Unterhaltsam: Bruckner-Briefe

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Gantz_Graf
Hat sich gelöscht

#1 erstellt: 25. Aug 2006, 14:22

Habt Ihr schon mal Briefe des Anton Bruckner gelesen? Ich lese gerade ein Buch "Gesammelte Briefe - Max Auer (1924). Ich finde sie höchst amüsant, sie geben zudem einen Eindruck, wie viel "Klinkenputzerei" nötig war (u.a. auch die immer wiederkehrende "Bitte um Gewogenheit"). Ein Mittel, das er anwandte war dass er ins Feld führte, dass ja auch wichtige Personen, so eben auch der Meister aller Meister (Wagner) diesem oder jenen Werk gewogen seien...

Bruckner war wohl auch bekannt als jemand, der besonders übertrieben auf Höflichkeitsformeln Wert lag.

Bekannt dazu ist sein Brief an den König Ludwig II. von Bayern, wovon ich mal den ersten und letzten Absatz zitiere:

Eure königliche Majestät! Aufs tiefste ergriffen und im höchsten Gefühl der Freude bitte ich allerunterthänigst, Euere Majestät wolle allergnädigst gestatten, daß ich für die mir durch Allerhöchste Entschließung Euerer königlichen Majestät gewordene Allerhöchste Auszeichnung: die allerunterthänigste Widmung meiner VII. Sinfonie Allergnädigst entgegenzunehmen - Euerer königlichen Majestät meinen ehrfurtsvollsten, im tiefsten Herzen gefühlten Dank zu Füßen legen dürfe!

...und am Ende ...

Gestatten mir Euere Majestät zum Schlusse noch die Allerunterthänigste Bitte Euere königliche Majestät wollen allergnädigst geruhen, auf dem Wege Allerhöchster Entschließung eine Aufführung von meiner Allergnädigst angenommenen Sinfonie, in deren Adagio die Trauermusik zum Andenken an des Meisters Hinscheiden ertönt,vor Euerer königlichen Majestät in königlicher Gnade gestatten zu wollen.
Gott segne! beschütze! und schirme Euere königliche Majestät! In tiefster Erfurcht verharrt
Euerer königlichen Majestät allerunterthänigster Diener
Anton Bruckner.

Ich musste doch sehr schmunzeln...

Die Kriecherei um Wagner, die auch immer wieder durchscheint und wohl üblich war, empfinde ich allerdings als demütigend. Wer ist denn der Wagner, dass da ein Bruckner gebeugt ankroch? Ein Irrtum?

[Beitrag von Gantz_Graf am 25. Aug 2006, 14:28 bearbeitet]

Jazzy
Inventar

#2 erstellt: 25. Aug 2006, 17:46

Hi!
Vielleicht,weil er der Liebling vom bayrischen Kini war?

sound67-again
Gesperrt

#3 erstellt: 25. Aug 2006, 18:24

Ich finde sie höchst amüsant

Zu schade, dass man das von seinen Werken nicht sagen kann...

G-Kiselev
Hat sich gelöscht

#4 erstellt: 25. Aug 2006, 18:27

Naja, wenn man genau hinhört erkennt man schon mal Ironie die an Schostakovitsch erinnert, was natürlich nicht amüsant zu sein braucht.

ph.s.
Inventar

#5 erstellt: 27. Aug 2006, 16:59

Ich lese auch manchmal sehr gerne die Briefe der klassischen Komponisten. Vor allem die von Beethoven. Das holt einen oft wieder auf den Boden der Realität zurück. Man sieht, dass sie auch -mehr oder weniger- normale Menschen waren und lässt sich dann weniger von verherrlichenden Schleiern, die die Wahrheit oft genug verzerren, in die Irre leiten. Und oft besteht ja auch ein Bezug zwischen Musik und Alltagsleben der Künstler.

Gruß,
Philipp