Solideste Wertarbeit - ein Plädoyer für alte Präzisionsmeßtechnik

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pragmatiker
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#1 erstellt: 15. Jul 2008, 20:29
Einleitung

Mein "Trigger" für diesen Beitrag war der Erwerb eines - je nach Sichtweise und Lebensalter des Betrachters - alten bis uralten, jedoch hochprofessionellen Meßgerätes (in diesem Fall: ein Sinusgenerator), welches ich im zweiten Teil dieses Beitrags im Detail vorstellen werde.

Dieses Gerät - Kaufpreis in hervorragendem äußeren Zustand mit Versandkosten und aus einer anderen Quelle erworbenem Handbuch komplett ca. EUR 60,-- - zeichnet sich zunächst einmal durch aus heutiger Sicht altbackene, "uncoole" Optik aus - und: es ist nicht rechnersteuerbar.

Daraufhin hab' ich mal im Netz unter dem Suchbegriff "Sinusgenerator" geschaut, was für dasselbe Geld denn neu so hergeht. Sinusgeneratoren gibt's alleine gar nicht mehr, sondern nur Funktionsgeneratoren (ich stell' hier absichtlich keinen externen Produktlink ein, weil ich nicht weiß, wie lange der lebt). Nur soviel: Billigstes Produkt in der Bucht bei Neukauf ist ein Funktionsgenerator für einen Sofort-Kaufen Preis von EUR 129,-- - genauso sieht die Kiste auch aus. Genaue, aussagekräftige und ernstzunehmende Detailspezifikationen? Fehlanzeige.....

Geld für das Hobby ist immer knapp - und kaum ein Hobbyist kann es sich leisten, viele tausend Euro (und in dem Bereich geht's preismäßig erst los) für aktuelle, neue professionelle Meßtechnik der renommierten Meßtechnikfirmen auf den Tisch zu legen.

Das ist aber auch gar nicht notwendig. Nur: Die wenigsten Hobbyisten kennen sich so gut im Meßtechnikbereich aus, daß sie wissen, was das eine oder andere Gerät, das z.B. bei eBay mit einem schlappen Dreizeiler ("Dachboden- oder Kellerfund, aus Nachlaß, konnte nicht prüfen, kenne mich nicht aus, kein Handbuch vorhanden" etc.) beschrieben wird, überhaupt macht oder was an "alter" oder "uralter" Meßtechnik wirklich gut ist bzw. was aus irgendwelchen Gründen (z.B. total exotische, nicht erhältliche oder sauteure Ersatzteile, katastrophale Servicefreundlichkeit, kompliziertester Abgleich, hohe Ausfallwahrscheinlichkeit etc.) eher nicht zu empfehlen ist.

Und hier möchte ich die "Meßtechnikprofis" ermuntern: Stellt bitte im Detail alte Präzisionsmeßtechnik, die Ihr gut kennt und die preiswert gebraucht erhältlich ist und den "normalen" Hobbyisten weiterbringt, hier vor - dann können auch ambitionierte Hobbyisten mit der Zeit einen technisch anspruchsvollen Meßgerätepark aufbauen und sind nicht auf diese technisch unsäglichen Hung-Kwang-Tschong Plastik-Billigschleudern - die den Namen "Meßgerät" größtenteils gar nicht verdienen - angewiesen.

Ich mache hier mal den Anfang mit einer Detailbeschreibung des Sinusgenerators Rohde & Schwarz SRB, der in der Bucht derzeit häufig auftaucht (Behördenausmusterung?) und der häufig für 40 bis 60 Euro zu haben ist.

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Der Rohde & Schwarz RC-Generator Typ SRB

Wie oben bereits beschrieben, konnte ich dieses Gerät für insgesamt ca. EUR 60,-- inklusive Handbuch und allen Versandkosten in sehr akzeptablem (um nicht zu sagen sehr gutem) Zustand an Land ziehen:



Dasselbe Bild in hochauflösend: http://666kb.com/i/b0e89f1o1jqckwmr8.jpg

Das Gerät ist ein Röhrengerät (weist allerdings immerhin zwei Transistoren und eine Z-Diode auf - dazu später mehr). Allein die Röhrenbestückung hätte bei dem derzeitigen Röhrenhype in der Bucht vermutlich mehr Geld gebracht als ich für das ganze Gerät bezahlt habe (zweimal ECC81 von Siemens in sehr gutem Zustand, einmal E88CC Goldpin von Valvo in sehr gutem Zustand, zweimal EL86 von Ultron - als Endstufe sind das die höchstbelasteten Röhren (A-Betrieb im Interesse eines kleinen Klirrfaktors mit ca. 60[mA] Anodenruhestrom und ca. 4[mA] Schirmgitterruhestrom, das ist sehr viel für die kleinen Biester) und deswegen mit Sicherheit nicht mehr die Originalbestückung (im Gegensatz zu den ECC's) - R&S hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichtkeit niemals "Rebranding" Röhren als Erstausrüstungsbestückung in seinen Geräte verbaut.

Das bei mir vorhandene Handbuch weist ein Erstellungsdatum von Dezember 1965 auf. Verschiedene Indizien deuten darauf hin, daß das Gerätemodell "SRB" etwa 1963 entwickelt wurde. Das hier (in meinem Besitz befindliche) Gerät hat allerdings in seinem Inneren Elkos mit einem Datecode von 07/73 sowie von 12/73 (auch die Stempeldaten der ECC Röhren deuten auf 1973 hin), so daß ich bei meinem Gerät vom Herstelljahr 1974 ausgehe (da nichts, aber auch gar nichts in dem Gerät auf eine lötende Reparatur im Sinne von Elkotausch hindeutet). Damit wäre mein SRB also ca. 34 Jahre "jung".

"Spazieren" wir beim SRB mal über die Frontplatte - da fallen folgende Dinge doch mehr oder weniger sofort auf:

  • Das Frequenzeinstellrad mir riesiger Anzeigeskala. Der Zeiger ist ein Doppelhaarzeiger zur Vermeidung von Parallaxe-Ablesefehlern - und: durch die Größe hat das Ding (auch ohne externen Frequenzzähler) eine völlig ausreichende Auflösung und Anzeigegenauigkeit (wenn das Gerät kalibriert ist - dazu später mehr). Von der Haptik der Bedienung her übrigens ein Traum....leichtgängig, keinerlei Spiel (egal in welche Richtung)....da klappert nix....beste deutsche Feinmechanik.
  • Frequenzbereich bis 1[MHz] - das schaffen nicht viele Billigst-Funktionsgeneratoren.
  • Schaltbare Ausgangsimpedanz 50/60/75/150/600[Ohm]: Das gibt's heutzutage bei Billigeräten überhaupt nicht....und selbst bei sehr vielen teuren Profigeräten ist diese Eigenschaft nicht zu finden.
  • Schaltbarer, in [dB] geeichter Präzisionsabschwächer, der kleinste Ausgangsspannungen bis herunter zu ca. 100[µVeff] erlaubt: Bei heutigen Billiggeräten absolute Fehlanzeige....
  • Großes, in Spannung und [dB] geeichtes Instrument zur Anzeige des Ausgangspegels: Bei allen mir bekannten Billiggeräten totale Fehlanzeige.
  • Maximale Ausgangsspannung 30[Veff] = ca. 85[Vss] - das schafft kein einziger heutiger mir bekannter Generator. Und trotzdem kann es sein, daß man als Hobbyist solche Spannungen braucht: Zum Aussteuern von Röhrenendstufen (z.B. 6C33C-B), zur Ansteuerung von stark stromgegengekoppelten MOSFET-Endstufen.....usw., usw......

Bei diesem Gerät braucht man zur Einstellung von Frequenz und Pegel also kein zusätzliches Oszilloskop (oder ein zusätzliches NF-Millivoltmeter) und keinen zusätzlichen Frequenzzähler (wie bei vielen Billig-Funktionsgeneratoren)....alles, was für diese Einstellungen an Meß- oder Anzeigemitteln mit der erforderlichen Genauigkeit notwendig ist, hat der SRB von Haus aus an Bord.

Das Thema "Platz" (bzw. fehlender Platz) wird ja von Hobbyisten (sicher mit teilweiser Berechtigung) immer wieder als Killerargument gegen alte Meßgeräte vorgebracht - nur: Der SRB ist für seinen Funktionsumfang und seine Präzision (zu der wir noch kommen) wirklich außerordentlich klein....nicht größer als ca. zwei der heutigen Billig-Funktionsgeneratoren. Daß er erheblich mehr wiegt (nämlich 13.5[kg]) als diese Plastikkisten, ist seinem sturzsoliden Präzisionsaufbau geschuldet.

Andere - subtilere - Details des Gerätes erschließen sich aus der Frontansicht erst auf den zweiten oder dritten Blick: Der Impedanzwahlschalter, der Abschwächer und die Ausgangsbuchse sitzen auf einer eigenen Frontplatte, welche mit vier Schrauben in der Hauptfrontplatte des Gerätes eingelassen ist. Bei näherer Betrachtung stellt man fest: Die gesamte Präzisionsabschwächerbaugruppe kann man durch Lösen der vier Frontplattenschrauben (und Ablöten von zwei Drähten im Geräteinneren) komplett und problemlos aus dem Gerät herausnehmen. Das hat durchaus seinen Sinn: Hat man (z.B. durch versehentliches Anlegen von höherer Gleich- oder Wechselspannung) den Ausgangsteiler "umgebracht" (sprich: abgefackelt), dann kann man diesen durch diese Ausbaumöglichkeit leicht und problemlos reparieren, ohne das gesamte Gerät zerlegen zu müssen.

Bei der Betrachtung der Ausgangsbuchse wird der heutige Hobbyist vielleicht sagen: Diese Steckverbinder habe ich ja gar nicht - und wo bekomm' ich die denn her? Auch hier ist vom Hersteller sehr weit vorausgedacht worden - die Ausgangsbuchse ist eine umrüstbare, sogenannte "4/13" Buchse. Auf obigem Bild sind am Außenumfang dieser Buchse zwei Madenschrauben zu sehen - und am Innenumfang des Außenrings dieser Buchse ist ein Innengewinde zu sehen. Für dieses Gewinde gab es Einschraubadapter (z.B. auf BNC), welche eingedreht und dann mit den Madenschrauben gegen Lösen gesichert wurden. Diese Adapter sind allerdings heutzutage schwer bis gar nicht mehr aufzutreiben - aber: das macht nichts, weil: Neben den 4/13-Steckverbinder und den Umrüstadaptern dazu passen auch die stinknormalen Adapter, welche 4[mm] Bananenstecker mit 19[mm] Stiftabstand auf BNC-Buchsen adaptieren, wunderbar - diese (auch heutzutage noch völlig handelsüblichen) Adapter (rechts im nächsten Bild; der "Knubbel" an der Seite des linken Bananensteckers im Kunststoff markiert den Masseanschluß) sehen so aus (links im Bild ist ein geschirmter "4/13-Stecker" zu sehen):



Der am Gerät eingesteckte Adapter sieht dann so aus:



Überhaupt die Schrauben - speziell die Schraubenköpfe - sie erzählen viel: Sehen alle Schraubenköpfe aus, wie aus "dem Ei gepellt", dann wurde das dazu gehörende Gerät höchstwahrscheinlich nur von umsichtigen Fachleuten angefaßt. Sind dagegen die Schraubenköpfe (speziell bei Schlitzschrauben) ausgerissen, fehlen Unterlegscheiben, sind Schrauben (desselben Verschraubungstyps) verschieden lang oder von verschiedener Sorte, so kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von mehr oder weniger liebloser Murkserei im Gerät bis hin zur "Verbastelung" ausgehen. Dieser Umstand ist in der Großansicht oft auch schon auf eBay-Photos zu erkennen.

Jetzt ist es Zeit, mal einen Blick in die Spezifikationen zu werfen:



Dasselbe Bild in hochauflösend: http://666kb.com/i/b0ezd12k2mqyjfh2s.jpg



Dasselbe Bild in hochauflösend: http://666kb.com/i/b0ezh9pfymx35v3pb.jpg



Dasselbe Bild in hochauflösend: http://666kb.com/i/b0ezlzhpchgmn5ke7.jpg

Es dürfte heutzutage nicht so wahnsinnig viele Meßgeräte im Budgetbereich eines Hobbyisten geben, die so genau, ausführlich und seriös spezifiziert sind.....


Nach der meßtechnischen Überprüfung meines SRB (im Orginalzustand, wie ich ihn erhalten hatte, ohne das Gerät zu öffnen) sah ich an drei Punkten "Optimierungspotential":

  • Der Zeiger der Meßinstrumentenanzeige stand nicht auf mechanisch "null".
  • Die Meßinstrumentenanzeige des Ausgangspegels lag um ca. 0.5[dB] zu hoch.
  • Der Ausgangspegel "10" auf dem Meßinstrument wurde auch bei Rechtsanschlag des Pegelreglers nicht ganz erreicht-
  • Die Genauigkeit der Frequenzanzeige am oberen Frequenzbereichsende war in allen fünf Meßbereichen außerhalb der Spezifikation (die Ausgangsfrequenz lag in allen Fällen zu tief).

Hierbei handelte es sich durchwegs nicht um riesige Fehler - für den Hobbyisten wäre das Gerät in allen Belangen ohne jeden Abgleich direkt aus der Versandschachtel heraus verwendbar gewesen (inklusive Klirrfaktor, an dem sich durch den Abgleich praktisch nichts geändert hat).

Um sich nun an einen Abgleich zu wagen, braucht man zumindest die Schaltbilder (ein Service Manual besitze ich leider nicht - vielleicht gibt's auch gar keines, weil sich die Schaltung praktisch selbst erklärt?):

Oszillatorteilschaltung:



Dasselbe Bild in hochauflösend: http://666kb.com/i/b0e947fa16ztou7uc.jpg

Verstärkerteilschaltung:



Dasselbe Bild in hochauflösend: http://666kb.com/i/b0ez3impnbk9pd6ic.jpg

Ein paar Erläuterungen zur Schaltung selbst: Der Oszillator ist eine Wien-Brückenschaltung mit einem Röhrendifferenzverstärker und Transistor-Konstantstromquelle in den gemeinsamen Kathoden sowie einer SRPP-Ausgangsstufe - also praktisch ein kompletter Operationsverstärker in einer Zeit, als dieser Begriff höchstens den Militärs bekannt war (im Handbuch finden sich die Begriffe "Differenzverstärker", "Operationsverstärker" und "Konstantstromquelle" bei der ganzen Schaltungsbeschreibung jedenfalls nicht). Die SRPP-Stufe ist mit einer E88CC bestückt, weil durch die Serienschaltung jedes Triodensystem dieser Röhre mit relativ wenig Betriebsspannung auskommen muß. In der Gegenkopplung liegt mit R20 ein Heißleiter, der so dimensioniert ist, daß er den Ausgangspegel frequenzunabhängig konstant hält - dieses Schaltungsdetail ist äußerst gut gelungen, wie später aufgeführte Meßwerte noch zeigen werden. Auf den Oszillator folgt der Verstärker - auch hier wieder eine Differenzverstärkerstufe mit Konstantstromquelle und eine Leistungs-SRPP Ausgangsstufe. Das Ganze ist ebenfalls ein (über R42) gegengekoppelter Leistungsoperationsverstärker. Nach dem Leistungsverstärker folgt noch (die sehr sorgfältig frequenzkompensierte) Pegelmeßschaltung sowie der schaltbare Präzisionsausgangsteiler. Interessantes Detail im Ausgangsteiler sind die Widerstände R91 und R92: Dies sind VDRs (also spannungsabhängige Widerstände), welche bei einem Durchschlagen von C31 oder C32 verhindern, daß eine unzulässig hohe Gleichspannung an der Ausgangsbuchse des Gerätes auftaucht.

Nun war es also Zeit, das Gerät zu öffnen - innen sieht das Gerät von oben dann so aus:



Dasselbe Bild in hochauflösend: http://666kb.com/i/b0f0hmuc4hwh6xif3.jpg

Das allererste, was man bei solchen Geräten machen sollte, ist, sie auf die neue Netzspannung von 230[V] einzustellen - das senkt die Verlustleistung im Betrieb. Bei diesem Gerät ist das ganz simpel: Die Sicherung auf dem Sicherungshalterblock oben am Netztrafo einfach in die 235[V] Position stecken, das war's - und bei der Gelegenheit bewundern, daß für JEDE einstellbare Netzspannung eine Reservesicherung im Gerät vorhanden ist....das ist Servicefreundlichkeit.

Eine Aufzählung, was ansonsten so von oben zu sehen ist und mir erwähnenswert erscheint:

  • Die zwei hohen Kondensatorbecher im Vordergrund sind die beiden MP-Auskoppelkondensatoren C31 und C32 (die sind riesig und gehen auf der Chassisunterseite noch weiter) - aus Zuverlässigkeits- und Signalqualitätsgründen wurden hier keine Elkos verwendet.
  • Der Kondensator mit dem Gewinde oben ist der Koppelkondensator C18 zwischen Oszillator und Verstärker - das ist aus Zuverlässigkeits- und Signalqualitätsgründen ebenfalls kein Elko.
  • Ganz unten sieht man auf der Chassisrückseite einen Seiltrieb. Mit diesem Seiltrieb wird das Pegeleinstellpotentiometer mittels einer Durchsteckwelle von der Frontplatte aus betätigt. Dadurch sitzt das Potentiometer in der Schaltung mechanisch genau an der Stelle, wo es elektrisch hingehört und benötigt deswegen keine kapazitiv belasteten Anschlußleitungen. Dieses Detail dürfte mit ein Grund für den exzellenten Amplitudenfrequenzgang des Gesamtgerätes sein (Meßwerte siehe weiter unten).
  • Rechts sieht man in einer separaten, durch eine Schirmwand getrennten Abteilung alle Röhren. Diese Schirmwand hat zwei Aufgaben: a.) Thermische Trennung der Röhrenabteilung vom Rest des Gerätes und b.) elektrische Schirmung. Ganz vorne an der Frontplatte (thermisch am weitesten von den Endröhren weg) steht die ECC81 des Oszillators, gefolgt von der E88CC der SRPP-Stufe des Oszillators. Dann kommt eine größere (thermische) Lücke zwischen den Röhren, bevor es mit der ECC81 des Verstärkerteils und den beiden EL86 der SRPP-Endstufe (von denen auf dem Bild nur eine sichtbar ist) weitergeht.
  • Oben in der Mitte an der Gerätefrontplatte befindet sich eine Leiterplatte - aus FR4-Material (für einen 1963er Entwurf ein Novum). Diese Leiterplatte trägt die gesamte Halbleiterschaltung der beiden Konstantstromquellen. Wenn man genau hinsieht, erkennt man am rechten, schirmblechseitigen Ende der Leiterplatte, daß diese mit einem massiven Aluminiumklotz an der Frontplatte befestigt ist. Die Stelle dieses Aluminiumklotzes ist auf der Chassisoberseite der Platz, an dem sich thermisch (durch Erwärmung) am wenigsten tut. Und genau das war mit der Platzierung dieses Aluminiumklotzes beabsichtigt: In ihm sind die beiden Konstantstromquellentransistoren T1 und T2 untergebracht und mit ihm thermisch gekoppelt - da dies frühe Germaniumtransistoren und noch dazu (damals schwerer herstellbare) NPN-Typen sind, mußte dem Temperaturverhalten dieses Schaltungsteils sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt werden.
  • Zwischen Leiterplatte und Sicherungshalter ist noch ein Blech mit zwei Trimmpotentiometern und einem Trimmkondensator zu sehen. Dies sind die Komponenten R55 (Frequenzkompensation unteres Frequenzende des Gerätes), R57 (Pegelabgleich der Anzeige) sowie C34 (Frequenzkompensation oberes Frequenzende des Gerätes). Die sind alle auf einem Platz und bequemst von oben zugänglich, ohne daß man mit irgendwelchem Abgleichwerkzeug im Gerät rumstochern muß. Vorbildlich.
  • Daß das Chassis komplett versilbert ist, versteht sich von selbst....nicht umsonst hatten Rohde & Schwarz Geräte früher den Spitznamen "Silberbergwerke".
  • Der Präzisionsdoppeldrehkondensator zur Frequenzabstimmung versteckt sich unter einer Abschirmhaube zwischen der Leiterplatte an der Frontplatte und den beiden großen Auskoppelkondensatoren auf der Rückseite - diese Haube hab' ich nicht geöffnet.
  • Was insgesamt auffällt, ist die hohe Packungsdichte auf der Chassisoberseite und die kluge Verteilung der thermisch relevanten Komponenten.


Nun drehen wir das Chassis mal um und schauen dem Gerät unter's Röckchen:



Dasselbe Bild in hochauflösend: http://666kb.com/i/b0f0r8k7jjatvfwjj.jpg

Auch hier eine Aufzählung, was ansonsten so von unten zu sehen ist und mir erwähnenswert erscheint:

  • Von links nach rechts entlang der Frontplatte ist zu sehen:
  • Die Netzkabeleinführung mit Klemmenblock - das Netzkabel ist also leicht und ohne Lötarbeiten auszutauschen (etwas, was man bei den alten Geräten sowieso tun sollte, da die alten Netzkabel häufig brüchig sind).
  • Direkt rechts daneben geht's weiter mit der (ausbaubaren) Baugruppe des Ausgangsteilers (man sieht recht schön den Stufenschalter und viele, dicke Präzisionswiderstände).
  • Direkt rechts neben dem Ausgangsteiler sitzt die Durchgangsachse zur Betätigung des Pegeleinstellpotentiometers via Seilzug auf der Geräterückseite (das Potentiometer ist in der äußersten Chassisecke rechts oben recht schön zu sehen).
  • Direkt rechts neben der Durchgangsachse geht es weiter mit einer rechteckigen, geschirmten Baugruppe - das ist der Oszillator. Diese Baugruppe ist normalerweise durch einen Schirmdeckel, der mit fünf Schrauben M3 auf den fünf Gewindesteinen verschraubt ist, verschlossen. Diesen Deckel habe ich allerdings öffnen müssen, da ich ansonsten die für mich wichtigen Abgleichpunkte nicht erreicht hätte (Achtung: Ohne diesen Deckel liegt die Oszillatorfrequenz am oberen Frequenzende ca. 2% höher als mit geschlossenem Deckel!).
  • In dieser Oszillatorbaugruppe sind einige bemerkenswerte Dinge erwähnenswert: a.) Die Lötösenleiste, welche die frequenzbestimmenden Widerstände trägt, ist nicht aus Pertinax, sondern aus FR4 oder einem ähnlichen Material. Das trägt erheblich zur Langzeitfrequenzstabilität bei, da die Isolations- und Hygroskopieeigenschaften dieses Materials erheblich besser sind als die von Pertinax (etwas, was bei Widerstandswerten von bis zu 30[MOhm] durchaus wichtig ist). b.) Die frequenbestimmenden Präzisionswiderstände auf der FR4-Lötleiste sind riesige Hochlasttypen, obwohl an dieser Stelle nur Bruchteile eines Milliwatt an Leistung umgesetzt werden. Durch diese schiere Größe erwärmen sich diese Widerstände nicht oder kaum, was der Frequenzstabilität des Oszillators zu gute kommt. c.) Die Drähte zur Verkabelung zwischen dem Stufenschalter zur Frequenzbereichswahl und den einzelnen Widerständen auf der FR4-Lötösenleiste sind sehr dicke, massive Drähte, obwohl's die von der reinen Funktion her an dieser Stelle gar nicht braucht. Durch diese massiven und starren Drähte wird jedoch jeder mechanischen Bewegung dieser Drähte entgegengewirkt, was die Frequenzstabilität des Oszillators erhöht. d.) Das interessanteste Detail dieses Oszillators ist der rechteckicke Block, der direkt links neben dem Bereichsstufenschalter auf der Frontplatte sitzt: Hier handelt es sich um einen passiven Thermostaten - in seinem Inneren sitzt der Heißleiter R20. Das ganze Gebilde sitzt am tiefsten Punkt des Gerätes sowie soweit wie möglich von allen Wärmequellen weg - perfekte Voraussetzungen für ein optimales Temperaturverhalten der Amplitudenregelung unter weitestgehender Eliminierung aller äußeren thermischen Einflüsse.
  • Der einzeln oberhalb des Stufenschalters auf einem eigenen Blech stehende Philips-Trimmkondensator ist C2.
  • Das am oberen Rand der Oszillatorbaugruppe auf einem Pertinaxplättchen sitzende Trimmpotentiometer ist R28.
  • Der gesamte physische Aufbau ist so gestaltet, daß er dem Signalverlauf der Schaltung mit kürzestmöglichen Leitungslängen zwischen den einzelnen Schaltungsteilen folgt - besser geht's bald nicht.
  • Was auch hier insgesamt auffällt, ist die hohe Packungsdichte auf der Chassisunterseite und die kluge Verteilung der thermisch relevanten Komponenten - dadurch konnte ein so kompaktes Gerät mit einem solchen Funktionsumfang und solchen, sehr ordentlichen Daten erst entstehen.

Um das oben aufgeführte "Optimierungspotential" auszuschöpfen, wurden folgende Abgleichschritte durchgeführt:

  • Der Zeiger des Pegelanzeigeinstrumentes wurde mittels der Nullstellschraube am Instrumentengehäuse auf mechanisch "Null" eingestellt. Hierbei ist vor einer Einstellung unbedingt mit dem Finger an das Gehäuse des Meßwerkes zu klopfen. Der Grund hierfür liegt in der speziellen Schaltung des Meßgleichrichters: Die Zeitkonstanten der Kondensatoren C36 und C37 in Zusammenhang mit den Widerständen R56, R57 und R58 sind für das 40[µA] Meßwerk so groß, daß der Instrumentenzeiger nach dem Ausschalten Minuten braucht, bis er in der Nähe von null angekommen ist. Hierdurch hat er allerdings zum Schluß eine so langsame Geschwindigkeit, daß er durch die Haftreibung der Meßwerklagerung vor dem Nullpunkt zum Stillstand kommt und dadurch eine unkorrekte Nullpunkteinstellung vortäuscht. Also: erst an das Instrument klopfen - ist der Zeiger dann immer noch nicht auf null, dann kann man den Nullpunkt nachgleichen.
  • Die Pegelanzeige (die ja ca. 0.5[dB] daneben lag) wurde mit R57 (das ist das mittlere Poti auf dem Abgleichkomponententräger auf der Geräteoberseite zwischen Leiterplatte und Netztrafo) auf den korrekten Anzeigewert abgeglichen. Wer nun denkt: "oh je, kein Zehngangtrimmer, das wird eine Zitterpartie" - der irrt. Der Einstellbereich von R57 von einem Anschlag zum anderen beträgt gerade mal 1[dB].
  • Die Vollaussteuerungsamplitude wurde nun mit R28 soweit erhöht, daß in allen Bereichen der Skalenpunkt "10" auf dem Meßinstrument bei voll aufgedrehtem Pegelregler R29 erreicht wird. R28 ist das Trimmpotentiometer auf dem Pertinaxplättchen in der Oszillatorkammer.
  • Zu guter Letzt wurde C2 vorsichtig so weit herausgedreht, daß die Frequenzanzeige der oberen Frequenzgrenze in allen fünf Frequenzbereichen innerhalb des Toleranzbereichs der Spezifikation lag. C2 ist der einzeln stehende Philips-Trimmkondensator in der Oszillatorkammer. Da bei meinem Gerät dieser Abgleich nur mit abgenommenem Oszillatorschirmdeckel erfolgen konnte (wodurch die Oszillatorfrequenz generell ansteigt), war dies ein mehrschrittiger Prozeß (abgleichen - Deckel zu - messen - Deckel auf - nochmals abgleichen - Deckel zu - wieder messen - usw.) bis das Ergebnis innerhalb der Spezifikationen lag. Aber: keine Angst - dieser ganze Abgleichschritt hat keine 10 Minuten gedauert.

Nach den vorstehend beschriebenen Abgleicharbeiten wurden, nachdem das Gerät 12 Stunden in Betrieb war, einige Messungen durchgeführt. Zunächst einmal die (auch für den Abgleich) verwendeten Meßgeräte:

  • Rohde & Schwarz UPA3 Audio Analyzer, 10[Hz] - 100[kHz].
  • HP3585A Spectrum Analyzer, 20[Hz] - 40[MHz].
  • HP34401A Multimeter.
  • HP3457A Multimeter.
  • Rohde & Schwarz UDS6 System Voltmeter.
  • Tektronix 475A Oscilloscope, 200[MHz].
  • Racal Dana 1992 Nanosecond Universal Counter.

Folgende Messungen und Überprüfungen wurden durchgeführt - bei allen Messungen (soweit nicht anders erwähnt oder durch die Messung anders erforderlich) gilt: Teilerschalter auf 0[dB]/1[V], Innenwiderstandsschalter auf 75[Ohm] (das ist der worst case für die Endstufenbelastung durch den Teiler, erzeugt also den maximalen Klirr), Pegeleinstellung auf 775[mV] = 0[dBu], Frequenz: 1000.0[Hz], Eingangswiderstand aller Meßgeräte (Pegel, Klirr, Spectrum Analyzer): 1[MOhm] unsymmetrisch (um in jedem Fall die Leerlauf-EMK zu erhalten und nicht noch zusätzliche Pegelfehler durch die Impedanzfehler der Meßgeräte in die Messung einzutragen):

  • Messung des Ausgangspegels und Vergleich mit der Pegelanzeige des SRB: Hier lag der SRB in allen Frequenzbereichen und allen Teilerstellungen weit innerhalb der oben abgebildeten Spezifikationen.
  • Überprüfung der Anzeigegenauigkeit der Frequenzeinstellung in allen fünf Frequenzbereichen jeweils am unteren und am oberen Frequenzbereichsende (1 und 10): Hier lag der SRB weit innerhalb seiner Spezifikationen.
  • Variation des Ausgangspegels bei Frequenzänderung (Bezugsausgangspegel: 775mV = 0[dBu], 1000[Hz], Ri = 75[Ohm]): Im Bereich von 20[Hz] bis 200[kHz] um < +/-3[mV], das entspricht < +/-0.034[dB] - ein sehr, sehr guter Wert.
  • Drift des Ausgangspegels innerhalb von 12 Stunden nach zwei Stunden Warmlaufphase (das Gerät wurde in dieser Zeit nicht berührt): < +/-0.5[mV], das enspricht < +/-0.006[dB] - ebenfalls ein sehr, sehr guter Wert.
  • Drift der Frequenz innerhalb von 12 Stunden nach zwei Stunden Warmlaufphase (das Gerät wurde in dieser Zeit nicht berührt): -0.2[Hz] (bezogen auf 1000.0[Hz]).

Klirrmessungen (THD = Total Harmonic Distortion) mit obiger Pegeleinstellung bei verschiedenen Frequenzen:

a.) Frequenzbereich 10[Hz] - 100[Hz]:

  • 10.0[Hz]: 0.520%
  • 16.0[Hz]: 0.391%
  • 20.0[Hz]: 0.337%
  • 40.0[Hz]: 0.211%
  • 63.0[Hz]: 0.161%
  • 100[Hz]: 0.132%

b.) Frequenzbereich 100[Hz] - 1[kHz]:

  • 100[Hz]: 0.087%
  • 125[Hz]: 0.075%
  • 250[Hz]: 0.055%
  • 440[Hz]: 0.054%
  • 500[Hz]: 0.056%
  • 1.00[kHz]: 0.067%

c.) Frequenzbereich 1[kHz] - 10[kHz]:

  • 1.00[kHz]: 0.043%
  • 2.00[kHz]: 0.045%
  • 4.00[kHz]: 0.052%
  • 8.00[kHz]: 0.068%
  • 10.0[kHz]: 0.077%

d.) Frequenzbereich 10[kHz] - 100[kHz]:

  • 10.0[kHz]: 0.055%
  • 16.0[kHz]: 0.064%
  • 20.0[kHz]: 0.068%
  • 31.5[kHz]: 0.075%
  • 63.0[kHz]: 0.082%
  • 100[kHz]: 0.102%

Über 100[kHz] kann man mit dem UPA3 nicht mehr messen, so daß der Klirrfaktor für den Frequenzbereich 100[kHz] bis 1[MHz] derzeit nicht bekannt ist - der dürfte für Audiomessungen allerdings auch eher irrelevant sein.

Nachfolgendes Bild stellt das Klirrspektrum bei 1000.0[Hz] Ausgangsfrequenz dar:

Bildlegende: Referenzpegel (oberste horizontale Linie) = 775[mV] = 0[dBu]; Y = 10[dB]/Teil, X = 1[kHz] / Teil. K11 und K13 (obwohl im Bild nicht mehr zu sehen) wurden auch noch gemessen (alles nach K13 verschwindet im Rauschen, ist also nicht mehr sicher auszumachen), K11 = 26[µV] = -89.5[dB], K13 = 22[µV] = -90.9[dB].

Nachfolgendes Bild stellt das Brummspektrum bei 1000.0[Hz] Ausgangsfrequenz (und allen anderen SRB-Einstellungen wie oben aufgeführt) dar:

Bildlegende: Referenzpegel (oberste horizontale Linie) = 775[mV] = 0[dBu]; Y = 10[dB]/Teil, X = 20[Hz] / Teil. Die rechte Spitze stellt als Fremd- / Geräuschspannung den dominanten 100[Hz] Peak der Brückengleichrichtung dar. Nachdem ansonsten praktisch kein wesentliches Geräterauschen in den Spektrogrammen sichtbar war, kann man die -80.4[dB] dieser 100[Hz] Brummspitze vereinfacht als unbewerteten Fremdspannungsabstand des Gerätes annehmen - kein schlechter Wert für ein Gerät dieser Zeit (der bewertete Geräuschspannungsabstand würde dann noch eine "bessere" [dB]-Zahl ergeben). Möglicherweise läßt sich dieser Wert noch durch den Austausch der Elkos im Netzteil verbessern (die wurden nicht nachgeprüft, da in den mir zugänglichen Unterlagen kein Wert für eine zulässige Brummspannung auf der Anodenspannungsversorgung verzeichnet ist). Möglicherweise reicht allerdings auch ein einfacher Nachgleich des "Entbrummers" R85, welcher auf der Rückseite des Chassis bequem zugänglich ist - durchgeführt hab' ich diesen Abgleichversuch allerdings nicht.

Zusammenfassung der Meßergebnisse: Alle Parameter, welche nach dem Abgleich des Gerätes gemessen werden konnten, erfüllen oder übertreffen die oben dargestellten Spezifikationen - zum Teil bei weitem. Dies ist ein für den ernsthaften Hobbyisten mit begrenztem Budget erschwingliches, absolut hochprofessionelles Meßgerät, daß diesen Namen ohne wenn und aber verdient und für viele, viele Jahre klaglos seinen Dienst versehen dürfte. Nun kann man natürlich einwenden, daß es heutzutage (professionelle) Generatoren mit wesentlich geringerem Klirrfaktor gibt - nur: wann braucht man das wirklich? Sicher nicht, um Röhrenverstärker in die Gänge zu bekommen (die klirren mehr), sicher auch nicht, um Entzerrervorverstärker meßtechnisch zu untersuchen (jede Schallplatte klirrt hier mehr und hier ist eine saubere und definierte Signalabschwächbarkeit in's Bruchteile-eines-Millivolt-Gebietes viel wichtiger). Für nur halbwegs aussagekräftige Klirrmessungen ist nicht nur der Eigenklirr des Generators entscheidend (den kann man messen und aus dem Meßergebnis rausrechnen), viel wichtiger ist bei Verwendung von steilen Grundwellenbandsperren mit fester Frequenz (also nicht automatisch nachlaufenden Filtern) eine bombenfeste Frequenzkonstanz der Signalquelle, damit man durch Frequenzdrift nicht aus dem Sperrbereich der Bandsperre rausläuft (und damit alle Klirrfaktormessungen Schrott sind). Und einen frei über fünf Dekaden abstimmbaren freischwingenden RC-Oszillator mit besserer Frequenzstabilität wie den SRB hab' ich in meinem Leben noch nicht gesehen.

Fazit: Der Rohde & Schwarz SRB wurde wohl von äußerst kompetenten und erfahrenen Leuten erdacht, denen praktische Anwendbarkeit, größtmögliche Präzision, einfachste Reparierbarkeit und solidester (für Generationen gedachter) Geräteaufbau (sprich: Langzeithaltbarkeit) sehr am Herzen lag. Aus meiner Sicht wird man sich hart tun, heutzutage ein Gerät zu finden, was in nur annähernd 50 Jahren noch genauso funktioniert wie der SRB (was ich diesem ohne weiteres zutraue). Daß diese auf eine sehr langfristige Betrachtung ausgerichteten Werte heutzutage nicht mehr viel oder nichts mehr zählen oder hin und wieder sogar mit Füßen getreten werden, steht auf einem ganz anderen Blatt....

Um nun nicht völlig in den Geruch des unselektiven Nostalgieliebhabers oder der Herstellerparteilichkeit zu kommen, möchte ich zum Schluß auch noch ein Gerät aufführen, was ich persönlich auf gar keinen Fall kaufen würde: den "SRM" desselben Herstellers. Mindestens doppelt so große Kiste, eineinhalbfaches Gewicht, kein Ausgangsteiler, keine Pegelanzeige, keine einstellbare Ausgangsimpedanz, kleinerer Frequenzbereich, wesentlich größerer Klirrfaktor.....

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 16. Jul 2008, 18:55 bearbeitet]
Tom05
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 15. Jul 2008, 21:19
Hallo Herbert,

jo, super solche Geräte. Kann man z.B. prima bei der Raum-Moden Untersuchung einsetzen. Oder Kalibrierung von (Soundkarten) Messzeug-Hardware. Oder auch zum "Entrasseln" der Problematik "Chassis vs. Box".

Habe so einen etwas Einfacheren, von Phillips. Bestimmt 50 Jahre alt, und löppt noch weithenden einwandfrei. Verblüffend die Übereinstimmung der ausgegebenen Frequenz mit der Skalierung.

Bei vergleichbaren Daten, würde ich aber ein modernes Gerät vorziehen (so denn bezahlbar). Die Dinger wiegen ja ganz schön, und nehmen ordentlich Platz weg.

Mal gespannt, welche Schätze noch gezeigt werden !

Grüße

Tom05
pelmazo
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 16. Jul 2008, 11:10
"Uncoole Optik"? Wieso, sieht doch geil aus!

Und was die Rechnersteuerung angeht: Da könnte man doch Motorpotis nachrüsten...

Bin auf die gemessenen technischen Daten gespannt. Besonders das Klirrspektrum.

Der Vergleich mit Funktionsgeneratoren ist in dieser Disziplin nicht ganz fair...
pragmatiker
Administrator
#4 erstellt: 16. Jul 2008, 11:16

pelmazo schrieb:
Der Vergleich mit Funktionsgeneratoren ist in dieser Disziplin nicht ganz fair...

Servus pelmazo,

Du hast ja recht, aber: ich hätte ja gern einen Vergleich mit einem heutigen low-cost Sinusgenerator angestellt, wenn's diese Dinger denn noch geben würde. Und mir geht's darum (das wird deutlich werden, wenn der Beitrag fertig ist, womit ich morgen abend rechne), bei gleichem finanziellen Mitteleinsatz (und im Finanzrahmen, der Hobbyisten üblicherweise zur Verfügung steht) den Vergleich der Leistungsfähigkeit / Langzeitstabilität / Reparierbarkeit etc. zwischen Alt- und Neutechnik zu skizzieren. Das Ergebnis nehme ich schon mal vorweg: Besonders gut kommt die Neutechnik dabei nicht weg....

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 16. Jul 2008, 11:17 bearbeitet]
pelmazo
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 16. Jul 2008, 11:37
Was es noch am ehesten aktuell gibt womit sich ein Vergleich lohnen würde sind low cost DDS-Generatoren. Entsprechende Chips kann man ja seit einiger Zeit günstig kriegen, und die Bastelzeitschriften haben die ja auch schon vor geraumer Zeit entdeckt.
pragmatiker
Administrator
#6 erstellt: 16. Jul 2008, 13:02

pelmazo schrieb:
Was es noch am ehesten aktuell gibt womit sich ein Vergleich lohnen würde sind low cost DDS-Generatoren. Entsprechende Chips kann man ja seit einiger Zeit günstig kriegen, und die Bastelzeitschriften haben die ja auch schon vor geraumer Zeit entdeckt.

Bevor ich mit der Vervollständigung meines Eröffnungsbeitrags weitermache: Das mit den DDS-Chips stimmt - ich habe nur noch nie ein fertiges Gerät mit DDS-Chips, kalibriertem Ausgangsteiler, genauer Ausgangspegelmessung und schaltbarer Bezugsimpedanz im Preisbereich von einigen hundert Euro gesehen. Und darum geht es mir: Daß der Hobbyist die Meßtechnik nicht selbst bauen muß, sondern mit seinem Budget was kaufen kann, bei dem (im Bereich der für das Hobby relevanten Genauigkeiten) auf das Verlaß ist, was das Gerät anzeigt oder an seinen Anschlüssen ausgibt.

So, jetzt arbeite ich mal die Klirrmessungen in meinen Beitrag ein.

Grüße

Herbert
pragmatiker
Administrator
#7 erstellt: 16. Jul 2008, 17:14
So, mein Threaderöffnungsbeitrag ist fertig - legt los mit Euren Kommentaren und Fragen.

Grüße

Herbert
pelmazo
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 16. Jul 2008, 17:41
Daß nach so langer Zeit alles innerhalb der Toleranzen ist, ist wirklich ein Zeugnis hoher Kunst. Ich wußte gar nicht daß man damals schon für so lange Serviceintervalle konstruiert hat.

Frage Käufer: Wie sind denn die Kalibrier-Intervalle?
Antwort: Bringen's Sie's einfach in 50 Jahren wieder vorbei, falls dann was gemacht werden muß ist das umsonst.



Dier innere Zustand ist ja auch makellos. Hast Du da zuvor staubgesaugt und feucht gewischt?

Und schließlich: Hat jemand Zugang zu einer alten Preisliste? War die Isetta billiger oder teurer?


P.S.: Auch wenn's an der Zeit gemessen ziemlich gute Klirrwerte sind, für heutige Verhältnisse würde man sich etwas größere Nähe zu 0,01% wünschen. Siehst Du Chancen, das noch ein bißchen zu pimpen? Oder wäre das Verrat?


[Beitrag von pelmazo am 16. Jul 2008, 17:44 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#9 erstellt: 16. Jul 2008, 19:29

pelmazo schrieb:
Dier innere Zustand ist ja auch makellos. Hast Du da zuvor staubgesaugt und feucht gewischt?

Servus pelmazo,

Das Gerät war innen auf der Oberseite und im Bereich der Röhren lediglich verstaubt mit dem bei Wärme unvermeidlichen Umweltdreck. Ich hab's auf der Oberseite lediglich mit Isopropylalkohol sauber gemacht - sonst nichts. Auf der Chassisunterseite hab' ich gar nichts getan - das ist Originalzustand. Ach ja, übrigens, ich hatte natürlich Glück: Es ist ein Nichtrauchergerät - Rauchergeräte sehen innen meistens deutlich anders aus.


Und schließlich: Hat jemand Zugang zu einer alten Preisliste? War die Isetta billiger oder teurer?

Ich hab' einen Original Katalog "Meßgeräte" von Rohde und Schwarz von 1954 mit der handgeschriebenen Katalog-Seriennummer 2585 (Tja, damals hatten sogar Kataloge noch Seriennummern). In diesem Katalog ist natürlich der SRB noch nicht drin, wohl aber die zum damaligen Zeitpunkt ganz neu rausgekommenen Induktivitätsmesser "LARU 610" (DM 675,--) und der Kapazitätsmesser "KARU 510" (DM 590,--). Interessant ist das in diesem Katalog ebenfalls brandneu rausgekommene und drittteuerste Produkt "Z-g-Diagraph" (der Beginn der Vektor-Netzwerkanalyse von 30[MHz] bis 300[MHz]) - Preis: DM 12.000,--. Die BMW Isetta kostete 1955 DM 2.550,--.


P.S.: Auch wenn's an der Zeit gemessen ziemlich gute Klirrwerte sind, für heutige Verhältnisse würde man sich etwas größere Nähe zu 0,01% wünschen. Siehst Du Chancen, das noch ein bißchen zu pimpen? Oder wäre das Verrat?

Großartig verändern würde ich das Gerät nicht gerne. Allerdings kann man sich in Gedanken folgende reversiblen Änderungen vorstellen - ob sie dann tatsächlich Verbesserungen sind, müßte sich zeigen:

  • Ersatz der Frontplattenhalbleiterleiterplatte (das geht durch das Ablöten von fünf Drähten) durch eine mechanisch genau passende Leiterplatte, die Stromquellen mit sehr viel höherem Innenwiderstand in heutiger Technik enthält.
  • Austausch aller Röhren durch solche, deren dynamische Paarungsgleichheit (der zwei Triodensysteme pro Glaskolben bzw. der beiden Endröhren) genau ausgemessen wurde.
  • Austausch der Stromversorgungselkos - sowas darf man auch im Sinne der Bewahrung des Originalzustandes, da dies eine ganz normale Reparatur ist.
  • Genauestmöglicher Symmetrieabgleich der kompletten Wienbrücke mit den zur Verfügung stehenden Abgleichelementen - das hab' ich mir verkniffen, weil das eine Schweinearbeit ist.
  • Austausch des Kathoden- und der Schirmgitterelkos in der Endstufe gegen heutige Top-Low-ESR Exemplare (auch das fällt in die Kategorie Reparatur).

Allerdings rechne ich auch bei all diesen Maßnahmen im allergünstigsten Fall mit einer Verbesserung der Klirrwerte um den Faktor zwei bis drei - mehr ist einfach nicht drin.

Grüße

Herbert
-scope-
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 16. Jul 2008, 20:52
moin,

ich habe zweifellos auch einen "Nostalgietick", aber derartige Saurier sind absolut nicht mein Fall
Man muss sowas schon "sehr lieb haben" um so viel Arbeit darin zu investieren.

Ansonsten natürlich ein schöner Bericht.


[Beitrag von -scope- am 16. Jul 2008, 20:53 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#11 erstellt: 17. Jul 2008, 21:28

-scope- schrieb:
ich habe zweifellos auch einen "Nostalgietick", aber derartige Saurier sind absolut nicht mein Fall

Servus scope,

ist doch nur ein sehr kleiner (wenn auch ziemlich schwerer) Saurier ...

Neueste Stabilitätsdaten von der Meßtechnikfront zu diesem Saurier: Gestern nach Verfassung des letzten Beitrags zu diesem Thema (also um ca. 17:30 Uhr) den SRB (Meßgeräte: R&S UPA3, Racal Dana 1992) eingestellt auf:

  • 1000.0[Hz]
  • 774.6[mV] (also genau 0[dBu]).

Das Gerät wurde seitdem nicht mehr angefaßt und hängt an einer ganz normalen Netzsteckdose (also nix Wechselspannungsstabi oder so). Ergebnisse:

  • Frequenz jetzt und heute (ca. 21:30, also ca. 28 Stunden später): 1000.0[Hz] - es hat sich also nicht mal auf der Zehntel-Hertz-Stelle was getan. Das war auch bei den mehrfachen "Besuchen" im Labor innerhalb dieses 28 Stunden Zeitraums so - im Display stand immer nur: 1000.0[Hz].
  • Amplitude: Die schwankt (sehr langsam) im Maximum im Bereich von +/-0.5[mV] um den 0[dBu] Pegel herum - also um maximal +/-0.006[dB] bezogen auf den Sollpegel.

Der Klirrfaktor bei dieser Einstellung hat sich übrigens mittlerweile bei 0.039% eingependelt.

Für so einen freilaufenden RC-Oszillator-röhrenbestückten Saurier, der nicht mal über Gleichspannungsheizung oder ein stabilisiertes Anodennetzteil verfügt, auch heutzutage noch keine allzu schlechten Werte - so finde ich..... ...oder?

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 17. Jul 2008, 21:33 bearbeitet]
-scope-
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 17. Jul 2008, 21:37
Hallo,


keine allzu schlechten Werte, so finde ich..... ...oder?


gemessen am Alter und der verwendeten Technik sicher OK, und für Sammler und Liebhaber röhrenbestückter Messtechnik ein schönes Stück.

Ich kann mich halt nicht für derart antike Bauweise begeistern und ziehe alles ab den ca. 80igern vor. Da ist dann "nebenher" der praktische Nutzen zwar ebenfalls nicht immer, aber doch etwas öfter gegeben.
pragmatiker
Administrator
#13 erstellt: 18. Jul 2008, 18:10

-scope- schrieb:
Ich kann mich halt nicht für derart antike Bauweise begeistern und ziehe alles ab den ca. 80igern vor. Da ist dann "nebenher" der praktische Nutzen zwar ebenfalls nicht immer, aber doch etwas öfter gegeben. ;)

Hier steht ein vielfältiger, bunter Querschnitt an professionellen Meßgeräten beginnend von den 1960ern bis in die jüngste heutige Zeit herum - und ich hatte etliche zu Reparaturen in den Fingern (nicht alle, dazu fehlt mir einfach die Zeit).

Meiner Erfahrung nach ist es (ich stelle mich dazu jetzt in die Sichtposition eines Hobbyisten) so: Alle Geräte ohne Rechnersteuerung kann ich auch heute als ambitionierter Hobbyist noch reparieren und bekomme sie wieder in die Gänge (auch deswegen, weil in der Regel nur wenige oder gar keine Spezialbauteile verbaut wurden und weil auf SMD verzichtet wurde). Mit dem 80er begann in der Meßtechnik das Zeitalter der Mikroprofessoren und der SMD-Technik sowie der Spezialteile massiv. Und wenn so eine Kiste nach dem Einschalten zwar noch alle Versorgungsspannungen und alle notwendigen Taktfrequenz hat, aber ansonsten keinen Pieps mehr tut, dann ist guter Rat meistens teuer (und es sind dann auf einmal Extenderplatinen (die natürlich nicht vorhanden sind) zum Messen an den Baugruppen erforderlich - außerdem natürlich schnellere Meßtechnik, die im Hobbylabor üblicherweise nicht rumsteht). Die Reparierbarkeit so manch eines Meßgerätes ab den 80ern ist ein zeitaufwendiger Graus, der erhablich Zeit- und Meßmitteleinsatz sowie Wissen und Können erfordert. Ich kenne z.B. jemanden, der sich bei Anschaffung gebrauchter rechnergesteuerter Meßtechnik als allererstes immer alle ROMs und EPROMs aus den Geräten kopiert und sich diese Bauteile in neu frisch beschafft - nur muß man dazu Zugang zu diesen Bauteilequellen haben und auch über das erforderliche Chipprogrammiergerät verfügen - damit dürften viele Hobbylabors überfordert sein.

Und genau an diesem Punkt entwickelt die 60er und 70er-Jahre Präzisionsmeßtechnik für den ernsthaften Hobbyanwender ihren eigenen Charme: Häufig sehr viel besser in den Gesamtdaten wie irgendwelche heutigen Wald-und-Wiesen Soundkarten-meßlösungen lassen sich diese Geräte meistens mit auch heute noch erhältlichen, üblicherweise nicht allzu teuren Bauelementen mit überschaubarem Zeitaufwand reparieren und am Leben halten. Bei diesen Geräten ist auch ein Totalausfall (wie z.B. bei moderneren Geräten mit "verrecktem" Prozessorteil), bei dem man "wie der Ochs vorm Berg steht" und nicht mehr weiter weiß, eher selten.

Um nicht mißverstanden zu werden: Für professionelle Anwendungen führt an hochgradig rechnergesteuerter Meßtechnik, die einen hohen Automatisierungsgrad bei universeller Auswert- und Dokumentierbarkeit der Meßergebnisse erlaubt, kein Weg vorbei. Mir geht es in diesem Thread - das kann ich nicht laut genug betonen - um den normalen Hobbyisten (nicht den Meßtechnikfetischisten oder den Halb- bis Vollprofi!) - der für seine Basteleien zuverlässige, robuste, verstehbare und einfach wart- und reparierbare gebrauchte Präzisionsmeßtechnik für einen vernünftigen Preis haben möchte - der aber auch weiß, was er von dem teilweise unsäglichen Plastikmüll, welcher heute unter dem Namen "Meßgerät" für zum Teil unter hundert Euro angeboten wird, zu halten hat (und diesen nicht in seinem Hobbylabor haben möchte).

Allerdings: Gibt es schöne, auch rechnergesteuerte Meßgeräte aus den 80ern oder neueren Datums, die (z.B. wegen totaler Falschbeurteilung des Marktes hinsichtlich ihrer Qualitäten) preiswert gebraucht hergehen, dann bitte immer her mit den Tips und einer Beschreibung dieser Meßgeräte aus berufenem Munde - das bringt die Hobbyisten weiter (auch wenn durch solche Tips in einem Forum mit einer Reichweite wie dem unseren möglicherweise die Preise für solche Geräte dann leicht steigen).

Ein allgemeines Beispiel für solche falsch bewertete (und deswegen trotz hoher Präzision preiswerten), gebrauchte, aber noch recht aktuellen Meßtechnik möchte ich geben: Meßsender und Meßempfänger für spezielle Einsatzzwecke (z.B. GSM, DECT, DSR, DVB usw.) - die sausen in durchaus signifikanten Stückzahlen bei den einschlägigen Auktionshäusern rum. Man liest nur: Meßgerät für speziellen (meistens digitalen), nicht hobbykompatiblen Einsatzzweck - und klickt zur nächsten Auktion. Hätte man im Herstellerkatalog zu diesem Gerät geblättert, so würde man häufiger feststellen, daß hinter der Spezialfunktion auch noch ein ganz normaler, "analoger" Meßsender oder Meßempfänger mit im Gerät enthalten ist, der sich für Hobbyzwecke außerordentlich gut nutzen läßt (auf den Plattformen dieser analogen "General Purpose" Geräte wurden die digitalen Spezialausführungen nämlich häufig aufgebaut).

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 18. Jul 2008, 18:27 bearbeitet]
-scope-
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 18. Jul 2008, 19:10
Hallo,

es könnte off topic werden, aber ich antworte mal, damit hier nix einschläft.


und weil auf SMD verzichtet wurde)


Ich meine:
Selbst der "anbitionierte" Hobbyist "darf" (und sollte) mittlerweile SMD nicht mehr als Behinderung seiner Arbeit sehen. Ausgenommen BGA-Technologie.
Ansonsten kann man heute wirklich "einpacken".


Mit dem 80er begann in der Meßtechnik das Zeitalter der Mikroprofessoren und der SMD-Technik sowie der Spezialteile massiv.

Das lässt sich nur sehr! schwer vermeiden, wenn man in gewisse Leistungsbereiche vordringen wil. ein defekter Hybrid ist immer ärgerlich, aber mit 250 Transisoren und 40 TTL´s war das wahrscheinlich SO nicht hinzubekommen. Der Hybridwahn ultramoderner Messgeräte ist für die Reparatur mit Hausmitteln ÄRGERLICH und unmöglich. Die Spezifikationen sind aber oft anders nicht zu erreichen.
Einen Athlon konnte AMD ja auch nicht auf TTL Basis anbieten.

Alles was du schreibst ist sicher richtig, aber wenn man sich mit Messtechnik beschäftigt, kommt irgendwannder Punkt, an dem die einfachen, diskret aufgebauten Messgeräte einen nicht mehr zufriedenstellen. Bei mir ist das z.B. immer so gewesen.
Und wenn es in deinem Spektrumanalyzer mal "richtig knallt", dann wirst du ohne HP-Spezialbauteile mit Aufdruck " HP-5564386544-44R" auch nicht weiterkommen.

Alternative wäre auf FFT verzichten oder sowas anschaffen

http://www.amplifier.cd/Test_Equipment/other/660b.htm

Da gibts fast nur TTL ....und trotzdem schon ein paar bipolare Proms die es heute nicht mehr zu kaufen gibt.
Allerdings "bringt" das Teil auch "nicht viel".

Der Schwachpunkt an dem hier vorgestellten Sinusgenerator ist meiner Meinung nach das Oberwellenspektrum...Also sein Klirr.

Für die Überprüfung einer einfachen Röhrenendstufe vielleicht noch OK, aber bereits bei etwas besseren Transistorverstärkern, die mitunter nur 0,002% Klirr produzieren halte ich das Gerät für "ungeeignet". Eine Faustregel besagt, dass die Klirrdämpfung des Messgerätes rund 10 dB über der des Prüflings liegen sollte.

Mittlerweile ist das selbst mit etwas "moderneren" Messgeräten nicht immer einfach zu handhaben.


[Beitrag von -scope- am 18. Jul 2008, 19:11 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#15 erstellt: 18. Jul 2008, 19:36

-scope- schrieb:
Und wenn es in deinem Spektrumanalyzer mal "richtig knallt", dann wirst du ohne HP-Spezialbauteile mit Aufdruck " HP-5564386544-44R" auch nicht weiterkommen. ;)

Servus scope,

absolut richtig. Nur dieser von Dir angesprochene Analyzer (und noch viele andere, modernere Meßgeräte hier) stehen absolut nicht zu Hobbyzwecken hier rum (dazu wären sie auch heute noch viel zu teuer) - also muß ich in dem Fall, wenn's in der Kiste "knallt" auch in der sauren Apfel der HP / Agilent Ersatzteilpreise beißen - und die können einem Hobbyisten schon ungläubiges Staunen in's Gesicht zaubern.....

Der Schwachpunkt an dem hier vorgestellten Sinusgenerator ist meiner Meinung nach das Oberwellenspektrum...Also sein Klirr.

Auch das stimmt. Bei Beschäftigung mit Audiotechnik ist die Klirrmessung EIN Aspekt unter vielen - und für alle anderen Aspekte, für die man eine Sinusquelle benötigt, ist dieses Gerätchen durchaus geeignet. Und zu einer qualifizierten Klirrmessung auf nur halbwegs heutigem Niveau gehört ja (neben einem klirrarmen und sehr frequenzstabilen) Generator noch deutlich mehr Zeugs - allesamt kein Billigkram, und daher auch für den Hobbyisten eine finanzielle Baustelle, bei der er sich überlegen kann, gleich einen UPA3 oder UPA4, einen UPL oder gleich ein Audio Precision System One (SYS-22) in Betracht zu ziehen - mit all dem Kram sind wir aber weit aus der finanziellen Hobbyreichweite raus.

Und jetzt nehm' mal ungefähr 100 Euro in die Hand und sage Dir: Das ist mein Budget für einen möglichst frequenz- und pegelstabilen, frequenz- und pegelagilen sowie ablesetechnisch möglichst frequenz- und pegelgenauen Sinusgenerator mit (natürlich) möglichst geringem Klirrfaktor - wo kriege ich das Optimum für dieses Geld (also die ca. 100 Euro) als fertiges, funktionsfähiges Gerät? Und wenn jetzt einer käme, der sagen würde: Gar kein Problem, beim Händler X/Y gibt's eine Kiste für 200 Euro, welche alle Daten des von mir vorgestellten Gerätes erreicht oder übertrifft, dann wär' ich der erste, der sagen würde: Leute, dieses Gerät ist empfehlenswert, kauft es. Nur ist mir so ein Gerät bis jetzt noch nicht untergekommen.....

Nochmal: Hier geht's um Low-Budget-Hobbymeßtechnik, die diesen Namen verdient.....nicht um Profimeßtechnik dicksten Kalibers (und des dazu gehörenden Preises) von Leuten, bei denen zufällig Hobby und Beruf (im Sinne von Berufung) zusammenfallen.

Grüße

Herbert
-scope-
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 18. Jul 2008, 20:23

Auch das stimmt. Bei Beschäftigung mit Audiotechnik ist die Klirrmessung EIN Aspekt unter vielen - und für alle anderen Aspekte, für die man eine Sinusquelle benötigt, ist dieses Gerätchen durchaus geeignet


Hi,

also wenn ich an einen "manuellen" Sinusgenerator denke, dann fällt mit in Bezug auf Hifi-Service und Hifi-Entwicklung nur die Klirrmessung oder eben die Bestimmung der Bandbreite ( zu Fuß) ;)ein.
Für alles andere muss man bekanntlich spezielle Signale erzeugen.

Ich möchte dieses gepflegte Gerät keineswegs "madig machen" ,bleibe aber bei den Fakten. (Oder zunmindest das, was ich unter Fakten verstehe)


einen UPL oder gleich ein Audio Precision System One (SYS-22) in Betracht zu ziehen - mit all dem Kram sind wir aber weit aus der finanziellen Hobbyreichweite raus


Das hängt von den "Beziehungen" ab. Wie in fast allen Bereichen des täglichen Lebens.

Ein AP SYS22 musste ich aber vor kurzem auch mehr oder weniger "normal" bezahlen, da ich es von einem befreundeten Händler auch nach 4 Jahren Wartezeit nicht bekommen konnte.
Er bekam einfach keines rein, obwohl auch das schon fast ein "oldie" ist.


Und jetzt nehm' mal ungefähr 100 Euro in die Hand und sage Dir: Das ist mein Budget für einen möglichst frequenz- und pegelstabilen, frequenz- und pegelagilen sowie ablesetechnisch möglichst frequenz- und pegelgenauen Sinusgenerator mit (natürlich) möglichst geringem Klirrfaktor - wo kriege ich das Optimum für dieses Geld (also die ca. 100 Euro) als fertiges, funktionsfähiges Gerät? Und wenn jetzt einer käme, der sagen würde: Gar kein Problem, beim Händler X/Y gibt's eine Kiste für 200 Euro, welche alle Daten des von mir vorgestellten Gerätes erreicht oder übertrifft, dann wär' ich der erste, der sagen würde: Leute, dieses Gerät ist empfehlenswert, kauft es. Nur ist mir so ein Gerät bis jetzt noch nicht untergekommen.....


Unter normalen Bedingungen gibt´s da nichts. Für 200 € habe ich mal eine Klirrfaktormessbrücke mit erstklassigem Generator gekauft (von "Sound Technology"). Die klirrte bei 1KHz mit lediglich afair 0,0015%. Wird normalerweise aber teurer gehandelt.
Als klirrarmer Generator fällt mir ansonsten in diesem Preisbereich (150 € gebraucht) nur der Hameg 8037 ein, für den man aber nochmal das Grundgerät (Netzteil) kaufen müsste. Der klirrt auch sehr wenig, aber zur Frequenzstabilität kann ich nichts schreiben....Habe es nie näher untersucht. Möglichwerweise in dieser Disziplin aber nicht so gut wie dein R&S.


[Beitrag von -scope- am 19. Jul 2008, 07:36 bearbeitet]
pelmazo
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 19. Jul 2008, 15:55
Noch ein Schätzchen aus dieser Zeit von R&S: ebay 200239585349

Weißt Du was drüber, pragmatiker?
pragmatiker
Administrator
#18 erstellt: 20. Jul 2008, 12:48

pelmazo schrieb:
Noch ein Schätzchen aus dieser Zeit von R&S: ebay 200239585349

Weißt Du was drüber, pragmatiker?

Servus pelmazo,

den hab'ich auch schon gesehen - wie auch den (wahrscheinlich dazugehörenden) Schwebungssummer (der ist über den gesamten NF-Bereich - vielleicht motorisch? - ohne Bereichsumschaltung durchstimmbar). Nur: leider kenne ich beide Geräte nicht und habe auch keine Kataloge, wo diese drin sind.

Grüße

Herbert
HinzKunz
Inventar
#19 erstellt: 20. Jul 2008, 12:58

pelmazo schrieb:
Noch ein Schätzchen aus dieser Zeit von R&S: ebay 200239585349

Den hatte ich vor einiger Zeit auch mal als Angebot gesehen, da war das Datenblatt dabei, habs leider nicht gespeichert.
Das Teil ist leider "stocktaub".

Aus nostalgischer Sicht ein interessantes Gerät, welches ich auch mir hier gern hinstellen würde, aber praktisch gesehen mehr oder weniger nutzlos.
Da dürfte jeder einfache Laptop mit Soundkarte um längen besser sein.

pelmazo
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 20. Jul 2008, 15:56

HinzKunz schrieb:
Den hatte ich vor einiger Zeit auch mal als Angebot gesehen, da war das Datenblatt dabei, habs leider nicht gespeichert.


Was ist das eigentlich, ein schmalbandiger NF-Voltmeter so in der Art eines SPM11 von W&G? Oder ein Klirrfaktormesser à la HP334A?
HinzKunz
Inventar
#21 erstellt: 20. Jul 2008, 16:18
Ja, das ist sowas ähnliches wie das SPM11 oder der HP 3581
-scope-
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 20. Jul 2008, 16:29
Hallo,

das dürfte ein selektiver Pegelmesser sein. Also wie der SPM11. Die "Königsklasse" dieser Geräte dürfte dann der HP3581A sein. Den bekommt man ab und an auch schon für schlappe 150 €. Und der ist dann sogar sehr empfindlich.
Unkomfortabel sind sie aber alle.
Hmeck
Inventar
#23 erstellt: 03. Aug 2008, 21:15
Es war interessant, diesen ausführlichen Beitrag zu einem wirklich schönem Gerät zu lesen. Und es ist zu wünschen, daß möglichst viele Geräte dieser Art in Hobbywerkstätten usw. "überleben".

Für einen Hobbyisten, der eine gegebenen Schaltung oder ein Gerät instandsetzen, optimieren oder weiterentwickeln möchte, sind auch die absoluten Messwerte gar nicht so interessant. Er möchte wissen, ob die Geschichte sich nun durch diese oder jene Maßnahme verbessert oder nicht. Und für diese relativen Vergleiche sind solche Messgeräte wie das vorgestellte völlig ausreichend!

Nehmen wir an, ich bastele gerade an einem empfindlichen Vorverstärker. Da will ich doch nicht die HF-Schleuder Computer daneben stehen haben! (Allenfalls einen portablen CD-Player mit vielleicht selber gemachter "Mess-CD")

Und dann wollen wir mal ein halbwegs definiertes Eingangssignal unter 1 mV haben - und werfen doch lieber den Rohde und Schwarz an ... oder löten einen Spannungsteiler ...

Außerdem finde ich es auch immer zum K....., wenn ich ein Gerät, obwohl die Funktionsweise vollkommen klar ist, nicht reparieren kann. Da lob ich mir diese alten Kisten wie aus dem Bilderbuch.

Grüße,
Hmeck
pragmatiker
Administrator
#24 erstellt: 05. Sep 2008, 10:34
Derzeit ist wieder einer in der Bucht, der vom Zustand her ordentlich aussieht - und, nein, ich bin nicht der Verkäufer und kenne den Verkäufer auch in keiner Weise; der Link:

http://cgi.ebay.de/w...IT&item=140262656159

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 05. Sep 2008, 10:34 bearbeitet]
HinzKunz
Inventar
#25 erstellt: 07. Sep 2008, 10:39
Mit Versand fast 200€, ein Stolzer Preis für das Ding.

-scope-
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 07. Sep 2008, 11:03
Der Preis kann nur mit einer Sammelleidenschaft für antike R&S Geräte "begründet" werden. Das kann man m.E. garnicht weiter diskutieren.

Der Dana im "Parallelthread" kostete etwas mehr als die Hälfte und ist darüberhinaus auch noch halbwegs "ernsthaft" in Verbindung mit halbwegs modernen Messgeräten (und Audiogeräten) verwendbar.

Was Leidenschaft und Herz betrifft sieht das im Einzelfall sicher anders aus.


[Beitrag von -scope- am 07. Sep 2008, 11:04 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#27 erstellt: 07. Sep 2008, 16:06
Das ist klar zu teuer, da hätte ich nicht zugeschlagen - meiner hat (wie oben geschrieben), wesentlich weniger gekostet.

Grüße

Herbert
pragmatiker
Administrator
#28 erstellt: 24. Okt 2010, 20:00
Die Dinger werden interessanterweise immer teurer:

http://cgi.ebay.de/w...geName=STRK:MEWAX:IT

Grüße

Herbert
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