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Was hört Ihr gerade jetzt? (Klassik !!!)

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Martin2
Inventar
#31623 erstellt: 30. Mrz 2025, 05:34
Heute etwas aus einer Box gehört, die es lange nicht mehr gibt, der Sony Classical Collection, so einer Box mit verschienstem. Hörte die Schlachtrösser von Tschaikovsky, das 1. Klavierkonzert und das Violin Konzert, Gilels, New. Yorker Philharmoniker, Mehta und Oistrach/ Ormandy. Wirklich gute Interpreten, aber es klang irgendwie schrill. Ich habe es trotzdem genossen. Gilels übrigens war live und das Pulbikum speziell auch im langsameren und leiseren Satz etwas laut.


[Beitrag von Martin2 am 30. Mrz 2025, 05:33 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#31624 erstellt: 31. Mrz 2025, 14:26
jpc.de
Arthur Honegger (1892-1955)
Symphonien Nr. 2 & 3
Igor Strawinsky (1882-1971)
Konzert D-Dur für Streicher

Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan
DGG, 1969

Herbert von Karajans Einspielung von Arthur Honeggers Sinfonien Nr. 2 und 3 mit den Berliner Philharmonikern zählt vermutlich zu den bedeutendsten Interpretationen dieser Werke, nicht zuletzt wegen der ungewöhnlichen Verbindung von struktureller Strenge, klanglicher Intensität und emotionaler Wucht. Beide Sinfonien sind tief in den Schrecken des 20. Jahrhunderts verwurzelt – sie reflektieren Krieg, menschliche Not und die fragile Hoffnung auf Erlösung. Karajan gelingt es in seiner Lesart, diese existenziellen Themen in eine musikalische Sprache zu übersetzen, die mit großer Klarheit und Ausdruckskraft auf den Hörer wirkt.

Die Zweite Sinfonie für Streichorchester, 1941 im Auftrag der Zürcher Tonhalle komponiert, ist ein Werk von bedrückender Dunkelheit. Der Einsatz von Streichern allein – ergänzt erst ganz am Ende durch ein Trompetensolo – schafft eine spannungsgeladene, oft nervöse Klangwelt. Karajan betont diese Spannung, indem er auf eine fast gläserne Durchhörbarkeit der Stimmen setzt. Die Berliner Philharmoniker bringen unter seiner Leitung eine kompromisslose Präzision und Ausdrucksschärfe ein, die dem Werk eine fast asketische Intensität verleiht. Das berühmte Trompetensolo im Schlussabschnitt, ein choralartiger Ruf der Hoffnung, erklingt nicht als süßliche Erlösung, sondern als entrückter, beinahe überirdischer Moment – distanziert, aber klar leuchtend aus dem Dunkel des Vorhergehenden.

Die Dritte Sinfonie, betitelt „Liturgique“, entstand 1946 und ist Honeggers wohl direkteste Auseinandersetzung mit dem Krieg und seinen Folgen. Die Satzüberschriften – „Dies irae“, „De profundis clamavi“ und „Dona nobis pacem“ – verweisen auf liturgische Texte, doch Honeggers Musik bleibt weltlich in ihrer Anklage. HvK interpretiert die drei Sätze mit großer dramaturgischer Konsequenz: Der erste Satz, „Dies irae“, ist bei ihm ein gewaltiger Ausbruch von Zorn und Gewalt, mit schneidenden Akzenten und einem aggressiven Zugriff, der beinahe körperlich spürbar wird. Im zweiten Satz legt er ein feines Gespür für die innere Spannung frei – das Klagen aus der Tiefe bleibt bei ihm niemals kontemplativ, sondern scheint von innerer Unruhe und Trauer durchzogen. Der dritte Satz schließlich, das „Dona nobis pacem“, wirkt unter Karajan alles andere als versöhnlich: Der Friede, den Honeggers Musik hier erbittet, ist nicht der eines Triumphs, sondern der eines mühsam errungenen Stillstands – erschöpft, tastend, zutiefst menschlich.

Zur Klangqualität dieser Aufnahmen ist jedoch anzumerken, dass die diese – trotz der mit großer Sorgfalt aufgenommenen Darbietung – gelegentlich als etwas harsch empfunden werden kann. Besonders in den dynamisch aufgeladenen Passagen der Dritten Sinfonie oder in den eruptiven Momenten der Zweiten wirkt der Klang stellenweise kantig, fast spröde. Die Streicher verlieren bisweilen an Wärme, der Gesamtklang erhält eine gewisse metallische Härte. Das kann jedoch auch als stilistisch passend verstanden werden: Die Schärfe der Musik spiegelt sich im Klangbild wider – nichts wird beschönigt, kein Trost wird klanglich vorgetäuscht. In diesem Sinne trägt die Klanggestaltung zur schonungslosen Ausdruckskraft dieser Einspielung bei.

Karajans Honegger ist nicht auf Glätte bedacht, sondern auf Wahrhaftigkeit. Das macht seine Deutung unbequem – aber auch sehr eindrucksvoll.
Mit den "ganz großen" Namen - Orchester wie Dirigenten - gibt es, je nach Definition, nur sehr wenige Einspielungen. Aber selbst dann, wenn einem solchen Aspekte nicht wichtig erscheinen, ist das eine Aufnahme, die man wohl gehört haben muss, wenn man wissen möchte, woran man bei Honeggers Sinfonien Nr. 2 und 3 ist.

Viele Grüße
Frank
Hüb'
Moderator
#31625 erstellt: 31. Mrz 2025, 15:14
jpc.de
Bela Bartok (1881-1945)
Der wunderbare Mandarin
+ Musik f. Saiteninstrumente, Schlagzeug, Celesta

Chicago Symphony Orchestra, Pierre Boulez
DGG, 94

Béla Bartóks Musik hat etwas Ungezähmtes, etwas Archaisches – und gleichzeitig ist sie durchdacht bis ins kleinste Detail. Die Deutsche Grammophon-Aufnahme mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Pierre Boulez bringt das in einer fast perfekten Mischung zum Klingen. Zwei Werke sind auf der Scheibe: das ekstatisch-düstere Ballett Der wunderbare Mandarin und das geheimnisvoll-schwebende Meisterwerk Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta. Zwei Seiten derselben bartókschen Medaille – roh und raffiniert, wild und kristallklar.

Der wunderbare Mandarin ist pure Energie. Die Geschichte um Verführung, Gewalt und eine unheimliche Wiederauferstehung spiegelt sich in grellen Klangfarben, hämmernden Rhythmen und schrägen Dissonanzen wider. Boulez bringt diese Musik nicht einfach nur zum Kochen – er serviert sie mit chirurgischer Präzision. Die Eruptionen wirken dadurch umso unheimlicher, die zarteren Momente fast gespenstisch schön. Das Chicago Symphony Orchestra spielt dabei mit beeindruckender Wucht und Klarheit. Unterstützt wird es vom Chicago Symphony Chorus unter der Leitung von Duain Wolfe, der dem Werk zusätzliche klangliche Wucht verleiht.

Im Kontrast dazu steht die Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta – ein faszinierendes Klanggewebe, das zwischen kühler Logik und geheimnisvollem Leuchten schwebt. Vor allem der erste Satz, mit seinem schleichenden Fugenbeginn, wirkt wie eine Reise durch einen dunklen Traum. Boulez entlockt dem Ensemble eine fast ätherische Transparenz – jeder Ton sitzt, jede Linie ist durchhörbar. Besonders der zweite Satz funkelt mit tänzerischer Eleganz, während die Celesta in den langsamen Passagen wie aus einer anderen Welt klingt.

Aufgenommen wurde das Ganze im Dezember 1994 in Chicago, erschienen ist die Aufnahme 1996 bei Deutsche Grammophon. Schon das Cover – eine abstrakte, geometrische Komposition in dunklen Farbtönen – deutet an, worum es hier geht: moderne Musik, scharfkantig und komplex, aber gleichzeitig atmosphärisch aufgeladen und voller Spannung. Boulez, als Vordenker der musikalischen Moderne, trifft hier auf ein Orchester, das seine Klangsprache perfekt umzusetzen weiß – analytisch durchdrungen und gleichzeitig voller Ausdruckskraft. Eine Aufnahme, die zu Recht als eine der Referenzen gelten muss und in der man bei jedem Hören neue Details entdecken kann.

Viele Grüße
Frank
WolfgangZ
Inventar
#31626 erstellt: 31. Mrz 2025, 17:51
Zitat von Frank:

Karajans Honegger ist nicht auf Glätte bedacht, sondern auf Wahrhaftigkeit. Das macht seine Deutung unbequem – aber auch sehr eindrucksvoll.
Mit den "ganz großen" Namen - Orchester wie Dirigenten - gibt es, je nach Definition, nur sehr wenige Einspielungen. Aber selbst dann, wenn einem solchen Aspekte nicht wichtig erscheinen, ist das eine Aufnahme, die man wohl gehört haben muss, wenn man wissen möchte, woran man bei Honeggers Sinfonien Nr. 2 und 3 ist.

-----

Besten Dank für den Tipp! Gerade weil ich kein Karajan-Verehrer bin, interessiert mich diese Aufnahme und befindet sich jetzt im Wartemodus.

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 31. Mrz 2025, 17:54 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#31627 erstellt: Gestern, 17:08
jpc.de
Jean Sibelius (1865-1957)
Symphonien Nr. 5 & 7
+ Der Schwan von Tuonela

Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan
DGG, 1964-1967

Wenn man in die Aufnahmen von Jean Sibelius' 5. und 7. Symphonie mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan eintaucht, begibt man sich auf eine musikalische Reise, die irgendwo zwischen nordischer Weite, mystischer Tiefe und absoluter Klangperfektion liegt. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1964 bis 1967 – also aus einer Phase, in der Karajan mit dem Orchester möglicherweise auf einem absoluten Höhepunkt seiner interpretatorischen Kraft stand.

Die 5. Symphonie beginnt noch mit einer gewissen klassischen Geste, doch schon bald entfaltet sich dieser typische Sibelius-Klang: weiträumig, klar strukturiert, aber dabei nie kühl – vielmehr mit einer tiefen emotionalen Aufladung. Karajan lässt die Musik atmen, gibt ihr Raum, ohne jemals die Kontrolle zu verlieren. Die Berliner spielen dabei mit jener seidigen Präzision, die zu dieser Zeit ihr Markenzeichen war.

Die 7. Symphonie ist dann fast schon eine Welt für sich: ein einziges, zusammenhängendes Klanggebilde – kompakt, intensiv, monumental. Karajan, der große Architekt des Klangs, gestaltet diese letzte Symphonie Sibelius’ mit unaufgeregter Autorität und großem Gespür für Struktur und Atmosphäre.

Als Extra findet sich auf der CD noch Der Schwan von Tuonela, eines der bekanntesten Werke aus dem Lemminkäinen-Zyklus. Dieses Stück mit seinem melancholischen Englischhorn-Solo scheint wie aus einer anderen Welt zu stammen – entrückt, ruhig, mystisch. Auch hier zeigt sich Karajans Fähigkeit, Klangfarben zu modellieren und Stimmungen fast greifbar zu machen.

Klanglich und von der Orchesterkultur her ist auch diese Einspielung sehr überzeugend, gleichwohl es bei Sibelius bei weitem mehr Konkurrenz gibt, mit möglicherweise tiefer auslotenden Deutungen. Das dürfte aber natürlich sowohl eine Bauch-, als auch Geschmacksfrage sein.

Eine Aufnahme also, die nicht nur Sibelius-Fans ans Herz gelegt werden kann – sondern allen, die sich gern von orchestraler Tiefe und interpretatorischer Größe mitnehmen lassen.

Viele Grüße
Frank
WolfgangZ
Inventar
#31628 erstellt: Gestern, 18:11
Da ich keine Widersprüche zu der folgenden Sammlung erkennen kann - wobei ich jetzt keine Zeitangaben bezüglich der von Frank verlinkten CD auf die Schnelle finde -, nehme ich mal an, dass die Aufnahmen der beiden Sinfonien identisch sind. Für den Schwan gilt das wohl nicht Der wurde erst 1984 aufgenommen.

amazon.de

Mir gefallen die Einspielungen auch.

Meine Cover sind oft so riesig - das will ich nicht, weiß aber nicht, wie Ihr verkleinert.

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 01. Apr 2025, 18:13 bearbeitet]
op111
Moderator
#31629 erstellt: Gestern, 18:36
Ich hätte auch ein großes Cover (vom großen Strom) anzubieten

Johannes Brahms
Symphonie Nr. 3 op. 90
Variationen über ein Thema von Joseph Haydn op. 56a
Wiener Philharmoniker
Carlo Maria Giulini
DG 00028942940321 live Wien, Musikvereinssaal 1989)
Toning.: Hans-Peter Schweigmann
amazon.de

Leider bekommt man vom spezifischen Klang des Orchesters im großen (goldenen) Saal nicht viel mit.
Nahe Mikrofonierung, wohl um Publikumsgeräusche auszublenden.

Franz
arnaoutchot
Moderator
#31630 erstellt: Gestern, 18:59

WolfgangZ (Beitrag #31628) schrieb:
Meine Cover sind oft so riesig - das will ich nicht, weiß aber nicht, wie Ihr verkleinert.


Zuerst mal zur Technik: Nein, Wolfgang, Du kannst die Grösse der Bilder nicht beeinflussen, wenn Du sie von amazon hochlädst. Die Bilder von Frank sind von jpc, da ist die Bildgrösse generisch kleiner eingestellt, aber auch nicht zu beeinflussen. Im nicht mehr fuktionierenden Forum-Bilderupload gab es die Wahl zwischen normaler Grösse (img) oder Verkleinerung (thumb), aber das geht (aktuell ?) bekanntlich nicht mehr.

Dann zu Karajan/Sibelius: Da hast Du mich natürlich schon wieder angefixt, die DGG-Aufnahmen von Karajan wurden ja mir bislang nicht bekannt sogar in MCh gemixt (reimt sich sogar ). Karajan mit Sibelius kenne ich nicht, hab ich mal bestellt. Ich höre - angeregt von Euch - gerade die 5. Symphonie mit Järvi und den Göteburgern (DGG SACD MCh 2005). Irgendwie sind die späteren Sibelius-Symphonien für mich schwierig zugänglich, mal sehen ob Herbie da etwas reissen kann. Ich werde berichten.

Und @Frank (Hüb): Sind die Texte zu den zuletzt besprochenen Aufnahmen von Dir ? Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber sie wirken doch sehr anders als die sonst von Dir über Jahre hier veröffentlichten Kommentare zu gehörten Platten.

Und @Franz (op. 111): Gut von Dir zu hören, hatte mir schon ein wenig Sorgen gemacht.

Edit: Und das noch erwähnt: Die unten gezeigte EMI-CD ist schon lange in meinem Bestand und geschätzt von mir. Es sind auch Aufnahmen aus den Siebzigern und Achtzigern ... aber wohl nicht die gleichen, die oben für die DGG entstanden ? (echte Frage ... ich weiss es nicht).



[Beitrag von arnaoutchot am 01. Apr 2025, 19:06 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#31631 erstellt: Gestern, 20:19
Dank an Michael!

Leicht möglich, dass Ihr das irgendwo schon mal gesagt habt - aber meine Erinnerung war nicht eindeutig genug. Das Cover habe ich allerdings bei jpc auch als vergriffen nicht gefunden - wenn ich mich jetzt nicht täusche.

Wolfgang
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