Röhrenverstärker defekt

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hamisimgulewaba
Stammgast
#1 erstellt: 01. Jun 2006, 20:46
Hallo Leute,

ich habe mir neulich einen schönen alten Vollröhrenverstärker aus den 60ern gekauft, ein Gitarrentopteil von Elatron (dt. Firma aus Eitorf bei Siegburg; gibts schon lange nicht mehr).
Die Röhrenbestückung: 2x Telefunken EL156, 1x Spezial E60CC 810 E (noch nie gesehen!), 1x Staar EL84, 4x ECC83.
Alle Röhren leuchten schön und strahlen Wärme ab. Der Amp hat drei Eingänge und erinnert mich von der Konzeption her an Dynacord-Amps aus dieser Zeit (Eminent, Gigant, Bassking usw.).
Problem: Leider kommt aus den Boxen garnix raus, nicht mal ein Brummen.
Ansonsten sieht die (handverdrahtete) Schaltung gut aus, keine verschmorten Bauteile oder dergleichen, habe schon die meisten Widerstände durchgemessen, die sind okay.

Frage 1: Hat jemand von Euch schon mal was von Elatron gehört?
Frage 2: Weiß jemand, wo man evtl. nen Schaltplan herkriegen kann?
Frage 3: Könnten die großen alten Siemens-Becherelkos beim Netzteil schuld dran sein, dass nix funzt?
Frage 4: Wenn ich die Master-Lautstärke hochdrehe, fängt die linke EL156-Endstufenröhre an, im Takt des eingebauten Tremolos (hier "Vibrator" genannt :D) zu ticken. Wenn ich am "Vibrator"-Poti drehe, verändert das Ticken seine Geschwindigkeit; wenn ich mit dem "Vibrator"-Poti über eine bestimmte Stellung hinweggehe, fängt die EL156 plötzlich an, im Inneren wild Funken zu sprühen und zu knallen.
Ja leck mich am Arsch! Was kann denn das sein? Und ist das evtl. gefährlich? Nicht, dass mir der Quark um die Ohren fliegt...

Tausend Dank für Eure Antworten!

Tim
mollok
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 01. Jun 2006, 20:56
hiho,

schau mal hier, vielleicht findest du den Schaltplan
http://www.freeinfosociety.com/electronics/schempage.php?cat=1

Hab heute einen Gitarrenröhrenverstärker repariert. Kaputt waren die Elkos nach dem Gleichrichter (waren ausgetrocknet) und ein Widerstand in der Stomversorgung war durch.
hamisimgulewaba
Stammgast
#3 erstellt: 01. Jun 2006, 21:18
Hi mollok,

danke für die Antwort und den Link, der Schaltplan war leider nicht dabei. Wie misst man Elkos denn durch? Durchgangswiderstand messen? Wie muss denn der aussehen?

Gruß,

Tim
mollok
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 02. Jun 2006, 12:02
Schau mal hier:
http://www.hifi-forum.de/viewthread-84-2224.html

Vorsicht!!! Röhrenverstärker arbeiten mit sehr hohen Spannungen!! ca. 400-800 Volt.

Viele werden fragen wozu ein Isolationsmessgerät wenn ich ohnehin ein Kapazitätsmessgerät besitze. Dazu ist folgendes zu sagen. Am Kondensator können 3 Fehler auftreten:

Unterbrechung
Kapazitätsabweichung
Isolationsfehler

Die ersten beiden Punkte, Unterbrechung und Kapazitätsänderung können mit dem Kapazitätsmessgerät festgestellt werden. Der Isolationsfehler - er kann vom satten Kurzschluss bis zu Widerstandswerten von einigen Hundert Mohm; reichen, kann nur mit einem geeigneten Isolationsmessgerät richtig gedeutet werden. Der satte Kurzschluss und eventuell Widerstandswerte bis einige Hundert kohm; vielleicht auch noch mit einem herkömmlichen Ohmmeter, wobei die Betonung auf „vielleicht“ liegt. Das Hinterlistige an den Feinschlüssen, wie sie auch genannt werden, ist, sie machen sich erst bei höheren Spannungen bemerkbar und dazu reicht die geringe Prüfspannung eines Ohmmeter nicht aus. Und gerade der Isolationsfehler ist der häufigste Fehler der am Kondensator auftreten kann.


[Beitrag von mollok am 02. Jun 2006, 12:16 bearbeitet]
TSF
Stammgast
#5 erstellt: 02. Jun 2006, 12:32
Hallo Tim,

zu Deiner Frage 4:
dass die Endröhre in dieser Weise mit Geräuschen und inneren Funken reagiert zeigt, dass irgendein Signal bis zu ihrem Steuergitter durchkommt und dass sie dieses Signal auch verstärkt, dass also auch Anodenspannung anliegt.

Wenn aus den Boxen trotzdem nichts rauskommt, heisst das, dass keine Verbindung vom Ausgangsübertrager der Röhren zum Lautsprecher besteht.

Vielleicht kannst Du ja mal - bei ausgeschaltetem Gerät - mittels Ohmmeter den ganzen Signalweg (Kabel, Steckverbindung, etc.) von der Sekundärwicklung bis zum Lautsprecher auf Durchgang überprüfen.

Deine Testmethode hat erste Aufschlüsse geliefert, sollte aber nicht wiederholt werden, da sie nicht sehr materialschonend ist.

Gruss
TSF
DB
Inventar
#6 erstellt: 06. Jun 2006, 21:51
Hallo,

hamisimgulewaba schrieb:
Frage 1: Hat jemand von Euch schon mal was von Elatron gehört?

Ja, ds wird das Ding aus dem ebay sein, was da ewig rumgeisterte. Ich hatte es für einen Selbstbau + Phantasienamen gehalten, dem Innenleben nach. Ein Federhall nach Hammond baumelte da doch auch dran rum, nicht wahr?


Frage 2: Weiß jemand, wo man evtl. nen Schaltplan herkriegen kann?

Das wird schwer. Am besten selber rauszeichnen. Röhrenverstärker sind nicht so kompliziert.


Frage 3: Könnten die großen alten Siemens-Becherelkos beim Netzteil schuld dran sein, dass nix funzt?

Könnte sein, muß aber nicht.


Frage 4: Wenn ich die Master-Lautstärke hochdrehe, fängt die linke EL156-Endstufenröhre an, im Takt des eingebauten Tremolos (hier "Vibrator" genannt :D) zu ticken. Wenn ich am "Vibrator"-Poti drehe, verändert das Ticken seine Geschwindigkeit; wenn ich mit dem "Vibrator"-Poti über eine bestimmte Stellung hinweggehe, fängt die EL156 plötzlich an, im Inneren wild Funken zu sprühen und zu knallen.

Tja, also scheint Anodenspannung da zu sein. Ich würde die Versuche in der beschriebenen Art nicht fortsetzen, denn sonst kann es gut sein, daß Du Röhren / Ausgangstrafo zerstörst.


Was kann denn das sein? Und ist das evtl. gefährlich?

Tja, es ist möglich, daß Deine Lautsprecherbox keine rechte Verbindung zur Sekundärwicklung des Ausgangsübertragers hat. Ansonsten müßte es etwas brummen oder rauschen.
Aber Vorsicht mit dem Verstärker. An den Endröhren können sehr hohe Spannungen anliegen, Fehler aus Unkenntnis können sich da bitter rächen.
Frag doch mal bei Jogis Röhrenbude an, vielleicht wohnt jemand der dortigen Teilnehmer bei Dir in der Nähe und schaut mal rein.

MfG

DB
hamisimgulewaba
Stammgast
#7 erstellt: 06. Jun 2006, 23:32
Hallo und erstmal vielen lieben Dank für Eure Antworten!

@ DB: Ja, das ist tatsächlich das Ding aus eBay. Ich vermute, dass es sich nicht um einen Selbstbau handelt, sondern um eine handverdrahtete Mini-Auflage einer kleinen (und erfolglosen) Firma.

@ DB und TSF:
Irgendwas muss aus den Lautsprecheranschlüssen schon rausgekommen sein, denn ich habe mit den erfolglosen Versuchen, dem Gerät einen Ton zu entlocken die Frequenzweiche meiner Testbox fritiert. Sie ist nicht ganz durchgeschossen, aber doch angeschlagen, d.h., die Box hat Aussetzer und kratzt (mit allen drei eingebauten Lautsprechern [TT, MT, HT], daher meine Vermutung, dass es die Frequenzweiche ist).

Ich werde - mit gebührender Vorsicht und gebührendem Respekt - die von Euch nahegelegten Bereiche durchmessen und dann, falls ich nicht weiterkommen sollte, einen Fachmann konsultieren.

Danke nochmal für die Infos und Hinweise!

Tim
TSF
Stammgast
#8 erstellt: 08. Jun 2006, 10:50
Wenn Deine Testbox an einem anderen, intakten Verstärker jetzt solche Geräusche macht, solltest Du auch mal nachschauen, ob bei dem fraglichen Röhrenverstärker im Betrieb etwa Gleichspannung am Lautsprecherausgang anliegt.

Gruss
TSF
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