Gehe zu Seite: |vorherige| Erste 2 3 Letzte |nächste|

Brahms: Die Sinfonien

+A -A
Autor
Beitrag
klassik-eddie
Stammgast
#51 erstellt: 28. Jan 2010, 20:14
Was haltet Ihr von Brahms mit Sawallisch (Aufnahme aus den Jahren 1989/91)? Wird derzeit ziemlich günstig verschleudert:

Die Sinfonien gibt's als 3-CD-Box (Brilliant Classics):


Die gleichen Aufnahmen, aber mit zusätzlichen Werken (Klavier- und Violinkonzerte etc., plus Mozart) gibt's als 7-CD-Box (EMI):


Komische Geschichte, das mit den Lizenzierungen ...

EDIT: Habe gerade entdeckt, dass Kalli den Vorschlag mit der 7-CD-Box schon gemacht hat. Da hatte ich gerade meinen Post erst begonnen.


[Beitrag von klassik-eddie am 28. Jan 2010, 20:29 bearbeitet]
klassik-eddie
Stammgast
#52 erstellt: 28. Jan 2010, 20:22
Noch mehr Durcheinander: Gleichzeitig bietet EMI die Sinfonien mit Sawallisch auch in einer 3-CD-Box an, aber teurer als Brilliant Classics:


Das Programm ist wirklich genau das selbe wie bei der o.g. 3-CD-Box von Brilliant Classics!

Da soll sich einer durchfinden ...

Dass sowas lizenzmäßig funktioniert ...?

EMI gräbt sich freiwillig selbst das Wasser ab.

Wer sich seit neuestem die Designer von DHL holt, dem kann man fast alles zutrauen!


[Beitrag von klassik-eddie am 28. Jan 2010, 20:30 bearbeitet]
op111
Moderator
#53 erstellt: 28. Jan 2010, 20:44

klassik-eddie schrieb:
Wer sich seit neuestem die Designer von DHL holt, dem kann man fast alles zutrauen!

Warum so teuer, das macht der Nachwuchs des Projektmanagers in der Vorschulklasse kostenlos nebenbei.

Dass sowas lizenzmäßig funktioniert ...?

EMI war wahrscheinlich wenigstens so schlau, keine Exklusivlizenzen abzugeben, dann ist alles möglich.
Hüb'
Moderator
#54 erstellt: 02. Feb 2010, 17:41
Hi,

ich habe die Sawallisch-Aufnahmen bereits mehrfach empfohlen. Sehr gute Einspielungen - preisunabhängig.

Grüße
Frank
op111
Moderator
#55 erstellt: 02. Feb 2010, 19:14
Sawallischs (2.) Brahms-Aufnahmen sind im musicweb rezensiert worden, die Ausgaben gingen dabei an 2 unterschiedliche Rezensenten: (engl.)
Brilliant: musicweb (Christopher Howell)

EMI: musicweb (Rob Barnett)


[Beitrag von op111 am 02. Feb 2010, 19:14 bearbeitet]
op111
Moderator
#56 erstellt: 30. Okt 2010, 09:59
Am 29.10.2010 erschien die folgende preiswerte Wiederveröffentlichung der EMI-France
Johannes Brahms
Symphonien Nr. 1-4
+Haydn-Variationen op. 56a;Tragische Ouvertüre op. 81;
Klavierkonzerte Nr. 1 & 2
Claudio Arrau,
Philharmonia Orchestra,
New PO,
Carlo Maria Giulini
EMI , ADD, 1961-1968

jpc.de

Die meisten Aufnahmen stammen aus den frühen 1960ern, nur die Aufnahme mit dem New PhO (4.) ist jünger (1968).


[Beitrag von op111 am 30. Okt 2010, 10:21 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#57 erstellt: 30. Okt 2010, 14:23
Hallo Franz,

bei Amazon ist die Box nochn Euro billiger und man kommt leichter auf den portolosen Mindestbestellwert.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#58 erstellt: 20. Jun 2013, 16:02
Hallo,

hat eigentlich einer von euch schon mal ein Ohr bei Zinmans Einspielung aus der Züricher Tonhalle riskiert und mag seine Eindrücke kurz schildern?

Grüße
Frank
op111
Moderator
#59 erstellt: 20. Jun 2013, 18:03
Hallo zusammen,
wo wir schon einmal dabei sind: kennt einer von euch die Einspielung der
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Ltg. Daniel Harding?
(virgin)
jpc.de
teleton
Inventar
#60 erstellt: 24. Jun 2013, 14:04
Ich möchte jetzt nicht meine Beiträge bei TAMINO hier wiederholen / oder hier hin kopieren. Da kann man nachlesen !

Als Brahmsianer, der ich immer war, interessieren mich mehrere GA.
Auf drei Brahms-Sinfonien _ GA, die bei mir in den letzten Jahren dazu gekommen sind, lassen mich schwer aufhorchen:

Antal Dorati / London SO (NEWTON, 1957- 1963, ADD) --- die sehr flotten Tempi finde ich von Dorati genial gut umgesetzt: "keinen schwerfälligen, dafür aber einen ausgesprochen schwungvollen und inspirierten glutvollen Brahms".

Jewgenij Swetlanow (WARNER, Melodiya-Aufnahmen 1 und 2 = 1983, 3 und 4 = 1982, ADD) --- Der weit schroffere Klang und die fabelhaften Blechbläser geben den Werken etwas radikales, das mich immer schon fastziniert hat - und dann noch Swetlanow auf dem Pult, der die Höhepunkte zum explodieren bringt - das kann nur fastzinierend werden !

Istvan Kertesz / Wiener PH (Decca, 1964 - 1973, ADD) --- Highligt in der GA sind die Sinfonien Nr. 1 und 4 + Haydn-Var, die dieser Vollblutmusiker mit einer unbändigen Hingabe musiziert. Die Wiener PH und ihre Pauken sind fabelhaft. Hörspass pur. Decca-Analog-Sound vom Feinsten.
boccherini
Stammgast
#61 erstellt: 05. Jul 2013, 13:26
ich möchte die Empfindung, die Thomas228 bei Mackarras hatte ("Da war es passiert! Mit offenem Mund und auf der Sesselkante hörte ich einen Brahms, der mich absolut gefangen nahm.") auf eine meiner liebsten Brahms Gesamtaufnahmen übertragen: genauso erging es mir, als ich zum ersten Mal Brahms in den Aufnahmen aus Cleveland mit Georg Szell (damals noch auf LP) hörte; stundenlang habe ich immer wieder die Platten aufgelegt und war fasziniert von der Transparenz und dem mitreißenden Schwung dieser Interpretation. Von den neuer Aufnahmen schätze ich die von Harnoncourt mit den Berlinern und meine Lieblingsaufnahme von der 3. Sinfonie ist die mit Bruna Walter und dem Columbina Symphony Or.
Um bei Macharras zu bleiben, die Aufnahmen der beiden Serenaden sind auch wunderbar (auch klanglich)
Hörbert
Inventar
#62 erstellt: 06. Jul 2013, 16:18
Hallo!

Obwohl die alten Szell-interpretationen ohne Zweifel sehr gut sind rangieren sie bei mir nur an dritter Stelle.

Schon seit seligen Schallplattenzeiten gehören die alten EMI-Aufnahmen mit Otto Klemperer für mich zum Besten was es in Sachen Brahms jemals an Aufnahmen der Symphonien und des deutschen Requiems gab.

Unlängst wurden die Kemperer-Aufnahmen wieder neu aufgelegt:

jpc.de

Von den neueren Aufnahmen schätze ich insbesondere die späten Giulini Interpretationen:

jpc.de

Giulinis Interpretation läßt weder interpretatorisch noch klanglich Wünsche offen, nach der Klemperer-Interpretation steht sie bei mir klar an zweiter Stelle.

MFG Günther
boccherini
Stammgast
#63 erstellt: 08. Jul 2013, 08:56
Von Giulini gibt es eine wunderbar kraftvolle Aufnahme der Vierten mit dem Chicago Symphony Orchestra (bei EMI: http://www.jpc.de/jp...ordings/hnum/4306850)
Hüb'
Moderator
#64 erstellt: 08. Jul 2013, 09:48
Hallo Günther,

schon spannend, wie sehr unsere Präferenzen im Falle Brahms beeinander liegen, auch wenn meine Reihenfolge (vielleicht!) eine andere wäre.
Unter den genannten drei würde ich aus klanglichen Erwägungen und aufgrund der Güte des Klangkörpers wahrscheinlich sogar Giulini in Sachen "über-alles-Qualität" an die Pole Position setzen.

Grüße
Frank
Kreisler_jun.
Inventar
#65 erstellt: 08. Jul 2013, 11:18
Ich muss die Wiener Giulini-Aufnahmen vermutlich nochmal in Ruhe durchhören. Als es die Box Anfang des Jahres oder so bei 2001 günstig gab, konnte ich nicht widerstehen.
Aber vom ersten Eindruck her ist mir das VIEL zu langsam, fast überall die langsamsten Tempi aller meiner ca. 7-9 Aufnahmen. Ohne Zweifel hat dieser Zyklus andere Meriten, aber ich bin mir nicht sicher, ob die diese für mich ultrabreiten Tempi ausgleichen können. Ein Lieblings wird das jedenfalls wohl eher nicht...
Hörbert
Inventar
#66 erstellt: 08. Jul 2013, 12:45
Hallo!

@Hüb'

Ja, klanglich und von der Durchhörbarkeit her ist die Wiener Giulini-Aufnahmen natürlich an allererster Stelle von den dreien, -das ist gar keine Frage-

Meine Klemperer-Präferenz ist natürlich mehr in einem eigenen Werdegang geschuldet, -Klemperes Interpretation war die erste die mir die Symphonien von Brahms so richtig nahebringen konnte-, vorher kannte ich nur Böhms und Karajans Interpretationen die mich doch eher kaltgelassen haben.

Szells Interpretation kann mich auch heute noch streckenweise Fesseln aber im direken Vergleich zu den beiden andern vermisse ich gegenüber Klemperer die beihnahe calvinistische Strenge und den Werksübergreifenden Bick den Klemperes Interpretation für meine Ohren hat und .gegenüber Giulinis Wioener Interpretation ein wenig den Tiefgang und Giulinis Detailversessenheit.

MFG Günther
op111
Moderator
#67 erstellt: 08. Jul 2013, 13:20
Hallo zusammen,

mir ist Giulini nicht zu langsam, ich ziehe aber die Aufnahmen aus Los Angeles (1. & 2. DG - LA Box) vor, zumal alle Wiederholungen gespielt werden
Klemperer habe ich zurzeit nur auf LP, ich meine die Orchestersitzordnung ist eine andere (1. & 2. Violinen geteilt, Bässe hinten mitte) . Klanglich ist sie gerade noch akzeptabel.
Meine meistgehörten sind zurzeit
1. Giulini, LA, DG / Bernstein Wien
2. Abbado, Berliner, 1967 DG/1988 DG
3. Szell / Giulini Wien/ Solti Chicago
4. Giulini Wien / Solti Chicago

Gesamtaufnahmen sind immer auch Kompromisse, wenn es eine moderne sein müsste, dann Solti/Chicago gefolgt von Abbado/Berlin (beide mit Wdh.).



[Beitrag von op111 am 08. Jul 2013, 13:26 bearbeitet]
op111
Moderator
#68 erstellt: 09. Jul 2013, 13:23
Wenn schon Klemperer genannt wird, sollte sein Antipode nicht vergessen werden:
Columbia Symphony Orchestra (LA Philharmonic)
Bruno Walter

CBS/Sony/RCA um 1960
jpc.de
Die Aufnahmen sind aufnahmetechnisch denen Klemperers deutlich überlegen. Vor seinem Herzinfarkt bevorzugte Walter deutlich schnellere Tempi, wie man an den mono-Aufnahmen die wenige Jahre zuvor mit dem NYP entstanden, feststellen kann.
boccherini
Stammgast
#69 erstellt: 10. Jul 2013, 11:23

klassik-eddie schrieb:
(Beitrag #51) Was haltet Ihr von Brahms mit Sawallisch (Aufnahme aus den Jahren 1989/91)? Wird derzeit ziemlich günstig verschleudert:


bei aller Wertschätzung für Sawallisch als Operndirigent (in München), ist er mir als Brahmsdirigent (und bei vielen anderen sinfonischen Werken) einfach zu kapellmeisterhaft, soll heißen sehr korrekt, aber es fehlt das visionäre, leidenschaftliche. Es stimmt alles, aber es lässt mich unberührt.

op111:Tags korrigiert


[Beitrag von op111 am 10. Jul 2013, 13:16 bearbeitet]
Thomas133
Hat sich gelöscht
#70 erstellt: 08. Apr 2014, 09:22
In letzter Zeit habe ich mich wieder allen Sinfonien Brahms gewidmet um nicht immer die gleich öde Diskussion um die besten Einspielungen in Endlosschleife zu führen möchte ich mal einfach nur meine persönlichen Gedanken dazu äußern. In dem Fall waren es sowieso meist Radiomitschnitte.
Die 4. gefiel mir besser als früher und ist somit was meinen persönlichen Geschmack anbelangt ungefähr gleich auf mit 2 und 3, lediglich mit der 1. werd ich nach wie vor nicht warm und denke das wird noch lange so bleiben. Ich hab auch darauf geachtet warum das so ist. Also vorab gefallen mir daraus der 3.Satz, der Beginn des 2.Satzes, die Coda des letzten Satzes und das "un poco sostenuto" aus dem 1.Satz.
Aber nach dieser vielversprechenden leidenschaftichen Einleitung im 1.Satz fängt es schon an. Ich erwarte vom Kopfsatz einer großen Sinfonie irgendein prägnant, markantes Thema oder Motiv so wie ich es aus den meisten Sinfonien die ich kenne gewohnt bin aber das Hauptthema bei Takt 38 wirkt nach dieser gewaltigen Einleitung für mich wie unbeholfen dahergestolpert, auf mich einfach belanglos. Da gibt es zwar noch ein recht nettes recht kurzes 2.Thema das aber zu wenig ist um das noch kompensieren zu können. Der Beginn des 2.Satzes ist für mich eines der besten Momente der Sinfonie doch im Gesamten ist das gleiche Problem das ich generell bei den langsamen Sätzen von Brahms und oftmals auch bei Dvorak ausmachen kann, zu viele Themen (2 Hauptthemen und 2 Nebenthemen statt üblicherweise nur einem was zum. viele Sinfonien der Klassik und Frühromantik anbelangt) und wirkt auf mich etwas überfrachtet und schwer immer den Faden zu finden da die Themen abgeändert wiederholt werden was ja noch nicht ungewöhnliches darstellt aber leider dazu manchmal nicht so einen hohen Wiedererkennungswert besitzen, so das ich eher das Gefühl habe da wird ein neues Thema nach dem anderen abgespult. Am 3.Satz hab ich mal nichts rumzunörgeln und im letzten Satz trifft das hymnische Hauptthema nicht ganz meinen Geschmack. Ich hab schon öfters gelesen das die 1. als etwas sperrig bezeichnet wird, das empfinde ich bis auf das Hauptthema im 1.Satz garnicht so, aber ich finde sie schon stellenweise überfrachtet, mit teils belanglosen Themen. Ich habe den Eindruck 2-4 sind klarer strukturiert aber vielleicht geht es da Anderen anders wie mir.
Das sollte jetzt natürlich auch kein endgültiges Werteurteil sein das die Qualitäten abspricht, sondern meine persönlichen Eindrücke und Empfindungen. Dachte das ist mal etwas anderes als ständig nur die Diskussionen über Walter hat diesen Satz 3 Sekunden schneller als Klemperer usw. und ich dachte ich schreib einfach mal hin was mir dazu durch den Kopf geht, was auch immer das jetzt gebracht hat...eine Streiterei mit Brahms-1.-Verfechter oder groß angelegte Ignoranz und demnach nur meine persönliche psychotherapeutische Verarbeitung mit meinen Höreindrücken. Aaah ich spüre es schon...es geht mir glaub ich besser
grüße
Thomas
Klassikkonsument
Inventar
#71 erstellt: 08. Apr 2014, 13:53
Hallo Thomas,

Nr. 3 und 4 liebe ich schon lange, während ich zu den ersten beiden Sinfonien noch nicht so den Draht gefunden habe. Könnte sein, dass es mir in Bezug auf den ersten Satz der Nr. 1 ähnlich geht wie dir. Wobei nicht so klar konturierte Themen vielleicht nicht direkt mein Problem sind. Denn beim 1. Satz von Beethovens Eroica könnte man das auch beklagen.

Ohne jetzt groß in einen Interpretationsvergleich einsteigen zu wollen, muss ich zugeben, dass es wahrscheinlich ein Fehler war, jahrelang nur die Toscanini-Einspielungen aus den frühen 50ern zu haben. Vor einiger Zeit legte ich mir Klemperer zu, so dass ich jetzt vielleicht bessere Voraussetzungen habe, auch Brahms 1 & 2 genauer.kennenzulernen.


[Beitrag von Klassikkonsument am 08. Apr 2014, 13:58 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#72 erstellt: 08. Apr 2014, 17:14
Die Themen im Kopfsatz der ersten sind nicht sehr sanglich und eher "offen", also auch nicht so deutlich periodisch gegliedert (wie Schubert u.ä.) Das gilt aber m.E. schon für die Einleitung (die im Grunde dasselbe Material schon enthält). Dazu kommt dann noch das rhythmische Motiv, das mit den drei Achteln beginnt.
Ich kann die auch nicht alle vorsingen, aber wenn man mit dem Satz halbwegs vertraut ist, finde ich die Themen beim Hören einprägsam genug.
Den zweiten Satz fand ich eigentlich immer sehr eingängig (eingängiger als zB das Adagio der 2. Sinf.) und weder belanglos noch überfrachtet.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#73 erstellt: 08. Apr 2014, 17:45
Hallo,

ist interessant das du den 1. Satz der "Eroica" erwähnst da ich finde das hier im Gegensatz zur 1.Brahms ein sehr prägnantes Hauptthema mit hohem Wiedererkennungswert vorhanden ist. Für mich neben dem Klopfmotiv aus der 5., und dem rhythmischen Motiv aus Mozarts großer g-moll das charakteristischte, einprägsamste Hauptthema aller Sinfonien schlechthin. Das macht schon sehr viel aus, auch wenn Beethoven in der Durchführung viel damit anstellt hab ich dadurch keine Probleme die Veränderungen und Variationen davon wahrzunehmen. Bei Brahms 1. und 2. Satz fehlt mir so ein markantes Bezugsthema, es fliesst so ohne Höhepunkte vor sich hin, ich kann das Hauptthema der 1. zwar schon orten aber wie geschrieben klingt dieses so belanglos für mich das sich vom Rest überhaupt nicht abhebt, es könnte für mich genauso irgendein x-beliebiger Überleitungsteil sein, ein kleines Seitenthema, der Beginn der Coda oder was auch immer, auch wenn es hörbar innerhalb der Sonatenhauptsatzform als Hauptthema angelegt ist und diese Funktion übernehmen soll klingt es für mich nicht als solches für sich. Ich denke das ist es was mir an dieser Sinfonie nicht gefällt, ein Kopfsatz ohne einem originell hervorstechenden Thema oder Motiv zieht für mich immer etwas den kompletten Gesamteindruck runter, da es für mich eines der wichtigsten Bestandteile einer Sinfonie ist. Da retten dann halt auch nicht ein netter 3.Satz und leider auch nicht der 4.Satz da ich dieses hymnische Hauptthema darin sowieso nicht sonderlich mitreissend finde.
Ich wollte da auch bewußt meine Gedanken dazu aufschreiben weil ich die 1. schon paar mal gehört habe, keinen Zugang zu ihr gefunden habe ohne mir jetzt im konkreten klar zu sein warum das so ist. Und diese Sinfonie gilt ja immerhin in Klassikkreisen als ein sehr wichtiges Werk das oft eingespielt und öfters auf Konzertprogrammen vorzufinden ist. Außerdem mal etwas anderes hier über persönliche Höreindrücke zu schreiben dachte ich mir. Vielleicht geht es ja Anderen so ähnlich oder empfinden konträr zu mir, persönliche Geschmacksvorlieben sind ja bekanntlich sehr unterschiedlich. Aber ich las schon öfters das die 1. als "sperrig" empfunden wird, wie geschrieben würde ich das konkret nur dem Hauptthema des Kopfsatzes zuschreiben den Rest empfinde ich nicht so.
grüße
Thomas
Hörbert
Inventar
#74 erstellt: 09. Apr 2014, 09:26
Hallo!

@Thomas133



......werd ich nach wie vor nicht warm und denke das wird noch lange so bleiben......


Gerade hier finde ich das es sich um eine Frage der Interpretation handelt, m.E. hast du bloß "deine" erste Brahms noch nicht gefunden.

Es würde jetzt naturlich zu nichts führen dir die eine oder andere Interpretation ans Herz zu legen aber es ist halt oft so das dann bei einer bestimmten Interpretation der Groschen einfach fällt.

MFG Günther
Kreisler_jun.
Inventar
#75 erstellt: 09. Apr 2014, 10:52
Ich kann es, wie gesagt, nicht so recht nachvollziehen. Das Hauptthema ist ja eine Variante der ersten Melodie der Einleitung, sehr spannungsreich und überhaupt nicht "belanglos" (das könnte ich eher bei Brahms 2. oder 4. Sinfonie verstehen). Zu dem "schwingenden" (Viertel-Achtel, also quasi "punktiert" im 6/8-Takt) Hauptthema gesellt sich die chromatische Linie in den Holzbläsern (wieder wie in der Einleitung) und weiterhin das schon genannte rhythmische Motiv. Vielleicht musst Du den Satz einfach noch ein paarmal hören. Dass Beethoven oder Mozart eingängiger sind, sollte keine Überraschung sein. Das hat wohl kaum jemand bestritten.


[Beitrag von Kreisler_jun. am 09. Apr 2014, 10:55 bearbeitet]
Thomas133
Hat sich gelöscht
#76 erstellt: 10. Apr 2014, 23:37
Hallo,
@ Hörbert

Ich denke es liegt einfach daran das es mich nicht so anspricht wie manch andere Werke, vielleicht kann sich das irgendwann mal aufgrund evtl. Veränderung meiner Geschmacksvorlieben ändern, vielleicht mit wiederholtem Hören aber in diesem Fall liegt es wohl nicht am Dirigat oder Dirigate, ich habe 3 unterschiedliche Einspielungen davon.

@ Kreisler

Das bezog sich ja auch auf den Kommentar von Klassikkonsument der die Eroica von Beethoven ins Spiel gebracht hat. Das Hauptthema bei Takt 38 soll eine Variante des Beginns der Einleitung sein? Das hab ich noch nicht nachgeprüft aber selbst wenn es stimmen sollte ist es nicht relevant für mein Urteil da eine Einleitung eine Einleitung ist und in welcher Variation auch immer selten als Hauptthema taugt - wenn ich da so generell an sinfonische Einleitungen denke bin ich froh das meist die Hauptthemen nicht viel damit zu tun haben. Also wenn ich bei einem positiven Urteil über eine Einleitung als Maßstab meine Vorstellungen über eine Einleitung anlege dann sind die eines Hauptthemas wieder ganz andere
grüße
Thomas
Hörbert
Inventar
#77 erstellt: 12. Apr 2014, 10:10
Hallo!

@Thomas133

Ja natürlich, solche Fälle gibt es, es wäre ja auch sonderbar wenn man zu jedem Werk einen gleich guten Zuigang hätte oder wenn einem jedes Werk gefallen würde.

Das Werk ist aber auch für Brahms Schaffen ausserordentlich sperrig, seine "Machart" bei der sich die Themen aus kleinen Zellen entwicklen ist hier an einigen Stellen bis zum äussersten gedehnt und vermittelt in etlichen Interpretationen einen unruhigen und etwas konfusen Eindruck. M.E. ist die erste Symphonie eines der Werke in denen Brahms den Anspruch an sich selbst respektive an seine Werke bis zur Grenze ausgereizt hat, -die drei anderen Symphonien vermitteln zumindestens mir einen wesentlich entspannteren Eindruck-. Überspitzt formuliert ist die "erste" ein Werk bei der nur Brahms Meisterschaft verhindert hat das sie als mißlungen bezeichnet werden könnte, hier klaffen m.E. der Anspruch und die kompositorischen Möglichkeiten seiner Zeit ein wenig auseinander und weden mehr vom wollen als vom technisch machbaren zusammengehalten-. -Das ist allerdings nur mein Eindruck und belegen könnte ich es nicht-.

So gesehen ist die erste Brahms schon ein harter Brocken.

MFG Günther
Kreisler_jun.
Inventar
#78 erstellt: 12. Apr 2014, 11:43
Ich will nicht bestreiten, dass man der 1. Sinfonie ihre lange und mühsame Entstehungsgeschichte manchmal anhören mag. Allerdings finde ich nur die 2. Sinfonie offensichtlich "entspannter". Brahms insgesamt ist eher selten "entspannt", zumal nicht in Werken wie Sinfonien, bei denen wir wissen, wie schwer er die Bürde der Tradition empfunden hat (bei Liedern und Klavierwalzern mag das anders aussehen).

Dass eine Einleitung das Material des folgenden vorwegnimmt, ist, wenn es überhaupt noch eine Einleitung gibt, in der Romantik recht häufig. Brahms 1., 1. Satz ist nur ein besonders deutlicher Fall. Im Finale hat die Einleitung dagegen eine andere Rolle. Es muss, um den "per aspera ad astra"-Durchbruch vorzubereiten, nach den eher heiteren Mittelsätzen (der 3. ist doch einer von Brahms' eingängigsten Stücken, oder?) wieder die düstere Atmosphäre des Anfangs der Sinfonie hergestellt werden.

G. Schubert nennt in der kommentierten "Goldmann-Schott-Partitur" die ersten 4 Takte "Motto" und setzt das 1. Thema ab T. 42 an. Das Material für beide findet man in der Einleitung. Wenn auch nicht sanglich, finde ich zumindest das Thema ab T. 42 recht einprägsam.

Das ist aber natürlich sekundär für den Eindruck, den man subjektiv von dem Stück hat. Als Anfänger fand ich das Stück zunächst auch ein wenig dornig, aber eigentlich nicht mehr als Brahms andere Sinfonien (und weit zugänglicher als zB Bruckner oder Mahler). Und insgesamt ist es ja auch eine sehr bekannte Sinfonie, insofern scheint ein größerer Teil des Publikums keine allzu großen Problem mit dem Stück zu haben.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#79 erstellt: 12. Apr 2014, 12:52
Ich würde auch meinen die 1. klingt etwas überambitioniert, aber ich persönliche finde wie Günther die anderen Sinfonien ebenso zugänglicher, hier läßt sich für mich viel besser ein Faden erkennen, die verschiedensten Abschnitte der Sonatenhauptsatzform (insofern verwendet) klarer erkennen bzw. zuordnen. Wie geschrieben ist mein Hauptkritikpunkt der 1.Satz, den 3. Satz finde ich auch eingängig und für mich persönlich der beste Satz der Sinfonie, wobei das ja für eine Sinfonie kein Kompliment ist - zwar nur meine Meinung aber der 3. rettet dann halt auch nicht mehr meinen Gesamteindruck des kompletten Werks.
Das Thema bei Takt 42 finde ich auch klar besser, bei Wikipedia wird es "Hauptthema 2" genannt während Takt 38 das "Hauptthema 1" ist, doch beide funktionieren nicht gut um als einprägsame "Hauptpfeiler" für den Kopfsatz einer gewichtigen Sinfonie zu dienen und bei der 1.Brahms hat man nunmal im Gegensatz zu seinen anderen Sinfonien viel eher das Gefühl er wollte etwas besonders Gewichtiges in die Welt setzen.
Ich glaube mit "entspannt" meinte Günther das man den anderen Sinfonien nicht diesen hörbar schwierig, mühsamen Schaffungsprozess so sehr anhören kann. Auch wenn Brahms auch teils in seinen anderen Sinfonien Spannungsmomente und Kontraste setzt fließt für mich meist die Musik besser und wirkt im Bezug zum Kopfsatz der 1. schlüssiger, klarer strukturiert und in den Themen prägnanter. Das ist sind halt meine Gedanken und Empfindungen dazu.
Ich glaube die Einleitung im letzten Satz dient eher dazu um das hymnische Hauptthema das übrigens sehr an den Stil Beethovens erinnert noch heroischer herauskommen zu lassen (sozusagen das alte Thema bzgl. Überwindung des Negativen hin zum Positiven) Schade das mir dieses Thema auch nicht sonderlich zusagt, das hätte vielleicht noch ein paar Pluspunkte gebracht.
op111
Moderator
#80 erstellt: 01. Mai 2014, 14:59
Hallo zusammen,

Thomas133 (Beitrag #70) schrieb:
...
Die 4. gefiel mir besser als früher und ist somit was meinen persönlichen Geschmack anbelangt ungefähr gleich auf mit 2 und 3, lediglich mit der 1. werd ich nach wie vor nicht warm und denke das wird noch lange so bleiben...

Wenn ich mich noch richtig an die Zeit noch vage zurückerinnere, zu der ich die Brahms-Sinfonien kennenlernte (eine EMI-4LP-Kassette der Klemperer-Aufnahmen und die Karajan Decca-LPs), dann hat mich zuerst die 1. Sinfonie begeistert. Die 2. folgte deutlich später, mit der 4. dagegen bin ich bis heute noch nicht so recht "warmgeworden".
Über die damaligen Gründe kann ich nur noch spekulieren. Vielleicht war es zunächst die klanglich überwältigende Einleitung des 1. Satzes, die mich faszinierte. Dann das hartnäckig den Satz durchziehende Motiv aus der 5. Beethoven.
Ich vermute, damals mehr vom klanglichen Aspekt, weniger von der Struktur des Satzes angezogen worden zu sein. Richtig fasslich und plastisch finde ich Brahms Themen selten, die Instrumentation finde ich auch eher routiniert, da konnte Brahms R. Wagner nicht das Wasser reichen.
Gestört hat mich damals das Zitat der 9. im vierten Satz.

Franz


[Beitrag von op111 am 01. Mai 2014, 14:59 bearbeitet]
volschin
Inventar
#81 erstellt: 23. Aug 2014, 10:07
Am 5. September wird es eine Neuveröffentlichung der Brahms-Sinfonien mit Chailly und dem Gewandhausorchester als BD Pure Audio geben.
Viele Infos gibt's bei Amazon noch nicht. Bei SA-CD.net ist schon ein Bild vorhanden.

amazon.de

Da ich den Beethoven von Chailly mag, wird wohl jetzt ein Brahms folgen.


[Beitrag von volschin am 23. Aug 2014, 10:21 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#82 erstellt: 23. Aug 2014, 10:16
Die ist bereits als normale CD erhältlich und liegt in meinem Auto.
volschin
Inventar
#83 erstellt: 23. Aug 2014, 10:26
Ja, hast Du recht, ich schaue bei Neuerwerbungen eigentlich nur noch nach den neueren Formaten.
Da rutscht einem mal was durch. Positiv, dass die BD anscheinend billiger angeboten wird, als das CD-Set.

Wie gefällt Dir sein Brahms?
dktr_faust
Inventar
#84 erstellt: 23. Aug 2014, 16:59
Auch wenn ich nicht Hüb' bin: Der Brahms von Chailly ist schön, mir gefällt er z.B. Deutlich besser als Karajan und Kubeli.Die beiden haben mir für fast 20 Jahre Brahms vermiest - mal abgesehen vom Violinkonzert.

Grüße
volschin
Inventar
#85 erstellt: 23. Aug 2014, 17:05
Danke. Habe jetzt bei Amazon mal vorbestellt.
teleton
Inventar
#86 erstellt: 31. Aug 2014, 13:20
Hallo volschin,

ich war längere Zeit nihct mehr im HIFI-Forum aktiv und habe jetzt (bei dem Regenwetter) Deine und andere interessante Threads gefunden.

Die Chailly-Brahms-GA (Decca) hatte ich mir imNovember 2013 zugelegt um auich mal eine Neuaufnahme des 21.Jhd als Alternative zu den zahlreichen alten TOP-Aufnahmen zu haben.

Meine ersten Eindrücke waren recht positiv. Heir mein Beitrag von 2013:

Seit 2 Tagen habe ich die wohl frischeste Neuaufnahme der Brahms Sinfonien vorliegen.

Einige Kritiken und die positiven Worte von Chailly´s sehr zügige Interpretation; sowie über die angekündigte fabelhafte Klangqualität haben mich schwer neugierig gemacht - und dann ausserdem die Überlegung, dass man ja nicht unbedingt nur an den "alten Favoriten" "kleben" muss. Bei Brahms geht es mir wie bei Beethoven - da will ich immer wieder Neues erfahren.

Ich wollte"meinen Senf" eigendlich im Brahms-Sinfonien-Thread posten, wenn ich alle intensiv gehört habe, aber dieser thread ist natürlich auch ein direkter Ansporn.

Sinfonie Nr.1 mit Chailly (Decca, Oktober 2012)
Den Anfang mit den Paukenschlägen hätte ich mir ja gerne etwas wuchtiger und prägnanter vorgestellt ( wie bei Solti, bernstein, Szell oder Karajan), aber alles was danach folgt hat mich schon sehr gefesselt. Trotz des sehr zügigen Tempos, gibt das Gewandhausorchester eine tolle unglaublich detailreiche Hochleistung ab, die nichts verschluckt.
Chailly ist IMO ein Dirigent der trotz seiner Herkunft nicht das Temprament mitbringt, dass ich mir wünschen würde. Solche Emotionen wie bei Bernstein, oder die rhythmische Feuer eines Solti fehlt mir bei ihm --- er lässt das Werk für sich selber sprechen und erreicht aber auch ohne Extras (Effekte und übertriebene Gesten) eine sehr passable Sicht, die den Brahms - Hörer sehr anspricht und eigendlich auch so sehr zufriedenstellen kann. Packend und mitreissend ist die Aufnahmen auf jeden Fall. Chailly biette dann auch im grossartigen 4.Satz das richtige Feuerwerk.
:thumbup: Und nochmal - das Gewandhausorchester ist wirklich in TOP-Form und macht einen Spitzeneindruck !

Das recht zügige Tempo liegt mir persönlich ja sehr. Ich kann mir gut vorstellen, dass es diesbezüglch noch einige Kritiken geben wird, die diesen Zug in der gesamten Neuaufnahme weniger schätzen werden --- ich find es so wirklich Klasse. Gehetzt wirkt es jedenfalls nie.
:!: Chailly legt nämlich auf diese Art wirklich eine Neuaufnahme vor, die nicht konventionell oder altmodisch klingt - nein - er hat wirklich etwas neues zu sagen und macht keinen neuen Abklascht von Althergebrachtem. Insofern hat die Neuaufnahme bereits ihren Sinn erfüllt.
Spielzeiten (alles mit Wdh): 15:26 - 8:22 - 4:25 - 15:40

amazon.de
Decca, Mai 2012 - Mai 2013, Sinf.Nr.1 = Okt 2012, DDD

Chailly bietet auf CD3 eine Ersteinspielung des 2.Satzes Andante in der Originalfassung der UA in der damaligen Originalbesetzung des Gewandhausorchesters. Hört sich interessant an; und man erkennt aber doch, dass die aktuelle Fassung schlüssiger ist.

Die Klangqualität ist wie angekündigt sehr gut - nicht spektakulär audiphil - aber zeitgemäss TOP mit allen Details. Über die Boxen hatte ich den Eindruck, dass eine geringe Mittenbetonung (vom Stereopanorama her) vorhanden ist, die beim hören mit Kopfhörer nicht auffällt. Ein kleiner Rutsch vom Boxenhörplatz aus der Mitte heraus, konnte diesen Eindruck aber entschärfen.
Eine Breitbandaufnahme mit Steropanorama a la Ormandy ist es jedenfalls nicht - eher auf absolute Natürlichkeit gebürstet.

8-) Acho so, wenn ich mir einige Neuaufnahmen ansehe, die in diesem Thread bereits auftauchen. :thumbup: Chaiily bietet ein "normales" Sinfonieorchester, wie es sich für die Brahms - Sinfonien IMO gehört und bietet keinen unterbesetzten HIP-Kram ... sonst hätte ich das auch nicht gekauft ...

:thumbsup: Mir macht diese Neuaufnahme richtig Spass - :!: aber meine Favoriten (mit noch mehr Emotion) stösst sie dennoch nicht vom Thron.


*** Doch nach genauerer Beschäftigung hatte ich dann doch einige Unzulänglichkeiten bei Chailly (bes. in der Sinf.Nr.1) feststellen müssen, die eigendlich ein NoGo sind -->
Auch hier zitiere ich:

Brahms schrieb vor, daß bei der Pauke ganz am Ende der Coda die letzten Schläge mit deutlich mehr Druck gespielt werden sollen (14'59'' bzw. 15'04'' in der neuen Aufnahme). Das ist bei Chailly leider nicht der Fall (Man höre zum Vergleich einmal seine erste Aufnahme oder Sir Georg Solti). Auch vermisse ich in den letzten Takten die Posaune. Sie geht im Tutti zu sehr unter.
Die Tonqualität ist insgesamt gut, aber technisch nicht ganz der Höhe der Zeit.


Interesant war zu erfahren, dass Chailly in seiner 1.Brahms-GA mit dem CGBO Amsterdam (DEcca) mehr räumliche Transparenz und klarere Abbildung der einzelnen Instrumente zu bieten hat. Ich hatte gerade das Gegenteil angenommen und in diesen Punkten auf Chailly II-die Neuaufnahme mit dem Gewandhausorchester gesetzt ...
da lag ich daneben !
Hüb'
Moderator
#87 erstellt: 05. Sep 2014, 10:56
Hallo zusammen,

ich habe nun den "neuen" Brahms-Zyklus mit Chailly hören können:

jpc.de

Obwohl die 4 Sinfonien auf nur zwei CDs mit einer Spieldauer von je rund 78 Minuten verteilt wurden, erscheinen die von Chailly gewählten Tempi gar nicht mal so übermäßig schnell. Hier mal die Spielzeiten der Sinfonien:
  1. 43:53 Min.
  2. 40:13 Min.
  3. 34:23 Min.
  4. 37:57 Min.
Damit liegen Sie im Rahmen der bei klassika.info genannten Spieldauern. Lediglich die 1. ist um ca. 1 Min., die 4. um 2 Min. "schneller". Unabhängig von Tempobetrachtungen halte ich die Aufnahmen für hervorragend. Chailly lässt packend und sehr durchhörbar einen entschlackten, unpathetischen Brahms entstehen, der aus seiner unmittelbaren Kraft und Wucht heraus wirkt - und überzeugt. An einigen (wenn auch wenigen) Stellen entdeckt man tatsächlich noch Neues und nimmt Betonungen und Ausarbeitungen wahr, die mir sonst nicht im Bewusstsein sind.
Auch die Klangtechnik trägt zum sehr guten Eindruck bei und liefert eine weite Dynamik. Meiner Ansicht nach eine würdige Fortsetzung des exzellenten Leipziger Beethoven-Zyklusses. Trotz des Überangebotes (auch in meiner Sammlung) würde ich mir fast eine Mahler- oder Bruckner-Serie wünschen. Was hier geleistet wurde ist wirklich großartig und dürfte Bestand haben.

Besprechungen bei Grammophone und bei Der Zeit.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 05. Sep 2014, 10:57 bearbeitet]
volschin
Inventar
#89 erstellt: 11. Sep 2014, 21:35
Ich bin mal gespannt auf den kommenden Brahms/Schumann Zyklus der Berliner Philharmoniker mit Simon Rattle.
Start am 18.09.2014 in der Digital Concert Hall oder Live in der Philharmonie.
Hüb'
Moderator
#90 erstellt: 28. Aug 2015, 09:08
Und noch einmal hier:

jpc.de

Johannes Brahms (1833-1897)
Symphonien Nr.1-4

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Rafael Kubelik
Orfeo, DDD, 1982

Eine wirklich gute Einspielung der Sinfonien, gerade an den dynamischen Kumulationspunkten sehr packende und mitreißende Aufnahme.
Die Spielzeiten erscheinen mir recht lang, ohne dass ich diese tatsächlich abgeglichen hätte. Dennoch eine Interpretation, bei der man, wenn man denn wollte, sämtliche Klischees des böhmisch-beschwingt-emotionalen Musikantentums bemühen könnte, wenn man denn wollte. Die Aufnahmequalität ist ebenfalls sehr gut. Unterm Strich dennoch eine Eition, die ich angesichts der Vielfalt an Aufnahmen dieses Zyklusses vorwiegend Kubelik-Fans oder dezidierten Brahms-Fetischisten (insofern ergibt sich hier für mich eine Schnittmenge... :D) ans Herz würde legen wollen, als dem Sucher nach der "one and only"-Einspielung. Fans der guten, alten Schallplatte können diese Sinfonien derzeit auch noch auf LP erwerben.

Viele Grüße
Frank
andrew_block
Neuling
#91 erstellt: 02. Dez 2015, 01:30

Thomas228 (Beitrag #40) schrieb:
soeben habe ich die erste Sinfonie von Brahms zwei Mal hintereinander gehört: zunächst dirigiert von Karajan ...


Die Brillanz der Aufnahme Karajans sie sind einfach atemberaubend, Sie sehr richtig bemerkt werden

Edit: Kürzung des Vollzitats arnaoutchot Moderation


[Beitrag von arnaoutchot am 02. Dez 2015, 10:09 bearbeitet]
Joachim49
Inventar
#92 erstellt: 03. Dez 2015, 12:44
Willkommen auf dem Forum Andrew. Ich wäre mir nicht so sicher, ob Brillianz eine gute Brahmsaufnahme auszeichnet.
freundliche Grüsse
joachim
Hörbert
Inventar
#93 erstellt: 03. Dez 2015, 14:59
Hallo!

@Joachim49

Na ja, eine brillante Aufnahme kann einem ebenso den Zugang zu einem Werk ebenen wie eine aussergewöhnliche Interpretation denke ich mal.

Immerhin kenne ich zumindestens einen Fall in der Karajans Aufnahme der Variationen für Orchester Op.31 von Schönberg einem Beklannten vom mir den Weg zu Schönbergs Musik gegebnez hat.

MFG Günther
Joachim49
Inventar
#94 erstellt: 03. Dez 2015, 22:19
Hallo Günther,
ich selbst mag den Karajan Sound in Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert etc. kaum, aber seinen Brahms schätze ich durchaus, z.B. das Deutsche Requiem in der älteren Aufnahme (mit Janowitz glaube ich). Aber ich hätte die Neigung zu sagen, dass die Musik die Brahms schreibt, nicht so recht mit dem Ausdruck " Brillianz" zusammenpasst. Das mag daran liegen, dass das Schwermütige und Brilliante sich ja irgendwie ausschliessen. Von den Sanderlingaufnahmen, die ich erst sehr spät kennen gelernt habe, bin ich allerdings auch sehr angetan.
freundliche Grüsse
joachim


[Beitrag von Joachim49 am 03. Dez 2015, 22:21 bearbeitet]
Steffen_Bühler
Inventar
#95 erstellt: 04. Dez 2015, 12:38

Joachim49 (Beitrag #94) schrieb:
Das mag daran liegen, dass das Schwermütige und Brilliante sich ja irgendwie ausschliessen.


Nun, die Dritte finde ich persönlich weniger schwermütig, da darf auch schon mal etwas Brillanz dazu.

Aber selbst bei Mahlers Fünften oder gar Tschaikowskys Sechsten, die ja nun wirklich nicht gerade fröhlich daherkommen, muss ich zugeben, dass ich anscheinend mit Brillanz keine Probleme habe. Zum Beispiel hat Dutoit bei Mahler eine ziemlich "fette" Interpretation aufgenommen, die mich jedoch anspricht.

Bei Weinen würde ich Dutoit mit Malbec vergleichen, während Harnoncourt für mich eher Burgunder ist.

Viele Grüße
Steffen
Joachim49
Inventar
#96 erstellt: 04. Dez 2015, 12:57
Brillieren tun ja in der Regel nur Oberflächen.
Steffen_Bühler
Inventar
#97 erstellt: 04. Dez 2015, 13:38
Ein schöner Aphorismus.

Dennoch würde ich brillantes Spiel nicht gleich in die Oberflächlichkeits-Schublade stecken. Mag sein, dass solches Spiel mehr die breite Masse anzieht. Und mag auch sein, dass die breite Masse eher zur Oberflächlichkeit neigt. Dennoch wird auch ein Dirigent, der zur Brillanz neigt, ein Werk nicht ohne Überlegen so zum Vortrag bringen. Auch er beschäftigt sich doch mit der Partitur und geht dabei in die Tiefe, hoffe ich zumindest.
Hörbert
Inventar
#98 erstellt: 04. Dez 2015, 14:44
Hallo!

Also als oberflächlich würde ich Karajans Interpretationen der Brahms-Symphonien jetzt nicht bezeichnen. mir liegt die Karajan-Interpretation auch nicht sonderlich aber ich finde sie weder oberflächlich noch verfehlt, -mir ist sie eine Spur zu elegisch möglicherweise etwas zu nüchtern, und ein wenig zu extrovertiert-, aber keinesfalls oberflächlich.

Weder Bernstein (DG-1982) noch Karajan ( DG-1987) noch Böhm (DG-1974-1976) wären bei den Brahmssymhonien bei mir die erste Wahl aber es sind alles eigenständige gültige Interpretationen denen ich ihre durchaus eigene Sicht der Dinge nicht absprechen würde.

MFG Günther
Joachim49
Inventar
#99 erstellt: 07. Dez 2015, 20:45
Ich finde Karajams Brahms gewiss nicht oberflächlich. Zweifel habe ich nur, ob etwas guter Brahms und zugleich brilliant sein kann. Aber ich insistiere nicht. Vielleicht würde der Ausdruck "brilliant" am ehesten auf Chaillys Brahms passen, der ja vom Klima her südlicher ist als der übliche nordische Brahms.
Günther - es würde mich interessieren was Deine erste Wahl bei Brahms wäre.
frteundliche Grüsse
joachim
Hörbert
Inventar
#100 erstellt: 08. Dez 2015, 13:54
Hallo!

@Joachim49


......es würde mich interessieren was Deine erste Wahl bei Brahms wäre......


Habe ich schon weiter oben mal geschrieben, -es ist eigentlich eine zweifache-. zum einen präferiere ich die alten EMI-Aufnahmen mit Otto Klemperer:

jpc.de


und zum anderen Giulinis späte Aufnahme mit den Wienern:

amazon.de


Wobei ich mittlerweile Giulinis Interpretation nicht nur klanglich der alten Klemperer-Interpretation ein wenig vorziehe.

Hier begegnet dir ein etwas "gelifteteres" Brahmsbild. -nicht mehr ganz so schwermütig, rhythmisch akzentuierter und Musikalisch aufgehellter. Dazu kommt natürlich noch -klanglich gesehen-, die wesentlich bessere durchörbarkeit der jüngeren Aufnahme.

Als "drittes Standbein" habe ich noch die alte Gesamtaufnahme mit George Szell die allerdings eher ein Schattendasein fristet da mir Szells "amerikanische" Robustheit im Umgang mit Brahms nicht oft liegt.


MFG Günther


[Beitrag von arnaoutchot am 09. Dez 2015, 09:22 bearbeitet]
op111
Moderator
#101 erstellt: 10. Dez 2015, 11:51
Meine Ergänzungen:

Giulinis etwas zügigere Lesart in seinen älteren Digitalaufnahmen der 1. & 2. (mit allen Wiederholungen) ziehe ich der späteren vor:
Los Angeles Philharmonic
DG
u.a. in.
jpc.de

Etwas italienischer klingen die Sinfonien bei Abbado (auch mit allen Wdh.)
Berliner Philharmoniker,
Claudio Abbado
DGG, DDD, späte 1980er
jpc.de
Kreisler_jun.
Inventar
#102 erstellt: 10. Dez 2015, 12:40
Giulini/Wien sind die langsamsten Aufnahmen, die ich je gehört habe (angeblich geht aber Bernstein/Wien in eine ähnliche Richtung). Giulin/LA die zweitlangsamsten :D, dafür macht er in den Kopfsätzen von 1+2 die Wdh., was zu noch längerer Spieldauer führt...
Transparenz und Detailreichtum sind hier zwar vorbildlich, aber mir bleibt bei den Zeitlupentempi doch etwas auf der Strecke.

Für mich ist Karajan (wobei ich natürlich nicht alle der ca. 4 Einspielungen kenne) tendenziell zu Karajan-soßig, um der polyphonen und rhythmischen Komplexität ("Kammermusik für Orchester") gerecht zu werden.

Wenn man älteren Klang toleriert, sind m.E. die Antipoden Toscanini und Furtwängler hier eher noch relevanter als bei Beethoven (u.a. weil mir "neuere" (also ca. letzte 30 Jahre) Beethoven-Aufnahmen interessanter scheinen als Brahmsaufnahmen dieses Zeitraums). Toscanini hat mehr drive und ein besser durchhörbares Klangbild als viele spätere, klangtechnisch bessere, aber einseitig "warm-herbstliche" Einspielungen.
Ebenso die 2. unter Fritz Busch.
Klemperer ist immerhin stereo, auch klarer und deutlicher als viele spätere, aber vielleicht etwas "streng". Wand geht in eine ähnliche Richtung, finde ich stellenweise aber eher noch nüchterner als Klemperer.
Suche:
Gehe zu Seite: |vorherige| Erste 2 3 Letzte |nächste|
Das könnte Dich auch interessieren:
Brahms: Sinfonien mit Harnoncourt - Schock am Wochenende
teleton am 20.12.2004  –  Letzte Antwort am 20.12.2004  –  8 Beiträge
Brahms: Sinfonie Nr. 1 - Lieben Sie Brahms?
Alfred_Schmidt am 20.02.2004  –  Letzte Antwort am 06.02.2008  –  62 Beiträge
Beethoven: Die Sinfonien
Alfred_Schmidt am 09.02.2004  –  Letzte Antwort am 30.08.2023  –  644 Beiträge
Brahms Symphonien
Zarathustra am 20.06.2004  –  Letzte Antwort am 27.06.2004  –  5 Beiträge
Brahms: Sinfonie Nr. 4
op111 am 16.01.2014  –  Letzte Antwort am 13.06.2014  –  36 Beiträge
Brahms: Violinkonzert
KV588 am 19.07.2005  –  Letzte Antwort am 10.04.2020  –  87 Beiträge
Beethoven: Sinfonien - Gesamtaufnahme
Scarpia am 25.12.2006  –  Letzte Antwort am 25.12.2006  –  3 Beiträge
Beethoven: Sinfonien - neue Aufnahmen?
Gantz_Graf am 07.07.2005  –  Letzte Antwort am 07.07.2005  –  5 Beiträge
Tempi bei Beethoven-Sinfonien
grobifrank1976 am 23.02.2018  –  Letzte Antwort am 23.02.2018  –  3 Beiträge
Bruckner, A.: Sinfonien - Die Fassungen
Joachim49 am 26.10.2012  –  Letzte Antwort am 31.10.2012  –  14 Beiträge

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.778 ( Heute: 5 )
  • Neuestes Mitgliedspiderprinz
  • Gesamtzahl an Themen1.551.198
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.540.633

Hersteller in diesem Thread Widget schließen