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Aufbau einer "audiophilen" Jazz-Sammlung+A -A |
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Autor |
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arnaoutchot
Moderator |
#401 erstellt: 04. Feb 2010, 19:12 | |||
Danke für die Aufklärung. Das mag schon stimmen, Marsalis ist sicherlich konservativ. Nichtsdestotrotz mag ich seine Musik sehr gerne und das, was er macht, macht er zum Grossteil sehr gut. Natürlich ist es albern, europäischem Jazz seine Existenzberechtigung abzusprechen. Ohne die europäischen Einflüsse im 19. Jahrhundert gäbe es den Jazz gar nicht. Was haben wir noch bei "S" ? Edit: Noch ein paar Namen: John Stubblefield ist einer der Tenoristen, der nie so recht bekannt geworden ist, trotzdem er dem AACM-Umfeld entstammt und auch mal (sehr kurz) bei Miles Davis war. Seine Soloplatten der 80er und 90er auf Enja sind alle auf hohem Niveau. Stilistisch erinnert mich an David Murray, vielleicht gefällt er mir deswegen auch so gut. "Bushman Song" (Enja 1986) und "Morning Song" (Enja 1993) sind jedenfalls sichere Tipps für anspruchsvollen und abwechslungsreichen modernen Quartet-Jazz. Leider scheinen frühere Enja-CDs nur noch schwierig erhältlich zu sein, wenngleich es das zweigeteilte Label seit gut 30 Jahren gibt (zweigeteilt, weil sich die Gründer Weber und Winckelmann 1986 trennten und den Katalog aufteilten). Ebenfalls auf Enja ist ein deutscher Saxophonist erschienen, der ab Mitte der 90er durch sein absolutes Powerplay auf sich aufmerksam gemacht hat. Matthias Schuberts "Blue & Grey Suite" (Enja 1994) mit Simon Nabatov, Lindsey Horner und Tom Rainey spielen einen adrenalingetränkten Powerjazz, der selbst dem John Coltrane der Village-Vanguard-Phase Achtung abringen würde. Schliesslich noch Andy Sheppard. Der britische Saxophonist kam Mitte der 80er mit seiner Band "In Co-Motion" auf meinen Radarschirm, ein wilder fusionistischer post-Miles-Davis-Ritt mit dem südafrikanischen Trompeter Claude Deppa und dem funkigen Simply-Red-Bassisten Sylvan Richardson. Absolut empfehlenswert. In den 90ern und 00ern traf man ihn immer wieder auf Carla-Bley-Alben, die wir grösstenteils vorne bei "B" schon erwähnt haben. Ganz neu ist seine erste ECM-Platte aus 2009: "Movements in Color". Eine kongeniale Mischung aus melodischem modernem Jazz, World (Kuljt Bamra, tabla) und behutsamen elektronischen Effekten (Eivind Aarset), das auf dem soliden Fundament des Bass-Altmeisters Arild Andersen. Für mich ein Top-Tipp !!! Grüße Michael [Beitrag von arnaoutchot am 06. Feb 2010, 13:31 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#402 erstellt: 15. Feb 2010, 22:48 | |||
Hat sich "S" schon totgelaufen ? Hier ein Teil meiner restlichen Namen, die noch unter "S" zu nennen wären (ein paar hab ich dann immer noch übrig): Das deutsche Silent Jazz Ensemble auf Biber Records machte in den 80ern fein ziselierten kammermusikalischen World-Jazz. Sicherlich inhaltlich nicht jedermanns Sache, aber klanglich war und ist das schon sehr gut. Saxemble ist ein recht variables Saxophonquartett um James Carter, auf der nachfolgenden Platte von Cindy Blackman gnadenlos hart an den Drums vorangetrieben. Variabel auch in dem Sinn, dass von Bass- bis Sopranino-Saxophon alle Instrumente der Gattung verwendet werden. Auch wenn immer wieder negative Kritik an "Saxemble" laut wurde, ein World-Saxophone-Quartet-Klon zu sein, so sehe ich doch in treibenden Stücken wie "War of the Worlds" durchaus eine eigenständige Existenzberechtigung. Das ist eine Hammernummer, basierend auf einem markerschütternden Bass-Saxophon-Riff !!! Einer der innovativsten Gitarristen der ehemaligen DDR-Jazz-Szene ist sicherlich Helmut "Joe" Sachse. Er heisst Sachse und ist auch einer. Seine Amiga-Platten haben mich schon immer beeindruckt, jetzt ist auf dem "Jazzwerkstatt"-Label auch was Neueres von ihm erschienen, das klanglich hier durchaus Erwähnung finden darf. "Riff" von 2006 ist ein feines und überragend einfallsreiches Album, für jeden Gitarren-Freak ein Muss. Zum Abschluss für heute noch was Gefälligeres: Solveig Slettahjell's Musik ist ähnlich ausgefallen wie ihr Name. Auf "Pixiedust" macht sie einen ätherisch schwebenden norwegischen Vokaljazz mit leicht rockigen und elektronischen Einflüssen, eine schöne moderne Late-Night-Platte, klanglich auf höchstem Niveau. Ein paar Reste hab ich noch, rufe aber schon mal zum Abschluss für "S" auf, im März kommen wir zu "T" ... |
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andreas3
Inventar |
#403 erstellt: 17. Feb 2010, 08:59 | |||
Moin Michael, was du alles aus deinem Regal zauberst finde ich wirklich beachtlich,da kann ich nicht mithalten! andreas3 |
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trompet
Ist häufiger hier |
#404 erstellt: 17. Feb 2010, 19:01 | |||
Hallo, freut mich, dass Joe Sachse hier Erwähnung findet, einer meiner Favoriten von ihm ist Gitarre und Tuba (Pinguin Moschner), eine abgefahrene Kombination, die Jimi Hendrix durch den Wolf dreht (ist aber echt und mit Spaß hörbar). Dann zu "S" (und zur Tuba) noch von Bob Stewart Ich weiß allerdings nicht, ob das das richtige Cover ist, ich besitze nur die Vinyl-Ausgabe, die sieht anders aus. Mit Stanton Davis (tr), Steve Turre (trb und haitian shell), Kelvyn Bell (g) und Idris Muhammad, also auf jeden Fall etwas für Brass-Fans, gut klingend außerdem. Und weil es hier um audiophile Scheiben geht, nun eine, die mit einem Kunstkopfmikro aufgenommen wurde: Jazziger Tango, der sogar meiner Frau gefällt. Gibt es das Label Nabel-Records aus Aachen eigentlich noch? Gut klingt auch: Clive Stevens: Atmospheres (Capitol SM-11675), ich habe davon leider kein Foto im I-Net gefunden (und weiß also nicht, ob sie überhaupt auf CD erschienen ist). Hat eine tolle Besetzung: Neben dem englischen Saxophonisten noch Ralph Towner, Steve Kahn, John Abercrombie, Harry Wilkinson, Rick Laird, Billy Cobham. Die Platte ist von 1974 und etwas zeitgeistig, muss man mögen. Echt audiophil und mainstreamig dagegen ist Sonny Stitt auf Eine Denon-Aufnahme aus der Zeit, als die noch gut klangen; ich kenne allerdings nur meine schwarze Platte. Gar nicht Mainstream dagegen die Aufnahmen des Pianisten Matthew Shipp, von denen viele bei haTOLOGY und ThirstyEar erschienen sind, die eigentlich immer gut klingende Platten herausgeben, wie ich finde. Zwei unterschiedliche Beispiele: ist ein klassisches Horn Quartet, das sich allerdings alles andere als klassisch gibt. Und, um mal eine ganz andere Seite von Shipp zu zeigen, die hier (ThirstyEar von 2003): Hier spielt er mit dem Anti-Pop Consortium, einer avangardistischen Hiphop-Truppe (oder so, damit kenne ich mich nicht aus). Deshalb nicht für jeden oder jede eine Empfehlung. Aber die Shipp-Platten auf hathut sind nie ein Reinfall. Soviel für heute Gruß Peter |
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arnaoutchot
Moderator |
#405 erstellt: 17. Feb 2010, 20:16 | |||
@ andreas: Danke für die Blumen, naja, das Regal ist auch gross genug, aus dem ich zaubere ... @ Peter: Danke für Deine Tipps, Matthew Shipp ist auf jeden Fall gut und wichtig. Ich hab ein paar der Hat Art-Platten. Die Sachse/Moschner-Hendrix-Scheibe klingt amüsant, muss ich mal danach suchen. Eigentlich hab ich im wesentlichen noch zwei zu "S" (hab aber sicherlich noch die eine oder andere vergessen): Die moderneren Skandinavier sind nicht mein Spezialgebiet. Einer ist aber bei mir hängengeblieben: Der Saxophonist Trygve Seim mit einem größeren Bläserensemble auf "Sangam" (ECM 2004). Erinnert konzeptuell etwas an Gil Evans, aber macht - wie meist bei den Skandinaviern - auch vor rockigeren Einflüssen nicht halt. Klanglich auf dem hohen ECM-Niveau. Zum Abschluss von mir noch eine Platte, die zwar eigentlich gar kein Jazz ist, aber meines Erachtens einen immensen Einfluss auf Label wie ECM etc. gehabt hat. Tony Scott's "Music for Zen Meditation" (Verve 1964) ist ein Klassiker der Weltmusik. Scott (Klarinette) im Dialog mit zwei japanischen Musikern, extrem einfühlsam und zart, ein "Juwel von entrückter Schönheit", schreibt Stereoplay. Ich habe die Erstüberspielung auf CD, die klanglich sehr sauber ist, allerdings nicht unbedeutend rauscht. Die Neuausgabe von 1997 kenne ich nicht. Wer mehr davon will: Es gibt auch eine "Music for Yoga Meditation" (Verve 1968) ... Ich schlage vor, die nächste Woche noch für weitere Meldungen abzuwarten und dann Anfang März mit "T" weiterzumachen. Viele Grüße Michael |
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Schoschi
Stammgast |
#406 erstellt: 26. Feb 2010, 13:38 | |||
Hallo, seit Beginn dieses Threads bin ich ein begeisteter Begleiter dieser Sammlung, ich komme allerdings nicht vom Jazz, sondern mein Antrieb ist "Audiophil". Da hier im Jazz-Blues-Forum die Jazzdefinitionen oftmals sehr oberlehrerhaft scharfkantig eingefordert werden und ich diese aber weder sonderlich gut kenne oder sehe und mich auch nicht unbedingt diesen unterwerfen möchte, halte ich mich da lieber zurück, allerdings ist der Anteil der Vorschläge, die hier im Thread gemacht wurden, auch nicht unbedingt mit dem Attribut "audiophil" zu bezeichnen. Dies ist allerdings auch ein Begriff, der sich nun nicht lehrbuchhaft definieren läßt, eher eine empirische Geschichte, Audiophilität muß man sich m.E. erarbeiten. Trotzdem habe ich einen Großteil der hier erwähnten CD´s erworben und somit meinen Jazz-Horizont erweitern dürfen, der letzte Kauf war Blackbird der Siri´s Svale Band, ein wirklich audiophiler Genuss. @Michael, wir sind uns schon einmal im Forum begegnet, bzgl. Jazz aus Japan, da haben wir unsere gemeinsame Begeisterung für das audiophile TBM-Label kundgetan, auch die Schwierigkeit der Begriffsdefinition Audiophil war da, wie auch hier, ein Thema. Ich hätte nun einen Vorschlag, den ich jedem empfehlen kann, eine hervorragende Aufnahme mit bekannten Akteuren, günstig zu bekommen (und es sind 2 S dabei), ein richtiger Leckerbissen: Swedish - German Friendship Concerts auf Schloss Elmau, mit Musikern wie Nils Landgren, Michael Wollny, Lars Danielsson, Jonas Knutsson ... usw., für mich das Lied "Fragile" von Sting, gesungen und gespielt von Nils Landgren mit Michael Wollny am Piano, der Höhepunkt der CD Bei Saturn kostet die CD 7,99.-, bei Amazon 8,99.-, ich denke, das ist ein günstiger Preis für diese geniale CD. In diesem Sinne wünsche ich dem Thread weiterhin gutes Gelingen, mein Traum wäre solch ein Thread mit Prädikat "Audiophil", Michael, Du wärst mit Sicherheit der ideale Moderator, aber ich befürchte, dies läßt sich kaum durchführen, mangels Definition.... Vielen Dank für diesen begeisternden Thread !! Gruß Georg [Beitrag von Schoschi am 26. Feb 2010, 13:58 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#407 erstellt: 26. Feb 2010, 14:06 | |||
Hallo Georg, freut mioh, Dich hier wiederzutreffen. Über das Prädkat "audiophil" haben wir im Verlauf des Threads ja schon oft diskutiert und wie Du richtig sagst, ist es stark auslegungsfähig. Ich hatte eigentlich am Anfang vor, mich wirklich auf die "audiophilen Perlen" zu beschränken. Aber ich habe schnell feststellen müssen, dass zum einen auch über bei Mondschein aufgenommene goldbedampfte Superhyper-Disc-Recordings heftiger Dissens bestehen kann und dass man bei einer derartigen Beschränkung viele musikalische Perlen, die man unter Berücksichtigung des Alters durchaus als gut klingend und sorgfältig aufgenommen bezeichnen kann, unter den Tisch fallen lässt. Mit anderen Worten, der Thread ist viel breiter geworden als ursprünglich geplant, aber ich versuche immer, im Text auch einen Hinweis zu geben, ob ich die Platte nun primär wegen klanglicher oder inhaltlicher Erwägungen nenne. Ich versuche quasi, das beste aus zwei Welten zu vereinen. Nächste Woche geht es weiter mit "T" !!! Grüße Michael |
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umher
Inventar |
#408 erstellt: 28. Feb 2010, 10:40 | |||
Joe Sample - Sample This/1997 Warner Brothers Gruss Urs |
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HansFehr
Inventar |
#409 erstellt: 01. Mrz 2010, 07:31 | |||
März. Dann ist jetzt also T dran. John Taylor im Trio. Rosslyn auf ECM von 2002. Es gibt einen Evergreen auf dieser CD. "How Deep Is The Ocean". |
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arnaoutchot
Moderator |
#410 erstellt: 01. Mrz 2010, 09:24 | |||
Pünktlich wie ein schweizerisches Uhrwerk. Ich schätze das !!! Michael |
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Micha_L
Stammgast |
#411 erstellt: 01. Mrz 2010, 18:01 | |||
Erik Truffaz, z. B. mit Mich beeindrucken neben der Musik, die Trends von M. Davis weiterführt, der klare Klang seiner Scheiben, mit straffem Baß. Gruß Micha [Beitrag von Micha_L am 01. Mrz 2010, 18:01 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#412 erstellt: 08. Mrz 2010, 13:23 | |||
So, ich mal wieder Bevor wir zu audiophileren Sachen kommen, will ich schnell auf ein paar Klassiker verweisen, die wir trotz aller "Audiophilie" nicht übergehen dürfen. Zum einen Art Tatum, einer der größten Pianisten aller Zeiten. Weil ich erst neulich mal konkret auf eine Frage nach gut hörbaren Aufnahmen von ihm geantwortet habe, kann ich mir es hier leicht machen und auf diesen Unter-Thread verweisen. Art Tatum Die Bilder hole ich nochmals hoch, Text siehe Unter-Thread. Stanley Turrentine ist ein Saxophonist, dessen beste Aufnahmen auf Blue Note erschienen. Seinem sanften Ton waren Balladen am ehesten angemessen, daher ist der schöne Sampler "Ballads" auf Blue Note eine gute Wahl. Klanglich guter Standard der 60er Jahre BN-Scheiben. Clark Terry ist ein Trompeter aus der Swing-Ära, der mit allen Größen wie Count Basie, Duke Ellington, Coleman Hawkins, Ben Webster, Oscar Peterson etc. gespielt hat. Von seinen eigenen Platten gefällt mir das Octet auf "Color Changes" (Candid 1960) mit Yusef Lateef am besten. ok, das mal so weit zu den Klassikern. Bei "T" stechen bei mir in klanglicher Hinsicht die "Three Bllind Mice"-Platten hervor. Nachdem die Einzelplatten - mit einigen Ausnahmen - kaum mehr leicht zu finden sind und das auch in vielen Fällen nicht unbedingt inhaltlich nötig ist, empfiehlt sich die Suche nach den guten Querschnitten "The Famous Sound of Three Blind Mice". Es gibt drei Stück davon, Volumes 1 - 3. Die drei decken eigentlich alles ab, was man von dem Label brauchen könnte. Ehrlich gesagt bin ich immer wieder aufs Neue überrascht, wie lebendig und detailliert die Aufnahmen des Labels aus den 70er Jahren auf CD sind. Auch die SACD oder XRCD-Ausgaben (wir kommen dazu spätestens bei Tsuyoshi Yamamoto noch im Detail) sind nur in Nuancen besser. Wollte eigentlich auch die Rückseiten per Scan mit einstellen, das wird aber zu klein, das kann man nicht lesen. Wer wissen will, wo was drauf ist, kann mich gerne anmailen. So viel für heute. Grüße Michael |
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andreas3
Inventar |
#413 erstellt: 09. Mrz 2010, 17:52 | |||
Hallo liebe Jazzfreunde ich werde mich mal wieder ein Bisschen um die Randbereiche kümmern frei nach dem Motto "alles was nicht PopRock oder Klassik ist..." Als erstes Steve Tibbetts. Auf der Scheibe Exploded ViewECM 1986, zaubert der amerikanische Gitarrist einerseits herrliche Stimmungen auf der 12saitigen akustischen Gitarre. Andererseits macht er auf der Elektrischen Sounds die direkt von King Hendrix stammen könnten. Begleitet wird er von Marc Anderson percussion, Bassist Bob Hughes, Marcus Wise an der Tabla sowie drei Background- Sänger(innen). Um bei der Gitarre zu bleiben: Ralph Towner. Stellvertretend für die früheren Jahre Trios / Solos,ECM 1973, eingespielt mit Glen MooreBass, Paul McCandlessOboe u.a.,Collin WalcottSitar, Tabla, Perc. Zuletzt noch zwei Aufnahmen für Freunde der Percussion: Beide habe ich als Cover nicht gefunden und sind wohl nur noch auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich. Trimopen: Freiheit den Rhythmusknechten, hbm 001, ist ein Trio mit einem Riesenarsenal, musikalisch von Afrika bis New York. Liegt mir als Schallplatte vor. Tri Percussion: Direct Drums Digital, Vertrieb über MB Quart /1286001(CD) ist eine Liveaufnahme aus einer Kirche mit excellentem Klang und hoher Dynamikbreite. Alle Drei sind klassisch ausgebildete Percussionisten und spielen neben Trommelfeuer auch Marimba, Xylophon, Glockenspiel. Interessant ist der Klang des Schlagzeugs, mit dem Original- Kirchenhall kann man gut feststellen wie heute der moderne Schlagzeug- Sound "getunt" wird. images/smilies/insane.gif andreas3 [Beitrag von andreas3 am 09. Mrz 2010, 18:22 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#414 erstellt: 11. Mrz 2010, 21:09 | |||
Hallo Andreas, mit Ralph Towner's "Trios und Solos" hast Du zielsicher schon eine meiner Empfehlungen von meiner Liste gepickt. Ich habe noch gutes altes Vinyl davon, mein Lieblingsstück ist das Bass-Solo "Belt of Asteroids" von Glen Moore. Vielleicht auch noch erwähnenswert, dass das ganze praktisch eine verkappte Oregon-Platte ist. Ebenfalls grandiosen LP-Klang bietet "Solstice" (ECM 1974), auf der selbst Gabrarek einigermassen erträglich ist. Die klangliche Feinauflösung z.B. der Becken wurde auch danach nur selten übertroffen. Mir gefallen auch die kammermusikalischen Duos von Towner mit Gary Burton, z.B. die "Matchbook" (ECM 1974), minimal langweilig die Neuauflage "Slide Show" (ECM 1985). Auch Solo kann Towner durchaus eine CD bestreiten, z.B. bewiesen bei "Anthem" (ECM 2001). Zwei ECM-nahe Leute noch: Gianluigi Trovesi hat mit seinem Nonet auf Enja 1999 phantasievollen Jazz gemacht, wie ihn wahrscheinlich nur die Italiener hinkriegen. "Round About a Midsummer's Dream". Gust William Tsilis ist ein Marimba- und Vibraphonist, der ebenfalls World-Jazz macht. Inhaltlich interessant und klanglich sehr gut. "Wood Music" (Enja 1993). Das für heute .... Grüße Michael |
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andreas3
Inventar |
#415 erstellt: 11. Mrz 2010, 22:31 | |||
Michael, meine Solstice- LP kam bisher vom Verleih vor ca.10 Jahren nicht zurück, wäre ein guter Grund mal nen alten Kumpel zu besuchen. Oregon war schon bei Vanguard unter Vertrag als sie zu ECM stießen und durften nicht gemeinsam aufnehmen. Da sieht man schön wie aus Ärgernissen die tollsten Sachen entstehen (können).Übrigens haben sie das Konzept auf Moon And Mind (Vanguard 1978) wiederholt. Da waren sie schon bei WEA, waren Vanguard aber noch eine Platte schuldig. Gleichwertig mit Solstice war für mich immer der Nachfolger Sounds And Shadows andreas3 |
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Micha_L
Stammgast |
#416 erstellt: 12. Mrz 2010, 16:50 | |||
Auf der "Solstice" zeigt sich m. E. das damalige analytisch-unterkühlte, im Baß eher "schmalbrüstige" Klangideal. Auf "Wärme" wurde weniger Wert gelegt. Gruß Micha [Beitrag von Micha_L am 12. Mrz 2010, 16:51 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#417 erstellt: 15. Mrz 2010, 21:04 | |||
Heute zu einem extremeren Bereich des Jazz. Zum einen kommt man bei "T" natürlich nicht an Cecil Taylor vorbei. Vermutlich eine der radikalsten Gestalten dieser vielfältig schillernden Musikart. Schon auf seinem Debutalbum "Jazz Advance" von 1956 auf Blue Note (!) war er seinen Zeitgenossen Meilen voraus. Sein perkussiver atonaler Ansatz auf dem Klavier ist schon dort erkennbar, es gab auch später keinen Weg mehr zurück. Bereits 1960 mit "The World of Cecil Taylor" (ohne Bild) und spätestens mit den Meisterwerken "Unit Structures" und "Conquistador" (beide Blue Note 1966) war er Lichtjahre entfernt von damals ebenfalls avantgardistischen Musikern wie Coltrane oder Coleman. Klanglich sind die japanischen Blue-Note-24bit-Remasters ganz brauchbar. Die "Unit Structures" gibt es zum Zeitpunkt dieses Schreibens als Schnäppchen bei jpc für 12,99 als Japan-CD !! Nach seinem Rückzug von der Szene 1966-73 kehrte er (in meinen Plattenschrank ...) mit den Live-Aufnahmen für Enja 1976 zurück. Die monumentale Solo-Performance "Air Above Mountains ..." finde ich interessant als Antipoden zu Keith Jarrett, der zur gleichen Zeit formal ähnliche aber inhaltlich grundverschiedene Konzepte verfolgte. Die Cecil Taylor Unit mit David Ware und Raphe Malik bestritt "Dark to Themselves". Leider sind die Enja-Platten klanglich nur unterdurchschnittlich. Wesentlich besser sind die Live-Aufnahmen von hat ART 1978 mit "One Too Many Salty Swift.." Leider bin ich inbesondere klanglich von dem Zyklus der FMP-Duos aus den späten 80ern ziemlich enttäuscht gewesen. Teilweise fragt man sich, wie man so etwas so schlecht aufnehmen kann !!! Auch sonst suche ich noch nach Empfehlungen für neuere Aufnahmen nach 1990. Das nächste Mal komme ich zu einigen Saxophonquartetten, die in audiophiler Hinsicht wieder stärker den Threadtitel treffen. Grüße Michael [Beitrag von arnaoutchot am 15. Mrz 2010, 21:07 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#418 erstellt: 22. Mrz 2010, 20:52 | |||
Keiner hat was zu Cecil Taylor zu sagen ? Nun gut, zu den Saxophonquartetten. Eines der witzigsten und am härtesten swingenden war das 29th Street Saxophone Quartet (oder "Twenty-Ninth" ...), quasi der Antipode zu dem manchmal etwas überarrangierten World Saxophone Quartet. Bobby Watson, Ed Jackson, Rich Rothenberg und Jim Hartog waren quasi die Jazz Messengers des Saxophon Quartetts. Die Platten sind nicht mehr leicht zu finden, lohnen sich aber für Freunde des Genres. Hier "Underground". Dann zu den Damen: Nach dem Saxophonisten Billy Tipton benannte sich ein weibliches Quartett, kürzte sich dann auf Stockfisch nur noch als The Tiptons ab. Der Titel "Surrounded by Horns" sagt eigentlich schon alles, aufgenommen als sog. "Direct Cut Multi-Channel-SACD" und klanglich genial. Ist mal ein frischer Wind im sonst ja eher im Songwriter-Schönklang versinkenden Stockfisch-Label. Wer noch weiterhören will: Die "Saxhouse" des Billy Tipton Memorial Saxophone Quartet ist musikalisch gleichauf, allerdings nicht so gut aufgenommen. Schliesslich noch ein deutsches Bläserensemble aus Köln mit Sinn für guten Klang: Talking Horns. "Fisch im Wasser" auf Diavolo 1996 als pure digital tube recording sehr wohlklingend. Blazzmusik nennen die vier ihre jazzig-rasant-witzige Mischung aus (im wesentlichen) 2 Posaunen/Tuben und 2 Saxophonen/Klarinetten. Wer hören will: Der Link unten geht zur Website, wo man über einen Mixpod in die Sachen reinhören kann (und auch kaufen kann). http://www.talkinghorns.de/Musik.19.0.html So, damit geht "T" bei mir langsam zur Neige. Ich habe noch McCoy Tyner und Aki Takase, so wie ich das sehe. Das könnten wir bis Ende März noch schaffen. Dann machen wir ab 1. April mit "U" weiter. Viele Grüße Michael |
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HansFehr
Inventar |
#419 erstellt: 22. Mrz 2010, 21:11 | |||
Schon. Das ist der, der sich die Finger an den Klaviersaiten blutig gespielt hat.
Da habe ich einen auf der Liste. Eine Pole, warum nicht? Chopin wird ja gefeiert. Ich muss noch schauen, was er so audiophil gemacht hat, mein "U". Ich denke, ich finde etwas. |
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arnaoutchot
Moderator |
#420 erstellt: 25. Mrz 2010, 20:57 | |||
ok, dann machen ich "T" von meiner Seite noch fertig: McCoy Tyner ist einer der grossen Pianisten des modernen Jazz. Unter audiophilen Gesichtspunkten und dem Aspekt der hohen Qualität des Saxophonisten diese drei: "New York Reunion" mit Joe Henderson (Chesky SACD 1991), "44th Street Suite" mit David Murray und Arthur Blythe (Red Baron 1991) und "Infinity" mit Michael Brecker (Impulse 1995). Alle drei absolute Knüller. Auch solo gibt es ganz interessante Sachen. Tyner ist in den letzten Jahren zum wandelnden Jazz-Lexikon mutiert. Auf "Soliloquy" (Blue Note 1991) eine Verneigung vor Coltrane und dessen Zeitgenossen, auf "Jazz Roots" eine Reise durch die Geschichte des Piano Jazz des 20. Jahrhunderts (Telarc 2000). Letztere ist in DSD aufgenommen, aber schaffte es wie so vieles bei Telarc leider nicht auf eine dafür vorgesehene SACD. Ein Tick zahnschärfer ist Aki Takase. Die japanische Pianistin beschäftigt sich in den letzten Jahren stark mit der Jazzgeschichte, allerdings aus ihrer etwas frei-kreativeren Warte. Herausgegriffen seien "Blue Monk" mit David Murray (Enja 1991), "Duet for Eric Dolphy" mit dem grandiosen Rudi Mahall (Enja 1997) und "plays Fats Waller" mit Eugene Chadbourne, Mahall, Nils Wogram etc. ok, so wie ich das sehe, war's das bei mir. Ich schlage vor, wir warten noch auf Nachmeldungen zu "T" und machen am 1. April mit "U" weiter. Nachträge zu anderen Buchstaben bitte dann für die zweite Runde aufheben. Grüße Michael |
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trompet
Ist häufiger hier |
#421 erstellt: 29. Mrz 2010, 18:03 | |||
Hallo, Aki Takase wäre auch mein Tipp gewesen, ergänzen könnte man noch ihr Ornette-C-Projekt und ihre letzte Platte mit ihrem Mann A. v. Schlippenbach (wie immer bei ihr bestens produziert). So bleibt mir noch der Hinweis auf Henry Threadgill. Ich habe von ihm eine eher bluesige Platte ausgesucht: Aber sie soll nur als Beispiel stehen, da er sehr unterschiedliche, aber immer spannende und nie konventionelle (aber gut klingende) Musik macht. Dann wäre da noch der Gitarrist David Torn. Er hat ja auch einige Platten bei ECM gemacht, was ja für viele schon die audiophile Weihe ist. Allerdings weiß ich nicht, wie tolerant die Jazzpolizei in seinem Fall ist, deshalb nenne ich nur mal eine CD von ihm: Schöne Grüße und vielen Dank für die vielen Tipps Peter |
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arnaoutchot
Moderator |
#422 erstellt: 29. Mrz 2010, 21:27 | |||
Hallo Peter, guter Tipp. Da fällt mir noch Torns "Prezens" ein mit Tim Berne, ziemlich zahnscharf und klanglich gut, wenngleich ziemlich viel Elektronik dabei. Doch, ECM ist schon so ein bisschen ein Garant für guten Klang, finde ich. Ob man es dann immer audiophil nennen muss, sei mal dahingestellt. Diese hier vieleliciht noch. Ich bin kein besonderer Latin-Jazz-Fan, aber Cal Tjaders "Huracan" Direktschnitt von 1978 (auch als CD) ist zumindest klanglich herausragend. So, ich glaube das war es wirklich bei mir mit "T". Grüße Michael |
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umher
Inventar |
#423 erstellt: 30. Mrz 2010, 06:38 | |||
Grady Tate - Feeling Life/1969 Skye Records Gruss Urs |
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arnaoutchot
Moderator |
#424 erstellt: 04. Apr 2010, 21:40 | |||
Auch nach längerem Überlegen fällt mir bei "U" nicht viel ein. Am ehesten noch das United Jazz & Rock Ensemble, die Supergruppe des deutschen Jazz der 70er und 80er Jahre. Ich habe das Ensemble ein paar mal live gesehen, deswegen vielleicht meine Affinität zu den Live-Platten der Gruppe (ok, zugegeben, fast alles, was auf Platte veröffentlicht wurde stammt grundsätzlich aus Live-Konzerten). Aber diese vier Scheiben haben schon was, auch klanglich sehr lebendig eingefangen: Natürlich der Erstling "Live in Schützenhaus" (mood 1977), "Live in Berlin" (mood 1981), "Live Opus Sechs" in Stuttgart (mood 1984) und die finale "X" aus Kaiserslautern (mood 1999). Nachdem diese Platten das Brot- und Buttergeschäft des Zweitausendeins-Labels sind, sind sie auch dort am einfachsten noch erhältlich. Ich schlage vor, in ein paar Tagen zu "V" weiterzugehen. Grüße & schöne Osterfeiertage noch an alle - Michael |
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martin-r
Ist häufiger hier |
#425 erstellt: 05. Apr 2010, 01:41 | |||
Michael, vielleicht stelle ich mich einfach nur zu dumm an, aber kannst Du mal eine "Anleitung" geben, wie man sich auf der zweitausendeins-Site die Mood-CDs auflisten lässt? Egal, mit welchem Suchbegriff ich arbeite, ich komme zu keinen Ergebnissen (!?), und das gedruckte Merkheft beziehe ich nicht. Danke schon einmal! |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#426 erstellt: 05. Apr 2010, 06:22 | |||
Brauchste eh nicht mehr nach gucken, den In-Akustik bringt einige der alten Scheiben am 30.04. als Doppelpacks raus. Die sind dann (fast) überall zu bestellen. |
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HansFehr
Inventar |
#427 erstellt: 05. Apr 2010, 06:59 | |||
Michal Urabaniak - Fusion. Wie ich meine, ein sorgfältig aufgenommes Album Mitte der 70er Jahre. Das war ja eine musikalische Wandlung des Polen. Ich erinnere mich gut als er vor seiner Ausreise in die USA Konzerte in kleinen Jazzclubs in Europa gab. Es war nahe am freien Jazz. Ich habe ihn mehrmals in Zürich gehört. Auch mit seiner Frau. |
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arnaoutchot
Moderator |
#428 erstellt: 05. Apr 2010, 09:11 | |||
Wo Du recht hast, hast Du recht. Ich finde die Platten auch nicht mehr über die Website. Wenn ich nachdenke, habe ich auch die mood-CDs schon länger nicht mehr in "meinem" Nürnberger Zweitausendeins-Laden stehen sehen. Ich werde das bei nächster Gelegenheit mal überprüfen. Vielleicht hat es unter der neuen Eigentümerschaft des Verlages/Versandes hier Änderungen gegeben. Aber nachdem Mr. Lovegrove ja stets gut informiert ist, können wir ja bald mit einer Neuauflage rechnen. Mr. Lovegrove, gibt es auch klanglich eine Auffrischung, oder sind es nur die alten Aufnahmen neu verpackt ? Grüße Michael |
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trompet
Ist häufiger hier |
#429 erstellt: 06. Apr 2010, 17:37 | |||
Hallo! Ich weiß, bei James Blood Ulmer scheiden sich die Geister, aber ich nenne hier dennoch mal ein frühes Album, das bei mir damals oft gelaufen ist: Ich kenne allerdings nur die LP, die klingt gut und fetzig (ob allerdings audiophil??) So, jetzt dürft Ihr Euch beschweren Gruß Peter |
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HansFehr
Inventar |
#430 erstellt: 06. Apr 2010, 18:24 | |||
Das kann ich jetzt nicht genau beurteilen. Wie bei "meinem" Urbaniak auch nicht. Es ist aber klar, James Blood Ulmer hat ganz großartige Musik gemacht. Mit Larry Young und Joe Henderson zum Beispiel. |
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Micha_L
Stammgast |
#431 erstellt: 07. Apr 2010, 06:34 | |||
Eine Audiophile von Ulmer? Bittesehr.......... Die folgende klingt auch sehr gut: Musikalisch ungewohnt modern gespielter archaischer Blues - nur scheinbar ein Widerspruch. Gruß Micha [Beitrag von Micha_L am 07. Apr 2010, 06:41 bearbeitet] |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#432 erstellt: 07. Apr 2010, 06:38 | |||
Wenn ich mich nicht recht irre, sogar eine sehr historische; laut meiner Erinnerung nämlich die erste Liveaufnahme überhaupt, die direkt auf Festplatte gebannt wurde. |
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arnaoutchot
Moderator |
#433 erstellt: 10. Apr 2010, 16:11 | |||
Ich glaube, "U" gibt nicht mehr allzuviel her und wir können zu "V" gehen. Ist auch kein gerade unüberschaubarer Buchstabe bei mir. Mengenmäßig das meiste dürfte von Ken Vandermark stammen. Vandermark wurde schlagartig bekannt, als er im Jahre 1999 mit gerade 35 Jahren den MacArthur Genius Grant verliehen bekam. Diese Auszeichnung ging zuvor eher für ihr Lebenswerk an wesentlich ältere und gewichtigere Jazz-Musiker wie John Zorn, Cecil Taylor oder Anthony Braxton. Vandermark hat die Auszeichnung jedoch durch seine enorme Vielseitigkeit und Kreativität als Komponist und Saxophonist verdient; neben seinen eigenen zahlreichen Projekten ist er vor allem im Brötzmann-Dunstkreis verteten (Chicago Tentet, Sonore, etc.). Aus seiner großen Zahl an Platten eine kleine Auswahl, geordnet nach Größe der Gruppe: DKV Trio (Hamid Drake, Ken Kessler, Vandermark): Trigonometry, Okkadisk 2CD 2002; Live-Aufnahmen von 2001, vorwiegend basierend auf Kompositionen von Don Cherry Four Corners feat. Adam Lane, Magnus Broo und Paal Nilssen-Love, clean feed 2007 Vandermark Five - Free Jazz Classics, Vol. 1&2 (2002) und 3&4 (2006), atavistic jeweils 2CD; auch hier Vandermark wieder als Sachwalter des Free Jazz der 60er. Volumes 1 & 2 beschäftigen sich mit Stücken von Ornette Coleman, Anthony Braxton, Eric Dolphy, Lester Bowie, Joe McPhee, Archie Shepp, Sun Ra etc., Volume 3 ist komplett Sonny Rollins und Volume 4 komplett Roland Kirk gewidmet, klanglich sind die Aufnahmen aus kleinen Clubs in Chicago enorm lebendig und druckvoll. Vandermark Five - Alchemia - Complete Recordings, 12CD, 2004; ein gigantisches Unterfangen, 12 CDs dokumentieren in einer wunderschönen handgefertigten Box sämtliche Auftritte einer Woche der Vandermark Five in dem Jazz Club Alchemia in Krakau, Polen. Vom Material überwiegen hier Eigenkompositionen, die enorm hohe Qualität von Komposition, Ausführung und Klang tragen tatsächlich auch über 12 CDs. Falls Interesse: Die Box ist limitiert, Reststücke sind beim polnischen Label Not Two noch erhältlich Ken Vandermark Tentet - Resonance, 10CD, 2007; Rückkehr in den Jazz-Club Alchemia, diesmal im (maximalen) Tentet, die ersten 8 CDs deklinieren jedoch zuerst verschiedene Permutationen der Musiker in kleineren Ensembles durch. Wer keine Angst vor freierem Jazz hat und interessiert ist, wie aus Mosaiksteinen ein "Final Concert" erarbeitet wird, der hat hier die vermutlich seltene Gelegenheit, solch einen Entstehungsprozess mitzuerleben. Klanglich auch hier wieder realistische Clubatmosphäre mit Ecken und Kanten. Große Klasse !!! ok, bis die Tage ... Michael |
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HansFehr
Inventar |
#434 erstellt: 14. Apr 2010, 09:18 | |||
Der Bassist Miroslav Vitous mit seinem Album Remembering Weather Report. Der Titel täuscht. Es ist kein Tribut an die Super-Group. Neben den Eigenkompostionen findet man Anlehnungen an Coleman, Shorter und auch Miles Davis. |
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andreas3
Inventar |
#435 erstellt: 15. Apr 2010, 15:50 | |||
Nana Vasconcelos ist Meister der Berimbao und wurde durch die Codona- Trilogie (mit Don Cherry, Collin Walcott),seine Zusammenarbeit mit Egberto Gismonti und diverse Gastauftritte bekannt, weniger bekannt sind seine Solo-Platten. Er ist ein eher untypischer Percussionist da er auf das übliche Latin- Feuerwerk verzichtet und statt dessen eher sparsam und introventiert spielt. Saudades (ECM 1980)bietet Außergewöhnliches: Eine Komposition für Berimbao und Streicher. Dazu ein Stück mit Gismonti und Solostücke, fantastisch und klar eingefangen. Afrikadeus stammt eher aus seiner früheren Zeit und ist eher an brasilianischen/afrikanischen Wurzeln orientiert. Grüße andreas3 |
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arnaoutchot
Moderator |
#436 erstellt: 16. Apr 2010, 07:43 | |||
@ andreas: Guter Tipp, Vasconcelos ! Die "Saudades" habe ich noch als LP, was in diesem Falle praktisch ist. Ich finde die Seite 2 mit "Ondas" und "Ciranda Nordestina" nämlich absolut herausragend, während mich das 18-minütige Berimbao-Geklopfe auf Seite 1 auf Dauer ermüdet. Als Tipp zum Weiterhören noch das Duo mit Egberto Gismonti "Duas Vozes", das es in der ECM-Touchstone-Reihe aktuell gerade günstig gibt. Zu Miroslav Vitous fällt mir noch die Bass-Solo-Platte "Emergence" (ECM) ein, sicherlich für jeden Fan des Genres ein Leckerbissen. Vitous hier im Gegensatz zu den Solo-Platten seiner Label-Kollegen Dave Holland oder Gary Peacock wesentlich tiefer in die Verbindung von klassischer Musik und Jazz. Die "Universal Syncopations" habe ich auch, klanglich sicherlich auf gutem ECM-Niveau, aber inhaltlich meines Erachtens ein Auftrieb von Stars ohne tieferen Zusammenhang. Ich versuche, am Wochenende noch mit ein paar weiteren "V" zu kommen. Edit: Neue Bilderfunktion ausprobiert. Sehr praktisch !!! Grüße Michael [Beitrag von arnaoutchot am 16. Apr 2010, 09:42 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#437 erstellt: 16. Apr 2010, 22:34 | |||
Was natürlich noch mit muss, ist das Vienna Art Orchestra unter Matthias Rüegg. Ich habe ein paar der hatART-Platten, stellvertretend hier die "From No Time to Ragtime" (1982) oder "Minimalism of Erik Satie" (1983). Besser aufgenommen, aber musikalisch schwächer meiner Empfindung nach dann die Aufnahmen aus den 90ern wie "The Original Charts of Ellington and Mingus" (1993) oder "Powerful Ways - Nine Immortal Non-Evergreens for Eric Dolphy" (1995). Das war bzw. ist schon ein interessanter musikalischer Kosmos ! Nach der Dolphy-Platte habe ich es allerdings nicht mehr verfolgt. Leider sind fast alle Platten vor 2000 - wenn nicht wiederveröfentlicht - nurmehr schwer zu finden. Hier eine Liste der Veröffentlichungen, ganz interessant. http://www.vao.at/v2/display.php?id=61 Edit: Bild bearbeitet. Grüße Michael [Beitrag von arnaoutchot am 17. Apr 2010, 12:18 bearbeitet] |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#438 erstellt: 17. Apr 2010, 06:08 | |||
arnaoutchot
Moderator |
#439 erstellt: 17. Apr 2010, 09:29 | |||
Noch zwei Nachträge von mir: Bei Ken Vandermark habe ich noch eine exquisite Duo-Platte von ihm mit vier aktuell führenden Bassisten der freieren Szene vergessen: "Collected Fiction - Improvised Bass and Reed Duos" mit Kent Kessler, Ingebrigt Haker-Flaten, Nate McBride und Wilbert de Joode (Okkadisk 2CD 2008). Auch klanglich ein Genuss. Und ein absoluter Klassiker fehlte noch, nicht "audiophil" im engeren Sinne, aber zumindest auf der Mono-SACD in bestmöglicher (und für ihr Alter erstaunlich guter) Klangqualität aufbereitet: Sarah Vaughan mit ihrer Session aus 1954 für Verve mit Clifford Brown. Für jeden Fan von Vocal Jazz ein Muss (und auch für alle, die an den ganzen schnellebigen Sternchen am Vocal Jazz Himmel gefallen finden). Ich glaube, das war's bei mir mit "V". Warten wir noch ein paar Tage ab, dann kommt der letzte große Buchstabe "W". Nur nochmals zur Klarstellung für später Hinzugekommene: Auf allgemeinen Wunsch wurden Nachträge zu vorherigen Buchstaben ausgesetzt und sollen für einen zweiten Durchgang aufgehoben werden. Grüße Michael |
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arnaoutchot
Moderator |
#440 erstellt: 22. Apr 2010, 13:55 | |||
Ich glaube, wir können ein wenig weitermachen. "W" ist ein wesentlich interessanterer Buchstabe als "U" und "V". Ich stosse den Ball mit ein paar Klassikern an. Der unvergleichliche Fats Waller starb natürlich viel zu früh (1943), um selbst irgendetwas aufzunehmen, was annähernd audiophil ist. Im Beginn des CD-Zeitalters Anfang der 80er versuchte sich BBC Radio daran, die Aufnahmen "in digital stereo" zu überführen. "Stereo" ist natürlich Unsinn, aber sie klangen für damalige Begriffe doch deutlich klarer und besser, als man von vorherigen Ausgaben gewöhnt war. Sie waren es MFSL sogar wert, sie in ihren Vertrieb mit aufzunehmen. Wer dem ganzen misstraut und doch lieber Fats Waller in feinem Soundgewand hören will, dem seien die Aufnahmen des einfühlsamen Pianisten Dick Hyman für Reference Recordings ans Herz gelegt, das ist klanglich sehr fein. Die Platte behauptet von sich, die erste "Direct-to-CD"-Aufnahme zu sein, scheinbar in Anlehnung an "Direct-to-Disc"-Platten. Einer der großen Tenorsaxophonisten des Jazz ist Ben Webster. Er spielte in den 30er und 40er Jahren mit nahezu allen Größen des damaligen Jazz wie Count Basie, Fletcher Henderson und (vor allem) Duke Ellington. Von seinen eigenen Aufnahmen im Sinne dieses Threads seien erwähnt die wunderbar smoothe "Music for Loving" mit Streichern (Verve 1954) und "The Soul of Ben Webster" (Verve 1958). Jede dieser beiden Doppel-CDs ist ordentlich remastert und fasst jeweils drei Platten von Webster für Verve aus den 50er Jahren zusammen. Anfang der 60er zog Webster nach Europa und liess sich in Kopenhagen und später Amsterdam nieder. In Kopenhagen entstanden einige schöne Aufnahmen (auch live) auf dem Black-Lion-Label. Eine davon aus 1965 ist offensichtlich ein besonderes Zielobjekt für audiophile Remasterings, da sie nun schon zum zweiten mal als aufwendig remasterte SACD in Japan herausgekommen ist. Einmal als "Ampzilla"-Demo-Disc und erst kürzlich nochmals als "My Romance". Auf beiden SACDs ist ein Studio-Teil mit dänischen Musikern, auf denen Websters Saxophonton so greifbar wird, dass man glaubt den Windhauch aus dem Trichter zu spüren. Die folgenden Live-Aufnahmen sind aus einem Club und erinnern an das Feeling der "Jazz at the Pawnshop". Die zweite Ausgabe ist über die amerikanische Bucht aktuell noch erhältlich. Schliesslich für heute noch Dinah Washington. Eine Diva des Jazz, die aber ein paar sehr schöne (wenn auch poporientierte) Jazz-Klassiker aufgenommen hat. Herausgegriffen seien die Hommage an Bessie Smith "Dinah Washington sings Bessie Smith" (Verve Master Edition 1958) und die in ihrem Breitwandstereo einmalige "What a Diff'rence a Day Makes" (Verve SACD 1959). Letztere wurde schon für alle möglichen Formate verwurstet, es gibt sie als Japan-CD, MFSL und SACD. Ich finde den Klang dieser Platte immer wieder berückend, das passt zum Zeitpunkt der Aufnahme wie ein Cadillac mit Heckflossen. |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#441 erstellt: 22. Apr 2010, 14:39 | |||
andreas3
Inventar |
#442 erstellt: 22. Apr 2010, 19:32 | |||
Ja schön dann gehts weiter. Trevor Watts Moire Music Drum Orchestra - A Wider Embrace, ECM 1994 Trevor Watts spielt Alt- und Sopransax und wird begleitet von Colin McKenzie am Bass sowie fünf Trommlern aus Afrika, und das ist aus klanglicher wie musikalischer Hinsicht nur als audiophil zu bezeichnen. Mein Highlight: der irische Klassiker "The Rocky Road To Dublin. |
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arnaoutchot
Moderator |
#443 erstellt: 24. Apr 2010, 16:51 | |||
Von mir zwei audiophile heute. Mich wundert ja, dass Hans noch nicht mit seiner Lieblingsgruppe gekommen ist ... Benny Waters war ein Urgestein des Jazz. 1902 geboren, spielte er ab den 20er Jahren mit fast allen berühmten Namen aus der Swing-Szene. 1976, also immerhin 74 Jahre alt, spielte er im Stockholmer Jazzclub "Stampen", besser bekannt als "Pawnshop". Ja, der gleiche wie die berühmten "Jazz at the Pawnshop"-Aufnahmen. opus 3 hat das aufgenommen und als Stereo-SACD veröffentlicht. Authentischer swingender Jazz, schön "live" aufgenommen. Waters lebte danach noch mehr als 20 Jahre und starb dann auch nicht an Altersschwäche, sondern an den Folgen eines Hotelbrands. Ein Klassiker des Smooth-Jazz ist die "Winelight" von Grover Washington jr. Die vorhandene DVD-Audio stellt auch klanglich das Ultimative dieser Aufnahme dar. Sonst kenne ich nicht viel von ihm, aber diese hier hat mir auch aus sentimentalen Gründen schon immer gefallen. "Just the Two of Us", uh uh uh ... Grüße Michael |
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HansFehr
Inventar |
#444 erstellt: 25. Apr 2010, 16:36 | |||
Ein feines Album von Tony Williams. Ach, warum ist der nur so früh gestorben. Benson macht sich ganz gut als Sideman. |
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arnaoutchot
Moderator |
#445 erstellt: 26. Apr 2010, 20:57 | |||
Hans, muss ich mich jetzt wirklich Deiner "Lieblingsgruppe" (Zitat aus Extrem-Raten-Musik) annehmen ? Weather Report. Drei Platten ragen meines Erachtens auch aus klanglicher Hinsicht aus ihrem Katalog heraus. Die relativ frühe "Live in Tokyo", die noch einen recht ungezähmten Post-Bitches-Brew-Ansatz fährt und noch gar nichts mit dem späteren Easy-Listening-Jazz à la Birdland gemein hat. Dann der Beginn des Höhepunkts ihres Schaffens: "Mysterious Traveller", der durch die kongeniale Mehrkanal-SACD-Abmischung noch unterstrichen wird. Ist in Mehrkanal ein ähnliches (Neu-)Erlebnis wie die "In a Silent Way" (in Mehrkanal). Beide gehören zu meinen Top-Five-Fusion-Platten aller Zeiten. Für mich persönlich ist das Dreigestirn "Mysterious Traveller - Tale Spinnin' - Black Market" ihre beste Zeit. Die "Black Market" gibt es als japanische Stereo-SACD, die trotz DSD-Remaster klanglich nicht soo weit von den recht guten japanischen Papersleeve-Editionen der normalen CD-Ausgaben entfernt ist. Mit der "Heavy Weather", die ebenfalls als Stereo-SACD vorliegt, geht es schon bergab. Hans, ich weiss, Du wirst es als Jaco-Fan nicht gerne hören, aber ich finde, es liegt leider auch an Pastorius. Die erste Plattenseite der alten Vinyl-LP geht noch, "A Remark You Made" ist eine traumhaft schöne Ballade, aber die alte zweite Seite der Platte lässt stark nach. Es wird - auch von Bass her - schablonenhaft. Nach dieser Platte kam nichts Gescheites mehr. Zu Tony Williams komme ich nochmals später ... Grüße Michael |
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HansFehr
Inventar |
#446 erstellt: 26. Apr 2010, 21:20 | |||
Danke, dass Du es getan hast. Sonst denkt man noch, ich hätte nur Miles Davis, eine Handvoll Musiker aus seinem Umfeld und eben Weather Report im Kopf. |
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umher
Inventar |
#447 erstellt: 28. Apr 2010, 12:13 | |||
Hallo Michael Bill Withers - von dem soeben sein 1974er Album erstmalig auf CD erscheint - singt zur fast gleichen Zeit wie "Just The Two Of Us" noch den Titel "Soul Shadows" auf dem Crusaders-Album "Rhapsody and Blues" von 1980 ein. Dem "Winelight" von Grover Washington Jr. ebenbürtig ist sein Album "Skylarking" aus dem selben Erscheinungsjahr, noch von Motown. Ähnlich den beiden Alben ist "Come Morning" von 1981. Dort singt Jazz-Drummer Grady Tate auf zwei Songs. Die Ähnlichkeit dieser dreien Alben liegt wohl nicht unwesentlich an der damals erfolgreichen Studio-Rhythmsection "Stuff". Richard Tee an den Tasten - man erinnere sich an die schillernde Fender Rhodes Einleitung von "Just The Two Of Us" - und Seve Gadd an der Batterie sind dort die treibenden Musiker neben Cornell Dupree, welcher bereits bei Donny Hathaways legendären 1971er Konzert am Bass mitgewirkt hat, und einem wunderbaren Eric Gale an der Gitarre. Eine ähnliche dichte, spannungsgeladene Athmosphäre wie bei Hathaway bietet das 6 Jahre danach von Grover Washington Jr. veröffentlichte Live Doppelalbum "Live At The Bijou". Ungemein funky, sexy und cool. Grover Washington Jr. - Live At The Bijou / Motown 1977 Washington hat aber auch ein nicht mal schlechtes Akustik-Jazz Album Namens "Then And Now" herausgegeben. Mittlerweile bei CBS angelangt, vereinigte er 1988 zu diesen Aufnahmen im Studio unter anderem Herbie Hancock, den bereits erwähnten Grady Tate (diesmal aber als Schlagzeuger), Tommy Flanagen, Marvin "Smitty" Smith oder Ron Carter, um neben weiterem die üblichen Standards wie "Stella By Starlight", "Stolen Moments" oder "In A Sentimental Mood" auf seine Art einzuspielen. Grover Washington Jr. - Then And Now / 1988 CBS Mein eigentlicher Beitrag hier in diesem schönen Threat soll aber die Nennung von einer Diva sein, die ich schon seit längerem verehre, obwohl mir noch lange nicht alle von ihr veröffentlichten Alben dermassen gefallen, sodass ich nun auf die Knie ginge deretwegen. Sie hat übrigens irgendwann in den Achtzigern ebenfalls mit den Crusaders Aufnahmen gemacht, und zusammen traten sie auch da und dort auf Jazz-Festivals auf. Sehr schön finde ich ihre Japaner-Aufnahmen, erschienen auf Denon oder JVC oder Toshiba oder was es war. Sympathisch auch ihre immer mal wieder eingebrachten Huldigungen an Stevie Wonder, so als langes SW-Medley im Rahmen eines Konzertes Ende der Siebziger oder auf den erwähnten Japanischen der Achtzigern mit "Ribbon in The Sky". Nancy Wilson - Today, Tomorrow, Forever / 1964 Capitol Nancy Wilson - Nancy Now / 1988 CBS Übrigens hat auch Stevie Wonder mal ein Jazzorientiertes Album veröffentlicht, allerdings unter einem anderen Namen, weil der gute Barry Gordy damals befürchtete, dass die Marke "Stevie Wonder" mit diesem Ausflug abseits des Mainstreams möglicherweise zu späteren Einnahmeinbussen führen könne. So hiess der Intepret des 1968 veröffentlichten Instrumentalalbums schliesslich "Rednow Eivets". Man buchstabiere rückwärts. Stevie Wonder ist auch gern gesehener Studiogast bei Jazzgrössen wie Herbie Hancock, Dizzie Gillespie, Ramsey Lewis, Lionel Hampton, Quincy Jones, George Duke oder bei Chaka Khan (zusammen mit Miles, Prince, Brenda Russell, George Benson, Bob James etc.). Gruss Urs |
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arnaoutchot
Moderator |
#448 erstellt: 29. Apr 2010, 20:17 | |||
Zwei Tenorsaxophonisten heute von mir. Beide haben inzwischen das 60. Lebensjahr überschritten, werden aber mit den Jahren immer besser. Bennie Wallace's Stil wurde charakterisiert als Kombination des satten Tons von Ben Webster mit den Intervallsprüngen eines Eric Dolphy. Besser hätte ich es nicht sagen können. Von Wallace gibt es ausserordentlich viele Aufnahmen, denen ich ohne weiteres den Stempel "audiophil" aufdrücken würde, da muss ich mich fast etwas in der Auswahl beschränken. Kennengelernt habe ich ihn mit "Bennie Wallace plays Monk" (Enja 1981) mit Jimmy Knepper und Dannie Richmond. Eine in ihrer karg-knappen Art besten Monk-Hommagen, die ich kenne. Auf "Art of the Saxophone" begleitet ihn Scofield an der Gitarre anstelle eines Klaviers, es gibt eine herausragend klingende Denon-Gold CD von 1988 (von der ich kein Bild finde, deswegen Bild der normalen CD). Bennie's Saxophoneskapaden zB in "Edith Head" sind grandios ! Auf dem audiophilen Label Audioquest dann ein Trio "The Old Songs" (1993, auch als XRCD) und ein Quartett mit Tommy Flanagan am Piano "Bennie Wallace Quartet" (1998) in feinster Qualität. Mit der Jahrtausendwende zogen auch hochauflösende Aufnahmen in Wallaces Katalog ein. z.B. "Moodsville" (Groove Note SACD Stereo 2001) oder "The Nearness of You" (enja SACD Stereo 2003, ja, eine der wenigen SACDs von enja !!). Inhaltlich auf unverändertem aber gleichbleibend hohem Niveau mit stimmungsvollen Standards im Wallace eigenen eckigen Stil. Wallace war für mein Dafürhalten immer am besten maximal in Quartettbesetzungen. Die letzte bei mir vorhandene Platte "Disorder at the Border - The Music of Coleman Hawkins" in einer Nonet-Besetzung auf dem Berliner Jazz-Fest 2004 (Enja) ist mir daher auch "zu voll", ausserdem klanglich irgendwo nicht ganz auf dem hohen Niveau der Vorgänger. Nun zum "King of Free Jazz", wie er in den 90ern von der Presse bezeichnet wurde - David Spencer Ware. Ein Saxophonist, der aus der Masse des zeitgenössischen Jazz herausragt wie ein Monolith und klanglich nicht glauben lässt, dass es noch was zwischen Coltrane und Ayler gab. Sein Quartett mit Matthew Shipp (p), William Parker (b) und wechselnden Schlagzeugern war eine der Supergruppen des Free Jazz der 90er Jahre. In meinen Radar gerieten relativ zeitgleich die beiden Veröffentlichungen auf dem japanischen DIW-Label "The Flight of I" (1992) und "Godspelized" (1996). Insbesondere das hymnische Titelstück der letztgenannten ist eine Saxophonorgie erster Güte (leider ist das japanische Papersleeve vergriffen). Erstaunlich fand ich den Mut von Columbia, 1999 mit der Veröffentlichung von "Surrendered" Ware auch Major-Label-Weihen zu verleihen. Es sollte auch nur kurz anhalten, zu sehr musste Ware wohl seine Freiheiten aufgeben ("surrender"). Als Einstieg in Ware's Welt aber nicht schlecht geeignet. Herausragend auch der Live-3CD-Sampler "Live in the World" (Thirsty Ear 1998 & 2003) mit langen Elobarationen von Wares kosmischer Sound-Welt. Die letzte Platte ist "Shakti" auf AUM Fidelity 2007, die - im Gegensatz zu allen Vorgängern - den Pianisten durch den Gitarristen Joe Morris ersetzt. Ware ist ein wenig altersmilder geworden und huldigt musikalisch seiner hinduistischen Götterwelt. Uff, das langt erst mal für heute !!! Grüße Michael |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#449 erstellt: 02. Mai 2010, 05:26 | |||
Da bin ich jeden Tag hier und vergesse trotzdem zwei extrem geniale Platten zu nennen, die eigentlich noch zu "V" gehören: Eric Vloiemans Gatecrashin' Challenge Records Eric Vloiemans Gatecrash Hyper Challenge Records Der holländische Trompeter setzt mit seinem elektrischen Ensemble hörbar alles auf eine Karte. Er und gerade sein Keyboarder spielen enorm mutig, forsch und gehen an Grenzen. Vloiemans hebelt viele Konventionen aus, bläst sein Horn oft verzerrt und elektrisch verbogen. Diese Band fesselt einen von der ersten bis zur letzten Sekunde und läßt keinen Zweifel an ihrer ganz eigenen Klasse. Klanglich gehören diese Livemitschnitte zum besten, was es an KOnzertaufnahmen gibt. Leuchtend, direkt, voluminös und ganz nah am Geschehen. [Beitrag von Mr._Lovegrove am 02. Mai 2010, 05:28 bearbeitet] |
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andreas3
Inventar |
#450 erstellt: 03. Mai 2010, 20:44 | |||
Guten Abend Jazzfreunde, hallo Michael, über Weather Report habe ich mich gefreut und stimme deiner Auswahl hinsichtlich der musikalischen Entwicklung zu, das war wohl der Höhepunkt. Andererseits sind mir im Lauf der Jahre Weather Report - 1 CBS 1970 Weather Report - I Sing The Body Electric CBS 1972 Weather Report - Sweetnighter CBS 1973 so ans Herz bzw. Ohr gewachsen, dass ich hier die eigentlichen Pioniertaten sehe. Wenn ich mir vorstelle die Urbesetzung wäre zusammengeblieben... Klanglich kann ich nur die Vinyl- Originale von damals beurteilen, sie fallen gegen die drei späteren Alben nicht ab. Klanglich und musikalisch herausragend ist für mich Collin Walcott - Grazing Dreams ECM 1977. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch Eberhard Weber, der auf ECM regelmäßig mit den unterschiedlichsten Musikern Soloplatten vorlegte. Auch heute noch begeistert mich Eberhard Weber - Later That Evening ECM 1982. Als Drummer Michael DiPasca, der hier mit sensibler, glasklar eingefangener Spielweise begeistert, dazu Bill Frisell (guit), Lyle Mars (pio) und Paul McCandless (sopran, oboe, bass-clarinet) Jetzt noch etwas für Freunde experimentaler Percussion: Harald Weiss - TrommelgeflüsterECM 1982 Schlagwerk und Stimme werden hier hautnah eingefangen. Jetzt geh ich noch was Musik hören, schönen Abend wünscht andreas3 [Beitrag von andreas3 am 03. Mai 2010, 20:47 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#451 erstellt: 04. Mai 2010, 09:05 | |||
Andreas, danke dass Du den roten Faden - wie schon vorher - vollkommen in meinem Sinne weitergesponnen hast. Natürlich sind die ersten drei Weather-Report-Platten sehr gut, aber ich versuche natürlich immer, auch von einem sehr hohen Niveau noch die Highlights herauszuheben. Klanglich sind die genannten SACDs schon noch eine Ecke besser als die LPs. Zu Collin Walcott ebenfalls meine volle Zustimmung, hier gefällt mir nur "Cloud Dance" (ECM 1976) noch einen Tick besser als die "Grazing Dreams", was an dem von mir sehr geschätzten Dave Holland am Bass liegt. Eberhard Weber war in den 70er Jahren ein absoluter Favorit von mir, ich habe mir damals alle seine ECM-Platten gekauft und gern gehört. Inzwischen sind mir seine Solo-Alben aber teilweise etwas zu süsslich und schönfärberisch, ich weiss nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Neulich habe ich mir mal die "Yellow Fields" (ECM 1975) aufgelegt, die hat sich erstaunlicherweise ganz gut gehalten. Sicherlich ist die "Later that Evening" klanglich eine der besten, ich glaube das ist eine frühe Digitalaufnahme - ? (ich müsste nachschauen). Diese und weitere drei frühe Weber-Platten bringt ECM jetzt auch im Ramen der weissen Box-Reissues heraus. Anfügen will ich noch einen weiteren ECM-Artisten, Kenny Wheeler. Der kanadische Trompeter hat in den 70er Jahren zwei bahnbrechende ECM-Platten veröffentlicht, die eigentlich in keiner ECM-Sammlung fehlen dürfen: "Gnu High" (ECM 1975) und "Deer Wan" (ECM 1977). Das Gnu in der Traumbesetzung Wheeler - Jarrett - Holland - DeJohnette. In den 90er Jahren legte er mit "Angel Song" (ECM 1996) einen weiteren Meilenstein im kammermusikalischen Jazz mit Lee Konitz, Bill Frisell und Dave Holland. Gerade die letztgenannte gehört in ihrer klanglichen Transparenz zu den gelungensten ECM-Platten aller Zeiten. Sie war in vielen Zeitschriften audiophile CD des Monats. Viele Grüße Michael |
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