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Francaix, Jean (1912 - 1997)+A -A |
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Autor |
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WolfgangZ
Inventar |
#1 erstellt: 16. Dez 2007, 00:45 | |
Jean Francaix (geb. 23.5.1912, Le Mans; gest. 25.9.1997, Paris) Geboren als Sohn einer Musikerfamilie, studierte er in Paris bei Nadia Boulanger. Zeit seines Lebens prägt die zahlreiche und fast immer in knappe, lakonische, verspielte Formen gegossene Instrumentalmusik - neben wenigen Opern und geistlicher Musik - das Prinzip der clareté französischer Prägung, "musique pour faire plaisir" - stärker noch als bei dem zwischen ironischem Witz und religiösem Ernst durchaus gebrochenen Landsmann Poulenc. Viele Auftragskompositionen finden sich darunter, vor allem für Kammermusik aller Art. Bereits als Zwanzigjähriger wurde Jean Francaix bekannt durch ein Concertino (1932) und ein Konzert für Klavier und Orchester (1936). Mit Letzterem, vielleicht sogar seinem markantesten Werk, hat er wahrlich einen Coup gelandet. Sein Stil hat sich nie mehr entscheidend verändert. Gewiss kann man Francaix vorwerfen, dass er sich nicht nur einmal wiederholt hat, eine gewisse Erwartbarkeit in seiner Thematik und in seinen knappen Entwicklungslinien liegt. Dennoch: Ich möchte die große Eingängigkeit, den eleganten Charme, die blendende Rhythmik, die swingende Leichtigkeit, den ganz und gar französischen Esprit seiner Musik nicht missen. An Kammermusik wäre neben vielem an allererster Stelle das Bläserquintett von 1948 zu nennen, das kompositorisch besonders originell und unkonventionell erscheint, denn diese Komposition ist durch einen spezifischen Klangwitz gekennzeichnet, der von den Spielmöglichkeiten der Holzbläser herrührt. Als Soloinstrumente für Konzerte hat Francaix kaum etwas ausgelassen: Hervorzuheben sind das Klarinettenkonzert von 1968, das Kontrabasskonzert von 1974, das bemerkenswert groß und pathetisch angelegte Konzert für zwei Klaviere und Orchester, das er 1965 komponiert und zusammen mit seiner Tochter Claude eingespielt hat, aber auch für Cembalo, Flöte, Fagott, Gitarre oder Violine gibt es typische Werke, die dennoch in ihren Charakteren und ihrer Ausdehnung recht unterschiedlich sind. Kompositionen wie das spritzige und augenzwinkernd-anzügliche "L´heure du berger" für Trompete und Klavier (neben einer Bläserquintettfassung) oder die mild-grotesken "Cinq portraits de jeunes filles" für Klavier von 1936 beweisen, dass der Hobbypianist an der scheinbar so unbeschwert und einfach klingenden Musik durchaus schwer zu kauen haben kann ... Erst vor wenigen Jahren lernte ich mit dem einstündigen Oratorium von 1939 "L´Apocalypse selon Saint-Jean" für Soli, Chor und großes Orchester auch eine höchst beeindruckende geistliche Komposition kennen. Die Vielschichtigkeit, vor allem die reiche, bisweilen grelle Instrumentierung des Werks hinterlässt einen tiefen Eindruck - die Farbigkeit eines Hexensabbats vermengt sich mit der Linienführung mittelalterlicher Frömmigkeit. Und doch hat Francaix seinen Stil mit keiner Note geleugnet. Ein umfangreiches Werkverzeichnis enthält der Wikipedia-Artikel, der wiederum als Quelle www.klassika.info anführt. Ich besitze um die fünfzig Mitschnitte vom Rundfunk, möchte aber auch auf CDs hinweisen, die mir gelungen erscheinen und sich zum Kennenlernen eignen. (Mehr besitze ich gar nicht an gekauften Konserven, aber es wäre ja auch schön, wenn der Thread noch etwas weiterliefe ... ). http://www.amazon.de...id=1197761767&sr=1-1 Aubade für zwölf Violoncelli (1974) Dem kritischen Kommentar kann ich nicht ganz widersprechen. http://www.amazon.de...id=1197761582&sr=1-9 Divertissement für Fagott und Streicher http://www.amazon.de...d=1197761924&sr=1-22 Die Aufnahme des Klavierkonzerts mit Claude Paillard-Francaix und dem Orchestre de Radio Luxembourg unter der Stabführung des Komponisten würde ich meinem Rundfunkmitschnitt mit den Münchner Philharmonikern und der Pianistin Gitti Pirner vorziehen, da schwungvoller und farbiger musiziert. Klangtechnisch ist die Einspielung deutlich besser als manch anderes - - auf dieser CD. Von der Johannes-Apokalypse besitze ich eine Produktion aus dem Jahre 1999 unter der Leitung von Jean-Pierre Loré, die es bei Amazon nicht mehr zu geben scheint. Alternativen sind erhältlich; ich kenne sie nicht. Meine Einspielung hat mich zufriedengestellt, ohne dass sie technisch wirklich überzeugt, da als Livemitschnitt doch recht wenig luftig und durchsichtig aufgenommen. Entscheidend war für mich, das Werk, das ich im Rundfunk anhand eines Konzerts aus München etwa 2000 kennengelernt hatte, auch mein Eigen zu nennen. Besten Gruß, Wolfgang [Beitrag von WolfgangZ am 16. Dez 2007, 00:46 bearbeitet] |
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Martin2
Inventar |
#2 erstellt: 20. Dez 2007, 14:41 | |
Hallo Wolfgang, danke für Deinen Beitrag. Ich hoffe es ist nicht zu frustrierend für Dich, wenn dann überhaupt keine Rückmeldung kommt, aber offensichtlich ist Jean Francaix in diesen Breiten nicht allzusehr bekannt. Ich weiß, wie frustrierend es ist, wenn man einen Thread startet und dann kein oder doch nur unzureichendes Feedback kommt. Danke also nochmals für Deinen äußerst informativen Beitrag. Ich kenne diesen Komponisten nur dem Namen nach. Kann gut sein, daß ich ihn schon im Rundfunk gehört habe, aber dann hat er wohl doch keinen so tiefgehenden Eindruck bei mir hinterlassen. Mein Beitrag verfolgt nur die Absicht, Dir nur irgendein Feedback zu geben, da dies seit nun schon einigen Tagen offensichtlich ausbleibt, was mich angesichts der Tatsache, daß wir hier viele Leute mit einem großen Horizont an klassischer Musik haben und Jean Francaix kein völlig unbekannter ist, schon wundert. Gruß Martin |
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op111
Moderator |
#3 erstellt: 20. Dez 2007, 15:12 | |
Hallo zusammen, ich habe auch mal meine Aufnahmensammlung durchgesehen, ohne ein einziges Werk von Francaix zu finden. Wieder eine Repertoirelücke entdeckt! Gruß |
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pt_concours
Stammgast |
#4 erstellt: 20. Dez 2007, 23:59 | |
das gilt auch für mich... ... aber immerhin: In Frankreich hatte ich einst die Bläserquintette in der Einspielung mit dem Aulos-Quintett entliehen, eine sehr gelungene Einspielung. Und seit einiger zeit liegt hier auch eine CD aus der Bibliothek mit Werken für Klavier und Orchester und Solostücken mit Francaix selbst am Klavier (wergo). Das führt auch zu einer weiteren Besonderheit von Francaix, der auch als Interpret anderer Komponisten (Beethoven, Debussy) auf CD präsent ist, ähnlich wie z.B. auch Britten- oder Rachmaninov. |
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pt_concours
Stammgast |
#5 erstellt: 22. Dez 2007, 23:01 | |
Ich kann mich doch etwas rehabilitieren, denn ich habe doch noch etwas von Francaix in meiner CD-Sammlung gefunden! 1. Eine Sammlung von franz. Bläserquintetten (Milhaud, Ibert, Francaix) und das Klaviersextett von Poulenc mit dem Prager Bläserquintett und Josef Hala. Die Musiker spielen sehr virtuos und schwungvoll- ich habe diese alte Supraphon-CD, die nicht mehr im Handel zu sein scheint, immer sehr gerne gehört. Jetzt habe ich bei Amazon eine wetere Platte mit dem Prager Bbläserquintett entdeckt, die ausschließlich den Werken von Francaix gewidmet ist. Wennn die Musiker hier genauso gut spielen, wie auf meiner alten Aufnahme, sicher eine Empfehlung. 2. Ich beitze auch eine CD mit Poulencs"L'Histoire de Barbar", welches Francaix ungemein schön orchestriert hat (Orchestre des concert Lamoureux/Laforge, Sprecher: Jacques Brel) zusammen mit Prokofievs "Peter und der Wolf"- Texte alle auf französisch. Auch das Konzert für zwei Klaviere habe ich nochmal gehört, es ist ein sehr originelles Werk- absolut hörenswert. Insofern werde ich wohl, auch Dank dieses Threads, in Zukunft versuchen meine Wissen und meine Sammlung über Francaix noch zu erweitern. [Beitrag von pt_concours am 22. Dez 2007, 23:02 bearbeitet] |
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WolfgangZ
Inventar |
#6 erstellt: 23. Dez 2007, 01:36 | |
Die oben von pt concours benannte CD "Francaix spielt Francaix" würde mich durchaus interessieren. Mein Versuch, sie über den Amazon-Marktplatz zu erhalten, ist aber bisher gescheitert. Das heißt, eine entsprechende Vorbestellung der nicht mehr erhältlichen Einspielung hat für 12 und zuletzt 15 Euro Angebot nach einem halben Jahr zu keinem Ergebnis geführt. Besten Gruß, Wolfgang |
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WolfgangZ
Inventar |
#7 erstellt: 23. Dez 2007, 15:04 | |
Vermutlich habe ich eine private E-Mail unter dem Titel "Francaix" erhalten, sie aber gelöscht, da ich der Meinung war, sie würde im Forum als PN auftauchen. Das scheint jedoch nicht der Fall zu sein. Vielleicht liest der Betreffende ja mit! Schönen Gruß, Wolfgang |
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