Probleme mit vier Sony TA-N9.

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Hifihoppie
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 07. Mrz 2023, 21:32
Guten Abend zusammen.
Ich hatte im Frühjahr letzten Jahres eine Sony TA-N901 in defektem Zustand erworben und revidiert.
Einige Transistoren und Elkos waren defekt, einige Schönheitsreparaturen wie das Wechseln einiger Glühlämpchen waren erforderlich.
Schön, mal so ein seltenes Stück auf dem Tisch gehabt zu haben, dachte ich mir.

Diese Endstufe ging an einen Sammler seltener Sony-Geräte und seitdem arbeite ich mit ihm zusammen, seine alten Stücke wieder auf Vordermann zu bringen.
Es kamen zwei TA-N86 und eine weitere TA-N901, alle mit leichten Altersgebrechen.
Defekte Glühlämpchen hier, neue Relais dort, vergammelte 470µF/120V Elkos in der TA-N901, Arbeitspunkte und Offset abgleichen, nichts besonderes.

Nun habe ich nicht eine, auch nicht zwei, nicht drei, sondern VIER TA-N9 von ihm hier stehen zur Überprüfung.
Es wurde ihm vom Sony-Kundendienst mitgeteilt, das höchstwahrscheinlich die MOS-FET-Endstufenttransistioren 2SJ54 und 2SK173 defekt sein würden.
Diese Transitoren sind absolutes "Unobtanium" geworden, es ist auch kein Ersatz in irgendeiner Form bekannt dafür.
Alle im Netz angebotenen können nur Fake sein.
Könnte also ein kurzer Thread werden...

Zur Endstufe selbst:
Es war ein Top-Modell damals Ende der 1970er Jahre, Leistung in Class A-Betrieb 100W an 8 Ohm oder im Class AB-Betrieb 450W an 8 Ohm.
Sie hatte das PLPS-Netzteil eingebaut, eine Art Schaltnetzteil.
Diesem Schaltnetzteil sind Längsregler in den Spannungspfaden nachgeschaltet, um die Spannungen entsprechend der an einem Drehschalter (8-16Ohm/4 Ohm) vorwählbaren LS-Impedanzen anzupassen.

Ich überprüfte die ersten Endstufe, dort weisen die MOS-FETs keine Schlüsse auf, das Gerät lässt sich einschalten, die Power-Anzeige bleibt dunkel (evtl. Glühlämpchen defekt), an den großen Elkos 10.000µF/100V sind +/-5.6V zu messen, normal bei Stellung 8-16Ohm und AB-Betrieb sollen hier +/-95V messbar sein.

Die Einschaltstrombegrenzung funktioniert, das Relais schaltet nach ca 5 Sekunden, aber das LS-Relais schaltet nicht ein.
Keine Gleichspannung am Ausgang, die Stromaufnahme ist selbst für den AB-Betrieb zu niedrig.
Diese Geräte verfügen über eine seltsame Netzspannungsüberwachung mittels Optokoppler, ich habe das bei einer TA-N900 mal gesehen, direkt hinterm Netzschalter über eine Vorwiderstand bekommt die LED von einem Optokoppler Spannung.

Da werde ich mal nachsehen.
Eventuell beeinflusst diese Schaltung ja auch die Längsregler.

Eventuell hat ja jemand hier schon einmal Erfahrungen mit diesen seltenen Gerät gemacht.


[Beitrag von Hifihoppie am 07. Mrz 2023, 21:35 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#2 erstellt: 08. Mrz 2023, 00:48
Womit prüfst du die Hitachi Endtreiber? Nur um sicher zusein daß die MosFets in Ordnung sind. Solche MosFets kann ich als NOS Bestand noch bekommen. Aus definitiv sicherer Quelle. Also zuerst einmal schauen ob es die wirklich sind. Dann kannst du mir eine PN schicken.
Nach deiner Fehlerbeschreibung würde ich die Fehlersuche am SNT beginnen. Dort alle beteiligten Kondensatoren gegen geeingnete Typen erneuern, alle Dioden überprüfen. Die Dioden geben auf wenn die Netzteilelkos einen zu hohen Leckstrom haben.

Eine interessante Endstufe


Richard


[Beitrag von Broesel02 am 08. Mrz 2023, 00:49 bearbeitet]
Hifihoppie
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 08. Mrz 2023, 07:33
Guten Morgen.
Ich bin weiter gekommen.
Es liegt definitiv an der Netzspannungsüberwachung.
Der Optokoppler entpuppte sich als Gabellichtschranke, die mit Isolierband abgeklebt wurde.
Dieses Isolierband ist abgegangen und wenn ich diese Lichtschranke mit einer Taschenlampe anleuchte...funktioniert die Endstufe.
Der Fototransistor in der Lichtschranke funktioniert also.
Spannungen sind vorhanden, die Ruheströme sowohl im Class-AB als auch im Class-A Betrieb sind im Rahmen, keine Gleichspannung am LS-Ausgang und die Power-Glühlampe leuchtet auch.

Problem: Ich habe eine Serviceanleitung vom US/Japan-Modell, bei dem die Platinenanordnung und -Bestückung doch sehr unterschiedlich vom Europäischen Modell ist.
Vor allem hinter der Frontplatte.

Ich werde den Fototransistor probeweise überbrücken, um mal einen Höhrtest machen zu können.
Hifihoppie
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 08. Mrz 2023, 23:16
Nach einiger Analyse der Schaltung stellt sich das Ganze doch als raffinierter heraus, als ich dachte.
Die Netzspannung wird hinter dem großen Relais, schon fast ein kleines Schütz, der Anlaufstrombegrenzung über 2 x 10k-Ohm/2W auf die LED des ersten Optokopplers geführt, eine antiparallel geschaltete Diode schützt die LED vor Wechselspannung.
Dieser Optokoppler schaltet über den Transistorausgang die -15V über einen Vorwiderstand von 1.5k-Ohm auf die LED des zweiten Optokopplers, dessen Transistorausgang wiederum schaltet dann die Schutzschaltung ab, die Längsregler ein, die Power-Glühlampe ein und den Lautsprecher-Ausgang frei.

Ich denke, man wollte mit der Netzspannung nicht direkt auf die Schutzschaltungsplatine gehen für das EU-Modell und hat sich diese Schaltung einfallen lassen.
Der erste Optokoppler war defekt, es sind original Sanyo-SPI-201 Gabellichtschranken verbaut, ich habe sie durch PC-123 Optokoppler ersetzt und es funktioniert hervorragend.
Broesel02
Inventar
#5 erstellt: 09. Mrz 2023, 02:03
Herzlichen Glückwunsch!


Richard
CarlM.
Inventar
#6 erstellt: 09. Mrz 2023, 02:13
Ja ... gut gemacht! Ich habe interessiert mitgelesen. Ein nicht alltäglicher Fehler.

Hifihoppie
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 09. Mrz 2023, 19:31
Es ist ja auch eine nicht alltägliche Schaltung.

Das war der erste Streich, doch der Zweite folgt, bzw. folgte gestern Abend, sogleich!

Haargenau der selbe Fehler, beide Optokoppler durch diesmal zwei PC 817 ersetzt, ich wollte wissen, ob dieser Typ hier ebenfalls eingesetzt werden kann.
Ich habe nämlich noch etliche PC-817 auf Lager aus meiner Zeit mit den Röhrenfernseher- und Videorecorder-Netzteilen.
Lediglich die Power-Glühlampe musste ebenfalls ersetzt werden.
Hier war schon jemand dem Fehler auf der Spur, das ist sichtbar.
Ausserem sind die Drainwiderstände 1,6 Ohm/2W erneuert worden mit 1,5Ohm/2W, die MOS-FET sind aber auch hier intakt und erzeugen mit eine sehr guten Ton.

"Two Down, two to go", wie der Ami sagen würde....

Jetzt muss ich noch sämtliche Elkos erneuern und alle 1µF/2,2µF-Typen durch WIMA-Kondensatoren ersetzen, Halt..Moment, das würde nichts bringen, dann kann der Sammler das Gerät ja gar nicht nutzen, die Kondensatoren müssen sich doch erst ein halbes Jahr lang formieren oder so, nicht wahr?

Das mach ich natürlich nicht, man sollte den Originalzustand bei so einem seltenen Gerät so weit wie möglich bewahren.
Broesel02
Inventar
#8 erstellt: 09. Mrz 2023, 22:21
Wenn es um den originalen Sammlerzustand geht bleiben alle Elkos drin die noch funktionieren. Keine Frage. Nur bei dem SNT würde ich das nochmal überdenken. Aber der Kunde hat das letzte Wort.

Nach meiner bisherigen Erfahrung sind die Hitachi MosFets sehr stabil. die habe ich noch nicht defekt erlebt. Aber inzwischen altern sie. Die Kennlinien können inzwischen doch sehr unterschiedlich. Ich hatte da die Tage ein Problem mit solchen Hitachi MosFets an einer Quadral PA05 Aktivendstufe. Der Offset war bis zu 0,7V hoch. Die Originalschaltung hat keinen Offset Regler. Aber das ist eine andere Geschichte.

Super daß du die Sony Endstufen so elegant wieder reaktivieren konntest

Richard
Hifihoppie
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 09. Mrz 2023, 22:25
Und weiter gehts..Nummer drei ist an der Reihe.
Auch hier sind an den insgesamt 10 MOS-FETs keine Schlüsse feststellbar, keine verbrannten Bauteile auf der Platine sind sichtbar.

@ Broesel: Ich überprüfe diese Transistoren zunächst nur auf Schlüsse.
Die Transistoren sind "Sony" gestempelt, wo Sony diese Transistoren herstellen ließ, das kann ich natürlich nicht sagen.
Eine eingehende Überprüfung erfolgt dann, wenn es bei Inbetriebnahme ungewöhnliche Messwerte gibt, zum Beispeil kein oder erhöhter Ruhestrom oder Gleichspannung am Ausgang der Endstufe.
Die beiden vorigen Endstufen ließen sich ganz hervorragend auf unter 2mV Offset abgleichen, der sich auch bei Erwärmung nur um einige mV veränderte.


Hier war offensichtlich, dass schon einmal am Netzteil gearbeitet wurde, jede Menge fehlende Schrauben, usw.
Es wurden die insgesamt acht Schalttransistoren abgelötet, die Zuleitung vom Netzelko 3900µF/350V war abgelötet.
Zunächst musste der Netzelko entladen werden über 150Ohm.
Was passiert, wenn ein auf 310V aufgeladener Elko mit derartiger Kapazität kurzgeschlossen wird, brauche ich wohl nicht zu schreiben!

In den Längsreglerschaltungen arbeiten jeweils vier parallel geschaltete 2SC2626 im Positiven Spannungspfad und vier im negativen Spannungspfad.

Die Schalttransistoren sind messtechnisch in Ordnung, die Transistoren der Längsregler müssen noch geprüft werden.
die Schalttransistoren tragen keinerlei Aufdruck, haben das selbe Gehäuse wie die 2SC2626.
Mich deucht, hier ist jemand mit Anlauf auf den Optokoppler-Fehler hereingefallen.
Wo sind nur die Spannungen geblieben?
Muss am Netzteil liegen!

Feierabend für Heute, noch ein bischen Musik mit den beiden reparierten TA-N9 höhren...


[Beitrag von Hifihoppie am 10. Mrz 2023, 07:53 bearbeitet]
Hifihoppie
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 13. Mrz 2023, 22:33
Auch hier, bei Nummer drei, waren die Optos die Hauptursache des Fehlers.
Nach Zusammenbau des Netzteils (Wiederanlöten der Transistoren, anlöten der beiden Kabel zum Netzelko ergab sich folgendes Bild:

Gerät lässt sich einschalten, Relais schalten, aber zu hoher Ruhestrom und offensichtlich Gleichspannung am LS-Ausgang.
Vollausschlag der Pegelanzeige.
An den Gate-Leitungen der MOS-FET waren keine +/-1,8V messbar, sondern + 90V.
Ursache waren hier der unterbrochene R136 (100Ohm) und der hochohmige R135 (100Ohm), der hatte 960 Ohm.
Nach Tausch der beiden Widerstände lässt sich der Ruhestrom einstellen, der Offset auf wenige mV einstellen.

Mal den Testlautsprecher anschließen und mal schauen, was die Endstufe spricht oder höhren, was sie zeigt.

Nummer vier kann ich gleich vorwegnehmen, es sind dort die Endmänner ausgebaut worden und nicht mehr vorhanden, ebenso die acht Schalttransistoren im Netzteil.
Das Netzteil ist kein Problem, denn die Transistoren gibts z.B. noch bei Dönberg.
aber die MOS-FETs...

Das Gerät soll laut Aussage des Kunden beim Sony-Kundendienst gewesen sein.
Also ich gebe den Leuten immer die defekten Bauteile mit, wenn diese es wünschen.
Scheint wohl nicht Allgemeingut zu sein.
Es sollte eine besondere Hölle für solche Leutchen geben!

Aber drei von vieren ist doch auch nicht schlecht, oder?
Hifihoppie
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 14. Mrz 2023, 23:54
So....In enger Absprache mit meinem Kunden werde ich die vierte TA-N9 soweit instandsetzten wie möglich.
Das heißt, das Netzteil reparieren, also die acht Schalttransistoren 2SC2626 ersetzen, die beiden bekannten Optokoppler ebenso ersetzen und dann mal schauen, ob das Netzteil Spannungen liefert.
Vorher werde ich die Verstärkerschaltung auf defekte Bauteile überprüfen.

Ich habe hier noch einige 2SJ200 und 2SJ201 beziehungsweise 2SK1529 und 2SK1530 auf Lager.
Eventuell werde ich dann mal ein Pährchen probeweise einbauen und schauen, wie diese sich verhalten und ob ein Ersatz aussichtsreich sein könnte.

Im Netz geistert ein Angebot über 5 x 2SJ54 und 5 x 2SK173 herum, die sehen mir allerdings sehr gut gefälscht aus, sogar die etwas unregelmäßige Stempelung ist naturgetreu wiedergegeben.
Der Spaß soll etwa 105 US-Dollar zzgl. Versand kosten.
Wenn sie wenigstens NOS geschrieben hätten..... wo sollen die Dinger denn "fabrikneu" herkommen?
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