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Giulini, Carlo Maria: Ein Feingeist

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Autor
Beitrag
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 02. Apr 2004, 14:27
Eigentlich braucht man im Titel nichts hinzufügen, Carlo Maria Giulini ist bekannt, und wem er nicht bekannt ist, dem nützen Erklärungen auch nichts.

Dennoch schrieb ein Mitglied dieses Forums (sinngemäß), als es die Auswertung des Threads "Beliebtester Komponist in diesem Forum" sah, enttäuscht: "Beliebt scheint er hier jedenfalls nicht zu sein, ich verstehe gar nicht warum."
Diesem "Warum" und "ob das überhaupt stimmt" wollen wir hier auf den Grund gehen. Meine persönliche Antwort ist ja schon implizit im Titel versteckt. Feingeister erfreien sich selten übergroßer Beliebtheit....
Geboren am 9.5. 1914 in Barletta (Italien), studierte er Bratsche, Dirigieren und Kommpostition.
In den 50er Jahren 1. Dirigent an der Mailänder Scala, zeitweise in derselben Position auch in Rom. Gastdirigent
fast aller europäischen und amerikanischen Orchester,
1973-76 Chefdirigent der Wiener Symphoniker,1978-84 ditto Los Angeles Philharmonic Orchestra.
Er war sowohl als Opern- als auch als Konzertdirigent äusserst erfolgreich. Die Anzahl seiner Einspielungen ist beachtlich, wie übrigens auch deren Qualität.

Vielleicht möchte hier aber jemand seine Lieblingsaufnahmen mit diesem Dirigenten vorstellen, oder seiner Meinung nach weniger gelungenes zur Diskussion stellen.

Viele Grüße aus Wien
Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 02. Apr 2004, 14:32 bearbeitet]
Hilda
Stammgast
#2 erstellt: 02. Apr 2004, 14:42
Hallo,

meine Giulini-Favoriten sind:

Bruckner, 7/8/9, Wiener Philharmoniker (da gibt es IMHO wenig besseres)

Brahms, 1-4, Wiener Philharmoniker (romantischer Brahms at its best - Das Deutsche Requiem nehme ich jedoch explizit aus... )

Dvorak, 7-9, Philharmonia, EMI

Mussorgsky, Bilder, Chicago, DG

Mahler, Symphonie Nr.9, Chicago, DG

Verdi, Requiem (EMI), Rigoletto

Schumann, Rheinische, LAPO, DG

Beethoven, Symphonie Nr.5, LAPO, DG

was ich nicht habe, aber gerne hätte wäre der Falstaff, die Doubleforte Box mit Beethoven-Symphonien, sowie die frühe Bruckner 2 und Mahler 1.

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#3 erstellt: 02. Apr 2004, 15:27
Klaus:
Bruckner, 7/8/9, Wiener Philharmoniker (da gibt es IMHO wenig besseres)
Brahms, 1-4, Wiener Philharmoniker
Dvorak, 7-9, Philharmonia, EMI
Mussorgsky, Bilder, Chicago, DG
Mahler, Symphonie Nr.9, Chicago, DG
Verdi, Requiem (EMI), Rigoletto
Schumann, Rheinische, LAPO, DG
Beethoven, Symphonie Nr.5, LAPO, DG

Hallo zusammen,
Klaus hat mir ja beinahe alles vorweggenommen
dazu kommen bei mir noch einige wenige:

Beethoven, Symphonien Nr. 3 & 9, LAPO, Berliner Ph., DG
Beethoven Symphonien 6,8,9 LSO, NPO (EMI FF)
Und die Nr. 7, Chicago S.O., EMI (leider nur auf Band)
Brahms 1. & 2. LA Philharmonic, DG
Bruckner 9., Chicago Symphony O., EMI
Dvorak 9. Chicago SO, DG
Franck: Sinfonie in d-moll, Berliner Ph. DG
Mussorgsky, Bilder ..., Berliner Philharmoniker, Sony
Schubert 8. + 9. Chicago Symphony 0.(DG) + SO des BR (Sony)
Tschaikowsky 6. LA Philharmonic, DG
Verdi, Requiem, Berliner Philharmoniker, DG
Verdi, Don Carlo, Covent Garden, EMI 1970
Webern, Orchesterstücke op. 10 Concertgebouw. O., Globe

Bestimmt habe ich was vergessen.

Am 9.5. wird Giulini 90, seit ca. 1995 ist keine Aufnahme mehr erschienen,
Ich weiß nicht ob, wann und warum der Publicityscheue sich vom Konzertleben zurückgezogen hat. Solti erwähnt ihn in seiner Autobiografie als einen der wenigen Kollegen neben Toscanini bewundernd.
Weiß jemand mehr?

Gruß
Franz
PS:
Klaus:
was ich nicht habe, aber gerne hätte wäre der Falstaff, die Doubleforte Box mit Beethoven-Symphonien, sowie die frühe Bruckner 2 und Mahler 1.


@Klaus
Die EMI-ff habe ich,
aber mir fehlen auf CD:
Brahms, 1-3, Wiener Philharmoniker DG
Brahms Klavierkonzerte Arrau, EMI
Debussy/Ravel EMI / DG / Sony?
Bruckner 2., 9. , EMI & 9. DG
Mahler 1.
Mussorgsky, Bilder, Chicago, DG
cr
Inventar
#4 erstellt: 02. Apr 2004, 15:49
Beethoven 3,5,6.
Bruckner 7,8
Brahms 1,2, Dt.Requiem
Schumann 3, Manfred
Schubert 4
Dvorak + St.Saens: Cellokonzerte/Rostropovich
Fauré: Requiem
Franck: Sym. d-moll
Liszt: Klavierkonz. 1&2/Berman
Mahler: Lied von der Erde
Rossini: Stabat Mater (mit Ricciarelli)
Tschaikowsky: Sym.6

Außer die Cello-Konzerte sind alles DG-Aufnahmen (entweder digital oder späte Analogaufnahmen, also alles nach 1975)

Ich schätze: Dass Wiederholungen ausgespielt werden, die Interpretationen eine gewisse Schwere/Melancholie haben (zB Manfred-Ouvertüre, Brahms 1, Tschaikowsky 6), man Details hört, die gerne verschludert werden (Beethoven 5).
Live habe ich in in Wien die 8. Bruckner dirigieren hören.


[Beitrag von cr am 02. Apr 2004, 15:56 bearbeitet]
op111
Moderator
#5 erstellt: 02. Apr 2004, 16:13
cr:
... Ich schätze: Dass Wiederholungen ausgespielt werden, die Interpretationen eine gewisse Schwere/Melancholie haben (zB Manfred-Ouvertüre, Brahms 1, Tschaikowsky 6), man Details hört, die gerne verschludert werden (Beethoven 5).

Hallo cr,
Genau das ist es was Giulini ausmacht, Präzision, Detailreichtum auch eine an Klemperer erinnernde Langamkeit, die aber durch andere Langsamgeher (Celibidache, Tennstedt, Bernstein) weit überboten wird.
Die 5. Beethoven ist ja ganz rasant.

Negativ ist mir hauptsächlich das Requiem von Mozart auf Sony aufgefallen, speziell weil ein Sänger wie nachträglich per overdub einfügt klingt.
Es soll auch noch Mozartsinfonien geben und Brahms' 1.-4. auf EMI.
Gruß
Franz
BigBerlinBear
Stammgast
#6 erstellt: 02. Apr 2004, 17:19
Ihr seid ja furchtbar: Allem, was hier gesagt wurde, ist nichts mehr hinzuzufügen. Noch lieber als die meisten der von euch genannten Aufnahmen habe ich jedoch die Erinnerungen an Live-Konzerte in Berlin, die bis zum Ende der 80ger regelmässig statfanden. Was fürne Wohltat jedesmal nach nem Karajan-Abonnements-Konzert


Übrigens: dieser Tage wird Carlo Maria Giulini 90 !!!


darauf trinken wir einen


gantenbein67
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 02. Apr 2004, 22:54
.........Berliner Konzerte eine Wohltat..?

ich erinnere mich nur an das Verdi-Requiem...kaum zu überbieten an Ungenauigkeit, unpräzisem Dirigat, undifferenziertem Klangbrei...

Ich ziehe "langsame" Interpretationen vor, aber...nicht so.

Gantenbein
BigBerlinBear
Stammgast
#8 erstellt: 03. Apr 2004, 14:39
das Verdi-Requiem hab ich NICHT gehört, aber ich denke da vorrangig an die "Rheinische" von Schumann, Brahms Sinf. 1 und 4 die mir unvergesslich geblieben sind...
Jeder mag und muß das mit "seinen" Ohren zur Kenntnis nehmen
und es kommt immer wieder vor, daß 2 Leute, die das gleiche Konzert gehört hatten mit den denkbar unterschiedlichsten Meinungen aus demselben herausgehen. Eine Interpretation, die polarisiert mag vielleicht nicht allen Anforderungen an ein Werk gerecht werden, wie ich überhaupt der Auffassung bin, daß es von keiner Musik eine "Ideal-Interpretation" gibt, aber diskussionswürdig ist es dann allemal und nur das zählt
letztendlich

in diesem Sinnne
op111
Moderator
#9 erstellt: 03. Apr 2004, 20:04

ich erinnere mich nur an das Verdi-Requiem...kaum zu überbieten an Ungenauigkeit, unpräzisem Dirigat, undifferenziertem Klangbrei...

Hallo zusammen,
ein einzelnes Konzert ist natürlich nur ein flüchtiges Ereignis, das auch bei Pultgrößen mal daneben gehen kann. Ich kann nich da noch gut an 2 Aufführungen Karajans von "Le Sacre" erinnern, die karajanuntypisch ziemlich konfus abliefen.
Eigentlich ging's auch hier mehr um Tonträger.
Gruß
Franz
Hilda
Stammgast
#10 erstellt: 04. Apr 2004, 13:12
Hallo,

ich muss nochmal auf die Liste zurückkommen... Ich habe ja soviel vergessen

Cesar Franck wurde bereits genannt, ebenso der Don Carlos, die Pathetique und das Rossini Stabat Mater.

Nicht fehlen dürfen natürlich der Don Giovanni (EMI), sowie die restlichen Beethoven Aufnahmen aus Los Angeles (Eroica und Pastorale - letztere kenne ich jedoch nur aus der Erinnerung)

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#11 erstellt: 17. Mai 2004, 16:01
Hallo zusammen,

Giulinis Chicagoer Aufnahmen sind bei EMI Deutschland anläßlich seines 90. Geburtstags wiederveröffentlicht worden, darunter auch Mahlers 1. Sinfonie:

The Chicago Recordings
Carlo Maria Giulini

VÖ: 07.05.2004
EMI 5859742, 4 Compact Discs


http://www.emiclassics.de/xml/6/550878/5859742.html

Gruß
Franz

Das Tracking der EMI ist allerdings unpraktisch, da 2 Werke "zerteilt" werden:

DISC 1
1. Sinfonie Nr.1 - track 1-4 (Mahler)
5. Romeo & Julia - Anfang - track 5-6 (Berlioz)

DISC 2
1. Romeo & Julia - Schluß - track 1-3 (Berlioz)
4. Sinfonie Nr.7 - track 4-7 (Beethoven)

DISC 3
1. Sinfonie Nr.9 - track 1-3 (Bruckner)
4. Sinfonie Nr.4 - Anfang (Brahms)

DISC 4
1. Sinfonie Nr.4 - Schluß - track 1-3 (Brahms)
4. Der Feuervogel - Suite - track 4-9 (Strawinsky)
10. Petrushka - Suite - track 10-13 (Strawinsky
op111
Moderator
#12 erstellt: 05. Jun 2004, 09:02
Hallo zusammen,

nach einem ersten flüchtigen Durchhören von
The Chicago Recordings
Carlo Maria Giulini

VÖ: 07.05.2004
EMI 5859742, 4 Compact Discs

stellt sich bei mir folgender Eindruck ein:

Mahlers 1. phantastisch differenziert, vielleicht der beste 3. Satz,
auch der Hörnereinsatz am Ende des letzten Satzes (bei: "wieder vorwärts drängend") kommt endlich mal richtig laut, oder besser käme, wenn denn die Aufnahmetechnik mitspielen würde.
Ausgerechnet dieser Satz ist nämlich dermaßen dynamikkomprimiert, als müßte man auf den Innenbereich einer übervollen LP Rücksicht nehmen. Überhaupt klingt gerade die erste Mahler leicht verklirrt, als ob man eine LP mit verschmutzter Nadel abspielen würde.
Noch ein bisschen Knistern und Rumpeln und der LP-Sound ist vollständig.
[Zu starkes Entrauschen, zerfallene Bänder?
Die Pressung aller 4CDs ist sauber, wenige C1, keine C2 und E32 Fehler.]
An Soltis Decca Aufnahmen aus z.T. demselben Saal mit dem selben Orchester aufgenommen (5,6,7 v. 69-71) darf man da nicht denken, selbst Soltis alte erste mit dem LSO (Decca 1964) klingt besser. Das bestätigt meine Vorbehalte gegenüber der EMI-Technik aus der LP-Zeit erneut.

Informatives Beiheft, bei dem peinlich darauf geachtet wurde, bloß keinen "non-EMI-artist" zu erwähnen.

Weiteres später.
Gruß, Franz


[Beitrag von op111 am 05. Jun 2004, 11:45 bearbeitet]
op111
Moderator
#13 erstellt: 07. Jun 2004, 00:16
Klaus schrieb:
Lass mal von Dir hören, wenn Du durch bist. Ich empfand einige Aufnahmen als etwas verzerrt in den Dynamikspitzen. Die 4. Brahms ist Klasse!


Aus,
Carlo Maria Giulini: The Chicago Recordings
EMI 5859742
habe ich bisher
Mahlers 1. Sinfonie und
Berlioz' Romeo genauer gehört. Aufgenommen wurde im Medinah Temple, Chicago. Mahlers erste am 30.3.1971, der Berlioz am 13.-15.10.1969, Tonmeister: Carson Taylor.

Du hast richtig gehört, Klaus.
Die Quellen beider Aufnahmen war, offensichtlich erkennbar an ohrenfälligen massiven Verzerrungen, nicht das Mastertape, sondern Langspielplatten.
Rumpeln und Knistern wurden weitestgehend entfernt. Das Restrauschen ist im Mittel zwar leise, fällt aber durch schwankenden Pegel stärker auf als konstantes Rauschen.
Scheinbar verfügt die EMI nicht mehr über die Masterbänder.
Schade.

Demnächst mehr dazu.
Gruß
Franz
Hilda
Stammgast
#14 erstellt: 07. Jun 2004, 15:54

Die Quellen beider Aufnahmen war, offensichtlich erkennbar an ohrenfälligen massiven Verzerrungen, nicht das Mastertape, sondern Langspielplatten.


ernsthaft????????????? Warum haben die kein Master-Tape mehr?? Das war doch im Original eine EMI Aufnahme, oder?

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#15 erstellt: 07. Jun 2004, 16:19
Klaus:
ernsthaft????????????? Warum haben die kein Master-Tape mehr?? Das war doch im Original eine EMI Aufnahme, oder?


Das sind alles EMI-Aufnahmen, das typische EMI-USA-Aufnahmeteam auch: Bishop/Carson.
Hätten die doch mal bei der Decca Industriespionage betrieben (Mikrofonpos. Balance, Frequenzgang) und sich auch ein ordentliches Dolby-A und eine Studer-Bandmaschine ausgeliehen, am besten gleich das ganze Aufnahmeteam.
Auch im Falle der 9. Bruckner bin ich enttäuscht, die hatte ich viel besser klingend vom Rundfunk in Erinnerung.

Gruß, Franz
op111
Moderator
#16 erstellt: 21. Jun 2004, 16:16
Hallo zusammen,
David Hurwitz hat in Classics today die 4 CD Box
Carlo Maria Giulini: The Chicago Recordings
EMI 5859742

besprochen.

http://www.classicstoday.com/review.asp?ReviewNum=7825
Bei der
Artistic Q. 9 / Sound 8


Nevertheless, some of this material has never been available domestically, and none of it has been in print all that recently, so grab it while you can.
For the really good stuff, it's worth it--and the sound always was and still is very fine.
--David Hurwitz


Beim Schlussatz über die gute Klangqualität kommen mir allerdings mal wieder Zweifel, ob Hurwitz wirklich die CDs anhört, die er so zahlreich rezensiert.

Gruß
Franz
Antracis
Stammgast
#17 erstellt: 21. Jun 2004, 16:26

For the really good stuff, it's worth it--and the sound always was and still is very fine.
--David Hurwitz


Die Frage ist, wie generell die Qualität der älteren Aufnahmen dort bewertet wird. Ich habe z.B. die Neunte Beetoven/Fricsay/DG, die mit 10, also dem maximalem Wert für Klang bewertet wurde. Für eine Aufnahme von 1958 ist das aus technischer Sicht auch sicherlich toll aufgenommen und sorgfältig remastert. Allerdings sind natürlich trotzdem an vielen Stellen Abstriche zu machen. Wie man das mit einer aktuellen 10er Aufnahme vergleichen kann, erschließt sich mir jedenfalls nicht.

Weiterhin sehe ich zwischen den Texten und den Bewertungen auch oft nicht ganz nachvollziehbare Differenzen, Da ist der Text manchmal euphorisch mit kleinen Abstrichen, endet mit "This is a real winner" , so dass man ein 9/9 erwarten würden, wenn nicht gar eine Gnaden 10/9. Aber dann ist es eine 8/8.
Aber Noten sind ja immer ein Problem.

Gruß
Anti
op111
Moderator
#18 erstellt: 21. Jun 2004, 16:32
Hallo Anti,
allgemein kommt mir manchmal der Verdacht, Hurwitz liest oft nur den Penguin Guide o.ä. und verfasst dazu etwas journalistisch Reißerisches.

Gruß, Franz
Antracis
Stammgast
#19 erstellt: 21. Jun 2004, 16:50
Hallo Franz,

bei dem Pensum, was die Seite an Besprechungen bewältigt, ist das durchaus möglich.
Wobei ich zugeben muss, dass ich bisher von den meisten 10/10 Aufnahmen aus seiner Feder durchaus angetan war. Umgekehrt hat er schon manches verrissen, was ich durchaus für gut halte.
Naja, immerhin ist es unterhaltsam zu lesen. Wenn es mir mal wirklich mies geht, lese ich seine Kritiken über Christian Thieleman und erlabe mich an Schadenfreude.

Gruß
Anti
op111
Moderator
#20 erstellt: 21. Jun 2004, 17:03
Anti:
Naja, immerhin ist es unterhaltsam zu lesen. Wenn es mir mal wirklich mies geht, lese ich seine Kritiken über Christian Thieleman und erlabe mich an Schadenfreude.


Hallo Anti,
das sehe ich auch so, und bei C. Thielemanns Schumann teile ich Hurwitz' Urteil schon zu 100%. Aber mehr dazu hab ich auch schon im Thielemann-Thread geschrieben.
Gruß, Franz
op111
Moderator
#21 erstellt: 24. Jun 2004, 12:16
Hallo zusammen,

beim weiteren Durchhören von
The Chicago Recordings
Carlo Maria Giulini
VÖ: 07.05.2004
EMI 5859742, 4 Compact Discs

bin ich auf weitere klangtechnische "Verbesserungen" der Aufnahmen gegenüber früheren Veröffentlichungen gestoßen:
Schon Mahlers 1. und Berlioz' "Romeo" sind nicht vom Mastertape, sondern Langspielplatten überspielt.

Verglichen habe ich dieses Mal Beethovens 7. mit der EMI-Studio CD CDM 7 69031 2 (c) 1987 synchron und pegelgleich (Nachtrag: die alte A. ist bis -0,8 dB ausgesteuert, die neue bis 0dB).

Ergebnis:
Beethovens 7. stammt in der neuen Ausgabe offensichtlich von einer minderwertigen Kopie des Masterbandes.
Merkmale:
präsenter, scharfer (alte CBS LPs Serie 61000 mit Szell kommen mir da in Erinnerung) und harter (Klirr!) Klang,
Bassarmut, nicht nur ist der Pegel unterhalb von 200Hz reduziert, die tiefste Oktave (Kontrab., Pauken) fehlt nahezu (wie bei der DG )
Deutlich erhöhter (ca. + 6dB auch nach Korrektur der Präsenzanhebung) Rauschpegel,
veränderte Stereobalance
vereinzelte Klicks,
Synchrones Abhören wird dadurch erschwert, daß die neue Überpielung schneller läuft als die alte und auch demzufolge auch höher gestimmt ist.
[Nachtrag: ca. + 25 Cents]

Ein weiteres Indiz David Hurwitz' journalistische Sorgfalt in Zweifel zu ziehen, wie schrieb er noch zur Neuausgabe:

or the really good stuff, it's worth it--and the sound always was and still is very fine.
--David Hurwitz

Auch die 7. scheint er nicht gehört zu haben.

Leider habe ich keine ältere Ausgabe der 9. Bruckner (EMI) zum Vergleich, die klingt auch verdächtig schlecht.

Gruß, Franz


[Beitrag von op111 am 24. Jun 2004, 15:23 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#22 erstellt: 22. Aug 2010, 10:01

op111 schrieb:
Hallo zusammen,

beim weiteren Durchhören von
The Chicago Recordings
Carlo Maria Giulini
VÖ: 07.05.2004
EMI 5859742, 4 Compact Discs

bin ich auf weitere klangtechnische "Verbesserungen" der Aufnahmen gegenüber früheren Veröffentlichungen gestoßen:
Schon Mahlers 1. und Berlioz' "Romeo" sind nicht vom Mastertape, sondern Langspielplatten überspielt.
Gruß, Franz


Franz, danke für den Verweis auf diesen Thread hier. Ich habe mir auf diese Aussage hin heute Mahler 1 aus der Box nochmals angehört. Also wenn diese Aufnahme tatsächlich von einer LP überspielt ist, dann ist es die verdammt beste LP-Kopie, die ich je in meinem Leben gehört habe. Ich kann es tatsächlich kaum glauben. Am Beginn des dritten Satzes hab ich mal fast bis zum Anschlag aufgedreht, also für mich als Laien klingt das Rauschen sehr gleichmässig und sauber, wie es bei einer Bandkopie aus dieser Zeit klingen würde. Ich finde den Mahler und vor allem den Bruckner klanglich nicht schlecht, bei Beethoven und Brahms gebe ich Dir recht, die finde ich klanglich auch nicht toll (v.a. Beethoven ist sehr scharf und bassarm).

Hast Du Belege für die obige Aussage, oder sind es Deine eigenen Feststellungen ?

Grüße Michael
op111
Moderator
#23 erstellt: 22. Aug 2010, 15:10
Hallo Michael,
die Giulini-Box hatte ich in einer Promo-Vorabkopie aus GB.
Ich schrieb damals:

op111 schrieb:
(Anm: Maher 1. Satz 4) Ausgerechnet dieser Satz ist nämlich dermaßen dynamikkomprimiert, als müßte man auf den Innenbereich einer übervollen LP Rücksicht nehmen. Überhaupt klingt gerade die erste Mahler leicht verklirrt, als ob man eine LP mit verschmutzter Nadel abspielen würde.


Ob es sich (teilweise) um eine LP-Überspielung handelt, konnte ich nicht herausfinden - jedenfalls schien mir einiges in der Box deutlich unterhalb des Standes zu sein, den man z.B. in der "EMI-Studio" Midpriceserie erreicht hatte.
Die Vermutung, dass nicht das selbe bereits digitalisierte und vor dem Verfall bewahrte Material verwendet wurde, liegt damit nahe.
Das Ruhe-/Hintergrundrauschen kann man nicht als Indiz für das Ausgangsmaterial hinzuziehen, da man per Rauschfilterung nahezu jedes Material aus der Epoche (1970er) nahezu rauschfrei bekommt. Klirr und Intermodulationen an den dynamischen Spitzen sind dagegen schon eher Indikatoren.
arnaoutchot
Moderator
#24 erstellt: 22. Aug 2010, 19:47

op111 schrieb:
Das Ruhe-/Hintergrundrauschen kann man nicht als Indiz für das Ausgangsmaterial hinzuziehen, da man per Rauschfilterung nahezu jedes Material aus der Epoche (1970er) nahezu rauschfrei bekommt. Klirr und Intermodulationen an den dynamischen Spitzen sind dagegen schon eher Indikatoren.


Hmm, also die Hörner haben einen minimalen Klirr, das stimmt. Den vierten Satz höre ich mir nochmals daraufhin an, Dein Hinweis mit den Innenrillen der Platte ist logisch und nachvollziehbar. Wenn die die Mahler 1 auf eine Platte gequetscht haben, dann ist ja die zweite Seite über 30 Minuten lang. Irre !
op111
Moderator
#25 erstellt: 06. Okt 2010, 20:44
Einige (Wieder-)Veröffentlichungen aus dem aktuellen jpc-Programm:

Giulini in America
Beethoven: Symphonien Nr. 3, 5,6
Brahms: Symphonien Nr. 1 & 2
Debussy: La Mer
Ravel: Ma mere l'oye;Rapsodie espagnole
Schumann: Symphonie Nr. 3
Tschaikowsky: Symphonie Nr. 6 "Pathetique"
Los Angeles PO,
Carlo Maria Giulini
DGG , ADD, 1978-1984 6 CDs
jpc.de

Mussorgsky: Chowantschtschina-Ouvertüre
Tschaikowsky: Violinkonzert op. 35
Dvorak: Symphonie Nr. 7
Kyung Wha Chung,
Berlin PO, Carlo Maria Giulini
Testament , ADD, 1973
jpc.de

Symphonien Nr. 1-4
Haydn-Variationen op. 56a;Tragische Ouvertüre op. 81;
Klavierkonzerte Nr. 1 & 2
Claudio Arrau,
Philharmonia Orchestra,
New PO,
Carlo Maria Giulini
Label: EMI , ADD, 1961-1968

jpc.de

Anton Bruckner
Symphonie Nr. 8
Berlin PO, Carlo Maria Giulini
Testament , ADD, 1984

jpc.de

Ravel: Ma Mere L'Oye;Klavierkonzert für die linke Hand
Debussy: La Mer
Michel Block, Berlin PO, Carlo Maria Giulini
Testament , ADD, 1978
jpc.de

Verdi: Don Carlos (live Covent Garden 1958)
jpc.de


[Beitrag von op111 am 06. Okt 2010, 20:45 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#26 erstellt: 07. Okt 2010, 11:24
Danke für's Zusammentragen, Franz!
klassik-eddie
Stammgast
#27 erstellt: 13. Okt 2010, 18:35
Die Giulini-Chicago-Box für 18 EUR bei jpc (oder bei amazon für 18 EUR oder dort im Marketplace für um die 13 EUR):

jpc.de

Die 1. Mahler soll ja nicht schlecht sein. Wie sieht's mit dem "Rest" aus?
op111
Moderator
#28 erstellt: 13. Okt 2010, 19:43
Hallo,
ich habe die Box vor allem wegen der 9. Bruckner gekauft. Eine der ganz wenigen, die mir gegenüber den Einspielungen von Carl Schuricht und Bruno Walter konkurrenzfähig erscheinen. Allein die Aufnahme hätte mir zum Kauf ausgereicht.
Die 4. Brahms (leider auf 2 CDs zerteilt) und Beethovens 7. waren weitere starke Argumente für die Box.
arnaoutchot
Moderator
#29 erstellt: 13. Okt 2010, 20:58
Mahler # 1 und Bruckner # 9 sind das Eintrittsgeld auf jeden Fall alleine schon wert und klanglich auch sehr ordentlich (auch wenn Franz und ich uns noch nicht einig geworden sind, ob das Needledrops sind ... ). Brahms und Beethoven fand ich (auch klanglich) uninteressanter.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 15. Okt 2010, 08:07
Hallo zusammen,
da ich Giulini selbst auch sehr schätze, aber dennoch nicht eine einzige CD von ihm besitze, werde ich dazu schweigen.
Aber was die EMI- Überspieluungen angeht: ich hatte das Glück, jemanden kennengelernt zu haben, der Jahrzente bei der EMI beschäftigt war und plaudere daher mal aus dem Nähkästchen.
Erstens sind tatsächlich alte Masterbänder in den 80er Jahren einfach überspielt worden, um Material zu sparen.
Zweitens ist es, so ungefähr zu Zeiten der Umstellung zu digital, jemandem gelungen, in die Lagerräume zu gelangen und massenhaft Bänder und Matritzen mitgehen zu lassen.
Drittens, davon konte ich mehrfach selbst überzeugen, ist es bei Studioproduktionen nicht immer ratsam, die Masterbänder zu benutzen, da gerade die oft Verzerrungen und sonstige Fehler aufweiden, die später, bei den für die LP- Pressungen verwandten Bändern, eliminiert worden sind.
Und nicht zuletzt hat die EMI Deutschland in diesen Jahren eine geradezu verantwortungslose Personalpolitik betrieben und die besten Tonmister als erste vor die Türe gesetzt. Wohl jeder kennt die Geschichte, daß die Schwarzkopf, als sie die ersten CD- Remasterings abhörte, glaubte, ihr CD- Player sei defekt. Sie hat keiner der Veröffentlichungen zugestimmt und privat Hernn J.N. Mathes gebeten, das neu, sprich besser zu machen. Nachzulesen, und darüberhinaus einen kleinen Artikel von Mathes selbst über seine Vorstellung eines gelungenen Remasterings und wie man es rerreicht in "Der fixierte Klang", Verlag DOhr, Köln.
Übrigens ein überaus lesenswertes Buch, da eine ganze Reihe EMI- Interpreten selbst zu Wort kommen über ihre Erfahrungen im Aufnahmestudio und ihre Einstellung zu technischen Fragen und die gewisse Abhängigkeiten von Produzenten und Tonmeistern.
arnaoutchot
Moderator
#31 erstellt: 15. Okt 2010, 10:10

Szellfan schrieb:
... und plaudere daher mal aus dem Nähkästchen.
Erstens sind tatsächlich alte Masterbänder in den 80er Jahren einfach überspielt worden, um Material zu sparen.
Zweitens ist es, so ungefähr zu Zeiten der Umstellung zu digital, jemandem gelungen, in die Lagerräume zu gelangen und massenhaft Bänder und Matritzen mitgehen zu lassen.
Drittens, davon konte ich mehrfach selbst überzeugen, ist es bei Studioproduktionen nicht immer ratsam, die Masterbänder zu benutzen, da gerade die oft Verzerrungen und sonstige Fehler aufweiden, die später, bei den für die LP- Pressungen verwandten Bändern, eliminiert worden sind.
Und nicht zuletzt hat die EMI Deutschland in diesen Jahren eine geradezu verantwortungslose Personalpolitik betrieben und die besten Tonmister als erste vor die Türe gesetzt.


Sind es nun LP-Überspielungen oder nicht ? Das wird mir aus Deinem Text nicht klar. Und zu 3.: In meinem laienhaften Verständnis sollte das Masterband die Version sein, die die ultimative und fehlerlose abgemischte Aufnahme enthält, von der dann LP- oder CD-Produktionen erfolgen. Ich verstehe nicht, warum das endgültige Masterband dann nicht hierzu herangezogen werden sollte.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#32 erstellt: 15. Okt 2010, 10:34
Hallo zusammen,
sorry, daß ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt habe.
Ja, es sind teilweise tatsächlich Überspielungen von LPs, da die EMI kein anderes Material mehr zur Verfügung hatte.
Und es ist kein laienhaftes Verständnis, wenn Du davon ausgehst, ein Masterband sei das Endprodukt. Sollte so sein, ist aber häufig so wie mit den Fassungen bei Bruckner. Es bleibt oft als Prozess stehen und ist, zumindest damals, eine Endfassung als Grundlage gewesen. Manchmal, um davon die Platte zu pressen (wobei man beim Schneiden selbst noch den Klang manipulieren konnte) oder aber, um weiter daran zu arbeiten.
Nicht umsonst plädiert Herr Mathes dafür, beim Remastern unbedingt immer die fertige LP im Vergleich zu hören, weil nur sie das eigentliche Endprodukt darstellt, nicht aber das Masterband.
Soweit geklärt?
Herzliche Grüße, Mike
arnaoutchot
Moderator
#33 erstellt: 15. Okt 2010, 10:43

Szellfan schrieb:
Soweit geklärt?


ok, ja, danke. Insbesondere im Fall der Mahler # 1 von Giulini ist es aber eine exquisite Überspielung, ich konnte es erst gar nicht glauben.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#34 erstellt: 15. Okt 2010, 11:28
Hallo,
ja, stimmt. Nicht umsonst kommt ja Naxos oft zu besseren Ergebnissen als die EMI, denn Naxos benutzt ja immer die LP als Grundlage, nicht das Band.
Wie gesagt, oft, denn ich werde das Gefühl nicht los, daß sich in letzter Zeit bei Naxos doch eine gewisse Routine eingeschlichen hat und dann doch wieder die EMI- Masterings angenehmer sind.
Bleibt, wie so oft, Geschmackssache und einen "Weisheit letzten Schluß" kanns wohl auch hier nicht geben.
Herzliche Grüße, Mike
arnaoutchot
Moderator
#35 erstellt: 15. Okt 2010, 11:54

Szellfan schrieb:
Nicht umsonst kommt ja Naxos oft zu besseren Ergebnissen als die EMI, denn Naxos benutzt ja immer die LP als Grundlage, nicht das Band.


Das dürfte aber nur für die historischen Prä-Stereo-Aufnahmen gelten, oder ? Die neueren Digitalaufnahmen von Naxos fallen da sicherlich nicht darunter.
op111
Moderator
#36 erstellt: 15. Okt 2010, 12:23
Hallo,

vielen Dank, szellfan, für die Hintergrundinfos.
Ich hatte schon an der Funktionsfähigkeit meines damaligen CD-Players gezweifelt, als ich die Giulini-Chicago-Box abhörte.

Auffällig ist, dass meine alte EMI-Studio-CD der 7. Beethoven sehr viel voller und unverzerrter klingt als die neue Ausgabe.
Die 9. Bruckner kann ich leider nicht mehr mit einer älteren Ausgabe vergleichen.
Die LP war eine SQ-Quadrophonieaufnahme. Der Downmix auf 2
Kanäle führt ohnehin zu nicht vergleichbaren Ergebnissen.

Daß die Naxos LP-Überspielungen, z.B. des Furtwängler-Tristan, besser klingen ist m.W. nicht unumstritten. Schließlich liegen zwischen dem Masterband und dem LP-Remaster etliche verlustbehaftete Konversions-Schritte.
op111
Moderator
#37 erstellt: 15. Okt 2010, 12:32

Szellfan schrieb:
Erstens sind tatsächlich alte Masterbänder in den 80er Jahren einfach überspielt worden, um Material zu sparen.

Da es sich meist um preiswerte 1/4Zoll-Open Reel-Bänder gehandelt haben dürfte (Endkundenpreis unter 40 DM / ) sollte der Spareffekt im Vergleich zu den Tausenden der übrigen Produktionskosten vernachlässigbar und kaum merkbar sein.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#38 erstellt: 15. Okt 2010, 13:08
Hallo zusammen,
nun gleich drei Raeaktionen.
Zunächst zu arnaoutchot: natürlich schreibe ich von Remasterings, also den hinstorischen Aufnahmen. Über neue Naxos- Digitalaufnahmen an dieser Stelle kein Wort.
Obwohl man ja so langsam in die Stereo- Ära vordringt, bin gespannt, was da noch kommt und Diskussionsstoff bietet.
Zu op111: Du hast natürlich recht was den Tristan betrifft. Nun bleibts eben Geschmackssache und ich finde selbst, daß die Naxos- Überspielung wenig glücklich geraten ist. Da ich selbst zum Privatvergnügen mir so manche LP zu ner CD gebastelt habe, da ich höchst unglücklich war mit den Überspielungen der Industrie, weiß ich, wo man dort Verluste einfährt und wo das seine Vorteile haben kann, die LP zu benutzen. Dazu kommt natürlich, daß die alte, gewohnt klingende LP mein Vorbild war. Andernorts schrieb ich ja schon, nun auch gleich die dritte Antwort einbeziehend, daß die Schwarzkopf ebenfalls dachte, ich CD- Player sei kaputt, als sie die ersten Überspielungen gehört hat. Kurioserweise scheinen auch mir ältere EMI- Remasterings deutlich besser zu klingen als jüngere, aber auch nur immer mal wieder einzelne, beileibe nicht alle. Sicher waren das damals vergleichsweise "billige" Bänder, aber heute wäre man sicher dankbar, das Material noch zu besitzen, oder? So manche Rundfunkanstalt beißt sich heute sonstwohin, daß sie in den 80ern die Bänder einfach überspielt hat. Gespart hat man da, koste es, was es wolle.
Aber zurück. Da ich näher mit jemandem bekannt bin, der selbst produziert, und zwar ausschließlich historische Aufnahmen, dessen Namen ich hier verständlicherweise nicht nennen kann, weiß ich, wie da so oft gearbeitet wird.
Salopp ausgedrückt: a ja, die Aufnahme ist aus den 50ern, da hatte man das Klangideal sowieso, also nehme ich das und das Preset für Rauschfilter und EQ und durch damit. Daß da jede einzelne Platte, manchmal Plattenseite, anders klingt, ist dabei nicht so wichtig. Fließbandprodukion, leider nur zu oft. Und aus Kostengründen oft nicht anders machbar.
Und eben das meinte ich oben, wenn ich von der sich einschleichenden Routine rede, die sich auch bei Naxos einzuschleichen scheint und deren Tristan scheint mir ohrenfälliges Beispiel zu sein.
Die Sony hat mal so glücklich begonnen mit ihrer "Masterworks Heritage", aber das kostet eben und kommt nicht wieder rein. Wenn ich da an den, mit Verlaub, Schotter denke, den man bei Essential Classics kaufen kann oder Esprit oder wie diese ganzen neuen Schläuche heißen, dann greife ich lieber zu meiner alten LP und dann hat sich das.
Verhällt sich nicht anders bei so manchen EMI- Platten. Alles immer mit Einschränkungen, denn einzelnes ist wirklich gut gelungen und man kann ja wählen, ob nun EMI, Naxos oder doch an den Plattenschrank oder gar selber machen.
Entschuldigt bitte, ich neige heute zum Abschweifen.
Herzliche Grüße, Mike
Martin2
Inventar
#39 erstellt: 29. Okt 2010, 16:17
jpc.de
Mit dieser Brahmsbox mit Giulini hatte ich geliebäugelt. Sie tauchte vor einigen Wochen im Sonderangebotsthread auf. Hat sie sich jemand gekauft und kann dazu etwas sagen?


[Beitrag von Martin2 am 29. Okt 2010, 16:26 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#40 erstellt: 29. Okt 2010, 20:20
Hallo Martin,

leider nur insoweit, als das JPC bisher noch nicht liefern konnte.

Grüße
Frank
op111
Moderator
#41 erstellt: 29. Okt 2010, 20:41
Hallo zusammen,
ich besitze sie.
Es ist eine Veröffentlichung von EMI-France mit Papphüllen und sparsamem frz. Beiheft.
Einige Aufnahmen kenne ich bereits aus der LP-Ära.
Martin2
Inventar
#42 erstellt: 29. Okt 2010, 20:54
Hallo Franz,

ja aber was ist denn dazu nun Deine Meinung? Ich besitze im Falle der Sinfonien Karajan, Stefan Sanderling, Furtwängler und van Zweden. Bei den Brahms Klavierkonzerten Rubinstein und Backhaus, außerdem noch Brilliant.

Das ist nicht soviel, zumal ich kein großer Karajanfreund bin, Sanderling und van Zveden sicher keine Topaufnahmen und Furtwängler alt und sich noch einmal eine zweite Aufnahme der Klavierkonzerte ins Haus zu holen muß auch nicht verkehrt sein. Zumal Claudio Arrau wieder ein sehr berühmter Pianist ist, von dem ich gar nichts kenne.

Eben deshalb interessiert mich Deine Einschätzung!

Gruß Martin
WolfgangZ
Inventar
#43 erstellt: 29. Okt 2010, 21:34
Hallo, miteinander!

amazon.de

Von meinen überschaubar vielen Brahms-Gesamtaufnahmen der Sinfonien sagt mir Karl Böhm mit den Wiener Philharmonikern sehr zu, eine gewiss nicht historisch orientierte (wie etwa Gardiner), aber gediegene und bestens ausgewogene Einspielung klassizistischen Zuschnitts. Auf LPs besitze ich die ähnlich ausgeglichene Einspielung mit dem London Symphony Orchestra unter Leitung von Claudio Abbado.

Die Gesamtaufnahme mit Thomas Sanderling (Sohn von Kurt) war zumindest zu der Zeit, als ich sie bei Zweitausend... bestellte, ein dickes Schnäppchen, erreicht aber meines Erachtens insbesondere aufnahmetechnisch nicht die beiden anderen Einspielungen.

@ Martin: Du meinst auch Thomas, nicht Stefan, oder? Letzteren gibt es, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das ein Sohn von Kurt Sanderling ist.

Wolfgang

PS: Streng genommen ist mein Beitrag hier off topic; ich hoffe, das stört nicht allzu sehr.


[Beitrag von WolfgangZ am 29. Okt 2010, 21:38 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#44 erstellt: 29. Okt 2010, 22:13
Ich meinte in der Tat Thomas Sanderling. Übrigens lange nicht mehr gehört, aber so schlecht waren die Aufnahmen mit dem Philharmonia Orchester nicht ( Sound 67 fand sie damals schlecht, als er hier noch schrieb)

Gruß Martin
op111
Moderator
#45 erstellt: 30. Okt 2010, 09:45
Hallo zusammen,

um auf Giulini zurück zu kommen,
Meine bevorzugten Brahmsaufnahmen sind

die Sinfonien 1 & 2
mit dem LA Phiharmonic (DG)
jpc.de

Nr. 3 mit den Wienern
amazon.de

Nr. 4 mit dem Chicago Symphony Orchestra
jpc.de
und
mit den Wiener Philharmonikern (DG).
amazon.de
und dem New Philharmonia Orchestra
jpc.de


Bei den Klavierkonzerten kenne ich keine anderen Aufnahmen, als die mit Arrau. M.E. verfolgen Solist und Dirigent ein stilistisch harmonierendes Konzept, anders als bei Ashkenazy und Haitink, wo gerade die Divergenz zu einem hörenswerten Ergebnis führt.

@Martin: erwarte jetzt bitte bei einer gerade ausgelieferten CD (VÖ 29.10.!) kein abgeklärtes differenziertes Urteil, dazu sind die 5 Scheibchen noch zu neu.

Die aktuelle EMI/Philharmonia Kassette vereinigt Aufnahmen, die nicht den etwas ruhigeren späten Giulini zeigen, sondern einen deutlich spontaneren, temperamentvolleren Musiker.
Die Aufnahmequalität (1960er) ist sehr gut für die Epoche, reicht aber nicht an die Aufnahmen aus Chicago (EMI) und erst recht nicht an die der DG heran.

Die Aufnahmen der Sinfonien 1-3 sind mir nicht so vertraut, ich habe erst einmal die 2. und 3. gehört.
Ich habe den Kauf nicht bereut.
Für 14,99 lautet meine klare Empfehlung: kaufen!


[Beitrag von op111 am 30. Okt 2010, 09:52 bearbeitet]
Kings.Singer
Inventar
#46 erstellt: 30. Okt 2010, 20:50
Hi.

Gibt es eigentlich einen kompletten Zyklus in der Paarung Giulini/LAPO was die Symphonien betrifft?

Grüße,
Alexander.
Kreisler_jun.
Inventar
#47 erstellt: 30. Okt 2010, 23:53

Kings.Singer schrieb:
Hi.

Gibt es eigentlich einen kompletten Zyklus in der Paarung Giulini/LAPO was die Symphonien betrifft?


Anscheinend nicht; sonst wären die ja in der "Amerika"-Box alle drin. Ich habe die 1. Sinf. einzeln und obwohl sie in vieler Hinsicht sehr gut ist, ist sie sehr (mir eigentlich zu) langsam, besonders im ersten Satz.
Da ich momentan Vervielfachungen im Standardrepertoire eher vermeiden will, ist die Box eher nichts für mich.

viele Grüße

JK jr.
Jugel
Inventar
#48 erstellt: 18. Nov 2013, 18:37
"Ob ich hier bei "Fragen zu Dirigenten" richtig bin? Ich hoffe ja. (Wenn nicht: Bitte "verschieben")" hieß es und es gab den freundlichen Hinweis auf diesen Thread, den ich - naturblöd wie ich mich manchmal anstelle - trotz des Bemühens der Suchfunktion nicht gefunden hatte. Also den ganzen Text noch einmal, was dank "paste & copy" unproblematisch ist:

Worum geht es?
Es geht um Carlo Maria Giulini. Von dem habe ich einige Einspielungen im Regal und die gefallen mir allesamt! Teilwiese sogar ausnehmend gut (Bruckner 8, die mit dem Wahnsinns-Schmelz im Adagio...)!
Jetzt reitet mich der Teufel und ich will mal versuchen, die Tonträger-Sammlung nicht in erster Linie nach Musikgattungen, Komponisten oder Stimmen zu erweitern, sondern nach Dirigenten. Und da kam mir eben Giulini in den Sinn. (Ich kann übrigens als ziemlicher Laie und Nicht-Musiker nicht erläutern oder begründen, warum ausgerechnet der und kein anderer; vielleicht ist es schlicht und ergreifend so, dass ich bislang mit allem von ihm (sehr) zufrieden war...)
Gibt es Eurer Meinung nach besonders lohnenswerte Einspielungen, Must-Haves sozusagen?

Bislang habe ich von Giulini im Zugriff:
Johann Sebastian Bach: Messe in h-moll, BWV 232, Symphinieorchester des Bayerischen Rundfunks
Johannes Brahms: Symphonie Nr. 2, D-dur, Los Angeles Philharmonic Orchestra
Anton Bruckner: Symphonie Nr. 8, C-Moll, Wiener Philharmoniker
Wolfgang Amadeus Mozart: Symphonie Nr. 40 – Symphonie Nr. 41, Berliner Philharmoniker
Robert Schumann: Symphonie Nr. 3, Es-Dur, „Rheinische“, Manfred Ouvertüre, Los Angeles Philharmonic Orchestra
Peter Tschaikowsky: Symphonie Nr. 6, „Pathétique“, Los Angeles Philharmonic Orchestra
Giuseppe Verdi: Rigoletto, Wiener Philharmoniker
Giuseppe Verdi: Falstaff, Los Angeles Philharmonic Orchestra
Giuseppe Verdi: Messa da Requiem, Berliner Philhamoniker

Vielleicht gibt es auch interessante (und preiswerte) Boxen oder dergleichen...

Für Eure Anregungen, Tipps und Hinweise bedanke ich mich im voraus
Gruß
Jugel
Hüb'
Moderator
#49 erstellt: 18. Nov 2013, 19:36
Hallo Jugel,

dann auch hier erneut:

von Giulini gibt es aktuell einige preisgünstige Boxen, die, wenn die Inhalte geeignet sind, grundsätzlich "lohnen":

jpc.de jpc.de jpc.de

jpc.de jpc.de jpc.de

Grüße
Frank
Jugel
Inventar
#50 erstellt: 18. Nov 2013, 19:58

Hüb' (Beitrag #49) schrieb:
...dann auch hier erneut...

Das bedeutet dann: Doppelt Dank!
Auf die Schnelle mal gezählt: Das sind insgesamt schlappe 51 CDs (für erstaunlich wenige - etwas über 200 - Teuros). Ist es undankbar, wenn ich da nach einer (durchaus subjektiven) Vorauswahl frage?
Spaß beiseite, aber die vorgestellte Fülle erschlägt mich schier. (Das will ja auch alles gehört werden; ich bin nicht mal mit der im Sommer zugelegten Wagner-Edition durch, will meinen Holländer-Horizont erweitern und nebenher gibt es - in zugegeben anderen Genres - auch immer wieder interessante Neuentdeckungen bzw -erscheinungen...

Gruß
Jugel
Hüb'
Moderator
#51 erstellt: 18. Nov 2013, 20:04
Hallo Jugel,

die letzte Box dürfte Überschneidungen mit jeweils 4 & 5 enthalten, so dass ich sowieso nicht empfehlen kann, sämtliche CDs zu erwerben.
Unbedingt empfehlen kann ich die Los-Angeles-Aufnahmen, die sind exzellent. Die enthaltenen Brahms-Aufnahmen sind IMHO Highlights der nicht gerade armen Diskographie der Werke und auch der "Rest" ist klanglich-musikalisch Top und absolut spannend.

Grüße
Frank
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