Ausgangsübertrager Wahl

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D1675
Inventar
#1 erstellt: 13. Jan 2020, 23:09
Hallo zusammen,

die Qual der Wahl: welche Übertrager würdet ihr Stand 2020 wählen?
In meine engere Wahl: Reinhöfer vs Monoltih Magnetics.
Ich gehe davon aus das zweiteres von den Messwerten besser ist. Aber ist das überhaupt hörbar oder bewegt man sich da im Bereich "Voodoo"?

Innerhalb von Monolith gibt es ja auch noch die Serien Summit, AmorphCore, NanoX, usw...
Die Preisunterschiede sind sehr groß. 900 Euro für einen Übertrager sind eine Hausnummer, da frage ich mich ob sich das rechnet.
Von der Bandbreite sind die ja alle gleich, deshalb verstehe ich nicht was das bringt?

Gruß,
Michael
Pertinaxer
Stammgast
#2 erstellt: 14. Jan 2020, 07:44
Hallo Michael,

ich habe für verschiedene Projekte einige AÜ von Reinhöfer verbaut und einige von Welter.
Einen PP Amp mit Monolith AÜ`s hatte ich auch mal hier zum Service. Generell kann ich
alle diese Fabrikate sehr empfehlen. Einen AÜ mit amorphem Kern habe ich noch nicht getestet.

Amorpher Kern:

Je kleiner die Kernmaterialeinzelpartikel sind (normalerweise sind es ja Lamellen)
desto geringer sind die Wirbelstromverluste im Kern. Vor allem bei hohen Frequenzen.
Deshalb ist der Ferritstab in einem Radio aus Eisenpulver hergestellt, also ganz kleine Partikel.
Für einen NF Übertrager ist das m.E. etwas übers Ziel hinausgeschossen. Es ist wichtig, dünne,
geglühte Kernbleche zu verwenden (0,35mm) . Aber das machen alle drei Hersteller.
Die Kernschrauben sollen isoliert und nichtmagnetisch sein. (Isolierschlauch, Isolierscheiben, Messingschrauben)
Das Chassis soll aus nichtmagnetischem Material angefertigt sein. (Vermeidet magnetische Transmission vom NT in den AÜ)

Kernform:
Monolith verwendet sog. Schnittbandkerne mit Spannband; Reinhöfer und Welter sog. M 102 Kerne. Eine ganz andere Bauform;
überhaupt lehnt sich die Monolith Bauweise stark an die alten englischen Partridge Übertrager an.
Da der Monolith sauber in Haube vergossen ist, ist er abgeschirmt und lässt sich einfach und präzise montieren.
M-Kerne erfordern einen exakt dimensionierten Ausschnitt im Chassis.

Resumee: Ich höre keinen Unterschied, aber meine Ohren gehen nur bis 13 kHz.
Was man aber sofort hört ist, wenn ein AÜ mit mickerigem Kern verbaut wird - der Bass fehlt.
Nach m.E. ist für Home-Hifi ein AÜ der unter 3kg wiegt schlicht und ergreifend Mist und macht keinen Spaß.

Wichtig bei allen Lieferanten:
Erst mal vor Projektbeginn die prinzipielle Lieferbarkeit /Lieferzeit anfragen.
In dieser Hinsicht bin ich schon mal enttäuscht worden.

Beste Grüsse
Pertinaxer
pragmatiker
Administrator
#3 erstellt: 14. Jan 2020, 09:59

Pertinaxer (Beitrag #2) schrieb:
Nach m.E. ist für Home-Hifi ein AÜ der unter 3kg wiegt schlicht und ergreifend Mist und macht keinen Spaß.

Ich würde das insofern etwas relativieren wollen, als das Ringkernübertrager (die natürlich für gleichstromvorbelasteten Eintakt-A Betrieb prinzipbedingt ausscheiden) bei ansonsten identischen Bedingungen generell etwas weniger Gewicht auf die Waage bringen.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 14. Jan 2020, 10:00 bearbeitet]
D1675
Inventar
#4 erstellt: 18. Jan 2020, 12:29
Hallo Pertinaxer,

vielen Dank für deinen informativen Beitrag, sehr interessant! Ich habe mal verschiedene Lieferanten angefragt, die Lieferzeiten unterscheiden sich wirklich ernorm. Früher habe ich bei Jan Wüsten oder Ritter bestellt, da war das kein Thema.

Ich habe jetzt auch mal bei Monolith wegen den verschiedenen Serien gefragt, ich hoffe dass ich nicht so banale Antworten bekomme wie "A" klingt besser als "B"...

@Herbert, dein Verstärker mit den Ringkernübertragern ist wohl inzwischen legendär im Hifi Forum.

Würde mich auch noch über andere Meinungen freuen. In internationalen Foren geht ja nichts über Monolith oder Tango Übertragern...

Viele Grüße,
Michael Mayer
Pertinaxer
Stammgast
#5 erstellt: 18. Jan 2020, 14:50
Hallo;

noch eine Ergänzung:

Ich habe schon diverse Übertrager selbst gewickelt, bei einem besonderen Exemplar habe ich das auf meiner Website dokumentiert.
Es ist der Übertrager einer TVA-1; also ein Partridge 2487 mit EI133 Kern.
Ich habe den alten AÜ so zersägt daß er das Windungsschema offenbart hat, jede einzelne Windung abgezupft und gezählt.
Siehe hier:
http://www.roehrenklingklang.de/LightNEasy.php?page=Partridge2487
Wer viel Geduld hat, kann durchaus selbst AÜ`s wickeln.

Wichtig:
Wenn man den AÜ mit nur einer Sekundärimpedanz baut (also z.B. nur 8 Ohm) dann wird der Wickelaufbau sehr viel einfacher da die Anzapfungen an den Sek.- Wicklungen wegfallen.

Tango-Übertrager:
Kenne ich nicht; aber Joe Roberts von Sound Practices hat in seinem WE91 Nachbau einige AÜ`s getestet, darunter zwei Tangos.
Die schnitten nicht besonders toll ab.

Beste Grüsse
Pertinaxer
D1675
Inventar
#6 erstellt: 20. Jan 2020, 21:52
Hallo,

WOW, das ist stark, respekt!
Aber selbst wickeln kommt für mich nicht in Frage.

Ich kenne Tango Übertrager in der Praxis auch nicht. Aber es ist ja auch so dass Geschmäcker verschieden sind, sonst würde jeder den gleichen Übertrager nehmen oder gleichen Verstärker besitzen.

Viele Grüße,
Michael
Rolf_Meyer
Inventar
#7 erstellt: 20. Jan 2020, 23:17
Moin Michael,


Würde mich auch noch über andere Meinungen freuen. In internationalen Foren geht ja nichts über Monolith oder Tango Übertragern...

Nun, was willst Du hören? High-End-Geschwurbel oder eine ehrliche Meinung?

Dazu müsste ich erst mal wissen, was Du konkret vorhast. Daß es eine minimalistische 300B in SE werden soll, habe ich mitbekommen. Auch die Geschichte mit den überangepassten AÜ um mehr Dämpfung und weniger Klirr zu erhalten, obwohl Leistung flöten geht, habe ich mitbekommen und sehr wohlwollend aufgenommen. Bleibt die Frage nach den geplanten Lautsprechern, den Hörgewohnheiten (Laut- oder Leisehörer, mehr basslastig oder doch mehr der Höhenfreak...) und dem hauptsächlich abgehörten Musik-Material...

Gruß, Matthias
D1675
Inventar
#8 erstellt: 21. Jan 2020, 19:16
Moin Matthias,

Lautsprecher werden es bei mir in Zukunft die Duetta Selbstbau Lautsprecher mit Impedanzlinearisierung für Röhre. Eine ganz andere Ecke wie die Nineteens :D.
Die funktionieren wunderbar mit einem EL84 Eintakter. Allerdings Penthode mit ÜA Gegenkopplung, dafür billigster AÜ. 3,5 Watt haben für mich voll gereicht.
Ich bin eher Leisehörer. Musik alles mögliche, deshalb gibt es keine Präferenzen für Bass oder Höhen. Es sollte schon universell sein.
Aber was hat das mit dem Ausgangsübertrager zu tun?

Gruß,
Michael
pragmatiker
Administrator
#9 erstellt: 21. Jan 2020, 21:34

D1675 (Beitrag #8) schrieb:
Aber was hat das mit dem Ausgangsübertrager zu tun?

Viel Baß braucht viel Eisen und auf der Primärseite viel Draht - dem setzt bei gegebenem Kern der verfügbare Wickelraum Grenzen. Wenn man Fledermausohren hat und im höchsten Höhenbereich hervorragend hört und auch hören will, braucht man dagegen auf der Primärseite u.a. eine möglichst geringe Wicklungskapazität (Drahtabstand (durch dickere Zwischenlagen) so groß wie möglich - dadurch ist der verfügbare Wickelraum auch bei kleinerer Windungszahl schneller voll, d.h. es geht weniger Draht auf den Wickelkörper). Diese beiden Anforderungen an den Ausgangsübertrager für viel Baß oder viel Höhen sind also gegenläufig und beißen sich daher etwas.......und es kommt natürlich auch auf das Impedanzniveau an: Je höher die Primärimpedanz sein muß (bei Pentoden muß sie in aller Regel größer sein als bei Trioden), desto mehr Windungen und damit desto mehr Draht braucht man auf der Primärwicklung - was beim Ausgangsübertrager u.U. größere Kompromisse erzwingt.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 21. Jan 2020, 21:40 bearbeitet]
Rolf_Meyer
Inventar
#10 erstellt: 21. Jan 2020, 23:21
Moin Michael,

Habe mich mit den Duettas befasst. Sicher Ausnahmelautsprecher, beurteilt am Frequenz- und Impedanzgang (da braucht es kaum eine Linearisierung).

Allerdings hinter einer SET völlig ungeeignet. Chassis mit Gummisicken und Trennfrequenz zum Bass bei 120Hz... Da muß Dämpfung seitens des Verstärkers her. Selbst eine überangepasste 300B vermag das nicht darzustellen.
Moderner Dreiwegerich gehört hinter moderne (Transistor-)Verstärker... oder zumindest hinter stramm gegengekoppelte PP-Röhrenverstärker mit EL34 oder KT88. Egal, welchen AÜ Du da verwurstest, wenn der EL84 eine halbwegs sinnvolle Schaltungsauslegung hat, wirst Du mit einer 300B SE (ohne Gegenkoppelung) eher klanglich schlechter abschneiden.

Meine Meinung.

Gruß, Matthias


[Beitrag von Rolf_Meyer am 21. Jan 2020, 23:23 bearbeitet]
D1675
Inventar
#11 erstellt: 22. Jan 2020, 19:10
Moin Herbert,

danke für die Erklärung, das kann ich nachvollziehen. So ähnlich hat es mir Monolith auf meine Anfrage der verschiedenen Serien auch erklärt.
Das erklärt warum es da verschiedene Geschmäcker gibt.


Moin Matthias,

Das tut weh, ich wollte unbedingt mal eine Triode ohne Gegenkopplung haben. Was ist dann an so einem Verstärker so toll wenn er nicht mit allen Lautsprechern klar kommt? Mir ist schon klar dass die weniger DF haben, aber so schlimm hätte ich es mir bei weitem nicht vorgestellt.
Mit was hört man dann einen SET? Greencones? Es dürften die wenigsten sein die solche (alte) Lautsprecher besitzen.

Nein danke, Transistor oder PP Röhrenverstärker kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Dann lieber EL34 SE, funktioniert für mich auch super mit modernen LS.

Danke für deine ehrliche Meinung.

Gruß,
Michael
pragmatiker
Administrator
#12 erstellt: 22. Jan 2020, 22:22
Servus Michael,

D1675 (Beitrag #11) schrieb:
Dann lieber EL34 SE

mehrere von denen parallelgeschaltet im Triodenbetrieb (gibt einen unproblematischeren Ausgangsübertrager und mehr Leistung)?

Grüße

Herbert
Rolf_Meyer
Inventar
#13 erstellt: 23. Jan 2020, 00:03
Moin,


Mir ist schon klar dass die weniger DF haben, aber so schlimm hätte ich es mir bei weitem nicht vorgestellt.
Mit was hört man dann einen SET?

Mit Überanpassung und exorbitant geilen AÜ bekommt man vielleicht einen DF von 8, also 1Ohm Ausgangsimpedanz an einer 300B hin. Das ist für heutige Lautsprecher sehr wenig. Etliche Gramm Membrangewicht bei etlichen Millimetern Hub, die heute übliche Bass-Chassis so aufweisen, wollenn nicht nur ausgelenkt, sondern auch beim Rückschnellen abgebremst werden. Faustregel Nr.1 ist, Membranfläche ist durch nichts zu ersetzen, außer mit mehr Membranfläche... SET-taugliche Bässe zeichnen sich also durch große Membranfläche bei kleinem Hub mit harter Aufhängung, also nicht umrandende Fahrradschläuche, sondern eher Papier oder Stoffsicken aus. Diese dann in unendlich großen (Bassrefles-) Gehäusen. Sehr glücklich kann man an SET mit den Lautsprechern aus der Klipsch Heritage-Serie, also Heresy, Cornwall oder Eckhörnern werden. Was auch glücklich machen kann, sind Breitbänder in großen Horngehäusen.

Michael, ich wollte Dich nicht demotivieren... aber es nutzt ja nix, an den Lautsprechern wird eine SE 300B einfach die Erwartung nicht befriedigen. Es wird nett klingen, vielleicht sehr nett... aber Nett ist der kleine Bruder von Arschloch. Warum soll ich Dich, wider besseren Wissens, in eine Kostenfalle laufen lassen, damit Du anschließend vor der Anlage sitzt und Dich fragst, was nun besser geworden ist?


mehrere von denen parallelgeschaltet im Triodenbetrieb

Na Herbert, Du weißt aber schon, dass auch bei EL34 im Triodenbetrieb der Miller nicht unerheblich mitspielt. Parallelen führt uns also vom nahezu leistungslosen Treiben weiter weg. Da vernichtet man also vorn das, was man hinten aufholt...

Gruß, Matthias
pragmatiker
Administrator
#14 erstellt: 23. Jan 2020, 09:11
Servus Matthias,

Rolf_Meyer (Beitrag #13) schrieb:

mehrere von denen parallelgeschaltet im Triodenbetrieb

Na Herbert, Du weißt aber schon, dass auch bei EL34 im Triodenbetrieb der Miller nicht unerheblich mitspielt. Parallelen führt uns also vom nahezu leistungslosen Treiben weiter weg. Da vernichtet man also vorn das, was man hinten aufholt...

Ich hab' das beim Verfassen des Beitrags nur von der Ausgangsseite her betrachtet - Themenschwerpunkt "Ausgangsübertrager Wahl" eben. Über die Eingangsseite hab' ich deswegen zum Beitragsverfassungszeitpunkt nicht weiter nachgedacht. Wenn man die Eingangsseite mit in die Betrachtungen einbezieht, hast Du natürlich recht.

Grüße

Herbert
DB
Inventar
#15 erstellt: 23. Jan 2020, 11:47
Hm. Allein mit einer 300B wird das nicht gehen. Vielleicht aber könnte man Gegen- und Mitkopplung kombinieren, um den Innenwiderstand der Endstufe zu senken.
So hier beispielsweise: http://lilienthaleng...6550-PP-1958-edt.png


MfG
DB
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