Accuton TANTO 2-Wege Kompaktlautsprecher

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sonic_empire
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 02. Jul 2012, 21:08
Lautsprecherselbstbauprojekte mit Accuton-Treibern - insbesondere 2 Wege - sind erstaunlich selten zu finden. Deshalb stelle ich hier mal kurz mein Projekt „Accuton Tanto“ vor. Mein Ziel war es, einen möglichst guten Kompaktlautsprecher zu bauen.

Fertige Accuton Tanto


Und so geht das los:

1.Die Wahl fiel auf den Accuton Tiefmitteltöner C173-6-095 (neben altem Heco 8") und Hochtöner C30-6-023.
Accuton Tiefmittelston-Chassis

2.Dummi-Gehäuse aus Styropor bauen (endgültige Höhe ohne Stativ 43cm).
Entwicklung des Lautsprecherdesigns in Styropor

3.BR muss definitiv nach hinten, Länge und Fläche ermitteln (rechnen, messen, hören)
Versuchsgeh?use

4.Gehäuseformen und -varianten vergleichen
5.20mm Birkenmultiplex-Platten zuschneiden und zusammenleimen
Gestaltung der Front

6.FW-Separee und LS-Terminals im Boxenboden

7.Mit dem Handhobel die Stufen ausrunden
Ausrunden der Stufen

8.Mit der Oberfräse die Chassis einfräsen
Schablone f?r Oberfr?se

9.Schleifen und Lackieren (5 Schichten mit Zwischenschliff)
Tanto frisch lackiert

10.Passende Ständer entwerfen (mit Papiermustern) und von Liedtke-Metalldesign anfertigen lassen.
Sockelideen f?r Fa. Liedtke Metalldesign entwickeln

11.Intensives Hören und hunderte Messungen der unterschiedlichsten Weichenvarianten (Nahfeld und Hörplatz)
Vergleich unterschiedlichster Frequenzweichendesigns

12.Weiche: 6dB Tiefpass mit Saugkreis und 12dB Hochpass. Serielle Weiche „K+T Ceram“ haut nicht hin, da Mitten viel zu laut.

13.Über viele Monate Feinabstimmung der Frequenzweiche. Das Endergebnis liegt knapp, aber entscheidend neben dem messtechnischen Ideal.

14.Von der ersten Idee bis zum fertigen Lautsprecher sind (mit kleinen Unterbrechungen) 2 Jahre vergangen. Materialwert incl. Ständer > 2200,-€/Paar.


Und wie klingt´s?:


Fertige Accuton Tanto 2


Extrem sauber, fein, leichtfüßig und flink. Diese kultivierte Klangreinheit und Feindynamik habe ich so
noch nie gehört und sie ist offensichtlich charakteristisch für Accuton-Chassis. Unzählige Details werden wie hingetupft dargestellt. Der Bass reicht beeindruckend tief hinab und ist herrlich rhythmisch und „farbig“. Auch bei der Maximallautstärke ist erst weit oberhalb von Zimmerlautstärke Schluss. Die Bässe verzerren aber selbst dann nicht; man merkt nur, dass die kleine Box nicht mehr nachlegen kann.

Diese Vorzüge sind gewissermaßen auch Ihr Nachteil: Sie sind (sich) einfach zu fein, mal richtig rotzig Loszurocken. Irgendwie passt diese highendig-artige Wiedergabe auf Hochglanzpapier nicht so recht zu den raueren Musikstilen wie z.B. Metal oder Hardcore. Wie bei allen Kompaktboxen fehlt es an Autorität, Wucht und Souveränität; es wird einfach zu wenig Luft bewegt.

Ich bin meinem Ziel sicherlich sehr nahe gekommen und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was die hochgelobten Accuton-2-Wege-Preziosen von Lindemann, Gemme, Marten, Surrountec, Talon oder Tidal wirklich besser machen wollen. Die viele Mühe hat sich jedenfalls gelohnt.

Volker
trxhool
Inventar
#2 erstellt: 02. Jul 2012, 21:24
Absolut genial...

Nachdem ich letztes die XTZ Divine gehört habe, kann ich mir sehr gut vorstellen, wie toll dieser Lautsprecher klingt.

Gruss TRXHooL
sayrum
Inventar
#3 erstellt: 02. Jul 2012, 22:12
sehr interessante lautsprecher!


kannst du noch mehr infos zur weiche(nentwicklung) schreiben.

wie du das gezaubert bzw. an welchen vorgaben/infos du dich orientiert hast.

messungen?


[Beitrag von sayrum am 02. Jul 2012, 22:13 bearbeitet]
DYNABLASTER
Inventar
#4 erstellt: 04. Jul 2012, 06:51
Wirklich schoene Lautsprecher
DavidH83
Stammgast
#5 erstellt: 04. Jul 2012, 07:38
Wahnsinn!

Wunderschöne Lautsprecher. Und in Kombination mit den Ständern einfach nur perfekt!
Ich habe leider noch nie Accuton gehört, bin aber wieder ein Stückchen neugieriger geworden

Spielen die beiden alleine, oder werden sie von einem Subwoofer unterstützt?

Hast du abgesehen von den Diffusoren, die man im Hintergrund sieht, den Hörraum optimiert?
sonic_empire
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 05. Jul 2012, 21:53
Schönen Dank für die freundlichen Feedbacks.

@Sayrum
In der Beschreibung meines Projektes „Eton Empire“ war ich rückblickend viel zu genau auf die Frequenzweiche eingegangen. Das interessiert im Detail eigentlich nur diejenigen, die diesen LS gebaut haben oder noch bauen wollen. Deshalb hatte ich mich diesmal bewusst kurz gefasst.

Im Vorfeld wurden mögliche Aufstellungsvarianten geprüft, um die Raumeinflüsse bei der Beurteilung zu minimieren/optimieren. Der HiFish-Audiocontroller liefert wirklich zuverlässige und reproduzierbare Messergebnisse. Dennoch sind Messungen nur eine Hilfestellung, das letzte Wort hat immer der Hörtest.

Die Audio Gemme „Katana“ arbeitet mit ähnlichen Accuton-Chassis; da meine LS viel kleiner werden sollten, war der Name „Tanto“ geboren.

Ausgangspunkt war die „K+T Ceram“, bei der leider weder die serielle Frequenzweiche noch die vorn liegenden Bassreflexrohre überzeugen konnten. Dieser Ansatz wurde also rasch verworfen, ich bin aber immer mal wieder darauf zurückgekommen, um mein Urteil zu überprüfen. Auch die Variation einiger Bauteile (bei serieller Weiche ändert sich TMT und HT) brachte keine zufriedenstellenden Ergebnisse.

Tanto mit K+T Ceram Weiche
Frequenzgang mit K+T Ceram-Weiche

Wie auch bei allen späteren FW-Schaltungen war das Potenzial der Accuton-Chassis – ihr „Charakter“ - immer heraushörbar: federleichte Präzision. Aber wenn´s tonal nicht stimmt, hilft das auch nichts: es klingt schon gut, aber mit dem sauren Beigeschmack „dass noch viel mehr geht“.


Im Netz hatte ich einen koreanischen Vorschlag mit 12dB-Weichen incl. Saugkreis entdeckt und damit etliche Alternativen getestet.

Tanto mit koreanischer Weiche
Frequenzgang mit der koreanischen Weiche

Tanto mit 12dB-Weiche
Manche dieser Versuche, wie hier die eigene 12dB-Variante, sahen messtechnisch sehr gut aus, entpuppten sich aber leider nach längerem Hören als lästig und/oder verfärbt.


Mein Maßstab, die modifizierten Eton Empire, hat die Latte aber auch verdammt hoch gelegt:
Frequenzgang meiner Eton Empire und der Klein+Hummel O410
Frequenzgang Mod. Eton Empire (Top+Sub; braun) und Klein+Hummel O410 (blau), am Hörplatz (kaum auseinderzuhalten, klingen aber grundverschieden)

Optimal verhielt sich letztendlich mit dem Saugkreis auf der TMT-Resonanz von Pure Dynamics „Keramix“, die Drosselspule wurde angepasst: auch diesmal war die linearste Version (1,8mH, habe ich viele Monate mit gehört) nicht die klanglich authentischte (2,0mH). Im Hochton harmonierte dazu die leicht geänderte Beschaltung der Koreaweiche am besten.
Sobald man bei richtig guten Schaltungen angekommen ist braucht es Wochen oder Monate, um festzustellen, welche Weichenlösung am besten funktioniert. Manchmal führt der Weg auch wieder zu bereits verworfenen Lösungen zurück.

Weichenschaltung der letzten Accuton Tanto
Bild Schaltplan Tanto

Accuton Tanto am H?rplatz Accuton Tanto auf 2m mit verschiedenen Winkeln fern der Raumecken
Frequenzgang Accuton Tanto am Hörplatz und auf 2m

Accuton Tanto auf 1m unter verschiedenen Winkeln
Frequenzgang Accuton Tanto 1m unter Winkeln


Die Frequenzweichenbauteile sind das Beste was Intertechnik zu bieten hat. Das Gehäuse ist in diesem Aufbau perfekt stabil und vibrationsarm; man hat bei 3,5 cm Wandstärke allerding gut 70% Verschnitt. Der Sockel ist mit Quarzsand gefüllt. All dies sind High-End-Attribute, die gelegentlich weit überschätzt werden. Das nur zusammengeschraubte Versuchsgehäuse ohne Spikes mit locker eingesteckten BR-Kanälen klang trotz Vibrieren auch toll. Aber in Summe, wer weiß …?

Das Ziel ist für mich jedenfalls dann erreicht,

-wenn ich bis spät in die Nacht Musik höre und nicht genug bekomme.
-wenn sich bei hoher Lautstärke ein authentischer Liveeindruck einstellt (Stimme, Saxophon, Klavier)
-wenn das Bauch(Herz-)gefühl sagt: „Jaaa, so muss das klingen!“
-wenn 95% aller Tonträger spannend klingen und nicht nur eine kleine Auswahl
-wenn sich der Klang völlig von den Boxen löst, frei und unaufdringlich

und das alles gibt mir die „Tanto“.

@DavidH83
Die Tantos spielen so tief, dass die Ankopplung des Subwoofers schwierig und absolut entbehrlich ist; man meint sowieso immer, er würde mitlaufen. Anders ist das bei Film- und Konzert-BD: Wenn der Sub die Tantos von den tiefen Frequenzen entlastet, können unglaubliche Pegel gefahren werden. Einen ausgewachsenen Vollbereichslautsprecher kann das aber selbst dann nicht ersetzen (hatte ich auch mal vergeblich mit kleineren Genelec-Monitoren versucht).
Die hauchdünnen Keramikmembranen sind übrigens IRRSINNIG empfindlich: schon eine unbedachte Berührung von hinten führt zu einem sehr teuren Bruch. Eingebaut ist das dann kein Problem mehr und die Chassis verdauen klaglos beachtliche Auslenkungen.

Abgesehen von den Diffusoren habe ich keine weiteren „Roomtunes“. Bassfallen und Bassabsorbern waren völlig wirkungslos.

Volker
DerHeldvomFeld
Stammgast
#7 erstellt: 06. Jul 2012, 22:45
Leider geil!

sayrum
Inventar
#8 erstellt: 07. Jul 2012, 09:13

DerHeldvomFeld schrieb:
Leider geil!

;)



Dank die für die Erläuterungen!

Was ist der ungefähre preisrahmen ohne Gehäuse?
sonic_empire
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 07. Jul 2012, 10:22
Materialkosten pro Stück
Chassis 437,60 €
Frequenzweiche 121,23 €

dazu kamen Holz 170 €, Ständer 324 € und Sonstiges (Terminals, Dämm., Kabel, Füße, Schrauben, Leim, Lack, Sand) 150 €
ingo74
Inventar
#10 erstellt: 07. Jul 2012, 10:38
wunderschöne lautsprecher (und ständer)

wenn dir der punch fehlt - warum baust du keinen passenden subwoofer, der untenrum unterstützt und die tops entlastet..?
sonic_empire
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 07. Jul 2012, 11:28
Das grobdynamische Defizit, ist leider auch mit einem Subwoofer nicht ganz aus dem Weg zu räumen, habe ich x-mal probiert (1200Watt, 12" Peerless mit Passivmembran, auf dem unteren Foto hinter dem TV zu sehen).
Vielleicht sollte man diese "Accuton-Kultiviertheit" auch eher als ein Qualitätskriterium sehen und nicht als ein Manko.

Siehe oben
"@DavidH83: Die Tantos spielen so tief, dass die Ankopplung des Subwoofers schwierig und absolut entbehrlich ist; man meint sowieso immer, er würde mitlaufen. Anders ist das bei Film- und Konzert-BD: Wenn der Sub die Tantos von den tiefen Frequenzen entlastet, können unglaubliche Pegel gefahren werden. Einen ausgewachsenen Vollbereichslautsprecher kann das aber selbst dann nicht ersetzen (hatte ich auch mal vergeblich mit kleineren Genelec-Monitoren versucht).

Volker
ingo74
Inventar
#12 erstellt: 07. Jul 2012, 11:41
hast du schonmal passende elektronik/software wie acourate oder dirac live probiert, oder wie hast du versucht, den sub an tie tops anzupassen..?
sansuii
Stammgast
#13 erstellt: 05. Apr 2013, 21:36
Moinsen,

Super geiles Projekt, Hut ab.




sonic_empire (Beitrag #1) schrieb:
Lautsprecherselbstbauprojekte mit Accuton-Treibern - insbesondere 2 Wege - sind erstaunlich selten zu finden.


Hm, kennst du mein Accuton Projekt? Mehr dazu hier.

http://www.kt66.de/zwerg.html

Gruß,


[Beitrag von sansuii am 05. Apr 2013, 21:42 bearbeitet]
biffe
Stammgast
#14 erstellt: 05. Apr 2013, 23:33
Hallo Volker

wirklich großartige Lautsprecher hast du da gebaut

Reihen sich in meine persönlichen Top 10 ein.

Welchen Klarlack hast du verwendet?
Grosser09
Inventar
#15 erstellt: 09. Apr 2013, 22:08
Moin moin,

da hast du ein schönes paar Lautsprecher gebaut! Optisch sehr schön geworden! Ja es ist auch klar, das man so etwas nicht schönes auch nicht an einem Tag erschafft! Super!
Acoustimass10
Inventar
#16 erstellt: 15. Jan 2014, 01:16
Merkwürdiger Absorber auf dem letzen Bild
Grosser09
Inventar
#17 erstellt: 15. Jan 2014, 01:27
Moin moin,

meinst du die Gitarre oder den Defuser?
Oder den Mark Lev.!


[Beitrag von Grosser09 am 15. Jan 2014, 01:30 bearbeitet]
Acoustimass10
Inventar
#18 erstellt: 15. Jan 2014, 10:52
Moin,

Das Muster auf dem Difusor, links neben der Gitarre.

Und nebenbei angemerkt: tolle Lautsprecher!


[Beitrag von Acoustimass10 am 15. Jan 2014, 10:54 bearbeitet]
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