HIFI-FORUM » Reparatur & Wartung » Hifi-Klassiker » Kenwood KA 405 | |
|
Kenwood KA 405+A -A |
||
Autor |
| |
Broesel02
Inventar |
#1 erstellt: 23. Aug 2020, 13:42 | |
Heute möchte ich euch mal einen kleinen Verstärker aus der kleineres Serie von Kenwood vorstellen, einen KA 405. Er hat schöne Zappelzeiger und einen integrierten Mikrophon- Verstärker so daß diese Gerät eigentlich schon Karaoke tauglich war, seiner Zeit mit diesem Feature also weit voraus . Der Aufbau ist etwas sparsamer als bei den Modellen aus der High- Speed Serie: Ein anthrazitfarben foliiertes Holzgehäuse, das Bodenblech aus Stahl und die Frontplatte in Aluminium und Kunststoff. Das Gerät was zu mir gefunden hat war etwas mitgenommen, zwei Lautsprecheranschlüsse waren abgebrochen und alle Schalter haben mit lautem Krächzen ihren Dienst verweigert. Die Anschlußschnur mit amerikanischem Stecker brauchen wir in Deutschland eigentlich auch nicht Auch im inneren etwas einfacher als bei den größeren Serien: Ein großer Kühlkörper aus Stahlblech der gleichzeitig die Hauptplatine trägt. Damit liegt die Hauptplatine über Kopf im Gerät - was thermisch sicher nicht die günstigste Lösung ist. Aber es funtioniert Die Phono- Entzerrung ist auf einer nach hinten gehenden senkrechten Platine nah am Phono- Eingang untergebracht. Der Phono- Pre und auch das IC für die Mikrophonverstärkung wird mit einem SIL Hitachi HA 1475 gemacht. Die Spannung für die OPA´s wird mittels einer Zenerdiode aus der zentralen Spannungsversorgung erzeugt. Positiv möchte ich die aktive Klangregelung feststellen die mit eigenem OPA betrieben wird, natürlich überbrückbar. Nicht wie bei vielen anderen Geräten dieser Preisklasse über die Gegenkopplung der Endstufe. |
||
Broesel02
Inventar |
#2 erstellt: 24. Aug 2020, 08:16 | |
Die Endstufe selber hat einen Eingangsdifferenzverstärker mit Cascode und Stromspiegel und geht dann mit Bootstrap schon in die Ruhstromstufe, dann Vortreiber und Stromverstärkung. Das ist immerhin mehr als viele aktuelle AV Receiver heute bieten! Die Frontplatte ist bei diesem Verstärker ein großes Kunststoffteil mit einer Metallblende. Die Metallblende hat hier nur optische Funktion, tragend ist die Kunststofffront. Ich habe den kleinen Verstärker zerlegt damit ich an die Schalter und Regler herankomme um sie zu reinigen. Es shaut ein wenig ungeordnet aus ist aber sehr überschaubar. Leider hat auch dieser Verstärker die üblichen Ballistol Spuren an den Reglern und Schaltern – das hilft nur nichts Alle Schalter und Regler auslöten. Die Schalter zerlegen, reinigen, versiegeln und remontieren. Die Potis & Regler kommen ins US Bad, trocknen und versiegeln. Den kleinen Lautsprecherwahlschalter dabei nicht vergessen! Hier die Spannungsverstärkung der Endstufe "freigelegt" Ich habe dann alle Elkos erneuert, die Kerkos im Phono- Pre durch PP Typen ersetzt. Außerdem im Phono Pre den Eingangskondensator gegen einen Wima MKS2 ersetzt und die Eingangskapazität (C1 und C3) jeweils auf 47 pF gesetzt. Den Ausgangselko auch gegen einen Folientypen tauschen. So wird der Phono Zweig etwas lebendiger. Als Netzteilekos habe ich geometrisch genau passende 12.000uF/63V Typen eingesetzt statt der original verwendeten 7.500uF/50V Wie immer auch noch die Beleuchtung der Zappelzeiger erneuern. Ich habe hier 8V/100mA, 4mm X 20mm Birnchen eingelötet. Dem Eingangsdifferenzverstärker habe ich eine kleine aktive Stromquelle spendiert an Stelle des Longtailwiderstandes R5/R6 15kOhm. Außerdem alle Zenerdioden erneuert. So schaut es dann aus: Die Phonostufe überarbeitet Neue Lautsprecheranschlüsse hatte ich auch noch im Küchentisch herumliegen und eine vernünftiges Stromkabel hat der kleine Verstärker jetzt auch. Der Verstärker spielt wieder so wie er soll, ohne Störungen oder Fehler. Vielleicht sogar etwas beser als vorher. Richard |
||
|
||
Poetry2me
Inventar |
#3 erstellt: 24. Aug 2020, 14:31 | |
Hallo Richard, das ist ein wirklich attraktiver Klassiker von Kenwood mit 2 x 60W an 8Ohm. Ich habe mir mal die Schaltung angesehen und bin durchaus zufrieden: Mir gefällt besonders der aufwändige Eingangsdifferenzverstärker, der ja quasi einen "Analog-Computer" für die Fehlerkorrektur der Gegenkopplung darstellt. Dazu die extra Puffer-Stufe mit dem Emitter-Folger gleich danach, was eine alte Schwachstelle der Schaltung ausmerzt. Insgesamt ist die Schaltung zwar nicht ganz so hochgezüchtet, wie in der High-Speed-Serie, aber im Detail mit vielen Qualitäten ausgestattet. Wie Du schon schreibst: Der ist sicherlich um Einiges besser, als praktisch alle AV-Receiver und als eine vielzahl der modernen Verstärker, welche ja doch immer wieder die Standard-Schaltung mit Simpel-Eingangsstufe wiederholen. Und zum Thema "...spielt ... vielleicht sogar etwas beser als vorher" meine ich: Sicher untertrieben! Mit den unauffälligen kleinen "Upgrades" in der Schaltung, die ich da erkennen kann, dürfte das ein klanglicher Leckerbissen geworden sein. - Johannes |
||
Broesel02
Inventar |
#4 erstellt: 24. Aug 2020, 15:51 | |
In diesem Zusammenhang möchte ich hier den von mir vor kurzem vorgestellten Technics SU-7700 mal zu Vergleich heranziehen. Leistungemäßig liegen die beiden Verstärker von der Herstellerangabe her etwa auf gleicher Höhe: Technics: Sinusleistung an 8 Ohm: 53W Sinusleistung an 4 Ohm: 70W Kenwood: Sinusleistung an 8 Ohm: 60W Sinusleistung an 4 Ohm: 70W Die Phono- Stufe ist bei beiden Verstärkern auch durchaus gleichwertig mit einem OPA realisiert. Der Technics hat die Klangregelung in die Gegenkopplung eingeschliffen - hier hat für mich der Kenwod die Nase vorn mit separatem OPA für eine aktive Klangregelung. Außerdem hat der Technics keinen integrierten Mikrofonverstärker für Karaoke- Feten oder andere "wichtige" Party- Durchsagen. Beide Verstärker haben die auch damals beliebten Zappelzeiger. aber auch hier hat der Kenwood für mich die Nase ein wenig vorn, denn beim Kenwood werden die Zappelzeiger durch ein dafür ausgelegtes IC angesteuert, hier ein TA7318P, was für eine erheblich "agilere" Anzeige sorgt als die rein passiv ausgeführte Ansteuerung beim Technics. Aber der größte Unterschied dürfte sein das der Technics keine Cascode im Eingangsdifferenzverstärker hat. Vereinfacht bedeutet das eine geringere Vorwärtsverstärkung beim Technics, geringere Gegenkopplung und geringere Bandbreite. Die Herstellerangaben dazu: Frequenzbereich beim Kenwood: 2 bis 250 kHz -3dB Frequenzbereich beim Technics: 5 bis 80 kHz -3dB Der Technics kostete laut Wikipedia etwa 900DM Der Kenwood kostete laut Wikipedia etwa 650DM Ja, der Kenwood hat einen billigeren Kühlkörper, das stimmt. Aber nach meiner Meinung war es damals das moderenere Gerät - obwohl der Technics am Markt wohl erfolgreicher war. Ich wollte mal mit ein paar Freunden einen kleinen Hörtest mit beiden Verstärkern machen so lange ich sie noch hier habe. Das ist in Corona- Zeiten etwas sperrig geworden, aber vielleicht schaffen wir das ja noch. Ich würde das Ergebnis dann mal in einem separatem Thread berichten. Richard [Beitrag von Broesel02 am 24. Aug 2020, 15:52 bearbeitet] |
||
Erwin_Edd
Neuling |
#5 erstellt: 14. Mrz 2021, 17:23 | |
Du hast einen tollen Job gemacht, ich bin wirklich überrascht, dass dies ohne ein großes Kompliment vergangen ist, nochmals vielen Dank Broesel02 |
||
Poetry2me
Inventar |
#6 erstellt: 14. Mrz 2021, 19:20 | |
Da hast Du absolut recht! Eine gründliche und sehr gute Überholung mit toller Beschreibung und Bebilderung. - Johannes |
||
|
|
Das könnte Dich auch interessieren: |
Kenwood KA-405 apprentice am 04.07.2010 – Letzte Antwort am 06.07.2010 – 3 Beiträge |
Kenwood Ka-405 fehlersuche Synth# am 19.04.2014 – Letzte Antwort am 21.04.2014 – 3 Beiträge |
Kenwood KA 9100, eine Wartung Broesel02 am 16.04.2021 – Letzte Antwort am 03.05.2023 – 11 Beiträge |
Kenwood KA-405 VU Meter schlagen unterschiedlich aus. Dominik_P am 09.06.2019 – Letzte Antwort am 13.06.2019 – 19 Beiträge |
Kenwood KA 405 mit defekten? Elna 220uF /25V cadisch am 24.06.2011 – Letzte Antwort am 14.08.2011 – 18 Beiträge |
Kenwood KA 1100D setzt aus Broesel02 am 28.12.2020 – Letzte Antwort am 29.12.2020 – 3 Beiträge |
Kenwood KA 701; High Speed 40 Jahre jung Broesel02 am 02.04.2020 – Letzte Antwort am 28.01.2024 – 47 Beiträge |
Kenwood KA-405 Rauschen wenn Loudness an ist? Georges123 am 19.11.2015 – Letzte Antwort am 19.11.2015 – 2 Beiträge |
Kenwood KA 880D torch4life am 28.08.2012 – Letzte Antwort am 18.09.2012 – 12 Beiträge |
Kenwood KA-9100 Problem fryfan am 29.12.2009 – Letzte Antwort am 30.12.2009 – 4 Beiträge |
Anzeige
Top Produkte in Hifi-Klassiker
Aktuelle Aktion
Top 10 Threads in Hifi-Klassiker der letzten 7 Tage
- Kondensator ersetzen mit höherem Wert - zulässig?
- WD40 als Kontaktspray?
- Grundig R-2000 Mutingproblem
- Entstörkondensator- Beschriftung und deren Bedeutung
- Dreh - Lautstärkeregler defekt? reagiert falsch oder gar nicht Aiwa NSX AV 320
- Problem bei Reparatur von Pioneer CT 676
- Marantz / Superscope CD-302A Tape Deck
- "Tapedeck-Reparatur" Thread
- Welche Glassicherungen/Feinsicherungen Flink oder Träge ?
- Akai GX-260D-Überholung, Transistorersatztypen?
Top 10 Threads in Hifi-Klassiker der letzten 50 Tage
- Kondensator ersetzen mit höherem Wert - zulässig?
- WD40 als Kontaktspray?
- Grundig R-2000 Mutingproblem
- Entstörkondensator- Beschriftung und deren Bedeutung
- Dreh - Lautstärkeregler defekt? reagiert falsch oder gar nicht Aiwa NSX AV 320
- Problem bei Reparatur von Pioneer CT 676
- Marantz / Superscope CD-302A Tape Deck
- "Tapedeck-Reparatur" Thread
- Welche Glassicherungen/Feinsicherungen Flink oder Träge ?
- Akai GX-260D-Überholung, Transistorersatztypen?
Top 10 Suchanfragen
Forumsstatistik
- Registrierte Mitglieder927.697 ( Heute: 3 )
- Neuestes MitgliedCalleHH
- Gesamtzahl an Themen1.556.237
- Gesamtzahl an Beiträgen21.654.825