würde, insges. bin ich von dem Ding ziemlich enttäuscht).

Ich werd Euch auf jeden Fall nachher mit nem Ergebnisbericht beglücken

Danke für die Hilfe,

Heider
-scope-
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 08. Jan 2006, 18:37
Hallo,


rechnet man mit 75pF für den Tonabnehmer, 200pF für Verkabelung vom Abnehmer zum Amp


mit "Tonabnehmer" meinst du jetzt die Tonarmverkabelung?
Das Kabel vom Plattenspieler zum Verstärker muss nicht gleich 200 pf haben. Ist es fest am Spieler? Dann solltest du in der Tat erstmal die Kapazität im pre (wie von dir vorgeschlagen) verringern.
Pyreen
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 08. Jan 2006, 18:45
Hallo,

das sag ich lieber auf English; mit "Tonabnehmer" mein ich die cartridge windings; je nach Quelle als zw. 70 und 80 pF beim Shure angegeben; mit Verkabelung mein ich tonearm wiring + interconnects (das bei mir leider in der Tat fest am Player dran ist).

Gruß,

Heider
-scope-
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 08. Jan 2006, 19:15
Hallo,

diese Komponente geht m.W. nicht in die Berechnung der 250 pF mit ein. Auf der Shure Homepage konnte ich diese mir bisher unbekannte Spezifikation auch nicht finden.

Gehe bei der Tonarmverkabelung von 30 pF aus. Dazu das Anschlusskabel von (hoffentlich) etwa 100 Pf und eine Eingangskapazität am Denon von XXX pF.
Pyreen
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 08. Jan 2006, 19:27
Hi,
die Werte hab ich vor Urzeiten ausm diyadio Forum gezogen. Ich such mal ob ich den link noch hab...

Edit: Die NUMERISCHE Angabe des "Cartridge-Wertes" hab ich nicht gefunden, aber ein kurzer thread wo darüber geredet wird: http://www.diyaudio.com/forums/showthread/t-66372.html
Die "Simulation" mit den empfohlenen 80 pF ist aber Humbug, oder? Worauf die Leute so alles kommen...
Ich verlaß mich erstmal auf deine Angaben und orientiere mich dann am Ergebnis.

Gruß,

Heider


[Beitrag von Pyreen am 08. Jan 2006, 19:59 bearbeitet]
-scope-
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 08. Jan 2006, 20:48
Hallo,

vergiß den Beitrag Der Mensch dort geht von 80 pf "für alles" aus, was zwar nicht unmöglich, aber dennoch praxisfremd ist. Die "cartridge winding capacity" ist für dich nicht von Interesse. Davon habe ich "da" jetzt zum ersten mal gelesen....Und das wird wohl auch das letzte mal gewesen sein

Ein Kapazitätsmessgerät kannst du du nicht zufällig leihen?
Du könntest dann mit demontiertem!! System von den Cinchleitungen aus "rückwärts" messen. Dann wärst du schonmal einen Schritt weiter.
paga58
Inventar
#13 erstellt: 09. Jan 2006, 00:21
Hallo,


@Lenz

Signalstrom MM bei lauten Platten: um die 100nA
"Rückstrom" 5532 lt. Datenblatt: je nach Fabrikat und Temperatur 200 bis 1200nA

Volpe 1&2 halten diesen (aus Abtastersicht riesigen) Strom nicht von MM-Tonabnehmern fern - Konstruktionsfehler, für MM schlecht geeignet!



@Heider

Sicher kann man den DENON modifizieren. Würde ich aber nicht als erstes Bastelprojekt in Angriff nehmen - ist zu schade dafür. Ein Plattenspielerkabel (incl.Tonarm) sollte mit ca 100pF machbar sein. Bleibt die DENON-Kap. Die sollte dann nicht über 200pF liegen (macht aber nur im Bereich 15kHz viel aus - der Brumm hat sicher handfeste Gründe, ab Werk vorhanden ist er sicher nicht).

Zu kleineren Basteleien:

Ein AD8671 (bzw. die Doppelversion 8672) übertrifft in allen für Phonopres wichtigen Eigenschaften den 5532.
Direktes Umrüsten ist kein Problem, nur braucht ein 8672 eine Adapterplatine (je nach Lieferant 30cent bis 2EU), weil sein Gehäuse kleiner ist.
Dass er "nur" +-15Volt maximale Betriebsspannung verträgt, ist an Netzteilen superleicht anpassbar.

"Amtlichen" Verstärkerausführungen ist eigen, dass es alle paar Monate neue Modetrends gibt .
Im Link oben mit den TI-Kurven zeigt das erste Bild eine einstufige Entzerrung mit Filtern 1.Ordnung, dritter Zeitkonstante und Tiefbasssenkung.
Mehr als die Hälfte der Phonopres arbeitet so (passiv und aktiv). Abweichend davon kann man 2stufig entzerren, die Tiefbasssenkung weglassen, ein steiles Subsonicfilter benutzen oder eine Neumann-Anhebung zufügen. All das ist klanglich auffälliger als der Wechsel der Verstärkerkonstruktion (sofern fehlerfrei) und Cap-Tuning.
Ich habe über 100 verschiedene Preamp-Schaltungen, und wenn eine interessant aussieht simuliere ich die RIAA-Kurve und baue manchmal die Schaltung.
Z.B. habe ich die alte "Telefunkenkurve" und den Brystonpre mal ausprobiert und die kann ich knapp von meinem "Mainstreamentzerrer" unterscheiden.

Demnächst will ich die zur unteren Kurve des Link passende Schaltung von Texas Instruments aufbauen, die richtig aufwendigt ist (mehrstufige Filter höherer Ordnung). Mal sehen, bzw. hören...




Grüße

Achim


[Beitrag von paga58 am 09. Jan 2006, 00:28 bearbeitet]
hreith
Inventar
#14 erstellt: 09. Jan 2006, 00:59
Hi Achim

"...Im Link oben mit den TI-Kurven zeigt das erste Bild..."

=>
Bei dieser Schaltung muss man wegen der gegenseitigen Beeinflussung der Bauteile die Werte für C1, R3 anpassen.
Wenn z.B C2=10nF, R4=7.5kOhm
dann muss C1=35.4nF und R3=88.7kOhm haben.
Nur dann werden die Zeitkonstanten der Gesamtschaltung auch eingehalten.
Bei geeigneter Dimendionierung haben quasi alle Entzerrerschaltungen im gesamten Audiobereich den gleichen F-Gang. Das gilt für deine Schaltung im ersten Bild, die von Fuchs und auch für Versionen mit entkoppelten Zeitkonstanten oder mit passiver Entzerrung.

Rein technisch betrachtet bieten die entkoppelten Versionen also nur mehr Freiheiten bei der Wahl der Kondensatoren, nicht aber eine andere Zielfunktion.
hreith
Inventar
#15 erstellt: 09. Jan 2006, 12:10
Nochmal hi Achim,

"Rückstrom.."
=>
bei meinem alten PhonoPre habe ich auch eine direkte Kopplung des Systems an die Elektronik. Den Eingangsstrom habe ich aber mit einer Konstantstromquelle auf 0 abgeglichen.

Rein thermisch sollte ein TA ein paar uA nicht kratzen, jedoch könnten die Eisenteile darin entsprechend magnetisiert werden. Theoretisch könnte das einen Einfluß auf den Wirkungsgrad und den Klirr haben. Durch die unsymmetrische Magnetisierung könnte k2,k4.. etwas ansteigen. Ich habe dazu keine Untersuchungen gemacht. Sind dir welche bekannt?
paga58
Inventar
#16 erstellt: 10. Jan 2006, 00:37
Hi,

etliche Entwickler weichen absichtlich von den Riaa Zeitkonstanten ab, um die Asymptoten (Vorgabe: flat 0,5-2,1kHZ) besser zu "treffen".
Richtig ist, dass alle Filter die auf erster Ordnung und exakter Zeitkonstante aufbauen, gleiche Kurven geben.
Drum baut die Schaltung, die TI zur unteren Kurve veröffentlicht, auch auf Filter 2. Ordnung.

Die Vormag. des Spulenkernes implementiert natürlich auch eine verstärkte Wirbelstrombremse für den sich bewegenden Metallnadelträger. Und das alles ist soo leicht vermeidbar...

Messungen wären interessant, aber wenn alle Entmagnetisiergeräte für ihr MM mit Erfolg einsetzen, was erst wenn dieser Vormagnetisierstrom weg ist .


[Beitrag von paga58 am 10. Jan 2006, 00:58 bearbeitet]
hreith
Inventar
#17 erstellt: 10. Jan 2006, 01:15
Hi Achim,

in den Schneidemaschinen sitzen ja die Filter mit entgegengesetzter Kennlinie drin. Mir sind nur solche bekannt, die ebenfalls nur die Norm-Zeitkonstanten haben, welche 1955 von der RIAA festgeschrieben wurden.


Es gab dann zwar noch den IEC-Update mit der TT-Absenkung bei der Widergabe, die HF-Zeitkonstante wurde aber auch da wohl vergessen. Wenn bei der Wiedergabe die hohen Töne mit 6dB/Okt abgesenkt werden, dann müssten sie ja bei der Aufnahme entsprechend angehoben werden, was im HF-Bereich eine unendlich hohe Verstärkung ergibt. Hier findet in den Schneidemaschinen wohl eine Begrenzung auf 50kHz statt. Diese müsste man bei der Wiedergabe dann eigentlich auch einbauen.

Die Phono-Technik an sich ist ja nicht gerade jung und die Kennlinien stammen aus alten Röhrentagen. Da hat man mit jedem Bauteil bespart. Beim Umstieg auf die Halbleiter hat man diese Kennlinien genau so übernommen, da es sonst ja zu inkompatibilitäten gekommen wäre. Für den "Sound" ist das Studio zuständig, nicht die Schneideentzerrung und auch nicht die entsprechende Wiedergabe-Entzerrung.

Bei der Verwendung von Filtern höherer Ordnung hätte man ja dann mehr Ai und Bi in der Differenzialgleichungen, als eigentlich vorgesehen sind. Ich glaube nicht, dass das eine wirklich gute Idee ist. Es hat schon seinen Grund, warum sowas nicht verbreitet ist.

Eine "verstärkte Wirbelstrombremse" könnte die Resonanz etwas bedämpfen und wäre von daher nicht unbedingt ungewünscht - ganz im Gegenteil.
Es gibt auch "Entmagnetisierungs-Geräte" für CDs. Man sollte das nicht überbewerten. Es gibt so viele Zubehörartikel, weil im Zubehör deutlich höhere Verdienstspannen drin sind, nicht weil all diese Geräte auch immer sinnvol sind.
Ich habe kein Gefühl für die Größenordnung der Magnetisierungen im TA aufgrund der Eingangsströme der Entzerrer. Von daher habe ich auch kein Gefühl für die Auswirkungen. Eigene Untersuchungen oder mal eine Nachfrage bei TA-Herstellern wäre doch mal was.
hreith
Inventar
#18 erstellt: 10. Jan 2006, 03:30
Hi Achim,

ich habe mir den Ausschnitt in der TI-Docu slyt026.pdf nochmal angesehen.
Das dort genannte Verfahren scheint mir nicht so der Bringer zu sein.
Man kann die Übertragungs-Funktion der Schaltung aufstellen und erhält dann eine Gleichung, die 5 Zeitkonstanten hat.
Die eine ist der Subsonic-Filter, den wir jetzt mal weglassen.
Die nächste ist eine HF-Zeitkonstante an der Stelle, an der die Gesammtverstärkung gegen 1 geht. Die lassen wir jetzt auch mal beiseite liegen.
Übrig bleiben 3 Zeitkonstanten, die genau die RIAA-Werte haben sollten.
Es ist also überhaupt nicht notwendig, da irgendwelche Asymptoten annähern zu wollen.
Im Bild 10 der Docu sind dann auch Werte drin, die deutlich von den RIAA-Werten abweichen. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass diese Schaltung klanglich nicht so der Kracher war.
Hier die TI-Schaltung:


und eine ähnliche aus einem alten OP37-Datenblatt:

diese Schaltung trifft die RIAA-Werte ausreichend gut!

Die TI-Schaltung ist zwar etwas hochohmiger, man könnte die Werte aber problemlos umrechnen und erkennt auch so schon, dass es da deutliche Unstimmigkeiten gibt.
Lässt man die 360k und den 9.1nF mal als Basis drin (beschreiben die 3.18ms ausreichend genau), dann müsste C4 etwa 3nF und R4 etwa 26kOhm haben! Nur dann würde auch die 318us stimmen. Mit der Original-Dimensionierung liegt die total daneben.

Und was lernt man daraus?
Solche Docus zeigen oft interressante Ideen - aber nicht jede davon ist auch eine gute Idee.
richi44
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 10. Jan 2006, 13:47
Zu den einzelnen RIAA-Zeitkonstanten ist zu sagen, dass man diese richtigerweise durch Aktiv-Elemente trennen sollte. In den beiden OPV-Schaltungen beeinflussen sich die Zeitkonstanten gegenseitig. Man kann also mit nichten einfach die 3180, 318 und 75 Mikrosekunden mit 4 Bauteilen zusammenrechnen. Dazu gibt es einen einfachen Beweis: Um die Entzerrerverstärker von Studioplattenspielern auszumessen, gibt es vom Plattenspielerhersteller EMT einen Schneidkennlinienverzerrer. Er produziert also genau die Schneidkennlinie. Das lässt sich nachmessen, denn die Kuven der RIAA gibt es auch in Tabellenform.
Und wenn man den EMT aufmacht, stimmen die Werte auch nicht mit den berechneten Zeitkonstantenwerten überein.
Das bedeutet, dass man erstens nur nach Augenschein und Taschenrechner eine solche Entzerrschaltung nicht beurteilen darf. Und zweitens ist das der Grund, warum ich an meiner Schaltung die 75 Mikrosekunden in eine eigene Stufe verbaut habe.
hreith
Inventar
#20 erstellt: 10. Jan 2006, 17:44
Hi richi44,

ja, man kann die Zeitkonstanten in verschiedenen Stufen realisieren und so einfacher und unabhängig voneinander abstimmen. Das sind aber nur praktische Überlegungen.

Eine richtig abgestimmte, berechnete Schaltung mit der Kombination aller Zeitkonstanten in einer Stufe erreicht den gleichen Frequenzgang. Einzig die Wahl der Bauteile ist etwas schwieriger, da es gerade bei den Kondensatoren ja nicht jeden Wert zu kaufen gibt.

Am Ende muss man abwägen, welches Konzept man verfolgt:
- Die getrennten Zeitkonstanten in getrennten aktiven Stufen benötigen 2 bis 3 aktive Stufen hintereinander, dafür ist man bei der Wahl der Kondensatoren recht frei.
- Die Kombischaltung benötigt nur eine aktive Stufe, dafür ist die Wahl der Kondensatoren problematisch.
- Man kann es auch kombinieren, was die Anhänger der "passiven Entzerrung" gerne tuen. Hier hat man min. 2 aktive Stufen hintereinander und dazwischen ein Kombi-Netzwerk zur Entzerrung. Auch damit erreicht man prinzipiell den gleichen Frequenzgang wie bei den anderen Lösungen - zumindest, wenn man es richtig macht.
- Auch Mischformen sind verbreitet, wobei man gerne eine lineare erste Stufe, dann eine passive 75us-Entzerrung und dann die 318us und 3.18ms in der 2ten aktiven Stufe hat.
Satanshoden
Stammgast
#21 erstellt: 25. Jan 2006, 13:30
Hallo Heider,

um auf deine eigentliche Frage mal einzugehen, würde ich sagen schnapp den Reith Vollverstärker, du wirst für das Geld und auch deutlich darüber nichts besseres bekommen. Wiedergabetreue und Neutralität sind auch Huberts erklärte Ziele, und die erreicht er in einem Maß, das wirklich beeindruckt!

Der D-Amp ist ein Hammer, vereint die Vorzüge einer sehr guten Röhre mit dem Dampf und der Kontrolle einer großen Trasistorendstufe, damit betreibst du JEDEN LS auf sehr hohem Niveau!

SAC kenne ich nicht, mit Transen(istoren) wirst sich aber so schnell aber kein auch nur annähernd superbes Ergebnis erzielen lassen, das dürfte um Einiges aufwändiger und teurer sein.


Gruß
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