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Bach: Neue Orgelkomposition entdeckt+A -A |
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Autor |
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Gelscht
Gelöscht |
#1 erstellt: 15. Apr 2008, 12:25 | |||
fyi: Sensationsfund in Halle: Musikwissenschaftler haben eine Orgelkomposition von Johann Sebastian Bach entdeckt. http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/halle/5425473.html |
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AladdinWunderlampe
Stammgast |
#2 erstellt: 22. Apr 2008, 18:11 | |||
Hallo Piggel, diesen Bach-Fund, der hier im Forum erstaunlicherweise sang- und klanglos unterzugehen droht, finde ich um so erfreulicher, als es sich diesmal nicht einfach nur um eine weitere kleine Choralfughette oder eine neue Version eines bereits bekannten Stückes zu handeln scheint. Die neuentdeckte Choralfantasie „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“, BWV 1128, (nebenbei ein Choral, von dem ich noch nie gehört habe!) scheint vielmehr ein ausgedehntes und musikalisch gewichtiges Frühwerk zu sein. Choralfantasien in der norddeutschen Tradition von Dietrich Buxtehude, Johann Adam Reincken und Nicolaus Bruhns hat der junge Bach ja nicht allzu viele komponiert; andererseits sind die wenigen Stücke dieser Stilistik - beispielsweise die wunderbare fantasieartige Choralbearbeitung "Christ lag in Todesbanden, BWV 718 - ganz besonders "sprechende", affektuöse und harmonisch reizvolle Musik. Das Label cpo hat inzwischen sogar schon eine Einspielung von BWV 1128 angekündigt - und zwar erfreulicherweise mit dem Organisten Gerhard Weinberger, auf dessen beim gleichen Label erschienene Bach-Gesamtaufnahme ich (so weit ich sie kenne) große Stücke halte. Gerhard Weinberger - Johann Sebastian Bach: Orgelwerke Vol. 21 Herzliche Grüße Aladdin [Beitrag von AladdinWunderlampe am 22. Apr 2008, 18:12 bearbeitet] |
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Gelscht
Gelöscht |
#3 erstellt: 23. Apr 2008, 07:11 | |||
Hallo Aladdin, ja, es ist seltsam. Keine Reaktion, aber vielleicht wird das Thema ja auch in einem anderen Thread behandelt. Wenn es wirklich so kommt, wie Du erwartest, dann geht aber spätestens nach den ersten Rezensionen in der Stereoplay die Diskussion los. Es scheint sich ja wirklich um einen bedeutenden Fund zu handeln. In der aktuellen Musik beschränkt man sich mittlerweile oft auf die Neuinterpretation bekannter Stücke, und in der Klassik kommt etwas ganz neues. Früher war das umgekehrt. Das finde ich spannend, es stellt für einen Moment die Welt auf den Kopf. Ansonsten muss ich zugeben, dass ich ein Banause bin, was Musik angeht, ich höre Musik, aber das Drumherum interessiert mich nicht. Dafür gibt es zu viel zu gute Musik in allen Ecken, als dass ich mich für Künstlers Privatleben interessiere oder eine Richtung bevorzugen wollte. BWV718 klingt (spontan bei youtube mal reingehört) überraschend gut, anders als die Choräle die mein Vater mit seinem Tenorhorn einstudiert hat. Ich verstehe Deine Vorfreude, und werde mir diese Sensation wohl auch relativ zeitnah anhören. Zeitnah ist der 1.9., also noch genug Zeit für wilde Spekulationen und Diskussionen. |
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Kaddel64
Hat sich gelöscht |
#4 erstellt: 23. Apr 2008, 10:48 | |||
Hallo zusammen.
Dann will ich doch da mal ansetzen und diesen Choral wieder (!) ein wenig bekannter machen – falls von Interesse: Dass der Choral (ursprünglich: „Wo Gott der herr nicht bey uns sey“) uns mittlerweile recht fremd geworden ist, hängt sicher mit seiner drastischen, herben Sprache aus der Reformationszeit zusammen, die sich kaum durch eine Revision entschärfen ließe, wie dies bei anderen Chorälen bisweilen geschieht. Dichtung: Der Text entstand auf Anregung von Martin Luther 1524 durch dessen Wegbegleiter und Reformator Justus Jonas d.Ä. (1493-1555), der unter anderem als Theologe in Wittenberg wirkte. Es ist eine Nachdichtung des biblischen Psalms 124, in die durch Umarbeitungen auch Aussagen des 12. Psalms sowie persönliche Erlebnisse des Dichters einflossen. Das Lied mit seiner eigenen Choralmelodie taucht erstmalig 1529 im Wittenberger Gesangbuch auf und gilt seither als „Kernlied“ der Evangelischen Kirche. Im aktuellen Evangelischen Gesangbuch ist es als Nr. 297 mit fünfen der ursprünglich acht Strophen vertreten. Wollte man es heute in einem Gottesdienst singen, würde dies vermutlich den Protest manches Besuchers hervorrufen. Es bedarf zum richtigen Verständnis eben auch der Sichtweise auf die Ereignisse der Reformationszeit und erschließt sich dem Sänger daher nicht unmittelbar. Choralbearbeitungen / Kompositionen: Bach selbst verarbeitete die Choralmelodie und sechs Strophen des Liedes in seiner gleichnamigen Choralkantate BWV 178 auf den 8. Sonntag nach Trinitatis (Leipziger Kantaten-jahrgang 1724). Dabei verknüpft er in zweien der Sätze die jeweilige Liedstrophe mit dem freien Rezitativ eines unbekannten Librettisten. Ein weiterer Satz bildet den Schlusschoral der Bach-Kantate BWV 114. Die unter BWV 219 geführte Kantate wurde früher irrtümlich Bach zugeschrieben; auch dort findet sich ein Choralsatz zu „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“. Darüber hinaus gibt es in der Sammlung vierstimmiger Choräle von Kirnberger und CPE Bach (1784/87) drei weitere Choralsätze von J.S. Bach. Im Orgelwerk Bachs nimmt die jetzt entdeckte Komposition allerdings eine singuläre Stellung ein. Die Existenz einer mir weiter nicht bekannten Choralkantate aus dem Jahr 1933 (sic!) des großen Kantors und Organisten Helmut Walcha habe ich eben ergoogelt. Unter den Bearbeitungen für Orgel ragen drei (!) Choralpräludien von Johann Pachelbel heraus. Ansonsten gibt es noch je ein Vorspiel von Johann Michael Bach und von Jan Pieterszoon Sweelinck, um nur die wichtigsten zu nennen. Die Liste ließe sich relativ mühelos erweitern um Vertreter v.a. des 20. Jahrhunderts. Das führte hier zu weit. Bin sehr gespannt auf die Aufnahme der Bachschen Choralbearbeitung und auf die weitere Diskussion darum. Gruß Kaddel |
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AladdinWunderlampe
Stammgast |
#5 erstellt: 23. Apr 2008, 21:59 | |||
Hallo Kaddel, vielen herzlichen Dank für Deine sehr informativen Ausführungen zum Choral „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“ sowie zu seiner musikalischen Weiterverwendung.
Da hätte ich in der Tat als erstes nachgucken sollen, aber ich war mir wohl allzu sicher, die gängigen evangelischen und katholischen Gesangbücher zu kennen... Die im EG abgedruckten Textstrophen sind immerhin so bilderreich (und teils drastisch), dass man sich Bachs musikalische Umsetzung in BWV 1128 - jedenfalls bis zum Beweis des Gegenteils - als entsprechend vielgestaltig ausmalen kann; im Frühwerk findet sich ja nicht selten ein gewisser genialischer Hang zur musikalischen Bilderfülle. Ist eigentlich schon etwas über eine bevorstehende Drucklegung des Notentextes bekannt? Herzliche Grüße Aladdin [Beitrag von AladdinWunderlampe am 23. Apr 2008, 22:00 bearbeitet] |
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Kaddel64
Hat sich gelöscht |
#6 erstellt: 03. Mai 2008, 08:44 | |||
Habe gerade diese Ankündigung beim Ortus-Musikverlag gefunden:
Interessant, dass es sich dabei nicht um einen der üblichen verdächtigen Majors handelt. Man darf davon ausgehen, dass der Verlag sehr genau auf die Einhaltung des Copyrights achten wird (Stichworte Erstveröffentlichung, Raubkopie). Auf deren Seite befindet sich ein Vorabdruck der ersten sieben Takte. Da kann man einen ersten Eindruck von der Choralfantasie (Gesamtlänge 85 Takte) gewinnen. Gruß Kaddel |
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