Mahlers Orchestermusik: Einfache Effekthascherei?

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Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 07. Dez 2007, 11:24
Hallo,

ich habe mal eine Zeit lang viel Mahler gehört und es sehr genossen. Symphonien Nr. 2, 3 und 6 vor allem.
Danach hatte ich Nordland-Phasen. Pettersson, Atterberg, Sibelius.
Gestern habe ich mal wieder die 2. Symphonie aufmerksam gehört. Mir fiel auf, dass viele Passagen und Melodieführungen leichter zu erahnen sind als bei anderen Komponisten. Der Abstand zwischen irgendwelchen Effekten und Höhepunkten ist besonders kurz. Ganz im Gegensatz zu Symphonien anderer Komponisten, die weniger berechenbar und zum Beispiel ganz geduldig aufbauen, um später eine Kulmination herbeizuführen. Nicht so bei Mahler. Alle paar Minuten muss etwas passieren.
Effekthascherei? Trivialmusik? Musik für Gegenden, in denen der Effekt, der Schein zählt? Wo vor allem Feuerwerke, Luftballons und Konfettiparaden geliebt werden? Na ja, das sind nur Ettiketten. Aber es ist doch oft so, dass man durch die tiefsten Tiefen gegangen sein muß, man muß gelitten und geduldig gewartet haben, um die Höhen besonders genießen zu können.
Mahler hat aber weniger solche Auszeiten?

Beste Grüße
Michael
op111
Moderator
#2 erstellt: 07. Dez 2007, 15:04
Hallo zusammen,

Gantz_Graf schrieb:
Aber es ist doch oft so, dass man durch die tiefsten Tiefen gegangen sein muß, man muß gelitten und geduldig gewartet haben, um die Höhen besonders genießen zu können.
Mahler hat aber weniger solche Auszeiten?


mal wieder etwas provokant, Michael?

Im Ernst.
Was ist in diesem Bezugssystem
Beethovens 5. / 1. Satz, da sind diese Abstände noch kürzer bzw. nicht vorhanden,
oder die Musik Weberns, in der zwischen Entspannungsphase und der nächsten Klimax nur ein Bruchteil der Takte liegt? Sub-Trivialmusik?

Möglicherweise passt diese Musik einfach nicht in dein romantisches Bewertungsschema des mitleidenden Hörers.
Ich könnte mir vorstellen, daß ein Großteil der vorromantischen Musik außerhalb dieses Schemas liegt.

Gruß


[Beitrag von op111 am 07. Dez 2007, 15:27 bearbeitet]
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 07. Dez 2007, 15:56

Franz-J. schrieb:
mal wieder etwas provokant, Michael? :D

Hier stehe ich und kann mal wieder nicht anders.


Was ist in diesem Bezugssystem
Beethovens 5. / 1. Satz, da sind diese Abstände noch kürzer bzw. nicht vorhanden,
oder die Musik Weberns, in der zwischen Entspannungsphase und der nächsten Klimax nur ein Bruchteil der Takte liegt? Sub-Trivialmusik?

Beethoven würde ich dennoch knapp über Scooter einordnen.


Möglicherweise passt diese Musik einfach nicht in dein romantisches Bewertungsschema des mitleidenden Hörers.
Ich könnte mir vorstellen, daß ein Großteil der vorromantischen Musik außerhalb dieses Schemas liegt.


Ich habe hier noch kein endgültiges Bewertungsschema oder Bezugssystem (werde es auch nie haben), sondern mal wieder meine Gedanken in den Raum gekippt.

War es nicht Mahler, der gesagt hat, eine Symphonie solle die ganze Welt enthalten? Momentan schwärme ich ein bißchen für so ein ähnliches Ideal. Qualen -> Erlösung. Leiden -> Befreiung. Gefangen -> Errettung. Krieg -> Frieden. Allgemeiner: das Erleiden des möglichst Negativen (was in der Musik sicher mehrere Entsprechungen hat) lässt uns das Positive (auch unterschiedlichste Entsprechungen) um so mehr genießen, wir haben umso mehr in der Musik Erlösung gefunden. Weiß man, was ich meine?
Eine Ansammlung von Höhepunkten kann diesen Genuß nicht so sehr bedingen.

Im Grunde passt hier wieder die alte Geschichte von Frauen- vs. Männermusik. Ich hatte ja mal in politisch inkorrektem Überschwang behauptet, Frauen mögen bevorzugt eine beschwingte und freundliche Einheitsstimmung mit Tanz und schönen Bläsern, während Männer Krieg und Frieden wollen. Dies ist bitte als überzeichnende Tendenz zu verstehen.
op111
Moderator
#4 erstellt: 07. Dez 2007, 16:14
Hallo,

Gantz_Graf schrieb:
Ich habe hier ...mal wieder meine Gedanken in den Raum gekippt.


das begrüße ich,
tue ich auch schon mal.

Mahler hat die Welt-Symphonie nicht geschrieben, eher Charles Ives, der das Nebeneinander verschiedener Einflüsse/Ereignisse darstellte, aber nicht versuchte es zu harmonisieren.
Kreisler_jun.
Inventar
#5 erstellt: 07. Dez 2007, 17:21

Gantz_Graf schrieb:

ich habe mal eine Zeit lang viel Mahler gehört und es sehr genossen. Symphonien Nr. 2, 3 und 6 vor allem.
Danach hatte ich Nordland-Phasen. Pettersson, Atterberg, Sibelius.
Gestern habe ich mal wieder die 2. Symphonie aufmerksam gehört. Mir fiel auf, dass viele Passagen und Melodieführungen leichter zu erahnen sind als bei anderen Komponisten. Der Abstand zwischen irgendwelchen Effekten und Höhepunkten ist besonders kurz. Ganz im Gegensatz zu Symphonien anderer Komponisten, die weniger berechenbar und zum Beispiel ganz geduldig aufbauen, um später eine Kulmination herbeizuführen. Nicht so bei Mahler. Alle paar Minuten muss etwas passieren.
Effekthascherei? Trivialmusik? Musik für Gegenden, in denen der Effekt, der Schein zählt? Wo vor allem Feuerwerke, Luftballons und Konfettiparaden geliebt werden? Na ja, das sind nur Ettiketten. Aber es ist doch oft so, dass man durch die tiefsten Tiefen gegangen sein muß, man muß gelitten und geduldig gewartet haben, um die Höhen besonders genießen zu können.
Mahler hat aber weniger solche Auszeiten?


Ich verstehe schon deine Beschreibung nicht recht. Zuerst behauptest Du, Mahler sei vorhersehbar. Dann wirfst Du ihm vor, dass die Höhepunkte nicht durch entsprechende Steigerungen vorbereitet werden. Das ist m.E. ein Widerspruch. Entweder alle naselang plötzliche Knalleffekte oder langsame Steigerungen und entsprechend vorbereitete Höhepunkte (die damit eher vorhersehbar werden).
Musik wird ja meistens als interessant empfunden, wenn eine gewisse Mischung aus Regelmäßigkeit/Vorhersehbarkeit und Variation/Abwechslung herrscht. Das Witzige ist aber, dass man selbst wenn man ein Stück sehr gut kennt (Beethovens 5. z.B. habe ich so oft gehört, da weiß ich in jedem Takt, was als nächstes kommt), dramatische Effekte dennoch nicht ihre Wirkung verlieren. Obwohl man genau weiß, dass die gleich kommen.

Ich kenne Atterberg gar nicht und Petterson nur flüchtig. Sibelius hat in den ersten beiden Sinfonien keinen Mangel an (Knall)Effekten (nicht zu reden von "Filmmusik" wie Finlandia oder Karelia, die m.E. oberflächlicher als irgendwas von Mahler sind). Die 3.,4.,6.,7. sind allerdings eher "trockene" Stücke, ohne viele solcher Effekte, das ist wahr.
Ich will bei Musik eigentlich, dass jede Sekunde was passiert, nicht nur alle paar Minuten, sonst wird mir langweilig

Man muß auch sehen, dass Mahlers Sinfonien wesentlich länger sind. Sibelius 7. ist etwa so lang wie der Kopfsatz von Mahlers 9., ein ganzes Stück kürzer als der Hauptsatz der 3. oder die Finalsätze von 2 und 6. Damit der Hörer hier nicht den Überblick verliert, wird einiges an Material wiederholt. Manches, was ein Effekt scheinen mag, dient vielleicht obendrein als Gliederungselement.

Letztlich müßte man das aber an konkreten Stellen oder mindestes Sätzen diskutieren. Was genau wo als "oberflächlicher Knalleffekt" gesehen wird und was als entsprechend vorbereitete Steigerung. Sonst ist zumindest mir nicht ausreichend klar, was Du meinst.

viele Grüße

JK jr.
nichtrostend
Schaut ab und zu mal vorbei
#6 erstellt: 07. Dez 2007, 19:40

Ganz im Gegensatz zu Symphonien anderer Komponisten, die weniger berechenbar und zum Beispiel ganz geduldig aufbauen, um später eine Kulmination herbeizuführen. Nicht so bei Mahler.


Also echt! Finalsatz der Dritten nur 23 Minuten! Und dauernd peng, knall und kawumm! Nach nur einer Stunde Musik! Gustav, die wahnwitzige Zirkus-Rennmaus!

Nee, also hier anderer Meinung! So absehbar finde ich ihn gar nicht. Vielleicht ist der Eindruck durch das wiederholte Hören entstanden? Lückenlos spannend zu komponieren empfinde ich nicht als Nachteil. Mehr als Effekte und Feuerwerke fällt mir Reichtum an Ideen und musikalischem Material auf, was es mir kurzweilig macht. Und vielleicht kann ich die verwendeten Mittel auch deshalb nicht als unredlich empfinden, weil sie so kalkuliert eingesetzt werden - als absichtliche Zitate und Brüche, während ich bei Monumentalsymphonik anderer Komponisten bisweilen das Gefühl habe, die Begeisterung geht mit ihnen durch und die Übersicht verloren.
Ein schönes Gegenbeispiel für "Absehbarkeit" scheint mir der erste Satz seiner vierten Symphonie, der praktisch nichts anderes tut, als meinen Hör-Erwartungen ständig eine Nase zu drehen, jeglichen Antizipierungsversuch fröhlich unterläuft, dauernd die Richtung wechselt, unerwartet abbricht und anderswo weitermacht, den vorbereiteten gloriosen Höhepunkt eine unerwartete harmonische "Katastrophe" nehmen läßt, und die ganze Zeit provozierend auf seine konventionelle Tonsprache und Form zeigt: "Da! Keine Beschwerden bitte! Durchführung zuende, Reprise jetzt. Wie im Lehrbuch!"
Und trotzdem durchzieht bei allem Detailreichtum, allen Brechungen und ironischem "als ob" eine zwingende Bewegung den ganzen Satz und läßt die gewaltige Planungsarbeit schwerelos erscheinen.
Ja; besser gehts doch ganich!
Klassikkonsument
Inventar
#7 erstellt: 10. Dez 2007, 02:40
Hallo Gantz_Graf,


Gantz_Graf schrieb:
Im Grunde passt hier wieder die alte Geschichte von Frauen- vs. Männermusik. Ich hatte ja mal in politisch inkorrektem Überschwang behauptet, Frauen mögen bevorzugt eine beschwingte und freundliche Einheitsstimmung mit Tanz und schönen Bläsern, während Männer Krieg und Frieden wollen. Dies ist bitte als überzeichnende Tendenz zu verstehen.


vielleicht spricht es ja für Mahlers Musik, dass sie in diesem Sinne etwas für beide Geschlechter bietet.

Viele Grüße
sound67-again
Gesperrt
#8 erstellt: 15. Dez 2007, 15:41
Man hat schon den Eindruck, dass bei Mahler eine inhaltliche Maus mit einem formalen Elefanten verkauft wird.
Martin2
Inventar
#9 erstellt: 15. Dez 2007, 19:09
Ist jetzt hier Mahlerbashing angesagt? Mahlerbashing war vor ein paar Jahrzehnten noch sehr modern. Lief so unter dem Motto " Mahler, das Höchste gewollt, aber ..."

Ein Dvorak war Mahler jedenfalls nicht. Kein Erfinder hübscher Melodien. Aber eben trotzdem ungeheuer eindrucksvoll. Mahler zu hören ist eine Erfahrung. Weil es eine Erfahrung ist, kann man natürlich sagen, "alles ist Effekt". Das ist aber ungerecht. Die Spannungen zwischen dem Naiven oder Pseudonaiven und dem Komplizierten oder Subtilen sind gewaltig. Daraus bezieht die Musik Mahlers einen enormen Zug. Faszinierend.

Kann sein, daß mich Mahler früher mal mehr fasziniert hat. Heute höre ich ihn relativ selten. Aber wenn man ihn noch nicht kennt, würde ich immer sagen: Man muß ihn sich unbedingt anhören!
Fressbacke
Stammgast
#10 erstellt: 15. Dez 2007, 23:43

sound67-again schrieb:
Man hat schon den Eindruck, dass bei Mahler eine inhaltliche Maus mit einem formalen Elefanten verkauft wird.


Wobei mir der Elefant in dem Fall sehr gut gefällt, und die Maus interessanter ist als der Königspudel manch anderer Komponisten

Mahler "hat" für mich etwas, das einige andere sehr angesehene Komponisten niemals haben werden: Er berührt mich.

Für meine Frau - als wir uns kennenlernten, ein eingeschworener Tschaikowsky-Fan - ist Mahler seit einem Konzert in der Philharmonie (2. Symphonie) das Maß aller Dinge. Für sie hat diese Musik eine eigene Magie, die z. B. Mozart (ganz subjektiv) nie haben wird.


Ralf
op111
Moderator
#11 erstellt: 16. Dez 2007, 00:22

Martin2 schrieb:
Ist jetzt hier Mahlerbashing angesagt? Mahlerbashing war vor ein paar Jahrzehnten noch sehr modern. Lief so unter dem Motto " Mahler, das Höchste gewollt, aber ..."

Mode wiederholt sich zyklisch, nach dem Bashing und Vergessen kommen erst der Geheimtip und dann die Wiederentdeckung dann das Bashing ...
Niemand sagt, daß die Modemacher verbindliche Regeln formulieren.
Kreisler_jun.
Inventar
#12 erstellt: 16. Dez 2007, 00:40
Ich vermisse mal wieder einen Gähn-Smilie. Wieviele solcher threads hatten wir denn schon? Sie sind völlig witzlos, wenn nicht mal an konkreten Stellen verdeutlicht wird, was gemeint ist. Und inwiefern Komponist X "tiefer" und weniger "effekthascherisch" ist als Mahler? Und was an Effekt eigentlich schlecht sein soll? Hören wir nicht Musik, weil sie bestimmte Effekte bei uns auslöst? Was ist eigentlich ein "bloßer Effekt" gegenüber dem irgendwie besseren Effekt? Inwiefern unterscheiden die sich?



JK jr.
op111
Moderator
#13 erstellt: 16. Dez 2007, 00:50

Kreisler_jun. schrieb:
Ich vermisse mal wieder einen Gähn-Smilie.


Ich auch, bitte unter "Verbesserungsvorschläge" einbringen.

AladdinWunderlampe
Stammgast
#14 erstellt: 17. Dez 2007, 00:04
Hallo Musikfreunde,

ich kann mich meinen beiden Vorrednern nur anschließen; "Effekthascherei" ist eines der ältesten und hartnäckigsten Mahler-Klischees überhaupt. Dass in Mahlers Musik "alle paar Minuten" etwas passieren müsse, finde ich übrigens einen eigenartigen Vorwurf - zumindest, wenn ich mir als Alternative eine Musik, in der nichts passiert, die auf der Stelle tritt, die leerläuft, ausmale...

Allerdings verbleibt die Diskussion in der Tat ziemlich unverbindlich, solange nicht klar formuliert wird, an welchen Stellen und warum denn bei Mahler jene vermeintliche "einfache Effekthascherei" vorliegen soll. Daher bin ich auf nähere Darlegungen gespannt.


Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 17. Dez 2007, 00:05 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#15 erstellt: 18. Dez 2007, 10:25

Kreisler_jun. schrieb:
Ich vermisse mal wieder einen Gähn-Smilie.


Hier ist er:



Schaue unter www.cosgan.de. Die haben noch viele schöne Smileys.
Joachim49
Inventar
#16 erstellt: 26. Jan 2011, 13:07
Wie bei Sibelius ist wohl auch hier das Fragezeichen hinter einer provokativen Behauptung die Aufforderung über Mahler generell zu diskutieren. Hier möchte ich auf das Videostreaming sämtlicher Mahlersymphonien mit dem Orchestre de Paris und Christoph Eschenbach aufmerksam machen.
http://mahler.christoph-eschenbach.com/index.php?m=3&q=1

Einige der Aufnahmen habe ich letztes Jahr im frz. Fernsehen gesehen und ich war angenehm überrascht. Vielleicht auch eine Gelegenheit um über den Dirigenten Eschenbach zu sprechen (aber dann muss es in den Interpretenthread)
freundliche Grüsse
Joachim


[Beitrag von Joachim49 am 26. Jan 2011, 13:08 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 27. Jan 2011, 13:31
Hallo Joachim,
solche provokanten Thread- Titel werden ja gern überlgenommen.
Dabei verstehe ich die auch gern als Anreiz zur Diskussion.

Das Problem, das wohl viele haben ist, wenn mal Geschmack gefunden an ...Mahler, Sibelius, Mozart..., wird es gehört bis zum Umfallen und irgendwann kommt die Übersättigung.
Ein großer Fehler wie ich ich finde!
Abgesehen von der "Kleinen Nachtmusik" kann ich persönlich immer noch alles gern hören, was ich seit 35 Jahren höre. Was Neuentdeckungen ja nicht ausschließt.
Und wer mir, ganz speziell, in Mahlers Vierter mit Effekthascherei kommt, den zichtige ich ohne nachzudenken des Nicht- Gehört- Habens.

Den Eschenbach seh ich mir später mal an, bisher blieb er mir eher fremd.
Herzliche Grüße, Mike
Wilke
Inventar
#18 erstellt: 27. Jan 2011, 15:49
Auch mal Mozart-Klaviersonaten?

gruß
Wilke
Szellfan
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 27. Jan 2011, 16:13
Hallo Wilke,
jetzt verstehe ich Deine Frage nicht.
Ich höre auch manchmal Mozarts Klaviersonaten, wenn auch die Haydns lieber.
"Überhört" aber hab ich mir auch die Mozartschen nicht.
Was meinst Du mit Deinem Satz?
Herzliche Grüße, Mike
Wilke
Inventar
#20 erstellt: 27. Jan 2011, 16:33
Nun ja, weil ich die Mozartschen Klaviersonaten nicht so abwechslungsreich halte.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 27. Jan 2011, 16:40
Hallo Joachim, bleiben wir noch bei Mahler.
Habe den Mahler gesehen- aber auch gehört mit Eschenbach.
Sehen ist hier mehr für mich.
Vom Hören her bleibt er mir fremd, weil einfach zu sehr am "Schönklang" orientiert.
Ich verstehe Mahler herber, auch giftiger- was manchen dann wieder animieren könnte, von Effekthascherei zu sprechen.
Trompeten dürfen schneiden, Hörner nicht waldwohling klingen.
Für mich ein Konzept, das aufgeht, aber einfach nicht mein Geschmack.
Zahm, aber rund.
Herzliche Grüße, Mike
Joachim49
Inventar
#22 erstellt: 27. Jan 2011, 19:10
Hallo Mike,
das Risiko der übersättigung, mir wohlbekannt, ist bei mir und Mahler noch nicht gekommen.
Zum Glück sind die Mahlersymphonien ja recht komplex, so dass es ganz schön dauert, bis man sie so gut kennt, dass man sie gar nicht mehr zu hören braucht. Und dann bleibt ja immer noch der Reiz der Interpretationsunterschiede. Gestern habe ich (Teile) der Siebten mit Eschenbach gesehen. Also schlecht ist das nicht. Eschenbach ist ja wohl eher der emotionale Dirigententyp. Mit dem Schönklang hast Du nicht Unrecht. Merkwürdigerweise hat ja das Orchestre de Paris die Zusammenarbeit mit Eschenbach - dh den Chefdirigentenposten - gekündigt. In Philadelphia gab es auch immer Gerüchte um Eschenbachs Qualitäten. Überhaupt ist der Aufstieg von Ludwigshafen über Houston nach Philadelphia recht steil gewesen, aber das National SO in Washington ist dagegen eher ein Rückschritt. Zu generellen Bedenken an Eschenbachs Qualitäten als Dirigent geben die Pariser Aufnahmen, scheint mir, keinen Anlass.
Die Aufnahmen sind visuell recht gut gelungen. Was im threadtitel mit Effekthascherei gemeint sein könnte, kann man in den Videos sehr gut sehen. Überhaupt gucken die Kameras den Geigern heute ja bis unter die Fingernägel und bei den Sängern kann man die Füllungen zählen. Man sieht auch die Spielfreude oder den Stress der Musiker. Einen unbeteiligten Eindruck machen die französischen Musiker nun wirklich nicht.
Interessant auch die Biograhie auf Eschenbachs website. Sie ist, was seine Kindheit betrifft, sehr persönlich und deutlich von ihm selbst geschrieben. Wer schreibt schon darüber, wie ihn der Tod der Mutter bei der Geburt sein Leben lang verfolgt? Die Grossmutter die stirbt, als E. 5 Jahre alt ist, die Adoptivmutter, die sein musikalisches Talent entdeckt. Später wird die Biographie leider eher farblos, also eine Auflistung der Karriere. Davon stechen aber die Vorwürfe ab, die er dem Orchestermanagement in Paris und Philadelphia macht, denen er totale Unfähigkeit bescheinigt.
Gut, dies ist noch als Mahlerthread (und nicht als Eschenbachthread) gemeint. Ich schau mir die nächsten Wochen noch die 8 anderen an (ausser der "Brüllsymphonie", die ich in dieser Besetzung schon mal gesehen habe. Mahlers Siebente ist vielleicht nicht der ideale Fall, um zu beurteilen, ob Eschenbach die Ecken und Kanten abrundet und (nur)in Schönklang versinkt. Später mehr.
Freundliche Grüsse
Joachim


[Beitrag von Joachim49 am 27. Jan 2011, 19:12 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#23 erstellt: 28. Jan 2011, 12:14
Hallo Wilke,
kommt immer darauf an, wie man sie spielt.
So wenig spannend sind die oft nämlich gar nicht.
Nur leider wird allzu oft alles "Quere" in ihnen glattgebügelt.
Herzliche Grüße, Mike
Szellfan
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 28. Jan 2011, 16:10
Hallo Joachim,
"Wenn mein Schatz Hochzeit macht,
hab ich meinen traurigen Tag..."
Der liebe Freund, der mir meine Plattensammlung wiederbrachte, bat mich, die Lieder mit Lucretia West und Scherchen von der LP zu digitalisieren.
Über obengenanntem saß ich gerade, als eine mail von meiner Ex kam, zu der ich bemüht war, ein freundschaftliches Verhältnis zu führen.
Mal wieder abserviert, sie hat einen "netten Mann" kennengelernt.
Nun, mal wieder "ein glühend Messer in meiner Brust", ich laß den Mahler mal für ein paar Tage liegen.
Von wegen Effekthascherei, es paßt nur immer wieder allzu gut.
Etwas zerknittert, Mike
Joachim49
Inventar
#25 erstellt: 28. Jan 2011, 17:11
Hallo Mike,
ich habe mir schon oft die Frage gestellt, ob es gut ist Musik nach dem homeopathischen Prinzip zu hören, also Gleiches mit Gleichem genesen. Hilft traurige Musik, wenn man in trauriger Stimmung ist, oder soll man dann besser Scarlatti hören? (Einer hilft eigentlich immer, in allen Lebenslagen: JSBach).
mit herzlichem, mitfühlendem Gruss
Joachim
Szellfan
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 28. Jan 2011, 17:34
Hallo Joachim,
hab Dank für Dein Mitfühlen.
Inzwischen bin ich mir sogar sicher, daß dieses homöopathische Prinzip das beste ist.
Nur eben: Mahler ist ja nicht homöopathisch, der ist ... mir gerade einfach zu viel.
Dabei war ich eisern und habe weiterentknistert an der LP.
Handwerk, Technik, aber kein Mich-Darauf-Einlassen.
Wenn ich Gleiches mit Gleichem heute noch versuche, wird es ein Händel sein.
Und ganz sicher: ich werde heute nichts und niemandem mehr schreiben.
Hab Dank, Mike
Maastricht
Inventar
#27 erstellt: 28. Jan 2011, 17:38
Hallo Ihr beiden,

In der aktuellen Gramophone steht ein Artikel von Philip Kennicott über Musik in traurigen Momenten. Grund zum Schreiben war der Tod seiner Mutter.

Er fand das er einige Tage lang eigentlich sich nur Bach, Partita 2, Chaconne anhören konnte und wollte.

Ich fand den Artikel bewegend.

Gruss, Jürgen
Szellfan
Hat sich gelöscht
#28 erstellt: 28. Jan 2011, 17:51
Hallo Jürgen,
so schnell kann's gehen mit solchen Vorsätzen.
Danke für den Tip.
Wird bei mir heut trotzdem Händel sein, wenn überhaupt.
Hoffentlich geht "meine" Maria mal mit ihrer neuen Liebe etwas sorgsamer um.
Sie hört eben einfach zu wenig Mahler.
Knautschige Grüße, Mike
flutedevoix
Stammgast
#29 erstellt: 28. Jan 2011, 18:19
Hallo Mike,
Ich Ahne, Dein Gefühlschaos nur allzu gut zu kennen, wenn auch nicht aktuell.
Mir hat Händel auch immer geholfen: auch wenn Du glaube ich nicht so von ihm überzeugt bist: The Messiah
Daraus in erster Linie die groß Alt-Arie "He was despised". Gibt es tröstlicheres in der Musik?

Herzliche Grüße
Johannes

P. S. Suizidaler Mahler wäre ganz falsch!
Szellfan
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 28. Jan 2011, 18:33
Hallo Johannes,
danke.
Den Begriff "suizidal" habe ich ganz bewußt vermieden, auch wenn ihn mir die Tastatur zuzuschreien schien.
Für mich wird es wohl eher opus 6 werden, nicht der Messias. Mir fehlen Worte und darum will ich auch keine hören.
Und jetzt auch wirklich keine mehr schreiben.
Danke.
Mike
Szellfan
Hat sich gelöscht
#31 erstellt: 30. Jan 2011, 09:18
Schön passend dazu, sah ich gestern folgenden Film:
Mahler auf der Couch
Gut gemacht und wenn man möchte, erfährt man hier und da, warum Mahlers Musik so ist wie sie ist.
Herzliche Grüße, Mike
klassik-eddie
Stammgast
#32 erstellt: 06. Okt 2011, 17:57
Ist zwar kein Sonderangebotsthread, aber trotzdem. Wer noch der Mahlerei Vorschub leisten will, kann hier für 8,99 EUR zuschlagen:

jpc.de
Hörbert
Inventar
#33 erstellt: 06. Okt 2011, 18:09
Hallo!

@klassik-eddie

Der Preis ist wahrscheinlich unschlagbar, aber der Mix der vielen Orchester und Dirgenten wüde mich persönlich her stöen als erfreuen.

Uneingeschränkt empfehlen kann ich allerdings diese auch shr günstige Aufnahme:

jpc.de

Neben der bekannten Inbal- und der noch bekannteren Solti-Interpretaton ist die Sinopoli-Interpretation mein absoluter Favorit in Sachen Mahler.

MFG Günther
klassik-eddie
Stammgast
#34 erstellt: 06. Okt 2011, 18:17

Hörbert schrieb:
Hallo!

@klassik-eddie

Der Preis ist wahrscheinlich unschlagbar, aber der Mix der vielen Orchester und Dirgenten wüde mich persönlich her stöen als erfreuen.


So'n Mix kann auch für Abwechslung sorgen. Kommt auch darauf an, was man schon im Schrank/auf der Platte hat. Wer möglichst günstig auf Vervollständigung aus ist, kann IMHO nichts falsch machen, vor allem, wenn man bedenkt, dass derzeit keine VK anfallen, auch bei Bestellwert unter 20 EUR.


[Beitrag von klassik-eddie am 06. Okt 2011, 18:31 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#35 erstellt: 06. Okt 2011, 22:07
Ich bin kein großer Mahler-Kenner und ziehe, alles in allem, auch meine Gesamtaufnahme mit Georg Solti vor. Dennoch: zumindest die dritte Sinfonie in der Einspielung mit Horenstein gilt als Klassiker!

Besten Gruß, Wolfgang
Hüb'
Moderator
#36 erstellt: 07. Okt 2011, 06:11
Hi,

Soltis Mahler gibt es aktuell bei Amazon für 33 € (inkl. Versand):

amazon.de

Es gibt derzeit eine ganze Reihe von Klassik-Boxen der Universal-Label, die deutlich im Preis gesenkt wurden:
KLICK.

Grüße
Frank
Tuvok694
Ist häufiger hier
#37 erstellt: 07. Okt 2011, 07:28
Sind die Aufnahmen in der oben genannten Sinopoli-Box eigentlich identisch mit denen aus der Collectors Edition Box?
(JPC-Nummer 4146188/ Bild einfügen funktioniert gerade nicht)
Bei Amazon:
amazon.de
Hüb'
Moderator
#38 erstellt: 07. Okt 2011, 07:29
Ja.
Sinopoli hat den gesamten Zyklus nur einmal aufgenommen.
Allerdings scheint die Collector's Edition etwas umfangreicher (15 vs. 12 CDs). "Das klagende Lied" fehlt (12 CDs) und die Verteilung der Aufnahmen auf die CDs unterscheidet sich.


[Beitrag von Hüb' am 07. Okt 2011, 07:36 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#39 erstellt: 07. Okt 2011, 11:50
Halo!

Der Schnitt bei der obigen von mir verlinkten Sinopoli-Interpretation ist in der Tat etwas gewöhnungsbedürftig, Aber die Interpreation entschädigt vieles.

@WolfgangZ

Horensteins dritte Mahler mit Norma Procter und dem LSO kenne ich recht gut, lange Zeit war sie trotz iniger Schwächen neben Abbado´s dritter Mahler mit Jessye Norman und den Wiener Philhrmonikern (1982) eine meiner bevorzugten Interpretationen, -mit Helen Watts bei Solti und mit Doris Soffel bei Inbal konnte ich nicht so recht warm werden, gerade diese beiden Altstimmen passen für mich einfach nicht so gut wie der Sopran von Jessye Norman oder der Kontraalt von Norma Procter -.

Auch hier komme ich bei Sinopoli mit Hanna Schwarz (Alt) voll auf meine Kosten, -obwohl ich Abbados Interpretation zumindestens für gleichwertig halte-.

MFG Günther
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