Rafael Payare: ein Power-Dirigent

Liebes Forum,

wieder einmal habe ich Neues aus München zu berichten. Gestern hat Rafael Payare dirigiert, ein 36jähriger Venezolaner, von dem ich noch nie gehört hatte.

Schon als er mit energischen Schritten - und seinem Wuschelkopf - hineinschritt, ging ein Raunen durchs Publikum. Aber als die ersten Takte der Tannhäuser-Ouvertüre erklangen, wurden selbst die letzten Novemberhuster still. Nun sind die Hornisten der Philharmoniker auch wirklich wunderbar, nicht umsonst bekommen sie immer einen extra lauten Applaus. Doch auch anschließend hat letztlich Payare einen Wagner vorgetragen, der mich fasziniert hat.

Temperament ist eigentlich das falsche Wort. Einen derartigen Körpereinsatz, eine solche Begeisterung für das Werk habe ich selten gesehen. Und im letzten Teil der Ouvertüre nahm er das Tempo derart zurück (fast auf die Hälfte), dass die ohnehin schon wuchtigen Töne regelrecht erschütternd wirkten. Das nicht unumstrittene Rubato wird hier zwar gerne eingesetzt, aber so sehr verlangsamt war das ein völlig neues Erlebnis.

Nach der Pause gab es Schostakowitschs Fünfte, in der die Philharmoniker und eben auch Payare noch einmal ihre ganze Kraft zeigten. Man sah es ihm anschließend durchaus an, wie selbst ihn dieser Marathonlauf mitgenommen hat, physisch wie emotional.

Ich hoffe, dass wir noch viel von Payare hören werden.

Viele Grüße
Steffen