Wie teuer HIFI doch einst war.

In der legendären Aufnahme des "Capriccio La Pucelle de New Orleans" von P.D.Q. Bach (Telarc) hört man im Hintergrund nicht nur Straßengeräusche, sondern auch ein Flugzeug uind anderes.

BB

Um nochmal kurz den Bogen zu den siebzigern zurückzuschlagen: Damals hätte man das mit einer 38cm Maschine versucht, eine Fehlstelle mit dee Schneidvorrichtung herauszunehmen und wieder zusammenzukleben. Mit viel Aufwand hat man 1969 den Ton und das Bild der Apollo-Mission von Houston an ein Spezial-Studio an der Westküste geschickt und mit knapp 2 Sekunden Verzögerung wesentlich rauschärmer zurückbekommen. Das kann heute z.B. mit Audacity jeder halbwegs Begabter und vermutlich in der Qualität besser. Aber geht es uns nicht auch so: da hat man einen Song zigmal gehört und irgendwann fällt einem eine Nuance auf, die man vorher nicht wahrgenommen hat? Die vielen akustischen Täuschungen hat man früher mangels Hard- und inwischen auch Software nicht hinbekommen.

Geil sind auch immer so sample Scheiben, bei denen man dann Knackser in den Samples hört, weil die eben von Platten runterkamen.
NWAs Erstling ist voll davon.

Ständig gibt es auch Band-Dropouts, gerne mal nur L oder R.

Maxis haben oft an den analogen Schnittstellen diverse Fehler und Plopps/Rumpler, damals war das halt noch nicht so präzise mit einem analogen Schnitt quer übers Tape

Das alles hört man aber nur, wenn man sich "manuell" mit den Aufnahmen bis auf Sample-Ebene runter beschäftigt - für die meisten gehört es sogar wirklich dazu - man würde es vermissen, wenn es dann fehlt.

Das alles ist "charmant" an der alten Technik - ich überhöre das halt bei der Aufnahme - wenn es nicht sowieso durch intensive Reinigung des Vinyls zu 90% ganz weg ist - und putze hinterher meine Aufnahmen zu meiner persönlich perfekten Version zusammen .

Wenn die Musik selbst sich im Bereich von 5 - 15 dB Dynamik (== aller Pop und Rock seit den Beatles und auch schon früher - moderne Produktionen eher < 5dB) bewegt ist der Träger selbst bei Vinyl allemal ausreichend für beste Qualität - wenn sie denn vom Master entsprechend kam, wenn die Leute beim Schnitt Ihren Job gemacht haben, die in der Galvanik und die im Presswerk.
Im Vergleich zu digitaler Verarbeitung von Anfang bis Ende gibt es eben eine Menge Unwägbarkeiten, die dem Vinyl seine spezielle Prägung verleihen - das ist mir aber allemal lieber als die Reduktion auf eine Version, welche ich dann gefälligst zu hören habe, nach Ansicht mancher Streaming-Heinze.
Trotzdem ist das "Ende" immer noch genauso weit weg wie früher mit 16 - auch wenn ich inzwischen schon einige Stockwerke höher gezogen bin, die Architekten haben eben auch höhere Häuser gebaut - aber trotzdem klingt es insgesamt so gut wie nie zuvor...

Liebe und Grüße
MOS2000


Edit: mieser Typo... /Edit

Bollze (Beitrag #456) schrieb:

Man könnte mal ein neues Thema aufmachen "Fehler im Master"

Dropouts ohne Ende, die offenbar schon auf der Mehrspur waren, denn sie tauchen zuverlässig auch in später neu gemasterten Versionen wieder auf.

Mein Lieblingsbeispiel:
Art Garfunkel, Scissors Cut, Track 3: "Up in the World", 0:17 ein fetter Dropout in "credit" :-)

https://www.youtube.com/watch?v=4m_dmKBqMtI

Passat (Beitrag #460) schrieb:

Es gibt ganz viele fehlerhafte Aufnahmen. Z.B., welche, bei denen man das tieffrequente Grummeln hört, wenn ein LKW am Studio vorbei fährt, etc.

Ich habe vor vielen Jahren mal ganz fasziniert auf die Peakmeter im Studio gestarrt, die plötzlich heftig an zu flattern fingen. Zu hören war nix. Erst ein oder zwei Minuten später hörte man den Hubschrauber. Zum Glück war es keine Live-Sendung, sondern nur eine Wortproduktion. Wir haben ein paar Minuten Pause gemacht, bis der Spuk vorbei war.

Ralf