Wagners Gralserzählung

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Fischreiher
Neuling
#1 erstellt: 04. Apr 2015, 16:42
Guten Tag!

Es ist offensichtlich, was Hitler wohl aus folgenden Zeilen herauslas. Was aber hat Wagner tatsächlich gemeint?

In fernem Land, unnahbar euren Schritten,
liegt eine Burg, die Monsalvat genannt;
ein lichter Tempel stehet dort inmitten,
so kostbar als auf Erden nichts bekannt;

drin ein Gefäß von wundertät’gem Segen
wird dort als höchstes Heiligtum bewacht.
Es ward, dass sein der Menschen reinste pflegen,
herab von einer Engelschar gebracht.


Alljährlich naht vom Himmel eine Taube,
um neu zu stärken seine Wunderkraft:
Es heißt der Gral, und selig reinster Glaube
erteilt durch ihn sich seiner Ritterschaft.

Wer nun dem Gral zu dienen ist erkoren,
den rüstet er mit überirdischer Macht;
an dem ist jedes Bösen Trug verloren,
wenn ihn er sieht, weicht dem des Todes Nacht;


selbst wer von ihm in ferne Land entsendet,
zum Streiter für der Tugend Recht ernannt,
dem wird nicht seine heil’ge Kraft entwendet,
bleibt als sein Ritter dort er unerkannt.

So hehrer Art doch ist des Grales Segen,
enthüllt muss er des Laien Auge fliehn;
des Ritters drum sollt Zweifel ihr nicht hegen,
erkennt ihr ihn – dann muss er von euch ziehn.

Nun hört, wie ich verbot’ner Frage lohne:
Vom Gral ward ich zu euch daher gesandt:
Mein Vater Parzival trägt seine Krone,
Sein Ritter ich – bin Lohengrin genannt.
superxross
Stammgast
#2 erstellt: 08. Aug 2015, 23:26
fehlt noch strophe zwei :-)

Nun höret noch, wie ich zu euch gekommen!
Ein klagend Tönen trug die Luft daher,
daraus im Tempel wir sogleich vernommen,
dass fern wo eine Magd in Drangsal wär’.

Als wir den Gral zu fragen nun beschickten,
wohin ein Streiter zu entsenden sei,
da auf der Flut wir einen Schwan erblickten,
zu uns zog einen Nachen er herbei:

mein Vater, der erkannt des Schwanes Wesen,
nahm ihn in Dienst nach des Grales Spruch,
denn wer ein Jahr nur seinem Dienst erlesen,
dem weicht von dann ab jedes Zaubers Fluch.

Zunächst nun sollt’ er mich dahin geleiten,
woher zu uns der Hilfe Rufen kam,
denn durch den Gral war ich erwählt zu streiten,
darum ich mutig von ihm Abschied nahm.


Durch Flüsse und durch wilde Meereswogen
hat mich der treue Schwan dem Ziel genaht,
bis er zu euch daher ans Ufer mich gezogen,
wo ihr in Gott mich alle landen saht.

was will uns der TE eigentlich sagen? oder sitz ich irgendwo drauf...

lg, armin
dktr_faust
Inventar
#3 erstellt: 09. Aug 2015, 10:16
Ich glaube er wollte sich über mögliche Deutungsansätze des Textes - über die Tatsache, dass sie eben ein fiktionales Stück Text in einer Wagneroper ist, hinaus - unterhalten.

Grüße
arizo
Inventar
#4 erstellt: 09. Aug 2015, 11:04
Ich finde, dass der Lohengrin eine wunderschöne Oper ist und glaube nicht, dass Wagner sich durch den Text der Hauptfigur irgendwie rassistisch äußern wollte.
Natürlich kann der Gral ja nicht von jedem beliebigen Menschen behütet werden, sondern nur von den 'reinsten'.
Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass damit die Errichter des dritten Reichs gemeint waren.
Ich sehe das eher als spannende Gutenachtgeschichte mit weniger Bedeutung, als viele dort hinein interpretieren.


[Beitrag von arizo am 09. Aug 2015, 11:14 bearbeitet]
superxross
Stammgast
#5 erstellt: 09. Aug 2015, 11:44
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