Hilfe: Fehlersuche Grundig Konzertschrank MS 50a

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Teribot
Neuling
#1 erstellt: 11. Jan 2023, 22:44
Hallo liebes Forum,

wir haben uns einen Musikschrank aus den 60er Jahren angeschafft. Bisher hat alles reibungslos funktioniert leider brennt jetzt die Sicherung durch. Der Plattenspieler funktioniert weiterhin jedoch die Tonverstärkung nicht.

Leider kenne ich mich nicht mit den verschiedenen Komponenten bzw. Bauteilen aus um den Fehler selbst herauszufinden. Ich kann gerne morgen im Laufe des Tages Bilder von innen machen.

Der Schrank ist meiner Ansicht nach noch so gut wie im Original Zustand. Alle Dokumente und der Schaltplan sind vorhanden.Konzertschrank
Konzertschrank Schaltplan 1
Konzertschrank Schaltplan 2

Hier schon Mal der Link zum Konzertschrank:
https://www.radiomuseum.org/r/grundig_ms50a_1.html


Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen, vielleicht gibt es in der Gegend (Regensburg) auch jemand der sich den Schrank Mal anschauen könnte 😊

Danke euch!

Viele Grüße
Tobi
Valenzband
Inventar
#2 erstellt: 12. Jan 2023, 00:33
Zunächst einmal solltest du als Laie beachten, dass im Inneren des Geräts lebensgefährliche Spannungen vorliegen können.
Je nach Zustand kann das auch gezogenem Netzstecker noch über längere Zeit so sein!
Zum Fehler: Vermutlich ein alter (Sieb-) Elko, einer oder mehrere so gen. "Teerkondensatoren" (für Altersdefekte berüchtigt), oder ggf. der Gleichrichter.
Wenn man Pech hat sind mehrere davon als Folgefehler/schaden defekt. Ein Grund, niemals die Sicherung zu "verstärken"..
Ingor
Inventar
#3 erstellt: 12. Jan 2023, 11:13
Glückwunsch ein wirklich schönes Gerät, wenn man Musiktruhen mag. Es ist ein technisch aufwändiges Gerät und wenn alles noch im Originalzustand ist, wundert es mich nicht, dass die Sicherung durchbrennt. Wenn du keine Ahnung von Elektronik hast, wird es schwierig. Valenzband hat ja schon einige Fehlermöglichkeiten beschrieben. Alles Fehler, die man nur mit Fachkenntnis beheben kann. Ich kann dir nur empfehlen nach einem Reparatur Café ausschau zu halten. Da findet man häufiger die alten Knacker, die von diesen Geräten noch etwas verstehen. Eine normale Reparaturwerkstatt winkt da nur müde ab. Natürlich gibt es spezialisierte Firmen, aber dann wird es richtig teuer.
Teribot
Neuling
#4 erstellt: 12. Jan 2023, 16:52
Vielen Dank für die Rückmeldung.
Haben schon vermutet dass es sich eher nicht um eine Kleinigkeit handelt. Kennt ihr zufällig jemand aus der Region Regensburg oder aus Bayern der sich mit der Technik gut auskennt ?

Mein Bruder ist gelernter Elektroniker für Anlagentechnik und Prüft Platinen auf Fehler, er wollte den Schrank evtl. einmal durchmessen um die Fehlerhaften Bauteile zu finden.

Danke und viele Grüße
Tobi
Ingor
Inventar
#5 erstellt: 13. Jan 2023, 08:47
Das klingt nach einem Plan. Zeig deinem Bruder diesen Thread. Dann weiß er was zu tun ist. Das sollte für ihn eine Kleinigkeit sein.
hf500
Moderator
#6 erstellt: 13. Jan 2023, 19:35
Moin,
ohne jetzt die Geraete gesehen zu haben, vermute ich, dass die Truhe mit dem Steuerteil HF1 und dem Verstaerker NF1 ausgeruestet ist. Die Schaltbilder lassen es vermuten. Ein Stereodecoder ist noch nicht vorgesehen, also die erste Generation der Einbauserie.

Diese Geraete sind vor 1964 hergestellt worden und muessen in _jedem_Fall_ ueberholt werden, was vor allem den Tausch aller Papierwickelkondensatoren bedeutet. Es lohnt nicht, die Dinger zu ueberpruefen, einfach tauschen. Man kann sie nach dem Rauswurf mit einem Isolationstester mit 250 oder 500V mal nachmessen, wenn man neugierig ist.
Wenn schon die Sicherung angesprochen hat, bleibt zu hoffen, dass der Fehler im Netzteil liegt, das waere noch guenstig handhabbar (Gleichrichter, Elkos). Wurden dagegen die Endroehren durch defekte Papierkondensatoren (die sind nach 60 Jahren alle "nass" und haben schlechte Isolation) ueberlastet, wird es teuer, ELL80 sind etwas empfindlich und teuer zu beschaffen, schliesslich werden sie schon lange nicht mehr hergestellt.

Also: Ueberholen, erst dann einschalten. Bei Roehrenradios muss man immer davon ausgehen, dass sie ueberholt werden muessen, _bevor_ man sie einschaltet. Es sei denn, es ist sichergestellt, dass sie ueberholt wurden.
Spaete Geraete, so ab 1964/65 sind etwas unkritischer, weil man hier begann, Kunstfolienkondensatoren zu verwenden. Aber auch sie muessen im Interesse der Funktions- und Betriebssicherheit durchgesehen werden.

(Die Typbezeichnung der Truhe liess mich erst an eine denken, die mit RT50 und SV50 ausgeruestet ist. Die Schaltbilder stehen dem aber entgegen ;-)

Eine Quelle fuer Ersatzkondensatoren:
https://atr-shop.de/kondensatoren/axial-630-volt-toleranz-5/

die fuer 630V nehmen, Unterschied in Groesse und Preis ist zu 400V nicht gross genug, dafuer potentiell bessere Zuverlaessigkeit.

73
Peter
shabbel
Inventar
#7 erstellt: 14. Jan 2023, 09:24
Das dürfte tatsächlich HF1/NF1 sein. Ganz so schlimm ist die Reparatur nicht. Die Endstufe NF1 ist klappbar und übersichtlich. Bei der Vorstufe wird es dann komplizierter. Mit Anleitung hier im Forum ist die Endstufe relativ problemlos überholbar. Einzig der Selengleichrichter, falls defekt, ist aufwendiger zu ersetzen.


[Beitrag von shabbel am 14. Jan 2023, 09:28 bearbeitet]
hf500
Moderator
#8 erstellt: 14. Jan 2023, 17:11
Moin,
und selbst das ist nicht so schwer.

Ein Gleichrichter dieser Sorte laesst sich mit einer Schraube auf dem Chassis befestigen:
https://www.pollin.d...606-600-v-6-a-150214

Seine Bauform aehnelt dem originalen Flachgleichrichter, so dass die Unterbringung kein Problem sein sollte.

Dann braucht es noch einen Widerstand zwischen Gleichrichter und Ladekondensator, um den geringeren Spannungsverlust des Siliziumgleichrichters auszugleichen. Der laesst sich ohne hoehere Mathematik nur empirisch ermiteln, als Startwert wuerde ich es mit 100 Ohm/7W versuchen. Ziel ist, im Betrieb die "originale" Spannung am Ladekondensator zu erreichen, wenn es 5-10V mehr werden, ist das auch noch kein Problem.

73
Peter
CarlM.
Inventar
#9 erstellt: 14. Jan 2023, 17:35
Elektrisch ist das sicherlich keine große Sache.

Man sollte aber auch vor den Tücken den Selen-Gleichrichters warnen. Wenn der aktuelle Defekt auf einem geplatzten Se-BGR beruhen sollte (hat es nach faulen Eiern gestunken?), ist Vorsicht angesagt. Selen ist giftig. Bei der Reinigung ist planmäßig vorzugehen. Putzlappen und Gleichrichter gehören in den Sondermüll.

Falls der Gleichrichter mechanisch nicht beschädigt ist, würde ich nur die Drähte ablöten und ihn an seinem Platz belassen.
Ingor
Inventar
#10 erstellt: 14. Jan 2023, 18:34
Ja, so ändern sich die Zeiten. Als Kind habe ich gerne die Plättchen aus den Selengleichrichtern herausgeholt. Die flogen dann in irgendwelchen Schubladen herum. Als Spielunterlage hatten wir aus einem Sterilisationsofen die Asbestplatten ausgebaut. Natürlich blieb uns auch nicht das Quecksilber in dessen Thermostatschalter verborgen. Das haben wir dann umgefüllt in eine kleine Flache, natürlich mit Deckel und habe uns an dem silbrigen Glanz und der schweren Flüssigkeit ergötzt. Der Sterilisator stammte aus dem Krankenhausmüll, ebenso wie die Spritzen und Infusionsschläuche, die wir gut zum Spielen brauchen konnten. Gut, dass das heute besser geregelt ist.
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