welches Lageröl für Sonys PS-6750?

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Vaphian
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 15. Apr 2012, 11:38
Hallo Fachmänner,
mein alter Plattenspieler (Sony PS-6750) gibt während des Betriebs leicht quietschende Geräusche von sich (siehe meinen alten Eintag: http://www.hifi-forum.de/viewthread-26-14347.html). Deswegen ist es wohl nötig, das Lager zu ölen. Nur habe ich leider keine Ahnung welches Öl/welche Ölart dafür geeignet ist. In diversen Foren widersprechen sich die Empfehlungen teilweise (Bsp.: Forum X sagt, dass Nähmaschinenöl OK ist; Forum Y sagt wider rum, dass Nähmaschinenöl eine zu geringe Viskosität besäße)

Ich würde mich daher sehr freuen, wenn der ein oder andere Fachmann mir ein Öl empfehlen könnte.

Danke und Gruß,
Fabian
Bepone
Inventar
#2 erstellt: 15. Apr 2012, 13:08
Hallo Fabian,

ich bin einer von denen, die Nähmaschinenöl für zu dünnflüssig halten

Empfehle dir ein 5W40 oder 10W40 Motorenöl. Du brauchst nur paar Tropfen.


Nicht vergessen, das Lager vorher gut sauberzumachen!


Gruß
Benjamin
Vaphian
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 16. Apr 2012, 10:56
Hi Benjamin,
dank Dir für deine Antwort...

Bin aber immer noch ein wenig unschlüssig, da Motoröl doch für höhere Temperaturen ausgelegt ist und die angegebene Viskosität erst dann, also bei hohen Temperaturen, erreicht wird...

Aber Du scheinst ja gute Erfahrungen mit Motorenöl gemacht zu haben

Danke und Gruß,
Fabian
Bepone
Inventar
#4 erstellt: 16. Apr 2012, 12:41
Hallo,

natürlich wird das Öl im Verbrennungsmotor unter Betriebstemperatur wesentlich dünnflüssiger, als es bei dir aus der Flasche läuft.

Für's Plattentellerlager ist aber eher der zweite Zustand von Nutzen


Gruß
Benjamin
Pilotcutter
Administrator
#5 erstellt: 16. Apr 2012, 12:43
Grundsätzlich halte ich - vom Schmierprinzip - Motorenöl für ungeeignet. Man könnte wahrscheinlich mit allen erdenklichen Mitteln einen Plattenspieler ölen. Wohl auch gut mit Margarine, wenn's nicht ranzig werden würde. Von seinem Wirkungsgrad und seinen Eigenschaften ist Motoröl aber nicht unbedingt zur Schmierung von Plattenspielerlagern gedacht und geeignet. Es scheint mir für - zumindest für massive Lagerbuchsen - zu dünn. Motorenöle werden im Kreislauf gepumpt, schmieren also fließend und mind. bei 80°C, während Lageröle höher viskos sind und die Lagerteile ständig in dem gleichen Öl laufen. Ein hochviskoses Öl ist immer besser als niedrigviskose Motoröle. Besonders bei Lagerspiel, ist dickeres, klebrigeres Öl besser auch aufgrund seiner höheren Dämpfung. Dünnes Öl sinkt nach unten ab und schmiert den Lagerdorn aufwärts nicht in dem Maße, wie es ein dickes Öl tut. Hochviskoses Öl ist "klebriger" und scheint mir eine gewisse Adhäsion am Lagerdorn zu haben, während ein Motoröl nach unten absinkt (absinken würde) und den Dorn aufwärts nicht "selbstständig" schmiert. Also Sprühöle wie WD40 und Caramba halte ich auch für ungeeignet.

Und prinzipell ist es bei Schmierungen von Lagern und Getrieben so, dass je niedriger die Gleitgeschwindigkeit (und je höher die Belastung) ist, je höher sollte die Lagerölviskosität sein (also vom Porsche Turbo bis zum Türscharnier wird das Schmiermedium immer hochviskoser). Motoröl hat den Anspruch geringer Druckbelastung und exterem hoher Gleitgeschwindigkeit, also entgegen dem Prinzip Plattenspieler mit "hoher" Druckpunktbelastung bei niedriger Gleitgeschwindigkeit. Bei sich sehr langsam drehenden Schmierstellen nimmt man ja auch ein Schmierfett. Daher halte ich ein Lagerfett bei Drehung des Lagerdorns in der Buchse bei Plattenspielern fast noch effizienter als ein Motoröl. Obwohl gegen Fett wiederum eine hohe Anlaufeigenschaft und sehr hohe Dämpfung spricht. Bei extremen Lagerspiel wäre imho ein Fliessfett geeignet um das Lagerspiel zu füllen und zu dämpfen, d.h. die Spaltmasse zwischen Dorn und Buchse aufzufüllen. Das Fett bleibt dann stabil, damit Dorn und Buchse nie aneinanderreiben.

Bei einem absolut intaktem Lager - ein Dorn also, der sich nur langsam aufgrund der zu entweichenden Luft in die Buchse senkt, ist eine Motorölschmierung wahrscheinlich weniger kritisch als bei einem Lager mit Spiel.

Für das Schmierprinzip ist letztendlich auch noch das Material der Lagerbuchse wichtig. Und das ist u.a. der Punkt, den Joel zB bei den Sinterlagern von Thorens für wichtig hält: siehe Wikipedia:


Sinterlager sind eine Variante der Gleitlager, bei denen die Lagerschale(n) nicht aus massivem, sondern aus gesintertem Material besteht. Sinterbronze ist das gebräuchlichste Material, aber auch Sintereisen wird häufig zur Herstellung verwendet.
Gesinterte Metalle werden durch Pressen von Metallpulver unter hohem Druck hergestellt. Dabei lassen sich sehr hohe Genauigkeiten erreichen. Sintermetalle sind sehr porös. Sie bestehen zu 15 % bis 30 % aus Poren, und darin liegt auch der Vorteil von Sinterlagern gegenüber massiven Gleitlagern begründet, denn die Poren füllen sich mit Schmierstoffen (Öl).
Zum einen steht so ein größerer Ölvorrat als bei massiven Gleitlagern zur Verfügung. Man spricht bei Sinterlagen daher auch von selbstschmierenden Lagern, was aber natürlich nur in Grenzen gelten kann.
Zum anderen kann das Öl innerhalb des Lagerschalenkörpers fließen. In den Bereichen hohen Öldrucks tritt es in das Sintermaterial ein und in den Bereichen niedrigen Drucks wieder aus. Dadurch kann sich ein Schmierfilm schneller aufbauen.
Sinterlager haben Dank ihrer Poren ausgezeichnete Notlaufeigenschaften. Das heißt, im Falle einer Schmierstoffknappheit können die Lager ohne größere Schäden über einen bestimmten Zeitraum weiter betrieben werden. So bleibt genügend Zeit, die Schmierstoffknappheit zu erkennen und zu beheben.


Daher sind die Original Thorens Öle auch dünner, als ich erwartete. Weil sie ständig die Poren füllen und Schmierung an den Dorn abgeben. Dickere Öle würden hier die Poren eher verkleben.

Das sind natürlich nur lose Gedanken aus dem Alltag zur Schmierung und erheben keinen Anspruch. Ein Plattenspielerlager und seine Schmierung bedarf gewöhnlich keiner Wissenschaft. Und ob sich die heutigen Hersteller der Plattenspieler wirklich solche Gedanken machen, wie zu alten Zeiten scheint mir auch fraglich. Ich habe u.a. einen Dreher aus dem Hause Clearaudio mit wohl massiven Lagern und einem Fläschchen absolut dünnen und klaren Öls. Wirklich wie Nähmaschinenöl. Bei einer Durchschnittsdrehzahl von 39,16 rpm wird wohl kein Plattenspieler an einer "falschen" Schmierung zugrunde gehen.

PS: Was ich vergessen hatte: Ich halte somit Getriebeöle oder Hydrauliköle (oder Öl für die Servolenkung) für die Schmierung gängiger Plattenspieler für besser als Motoröle.

Gruß. Olaf


[Beitrag von Pilotcutter am 16. Apr 2012, 12:52 bearbeitet]
Bepone
Inventar
#6 erstellt: 16. Apr 2012, 19:59
Hallo Olaf,

das sind schon alles korrekte und interessante Gedanken, allerdings widersprichst du dir tlw. selbst.

Die angesprochenen Motorenöle sind hochviskos genug, um bei geringem Lagerspiel nicht davonzulaufen (Kapillarität!) und ausreichend druckstabil zu sein (der radiale Lagerdruck ist beim Tellerlager sowieso zu vernachlässigen).
Dafür noch dünnflüssig genug, um in evtl. Sintermaterial langsam einziehen zu können. Erhitzt man z.B. ein Motorenöl 10W40 auf ca. 50°C und wirft eine Sinterlagerschale à la Dual-Synchronmotor rein, sieht man die Luftblasen perlen. Unerhitzt klappt das auch, nur wesentlich langsamer.

Ich denke, das Motorenöl ist ein guter Kompromiss. Einerseits, um noch druckstabil im Mischreibungsgebiet zu schmieren, andererseits, um keine porigen Lagermaterialien zu verstopfen. So jedenfalls meine persönliche Auffassung und Erfahrung dazu.

Weiß man hingegen, dass man keine offenporigen Lagermaterialien hat, kann man durchaus mal ein dickeres Getriebeöl oder auch Fett (besonders empfehlenswert bei höheren Lagerspielen) versuchen - da bin ich ganz bei dir.


Das Thema Tribologie ist schon sehr interessant.


Gruß
Benjamin
hf500
Moderator
#7 erstellt: 16. Apr 2012, 20:27
Moin,
Bei Dual steht 10w40 (15W40?) in der Schmiermittelliste fuer die Tellerlager der Reibradler. Motorenoel geht also :-)

Etwas zur Viskositaetsklassifizierung: 10W40 bedeutet, dass das Oel bei -18°C den Viskositaetsindex 10W und bei +96°C einen VI von 40 hat. Dabei kann die tatsaechliche Viskositaet bei beiden Temperaturen durchaus aehnlich sein, denn 10W bedeutet nicht unbedingt, dass das Oel bei -18°C duennfluessiger als bei 96°C ist. Technisch wird das so erreicht, dass das Grundoel den VI 10W hat und bei hohen Temperaturen durch Zusaetze (Quellstoffe) den VI 40 bekommt.

Ich schmiere sowas immer mit vollsynthetischem 0W30, das hat von Natur aus eine flache Viskositaetskurve, diese Oele kommen ohne VI-Verbesserer aus. Das Oel ist auch sinterlagertauglich.

Welches Oel jetzt fuer den Plattenspieler richtig ist, haengt von dem radialen Lagerspiel ab. Wenn der Teller noch nicht fuehlbar kippt, wird 0W30 ausreichen. Mit Spiel ist es eigentlich aus, denn auch hochviskose Oele/Fette sind nicht dazu da, zu grosses Lagerspiel auszugleichen.

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Peter
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