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Celibidache-Genie oder Scharlatan?

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Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 19. Feb 2004, 01:24
Hallo Forianer,

Themen kann man planen, manchmal kommen sie aber von selbst.
Eigentlich sollte ja nicht täglich ein neuer Dirigent
als Thema kommen, aber diesmal hat es sich eben so ergeben.

Es begann im Thread "Lieblingsdirigenten", wo über Wert und Unwert Sergiu Celibidaches diskutiert wurde
und dann gab es ein paar "Sager"

Beispiel:

Ich könnte jetzt lapidar sagen, weil die CDs interpretatorisch grottenschlecht sind, aber das ist wenig hilfreich.

(mit einem beschwichtigenden Smily dahinter !!!)
oder:

Mit Celibidache hat München ein Genie verloren. Levine war da auf keinen Fall ein würdiger Nachfolger


So einen Thread konnte man sich natürlich nicht entgehen
lassen, der kann spannend werden.

Persönlich glaube ich daß, Celi (als sein Befürworter darf ich ihn wohl so nennen ??) weder Genie noch Scharlatan war,
sondern ein harter Arbeiter, dem man einst über mitgespielt hat. (statt wie erwartet, bekam Karajan die Nachfolge Furtwänglers bei den Berliner Philharmonikern)
Sein Leben lang hat er (IMO) eigentlich zweitklassige Orchester dirigiert, aber aus den "seinen Münchnern" hat er
durch eiserne Disziplin ein erstklassiges gemacht (man höre nur auf die Bläser)
Er war schwierig, aber das waren andere Dirigenten schließlich auch (Klemperer,Böhm,Karajan,Szell,Walter).

Was IMO zählt, ist daß er Eigencharakter hatte, er war
eine "Persönlichkeit" wie geschaffen zum Plattenstar---
und gerade er hat sich der Schallplatte verweigert.

War alles großartig was er aufgenommen hat?
Sicher nicht. Aber wer könnte das sons schon von sich
behaupten? Dennoch gibt es da ettliches was ich in meiner
Sammlung als Bereicherung empfinde. Selbst wenn man
mit manchen Detais nicht ganz einverstanden ist, so
ist doch das meiste interessant.
Meine positive Beurteilung beruht lediglich auf der
Kenntnis der meisten seiner Münchner Mitschnitte, die anderen kenne ich (noch) nicht.

Er polarisierte gleichermaßen Kritiker und Publikum,
und war durch seine "Sager" oft in den Schlagzeilen.
Ungeachtet dessen, oder vielleicht gerade deshalb, ist ihm ein Platz in der Interpretationsgeschichte sicher.

Wie immer:
Wer von euch hat welche CDs, oder hat eines oder mehrere
seiner Konzerte live erlebt ?
Wie beurteilt Ihr ihn ?

Grüße aus Wien
(über deren Philharmoniker C nichts Gutes sagte )
Alfred
Rocki
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 19. Feb 2004, 02:04
Leider habe ich den Meister nicht live erlebt.
Auf jeden Fall hat er hervorragend Musik gemacht. Unter Orchestermusikern war er sicherlich ebenso vergöttert wie persönlich gefürchtet und gehaßt. Die Perfektion, die er seinen Leuten und sich selbst abverlangte, machte ihn zu einem der besten Dirigenten im technischen Sinne. Seine Auffassung von Musikreproduktion als schöpferischem Akt und immer wieder erneut einmaligem Ereignis machte ihn zu einem der interessantesten Dirigenten im musikalischen Sinne. Denn in der heutigen Zeit, in der fast alle Orchester gleich klingen und auch das Dirigieren zum Gegenstand der Wissenschaft geworden ist, ruft uns Celis Haltung alle der Kunst innewohnende Mystik und Irrationalität ins Gedächtnis.

Für mich persönlich faszinierend sind stets die extrem langsamen Tempi in vielen Stücken. Zwar war ich zunächst sehr skeptisch, jedoch stets hinterher begeistert, wenn auf einmal Dinge hörbar waren, die ich niemals zuvor bewußt gehört hatte. (z.B. bei dem Radio-Bremen-Mitschnitt der 5. Tschaikowsky aus der 'Glocke' in Bremen) Allein wegen dieses 'objektiven' Erkenntnisgewinnns bin ich pro-Celi eingestellt, wenn ich manchmal auch so meine Bedenken mit der Werktreue habe.

Die 'neu erschienenen' CDs auf DG kenne ich alle nicht. Ich habe jedoch vor ein paar Jahren eine Schallplatte erstanden, die m. E. noch nicht auf CD erschienen ist. (Decca, London Philharmonic unter Celi mit der 5. Tschaikowsky; ich glaube von 1966). Im Nachhinein läßt sich da Vieles erahnen, was später bei den Münchnern kommen sollte.
cr
Inventar
#3 erstellt: 19. Feb 2004, 03:41
Ich habe ihn nie live erlebt, aber ich habe alle Bruckner mit Celi (ferner fast alle Bruckner mit Solti, 7+8 mit Giulini, 4 mit Muti, 3 mit Inbal, 4+6+8+9 mit Jochum, 4 mit Harnoncourt, 9 mit Karajan).
Sie sind etwas langatmig, aber nicht so, dass es mich stören würde.
Oliver67
Inventar
#4 erstellt: 19. Feb 2004, 19:19
@ Alfred

Ich korrigiere mich hiermit: nicht "Genie" sondern "Dirigentengenie". Womit ich nicht sagen will, daß ihm etwas in den Schoß gefallen ist, sondern auf die Qualität abziele.

Bruckner unter Celibidache ist (für mich) ein Erlebnis ganz besonderer Güte. Deshalb habe ich auch nur eine Gesamteinspielung der Bruckner-Symphonien. Zugegeben Celibidache zelebriert eine extreme (auch extrem langsame) Interpretation, der Bruckner-Symphonien.

Live habe ich Celibidache leider nur zwei Mal erlebt. Leider im Gasteig (diesen Saal finde nur schrecklich - akustisch sowieso - aber auch diese extrem steile Bestuhlung - man fühlt sich wie in einem Audimax - und die abstoßende Optik!). Trotzdem kam ein Zauber herüber. Ehrfurcht meinerseits vor dem "Genie"? Ich weiß es nicht, aber es war ganz was anderes als sonstige Konzerte.

Oliver
op111
Moderator
#5 erstellt: 06. Apr 2004, 17:19
Thomas schrieb:
Nich ein Nachtrag zum Thema "Celi".

In der vergangenen Woche habe ich einige Tage mit einem Musiker verbracht, der damals das berühmte Gastspiel Celibidaces bei den Berliner Philharmonikern als Orchestermitglied (Bratschist) selbst miterlebt hat.

Seine Kommentare lassen tief blicken: Sowohl von der Art Celibidaces (Auftreten eines verbitterten alten Mannes, schmieriges Äußeres mit Goldkettchen und Pomade im Haar; das Kettchen legte er übrigens während des Dirigierens nicht ab, so dass man an leisen Stellen immernoch noch sein "Glockenspiel" hören konnte - oh Mann!) als auch von seiner Art zu dirigieren ("so langsam, da ist kein Bratschenbogen lang genug" ) waren die Musiker regelrecht "angeekelt" und machten nur gute Miene zum schlechten Musikmachen.

Das deckt sich mit dem, was man von anderen Orchestermusikern (Musiker sind alle Klatschbasen ) über ihn gehört hat.


Hallo Thomas,
danke für die Insider-Anekdote.
man muß Celibidaches besonderes Verhältnis zu Berlin beachten, wo ihm ziemlich übel mitgespielt wurde.
Nach dem Krieg war der gänzlich unerfahrene Dirigent plötzlich nach dem Tod von Leo Borchard Chef der Berliner Philharmoniker. 1952 wurde er kurzerhand durch den entnazifizierten Furtwängler abgelöst, nach dessen Tod wurde kurzerhand der smarte Karrierist Karajan Chef.

Aufnahmen aus jener Zeit zeigen Celibidache manieriert als Über-Furtwängler.
Der Wandel zur meditativen Spannungslosigkeit kam erst später (als Reaktion auf den Bruch mit Berlin?).
Eine Aufnahme der Live-Übertragung jenes Konzertes (7. Bruckner in Zeitlupe) habe ich auch noch.
Die werd ich mir bei Gelegenheit noch mal anhören.
Gruß
Franz
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 06. Apr 2004, 18:07
Ist dieser Tread ein Spätzünder ?
Über Celibidache wurde ja in diesem Forum bereits vielerorts geschrieben, nur nicht hier

Dac Celibidache bei den Münchnern nicht exorbitant beliebt war, ist ja nicht mal mehr ein "offenes Geheimnis, nein ich glaube man kann sagen, das ist allgemein bekannt.
Dennoch verdankt dieses Orchester diesem Dirigenten unendlich viel (auch in Anbetracht der sicher zu dreiviertel zutreffenden Aussage: Der Dirigent macht die Qualität des Orchesters.)
Er schaffte es, das Orchester ins Gerede zu bringen, oder positiver ausgedrückt er machte aus einem zweitklassigen Orchester ein (fast) erstklassiges.
Seine Aussagen, man könne seine Musik nicht über Tonträger vermitteln, lassen etliche Auslegungen zu.
Als er starb erwarb ich probeweise die 4. und 5 Beethoven.
Beim Abhören (via Kopfhörer) hatte ich folgenden subjektiven Eindruck:
Dieser Mann schert sich nicht um "Zeitgeist", er ist stur und unbeirrbar, er hat´einen eigenen Willen und er hypnotisiert Publikum und Orchester gleichermaßen.
Man spürt das mehr, als daß man es hört, andererseits ist es für sensible (wems besser gefällt, der möge sagen überspannte) Menschen durchaus erlebbar.
Für die Mehrheit der CD-hörer dürfe sich diese Faszination jedoch nicht übertragen, und das dürfte er auch gewusst haben.
(Wer sich darunter nichts vorstellen kann: Kennt ihr sie auch, jene Menschen, die ganze Parties in ihren Bann ziehen, deren Faszination sich keiner entziehen kann???
Sind sie aber gegangen, dann bleibt ein schaler Nachgeschmack, und niemand kann erklären, warum die so faszinieren konnten)

Schlecht dürfte er nicht Musik gemacht haben, weil sonst wäre es ja kein solches Problem einen ädiquaten Nachfolger zu finden.

Von wegen angeekelt. Diese Musiker dürfen noch nicht viel unter Weltklassedirigenten gespielt haben.
Was haltet ihr von einem Thread:
"Die großen Ekel - Dirigenten ,Raunzer und Diktatoren" ??
Gibts da genug Material ? Ich glaube schon

Gruß aus Wien
Alfred
sound67
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 06. Apr 2004, 18:35


Aufnahmen aus jener Zeit zeigen Celibidache manieriert als Über-Furtwängler.
Der Wandel zur meditativen Spannungslosigkeit kam erst später (als Reaktion auf den Bruch mit Berlin?).


Nachtrag: Es handelte sich bei dem Konzert in Berlin natürlich um sein "Comeback" dort, nicht um seine "frühen" Erlebnisse. Von den Leuten waren bestimmt kaum noch Musiker im Orchester, als Celi kurz zu den Berliner zurückfand.

Gruß, Thomas
Oliver67
Inventar
#8 erstellt: 06. Apr 2004, 18:35

Schlecht dürfte er nicht Musik gemacht haben, weil sonst wäre es ja kein solches Problem einen ädiquaten Nachfolger zu finden.


Hallo Alfred,

das ist ein überlegenswerter Satz.

Viele Künstler werden zu Über-Stars , ja Halbgöttern. Doch nach Ihrem Ableben spricht man nicht mehr über sie, sie geraten schnell in Vegessenheit. Andere, zu Lebzeiten umstritten, werden nach Ihrem Tod im Laufe der Zeit immer bedeutender, gewinnen mehr Einfluß und Anhänger, hinterlassen eine Leere die nur schwer gefüllt werden kann.

Ob das ein Indikator für wirkliche Größe ist?

Oliver
sound67
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 06. Apr 2004, 18:56

Dieser Mann schert sich nicht um "Zeitgeist", er ist stur und unbeirrbar, er hat´einen eigenen Willen und er hypnotisiert Publikum und Orchester gleichermaßen.


Genau. Bis die Musiker UND das Publikum eingeschlafen sind.


Man spürt das mehr, als daß man es hört, andererseits ist es für sensible (wems besser gefällt, der möge sagen überspannte) Menschen durchaus erlebbar.
Für die Mehrheit der CD-hörer dürfe sich diese Faszination jedoch nicht übertragen, und das dürfte er auch gewusst haben.


Verstehe. Man muss also "sensibel" sein, wenn man Celi verstehen will. Na, da kann man ja von Glück sagen, wenn die Mehrheit der Zuhörer unsensibel sind.


Von wegen angeekelt. Diese Musiker dürfen noch nicht viel unter Weltklassedirigenten gespielt haben.


Stimmt. Die Berliner Philharmoniker spielen nur mit Kapellmeistern von Kurorchestern.

Ein Diktator wie Karajan war eine Sache - ein pomadetriefender Schlamperer ist eine andere.

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 06. Apr 2004, 18:57 bearbeitet]
Oliver67
Inventar
#10 erstellt: 06. Apr 2004, 19:50
Celi ließ extrem langsam spielen, das ist war.

Schlampig? Konnte ich noch nicht feststellen.

Eingeschlafen? Nie, ich schliefe vielleicht bei Bernstein ein oder beim späten Karajan, aber nicht bei Celi.

Celi spielte nicht für die Mehrheit, das stimmt! Dafür war Karajan zuständig: Schönklang, und immer mal ein "RUMMS" für die Seele, sozusagen Pop! Nein, das war nicht Celis Ding.

Das Zitat mit angeekelt, Goldkettchen, schmierig, etc. sagt viel über den Bratschisten aus (so er richtig zitiert wurde) wenig über Celi.

Oliver
sound67
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 06. Apr 2004, 19:56

Das Zitat mit angeekelt, Goldkettchen, schmierig, etc. sagt viel über den Bratschisten aus (so er richtig zitiert wurde) wenig über Celi.


Klar, denn Du kanntest Ihn persönlich.

Und wie ich bereits gesagt habe: Andere Musiker, die unter ihm "dienen" mussten, waren auch nicht gerade begeistert - und zwar WEDER über sein Auftreten noch über seine "Interpretationen".

Aber richtig: Er war nur ein Dirigent für "die wenigen", erleuchteten.

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 06. Apr 2004, 20:00 bearbeitet]
Oliver67
Inventar
#12 erstellt: 06. Apr 2004, 20:08
Zwischen "ich war nicht begeistert" oder "von dem halte ich nichts, ich habe nur ungern unter ihm gepielt" etc. und einem unter der Gürtellinie treten

(ich trage keine Goldkettchen, aber Goldkettchen eklig - das ist lächerlich

Pomade/Gel im Haar haben viele Leute Jugendliche und Alte, eeklig, nein hip heisst das heute

schmierig - hat er gestunken? War er nicht gewaschen? geistig war er auf jeden Fall nicht schmierig sondern kantig)


ist ein himmelweiter Unterschied. Solche Bezeichnungen sprechen, da wiederhole ich mich zur Verdeutlichung, gegen den Aussagenden. Solche Worte erwarte ich vielleicht in einer Gesellschaft Bohlen oder Kübelböck, aber bei den Berliner Philharmonikern sollte die Kultur sich doch nicht nur auf's Bratschespielen können beschränken?

Vielleicht bin ich altmodisch Nun dann stehe ich dazu.

Oliver

P.S. Nein, leider habe ich ihn nicht persönlich gekannt
sound67
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 06. Apr 2004, 20:14

Solche Worte erwarte ich vielleicht in einer Gesellschaft Bohlen oder Kübelböck, aber bei den Berliner Philharmonikern sollte die Kultur sich doch nicht nur auf's Bratschespielen können beschränken?


Du scheinst nicht viele Musiker zu kennen.

Gruß, Thomas
Oliver67
Inventar
#14 erstellt: 06. Apr 2004, 20:22
Nein, nur einige im Jazz-Bereich. Beim gepflegten Bier hinterher geht es auch sonst gepflegt zu.

Oliver
sound67
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 06. Apr 2004, 20:26

Nein, nur einige im Jazz-Bereich. Beim gepflegten Bier hinterher geht es auch sonst gepflegt zu.


Die Musiker, die mit der filigranen hohen Kunst u tun haben, lieben es oft im wirklichen Leben eher deftig.

Wie schon Reinhard May textete: "Habt erbarmen, Musikanten sind in der Stadt."

Noch etwas zu Celi: Interessant fand ich eine Aufführung von Werken von Debussy und Ravel, die in Köln für den WDR auch aufgezeichnet wurde. Impressionisms lässt sich, im Gegensatz zu Brahms und Bruckner, nicht bis nach Finnland dehnen - und so musste Celi hier "normal" bleiben. Das Ergebnis war eine undifferenzierte, buchstabierte Musik ohne jeden Spannungsbogen.

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 06. Apr 2004, 20:28 bearbeitet]
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 06. Apr 2004, 22:15
So jetzt hab ich ja lange geschwiegen, das Thema welchen Stellenwert Celibidache in der Interpretationsgeschichte einnehmen wird, ist zwar interessant, beantworten können wir von hier aus die Frage jedoch nicht.

Die Phrase vom Goldkettchen und der schmierigen Pomade im Haar, klingt doch stilistisch ein wenig nach Groschenroman, mit Verlaub gesagt , oder nach Blödzeitung....

BTW: Hört man die Pomade auch auf der CD, oder hat die EMI das gnädigerweise weggefiltert ???


Verstehe. Man muss also "sensibel" sein, wenn man Celi verstehen will. Na, da kann man ja von Glück sagen, wenn die Mehrheit der Zuhörer unsensibel sind
.

Ja, das ist sicher ein Glück für viele, daß die Mehrheit der Zuhörer unsensibel ist, weil sonst würde von etlichen CD-Neuerscheinungen nicht mal ein Exemplar verkauft werden.

Sensibilität schadet nie, wer nicht sensibel ist. ist im besser für den Fußballplatz geeignet, als fürs Konzert.
Natürlich sitzen in den Orchestern viele "Unsensible", wären sie sensibel, härren sie vielleich eine Karriere als Solist geschafft, verallgemeinern darf man sowas jedoch nicht.

Aber um beim Thema zu bleiben:
Ich sehe in mir keinen "Jünger Celibidaches" der die Fahne hochhält, aber ich halte ihn für eine interessante Aternative zum Einheitsbrei jener Dirigenten, die aus Klassischen Werken auf jeden Fall Pop-Musik machen wollen und unbedingt um jeden Preis der "Jugend" (wie immer man das definiert) gefallen wollen.
Eingeschlafen bin ich bei seinen Platten (CDs) jedoch nie.
Und ich glaube daß ihn in Wien* mehr Leute schätzen als beispielsweise Nagano, von dem man hier allenfalls den Namen kennt


Wie schon Reinhard May textete: "Habt erbarmen, Musikanten sind in der Stadt."


Er meinte das alldings ironisch......
(ich kenne meinen Mey..... )

Gruß
aus Wien Alfred



*
Ich erwähne Wien deshalb immer als "bedeutend" weil hier der Anteil am Klassikmarkt über 10%, manche sagen über 12% ist.
Im Vergleich dazu ist er üblicherweise bei etwa 3-5%, London 2,6% , NewYork noch niedriger........


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 06. Apr 2004, 22:21 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 06. Apr 2004, 23:19



Wie schon Reinhard May textete: "Habt erbarmen, Musikanten sind in der Stadt."


Er meinte das alldings ironisch......
(ich kenne meinen Mey..... )


Und ich ebenfalls.

Und in Wien ist ja so vieles populär, das einzig der Vergangenheit zugewandt ist.

Gruß, Thomas
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 06. Apr 2004, 23:38

Und in Wien ist ja so vieles populär, das einzig der Vergangenheit zugewandt ist.


Ja.

Und das Schlimme ist: Wir sind auch noch stolz darauf !

Gruß

Alfred
op111
Moderator
#19 erstellt: 09. Apr 2004, 12:52
drbobo schrieb:
Hallo Thomas
zu deiner Celi - Bemerkung kann ich nur sagen, dass meine sicher sehr subjektive Einschätzung lediglich aufgrund von eigenen Konzerteindrücken entstanden ist und sich "lediglich" auf den musikalischen Aspekt bezieht.
Ob jemand ein "schmieriges Äusseres" hat ist für mich nicht hörrelevant,
Nichts für ungut, aber Argumentationen auf diesem Niveau sind für mich nicht akzeptabel.


Hallo zusammen,
na so eng sehe ich das nicht. Der persönliche Eindruck gehört halt zur Anekdote und
Argumente die Musik betreffend werden nicht daraus abgeleitet.
Ich glaube auch kaum, daß sich ein kritischer erwachsener Hörer dadurch in seinem Urteil wesentlich beeinflussen ließe.
Über Marotten anderer Stars wurde oft genug viel heftiger gelästert:
z.B. Glenn Gould: der wacklige Stuhl, das Mitsingen, die ungleichen Sockenpaare, kann noch nicht mal seinen Namen richtig schreiben etc.
.
Interessant und aufschlußreich für mich an der Anekdote ist nur der Umgang mit dem Werk, daß Celibidache auf die instrumentalen Möglichkeiten wenig Rücksicht genommen zu haben scheint.
So ein nahezu unspielbares Zeitlupentempo hätte Bruckner bestimmt nicht beabsichtigt.

Gruß
Franz
sound67
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 09. Apr 2004, 15:32

Und das Schlimme ist: Wir sind auch noch stolz darauf !


Das ist wirklich das Schlimmste.

Aber, nein, es gibt ja noch Schlimmeres: Salzburg.

Gruß, Thomas
op111
Moderator
#21 erstellt: 10. Apr 2004, 09:32
Hallo zusammen,

Pomade oder Goldkettchen, die Diskussion darüber erscheint mir müßig.
Was bei dieser Diskussion über Celibidache bis jetzt immer zu kurz gekommen ist, ist die Frage, wie kam er zu seinen skurrilen Auffassungen.
Die üblen Vorgänge im Berlin der Nachkriegszeit müssen für Celibidaches weitere Entwicklung prägend gewesen sein. In der Folge hat er sich der industriellen Vermarktung entzogen und ist in eine radikale Gegenposition zu Karajan gegangen. Karajans Fülle an LP/CD-Veröffentlichungen stehen bei Celibidache gerade mal 3 offizielle Aufnahmen gegenüber, Tschaikowskys 5., Prokofjews 1. und das Violinkonzert von Mendelssohn.
Ab den 60ern hat er sich der Schallplatte komplett verweigert, u.a. durch überzogene Probenzeitforderungen, später dies dann durch seine esoterisch-skurrilen Ansichten über Aufnahmetechnik und anderes begründet, manches Fehlurteil kann nur durch pure Ignoranz erklärt werden:

Celi. schrieb:
"Das Mikrophon verstärkt einige Obertöne und annulliert andere. Und es mag auch interessanter klingen auf der Platte von einem ganz unmusikalischen Standpunkt aus gesehen. Was ist auf der Platte noch echt?"
"... denn die Akustik ist ein fortbildendes Element. Deswegen ist die Schallplatte die Vernichtung der Musik. Denn sie wird nicht in derselben Akustik gehört, in der man sie aufgenommen hat. Für uns ist es maßgebend, was für eine Akustik vorhanden ist. So ist das Tempo die direkteste Folge der Akustik und damit eine lebendige Funktion."

Bleibt also nur die Musik im Aufnahmeraum zu hören!

Die paradiesischen Verhältnisse des Keine-Schallplatte-machen-Müssens und der Vielzahl an Proben fand er beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk in dem Geheimglauben, deren Aufnahmen schadeten ihm weniger als Schallplatten:

Celi. schrieb:
"Ohne Rundfunk, natürlich würde es ohne den Rundfunk gehen. Aber man kann heutzutage nur beim Rundfunk arbeiten, denn das sind die reichsten Gesellschaften, die können die Proben geben. Wir haben für ein Konzert nicht acht Proben, wie Sie sagen sondern zwölf und in Frankreich sogar vierzehn. Bei einem der besten Orchester, dem Orchestre National de l'ORTF."
"Daß der Rundfunk sich einschaltet, da kann ich doch nicht nein sagen, sonst müßte ich doch sterben oder einen anderen Beruf ergreifen."


So wurde der Rundfunk zum Zufluchtsort eines resignierten Egozentrikers, der sich den Zwängen des kommerziellen Musikbetriebs entzog: winziges Repertoire, probenintensive Detailtüfteleien, keine Schallplatten.
Diese Verweigerungshaltung hat durchaus sympathische und z.T. auch nachvollziehbare Züge.
Wer hätte sich nicht über manche Auswüchse (Jet-Set-Sunny-Boy-Stars, hektische Produktionsbedingungen etc.) des Musikbetriebs geärgert. Zur philosophischen Unterfütterung dienten ihm allerdings seine z.T. aus dem Buddhismus entlehnten in sich widersprüchlichen esoterischen Thesen.

Gruß
Franz

PS: Die Zitate stammen aus einem Gespräch mit Sergiu Celibidache, das der Orchesterreferent des SFB, Dr. Klaus Lang, am 29.11.1974 in Stuttgart geführt hat.


[Beitrag von op111 am 16. Apr 2010, 14:48 bearbeitet]
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 13. Apr 2004, 13:24

"Das Mikrophon verstärkt einige Obertöne und annulliert andere. Und es mag auch interessanter klingen auf der Platte von einem ganz unmusikalischen Standpunkt aus gesehen. Was ist auf der Platte noch echt?"
"...

Das Problem alle (mir bekannten Esoteriker dürfte darin zu sehen sein, daß sie zwar "irgendwie" Mängel erkennen, sie aber "unwissenschaftlich" interpretieren, um es mal freundlich auszudrücken.

Denn,Mikrophone haben ja tatsächlich Keine "neutrale" Übertragungskurve, weder im Amplitudenfrequenzgang (der ja relativ gut ist) noch, wenn man die Richtcharakteristik einbezieht.
Zudem gab es weitere Verfärbungen durch die Schneidköpfe
(bei Neumann ca 1000 Hz ?). Es wurde beobachtet, daß Schallplattenhörer diese Verfärbungen "vermissten", wenn man ihnen das Mutterband (wo sie naturgemäß "fehlten") vorspielte.



denn die Akustik ist ein fortbildendes Element. Deswegen ist die Schallplatte die Vernichtung der Musik. Denn sie wird nicht in derselben Akustik gehört, in der man sie aufgenommen hat. Für uns ist es maßgebend, was für eine Akustik vorhanden ist. So ist das Tempo die direkteste Folge der Akustik und damit eine lebendige Funktion


Wieder werden "Binsenweisheiten" pseudowissenschaftlich verbrämt.

Franz meint dazu ironisch:

Bleibt also nur die Musik im Aufnahmeraum zu hören!


...oder, was ich (theoretisch) für zielführender halte im Schalltoten (bzw reflexionsarmen) Raum, wobei die Akustik des Aufnahmeraums mit aufgezeichnet werden müsste. Studios würden sich auf diese Weise automatisch verbieten.
Eines von vielen Problemen wäre, daß nur wenige Haushalte über einen "Schalltoten Raum" verfügen )

Ich glaube nicht, daß es irgendwelcher Einflüsse von außen gebraucht hat, um Celis Hang zur Esoterik zu fördern, latent schlummert der in vielen Musikern. Auch Karajan war davon nicht "verschont".

Aber was ist denn schon Celis "Kernaussage" ?
"Auf Tonträger aufgezeichnete Musik hat einen Beigeschmack, der ihr wesentliches entzieht, und sie zu einem Schatten ihrer selbst werden lässt"

Ich hab das jetzt bewußt drastisch formuliert, aber es ist die Wahrheit. Für Celi war sie ein Dogma.

Für seine Qualität spricht jedoch, daß er trotzdem die Säle füllen konnte, ohne jede PR durch die Plattenindustrie.
Seine CDs mag man mögen oder ablehnen, sie sind auf jeden Fall (wie man hier sieht) diskussionswürdig.

Immerhin würde Celi allen Gegnern seiner Aufnahmen ironisch lächelnd beipflichten, er mochte sie ja selbst nicht.

Gruß
Alfred
sound67
Hat sich gelöscht
#23 erstellt: 13. Apr 2004, 13:47

Aber was ist denn schon Celis "Kernaussage" ?
"Auf Tonträger aufgezeichnete Musik hat einen Beigeschmack, der ihr wesentliches entzieht, und sie zu einem Schatten ihrer selbst werden lässt"


Welchen Beigeschmack? Ihr was entzieht?


Ich hab das jetzt bewußt drastisch formuliert, aber es ist die Wahrheit. Für Celi war sie ein Dogma.


Erklärung bitte zum Wesen der Wahrheit.


Für seine Qualität spricht jedoch, daß er trotzdem die Säle füllen konnte.


Abo-Konzerte werden in Deutschland heftigst subventioniert. Die kann sich wirklich *jeder* leisten. Ergo...

Gruß, Thomas
Oliver67
Inventar
#24 erstellt: 13. Apr 2004, 14:06
Auf der Schallplatte hast Du Musik und eventuell dazu die Erinnerung an ein Live-Konzert. Der "Zauber" eines Live-Konzertes ist aber niemals auf der Platte. Dieses einmalige kollektive Erlebnis, diese Wirken zwischen "Band" und "Zuhörerschaft" ist nur live erlebbar. Das gilt für Klassik genauso wie für Jazz und Rock.

Wäre es anders, warum gäbe es dann noch Konzerte?


Die Abokonzerte in München sind ganz und gar nicht billig. Wenn Celi nicht geschätzt gewesen wäre, dann hätte im Gasteig Leere vorgeherrscht.

Oliver
peet_g
Stammgast
#25 erstellt: 06. Jun 2004, 09:09
Celibidache war ein großer Dirigent, er hat endlich richtige Tempi bei Bruckner durchgesetzt. Ab nun war es nicht mehr möglich, die Tatsache zu ignorieren, daß Bruckners Musik von Ruhe, Breite lebt, daß seine Werke durch Hetze nur verlieren.

Er strahlte Magie aus und war ein hervorragender Orchestererzieher. Schade, daß er so wenig Anerkennung fand. Man sollte ihm seine (blöden) Philosophismen verzeihen. Die Musik hat er gut gemacht.
sound67
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 06. Jun 2004, 12:05
Celi hat das "Langsamdirigieren" nicht erfunden. Nur bis zum sinnlosen Exzess getrieben.

Gruß, Thomas
ThomasMünchen
Neuling
#27 erstellt: 06. Jun 2004, 23:56
Ich habe Celi vielleicht zwei- oder dreimal live hier in München gehört, natürlich vor dem Hintergrund der polarisierten Debatte, aber ganz unvoreingenommen.

Was ich hörte, war gutes, aber nicht brilliantes Orchesterspiel, und wirklich belanglose, wenngleich enorm wichtigtuerische Interpretationen. Leider hat das Ganze mich so wenig berührt, dass ich mich an die einzelnen Werke gar nicht mehr erinnern kann. Einmal gabs jedenfalls zu Beginn eine Haydn-Symphonie, das war eine Quälerei sondergleichen, wie auf dem Seziertisch, ohne jeglichen Esprit und Drive.

Es mag sein, dass Celi in einem ganz eng begrenzten Repertoire seine Verdienste hat, aber auch Bruckner gibt es doch in hervorragenden Aufnahmen, die den Tempi in den Partituren näherkommen und den Sätzen ihren Zusammenhang lassen.

Ich habe viel übrig für Exzentriker und schwierige Musiker (Gould, Mitropoulos, Scherchen, Klemperer...), wenn dabei etwas Singuläres herauskommt. Ich habe auch grundsätzlich nichts gegen langsame Tempi, wenn dabei Intensität entsteht (Klemperer!) und nicht ein zäher Brei.

Zu Celis akustischen Erwägungen: Man kann über den Unterschied zwischen Live und Aufnahme sicher lang philosophieren. Es ist mir aber ein Rätsel, wie ein Mensch, der sich darüber so viele Gedanken gemacht und mit solcher Absolutheit in die Welt hinausposaunt hat, dann aber bereit sein kann, regelmäßig im Münchner Gasteig aufzutreten!!! Das ist ein akustisch so grausiger Saal, bei dem auf vielen Plätzen wesentlich weniger 'ankommt' als bei jeder guten Plattenaufnahme. (Und ich kenne ihn, nicht nur als Hörer, sondern auch von "vorne", als ehemaliger Sänger in Motettenchor und Philh. Chor, ganz gut.) Also das verstehe, wer will. So dass ich geneigt bin, vieles an Celis Musikphilosophie für bloßes Blendwerk zu halten.

Was ich an ihm schätze, ist seine Präsenz am Ort. Da hat man der Nachfolge in den Dirigenten-Jet-Set gegriffen, und voll daneben. Aber das ist in Schicki-Micki-München ja nichts Neues. Hauptsache bekannte Namen, mit denen man auf der nächsten Party protzen kann! Da hatten Leute, die wirklich intensiv mit dem Orchester arbeiten wollen, keine Chance. Und es geht leider so weiter...
op111
Moderator
#28 erstellt: 07. Jun 2004, 00:27
peet_g:
Celibidache ... er hat endlich richtige Tempi bei Bruckner durchgesetzt.


na, da bin ich aber doch sehr froh, dass sich Celis Zeitlupen-Tempi nicht durchgesetzt haben.
Wenn es überhaupt absolut "richtige Tempi" gibt, dann sicher nicht diese bleiern verschleppten.
Außerdem soll es dem Vernehmen nach in so mancher Partitur so etwas wie Metronomangaben geben.
Franz


[Beitrag von op111 am 07. Jun 2004, 08:18 bearbeitet]
zoe
Ist häufiger hier
#29 erstellt: 07. Jun 2004, 08:31
Hallo,
Vielen Dank für den Beitrag.
Zurück zur Musik, hat er doch eine in meinen Augen eine der besten Brahmschen Vierten mit dem Orchester de SWF in einer Rundfunkaufnahme produziert. Nicht die auf CD mit den Stuttgartern und nicht die langsame mit den Münchenern. Man beachte besonders den Beginn wo kein anderer die synkopierten Bläser als verschobene stabile Antwort auf die Streicher herausarbeitet: bei vielen kommt die Synkope falsch, zu früh, zu spät nicht integriert (und ich habe ungefähr zehn andere mit diser Symphonie. Auh von der späteren Münchener Langsamkeit spürt man nichts.
Ich habe übrigens mit dem damaligen 1. Geiger des SWF Orchesters diskutiert und er war begeistert von Celi, es gibt also auch noch andere Stimmen aus dem Orchester, als die Berliner.

Zoe


Hallo zusammen,

Pomade oder Goldkettchen, die Diskussion darüber erscheint mir müßig.

Die paradiesischen Verhältnisse des Keine-Schallplatte-machen-Müssens und der Vielzahl an Proben fand er beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk in dem Geheimglauben, deren Aufnahmen schadeten ihm weniger als Schallplatten:

"Ohne Rundfunk, natürlich würde es ohne den Rundfunk gehen. Aber man kann heutzutage nur beim Rundfunk arbeiten, denn das sind die reichsten Gesellschaften, die können die Proben geben. Wir haben für ein Konzert nicht acht Proben, wie Sie sagen sondern zwölf und in Frankreich sogar vierzehn. Bei einem der besten Orchester, dem Orchestre National de l'ORTF."
"Daß der Rundfunk sich einschaltet, da kann ich doch nicht nein sagen, sonst müßte ich doch sterben oder einen anderen Beruf ergreifen."


So wurde der Rundfunk zum Zufluchtsort eines resignierten Egozentrikers, der sich den Zwängen des kommerziellen Musikbetriebs entzog: winziges Repertoire, probenintensive Detailtüfteleien, keine Schallplatten.
Diese Verweigerungshaltung hat durchaus sympathische und z.T. auch nachvollziehbare Züge.
Wer hätte sich nicht über manche Auswüchse (Jet-Set-Sunny-Boy-Stars, hektische Produktionsbedingungen etc.) des Musikbetriebs geärgert. Zur philosophischen Unterfütterung dienten ihm allerdings seine z.T. aus dem Buddhismus entlehnten in sich widersprüchlichen esoterischen Thesen.

Gruß
Franz

PS: Die Zitate stammen aus einem Gespräch mit Sergiu Celibidache, das der Orchesterreferent des SFB, Dr. Klaus Lang, am 29.11.1974 in Stuttgart geführt hat.
Vorstadtkinopianist
Ist häufiger hier
#30 erstellt: 07. Jun 2004, 09:57
Interessante Berichte.
Ich selbst bin, als Celi noch lebte, von NRW aus zu etlichen Bruckner-Konzerten oder Tschaikowskys Pathétique nach München gereist und werde diese Konzerte nie im Leben vergessen. Ich bin damit entschädigt für alle Ungereimtheiten, negativ besetzten Aussprüchen dieses Künstlers oder auch das Mini-Repertoire, gleichwohl er einen Komponisten wie Milhaud schätzte und aufs Programm setzte.
Auf jeden Fall bleibt er der unvergessliche Brucker-Dirigent, übrigens auch, weil dieser sich im Gegensatz zu Günter Wand hingebungsvoll mit der 3. Messe und dem TE DEUM auseinandersetzte.
(Wobei ich schon zugebe, - das Te Deum ist wohl wirklich etwas breit geraten... aber sonst sind die Bruckner-Tempi schon recht überzeugend....).
sound67
Hat sich gelöscht
#31 erstellt: 07. Jun 2004, 11:39
U.U. werde ich mir die "History"-Box mit 10 CDs Celi aus den 40ern und Anfang 50er zulegen, die es bei 2001 preiswert (9.99) gibt. Dort dirigiert er u.a. Hindemiths Klavierkonzert , Busonis Violinkonzert und Brittens Sinfonia da Requiem - also "zeitgenössische" Musik jener Tage. Vielleicht war er damals brauchbarer als später.

Von den älteren Einspielungen habe ich noch den Brahms-Zyklus, der mit den RAI-Orchestern in Italien entstand. Diese kann man jedenfalls nur als "saumäßig" bezeichnen ...

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 07. Jun 2004, 11:40 bearbeitet]
mefisto
Ist häufiger hier
#32 erstellt: 10. Jun 2004, 07:08
Ich halte ihn für einen überschätzten Musiker, der zwar einige grossartige (frühe) Aufnahmen hinterlassen hat, der aber in seiner Spätphase (z.B.Bruckner)derartige Langsamkeit an den Tag legt, die die meisten der späten Aufnahmen(nicht alle)zu "Kaugummi" werden lässt.Gruss Guido.
op111
Moderator
#33 erstellt: 29. Okt 2004, 11:24
Hallo zusammen,
Radiotip für alle Orchestermusikfans:
Montag, 1. November 2004 15 - 16 Uhr, WDR 3

WDR 3 PHON
Sergiu Celibidache - Dirigent, Maestro, Philosoph
"Musik ist wahr"


http://www.lernzeit.de/sendung.phtml?detail=378404

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 29. Okt 2004, 11:27 bearbeitet]
prometeo
Stammgast
#34 erstellt: 29. Okt 2004, 18:11
Da jetzt sooo viel negatives gekommen ist möchte ich doch auch sagen dass mir die Bruckner Symphonien unter Celi super gut gefallen. Meinem Verständnis nach braucht Bruckner Zeit, Raum, Ruhe - und den gibt ihm Celi. Ich hatte beim hören auf alle Fälle noch kaum je das Gefühl, dass da etwas verschleppt werde.

Ich hab noch eine Gesamtaufnahme von Wand - und (sicher auch weil ich die Celi-Aufnahmen schon länger habe) da wird für meinen Geschmack so gestresst dass ich beim hören gar nicht mitkomme.

Allerdings kenn ich jetzt keine weiteren Aufnahmen wirklich gut, und daher muss man mein Urteil nur bedingt als fundiert betrachten...

Hüb'
Moderator
#35 erstellt: 02. Nov 2004, 21:48
Für alle Verächter erscheint jetzt Vol. 4 der EMI-Edition.
Wäre mein Wagen nicht derzeit - mit ungewissem Ausgang - in Reparatur, ich hätte schon bestellt...
http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist
Viele Grüße,
Frank
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#36 erstellt: 03. Nov 2004, 17:31
Na Hüb,
wenn Du auch noch Celi's Bruckner magst, dann dürftest Du auch nicht ungeduldig werden, wenn es mit Deinem Wagen - mit ungewissem Ausgang - etwas länger dauern sollte .

MfG Bernd


[Beitrag von palisanderwolf am 03. Nov 2004, 17:34 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#37 erstellt: 03. Nov 2004, 19:34

palisanderwolf schrieb:
Na Hüb,
wenn Du auch noch Celi's Bruckner magst, dann dürftest Du auch nicht ungeduldig werden, wenn es mit Deinem Wagen - mit ungewissem Ausgang - etwas länger dauern sollte .

MfG Bernd


Falls Du damit auf die jüngst zweitverwerteten Aufnahmen der Deutschen Grammophon mit den Bruckner-Symphonien unter Celi anspielst: die habe ich bereits (jetzt: Collector's Edition CD-Box, vormals: Celi-Edition).

Grüße,

Frank

palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#38 erstellt: 04. Nov 2004, 17:10
Hallo Hüb',
Frank, Du bist ja wirklich gut informiert und schnell.
MfG Bernd
drbobo
Inventar
#39 erstellt: 14. Nov 2004, 23:03

Hüb' schrieb:

palisanderwolf schrieb:
Na Hüb,
wenn Du auch noch Celi's Bruckner magst, dann dürftest Du auch nicht ungeduldig werden, wenn es mit Deinem Wagen - mit ungewissem Ausgang - etwas länger dauern sollte .

MfG Bernd


Falls Du damit auf die jüngst zweitverwerteten Aufnahmen der Deutschen Grammophon mit den Bruckner-Symphonien unter Celi anspielst: die habe ich bereits (jetzt: Collector's Edition CD-Box, vormals: Celi-Edition).

Grüße,

Frank




Und, schon reingehört?
Bin schon gespannt auf die Bewertung.
op111
Moderator
#40 erstellt: 18. Nov 2004, 15:22
Hallo zusammen,
warum erwähnt eigentlich keiner der Celi-Fans Musik, bei der die akribische wenn nicht gar fanatische Klangtüftelei des Maestros am Platz ist und konstruktive Resultate erbracht hat, wie Debussy, Ravel etc.?
(Vom bleiernen Tempo mal abgesehen.)
Gruß
Franz
s.bummer
Hat sich gelöscht
#41 erstellt: 18. Nov 2004, 21:07
Hallo Franz
als Celi in den 70igern torerohafte Hüftschwünge (Ulrich Schreiber)bei Ravel vor(voll)führen konnte, da hatte er noch den Drive, den wir in seinen späten Aufnahmen, die zum Mitlesen in der Partitur anregten, auch für Anfänger, so schmerzlich vermissen.

Statt dessen huldigte er einem Manierismus,- er hatte dafür Erklärungen, die aber schon in Beiträgen weiter oben als neurotische Beschädigungen dieses Herren charakterisiert wurden -, der in den frühen Aufnahmen fehlte und die ich daher umso höher einschätze.

Denn dirigieren konnte der Kerl!!

Man/ich muß das im Einzelnen nicht toll finden, aber: Ich habe ihn mehrfach beim SH Festival erlebt, in Erinnerung bleibt eine Bruckner 4 mit mehr als 75 Minuten Länge. Das war haarsträubend, was er wollte, es fiel teilweise völlig auseinander,(Akkustik der Halle??) aber am Ende hatte er genau das mit dem Orchester erreicht-, wir saßen auf der Orchesterempore eye to eye with the conductor-, was er wollte. Und kein Jota davon abweichend.

Auch wenn ich's Sch.. fand und mich auf Abschlußkonzert mit
Günter Wand freute.

Ich habe keinen Pfennig der Eintrittskarte bereut und ging gerne zu Celibidache.

Tja, damals hatten wir noch Alternativen in Sachen Bruckner!
Aufm platten Land. Und heute?

Gruß S.
zoe
Ist häufiger hier
#42 erstellt: 19. Nov 2004, 17:59

s.bummer schrieb:

Tja, damals hatten wir noch Alternativen in Sachen Bruckner!
Aufm platten Land. Und heute?

Gruß S.


Bruckner ganz alternativ?
da hör mal rein bei zoe,
spielt auch aufm platten Land dank mp3
und ist vielleicht zu alternativ, aber mein persönlicher Beitrag,
mit Computern und Synthesizern erzeugt. Letzte Version.

zoe

http://rad2.u-strasbg.fr/Bruckb7_1zoe.mp3
http://rad2.u-strasbg.fr/02-Bruckner7_2bzoe.mp3
http://rad2.u-strasbg.fr/Bruckb7_3zoe.mp3
http://rad2.u-strasbg.fr/04-Bruckner7_4bzoe.mp3
s.bummer
Hat sich gelöscht
#43 erstellt: 21. Nov 2004, 21:47
@zoe:
nn daunlohd habbich schon mal gemacht.
Melde mich dazu.
Gruß S.
tazio
Ist häufiger hier
#44 erstellt: 22. Nov 2004, 22:47
Durfte C. 1983 in München mit Brahms' 4.Symphonie hören: langsam, schwermütig, ausdrucksstark, betörend. Von der Konserve käme sie einem viel zu langsam vor. In echt schien sie einem als die einzig richtige Interpretation. Habe daraus gelernt, dass Musik in Konzertsaalatmospäre eine eigene Verbindung eingeht, die sich nicht künstlich reproduzieren lässt. Man kann Musik von der CD nicht richtig nachmpfinden, wenn man sie nicht vorher wirklich gehört hat. Celi hatte schon recht, als er sich dem Aufnahmemedium Schallplatte verweigerte.
antiphysis
Stammgast
#45 erstellt: 23. Nov 2004, 00:36
Charismatisch war Celibidache wohl, sehr eigenwillig und egozentrisch wohl auch. Einnehmend im Konzert mit Sicherheit.
Seine Tempi sind mir aber einfach zu gedehnt. Bruckner ist ja nun sicher kein Meister der Kürze; aber dann auch noch auf der Streckbank. Das ist mir dann doch zu viel. Ich habe bislang keinerlei Probleme gehabt, wenn die Bruckner-Tempi rasch aufgefasst werden.
zoe
Ist häufiger hier
#46 erstellt: 05. Dez 2004, 12:29

Franz-J. schrieb:

So wurde der Rundfunk zum Zufluchtsort eines resignierten Egozentrikers, der sich den Zwängen des kommerziellen Musikbetriebs entzog: winziges Repertoire, probenintensive Detailtüfteleien, keine Schallplatten.


Per Zufall (ich suchte eigentlich eine Studienpartitur der 2. Symphonie von Furtwängler, die es wahrscheinlich gar nicht gibt) hab ich dieses Interview gefunden:
Sergiu Celibidache - im Gespräch
Ein Auszug aus dem Journal "faszinationmusik" Nachrichten der Klangkörper des Südwestrundfunks Nr.1 - Mai 1999. Kerstin Gebel im Gespräch mit dem ehemaligen SDR-Musikchef Dr. Otto Tomek
http://www.s-direktnet.de/homepages/juergen-hiller/page16.htm

zoe
Hüb'
Moderator
#47 erstellt: 27. Jan 2005, 09:40
Hallo Celi-Jünger und -Verächter!

Ende Oktober ist der 4. Teil der EMI Box-Editionen-Serie erschienen:



Bach:Messe h-moll BWV 232
+Mozart:Requiem KV 626
+Verdi:Messa da Requiem
+Faure:Requiem op. 48
+Strawinsky: Psalmensymphonie
+Tschaikowsky:Symphonie Nr. 4;Nußknacker-Suite op. 71a
+Rimsky-Korssakoff:Scheherazade op. 35
+Prokofieff:Symphonien Nr. 1 & 5
+Schostakowitsch:Symphonien Nr. 1 & 9
+Barber:Adagio for Strings op. 11
+Roussel: Petite Suite;Suite in F
+Milhaud:Suite francaise;Konzert für Marimba,
Vibraphon, Orchester
+Opern-Ouvertüren von Rossini, Verdi,
Mozart, Berlioz, Mendelssohn, Schubert, Smetana, J. Strauss II
+Bonus-CD:Weber, Oberon-Ouvertüre;Wagner,
Karfreitagsmusik aus Parsifal;Liebestod &
Vorspiel aus "Tristan und Isolde"
Bonney, Schreier, Dvorsky, Price, Sadlo,
Bach-Chor Mainz, Philharmonischer Chor München,
München PO, Sergiu Celibidache
15 CDs

Recht viel - auch ungewöhnliches - Material.
Habe mir die Box (natürlich ) - trotz Vollpreis - zugelegt. Außer Barbers "Adagio" habe ich daraus aber noch nichts gehört. Das Adagio wird in normalem Tempo gespielt. Ist aber weniger intensiv als beispielsweise Alsop auf Naxos oder Bernstein mit dem LAPO (auf DG).

Gibt es andere Eindrücke zu dieser Box?

Viele Grüße,

Frank
Hüb'
Moderator
#48 erstellt: 30. Jan 2005, 23:07
Rezension von Klassik-heute:

Die Ausstattung ist sparsamer als bei den vorangegangenen Folgen; statt der stabilen Box ein leichter Faltkarton, die Booklets um die Hälfte dünner, und die Gesangstexte darf sich der geneigte Käufer aus dem Internet herunterladen. Aber muß man nicht froh sein, daß sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten überhaupt eine Firma dazu durchringt, ein solche Veröffentlichung auf den Markt zu bringen? Denn an Umfang, Vielfalt des Gebotenen und inhaltlichem Gewicht steht die neue Folge der Celibidache-Edition ihren Vorgängern um nichts nach.

Widmeten sich jene überwiegend der klassisch-romantischen Sinfonik, so stehen hier nun die großen Chorwerke im Zentrum, deren Aufführungen zu den Höhepunkten von Celibidaches Münchener Tätigkeit zählten. Oft hatten Konzertbesucher wie Rezensenten das Gefühl, Gipfelwerke der musikalischen Überlieferung zum allerersten Mal zu hören, und nicht anders ist der Eindruck dieser Konzert-Mitschnitte, die sich in aufregender Weise von allem Gewohnten unterscheiden. Celibidache gab dem Klang die notwendige Zeit, seinen ganzen Reichtum zu offenbaren und zum Sprechen zu bringen. Und er gab dem Hörer Gelegenheit, die Vielfalt der Erscheinungen im Jetzt zu einer Gesamtschau des jeweiligen Werkes zu integrieren. Zwar kann die Aufzeichnung das einmalige Konzerterlebnis nicht wiederholen, doch vermittelt sie viel von dem, was Celibidache mit seiner Arbeit intendierte. So wird das Anhören der fünfzehn CDs zu einem Abenteuer, das einen mit unwiderstehlichem Sog erfasst und schließlich mit dem Gefühl entlässt, eine musikalische Bewußtseinsveränderung erfahren zu haben.

Bachs h-moll-Messe, die Requiem-Vertonungen von Mozart, Fauré und Verdi sowie Strawinskys Psalmensinfonie tragen alle das Signum von Celibidaches außergewöhnlicher Chorarbeit, die auf textgerechte Artikulation, sorgfältige Phrasierung und genaue Bezugnahme der Stimmen untereinander zielte. Wo haben wir je einen Chor erlebt, der auch im vierfachen forte singt und nicht brüllt? Gleichzeitig entfaltet jedes Stück seine eigene Aura: Mozart in abgeklärter Gelöstheit, Fauré in tiefer Verinnerlichung und Verdi in all seiner Großartigkeit als organisches Ganzes, nicht als Abfolge von Zirkusnummern. Das erstaunlichste Zeugnis ist ohne Frage Bachs h-moll-Messe, in der Celibidache mit relativ kleiner Besetzung, minutiöser Detailarbeit und unkonventionellen Tempi den innersten Triebkräften eines jeden Satzes nachspürt.

Ein weiterer Schwerpunkt dieser Edition liegt bei russischer Musik, zu der Celibidache immer eine besondere Affinität besaß. Wie Tschaikowsky durch beseeltes Spiel aufgewertet wird, demonstriert die von Sentimentalität wie metronomischer Nüchternheit gleich weit entfernte Wiedergabe der vierten Sinfonie. Rimsky-Korsakoffs Scheherazade präsentiert sich suggestiv, immens farbig und von vollendeter sinfonischer Statur. Die Schostakowitsch-Sinfonien Nr. 1 und 9 erscheinen als atemberaubende Gratwanderungen zwischen zarter Lyrik und beißender Ironie, und Prokofieff ist mit der aus dem Fernsehfilm bekannten Aufführung der Symphonie classique und einer brillanten, vorbildlich klar strukturierten Wiedergabe der Fünften, einem von Celibidaches Paradestücken, vertreten.

Nicht minder wertvoll sind die beiden CDs mit Ouvertüren von Rossini (Wilhelm Tell, Semiramis, Die seidene Leiter, Die diebische Elster), Verdi (Macht des Schicksals), Mozart (Don Giovanni), Berlioz (Römischer Carneval), Mendelssohn (Sommernachtstraum, Hebriden), Schubert (Rosamunde), Strauß (Fledermaus) und Smetanas Moldau. Solche „kleinen“ Werke nahmen in Celibidaches Repertoire einen wichtigen Platz ein, wie die plastisch ausgearbeiteten, effektvollen Darbietungen beweisen. Wagners Vorspiel und Liebestod aus Tristan und Isolde, nur auf einer Bonus-CD innerhalb dieser Box erhältlich, ist ein Gipfelpunkt von Celibidaches Kunst. Besonderer Dank gebührt den Verantwortlichen für die Einbeziehung der Werke von Milhaud (Suite francaise und Konzert für Marimba, Vibraphon und Orchester mit Peter Sadlo) und Roussel (Petite Suite und Suite en Fa), die von außerordentlichem Repertoire-Wert sind und unter Celibidache Wiedergaben von höchster Raffinesse und Subtilität erfahren. Weshalb Tschaikowskys Nussknacker-Suite mit nicht einmal 30 Minuten Spieldauer eine ganze eigene CD einnimmt, bleibt das Geheimnis des Produzenten. Man hätte sie problemlos auf der Bonus-Scheibe mit unterbringen oder die CD mit weiteren Aufnahmen füllen können. Es gibt wahrhaftig noch genug lohnendes Material, das der Veröffentlichung harrt. (Allerdings sollte man endlich von der albernen Gepflogenheit Abstand nehmen, den Applaus auf den CDs zu verewigen.)

Alles in allem ist diese Box eine herausragende Veröffentlichung. Sie erinnert eindringlich daran, was die Musikwelt durch den Tod dieses unbeirrbaren Mahners verloren hat und setzt ein Zeichen gegen die Sensationslust des heutigen Musikbetriebs und die Oberflächlichkeit heutigen Musizierens. Vielleicht wird dieses auch in München erkannt, wo man Celibidaches Lektion am schnellsten und gründlichsten vergessen zu haben scheint. Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Peter T. Köster

http://www.klassik-heute.de/besprechungen/16158.shtml

Grüße,

Frank
c_newd70
Neuling
#49 erstellt: 31. Jan 2005, 11:38
Ich kann Celibidache nur anhand der Bruckneraufnahmen beurteilen bzw. meine Meinung äußern. Diese sind allerdings in meinen Augen exzellent. Ich glaube, dass er gerade durch die Langsamkeit die Brucknersinfonien richtig dirigiert. Bruckner war Kirchenmusiker und daher finde ich die von Celibidache dirigierte Länge sehr natürlich. Faszinierender und wichtiger finde ich den Perfektionismus, der erst diese präzisen monumentalen Sounds ermöglicht. Ich finde seine Tempi und Dynamik überhaupt nicht langatmig, sondern unheimlich spannend, so dass ich bei jedem Hören in angemessener Lautstärke eine Gänsehaut bekomme (8. - 4. Satz) und meine Vergleichsaufnahmen von Furtwängler und Karajan geradezu verfehlt finde.
simmi
Neuling
#50 erstellt: 31. Jan 2005, 22:47
re c-kuck
auch ich habe celi gerade durch bruckner kennen und schätzen gelernt.Bin mir eigentlich gewohnt tempi zu beurteilen hab jahrelange erfahrung mit trommeln und ein wenig schlagzeug,jedoch ist celi nie langweilig (mindestens bei bruckner nicht).Irgendwie fühle ich mich verpflichtet für celi zu sprechen, da er mir den vorab belanglos erscheinenden bruckner erst zugänglich gemacht hat.Die tatsache ,dass ich damit nicht alleine stehe, macht die sache mehr als bedeutungslos.
Was seine beliebtheit bei den orchestermusikern angeht weiss ich nicht recht ob beschwerden seitens der musiker (mindestens vereinzelt) grundsätzlich negativ gewertet werden müssen.Wenn ich mir Thärichens buch(W.Thärichen)Paukenschläge anschaue,dann ist den berlinern mit dem herbert(Karajan)ja endlich ein stein vom herzen gefallen, durch den umstand im gegensatz zu furtwängler nicht ständig seelisch bis ans letzte geführt zu werden.Thärichen(pauker bei den berlinern)schreibt,dass manche orchestermusiker unter furtwängler(nicht persönlich)schwer gelitten haben sollen.
Auch ist insgesammt eine polarisierung zwischen genie und scharlatan(was immer auch damit gemeint ist)nicht wirklich hilfreich.Wie sagt Roger Norrington doch in Fono Forum über
Wagner "Arroganter kleiner Bastard!Aber,mein Gott,was für eine Musik!Er ist göttlich.Aber man muss ihn wie einen Menschen behandeln"
antiphysis
Stammgast
#51 erstellt: 01. Feb 2005, 01:18
Bei Bruckner kann ich mich ja noch einigermaßen mit den schleppenden Tempi Celis anfreunden.
Seine Beethoven-Interpretationen halte ich allerdings eher für egozentrische Manifestationen. Werkgerecht scheinen sie mir keinesfalls. Zudem hat sich Celi wohl kaum um historisch-kritisches Aufführungsmaterial gekümmert (womit er zu seiner Zeit jedoch nicht alleine steht).

Grüße
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