Zu Recht vergessene Musik ...

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mahlerfreak
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 20. Jul 2004, 16:40
Hallo zusammen,

vielleicht habt ihr ja den kleinen Disput zwischen Thomas und mir mitbekommen, falls nicht, können wir hier ja ein bisschen diskutieren und mit Schlamm schmeißen.

Ja, ich gestehe mir die Überheblichkeit zu, für *mich* zu entscheiden, ob Musik zu Recht vergessen wurde oder wieder in Vergessenheit gerät. Natürlich folgert Freund Thomas, dass es sich dann ausschließlich um Repertoire handelt, dass nicht zum vermeintlichen musikalischen Vermächtnis Alt- und Neueuropas gehört (von Bach bis Ligeti). Da allerdings schließt er - wie so oft - einfach fehl. Bis auf das Requiem gehören für mich da auch fast alle sakralen Werke Mozarts dazu, die *für mich* im Vergleich zu Haydn Messen musikalisch einfach nur langweilig sind. Mit Bachs Orgelwerken kannst Du mich jagen. Auch viele Lieder Schuberts sagen mir nicht sonderlich zu und ich wäre nicht traurig, würde es keine Aufahme von ihnen geben. Ich nenne mich hier zwar mahlerfreak, aber seine 8. bringt mir nicht sonderlich viel Freude. Und - oh Gott - Beehovens 8. höre ich lieber als seine 9. Auf die vermeintlich Krönung der Symphonik könnte ich verzichten, nicht jedoch auf das Violinkonzert von Piston, die Bagatellen für Bläserquintett von Ligeti oder Baladas 2. Cellokonzert. LvBs Klaviersonaten habe ich in mehrfacher Ausführung (Jäger und Sammler), auf die einsame Insel käme aber er ein Sofronitsky-Konzert mit Werken von Skrjabin mit.

Damit will ich keinesfalls sagen, dass diese Musik *nicht* aufgeführt oder aufgenommen werden soll. Dieses Priveleg überlasse ich einem ehemaligen Mitglied dieses Forums, mit dem ich mich genau über dieses Thema schon in einem anderen Forum gestritten habe. Nur werde ich nicht meine begrenzte Zeit mit Musik verschwenden, die mir nicht zusagt, zumal wenn sie von [Provokation]zweitklassigen [/Provokation] Künstlern vorgetragen wird.

So jetzt ziehe ich mich zurück in meine kleine Klassikwelt, höre ein bisschen Schleichermachers Interpretationen sowjetischer Klaviermusik und danach vielleicht ein Haydn-Streichquartett, und dann noch irgendeine Orchesteraufnahme mit dem Chicago Symphony Orchestra, einem Ensemble, das laut Thomas ja schlechter als das Bournemouth Symphony Orchestra ist.

Schönen Abend noch,
Gerrit
sound67
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 21. Jul 2004, 09:57

Ja, ich gestehe mir die Überheblichkeit zu, für *mich* zu entscheiden, ob Musik zu Recht vergessen wurde oder wieder in Vergessenheit gerät.


Netter Versuch. Aber Deine Formulierung enthielt keine Einschränkung "für mich" - sondern war allgemein abwertend über bestimmte Musik und deren Interpreten gemeint.

Und genau dagegen richtete sich mein Protest: Es gibt keine "zu Recht" vergessene Musik, und niemand soll darüber ein Urteil fällen, um sie nicht aufnahmen/aufführen zu dürfen. Jede Musik, gleich welcher Farbe und welcher Religion, muss aufgeführt werden, damit der Hörer *sein* Urteil fällen kann, was er gut oder nicht so gut findet, oder was ihm gefällt oder nicht (die meisten Hörfer können ohnehin beides nicht trennen).

Genauso wie man Mozarts sakrale Werke negativ beurteilen kann, könnte man Mahlers Symphonien als gigantomanische Egozentrik bezeichnen und endsprechend abqualifizieren. Wie dem auch sei: Beides soll gespielt werden, und so häufig wie möglich. Denn das Problem unserer Tage ist nicht ein Zuviel an mittelmäßiger Klassik, sondern ein Zuwenig an Klassik überhaupt.

Diskussion Ende.

Gruß, Thomas
mahlerfreak
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 21. Jul 2004, 10:17
sound67:


Netter Versuch. Aber Deine Formulierung enthielt keine Einschränkung "für mich" - sondern war allgemein abwertend über bestimmte Musik und deren Interpreten gemeint.


Da Du offensichtlich nicht lesen kannst, ist die Diksussion noch nicht ganz zu Ende:





sound67:

Aha. Also entscheidest Du, welche Musik "zu Recht" vergessen werden darf. Oder Herr Kleiber entschied es? In jedem Falle ziemlich anmaßend. Warum führt man sie nicht eher auf und lässt den Zuhörer entscheiden?


mahlerfreak:
Für mich entscheide ich das schon. Und das ist dann nicht anmaßend, sondern eine Art Selbstschutz.


Schriftformatierung nachträglich eingefügt, Deine Leseschwäche berücksichtigend

Gerrit
walter_f.
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 21. Jul 2004, 10:24

Denn das Problem unserer Tage ist nicht ein Zuviel an mittelmäßiger Klassik, sondern ein Zuwenig an Klassik überhaupt.


Hallo Thomas,

Du hast es auf den Punkt gebracht. Ich teile anderen gerne mit wofür ich mich begeistere und warum. Es kommt mir aber nicht in den Sinn Musik öffentlich abzuwerten, die (zur Zeit) nicht auf meiner Wellenlänge liegt. Zu was sollte das gut sein? Allenfalls der Versuch anderen Leuten den Spass an "ihrer" Musik vermiesen zu wollen. Während ich mich bei etwas langweile, springen andere vor Begeisterung vom Sofa und umgekehrt.

Ich wurde neulich beim lautstarken Hören von Antheils Ballet Mechanique "erwischt" und musste mich fragen lassen ob ich noch alle Tassen im Schrank habe, sowas zu mögen - geschweige denn überhaupt anzuhören. Ich habe selten einen perfekteren "dasistdochkeinemusik" Gesichtsausdruck gesehen. Da würden wahrscheinlich eher die Wildecker Herzbuben toleriert. Aber jetzt fange ich auch schon an tendenziös zu werden.

Jedem das seine - um so vielfältigere Musik bleibt erhalten!

Grüsse
Walter
sound67
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 21. Jul 2004, 12:54

sound67:


Netter Versuch. Aber Deine Formulierung enthielt keine Einschränkung "für mich" - sondern war allgemein abwertend über bestimmte Musik und deren Interpreten gemeint.


Da Du offensichtlich nicht lesen kannst, ist die Diksussion noch nicht ganz zu Ende:


Da *Du* offensichtlich aber an einer Gedächtnisschwäche leidest, hier Dein *urpsrüngliches* Zitat:



Ich bin da grundsätzlich der Meinung, dass es die Größe eines reproduzierenden Künstlers entscheidend mitbestimmt, ob er/sie den Mut hat, nicht zu spielen, was er/sie nicht mag oder nicht kann. Macht er/sie es nicht, bekommen wir die x-te nichtssagende Komplettaufnahme der Beethoven-Symphonien oder aber die vermeintliche Großtat der Erstaufnahme bisher zu Recht nicht beachteter und nach einmaligem Hören im Schrank verstaubender Musik, nach dem Motto: wir müssen ja was Neues auf den Markt bringen und schon stehen die Handleys, Slatkins und wie sie alle heißen Schlange.


Nix von "für mich".

Thomas
op111
Moderator
#6 erstellt: 21. Jul 2004, 15:10
Walter:
Ich teile anderen gerne mit wofür ich mich begeistere und warum. Es kommt mir aber nicht in den Sinn Musik öffentlich abzuwerten, die (zur Zeit) nicht auf meiner Wellenlänge liegt. Zu was sollte das gut sein?


Hallo Walter,
das mußte mal gesagt werden!
Nebenher, bei dem Versuch, den Wert einer Komposition zu bestimmen, sind schon viele gescheitert, man denke nur an Eduard Hanslick.
War nicht Gustav Mahler vor der Mahler-Renaissance in den 60ern auch so etwas wie ein vergessener Komponist, bis schließlich die Gesamtaufnahmen von Haitink, Bernstein und Kubelik u.a. erschienen?

Gruß
Franz
sound67
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 21. Jul 2004, 15:34
Genau. Aber Gerrit sieht eben nicht ein, dass ohne "mutige" Interpreten - d.h. wenn es nur solche gäbe, die bestimmte Musik als "zu Recht vergessen" einstufen würden - eben auch Mahler auf der Strecke geblieben wäre.

Gruß, Thomas
walter_f.
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 21. Jul 2004, 16:32

Nebenher, bei dem Versuch, den Wert einer Komposition zu bestimmen, sind schon viele gescheitert, man denke nur an Eduard Hanslick.


Hallo Franz,

ich habe einige Musikgeschichten von 1860, 1900, aus den 20ern und 30ern (und eine von Copland über Zeitgenössische Musik, ich glaube Anfang der 50er - eine österreichische Ausgabe). Es ist fast zum totlachen - und hochinteressant, wie sich im Laufe der Zeit die "Bewertungen" ändern.

Liebe Grüsse
Walter
Hilda
Stammgast
#9 erstellt: 22. Jul 2004, 08:02
Hallo,

im Grunde wurde ja alles bereits gesagt...

Ich finde, so eine Diskussion ist komplett unnötig

Ich hab' prinzipiel nix dagegen ,wenn sich Gerrit und Thomas kloppen :D, aber wofür soll das gut sein???

Ein interessanteres Thema wäre da schon, wie man im Konzert durch inteligente Programmgestaltung die Leute dazu bringt, mal was neues zu hören (was neues, muss nicht zwangsweise was zeitgenössisches sein). Also wer spielt einen Beethoven-Kracher (damit die Leute ins Konzert kommen) und 'programmiert' dazu einen Dussek? Oder meinetwegen einen Bax?

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#10 erstellt: 22. Jul 2004, 08:16
Klaus:
Ein interessanteres Thema wäre da schon, wie man im Konzert durch inteligente Programmgestaltung die Leute dazu bringt, mal was neues zu hören (was neues, muss nicht zwangsweise was zeitgenössisches sein). Also wer spielt einen Beethoven-Kracher (damit die Leute ins Konzert kommen) und 'programmiert' dazu einen Dussek? Oder meinetwegen einen Bax?

oder Harald Saeverud, Charles Koechlin ...
teilweise passiert das ja, dann kommen einige Zu(besser Weg-)hörer erst nach der Pause vor der 9. Dvorak.
Bestenfalls ertragen sie das Unbekannte und verweigern den Auffuhrenden (t)rotzig den Applaus, der aber jedem gelangweilt runtergeleierten Mozartstückchen frenetisch zuteil wird.

Gruß, Franz


[Beitrag von op111 am 22. Jul 2004, 08:19 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 22. Jul 2004, 08:28

Ein interessanteres Thema wäre da schon, wie man im Konzert durch inteligente Programmgestaltung die Leute dazu bringt, mal was neues zu hören (was neues, muss nicht zwangsweise was zeitgenössisches sein). Also wer spielt einen Beethoven-Kracher (damit die Leute ins Konzert kommen) und 'programmiert' dazu einen Dussek? Oder meinetwegen einen Bax?


Die meisten Dirigenten, die unbekannteren Werken gegenüber aufgeschlossen sind, machen es genau mit dieser Guerilla-Taktik: Man nehme ein Schlachtross des Standardrepertoires, Beethovens 5., Mozarts "Jupiter" etc. und man stelle es ans Ende des Programms. Um dorthin zu gelangen, müssen sich auch die alten Säcke im Publikum erst einmal durch das mittlere Werk durchbeißen, das meist zeitgenössisch ist. Als Garnitur gibt es eine harmlose Ouvertüre zur Eröffnung, damit das betagte Abo-Publikum ja auch zur ersten Hälfte des Konzerts kommt.

Gruß, Thomas
Susanna
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 22. Jul 2004, 09:37

sound67:
müssen sich auch die alten Säcke im Publikum erst einmal durch das mittlere Werk durchbeißen, das meist zeitgenössisch ist. Als Garnitur gibt es eine harmlose Ouvertüre zur Eröffnung, damit das betagte Abo-Publikum ja auch zur ersten Hälfte des Konzerts kommt.

Gruß, Thomas


Hallo Thomas,

noch mal ein Versuch, eine Antwort von Dir zu bekommen: Hast Du vor, wenn Du mal zu den "alten Säcken" gehörst (so um 2025 rum?), oder zum "betagten Publikum", noch ins Konzert zu gehen oder gehst Du dann in der Pause, weil ja danach nur noch die "Schlachtrösser" wie Bax, Cage oder Penderecki gespielt werden?
(Bis dahin will sicher keiner mehr Beethoven u.Co. hören)

Gruß,
Susanna
op111
Moderator
#13 erstellt: 22. Jul 2004, 10:24
Hallo Susanna,
unsere Rundfunkanstalten haben mal durch unermüdliche repräsentative Umfragen festgestellt, daß wir der Musik verhaftet bleiben, die etwa um unser 17. Lebensjahr gespielt wurde.
Gruß, Franz
RealHendrik
Inventar
#14 erstellt: 22. Jul 2004, 10:35
Uhh.... dann bin ich schon ziemlich lange siebzehn...

Gruss,

Hendrik
Susanna
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 22. Jul 2004, 10:55

Franz:
Hallo Susanna,
unsere Rundfunkanstalten haben mal durch unermüdliche repräsentative Umfragen festgestellt, daß wir der Musik verhaftet bleiben, die etwa um unser 17. Lebensjahr gespielt wurde.
Gruß, Franz


Interessant! Dann bin ich ja erwachsen geworden!
Ernsthaft: Im Prinzip wird das stimmen, aber sind denn nur so Wenige lernfähig? Ich meine, gegen das Verhaftetsein kann niemand was haben, wenn's nicht nur dabei bleibt!

Gruß,
Susanna
stadtbusjack
Inventar
#16 erstellt: 22. Jul 2004, 11:08
Moin,


unsere Rundfunkanstalten haben mal durch unermüdliche repräsentative Umfragen festgestellt, daß wir der Musik verhaftet bleiben, die etwa um unser 17. Lebensjahr gespielt wurde.



Bezieht sich diese Untersuchung auf die Musik, die zur Zeit, als die Testperson 17 jahre alt war, gerade aktuell war, oder auf die Musik, die die Testperson damals gehört hat? Ich hoffe mal letzteres, ich will nicht in 20 Jahre anfangen, Britney Spears zu hören
op111
Moderator
#17 erstellt: 22. Jul 2004, 11:13

Bezieht sich diese Untersuchung auf die Musik, die zur Zeit, als die Testperson 17 jahre alt war, gerade aktuell war, oder auf die Musik, die die Testperson damals gehört hat?

Wenn ich das Radioprogramm nicht nur des WDR so verfolge, fassen sie es so auf, als sei die damals gerade aktuelle Musik gemeint. Einfach furchtbar.
Gruß, Franz

PS: Es gibt viel Schlimmeres als Britneys dünnes Gedudel!


[Beitrag von op111 am 22. Jul 2004, 11:14 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 22. Jul 2004, 11:18


Bezieht sich diese Untersuchung auf die Musik, die zur Zeit, als die Testperson 17 jahre alt war, gerade aktuell war, oder auf die Musik, die die Testperson damals gehört hat?

Wenn ich das Radioprogramm nicht nur des WDR so verfolge, fassen sie es so auf, als sei die damals gerade aktuelle Musik gemeint. Einfach furchtbar.
Gruß, Franz


Dann bin ich wirklich froh, daß ich damals schon völlig unaktuelle Musik hörte und mochte! Andersrum fände ich das im Nachhinein auch noch furchtbar!

Gruß,
Susanna
stadtbusjack
Inventar
#19 erstellt: 22. Jul 2004, 11:21
Moin,


PS: Es gibt viel Schlimmeres als Britneys dünnes Gedudel!


was méinst du damit genau? Katzen, denen man auf den Schwanz tritt?


Ich höre auch vollkommen nicht aktuelle bzw. nicht populäre Musik und bin damit auch SEHR zufrieden
op111
Moderator
#20 erstellt: 22. Jul 2004, 11:27
Susanna:
Dann bin ich wirklich froh, daß ich damals schon völlig unaktuelle Musik hörte und mochte! Andersrum fände ich das im Nachhinein auch noch furchtbar!


Und damit outest du dich als nicht repräsentativ!
Schäm dich! Außenseiterin.

Mozarts Figaro war in deiner Jugend bestimmt kein aktuelles Werk.

In der Vorstellungswelt mancher Programmacher ist halt alles beeindruckend übersichtlich und einfach (und demographisch - statistisch auch noch abgesichert).

Gruß, Franz
op111
Moderator
#21 erstellt: 22. Jul 2004, 11:31


PS: Es gibt viel Schlimmeres als Britneys dünnes Gedudel!
was méinst du damit genau? Katzen, denen man auf den Schwanz tritt?

keine Tierquälerei bitte!
z.B. die zusammengecasteten Britney Imitate und selbst die werden von vielem (im Land der Dieter und Denker) aus der volksdümmlichen Ecke noch mühelos unterboten.


[Beitrag von op111 am 22. Jul 2004, 11:32 bearbeitet]
Hilda
Stammgast
#22 erstellt: 22. Jul 2004, 11:34
Ach ja - klassische Scheinkausalitätem, wie der Zusammenhang der Säuglingsterblichkeit in Südamerika mit der Wetterlage in China....

Bei obigem Beispiel fällt es nur jedem auf, daß es Schwachsinn ist... Über andere Bereiche will ich jetzt gar nicht reden, sonst trete ich noch Homöopathie-Fans auf die Füsse

Peace
Klaus
op111
Moderator
#23 erstellt: 22. Jul 2004, 11:48

Ach ja - klassische Scheinkausalitätem, wie der Zusammenhang der Säuglingsterblichkeit in Südamerika mit der Wetterlage in China.... Bei obigem Beispiel fällt es nur jedem auf, daß es Schwachsinn ist...

Im Radio wird der Irrtum zum Dogma.
Seit ca. 1995 wird z.B. der WDR nach diesem Prinzip bis zur Unanhörbarkeit reformiert (man sagt auch RTLisiert).
Gruß, Franz
Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#24 erstellt: 22. Jul 2004, 12:04
Na, dann möchte ich mal ganz schnell eben so nebenbei die "alten Säcke" verteidigen. Obwohl ich, äh... noch keiner bin, fühle ich mich dann aber doch lieber DENEN zugehörig.
Ich schrieb schon an anderer Stelle (wo man sich aufregte...), dass ich ins Konzert gehe, um mich zu erholen von der Last des Tages etwa. Nach einem harten Arbeitstag möchte ich nicht noch mit einem Schlagzeugkonzert der modernen Art zugedröhnt werden und Ohrenschmerzen bekommen. Und der WDR ist mir viel zu modern. Setzt man sich nach der Arbeit ins Auto, schaltet ein, und auf dem betreffenden 'Klassik'-Sender dröhnen einem Gerülpse, schrille Klingeltöne, verbales Gejaule und Bass-Gegrunze entgegen. Da kriege ich doch die Wut....
Soll es doch einen Extra-Sender nur für diese 'Neuheiten' geben. Dann würde es jedem gerecht...
Tschüss.
op111
Moderator
#25 erstellt: 22. Jul 2004, 12:14

Nach einem harten Arbeitstag möchte ich nicht noch mit einem Schlagzeugkonzert der modernen Art zugedröhnt werden und Ohrenschmerzen bekommen. Und der WDR ist mir viel zu modern. Setzt man sich nach der Arbeit ins Auto, schaltet ein, und auf dem betreffenden 'Klassik'-Sender dröhnen einem Gerülpse, schrille Klingeltöne, verbales Gejaule und Bass-Gegrunze entgegen. Da kriege ich doch die Wut....
Soll es doch einen Extra-Sender nur für diese 'Neuheiten' geben. Dann würde es jedem gerecht...

gibt's doch schon lange: ich empfehle dir Klassikradio und Classic-FM, zapp mal rüber.
Wundersam, was du so auf WDR3 zu hören meinst.

Es gibt sie also doch, die Zielgruppe für "Kuschelklassik"

Aber ist ja völlig ok, jedem das seine, es lebe der Pluralismus.


[Beitrag von op111 am 22. Jul 2004, 12:17 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 22. Jul 2004, 12:22

Und der WDR ist mir viel zu modern. Setzt man sich nach der Arbeit ins Auto, schaltet ein, und auf dem betreffenden 'Klassik'-Sender dröhnen einem Gerülpse, schrille Klingeltöne, verbales Gejaule und Bass-Gegrunze entgegen. Da kriege ich doch die Wut....

Hallo V.-Pianist,

das liegt daran, daß die meisten progressiven und avantgardistischen Klassik-Hörer in N-W wohnen und das Sagen auf dem heimischen Klassiksender haben!

Beste Grüße,
Susanna
Susanna
Hat sich gelöscht
#27 erstellt: 22. Jul 2004, 12:25

... Über andere Bereiche will ich jetzt gar nicht reden, sonst trete ich noch Homöopathie-Fans auf die Füsse

Peace
Klaus


Hallo Klaus,

peace ist gut! Mein Handproblem vor Jahren bekam ich nämlich nur durch Homöopathie in den Griff, ehrlich!

Gruß,
Susanna

@ Franz:
Und damit outest du dich als nicht repräsentativ!
Schäm dich! Außenseiterin.

Mozarts Figaro war in deiner Jugend bestimmt kein aktuelles Werk.


Ja, eben! Ich schäm' mich ja auch schon!


[Beitrag von Susanna am 22. Jul 2004, 12:31 bearbeitet]
Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#28 erstellt: 22. Jul 2004, 13:40
Ich habe weder Interesse an Kuschelklassik, Träumereien am Kamin, Klassik-Radio oder dergleichen!
Wollte nur meinen Senf in der Weise hinzugeben, dass ich eben nicht zu allen Tages- oder Nachtzeiten für anspruchsvollere Musik aufnahmebereit bin. Nach der Arbeit Scriabins 8. Klaviersonate oder (schrecklich:) Prokofievs 2. Symphonie und und und...., nein Danke. Und das hypermodern Schrille (was wirklich Schmerzen bereitet) in Abo-Sinfoniekonzerten, nur der "Ausgewogenheit" wegen, finde ich auch völlig misslungen! Man könnte ja sogenannte Werkstatt-Konzerte anbieten, vielleicht wäre das eine neue Einnahmequelle für diesen und jenen Bereich, wenn hier geschrieben wird, dass eben die Hüter der Moderne in NRW beheimatet sind....
Nun gut, hier wird man gleich als Kuschelklassik-Liebhaber eingestuft. Ein wenig vorschnell, finde ich...
op111
Moderator
#29 erstellt: 22. Jul 2004, 13:53

Ich habe weder Interesse an Kuschelklassik, Träumereien am Kamin, Klassik-Radio oder dergleichen!
Wollte nurdass ich eben nicht zu allen Tages- oder Nachtzeiten für anspruchsvollere Musik aufnahmebereit bin.
Nun gut, hier wird man gleich als Kuschelklassik-Liebhaber eingestuft. Ein wenig vorschnell, finde ich...

Na also, es geht doch, so manche Provokation ist schon für was gut - lockt sie doch eine etwas differenziertere Betrachtung heraus.
Auf ein avantgardistisches Schumacher-Alt
zu Trinken in Köln am Appellhofplatz 1 vor den Toren des WDR.


[Beitrag von op111 am 22. Jul 2004, 14:01 bearbeitet]
Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#30 erstellt: 22. Jul 2004, 14:14
Wie zynisch!
Nun hätten Sie aber wenigstens mitteilen können, ob Ihnen Prokofievs 2. Symphonie (in d-moll; - wo das d-moll da sein soll, erkläre mir mal einer der Fachleute.....) nach einem stressigen Arbeitstag am Feierabend (eventuell bei blauem Himmel und angenehmen Temperaturen...?)wirklich gefällt oder Sie sich geradezu danach sehnen, dieses schrille Werk zu hören. Wenn ja, dann gebührt Ihnen mein voller Respekt. Dann sind Sie vielleicht der Musik beruflich verhaftet und haben ganz andere Ansprüche.
Für mich - und ich denke auch für die 'alten Säcke' gilt: Musik soll mein Herz erfreuen, mich erbauen. Was keinesfalls bedeutet, dass man fünfmal hintereinander die 40. von Mozart abspielt...
Und noch was: Im Konzert bezahle ich Eintrittsgeld und manchmal nicht gerade wenig. Für uns alten Säcke sollten die Abo-Konzerte daher eher so eingerichtet werden, dass das Schrill-Werk nach der Pause erklingt.
Andererseits gebe ich gern wieder zu, dass es schwer zu sagen ist, wo die Grenze zum Unerträglichen liegt. (Ich denke, man schaue in meine erste Nachricht weiter oben, - wenn's für mich mehr nach Verdauungsgeräuschen klingt, ist's in meinen Ohren keine 'Musik' mehr...).
Sorry, dass ich hier die Fraktion der Modernen nerven musste.
Adé.
Hilda
Stammgast
#31 erstellt: 22. Jul 2004, 14:37
@Franz


Auf ein avantgardistisches Schumacher-Alt
zu Trinken in Köln am Appellhofplatz 1 vor den Toren des WDR.


Du willst in Köln ein Alt trinken? Na wenn das mal gutgeht...

@Vorstadtkinopianist
Ich denke in der Diskussion, die Ihr da führt wird 'Moderen' zu schnell mit 'schrill' und unästhetisch gleichgesetzt. Wie kommst Du darauf? ich denke man kann Musik (zuhause und in Konzerten) immer mit unterscheidlichen Erwartungshaltungen hören: einmal zur Entspannung und einmal zur Anregung und Auseinandersetzung. Sowohl für das Programm eines Konzertes als auch für eine CD kannst Du dich nach Stimmung entscheiden. Warum hier eine Unterscheidung zwischen Live-Erlebnis und Konserve gemacht wird, ist mir schleierhaft...

Gruss
Klaus
Susanna
Hat sich gelöscht
#32 erstellt: 22. Jul 2004, 14:37

wenn hier geschrieben wird, dass eben die Hüter der Moderne in NRW beheimatet sind....
Nun gut, hier wird man gleich als Kuschelklassik-Liebhaber eingestuft. Ein wenig vorschnell, finde ich...


Hallo Vorstadtkinopianist,

zur Klarstellung (weil ich mich ein bißchen schuldig fühle): Das mit NRW war nur ein etwas anzüglicher Spaß und bezog sich auf mir bekannte Personen hier im Forum. Also bitte nicht so ernst nehmen!

Was mich betrifft, kann ich einige Deiner Argumente nachvollziehen. Musik dient zum Entspannen und soll Freude machen. Welche Art von Musik das für den Einzelnen ist, ist diesem völlig überlassen. Das wurde hier schon gesagt, und mir ist es schnurzegal, was Andere über meine Lieblingsmusik sagen. (Auch gegen Kuschelklassik habe ich nichts, weil sie zu manchen Situationen besser paßt als z. B. "Le sacre".)

Also bitte nicht ärgern und auch kein "Adé"! Wäre schade!

Gruß,
Susanna

P.s. Hier ist nicht nur die "Fraktion der Moderne" vertreten.
op111
Moderator
#33 erstellt: 22. Jul 2004, 14:43

Wie zynisch! ...


Hallo Vorstadtkinopianist,
deine beleidigte Reaktion auf mein zustimmendes Einlenken nach deiner genaueren Erklärung kann ich nicht verstehen.

Oder ist es das auf "feindlichem Boden" zu trinkende Bier, was du zynisch nennst?

Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#34 erstellt: 22. Jul 2004, 14:51
Nein nein, es war kein Adé für immer, - das wäre ja recht albern...
Wer mit den Träumereien am Kamin glücklich wird, der soll es werden. Wenn er oder sie dieses von Herzen liebt, - in Ordnung! In Ordnung dann, wenn man einander nicht kritisiert. Oft schon musste ich mir krasse Bemerkungen zu Bruckner (MEINE Träumereien am Kamin halt...) anhören, die so daneben waren, dass man es sich richtig zu Herzen nimmt! Wenn jemand etwas liebt, sollte man das mit Respekt betrachten. Ein Lehrer in meinem Umkreis regte sich mal über das Blockflötengedudel der "Schüler" auf. Das ist so anmaßend und ungerecht!
Etwas mehr Erbarmen für uns alten Säcke also, das wäre mein Herzenswunsch.
Jetzt Adé
- für heute - .
Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#35 erstellt: 22. Jul 2004, 14:59
Nachtrag an Hilda/Klaus:

Für ein ABO-Konzert kann ich mich nicht nach Stimmung entscheiden. Es findet statt und ich habe im voraus bezahlt. Aus Geiz gehe ich dann hin und muss mir leider oft das Gegrunze des Orchesters, welches ein neues Werk aufführt, zwangsmäßig anhören.

Franz-J.:
Ich war und bin gar nicht beleidigt. Sie übertreiben jetzt. Das In-Die-Nähe-Rücken zum Kuschelklassik-Hörer meiner Person hat mich allenfalls ein wenig irritiert...
Gruß:
Ein alter Sack.
op111
Moderator
#36 erstellt: 22. Jul 2004, 14:59

Das mit NRW war nur ein etwas anzüglicher Spaß und bezog sich auf mir bekannte Personen hier im Forum.


Hallo Susanna,
jetzt bin ich aber eingeschnappt.


Musik dient zum Entspannen und soll Freude machen.

zumindestens den Hörern.
Klaus hat zu Recht drauf hingewiesen, daß modern nicht mit schrill identisch ist, Ph. Glass schrill, nimmer.

Gruß,
Franz


P.s. Hier ist nicht nur die "Fraktion der Moderne" vertreten. :)

Darauf einen Gesualdo.


[Beitrag von op111 am 22. Jul 2004, 15:00 bearbeitet]
op111
Moderator
#37 erstellt: 22. Jul 2004, 15:05

Ich war und bin gar nicht beleidigt. Sie übertreiben jetzt. Das In-Die-Nähe-Rücken zum Kuschelklassik-Hörer meiner Person hat mich allenfalls ein wenig irritiert...

Genauso wie mich das erste nicht minder pauschale Statement von ihnen, wen hätte das nicht zur Nachfrage provoziert?

Vielleicht sollte man auch mit Alt in Köln vorsichtig sein.


Ein junger wilder Avantgardist.
Susanna
Hat sich gelöscht
#38 erstellt: 22. Jul 2004, 15:10
Franz:


Das mit NRW war nur ein etwas anzüglicher Spaß und bezog sich auf mir bekannte Personen hier im Forum.

Hallo Susanna,
jetzt bin ich aber eingeschnappt.

Wieso? Fühlst Du Dich übergangen?

Musik dient zum Entspannen und soll Freude machen.
zumindestens den Hörern.
Klaus hat zu Recht drauf hingewiesen, daß modern nicht mit schrill identisch ist, Ph. Glass schrill, nimmer.

Wieso? Wo habe ich gesagt, daß Glass nicht zum Entspannen sein kann?

P.s. Hier ist nicht nur die "Fraktion der Moderne" vertreten. :)

Darauf einen Gesualdo.
Der wievielte, lieber Franz?

Gruß,
Susanna
Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#39 erstellt: 22. Jul 2004, 15:19
Dem jungen wilden Avantgardisten:
EGAL. Kriegsbeil begraben von meiner Seite aus. Schlimm fand (finde ich) allenfalls die Klassifizierung "alte Säcke". Alte Säcke, alte Weiber und junge Wilde, sie alle haben ihre Anspruchsrechte.
So, jetzt aber wirklich adé!
Muss jetzt eine Autofahrt machen. Mal sehen, was da wieder an hypermodernem Getöse im WDR III zu hören ist. (... und schon wird WDR IV eingeschaltet!)
Tschüss
Susanna
Hat sich gelöscht
#40 erstellt: 22. Jul 2004, 15:20

Vorstadtkinopianist:Nein nein, es war kein Adé für immer, - das wäre ja recht albern...

Da bin ich beruhigt, dachte schon...

Wer mit den Träumereien am Kamin glücklich wird, der soll es werden.

Manchmal, nur manchmal... Ansonsten liegen meine Träumereien auch woanders.

Wenn jemand etwas liebt, sollte man das mit Respekt betrachten.

Ein schöner Satz! Manchem ins Stammbuch geschrieben!

Ein Lehrer in meinem Umkreis regte sich mal über das Blockflötengedudel der "Schüler" auf. Das ist so anmaßend und ungerecht!

Wo sich der Kollege sicher so viel Mühe gegeben hatte, die Schüler erst zu dem "Gedudel" zu bringen! Diese Einstellung ist mir aus meinem Umkreis auch nicht fremd.

Jetzt Adé
- für heute - .


Viele Grüße,
Susanna
op111
Moderator
#41 erstellt: 22. Jul 2004, 15:24
Susanna:
Wieso? Wo habe ich gesagt, daß Glass nicht zum Entspannen sein kann?

Nein, natürlich nicht.


P.s. Hier ist nicht nur die "Fraktion der Moderne" vertreten. Darauf einen Gesualdo.
Der wievielte, lieber Franz?


Nehmen wir doch einfach mal die 1
"Madrigali a cinque voci Libro I"
scheint mir aber als angenehme Hintergrundmusik, obwohl alt, ungeeignet.

Gruß. Franz
op111
Moderator
#42 erstellt: 22. Jul 2004, 15:37

Dem jungen wilden Avantgardisten:
EGAL. Kriegsbeil begraben von meiner Seite aus.

Ich hab erst keins ausgegraben. Warum auch?


Schlimm fand (finde ich) allenfalls die Klassifizierung "alte Säcke".

Die nicht von mir stammt und die ich auch nicht gebraucht habe!!!


(... und schon wird WDR IV eingeschaltet!)

Die Programm gewordene Körperverletzung ...

Gute vorsichtige Fahrt.


[Beitrag von op111 am 22. Jul 2004, 15:38 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#43 erstellt: 22. Jul 2004, 15:39


Nehmen wir doch einfach mal die 1
"Madrigali a cinque voci Libro I"
scheint mir aber als angenehme Hintergrundmusik, obwohl alt, ungeeignet.

Gruß. Franz


Kenne ich leider nicht, doch andere fünfstimmige Madrigale anderer Komponisten aus der Zeit. Ja, ich finde auch, diese Musik ist als Hintergrundmusik zu schade.
Das "obwohl" verstehe ich allerdings (noch) nicht.
Kurzer Bezug zum Thema: Zum Glück sind Gesualdo u. a. noch nicht "Zu Recht vergessen"!

Gruß,
Susanna
op111
Moderator
#44 erstellt: 22. Jul 2004, 15:50

Ja, ich finde auch, diese Musik ist als Hintergrundmusik zu schade.
Das "obwohl" verstehe ich allerdings (noch) nicht.

Alte Musik geht oft so glatt und widerstandslos runter, weil man sie gewohnt ist, das Neue, auch wenns harmlos glatt und gefällig ist, eher weniger. Darum ging's.
Gesualdo ist zum Glück nicht so verschlissen wie die 9. Dvorak Sinfonie oder Vivaldis 4 Pizzen.
Vergessen war der Don Carlo zeitweise (bis in die 1960er ?) schon, zumindest deuten Strawinkys Äußerungen so was an.
Selbst J. S. Bach ist von diesem Schicksal auch nicht verschont geblieben, hat nicht Mendelssohn eine Renaissance der gr. Passionen initiiert?

Gruß, Franz
sound67
Hat sich gelöscht
#45 erstellt: 22. Jul 2004, 17:43

Na, dann möchte ich mal ganz schnell eben so nebenbei die "alten Säcke" verteidigen. Obwohl ich, äh... noch keiner bin, fühle ich mich dann aber doch lieber DENEN zugehörig.
Ich schrieb schon an anderer Stelle (wo man sich aufregte...), dass ich ins Konzert gehe, um mich zu erholen von der Last des Tages etwa. Nach einem harten Arbeitstag möchte ich nicht noch mit einem Schlagzeugkonzert der modernen Art zugedröhnt werden und Ohrenschmerzen bekommen.


Auch ich empfehle Dir das Klassikradio. Miniaturen und andere "Bestseller" schön häppchenweise, nur ja nichts Gewagteres.

Wie man Klassik im Autoradiuo *überhaupt* anhören kann, ist mir schleierhaft. Als Hintergrundgedudel eignen sich vielleicht die Bonbons des o.g. Senders gerade noch, und auch nur deswegen, weil sie aus dem Zusammenhang größerer Werke herausgerissen und damit zum Pop-Standard degradiert werden. Mit Klassik wie ich sie verstehe hat das nichts zu tun.

Was die Programmgestaltung in Konzerten angeht gilt im Prinzip das Gleiche wie in der Schule: Manche Lektionen mögen im ersten Moment bitter schmecken, aber sie sind notwendig, auch gegen den Willen des oder der Betreffenden. Oft genug weiß man die Lektion im Nachhinein zu schätzen.

Ich für meine Person erwarte jedenfalls nicht, zu jemals zu den alten Säcken zu gehören (weder zu den geistig gealterten noch zu den als solchen geborenen), und wenn dann höchstens aufgrund natürlicher Demenzerscheinungen. Und da kann ich dann auch nichts gegen machen. Bis dahin jedoch begrüße ich jede fortschrittliche Programmgestaltung.

Gruß, Thomas
mahlerfreak
Hat sich gelöscht
#46 erstellt: 22. Jul 2004, 22:00
N'abend allerseits,

hat sich doch eine fruchtvolle Debatte entwickelt, da möchte ich dann noch nicht abseits stehen und den Serf meiner kleinen Welt dazugeben.

Zum Thema Programmgestaltung bei Konzerte:
Zumindest beim RSO Frankfurt oder den Reihen in der Alten Oper ist das Programm mit dem Beginn des Kartenverkaufs (auch für Abonnenten) schon bekannt. Man kauft die Katze also nicht im Sack und es gibt immer noch genügend Konzerte, bei denen *nur* Musik für *Alte Leute* oder nur für Avangardisten drankommt.

Nicht dem Ruf entsprechend den ich hier habe, stößt neue Musik bei mir auf großes Interesse - bin da also bei Konzerten ziemlich schmerzlos. Ob Ligeti oder Rihm (dessen Streichquartette vom Minguet-Quartett gespielt, halte ich für eine der wichtigsten Aufnahmen der letzten Jahre), um nur zwei zu nennen (die enzyklopädische Verlängerung überlasse ich Thomas), machen mir genau so viel Freude wie manches von Bruckner oder Mahler. Sie sind zeitgenössische Komponisten und der Markt für ihre Musik ist nicht nur da, sondern wachsend (zumindest habe ich den Eindruck, wenn ich mir die Veröffentlichungen der letzten Jahre anschaue) - außerdem müssen heutige Komponisten ja die Chance bekommen, sich durchzusetzen oder vergessen zu werden

Keinesfalls halte ich allerdings ein Konzert mit dem Schulunterricht vergleichbar. Kann mir nicht vorstellen, dass Zender (oder wer auch immer) mit seiner Musik eine bitter schmeckende Lektion erteilen will. Eine Lektion, wie es nicht gemacht werden sollte, ist allerdings das Klassikradio ... in der Tat *bitter*.

Erfreuend, entspannend, das Herz erwärmend sind für mich momentan Prokofievs Sarcasms, op. 17 (gespielt von Matti Raekallio, *dem* gegenwärtigen Prokofiev-Interpreten), für das Jahr der Komposition (1912), schon relativ modern und für machne wahrscheinlich auch heute noch zu schräg. Das gleiche gilt für die Streichquartette Elliott Carters. Kommt also immer auf den Hörer an. Da mich allerdings auch John Coltranes *Ascension* (kennt das hier überhaupt jemand?) entspannt, bin ich vielleicht kein Maßstab. Diese Effekte kann Musik für mich aber nur haben, wenn ich sie bewusst höre und nicht als Hintergrundbeschallung.

Als Hintergrundgedudel kommt Musik nur manchmal ins Spiel - vor allem bei Werken, die ich schon mehrfach habe und mir, der Sammler und Jäger kommt durch, trotzdem nochmal gekauft habe. Die 1. Runde mit der Interpretation verbringe ich dann oft am Computer oder ein Buch lesend. Manchmal *zwingt* mich die Musik dann, ihr die ganze Konzentration zu widmen (ein gutes Zeichen), manchmal nicht (mit der Folge einer Staubschicht auf dem Jewelcase betreffender CD).

Gruß,
Gerrit


[Beitrag von mahlerfreak am 23. Jul 2004, 06:56 bearbeitet]
Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#47 erstellt: 23. Jul 2004, 05:38
Sound67:
Sie haben meinen Text nicht richtig gelesen. Gewagteres höre ich ständig, aber nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit. Und sind Sie das Maß der Dinge?
Große Werke der Musik auf Autofahrten zu hören (eben NICHT Klassik-Radio) per CD oder Kassette sind etwas Feines. Auf einer kürzlichen Fahrt nach Südfrankreich hörte ich unterwegs in einem Stück den ganzen Ring des Nibelungen. Bruckners Fünfte mit Klemperer reicht genau von meinem Provinzort bis in die nächste größere Stadt. Das Adagio aus Mahlers 10. und das 1. Scherzo noch reicht bis zum nächsten Lieblingskonzertsaal. Und so weiter.
Im Abo-Konzert übrigens sitze ich neben sehr netten alten Säcken. Die lieben Haydn, Mozart, Beethoven, - sie sind sehr liebenswert, ich bin froh darüber, dass man nicht von besserwisserischen Akademikern, die es häufig genug gibt, umzingelt ist.
Schönen Tag allen noch.
op111
Moderator
#48 erstellt: 24. Jul 2004, 11:22
Hallo zusammen,

@Thomas & Gerrit

kommt, seht das doch mal etwas lockerer, es gibt halt viele legitime unterschiedliche Arten mit Musik umzugehen, wenn jemand unfallfrei und für andere ungefährlich Wagner im Auto hören kann, soll er das meinetwegen tun.
---
Angesichts der Unentrinnbarkeit der musikalischen Berieselung vom Handyton bis zur kleinen Nachtmusik auf der Flugplatztoilette empfinde ich Mu(si/za)kfreie Stille allerdings als ganz erholsam, brauche keine Musik immer und überall.

Nebenbei:
Erstaunlich finde ich nur, daß viele der konservativen innerlich "alten Säcke" ein recht niedriges Lebensalter im Vergleich zu offeneren (vielleicht auch experimentierfreudigen) "jungen Wilden" [die ich nicht besserwisserischen Akademikern gleichsetze] aufweisen.
Woran liegt's: Tendenzwende, frühe Vergreisung, Mutlosigkeit, kein echtes Interesse an Musik, eher yuppiehaftes Suchen nach kulturellen Statussymbolen?

Gruß, Franz


[Beitrag von op111 am 24. Jul 2004, 14:18 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#49 erstellt: 24. Jul 2004, 12:57

Woran liegt's: Tendenzwende, frühe Vergreisung, Mutlosigkeit, kein echtes Interesse an Musik, eher yuppiehaftes Suchen nach kulturellen Statussymbolen?



Das könnte ich alles noch akzeptieren, aber das schlimmste ist für mich, wenn man sich von vorneherein u. bes. als noch junger Mensch allen neueren Musikströmungen verweigert u. dies z.T. noch mit einem gewissen Stolz verkündet.
(Womit ich nicht verschweigen will, daß ich jegliche Art von Indoktrination - auch in der Musik - ablehne.)

Gruß,
Susanna
op111
Moderator
#50 erstellt: 24. Jul 2004, 14:32

aber das schlimmste ist für mich, wenn man sich von vorneherein u. bes. als noch junger Mensch allen neueren Musikströmungen verweigert u. dies z.T. noch mit einem gewissen Stolz verkündet.

Genau Susanna,
da sind wir dann bei den snobistischen Möchtegern-Kunstkennern, zu den auch so mancher Besserwisser (@Vorstadtkinopianist: auch manche Nichtakademiker können alles besser wissen) gehört.
Gruß, Franz
drbobo
Inventar
#51 erstellt: 25. Jul 2004, 20:19
Hallo,

irgendwie hat sich die Diskussion vom Anfangsthema entfernt. Gibt es "zu Recht" vergessene Komponisten/Kompositionen??

Nun, nach welchem Masstab sollte man messen, der Selbsteinschätzung der Komponisten ? - dann wäre so maches Meisterwerk in der Versenkung verschwunden.

Dem bleibenden Erfolg? - ist Massengeschmack ein Qualitätskriterium?

Nach den "Auswirkungen" auf nachfolgende Künstlergenerationen?

Die Grösse und Bedeutung von Kunst ist meiner Meinung nach einfach schwer messbar, selbst wenn man versucht einen wissenschaftlichen Ansatz zu verfolgen, werden letztlich immer sehr subjektive Kriterien den Auschlag geben müssen.
Vielleicht kann man lediglich einige wenige Werke, denen auch grobe "handwerkliche Mängel" zu eigen sind, als "zu recht vergessen" bezeichnen, ansonsten bleibt nur der eigene Geschmack, den man aber nicht als einzig wahren Masstab verkaufen sollte.

Wem die neuren Musikströmungen nicht gefallen, muss sich natürlich gefallen lassen, als konservativ bezeichnet zu werden. Ob das allerdings ein negatives Qualitätskriterium ist?
Wer sich allerdings nie mit einer Epoche oder Musikart ernsthaft auseinandergesetzt hat und diese a priori ablehnt, darf sich dann nicht wundern, wenn ihm andere Ignoranz unterstellen.
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