Schostakowitsch: Klavierkonzerte Nr.1+2

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teleton
Inventar
#1 erstellt: 09. Dez 2004, 15:12
Hallo Forianer,

ich möchte heute auf eine SACD des mir bisher unbekannten englischen Labels HYPERION aufmerksam machen:
Schostakowitsch: Klavierkonzerte Nr. 1 und 2
Schtschedrin: Klavierkonzert Nr.2

MarcAndre Hamelin, Piano / BBC SO / Andrew Litton
SACD-Hyperion A67425 (Preis bei jpc=18,99€)

Das Schtschedrin-Klavierkonzert ist für mich absolut neu gewesen und ich muß sagen, das die SACD schon wegen dieses Werkes den Kauf und Preis wert gewesen wäre. Schtschedrin ist hier unerwartet gut verständlich zu hören und das ganze mit höchster Spannung und Feuer komponiert. Bisher kannte ich Schtschedrin nur von seiner hervorragenden Bizet/Carmen-Suite (natürlich mit Roshdestwensky).
Zu den Schostakowitsch-Konzerten kann man nur sagen, daß sie hier erstklassig präsentiert werden - eine neue Spitzenproduktion für diese beiden Konzerte ! Die Multikanal-SACD läßt hier erwartungsgemäß klanglich keine Wünsche offen und gestattet tiefen Einblick in die 3 Werke.

Meine bisherige Favoritenaufnahme für die Schostakowitsch-Klavierkonzerte war bisher die RCA-Tiefpreis-CD (Aufnahme aber seltsamerweise von CBS) mit Eugene List/UdSSR RadioSinf.Orch Moskau/Maxim Schostakowitsch. Diese Aufnahme hatte ich früher schon nach langem suchen nach der richtigen Interpretation auf CBS-LP. Ich hatte mir jahrelang nicht vorstellen können, daß es noch besser geht - bis ich die o.g. SACD kaufte.

Eine wichtige, historische und interessante Interpretation SONY/CBS-Aufnahme von 1962 muß auch erwähnt werden:
Andre Previn (Nr.1), L.Bernstein(Nr.2),Klavier/NewYorkerPH/Bernstein
An dieser CD ist das enthaltene Cellokonzert Nr.1 noch interessanter, mit Rostropowitsch, Cello/PhiladelphiaOrch/Ormandy (Aufnahme 1958) - eine Referenzinterpretation bis heute - aber rauscht stark - die Klavierkonzerte auf dieser CD haben einen nicht störenden Rauschpegel.
AcomA
Stammgast
#2 erstellt: 09. Dez 2004, 21:38
hallo teleton,

ich habe die hyperion-aufnahme als konventionelle cd und kann dein urteil diesbezüglich nur bekräftigen. ich würde diese aufnahme sowohl für die beiden schostakowitsch als auch das 2. konzert von schtschedrin als referenz in punkto perfektion (interpretation, zusammenspiel mit dem orchester, aufnahmetechnik) bezeichnen. man sollte es sich zu weihnachten schenken lassen .

erstmalig hörte ich das konzert für klavier, obligate trompete und orchester (1. klavierkonzert) von schostakowitsch in einem live-rundfunkmitschnitt vom prager frühling (ich glaube so 1982) im radio. es spielte der prokofieff-spezialist vladimir krainjev mit den moskauer virtuosen. ich war sofort von diesem stück begeistert, man wird ständig auf's glatteis geführt !

irgendwann hatte ich dieses konzert dann mit kissin und den mosk. virtuosen als mc. eine gute aufnahme. das einzige, was der hamelin-aufnahme fehlt, ist die spontaneität (studio-athmosphäre). und da kann ich den live-mitschnitt der dgg mit martha argerich und dem heilbronner kammerorchester unter c. färber empfehlen. hier ist das 1. schostakowitsch-klavierkonzert mit dem 11. klavierkonzert von joseph haydn gekoppelt. die risikobereitschaft der pianistin ist staunenswert (wie immer bei martha !).

gruss, siamak
s.bummer
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 10. Dez 2004, 19:43
Leute,
lacht mich nicht aus , aber ich habe die beiden Klavierkonzerte von Shostakovich mir vor kurzem in der Aufnahme Cluytens/Shostakovich (himself) gekauft.
Auch wenn Dimitri Shostakovich schon über den Zenit seines pianistischen Könnens war (man höre mal die Klavieraufnahme der 10. Sinfonie mit ihm dagegen), so herrlich unprätentiös ist seine Aufnahme.
Dafür kommen Witz, Ironie und Schärfe bzw. Sarkasmus voll durch.

Nebenbei klingt die Aufnahme (EMI)auch recht manierlich.
Und Cluytens war sowieso in den späten Fuffzigern immer ne gute Bank, dann stimmt es auch mit der Begleitung.

Da ich die von Teleton erwähnte Previn/Bernstein Aufnahme auch habe, als LP, und irgendwo auf Tonbändern noch Junior Shostakovich am Klavier, brauche ich eigentlich noch ne Referenzaufnahme in Sachen Klang.
Der Herr Hamelin scheint mir dafür geeignet.

Gruß S
stolte1969
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 10. Dez 2004, 22:23

lacht mich nicht aus


Warum? An Shostakovich reicht Hamelin in den Konzerten ja nicht ran. Letzterer mag mechanisch phänomenal sein (auch wenn Argerich im 1. Klavierkonzert locker an ihm vorbeizieht), an interpretatorischem Feingefühl geht ihm einiges (eigentlich alles) ab.

Gerrit
AcomA
Stammgast
#5 erstellt: 11. Dez 2004, 12:18
hallo stolte69,

also diesen verriß über die hamelin-aufnahme kann ich absolut nicht nachvollziehen. ich kenne die historischen aufnahmen mit schostakowitsch selbst nicht. aber komponisten sind nicht immer die herausragendsten interpreten ihrer werke gewesen. z.b. räumte rachmaninoff ein, dass die interpretation seines 3. konzertes durch horowitz und gieseking ihm mehr zusagte. ein weiteres beispiel ist die 6. sonate von prokofieff. auch hier ließ er svjatoslav richter den vortritt. und seine witwe äußerte sogar, dass pogorelich's interpretation die aufregendste und perfekteste war, welche sie je hörte und dass ihr mann ebenso geurteilt hätte.

ich räumte schon ein, dass in punkto spontaneität der live-mitschnitt der argerich aufregender ist. und ich mag auch nicht alles mit hamelin (z.b. beethoven, schumann, villa-lobos). aber kann man ihm den vorwurf machen, eine bis dahin kaum gekannte technische beherrschung und kontrolle des klanges zu besitzen ?
ich bleibe dabei, diese aufnahme hat in der gesamtschau referenzcharakter

ich kenne leider nicht die aufnahme der beiden schostakowitsch-klavierkonzerte mit yefim bronfman (und ich glaube mit dem los angeles philh. unter esa peka-salonen). kann hier jemand über erfahrungen berichten ?

gruß, siamak
stolte1969
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 11. Dez 2004, 12:30

aber kann man ihm den vorwurf machen, eine bis dahin kaum gekannte technische beherrschung


Mache ich ja nicht, die ist ja in der Tat stupend.


und kontrolle des klanges zu besitzen ?


Und genau die hat er eben "nicht". Da gibt es wenigstens ein Dutzend Pianisten - sogar noch zwei bis drei Aktive - die ihn restlos in den Schatten stellen, was diesen Aspekt angeht. Von Paderewski bis Pletnev. Nur schnell spielen können heißt noch lange nicht, musikalisch zu spielen.
AcomA
Stammgast
#7 erstellt: 11. Dez 2004, 13:14
nochmals hallo,

ich habe hamelin in bochum live gehört und weiß, wozu er in der lage ist. es geht nicht um's schnell spielen.

ich würde darum bitten, wenn es die möglichkeit dazu gäbe, folgende hamelin-aufnahmen zu hören, die gerade die berrschung des klanges dokumentieren:

- nikolai medtner, gesamtaufnahme der sonaten (4 cds, hyperion)

- frederic rzewski, variationen über 'people united never will be defeated' (hyperion)

- liszt, un sospiro, waldesrauschen, nuages gris, einige der ungarischen rhaps., remineszenzen über don juan

- reger, bach-variationen, telemann-variationen


gruß, siamak
stolte1969
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 11. Dez 2004, 14:50

- nikolai medtner, gesamtaufnahme der sonaten (4 cds, hyperion)

- frederic rzewski, variationen über 'people united never will be defeated' (hyperion)

- liszt, un sospiro, waldesrauschen, nuages gris, einige der ungarischen rhaps., remineszenzen über don juan


Das sind doch schon drei Aufnahmen, die es musikalischer von anderen Pianisten gibt. Wenn man knisternden Klang erträgt, ist Medtner von Medtner und von Moiseiwitsch besser zu haben. Und bei Liszt brauchen wir ja gar nicht anfangen, da ist er "weit" unter ferner liefen zu verbuchen.

- reger, bach-variationen, telemann-variationen

Die ist in der Tat sehr gut. Allerdings gibt es dann auch wieder stupende Ausfälle in den Skriabin-Sonaten, bei Villa-Lobos, Schumann hast Du ja schon selbst genannt. Rundherum überzeugt hat mich abgesehen von Reger bisher nur sein Alkan und sein Godowsky.
AcomA
Stammgast
#9 erstellt: 11. Dez 2004, 20:05
lieber stolte69,

ich meine, dass wir hier verschiedener meinung bleiben werden, denn für mich bleibt hamelin's gesamtaufnahme der medtner-sonaten ein meilenstein in der pianistik ! ich denke, dass hier subjektive komponenten in der urteilsfindung eine erhebliche rolle spielen, und da kann man nichts machen !

gruß, siamak
teleton
Inventar
#10 erstellt: 05. Nov 2007, 12:18
Hallo reflektion,


Hallo,

Ich hab jetzt keinen speziellen Thread über seine Klavierkonzerte gefunden. Die Anzahl der Einspielungen scheint ja ziemlich spärlich zu sein - kann hier jemand etwas empfehlen?
Ich habe sie CD-mäßig nur unter der Brilliant-Classic "Konzert-Gesamtausgabe", die Klangqualität ist jedoch ziemlich dürftig und das Klavier klingt eher an die ersten Gehversuche eines Hammerklaviers als an einen Flügel.


Hier ist der von Dir gesuchte Thread, der schon seit 12/2004 existiert.
Ich hatte damals auf die hervorragende SACD mit Hamelin aufmerksam gemacht.

Meinen Favoriten der Melodiya-Aufnahme mit Eugen List, Moskauer PH, Maxim Schostakowitsch (CBS-LP, RCA-CD) kann diese nur tontechnisch ersetzen, obwohl auch klangtechnisch TOP.

Die dritte Aufnahme mit Bernstein/Previn möchte ich auch nochmal hervorheben, da ich diese gerade nochmal (für 1,-€ bei EBAY ersteigert) habe.
Ich hatte bisher die CBS-CD.
Diese neue von SONY ist wesentlich besser remastert und enthällt zusätzlich eine TOP-Aufnahme des Poulenc: Konzert für 2Klaviere und Orchester. Die CBS-Ausgabe die hervorragende Interpreation vom Cellokonzert Nr.1 mit Rostropowitsch.

Ich muß also beide CD´s behalten.

alte CBS-Ausgabe...neuere SONY-Royals-Ausgabe
Schostakowitsch: Klavierkonzerte Nr.1 und 2
Andre Previn, Klavier (Nr.1), L.Bernstein, Klavier (Nr.2), NewYorker PH, Bernstein
CBS/SONY, Aufnahmen 1959, 1962 ADD
Thomas133
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 05. Nov 2007, 13:15
Hallo teleton,

Danke für deine Empfehlungen - merkwürdig das bei den Ergebnissen der Suchfunktion die Klavierkonzerte nicht aufgelistet wurden.

Ich werde mal bei Hörbeispielen der beiden Erstgenannten hineinhören. Nach deiner Beschreibung klingt es so als könnte die Wahl auf die Eugen List-Aufnahme fallen.
Die Dritte trifft wohl mit Aufnahmedatum 1959 nicht so ganz meinen audiophilen Geschmacksnerv.
(aber gut, du hast sie ja um 1,-€ erworben da kann man auch gerne mal ein paar Abstriche machen )
Ich frage mich aber warum die beiden Konzerte allgemein so sträflich als Einspielungen vernachlässigt werden, schade...

gruß
Thomas
Martin2
Inventar
#12 erstellt: 05. Nov 2007, 18:06
Hallo Thomas,

Wolfgangs Einschätzung der Einspielung Hamelins kann ich nur bestätigen. Ich habe auf CD leider nur die Naxoseinspielung. Die Hamelineinspielung des 2. Klavierkonzerts habe ich mir aber mal aus dem Radio mitgeschnitten und das ist weit besser als Naxos, vor allem im langsamen Satz. Mir hat es sehr gut gefallen.

Gruß Martin
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