Mein Bericht vom 10. Klavierolymp in Bad Kissingen

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Vom 4. bis zum 10.10.2012 fand der 10. Klavierolymp in Bad Kissingen statt.
Die Teilnehmer kamen dieses Jahr aus vier Ländern: Beatrice Magnani (24), Italien,
Piotr Pawlak (14) und Mischa Kozlowski (23) aus Polen, Da Sol Kim (23) aus Südkorea, Magdalena Müllerperth (20) und Leonard Schlüter (23) aus Deutschland.
Anders als im Jahr 2000, in dem der gerade vierzehnjährige Kit Armstrong den begehrten Preis gewann schaffte es diesmal der Benjamin dieses Wettbewerbes nicht, unter die ersten drei zu kommen. Piotr, auch Gewinner von mathematischen Wettbewerben, spielte Beethovens Pathétique nicht rational mechanisch, sondern mit viel Gefühl. Mit der g-moll-Ballade und dem Andante Spinoto bzw. der Grande Polonaise von Chopin war er in seinem Element. Er spielte fast fehlerfrei, konnte denn die Jury nicht überzeugen. Auch der zweite Pole im Bunde, Misch Kozlowski, schaffte es nicht auf die vorderen Plätze. Die Jury bemängelte, das es bei seinen vorgetragenen Kompositionen von Bach, Beethoven, Liszt, Rachmaninow, Chjopin und Prokofieeff alles zu gleich war: zu laut, zu hart, zu wenig gestaltet. Die Jury mit
Eleonore Bünning (FAZ), Wolfgang Schreiber (SZ), Christian Kröber (Neue Musikzeitung) und Thomas Ahnert (Saale-Zeitung) hatten es nicht einfach zu differenzieren. Zu gleich auf lagen die jungen Talente. Sehr erstaunlich war es, dass es Beatrice Magnai auf den dritten Platz schaffte. Zwar spielte sie eine nicht marinierte Klaviersonate von Mozart in C-dur (KV330), konnte meines Erachtens jedoch nicht mit der Aufführung aller 24 Etüden op.10 und op. 25 von Chopin überzeugen. Sie setzte sich selbst immer wieder unter Druck, und flüchtete vor allem im ersten Teil vor der Herausforderung der Gestaltung der Etüden in Tempo und Lautstärke. Besonders störte ihr Singen beim Spielen. Warum sie dennoch den dritten Platz verliehen bekam, wird Geheimnis der Jury bleiben.

Unangefochten in der Meinung des Publikums setzte sich die vor wenigen Tagen 20 Jahre alt gewordene Pforzheimerin Magdalena Müllerperth durch, wobei die Jury ihr nur einen geteilten Platz mit dem Südkoreaner Da Sol Kim vergab. Müllerperth bewahrte sich eine Distanz und verlor sich nicht in der Musik. Sehr deutlich wurde dies bei Beethovens Pathétique. Hier arbeitet sie ganz klare Strukturen heraus und brachte sich gleichzeitig als Interpretin ein. Besonders bei den vier von Liszts Paganini Etüden (u.a. La Chasse) zeigte die junge Pianistin Genauigkeit und Virtuosität. Den stärksten Klangeindruck hinterließ sie mit der Sonate Nr. von Alban Berg. Den zweiten geteilten Platz erhielt der junge Südkoreaner Da Sol Kim, der seit
2006 in Deutschland studiert (zunächst an der Musikhochschule in Leipzig, dann – bis zu seinem Tod im Juli 2012 – in Hannover bei dem legendären Karl-Heinz Kämmerling. Das trockene Spiel konnte bei Robert Schumanns Arabeske op. 18 und den Kreisleriana op 16 die Jury überzeugen. Auch Kims intensives Ausleuchten der Töne bei Maurice Ravels „Gaspard de la nuit“ wusste zu gefallen. Für den Autor stellt sich die Frage, warum das gleiche Stück – wesentlich genauer gespielt – einen Tag beim jungen Pianisten Leonard Schlüter nicht überzeugen konnte. Meines Erachtens hätte er es verdient, eine der ersten drei Plazierungen zu erhalten. Beethovens Waldsteinsonate wurde perfekt von ihm gespielt. Seine technischen Fähigkeiten konnte er bei Listzt „Reminiscences de Don Juan“ unter Beweis stellen, das nur wenige Pianisten in ihrem Repertoire haben. Er konnte zwar das Publikum, das ihm großen Applaus zuteil kommen ließ, überzeugen, erstaunlicherweise nicht die Jury. Enttäuschend war bei dieser Konzertreihe (7 Konzerte in vier Tagen) die
Zuschauerresonanz: es verirrten sich bei den Einzelkonzerten nur 30 bis 40 Zuhörer in den Rossinisaal. Nur das Abschlusskonzert am Sonntag Abend mit seinen 254 Zuhörern konnte den sechs Teilnehmern einen würdigen Rahmen verleihen.

Mit freundlichem Gruß
Ralf Wilke