Klaviertrios des 20. und 21. Jahrhunderts

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no-no
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 16. Sep 2014, 09:14

Hörbert (Beitrag #779) schrieb:

Nun ja, Kammermusik war wahrlich nicht Mahlers Domäne, im übrigen wohl einer der Gründe daß ich Mahler zwar als bedeutenden Komponisten sehe aber nicht unbedingt zu seinen uneingeschränkten Bewunderen gehöre.

Mehr als irgendeine Sinfonie von Mahler (inkl. der 9.) erschüttert mich das geniale Klaviertrio von Schostakowitsch !!!
Hörbert
Inventar
#2 erstellt: 16. Sep 2014, 19:33
Hallo!

@no-no

Kennst du die Klaviertrios von Pfitzner und Reger eigentlich?

Würde ich ein Klaviertrio benennen müssen das ich in einen Längeren Urlaub auf Tonträger mitnehmen sollte wäre es wahrscheinlichn Op. 1023 von Reger.

Sicher das Schostakowitsch-Trio hat seine Meriten ebenso wie die Trios von Debussy, Ravel oder Ives aber sie reichen in ihrer Komplexität bei weitem nicht an Regers Trio heran.

Neben den Trios von Brahms und einigen Trios aus der neuen Musik auf die ich jetzt nicht näher eingehen will hat Regers Trio bei mir einen besonderen Stellwert.

Natürlich hat das jezt mit Mahlers Syphonien nicht viel zu tun, aber jeder Komponist betätigt sich dort wo er sich zu Hause fühlt, Mahler hatte wohl mit seinen Symphonien genug zu tun und Kammermusik lag ihm wohl ebensowenig wie Bruckner dessen Kammermusikschaffen ebenfalls sehr spärlich ausgefallen ist oder auch wie bei seinem Kollegen R. Strauß der ja ebenfalls nur ein sehr spärliches Kammermusik-Œuvre hat.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 16. Sep 2014, 20:05 bearbeitet]
no-no
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 17. Sep 2014, 13:01

Hörbert (Beitrag #782) schrieb:
Hallo!

@no-no

Kennst du die Klaviertrios von Pfitzner und Reger eigentlich?

Würde ich ein Klaviertrio benennen müssen das ich in einen Längeren Urlaub auf Tonträger mitnehmen sollte wäre es wahrscheinlichn Op. 1023 von Reger.

Sicher das Schostakowitsch-Trio hat seine Meriten ebenso wie die Trios von Debussy, Ravel oder Ives aber sie reichen in ihrer Komplexität bei weitem nicht an Regers Trio heran.


Hallo Hörbert,

Das Problem mit dem Erschließen neuer Stücke und Komponisten ist für mich oft auch ein Zeitproblem. Ich schaffe es so schon kaum, meinen Musik- und auch anderen Interessen völlig nachzukommen und versuche daher, wenn möglich Schwerpunkte zu setzen.

Bei Pfitzner habe ich allerdings eine grundlegende Blockade (die Erörterung pass allerdings definitiv nicht hierher....). Deine Regerempfehlung werde ich im Auge behalten und vielleicht beherzigen.

Gruß, Stephan
Hüb'
Moderator
#4 erstellt: 17. Sep 2014, 13:06
Pfitzner ist ja für viele, aus außermusikalischen Gründen, ein rotes (eher ein braunes ;)) Tuch.
Seine Kammermusik hat aber, losgelöst vom Problem der Person, absolut ihre Qualitäten.

Martin2
Inventar
#5 erstellt: 17. Sep 2014, 14:39

Hörbert (Beitrag #782) schrieb:
Hallo!

@no-no

Kennst du die Klaviertrios von Pfitzner und Reger eigentlich?



Na ja, vielleicht kennt er sie, aber kennt er sie gut? Reger ist eine schwierige Kiste, sein Streichquartett Opus 74 liebe ich sehr, auch wohl noch Opus 95, aber ich muß zugeben, daß ich Reger über weite Strecken äußerst schwierig finde, weshalb ich mich mit Urteilen über ihn sehr schwer tue. Der Mann ist absolut genial, deshalb vermute ich auch eine große Genialität in Werken, die mir weniger zufliegen, aber dann sage ich auch, der Respekt vor diesem Mann ist bei mir zu groß, um vorschnell zu urteilen, zumal das, was ich von ihm weniger mag, vor allem auch in der Kammermusik, nicht von der Art ist, daß es mich durch Banalität abstößt ( das passiert gelegentlich in Orchesterstücken) , sondern eher dann derart, daß es mich ratlos zurückläßt. Hat jetzt alles nichts mit Mahler zu tun, und außerdem war No-no der Angesprochene, wollte ich aber nur mal los werden. Das Klaviertrio von Pfitzner kenne ich nicht, aber Regers habe ich schon gehört und es ist auf jeden Fall schwere Kost.
Klassikkonsument
Inventar
#6 erstellt: 24. Sep 2014, 12:56
Zu diesem Thema fällt mir spontan das Klaviertrio (1904 / 05, rev. 1911) von Charles Ives (1874 - 1954) ein, das mir in einer Aufnahme des Trios Matisse (aura, 2000) vorliegt:


Aber ich muss zugeben, dass es mich noch ziemlich ratlos zurücklässt. Auf der CD ist es auch gleich mit anderen, wenn auch nicht so bekannten Klaviertrios des 20. Jahrhunderts gekoppelt. Nämlich dem 1993er Gattungsbeitrag von Luis de Pablo (* 1930) und Alessandro Solbiatis (* 1956) Trio von 1987. Muss ich mal wieder hören.

Dann fällt mir noch ein Beispiel ein, das strenggenommen ein Grenzfall ist, nämlich die Bearbeitung eines Werks von 1899. Nämlich die Eduard Steuermannsche (1892-1964) von Arnold Schönbergs (1874 - 1951) Streichsextett Verklärte Nacht. Ich habe diese CD, die auch noch das originäre Klaviertrio (1954) von Steuermann enthält:
jpc.de
(Ravinia Trio, Divox, 1992)


[Beitrag von Klassikkonsument am 24. Sep 2014, 18:10 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#7 erstellt: 24. Sep 2014, 16:13
Leos Janacek hat sein berühmtes erstes Streichquartett Kreutzersonate zunächst als Klaviertrio konzipiert, in den ersten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts bereits. Diese Urfassung lernte ich unlängst kennen:

amazon.de

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 24. Sep 2014, 16:14 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#8 erstellt: 24. Sep 2014, 16:22

Klassikkonsument (Beitrag #6) schrieb:
Zu diesem Thema fällt mir spontan das Klaviertrio (1904 / 05, rev. 1911) von Charles Ives (1874 - 1954) ein, das mir in einer Aufnahme des Trios Matisse (aura, 2000) vorliegt:


Aber ich muss zugeben, dass es mich noch ziemlich ratlos zurücklässt.


Also ich liebe das Klaviertrio von Charlese Ives sehr und kenne es schon seit meiner Jugend, wo ich es auf Schallplatte hatte. Ich habe es in dieser Aufnahme:

amazon.de

Die ist nicht schlecht, der Korngold ist dabei stilistisch angenehm, ohne daß er mir allzuviel sagte, aber vielleicht müßte ich ihn noch mal hören

Gruß
Martin
no-no
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 24. Sep 2014, 16:38
Ich erscheine hier zwar als TO, aber eigentlich nur, weil eine Bemerkung meinerseits in einem anderen Thread zu Mahlers Sinfonie dazu führte, dass dies jetzt als eigenständiges Thema ausgelagert wurde. Ich selber kann dazu nun leider nicht viel beitragen, außer dem erwähnten Schostakowitsch-Trio kenne ich nichts aus dem 20. Jhdt. (zum ans Herz gelegten Reger-Trio bin ich noch nicht gekommen).

Was mir auffällt, ist die Tatsache, dass sich die Wiener Schule um Berg, Schoenberg und Webern gar nicht mit dieser Form befasst hat, obwohl ja damals die Abkehr von der sinfonischen Großform erfolgte und damit die Kammermusik verstärkt in den Vordergrund trat.

Trotzdem gibt es offensichtlich neben den erwähnten Reger, Pfitzner, Ives eine ganze Fülle an Klaviertrios im 20. Jahrhundert, wie man an der interessanten Datenbank des Altenberg-Trios aus Wien erkennen kann. Sie beinhaltet anscheinend alles, was dazu komponiert wurde (nicht nur 20. Jahrhundert):

Klaviertrios von A-Z

Darunter treten allerdings eine Menge Namen zeitgenössischer Komponisten auf, die mir, wie ich gestehen muss, überhaupt nicht geläufig sind.

Eine interessante Einspielung ist gewiss diese, dafür birgt schon der Name Abegg-Trio:
jpc.de

Ich selber kenne sie leider nicht....

Gruß, Stephan
Klassikkonsument
Inventar
#10 erstellt: 24. Sep 2014, 18:08

Martin2 (Beitrag #8) schrieb:
Also ich liebe das Klaviertrio von Charlese Ives sehr und kenne es schon seit meiner Jugend, wo ich es auf Schallplatte hatte.

Wahrscheinlich ist das ein Werk, das sich mir nach einigen Malen Hören doch erschließt. Immerhin schneller als Weberns Klaviervariationen op. 27.


no-no (Beitrag #9) schrieb:
Was mir auffällt, ist die Tatsache, dass sich die Wiener Schule um Berg, Schoenberg und Webern gar nicht mit dieser Form befasst hat, obwohl ja damals die Abkehr von der sinfonischen Großform erfolgte und damit die Kammermusik verstärkt in den Vordergrund trat.

Den von mir erwähnten Steuermann, der allerdings nicht in erster Linie als Komponist in Erscheinung trat, kann man schon zur Schönberg-Schule rechnen.

Ich bin mir gerade nicht ganz sicher. Aber es könnte sein, dass es von Webern oder Schönberg die eine oder andere Bearbeitung von Orchesterwerken für Klaviertrio gibt. Vielleicht Schönbergs Kammersinfonie Nr. 1 op. 9 oder die Lieder eines fahrenden Gesellen von Mahler.


[Beitrag von Klassikkonsument am 24. Sep 2014, 18:12 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#11 erstellt: 24. Sep 2014, 18:58
Hallo!

Das Klaviertrio stand in der Tat nicht im Brennpunkt der kammermusikalischen Aktivitäten der Wiener Schule,um Berg, Schoenberg und Webern, allerdings sieht es dann einige Jahrzehnte später ganz anders aus.

Inzwischen gibt es eine Fülle von Klaviertrios, angefangen bei Boris Blachers Trio über Henzes "Kammersonate" und den Trios von Kagel und Kirchner bis hin zu B.A. Zimmermanns "Présence"

Besonders erwähnenswert finde ich hier z.B. das Klaviertrio von Volker David Kirchner der moderate Postserielle Musik mit Minimal-Anklängen und tradionelleren Strukturen verbindet.

jpc.de

M.E. ein Einsteigerwerk in das neuzeitliche Klaviertrio im besten Sinne.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 24. Sep 2014, 20:56 bearbeitet]
no-no
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 24. Sep 2014, 19:46

Klassikkonsument (Beitrag #10) schrieb:

Den von mir erwähnten Steuermann, der allerdings nicht in erster Linie als Komponist in Erscheinung trat, kann man schon zur Schönberg-Schule rechnen.

Ich bin mir gerade nicht ganz sicher. Aber es könnte sein, dass es von Webern oder Schönberg die eine oder andere Bearbeitung von Orchesterwerken für Klaviertrio gibt. Vielleicht Schönbergs Kammersinfonie Nr. 1 op. 9 oder die Lieder eines fahrenden Gesellen von Mahler.


Ich habe Adornos Gesammelte Schriften komplett auf CD-ROM (aber nicht komplett gelesen ). Da gibt es eine Hommage mit dem Titel "Nach Steuermanns Tod", enthalten in Musikalische Schriften IV (GS Band 17). Dort schreibt er merkwürdigerweise über ihn nur als Interpreten, erwähnt überhaupt keine Kompositionen, sondern schreibt nur:

    Sein Kompositionslehrer sollte Humperdinck werden. Dieser fragte ihn in der ersten Stunde, ob er lernen wollte, auf die Wagnersche oder auf die
    Brahmsische Weise zu schreiben; Steuermann war von der künstlerischen Moral, die aus der Frage sprach, so schockiert, daß er nie wiederkam.
    Busoni machte ihn mit Schönberg bekannt. Er wurde nicht nur dessen Schüler, sondern |sein geistig-musikalisches Dasein entschied sich durch die Beziehung.

    zitiert nach: T.W. Adorno, Nach Steuermanns Tod, GS 17, 312 (Digitale Bibliothek, Band 97, S. 14226)


Die Transkription der Kammersinfonie von Schoenberg soll laut Wikipedia nur für Klavier sein.... aber dort wird ein anderes Klaviertrio erwähnt alsTranskription der Verklärten Nacht:

    Ravinia Trio: Trio für Klavier, Violine und Violoncello (1954), Verklärte Nacht (Transkription für Klaviertrio von Eduard Steuermann; Komposition von Arnold Schönberg), Divox 1992.


Gruß, Stephan
Klassikkonsument
Inventar
#13 erstellt: 24. Sep 2014, 20:54

no-no (Beitrag #12) schrieb:
Die Transkription der Kammersinfonie von Schoenberg soll laut Wikipedia nur für Klavier sein.... aber dort wird ein anderes Klaviertrio erwähnt alsTranskription der Verklärten Nacht:


Ravinia Trio: Trio für Klavier, Violine und Violoncello (1954), Verklärte Nacht (Transkription für Klaviertrio von Eduard Steuermann; Komposition von Arnold Schönberg), Divox 1992.

Hm, irgendwie habe ich da so ein Déjà-vu
Martin2
Inventar
#14 erstellt: 24. Sep 2014, 22:09

Klassikkonsument (Beitrag #10) schrieb:

Martin2 (Beitrag #8) schrieb:
Also ich liebe das Klaviertrio von Charlese Ives sehr und kenne es schon seit meiner Jugend, wo ich es auf Schallplatte hatte.

Wahrscheinlich ist das ein Werk, das sich mir nach einigen Malen Hören doch erschließt. Immerhin schneller als Weberns Klaviervariationen op. 27.



Ich denke das Problem ist der erste Satz. Er erscheint mir, obwohl ich ihn natürlich auch kenne, als eine Art Prolog zum folgenden, stimmungsmäßig diffus, ohne klare Linie. Ich höre ihn dann innerhalb dieses Werkes, wo er auch eine gewisse Funktion hat. Ich denke, wenn man neu zu diesem Werk kommt, hört man dann zunächst einmal diesen ersten Satz und kann mit der Musik wenig anfangen. Also rate ich Dir, den ersten Satz als eine Art Prolog zu betrachten und den eigentlichen Kern in den beiden folgenden Sätzen. Dabei ist nun der zweite Satz teilweise witzig, weil er mit dem Populären spielt, es in moderner, sehr Ivesscher Weise verfremdet. Daraus bezieht er seine Zugkraft. Der Höhepunkt ist aber der - lange - letzte Satz, den man fast wie einen Abgesang im Sinne solcher Abgesänge wie dem letzten Satz von Mahlers 9. sehen kann. Mich bewegt dieser Satz sehr, ich finde ihn emotional sehr anrührend.

Du hast also in diesem Werk drei Sätze, die alle ein völlig unterschiedliches stilistisches Konzept verfolgen, modern der erste, schwierigste, das Populäre verfremdend der zweite, und geradezu "überromantisch" der letzte. Das ist typisch Ives, dessen Werke weniger auf eine stilistische Geschlossenheit zielen, sondern auf eine experimentelle Modernität mit starken Kontrasten.

Vielleicht helfen Dir meine Worte, der Musik ein bißchen näher zu kommen, wobei ich hoffe, daß Du eine gute Aufnahme hast.

Gruß
Martin


[Beitrag von Martin2 am 24. Sep 2014, 22:12 bearbeitet]
Klassikkonsument
Inventar
#15 erstellt: 24. Sep 2014, 23:59

Martin2 (Beitrag #14) schrieb:
Ich denke das Problem ist der erste Satz. Er erscheint mir, obwohl ich ihn natürlich auch kenne, als eine Art Prolog zum folgenden, stimmungsmäßig diffus, ohne klare Linie. Ich höre ihn dann innerhalb dieses Werkes, wo er auch eine gewisse Funktion hat. Ich denke, wenn man neu zu diesem Werk kommt, hört man dann zunächst einmal diesen ersten Satz und kann mit der Musik wenig anfangen.

Ja, ich finde die Beschreibung trifft ganz gut. Die Musik wirkt besonders zu Anfang ziellos und beliebig. Dann verdichtet sie sich etwas, aber sie scheint sich weiterhin nicht so recht festlegen zu wollen. Es ist sicher kein Allegro-Eröffnungssatz, aber auch kein typischer langsamer.
Dazu ist dann der Beginn des zweiten Satzes (TSIAJ: "This Scherzo is a joke") ein ziemlicher Kontrast mit seinen hämmernden Repetitionen. Der collagenmäßige Charakter, der sich dann einstellt, kann zwar gewissermaßen auch als ziellos und beliebig bezeichnet werden. Aber zum einen haben die einzelnen Elemente der Collage doch eine greifbarere Struktur. Und zum anderen hat der Satz einfach auch mehr Drive.


Der Höhepunkt ist aber der - lange - letzte Satz, den man fast wie einen Abgesang im Sinne solcher Abgesänge wie dem letzten Satz von Mahlers 9. sehen kann. Mich bewegt dieser Satz sehr, ich finde ihn emotional sehr anrührend.

Ja, der letzte Satz scheint das Ziel zu sein. Er ist (wahrscheinlich nicht nur in meiner Aufnahme) so lang wie die beiden vorangegangenen zusammen.


Vielleicht helfen Dir meine Worte, der Musik ein bißchen näher zu kommen, wobei ich hoffe, daß Du eine gute Aufnahme hast.

Deine Beschreibung passt auch zu dem, was ich in meiner Aufnahme höre. Aber es mag bessere geben.
no-no
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 25. Sep 2014, 08:30

Klassikkonsument (Beitrag #13) schrieb:

no-no (Beitrag #12) schrieb:
Die Transkription der Kammersinfonie von Schoenberg soll laut Wikipedia nur für Klavier sein.... aber dort wird ein anderes Klaviertrio erwähnt alsTranskription der Verklärten Nacht:


Ravinia Trio: Trio für Klavier, Violine und Violoncello (1954), Verklärte Nacht (Transkription für Klaviertrio von Eduard Steuermann; Komposition von Arnold Schönberg), Divox 1992.

Hm, irgendwie habe ich da so ein Déjà-vu :D


Sorry, da habe ich tatsächlich geschlafen. Si tacuisses....
Martin2
Inventar
#17 erstellt: 25. Sep 2014, 18:41
Hallo Klassikkonsument,

ich denke, Du beschreibst das schon ganz gut. Ich denke nur, Du bist wie ich nicht mehr der Allerjüngste. Als ich die Musik kennen lernte, war ich ein Teenager und Ives neben Brahms, Bruckner und Mahler einer der vier großen Heroen. Ob ich Dir nun die Faszination für Ives Musik, die ich damals hatte und die ich heute vielleicht auch nicht mehr so habe, heute noch vermitteln kann, weiß ich eben nicht. Ich glaube nicht, man ist heute abgeklärter. Trotzdem sage ich einfach mal, laß Dich auf die Musik einfach mal ein und höre sie nicht zu kritisch, wenn man will, kann man jede Musik perfekt finden und ganz sicher auch die von Ives. Mit dieser Inbrunst habe ich sie damals gehört, vielleicht, daß sich etwas von meiner damaligen Begeisterung auf Dich doch überträgt?

Gruß
Martin
Hörbert
Inventar
#18 erstellt: 25. Sep 2014, 19:01
Hallo!

Mit den Klaviertrio von Ives hatte ich eigentlich keine Probleme, es steht ähnlich wie seine Streichquartette halt nicht wirklich in der Tradition der Trios von Beethoven bis Reger/Pfitzner.

Das ist aber z.B. bei dem Trio von Ravel ebenfalls nicht der Fall obwohl dieses Werk im ersten Moment bedeutend konservativer wirkt als das Ives-Trio stellt Ravel auf seine Art die Tradition ebenfalls ein wenig auf den Kopf.

Wirklich konservativ im Sinne der obenerwähnten Traditionen finde ich hingegen das schon erwähnte Trio von Schostakowitsch oder das Trio von Rebecca Clarke um eimal bei den Trios im tonalen Rahmen zu bleiben.
Hier kann man natürlich auch das bekannte Trio Op. 9 von Rachmaninoff einorden, -neben Reger und Pfitzner für mich eigentlich ebenfalls eines der ganz großen tonalen Klaviertrios des 20 Jahrunderts obwohl es ja schon 1893 geschrieben wurde-.

MFG Günther
Martin2
Inventar
#19 erstellt: 25. Sep 2014, 19:40
Hallo Günther,

der Rachmaninov ist schön, sicherlich, aber seit wann gehört 1893 zum 20. Jahrhundert? Nun gut, ich meine, die Abgrenzung aufgrund bloßer kalendarischer Daten ist natürlich sowieso fragwürdig, das ist klar.

Gruß
Martin
Hörbert
Inventar
#20 erstellt: 25. Sep 2014, 20:15
Hallo!

@Martin2

Na ja, natürlich ist das Trio sieben Jahre vor der Jahrhundertwende geschrieben aber die musikalischen Gedanken und die Kompositionstechnischen Gegebenheiten orientieren sich nur selten an Jahreszahlen.

Das Trio wirkt eigentlich mindestens so "modern" wie viele späteren Werke die am Anfang des 20. Jahrhunderts geschrieben wurden, -hier möchte ich stellvetretend für diese Werksgruppe nur einmal das zweite Klaviertrio von Arthur Foote von 1908 nennen das wesentlich altbackener daherkommt als Rachmaninov´s Op.9-.

Als Einstieg zu den Klaviertrios des 20 Jahrhunderts würde ich es ebenfalls eher empfehlen als z.B. das Trio von Ives oder Ravel. Es ebnet quasi den Weg zu Werken wie Regers Trio oder auch zu dem von Pfitzner der ja m.E. immer noch Kammermusikalisch unterbewertet wird und das aus völlig aussermusikalischen Gründen.( -Würde man z.B. bei Carl Orff, Werner Egk oder selbst bei Wagner die selben strengen Maßstäbe der heutigen Political correctness anlegen wie man das bei Pfitzner tut hätten wir ein gewaltiges Loch in der Musikrezeption-.)

Ives würde ich eher als Einstieg in die Welt der stark erweiterten Tonalität wenn nicht gar der Atonalität sehen obwohl sein Trio diesbezüglich eher harmlos ist.

MFG Günther
Klassikkonsument
Inventar
#21 erstellt: 26. Sep 2014, 01:04
Ist zwar nur ein erster Eindruck. Aber das Werk ist ja auch noch nicht so bekannt, so dass er nicht im "Was hört ihr gerade jetzt?"-Thread zu versacken braucht:

jpc.de

Eduard Steuermann (1892 - 1964): Klaviertrio (1954)

Ravinia Trio (Rainer Schmidt - geigt der nicht auch beim Hagen Quartett?, Peter Hörr - Cello, Saiko Sasaki - Klavier), Divox - 1992.

Das Vokabular geht bis zu dem, was man von Schönbergs Streichtrio kennt. Es ist aber nicht von solchen abrupten Pausen durchsetzt, sondern hat größere Bögen im traditionellen Sinn und wirkt nicht so existenziell gespannt. Ein bisschen erinnert es mich auch an Debussys Violinsonate. Harmonisch betrachtet wirkt es auch meistens nicht so krass dissonant, sondern eher "tonal unentscheiden".
Der Booklet-Text von Volker Rülke verrät, dass das Werk zwar zwölftönig komponiert ist, aber etwa das "Oktaven-Verbot und das Verbot der der Wiederholung eines Reihentones vor dem vollständigen Ablauf der Reihe" nicht beachtet wurden.

Dieses Trio wirkt auf mich trotz gelegentlicher expressionistischer Ausbrüche insgesamt relativ beiläufig und unprätentiös. Noch weiß ich nicht, was ich davon halten soll.
op111
Moderator
#22 erstellt: 26. Sep 2014, 10:15

Klassikkonsument (Beitrag #21) schrieb:
Ravinia Trio (Rainer Schmidt - geigt der nicht auch beim Hagen Quartett?, Peter Hörr - Cello, Saiko Sasaki - Klavier), Divox - 1992.

Rainer Schmidt hat das Ravinia Trio gegründet und spielt im Hagen Quartett die 2. Violine.
Diese CD habe ich schon lange auf meiner Einkaufsliste aber merkwürdigerweise noch nicht bestellt.
Hörbert
Inventar
#23 erstellt: 28. Sep 2014, 18:04
Hallo!

Hier noch drei recht bemerkenswerte Trios von denen aber leider nur eines aus dem 20. Jahrhundert stammt. (1985) die anderen beiden sind schon dem 21. Jahrhundert zuzuordnen.

jpc.de

Die Musiksprache ist recht eigenwillig, postmoderne Strukturen treffen auf altbekanntes in einem neuen Gewand.

MFG Günther
Klassikkonsument
Inventar
#24 erstellt: 28. Sep 2014, 19:16

Hörbert (Beitrag #23) schrieb:
von denen aber leider nur eines aus dem 20. Jahrhundert stammt. (1985) die anderen beiden sind schon dem 21. Jahrhundert zuzuordnen.

Vielleicht sollte man den Threadtitel zu "Klaviertrios des 20. Jahrhunderts und die besten von heute" erweitern
op111
Moderator
#25 erstellt: 29. Sep 2014, 09:06
Schaust du bitte: " Klaviertrios des 20. und 21. Jahrhunderts"
Hörbert
Inventar
#26 erstellt: 03. Okt 2014, 08:57
Hallo!

Weitere neuere Klaviertrios von Holmboe, Nordentoft, Norgard, Nyvang, Koppel gibt es in dieser Box:

jpc.de

Die gerade einmal für 12,99€ bei JPC zu haben ist.

Hier hat mich vor allem Per Norgards Trio besonders angesprochen.

MFG Günther
Hörbert
Inventar
#27 erstellt: 11. Okt 2014, 18:56
Hallo!

Mittlerweile habe ich mir Steuermanns Klaviertrio zugelegt da mich die Besprechung von Klassikkonsument doch neugierig gemacht wurde und ich habe es nicht bereut.

Die freie Handhabung der 12-Ton--Technik erinnert ein wenig an ähnliche Techniken von Egon Wellesz (z.B. sein Violinkonzert) und an die Spätwerke von Günter Raphael stellt aber durchaus etwas eigenständiges dar.

Schönbergs Streichtrio kam mir dabei allerdings weniger in den Sinn, -vermutlich wegen dem gänzlichn anderen Musikmaterial das Steuermann verweendet hat.

Das Trio ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

Ich werde es aber noch einige male hören müssen um mir ein endgültiges Bild davon zu machen so auf´s erste Anhören wird wohl kaum jemand die gesamte Struktur erfassen und alle Feinheiten bemerken können.

MFG Günther
Klassikkonsument
Inventar
#28 erstellt: 12. Okt 2014, 12:49

Hörbert (Beitrag #27) schrieb:
Schönbergs Streichtrio kam mir dabei allerdings weniger in den Sinn, -vermutlich wegen dem gänzlichn anderen Musikmaterial das Steuermann verweendet hat.

Das ist natürlich auch ein Beispiel für subjektive Prägung des Hörens. Schönbergs op. 45 ist einer meiner absoluten Favoriten. Und da ich in der Musik ab den 40er / 50er Jahren noch nicht so zuhause bin, ist dieses Stück sozusagen ein Schablone, durch die ich modernere Musik höre. Objektiv ist das sicher eine mangelhafte Sichtweise, aber so tastet man sich nunmal an das heran, was man noch nicht kennt.

Aber bei dem, was die Streicher in Steuermanns Trio manchmal so spielen, hatte ich schon den Eindruck, dass das auf ungewöhnlichere Anweisungen zurückgeht wie man sie im Schönberg findet.

Insgesamt kommt der Steuermann aber nicht so extrem daher und hat einen ganz anderen Charakter.
Hörbert
Inventar
#29 erstellt: 18. Okt 2014, 17:42
Hallo!

So ich habe inzwischen das Steuermann-Trio einige male gehört, ganz am Anfang des ersten Satzes gibt es schon einige Paralellen zu Schönbergs Streichtrio, allerdings nicht im Klavierpart, hier scheint mir Steuermann eher etwas von Weberns Variationen op. 27 inspiriert worden zu sein die ihm ja auch gewidmed waren.

Spätestens aber im zweiten Satz des Werkes kann man aber eher eine Anlehnung an den Ausdruck älterer Schönberg-Werke wie den Pierrot lunaire, op. 21 oder die Serenade, Op.24 erahnen, zudem glaube ich aus dem Violinpart ein Zitat aus Bergs Violinkonzert vernommen zu haben aber das kann täuschen, -jeder weiß das man hier schnell mal auf den Leim gehen kann-, Sicher bin ich mir also nicht.

Dessenungeachtet ist das Trio ein durchaus eigenständiges Werk und die Anlehnungen und vermeintlichen Zitate sprengen hier nicht den Rahmen des üblichen das in einer solchen Komopnistenschule usus ist, das Trio steht also zwar in der Schönberg-Tradition ist aber original Steuermann.

Ein recht ansprechendes Werk das seinen festen Platz in meiner Trio-Sammlung schon gefunden hat und zumindestens in nächster Zeit auch öfter im Player landen wird.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 18. Okt 2014, 17:43 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#30 erstellt: 07. Nov 2014, 18:43
Hallo!

Heute wieder einmal gehört:

jpc.de

E.W. Korngolds Piano-Trio Op. 1. Obwohl ein Erstlingswerk mit Anklängen an R. Strauss sowie Reger und Brahms stellt das 1910 in Wien uraufgeführte Trio durchaus ein Beachtenswerter Beitrag zur Trioliteratur des 20. Jahrhunderts dar. Zwar ist das Werk des 13 Jährigen Korngold lange nicht so tiefgründig wir die Trios von Brahms, Reger oder Pfitzner aber es beinhaltet gewisse musikalische Qualitäten die auch die späteren Korngold-Werke auszeichnen.

MFG Günther
michelx
Ist häufiger hier
#31 erstellt: 15. Nov 2014, 18:35
Johanna Doderer, The Piano Trios

jpc.de

Ich habe diese CD heute neu auf die Ohren bekommen. Sie erinnert mich nicht so sehr an das, was ich mit "Neuer Musik" verbinde, als vielmehr an RIO/Avant Prog, wie etwa von Aranis oder Rational Diet.
Hörbert
Inventar
#32 erstellt: 16. Nov 2014, 14:43
Hallo!

Ein ganz nettes postserielles Trio mit leichten anklängen an Schönbergs alte Zwölftontechnik hat auch Alexander Goehr geschrieben, -zu finden auf dieser CD:

jpc.de

Jedenfalls für meine Ohren eine gefällige aber nicht ganz unkomplizierte Musik.

MFG Günther
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