Yamaha vs. Marantz (D&M) Bericht

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Mickey_Mouse
Inventar
#1 erstellt: 22. Feb 2015, 21:07
nachdem ich hier seit einiger Zeit einen Marantz SR7009 getestet habe und seit zwei Tagen eine Yamaha CX-A5000 habe, wollte ich mal kurz die "prinzipiellen" Unterschiede/Konzepte darstellen, die mir so auf Anhieb aufgefallen sind.
Ich gehe NICHT auf irgendwelche Pure-Direct Klang-Unterschiede ein, also bitte nicht gleich mit unfair wegen Preis Unterschied oder so kommen!

Anschluss/Einschalten
Die Unterschiede fangen direkt nach dem ersten Einschalten an! Leider habe ich beim Marantz keinen Hinweis gesehen, dass man am besten erstmal nur Strom und einen TV anschließt. Er startet sofort in einen Assistenten, der einen Schritt für Schritt durch die Anschlussorgie führt. Es wird wirklich ALLES exakt auf dem Bildschirm erklärt: wie lang man das LS Kabel abisoliert und wie es in die Klemmen eingeführt wird. Dann wird für jeden LS die entsprechende Klemme gezeigt und anschließend ein Test-Signal ausgeben.
Also vorbildlicher kann man es meiner Meinung nicht machen und das dürfte speziell eine große Hilfe für Leute sein, die ihren ersten AVR anschließen oder damit halt nicht so bewandert sind.
Ein kleines Härchen trübt die Suppe: es werden gar nicht alle Anschlussvarianten aufgezeigt und es gibt ein paar Fehler.

Yamaha bietet in dieser Beziehung gar nix, der Nutzer ist beim Anschluss auf die BDA angewiesen.

Einmessen
Das Einmessen (das schlägt auch der Yamaha als erste Aktion vor, aber ich glaube erst nachdem man das Mikro eingesteckt hat?) funktioniert bei beiden gleich. Der Marantz sagt, dass man an 8 Stellen einmessen MUSS (was nicht stimmt) und bietet erst nach der zweiten einen Abbruch an, von dessen Beschreibung man nicht sofort erkennt, ob damit jetzt die gesamte bisherige Messreihe in die Tonne gekippt wird oder man einfach die weiteren Messungen spart (so ist es). Es wird sehr deutlich darauf hingewiesen, dass die erste Messung direkt auf dem Hörplatz zu erfolgen hat (sehr gut). Weiterhin liegt ein sehr merkwürdiger Papp-Bausatz dabei, der als Mikrofonständer deinen soll, sehr abenteuerlich das ganze. Aber auch hier wird man mit Bildern durch die Messungen geführt und es werden die Positionen gezeigt, an denen man messen sollte.

Auch hier ist Yamaha wieder etwas komplizierter. Man muss vor der Messung angeben, ob man an mehreren oder nur an einer Stelle einmessen möchte. Eine ist Standard genauso wie die Yamaha eigene Winkelmessung standardmäßig NICHT durchgeführt wird. Der Hinweis auf den exakten Hörplatz für die erste einer Mehrfachmessung fällt bei Yamaha weg oder ist mir nicht weiter aufgefallen. Schade.

Die Messungen laufen dann bei beiden ähnlich. Beim Marantz startet nach dem finalen OK sofort der linke Front, auch nach jedem Wechsel der Position. Yamaha gibt 10s Zeit den Raum zu verlassen, das gefällt mir besser.

Auf die klanglichen Ergebnisse der PEQ/Filter Einstellungen will ich (hier zumindest) nicht eingehen. Erstens ist das individuell, zweitens sind meine Subwoofer eh durch Antimodes korrigiert.
Nur soviel: beide Systeme haben die Abstände und Pegel sehr präzise ermittelt. Bei den vorgeschlagenen LS Größen geht Yamaha (typisch?) etwas sehr optimistisch vor und macht gnadenlos alle meine LS (die Höhen-LS fallen da nicht drunter) zu large wo Audyssey z.B. bei zierlichen Stand-LS mit 2*18cm TMT doch die realistischere 40Hz Small Variante wählt.
Entgegen meinen bisherigen Yamaha wird die "flat" Einstellung als Standard eingestellt, früher war das immer ein (mir zu dumpfes) "natural", Audyssey/Marantz bleiben bei der Reference statt Flat Kurve.

Fernbedienung
ganz kurz zu den Fernbedienungen. Marantz bietet trotz des niedrigen Preises eine voll beleuchtete FB an, allerdings ist das auch gleich der größte Schwachpunkt: nach dem Drücken der seitlichen Taste für die Beleuchtung wird die für 2 (zwei!) Sekunden aktiviert. Gerade wenn man das Gerät noch neu hat, findet man in diesen 2s gar nichts.
Trotz des höheren Preises bzw. der aufgrund "nur" Vorstufe anderer Klasse bietet Yamaha hier nicht mehr. Ok, hier sind es 10s bis die Beleuchtung erlischt. Aber eine Bewegungserkennung wie es die FB des Z11 noch hatte gibt es nicht mehr. Selbst wenn man das Licht eingeschaltet hat und dann Tasten drückt, werden die 10s nicht erweitert, sondern das Licht geht während des Tippen (z.B. durch ein Menü hangeln) aus. Das finde ich wirklich ärmlich!
Dazu ist die Yamaha FB einfach viel zu groß, man muss die Unterkante irgendwo (z.B. auf dem Oberschenkel) absetzen und mit der Hand in der richtigen Höhe greifen, um die Tasten zu erreichen. Die Logik hinter 3 (drei!) Power-Knöpfen auf einer FB für EINEN AVR erschließt sich mir absolut nicht.
Ok, in der Praxis wird man Anlagen mit solchen Geräten wohl mit einer Universal FB bedienen, nach meinem Geschmack sind beide FB auf ihre Art und Weise für den täglichen Einsatz ungeeignet.

Menü/Einstellungen
die Menüs sind natürlich Geschmacksache, prinzipiell mag ich persönlich die schlichte Text Struktur des Marantz lieber als das verspielte bunte Zeug bei Yamaha. Man muss sich bei beiden etwas eingewöhnen, speziell warum X im Setup konfiguriert wird und Y unter "Optionen" (diesen Knopf bieten beide) verstehen wohl nur die Designer. Genauso welche Einstellung sich nun Global, auf den Eingang oder das Input-Signal bezieht ist nach meinem Verständnis völlig willkürlich. Speziell der Marantz hat mich da bis kurz vor den Wahnsinn getrieben: man guckt TV mit Mehrkanal Ton und Auro3D Upmixer, dann kommt Werbung, die Kiste knallt und klackt mit mehreren Relais und es ist Dolby Surround aktiv weil die Werbung in Stereo läuft! Wenn ich das jetzt auf Auro3D stelle, wird dann meine nächste CD auch mit Auro3D statt Straigt-Stereo abgespielt?!? Man weiß es nicht und die Logik dahinter ist kaum verständlich. Aber es kann gut sein, dass ich mich an das Yamaha Verhalten im Laufe der Zeit gewöhnt habe (die Menüführung ist allerdings komplett anders als früher).
was im direkten Vergleich sofort auffällt: bei Marantz gibt es keinen "wraparound" bei den Menüs, man kommt also nicht wieder "oben raus" wenn man am letzten Eintrag noch einen Schritt weiter runter drückt. Das funktioniert bei Yamaha und lässt einen gerade am Anfang, wenn man mit der Struktur noch nicht so vertraut ist deutlich schneller etwas finden.

Audyssey Dynamic-EQ vs. YPAO Volume "Loudness"
als Beispiel für die Menü Beschreibung oben: bei Yamaha erreicht man das über Option, bei Marantz muss man sich da über Setup, Audio, Audyssey, Dynamic-EQ hin hangeln.
das Dynamic-EQ lässt sich in 5 Stufen einstellen: aus und 0, 5, 10, 15dB zum Referenz-Pegel
bei Yamaha geht nur An/Aus
beide Systeme berufen sich darauf, den beim Einmessen ermittelten absoluten Pegel im Raum als Maßstab zu nehmen.
Die Wirkung von Ypao-Volumen liegt in etwa auf dem Niveau von Dynamic-EQ bei 10 oder 15dB. Alles darunter ist bei D-EQ aber realistisch auch nicht nutzbar. Die Kurven scheinen sich auch unterscheiden, speziell wenn man sehr leise hört. Ich habe hier Subwoofer, die bis 10Hz runter gehen und diesen Bereich hebt Dynamic-EQ bei niedrigen Pegeln dermaßen brutal an, dass man es durchs ganze Haus hört obwohl die Stimmen so leise sind, dass man sie kaum im selben Raum wahrnehmen kann.
Also in der Praxis bedeutet das: man hat bei Audyssey/Marantz mehr Einstellungsmöglichkeiten aber wenn man sich auf die "angemessenen" beschränkt, dann läuft es auf dasselbe hinaus.

Audyssey Dynamic-Volume vs. YPAO ADRC (Adaptive Dynamic Range Compensation) "Night Modus"
beide Geräte/Systeme haben eine Technik um die Dynamik vom Ton zu beschränken, leise Passagen werden etwas angehoben und laute abgesenkt.
auch hier bietet Audyssey wieder 4 Stufen: aus, light, Medium, heavy, während Yamaha "nur" an aus kann.
Im Gegensatz zur Loudness, die bei bekanntem Pegel ja auf eine (vernünftige) Einstellung reduziert werden kann, sehe ich hier eine mehrstufige Einstellung als sehr sinnvoll an, speziell wenn man spät abends noch einen Film gucken möchte.
Yamaha hat allerdings den Vorteil, dass beim Umschalten die "mittlere" Lautstärke gleich bleibt. Beim Marantz ist es so, dass wenn man z.B. von off auf Medium schaltet, die Lautstärke erstmal stark ansteigt und man ganz schnell (man schaltet das ja meist Abends/Nachts ein) leiser stellen muss.

Zusätzlich hat Audyssey noch den Low-Pass Filter (LFC), mit dem man Abends die Nachbarn oder im Obergeschoss die Kinder schonen kann. Auch wieder einstellbar und sehr praktisch. Hier kann Yamaha keine (einfache) Funktion entgegensetzen.

Kopfhörer
ein starkes Argument für mich pro Yamaha ist die Silent-Cinema Funktion! Damit kann man auch mit "normalen" Kopfhörern mit einem der vielen DSP Programmen einen Surround Ton genießen. Das funktioniert mit meinem AKG K701 sehr gut. Ebenfalls ist der Klang (da Vorstufe ist ja ein dedizierter KHV verbaut) sehr gut.
Das ist eines der dunkelsten Kapitel vom Marantz. Wenn die KH überhaupt funktionieren (s.u.), dann gibt es da keine DSP Funktionen. Weder Dolby Headphone noch Auro3D ist da implementiert. Das "schlimmste" aber ist, dass es erst einen Bug gab, bei dem die Ausgänge zur externen Endstufe nicht abgeschaltet wurden, dann wurde das kurz behoben um mit dem Auro3D Update den Bug einzuführen, dass die Endstufe zwar ab-, aber der KH Ausgang nicht eingeschaltet wird. Es ist wirklich erbärmlich was sich Marantz da leistet. Kopfhörer scheinen nicht mehr genutzt zu werden?!?

Verschiedene Konfigurationen
ein weiteres dunkles Kapitel bei Marantz sind verschiedene LS Konfigurationen, die gibt es einfach nicht! Ich meine jetzt nicht nur die Atmos/Auro3D Geschichte, das wäre in diesem Vergleich ja unfair.
Ich habe hier z.B. parallel (also umschaltbar) zu den zu den Front-LS passenden Surround-LS noch Bi/Dipole (nochmal umschaltbar) an der Wand hängen.
Bei Yamaha kann ich zwei LS Pattern anlegen und dazwischen umschalten. Das kann neben solchen speziellen Dingen wie oben auch ganz simpel eine Einstellung mit Front-LS auf Small mit Trennfrequenz und Subwoofer sein und eine zweite als Large ohne.
Beim Marantz kann man nur die gesamte aktuelle Konfiguration auf einem PC abspeichern und wieder laden. Speichern dauert zwischen 20 und 30 Minuten, einladen so 15 bis 20 Minuten.
Beim Yamaha gibt es über das Web-Interface dieselbe Funktion, nur mit einigen enormen Unterschieden! Im Gegensatz zum Marantz ist man nicht auf den IE angewiesen, sondern das funktioniert auch auf dem Mac mit Safari. Dann dauert das Speichern einer Konfiguration wenige Sekunden (nicht 30 Minuten!) und das Einladen so um die 20s (wieder zum Vergleich: unter 15 Minuten beim Marantz nicht zu schaffen).
Dazu hat das bei mir bisher auf dem Yamaha immer ohne Probleme funktioniert, einfach so wie es soll. Beim Marantz braucht man gar nicht erst probieren eine Konfiguration zu laden, ohne vorher das Gerät auf Werkseinstellung zurück gesetzt zu haben (ich weiß trotz 15 Jahren Yamaha Besitz nichtmal, wie das da geht). Genauso gingen bei mir so ca. 2/3 aller Speicher Versuche schief. Wenn das ohne Fehler geklappt hat, ist nie sicher, ob man diese Datei wieder einladen kann. Da man wie gesagt vorher einen Werksreset machen muss, sind die evtl. aufwändig erstellten Einstellungen (Einmessen mit 13.2 an 8 Positionen, damit kann man eine Weile verbringen) futsch. Bei Yamaha kann man laut BDA (habe ich selber noch nicht probiert) auch einen Parameter Satz im Gerät selber ohne PC abspeichern und nach einer Initialisierung wieder laden.
brass69
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 23. Feb 2015, 18:18
Informativ, für jeden verständlich und damit sehr hilfreich!
Ein schöner Erfahrungsbericht - Vielen Dank für deine Mühe!!
klaus_moers
Inventar
#3 erstellt: 26. Mai 2015, 20:44
Da kann ich mich mit dem Lob gerne anschliessen. Toller Bericht mit interessanten Details.


Aktuelle überlege ich ob Denon 4100, Marantz SR7008 oder SR7009... - Nur keine Ahnung, ob die klanglich überhaupt unterschiedlich sind. Preise sind gerade in Bewegung.

redcliff
Stammgast
#4 erstellt: 30. Mai 2015, 09:17
Danke
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