Focal Clear / Hifiman Ananda - ein subjektiver Vergleich

Hallo Gemeinde,

letztes Jahr, im September, erwarb ich einen Hifiman Ananda, bei dem aber nach wenigen Minuten ein Kanal ausfiel, welcher sich nicht mehr reanimieren ließ. Auf Anraten meines Händlers probierte ich einen Focal Clear und war schlicht begeistert. Seitdem höre ich mit diesem Hörer.

Dennoch nagte das Gefühl an mir nicht zu wissen, was der Ananda so drauf hat. Nun, ein Jahr später, holte ich mir nochmals ein Exemplar ins Haus, mit der Hoffnung, dass dieses Exemplar einwandfrei funktioniert. Diesbezüglich wurde ich nicht enttäuscht.

Zunächst fällt auf, dass Materialauswahl und Design für Hifiman beim Ananda keine große Rolle spielen. Ganz anders der Clear, der durchdesignt ist und sich an jeder Stelle sehr fertig anfühlt. Nur, wenn man die Hörer auf den Kopf gesetzt hat, sieht und fühlt man von all dem nichts mehr und kann sich überlegen, ob es mal eben 500 Euronen mehr sein müssen. Ganz anders beim Tragekomfort, denn da schlägt die erste Stunde des Ananda. Nicht, dass der Clear unbequem ist, aber der Ananda sitzt einfach nochmals angenehmer. Die großen Polster und die Tatsache, dass diese nicht direkt auf die Ohren drücken, machen sich einfach angenehm bemerkbar.

Das Kabel des Ananda sieht recht einfach aus; im Vergleich zur Focal-Strippe gar billig. Nur wird man hier keinen Unterschied hören und das Kabel des Ananda ist viel biegsamer und verheddert sich nicht ständig ineinander. Ebenfalls angenehm.

Zu Beginn des Hörvergleichs kam der Ananda nicht in die Puschen. Die Höhen recht hart und schrill, der Bass etwas zurückhaltend. Nach ca. 20 Stunden änderte sich der Höreindruck aber zusehends. Da waren die Höhen plötzlich angenehm und der Bass wurde präsenter und konturierter. Der Ananda war kaum wiederzukennen. Mein lieber Schollie, plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob der Clear der für mich richtige Hörer ist. Je länger ich verglich, um so mehr hörte ich die Stärken des Ananda heraus. Unheimlich klar, impulsschnell, eher an einen Elektrostaten erinnernd, aber im Ganzen etwas wärmer und mit mehr Bass, vielleicht.

Keine Frage, der Ananda ist ein sauguter Hörer und für den geforderten Preis fast schon ein Schnapper. Aber nun kommt der Wehmutstropfen, der für mich den Ausschlag gab. Bei allen Stärken hat der Ananda für meine Ohren eine deutliche Schwäche gegenüber dem Clear. Beim Umstöpseln auf den Clear fiel mir jedesmal auf, dass die Musik bei ihm aus einer gewissen Raumtiefe zu hören ist. In der Tat ist es verblüffend, wie weit Sänger und Instrumente bei entsprechender Abmischung von den Ohren entfernt scheinen. Ich habe immer wieder den Eindruck, mich tatsächlich in einem Raum zu befinden, wo Orchester und Sänger verteilt sind und ich diese recht genau orten kann. All dies bleibt dem Ananda leider verwehrt. Die großen Membranfolien liegen zu parallel vor den Ohren und zu dicht an diesen, lassen einen dreidimensionalen Höreindruck kaum zu. Der Unterschied zwischen den beiden Hörern ist schon sehr ausgeprägt und man sollte sich überlegen, welche Eigenschaften einem wichtig sind.

Der Ananda spielt etwas frischer und klarer auf, als der Clear und ist ihm in diesen Punkten ein wenig voraus. Aus dieser Sicht würde ich den Ananda vorziehen. Nicht zuletzt wegen seines wirklich ganz hervorragenden Tragekomforts. Wenn man umbedingt möchte, kann man sich vielleicht dazu durchringen zu sagen, dass der Ananda dem Clear klanglich ein wenig überlegen ist. Es handelt sich aber eher um Nuancen, welche dem persönlichen Geschmack geschuldet sind. Bei den Fähigkeiten, Musik plastisch erscheinen zu lassen, setzt sich der Clear dann vom Ananda aber doch recht weit ab.

Für mich war die Entscheidung noch nie so schwierig, wie bei diesem Vergleich. Und fast wäre ich den Schmeicheleien des Ananda erlegen. Schämen müsste man sich nicht dafür. :-)

Gehört habe ich mit Yamaha CD-S 700 (nur Transport) und Burson Audio Conductor V2+ DSD Musik von Foreigner, Simply Red, Tina Turner, Hall and Oates, Moti Special, Pur, Friedemann, Frank Sinatra, Johann Strauß.

Gruß
Abtastfanatiker

P.S. Weil es mir noch aufgefallen ist: beim Ananda ist der Bass nicht die Domäne, welche man Magnetostaten nachsagt. Er unterscheidet sich kaum von dem des Clear. Beide gehen problemlos in den Tiefbasskeller und haben dabei ordentlich Druck (wie Focal dies mit 'nur' 40 mm Membranen schafft, bleibt wohl deren Geheimnis). Einziger Unterschied zwischen Ananda und Clear: der Bass des Ananda ist etwas 'weicher', der des Clear etwas konturierter.