Brahms Klavierstücke

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Joachim49
Inventar
#1 erstellt: 11. Apr 2018, 11:05
https://www.youtube.com/watch?v=Ai1kArqSve8

Eine hörenswertes Recital mit hauptsächlich späten Musikstücken von Brahms. Die Hoffnung der Pianistin, Brahms auf CD aufzunehmen, wird wohl nicht so schnell in Erfüllung gehen, da die DECCA erst vor kurzem ähnliches Repertoire mit Volodos eingespielt hat, qualitativ vielleicht konkurrenzlos.
FabianJ
Inventar
#2 erstellt: 15. Apr 2018, 21:59
Mir gefällt das in dem Video gehörte, allerdings kenne ich die Klaviermusik von Brahms kaum, habe also nichts zum Vergleich im Ohr. Ist Frau Lisitsa exklusiv an die Decca gebunden? Falls nicht, könnte Sie die Stücke doch für ein anderes Label einspielen. Für mich scheint es so, als ob Brahms in den letzten Jahren noch populärer geworden ist. Mir kommt es so vor, dass inzwischen bald mehr Alben mit seiner Musik auf den Markt kommen als von der Beethovens, aber vielleicht täusche ich mich da auch. Insofern sind die Chancen, für ein derartiges Projekt ein anderes Label zu finden, vielleicht ja gar nicht so schlecht.
Kreisler_jun.
Inventar
#3 erstellt: 16. Apr 2018, 19:16
Bei Volodos fehlen aber opp. 116 und 119! D.h. ein gemischtes Recital Litsitsas oder auch eine der berühmten Variationen und dann eine Auswahl aus den späten Stücken würde damit nicht kollidieren.

Von Brahms' Klavier solo gibt es sehr viel weniger Einspielungen als von Beethovens Sonaten und berühmten Variationen. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass sich das grundlegend geändert hat.
Erstmal sind es deutlich weniger Werke, dann ist es ein sehr uneinheitliches Oeuvre. Einerseits eine starke Konzentration bei frühen und sehr frühen Werken und dann eben die späten Klavierstücke op.116,117,118,119, die aber alle zusammen nicht mal zwei CDs füllen. Dazwischen dann die Händel- und die Paganini-Variationen und op.76 und 79 (das wieder nur wenige eher kurze Stücke).
Am meisten gespielt werden vermutlich die 3. Sonate op.5, die Balladen op.10, die Händel und die Paganini-Var. (letztere ein eher untypisches, hochvirtuos-brillantes Stück), vielleicht noch die Rhapsodien op.79 und ein paar, aber lange nicht alle der späten Klavierstücke. Die späten Stücke sind zwar großartig, aber größtenteils kurz, eher melancholisch, verhalten, dabei aber kaum je melodisch so eingängig wie z.B. Chopin Nocturnes o.ä.
Nichts davon ist auch nur annähernd so bekannt/populär wie die 5-10 bekanntesten Beethovensonaten.
Steffen_Bühler
Inventar
#4 erstellt: 17. Apr 2018, 07:26
Vielleicht hat die Musikindustrie ja auch politische Bedenken. Aus der Wiki-Seite:

Ein Auftritt Lisitsas beim Toronto Symphony Orchestra wurde wegen politischer Äußerungen kurzfristig aus dem Programm genommen. Der Orchesterpräsident Jeff Melanson begründete die Absage damit, dass das Orchester keine Bühne für „provokative Kommentare“ sei und Lisitsas andauernde Vorwürfe mit zutiefst beleidigender Sprache, die sie über die sozialen Medien verbreite, bereits ihre letzten Auftritte in Toronto überschattet hätten. In der Ukraine erlangte Lisitsa Bekanntheit durch ihr öffentliches Bekenntnis zu den prorussischen Separatisten und ihre kritische Haltung gegenüber der pro-westlichen ukrainischen Regierung.


Ansonsten könnte ich die 119er in Dauerschleife hören, ich hätte nicht gedacht, dass sie relativ unpopulär sind. Dagegen die Balladen, nun ja. Ich glaube, deren Popularität beruht hauptsächlich darauf, dass sie von der Länge her zusammen mit dem ersten Konzert genau eine CD vollmachen.

Viele Grüße
Steffen
Joachim49
Inventar
#5 erstellt: 19. Apr 2018, 16:52
Aber die DECCA hat auch nach diesen Vorwürfen noch neue Aufnahmen mit ihr veröffentlicht, z.B. Klaviermusik von Philipp Glass.
derherristmeinhirte
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 21. Apr 2018, 21:17
Hallo,

mir gefällt sehr die Einspielung der Klavierstücke opp. 116-119 von Anna Gourari. Nicht vom Cover abschrecken lassen!

Kennengelernt habe ich vor vielen Jahren einen Teil dieser Stücke durch Glenn Gould, davon hatte ich die LP. Die kann man sich zwar auch als CD kaufen, aber erstens ist die Tonqualität nun nicht so großartig und zweitens spielt Gould leider von den 20 Stücken nur 8.

Schwieriger ist es bei den Rhapsodien op. 79. Louis Schwizgebel hat sie im Gardner-Museum in Boston aufgeführt, die Aufnahme kann man auf deren Seite
https://www.gardnermuseum.org/experience/music
herunterladen oder hören, aber leider nur in 128 kb/s.

Beim Klavierfestival Ruhr hat er offenbar nur die erste Rhapsodie gespielt, jedenfalls ist nur die auf CD (Vol.35 - Live Recordings 2016 ) bzw. auch einzeln für 1,29 € herunterladbar.

Es mag verrückt klingen, aber nachdem ich Schwizgebel im Ohr habe, kommt mir ausgerechnet Martha Argerich bei den Rhapsodien langweilig vor. Aber da finde ich bestimmt noch meine Lieblingseinspielung. Vielleicht Ragna Schirmer?

Und hat jemand von euch eine Empfehlung bezüglich op. 76?
Joachim49
Inventar
#7 erstellt: 23. Apr 2018, 19:51
jpc.de
Hör dir mal die Aufnahme mit Vinnitskaya an. Das wäre meine Empfehlung für op. 76
Joachim49
Inventar
#8 erstellt: 29. Apr 2018, 21:45
jpc.de
Hier noch eine Einspielung mit Klavierstücken von Brahms. Die 4 Balladen (@ Steffen Bühler: Ich sehe keinen Grund, sie nicht zu mögen), op. 116 und die Klavierbearbeitung des langsamen Satzes aus dem Streichsextett op. 18. Eine in jeder Hinsicht - technisch und interpretatorisch - überzeugende Aufnahme. Wie Anna Vinnitskaya ist auch Kozhukhin ein ehemaliger Gewinner des Brüsseler Königin Elisabeth Wettbewerbs. Wenn die Gewinner so überzeugend Brahms spielen wie hier, dann kann es kaum Zweifel am Juryentscheid geben!
derherristmeinhirte
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 31. Mai 2019, 00:20
Emanuel Ax eröffnete sein Konzert am 14.05. in Bochum mit Brahms' Rhapsodien op. 79, dessen Aufzeichnung heute Abend im WDR3 gesendet wird. (Außerdem u. a. Schumann, Fantasiestücke op. 12)
Hüb'
Moderator
#10 erstellt: 31. Mai 2019, 05:20
Besten Dank für diesen Hinweis!
derherristmeinhirte
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 31. Mai 2019, 11:18
So stand es in meiner "Dampf-Radio", und das Bochumer Konzert scheint auch stattgefunden zu haben.

WDR3 kündigt auf seiner Internetseite für heute Abend zwar Emanuel Ax, aber nicht dieses Konzert an.


Emanuel Ax zum 70. Geburtstag: WDR 3 Konzert gratuliert mit Live-Aufnahmen aus dem WDR Archiv
(...)
Frédéric Chopin:
Nocturne cis-Moll, op. 27 Nr. 1
Franz Schubert:
4 Impromptus. D 935
Ludwig van Beethoven:
Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur, op. 73
Franz Liszt:
Auszug aus "Années de pèlerinage"
Richard Strauss:
Burleske d-Moll
(...)
Aufnahmen aus den Jahren 2006 und 2008
derherristmeinhirte
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 02. Jun 2019, 12:41
Vielleicht klappt es diesmal.

Heute Abend, 21:05 bis 23:00, Deutschlandfunk, Benjamin Grosvenor am 11.07.2018 beim Rheingau Musik Festival

Bach Französische Suite BWV816, Brahms Klavierstücke op. 119, Dean Hommage à Brahms, Ravel Gaspard de la nuit u. a.
derherristmeinhirte
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 02. Jun 2019, 12:53
Sagt mal, wie geht es euch mit den Stücken?

op. 119,3, heiterer und kürzer als die vorausgehenden. Wie ein Tanz, wo der Tänzer ins Stolpern gerät und der Tanzpartnerin auf die Füße tritt.

Ähnlich rythmisch irritierend empfinde ich op. 116,5, eines meiner Lieblingsstücke. Ich stelle mir ein ängstliches Kind auf dem dunklen Dachboden vor. Einen Schritt vor, wieder innehaltend, dann wieder ein Schritt vor.
derherristmeinhirte
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 26. Okt 2020, 22:45
Schade dass hier so wenig los ist!


Das wäre meine Empfehlung für op. 76


Mal Rückmeldung geben: Ich habe inzwischen meine Einspielung des Opus 76 gefunden, mit der ich ziemlich glücklich bin: Nicholas Angelich!

Insgesamt ist seine 10-CD-Brahms-Sammlung eher eine Enttäuschung. Viele Stücke spielt er, naja, eher als wäre er beim Spielen schon eingeschlafen. Auch die Brüder Capucon retten die Sache nicht wirklich, schade. Und opp. 116-120 macht Anna Gourari viel besser, siehe oben.

Aber die acht Klavierstücke op. 76 sind ihm sehr gut gelungen, finde ich. Und auch die Ungarischen Tänze zusammen mit einem Kollegen, leider nur eine Auswahl, sind sehr erfreulich.

Niemand muss dafür 10 CDs kaufen, op. 76 gibt es auf einer Einzel-CD zusammen mit dem 2. Klavierkonzert, und zur Zeit auch preiswert gebraucht.

Im letzten Jahr gab es einen Interpretationsvergleich auf SRF2.
https://www.srf.ch/s...vierstuecke_op76.pdf

Nachhören kann man die Sendung auch, aber nur innerhalb der Schweiz. Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung hören und aufzeichnen ging glücklicherweise auch in Nordostdeutschland.
Hüb'
Moderator
#15 erstellt: 27. Okt 2020, 08:56
Hm, besagte 10-CD-Box habe ich in der letzten Zeit durchgehört und war sehr angetan, insbesondere von Angelichs Solo-Beiträgen.
Die Einspielung der Klavierquartette ist für meinen Empfinden sogar purer Rock&Roll und sehr packend gelungen.

jpc.de
(zur Zeit nur 21,99 EUR bei jpc)

Joachim49
Inventar
#16 erstellt: 29. Okt 2020, 22:50
jpc.de
Glenn Gould und Brahms. Ein Gedanke der für viele gewiss nicht naheliegend ist. Abgesehen von den vier Balladen und den beiden Rhapsodien (op 79) spielt Gould nur die als Intermezzi bezeichneten Stücke aus op. 76 und den op. 116 - 119.
Die Intermezzi wurden schon 1960 aufgenommen, die Balladen 1982 (Goulds letzte Aufnahme?)
Diese beiden Aufnahmen zu hören war faszinierend. Die Balladen spielt er aussergewöhnlich langsam, er legt den Notentext quasi unter ein Vergrösserungsglas. Und trotz (oder wegen?) der langsamen Tempi sind die Balladen unglaublich spannend. Selten bin ich mir des Farbenreichtums dieser Stücke so bewusst geworden.
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