Laute Töne aus einem Grundig V2000 locken

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Sitosa
Neuling
#1 erstellt: 06. Aug 2021, 16:33
Hallo liebste Forenmitglieder,

ich habe aus der Verwandtschaft ein paar olle Hifi-Geräte geerbt. Eins davon ist der Grundig V2000. An den habe ich heute einen Dual 621 und Aktivboxen angeschlossen (habe sonst aktuell keine Zuspieler oder Boxen, die ich anschließen kann).

Wenn ich eine Platte spiele, kommt ganz leise Ton aus den Boxen, ungefähr auf Sprechlautstärke. Dabei habe ich sowohl den V2000 als auch die Aktivboxen voll aufgedreht. Und dabei ist es egal, ob ich die Boxen auf LS1 oder LS2 anschließe oder wie ich die LS-Wahlschalter stelle. Aus einem angeschlossenen Kopfhörer kommt ebenfalls nur leise Musik.

Hier im Forum gibt es ja schon etliche Threads zur Wiederbelebung von V2000ern. Aber mein Fehlerbild habe ich noch nicht gefunden. Reicht es für den ersten Versuch, die altbekannten Elkos auf den zwei kleinen Platinen zu wechseln?

Hier noch ein paar Fotos vom Innenleben:
IMG_3355 IMG_3356 IMG_3375
IMG_3370 IMG_3371

Ich danke Euch auf jeden Fall schon einmal für Eure Hilfe.
Rabia_sorda
Inventar
#2 erstellt: 06. Aug 2021, 17:53
Hallo,


Eins davon ist der Grundig V2000. An den habe ich heute einen Dual 621 und Aktivboxen angeschlossen


Wie wurden die denn genau angeschlossen? Haben die Aktiven einen High-IN, oder nutzt du dazu einen High-/Low-Converter?


Aus einem angeschlossenen Kopfhörer kommt ebenfalls nur leise Musik.


Dann liegt der Fehler wohl am V2000. Der 621 wurde auch als Fehlerquelle ausgeschlossen und wurde er an einem Phono Eingang angeschlossen?
Monitor-Schalter sind deaktiviert?
Sämtliche Schalter am V2000 sollten auch mal etwa 50x betätigt werden, das löst Oxidationen von den Kontakten.


Reicht es für den ersten Versuch, die altbekannten Elkos auf den zwei kleinen Platinen zu wechseln?


Wenn du nur Versuche machen willst - klar, jeder Versuch kann irgendwann zum Erfolg führen
Gezielte, systematische Messungen würden da eher zum Ziel führen und es würde mich doch stark wundern, wenn durch den Elkotausch der V wieder läuft.
Wie sieht es denn erstmal mit den Schaltern aus?
Den Thermoschalter würde ich als Erstes auf Durchgang prüfen ...


[Beitrag von Rabia_sorda am 06. Aug 2021, 18:14 bearbeitet]
hf500
Moderator
#3 erstellt: 06. Aug 2021, 18:06
Moin,
willkommen im Forum.
Da der Verstaerker nicht fuer Aktivboxen da ist, sollte man erstmal mit "normalen" Lautsprechern ueberpruefen, was wirklich los ist. Er liefert zwar die noetige Spannung, um jede Aktivbox voll aussteuern zu koennen, aber man muss sich erstmal ein Bild davon machen, was mit dem Verstaerker tatsaechlich los ist:
Alle Betriebsspannungen ueberpruefen. Die beiden Platinchen tragen die Eingangsstufen der Endverstaerker, keinesfalls vertauschen oder falsch aufstecken, sonst knallt's.
Ich vermute den Fehler eher vor den Endverstaerkern, wenn beide Kanaele zu leise sind, ist zuerst die Stromversorgung verdaechtig.

Und: Ist der Plattenspieler in Ordnung und korrekt angeschlossen? Es kann naemlich auch sein, dass er nicht an Phono angeschlossen ist.
Sehr beliebt ist auch, das Geraet auf "Monitor" geschaltet zu haben. Wenn man das nicht merkt, kann man sich totsuchen ;-)

73
Peter

Mist, zu langsam ;-)


[Beitrag von hf500 am 06. Aug 2021, 18:07 bearbeitet]
Rabia_sorda
Inventar
#4 erstellt: 06. Aug 2021, 18:17

Da der Verstaerker nicht fuer Aktivboxen da ist, sollte man erstmal mit "normalen" Lautsprechern ueberpruefen, was wirklich los ist


Durch den Kopfhörer-Test halte ich das für nicht mehr notwendig.
hf500
Moderator
#5 erstellt: 06. Aug 2021, 18:59
Moin,
ja, stimmt eigentlich.
Ich tendiere im Moment erstmal dazu, Bedienungs-/Anschlussfehler auszuschalten. Dann weitersehen. Waere nicht der erste Verstaerker, der wegen "Monitor" auseinandergenommen wird ;-)

73
Peter
CarlM.
Inventar
#6 erstellt: 06. Aug 2021, 19:15
Ich denke, dass er sich zunächst eine andere Quelle (Tuner, CD/DVD-Player) besorgen sollte.
Phono-Eingänge sind auch häufig defekt und ein defekter Dual-OPA würde sich auch auf beide Kanäle auswirken.


[Beitrag von CarlM. am 06. Aug 2021, 19:15 bearbeitet]
Sitosa
Neuling
#7 erstellt: 07. Aug 2021, 13:23
Hallo zusammen,

herzlichen Dank schon einmal für Eure ersten Hinweise und Tipps. Ich habe mir einen Schwung Adapter und Stecker bei Reichelt bestellt, um mehr herumprobieren zu können. Wenn der Kram hier ist, werde ich mich nächste Woche wieder melden.

Bis dahin wünsche ich Euch noch ein schönes Wochenende.
Sitosa
Neuling
#8 erstellt: 12. Aug 2021, 10:47
Hallo zurück,

ich habe jetzt hin und her adaptert. Folgende Beobachtungen habe ich gemacht:

  • Laptop -> Kopfhörer (ohne V2000, zur Kontrolle): prima Ton aus beiden Kanälen
  • Laptop -> kleines Mischpult -> Kopfhörer: prima Ton aus beiden Kanälen
  • Laptop -> V2000 (egal ob Tuner, Tape, Phono) -> Kopfhörer an Kopfhörerausgang (egal welchen der beiden): Ton nur aus rechtem Kanal
  • Laptop -> V2000 (egal ob Tuner, Tape, Phono) -> Lautsprecherausgänge auf Mischpult Line In -> Mischpult abhören mit Kopfhörer: Ton nur aus rechtem Kanal
  • Spannung messen auf NF-Modul-Platte zwischen X und Y, rechter Kanal: ca. 52 mV DC (Soll: 30 mV +20% -10%)
  • Spannung messen auf NF-Modul-Platte zwischen X und Y, linker Kanal: ca. 4 mV DC (Soll: 30 mV +20% -10%)
  • Sobald ich die Lautsprecher über den LS-Switch anschalte, höre ich zwar (nur auf dem rechten Kanal) Musik. Aber nach wenigen Sekunden höre ich nichts mehr. Dann muss ich den V2000 ausschalten, ein paar Sekunden warten, kann ihn dann wieder anschalten, den LS-Switch umlegen, höre Musik – und nach wenigen Sekunden wieder nicht mehr.
  • Auf dem linken Kanal höre ich immer Rauschen, wenn ich die Lautsprecher dazuschalte.


Ich habe mir das Service Manual von dieser Seite heruntergeladen: Elektrotanya for electronics experts - GRUNDIG V2000 V2000GB AMPLIFIER Service Manual download, schematics, eeprom, repair info for electronics experts

Meine Versuche sehen mir stark danach aus, dass nur der rechte Kanal spielt und ich dem linken Kanal nachhelfen muss.

(Der Dual 621 am Phono-Eingang scheint doch prima zu funktionieren. Aus dem rechten Kanal kommt in normaler Lautstärke Musik.)

Hilft Euch das weiter, sodass Ihr mir weiterhelfen könnt? Ich danke Euch vielmals!

/edit: Habe noch weitere Spannungen auf der NF-Modul-Platte gemessen. Die scheinen alle mehr oder weniger im Rahmen zu liegen, bis auf R2003, R4011 und R4007 (klick zum Vergrößern):

Bildschirmfoto 2021-08-12 um 14.54.22


[Beitrag von Sitosa am 12. Aug 2021, 12:59 bearbeitet]
oldiefan1
Inventar
#9 erstellt: 12. Aug 2021, 18:56

Sitosa (Beitrag #8) schrieb:

Sobald ich die Lautsprecher über den LS-Switch anschalte, höre ich zwar (nur auf dem rechten Kanal) Musik. Aber nach wenigen Sekunden höre ich nichts mehr. Dann muss ich den V2000 ausschalten, ein paar Sekunden warten, kann ihn dann wieder anschalten, den LS-Switch umlegen, höre Musik – und nach wenigen Sekunden wieder nicht mehr.
Auf dem linken Kanal höre ich immer Rauschen, wenn ich die Lautsprecher dazuschalte.

Meine Versuche sehen mir stark danach aus, dass nur der rechte Kanal spielt und ich dem linken Kanal nachhelfen muss.


Das ist korrekt.


Nach wenigen Sekunden greift die Lautsprecher Schutzschaltung, das Lautsprecher-Relais öffnet, weil Gleichspannung auf dem (linken) Endstufenausgang detektiert wird.

Bis zur vollständigen Reparatur keine Lautsprecher oder Kopfhörer mehr anschliessen!

- C2005 ersetzen
- R2005 überprüfen
- R2006 und R2014 auf korrekten Wert überprüfen, ggf. erneuern.
- T2001 und T2002 ersetzen
- T4001 und T4003 erneuern. Dafür zwei BC560B selektieren, die am hf (beta-) tester eines Multimeters oder eines sog. "Transistortester" gleichen hfe-Wert haben. Achtung, das Modul nicht verkehrt herum einstecken und nicht mit dem Modul des anderen Kanals verwechseln!!!


Erst nachdem alle diese Massnahmen erfolgt sind, mit in Reihe vorgeschalteter Glühlampe (60W) in Betrieb nehmen. Die Glühbirne darf einige Sekunden hell aufleuchten und muss dann in nur leichtes Glimmen übergehen. Bleibt sie hell, ist der Verstärker noch defekt und weitere Fehler müssen noch gesucht und behoben werden.


Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 12. Aug 2021, 19:43 bearbeitet]
Sitosa
Neuling
#10 erstellt: 13. Aug 2021, 14:50
Reinhard, ich danke Dir vielmals für Deine Ausführungen!

Ich habe versucht, Ersatzteile zu den von Dir genannten Bauteilen zu finden. Teilweise habe ich dazu Tipps hier im Forum gefunden, teilweise woanders im Internet. Magst Du einmal über die folgende Liste schauen, ob das passende Ersatzteile sind, die ich nutzen kann (alle Links führen zu Reichelt)?



Die Widerstände habe ich gemessen (von der Bestückungsseite und von der Lötseite). Sie scheinen alle in der Toleranz zu liegen:

  • R2005: Soll 120 Ω / Ist 118,8 Ω
  • R2006: Soll 39 Ω / Ist 39,2 Ω
  • R2014: Soll 43 Ω / Ist 42,4 Ω
oldiefan1
Inventar
#11 erstellt: 13. Aug 2021, 15:42
Besser: als Ersatz für GPSA05:
MPSA06 https://www.reichelt...?&trstct=pos_0&nbc=1

Von den BC560B bestellst Du ca. 10 oder 20 Stück und selektierst dann das Paar auf gleiche hfe, wie von mir beschrieben.


BC639 haben anderes PIN-out als die Grundig GPSA05. Die MPSA06 sollten das gleiche PIN-out wie GPSA05 haben.


Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 13. Aug 2021, 15:56 bearbeitet]
Sitosa
Neuling
#12 erstellt: 28. Aug 2021, 14:24
Hallo Reinhard,

heute konnte ich tatsächlich wieder Strom auf den guten V2000 geben. Und siehe da: Glühlbirne hat erst gestrahlt, dann schwach geglimmt. Also Lampe weg, Plattenspieler und Kopfhörer dran: Es ertönt tatsächlich aus beiden Kanälen Musik! Vielen, vielen Dank!

Jetzt kommen allerdings zwei, drei Aber’s:

  • Auf der linken Seite messe ich zwischen X und Y 0,0 Volt. Gar nix. Auf der rechten Seite konnte ich dagegen über X und Y den Ruhestrom messen und ihn auf ~30 mV einstellen. Viele andere Stellen auf der linken Seite kann ich dagegen ganz normal messen, wenn auch jeweils ein leicht höherer Spannungswert herauskommt als laut Service Manual sollte. Zum Beispiel bei R2012 10,7 V (statt 8,7 V), an R2003 23,4 V (statt 19,5 V) oder an R2010 32,2 V (statt 29 V).
  • Hängt vielleicht damit zusammen: Der linke Kanal (über Kopfhörer) kommt mir ein bisschen leiser vor als der rechte.
  • Wenn auf dem linken Kanal keine Musik läuft, höre ich ein leises Brummen.


Hast Du dazu auch eine Lösung?
oldiefan1
Inventar
#13 erstellt: 28. Aug 2021, 17:15
Der linke Kanal ist immer noch kaputt! Die Reparatur ist noch nicht vollständig.

Die Rail-Spannung von 32,2V (statt 29V) netzteilseitig an R2010 gegen Masse ist in Ordnung. Das kommt daher, dass heutzutage die Netzspannung nicht mehr 220V ist sondern ca. 238 V.
Aber trotzdem sind die Spannungen über R2003 und R2012 auffällig und zeigen, wo der Hund begraben liegt!

Deine Symptome:
"kein Ruhestrom links"
"linker Kanal funktioniert"
und um ca. 2V erhöhter Spannungsabfall über R2003 und über R2012
kann ich in einer Schaltungssimulation mit einem Defekt von R2009 (R2009 ist hochohmig geworden) nachstellen.

Also R2009 (1,3 kOhm) erneuern!
Danach (ohne Glühlampe) Ruhestrom links neu einstellen (30 mV zwischen X/Y).


Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 28. Aug 2021, 17:31 bearbeitet]
hf500
Moderator
#14 erstellt: 28. Aug 2021, 19:39

oldiefan1 (Beitrag #13) schrieb:

Danach (ohne Glühlampe) Ruhestrom links neu einstellen (30 mV zwischen X/Y).


Moin,
Ruhestrom mit Lampe voreinstellen, ohne Lampe ueberpruefen. Es sollte mich nicht wundern, wenn der Ruhestrom ziemlich unabhaengig von der Betriebsspannung ist, mir sind da die Grundigverstaerker als sehr stabil in Erinnerung. Es ist sogar moeglich, dass der Strom leicht sinkt, wenn die Betriebsspannung vergroessert wird (Lampe herausnehmen).
So manch andere Verstaerker habe ich mehr oder weniger "extrem" spannungsabhaengig im Ruhestrom erlebt.

R2009 wirklich 1,3K? Das ist kein Standardwert, im Zweifel muss der mit 1,2k und 100 Ohm in Serie hergestellt werden.

73
Peter
oldiefan1
Inventar
#15 erstellt: 28. Aug 2021, 23:43
Ist 1,3 kOhm - wie ich geschrieben habe - und als "schwer entflammbar" markiert Ohne Zweifel! (ebenso im R-2000 und R-3000).

Ich nehme in diesem Fall einen Metallschichtwiderstand, den ich mit "langem Bein" einlöte.
Dieser ist geeignet:
eBay-Artikelnummer: 184651019645


Nominell 1,2 kOhm kann man stattdessen notfalls auch nehmen, aber aus mehreren dann einen auswählen, der ausgemessen möglichst nahe an 1,3 kOhm liegt. Der Einstellpunkt für den Ruhestrom am Ruhestrompoti verschiebt sich damit.
Kleiner als 1,2 kOhm (ausgemessen) ist nicht empfohlen sonst kann es sein, dass der Ruhestrom viel zu hoch ist und sich mit dem Poti nicht mehr in den Sollbereich stellen lässt, weil das Poti schon am Anschlag ist.

Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 29. Aug 2021, 03:22 bearbeitet]
hf500
Moderator
#16 erstellt: 29. Aug 2021, 14:45
Moin,
die vorgeschlagenen Widerstaende aber wirklich mit reichlich Abstand zur Nachbarschaft einloeten. Im Ueberlastungsfall (grobe Ueberlastung) kann der Lack widerliche Schmierereien anstellen.

73
Peter
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