8 Ohm Boxen an 20 Ohm Verstärker

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SKA-FACE
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 30. Jan 2006, 20:53
Abend!
Habe hier einen Röhrenverstärker stehen der Lautsprecheranschlüsse für 500 oder 20 Ohm Lautsprecher hat. An diesen würde ich gerne 8 Ohm Lautsprecher anschließen. Wäre es möglich durch Verwendung eines Lastwiderstands mit 12 Ohm die Boxen mit 8 Ohm zu betreiben? Wenn ja, würde sich dies auf den Klang auswirken?

Gruß Jan
Justfun
Inventar
#2 erstellt: 30. Jan 2006, 22:17
Hallo Jan,
da bleibt dann aber nicht mehr viel Leistung für die LS übrig, fallen ja fast 2/3 am Lastwiderstand ab.

Gruß
Manfred
SKA-FACE
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 30. Jan 2006, 22:44
Stimmt, werde wohl testen müssen ob mir der mögliche Pegel dann noch ausreicht. Sind negative Einflüsse auf den Klang zu erwarten?

Gruß Jan
Tulpenknicker
Inventar
#4 erstellt: 30. Jan 2006, 22:49
Hallo Jan,

ich habe das mal an einem Transistor machen müssen,
der Klang leidete schon merklich darunter, weniger Dynamik und es klang alles irgendwie "schlapp".

Gruß,

Nils
pragmatiker
Administrator
#5 erstellt: 31. Jan 2006, 03:23

SKA-FACE schrieb:
Abend!
Habe hier einen Röhrenverstärker stehen der Lautsprecheranschlüsse für 500 oder 20 Ohm Lautsprecher hat. An diesen würde ich gerne 8 Ohm Lautsprecher anschließen. Wäre es möglich durch Verwendung eines Lastwiderstands mit 12 Ohm die Boxen mit 8 Ohm zu betreiben? Wenn ja, würde sich dies auf den Klang auswirken?

Gruß Jan


Servus Jan,

was ist denn das genau für ein Verstärker (Typenbezeichnung)? Wieviel Leistung kommt da nominal raus? Um den Hintergrund meiner Fragen aufzuhellen: Wenn dieses Gerät genügend Leistung abgeben kann und Du eh' nur Zimmerlautstärke hörst, würde ich es mir ohne weiteres trauen, einen 8[Ohm] Lautsprecher direkt an den 20[Ohm] Ausgang zu hängen - ist auch nicht viel schlimmer wie ein 4[Ohm] Lautsprecher an einem 8[Ohm] Ausgang. Durch einen Vorwiderstand von 12[Ohm] hättest Du aus Verstärkersicht zwar nichts befürchten, aber an Leistung kommt nur noch (wie bereits meine Vorredner schrieben) ein Bruchteil am Lautsprecher an - außerdem leidet der Dämpfungsfaktor beträchtlich....da ist vielleicht Unteranpassung der bessere Weg.

Bin gespannt auf weitere Informationen.


Grüße


Herbert
SKA-FACE
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 01. Feb 2006, 00:35
Hallo Herbert,
es handelt sich um Phillips Mono Blöcke (Typ VE 1403).
Technische Daten habe ich leider keine. Es sind zwei EL 81 verbaut. Viel Leistung wird der denke ich nicht haben... Habe mal je ein Bild von Ober- und Unterseite gemacht. Vielleicht kannst du ja eine Aussage darüber treffen:





Gruß Jan
pragmatiker
Administrator
#7 erstellt: 01. Feb 2006, 02:12

SKA-FACE schrieb:
Hallo Herbert,
es handelt sich um Phillips Mono Blöcke (Typ VE 1403).
Technische Daten habe ich leider keine. Es sind zwei EL 81 verbaut. Viel Leistung wird der denke ich nicht haben... Habe mal je ein Bild von Ober- und Unterseite gemacht. Vielleicht kannst du ja eine Aussage darüber treffen:





Gruß Jan


Servus Jan,

vorneweg mal: 2 Stück EL81 können im Gegentakt-B-Betrieb bei 200[V] Anodenspannung durchaus 20[W] Leistung machen - das ist eine recht stromergiebige und relativ niederohmige Röhre, die so leicht nicht zu beindrucken ist (darf sie auch nicht, schließlich war sie neben dem Job als NF-Verstärker auch als Horizontalendröhre für Fernseher konstruiert, und diese Tätigkeit ist Schwerstarbeit). Diese Röhre kenn' ich aus meiner Jugendzeit von Parties (ein ausgebauter Jukeboxverstärker) - Mann, konnte man damit einen Krach machen.

Schreiten wir zur Analyse der Schaltung und des Gerätes, soweit das aus den Photos zu erkennen ist:

- es ist sicher keine High-End-Schaltung im Audio-Sinne - allerdings ist mir der Verwendungszweck auch relativ unklar.
- Trotzdem: dicker Netztrafo und dicker Ausgangsübertrager - das sieht vielversprechend aus.
- Der Ausgangsübertrager hat keine Ultralinearanzapfungen für die Schirmgitter.
- Das ist auch richtig so, denn die Schirmgitter (Pin 8 ) der beiden EL81 sind miteinander verbunden und gehen an den grün/rosa Anschluß des Elkos.
- Etwas Rätsel gibt der rosa Draht auf, der scheinbar direkt an den Netztrafo geht.
- Die Kathoden der beiden EL81 (Pin 3) gehen, so wie es aussieht, an den Ausgangsübertrager. Das läßt Kathodengegenkopplung über den Ausgangsübertrager vermuten, was auch Sinn machen würde, da die Kennlinien der EL81 nicht eben gerade sind.
- Phasenumkehrstufe gibt's keine - das erledigt der (allem Anschein nach recht aufwendig gebaute) Eingangsübertrager.
- Dieser Eingangsübertrager bewerkstelligt aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Pegelanpassung an die beiden EL81, die am Steuergitter (Pin 2) immerhin rund 22[Veff] für Vollaussteuerung benötigen.
- Die Heizung ist nicht brummsymmetriert und liegt beinhart (nämlich mit dem Pin 4 Der EL81) auf Masse.
- Der auf der Chassisunterseite zu sehende gelbe Elko mit den zwei blauen Widerständen und der Germaniumdiode (vermutlich eine OA81) zu sehende Teil dient wahrscheinlich der negativen Gittervorspannungserzeugung (ca. -30[V]) - d.h. die Schaltung arbeitet mit fester Vorspannung und nicht im Autobias-Betrieb (was Gegentakt-B-Betrieb und damit ca. 20[W] Leistung nahelegt).
- Vielleicht ist es auch ein schwacher AB-Betrieb - der aufwendig gebaute Eingangsübertrager und der dicke Ausgangsübertrager (was auf hohe Übertragungsgüten schließen läßt) legen das nahe.
- Im Netzteil verrichten zwei parallelgeschaltete B250C100 Brücken-Selengleichrichter ihren Dienst - ist auch logisch, einer allein würde die Ströme so eines EL81 Pärchens nicht packen.

Alles in allem eine einfache Schaltung, an der nicht viel kaputtgehen kann. Sie kann trotzdem recht gut klingen - die entscheidenden Bauelemente - nämlich die Übertrager - sind sicherlich nicht unterdimensioniert.

Bei einem EL81 Pärchen hätte ich persönlich überhaupt keine Bedenken, an die 20[Ohm] Wicklung einen 8[Ohm] Lautsprecher zu hängen. Wieviel Aussteuerungspegel Du allerdings bei diesen Dingern am Eingangsübertrager brauchst, mußt Du ausprobieren - das Übersetzungsverhältnis dieses Teils ist nämlich nicht bekannt. Auf alle Fälle legt der Aufdruck an der Eingangsklemmleiste eine relativ niedrige Eingangsimpedanz nahe - 7[kOhm] sind der eine Wert und 5 ([Ohm]? [kOhm]?) ist der andere Wert. Dies ist bei der Auswahl der ansteuernden Signalquelle zu berücksichtigen. Vielleicht war das Ding ja mal als "Power-Booster" für vorgeschaltete, etwas schwächliche Endstufen gedacht.

Ein Gegentaktausgangsübertrager für 2 Stück EL81 hat einen primärseitigen Raa von 2.5[kOhm]. Das ist relativ niederohmig und heißt, das dieser Übertrager ein relativ niedriges Spannungsuntersetzungsverhältnis hat - was sich positiv auf die Übertragunsqualität eines solchen Teils auswirkt.

Wenn Du da tiefer gehen möchtest, dann photographier' das Teil mal oben und unten in für das Forum höchstmöglicher Auflösung von allen Seiten und auch in Einzeldetails....und schreib' bitte alle Werte von den Bauteilen mit Zuordnung ab....(also von den vier grauen Widerständen am Eingangsübertrager, vom gelben Elko, von der schwarzen Diode, von den beiden blauen Widerständen, vom Elko der auf dem Chassis steht und von der Beschriftung der drei Trafos (soweit vorhanden)). Liegen alle diese Details und genaue Photos mit erkennbaren Drahtfarben (von wo nach wo) vor, dann kann man die Schaltung dieses Teils rauszeichnen.

Und - wenn ich Du wäre: inbetriebnehmen würde ich die Dinger auf alle Fälle - mit einem 8[Ohm] Lautsprecher - schon aus Interesse an diesen außergewöhnlichen Teilen.

Ach ja, noch ein wirklich wichtiger Hinweis: Diese Geräte arbeiten mit Spannungen in der Gegend von 250[V] - und diese Spannungen liegen nicht nur unter dem Chassis an, sondern auch oberhalb - nämlich an den Anodenkappen der beiden Röhren und an den Lötleisten von Netztrafo und Ausgangsübertrager sowie an den Sicherungen oben auf dem Netztrafo. Also: Schutzleiter des Netzkabels zweifelsfrei mit dem Chassis verbinden, immer eine Hand in die Hosentasche und im Betrieb nichts in der Schaltung berühren....Du willst ja Freude an den Dingern haben, und das setzt voraus, daß Du lebst und bei guter Gesundheit bist...


Grüße


Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 01. Feb 2006, 02:31 bearbeitet]
SKA-FACE
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 07. Mrz 2006, 03:12
Hallo Herbert, tut mir leid, dass ich so lange nichts mehr von mir hab hören lassen.
Erstmal Danke für deine ausführliche Antwort!


Wenn Du da tiefer gehen möchtest...

Genau dass möchte ich tun, da ich bisher erst recht wenig Ahnung von Röhrentechnik habe...
Habe jedoch begonnen mich damit zu beschäftigen da ich mit dem Verstärker nicht nur Musik hören sondern auch verstehen möchte wie dieser funktioniert.

Die Monoblöcke habe ich noch nicht in Betrieb genommen, da ich dazu erst noch einige gammelige Kabel austauschen müsste wozu ich noch nicht gekommen bin. Bilder habe ich jedoch einige gemacht...

Habe die Unterseite des Verstärkers mal in höherer Auflösung gescannt und beschriftet:

http://www.bastardos46.de/jan/musik/philips/scanbeschriftet.jpg

Des weiteren habe ich noch drei Bilder vom Trafo gemacht und diese beschriftet (hoffe die Beschriftung stimmt, wie gesagt, habe eigentlich noch keinerlei Ahnung von Röhrentechnik)

http://www.bastardos46.de/jan/musik/philips/trafo.JPG

http://www.bastardos46.de/jan/musik/philips/trafoprim%e4r.jpg

http://www.bastardos46.de/jan/musik/philips/trafodraufsicht.JPG

Bilder vom Übertrager und den Ein- und Ausgängen habe ich auch noch welche gemacht:

http://www.bastardos46.de/jan/musik/philips/ubertrager.jpg

http://www.bastardos46.de/jan/musik/philips/anschlussklemmen.JPG

Hoffe, dass hilft weiter? Wenn noch mehr Bilder von Nöten sind kann ich noch welche machen.

Gruß Jan
SKA-FACE
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 27. Mrz 2006, 01:39
Habe nun mal versucht den Schaltplan des Verstärkers herauszuzeichnen. Vorneweg möchte ich noch erwähnen, dass dies mein erster Versuch war einen Schaltplan zu zeichenen, deshalb sind wohl eine Dinge nicht ganz Normgerecht (z.b. am Trafo), hoffe man kann ihn dennoch lesen.

So weit sollte stimmen:

http://www.bastardos...lips_ve1403_beta.JPG

Probleme gibt es erst ab hier:

http://www.bastardos...ps_ve1403_beta_2.jpg

Die Roten Linien sind die bei welchen ich mir nicht so sicher bin...
Der negative Pol vom Brückengleichrichter scheint direkt in den Trafo zu gehen, woraus ich irgendwie nicht so recht schlau werde. Außerdem hängt g2 direkt am Trafo was mir auch etwas seltsam vorkommt (ist das von Herbert bereits angesprochene rosa Kabel). Habe mal den Widerstand zwischen dem Minus Pol vom Brückengleichrichter und dem dubiosen Rosa Kabel gemessen, heraus kamen 40 Ohm die beiden scheinen also irgendwie zusammenzuhängen.
Des weiteren gehen von der Kathode zum AÜ noch jeweils ein Kabel und am AÜ befindet sich ein Massenschluss was beides in dem Schaltplan noch fehlt, weil ich nicht wusste wie dies einzuzeichnen ist.

Außerdem habe ich noch die Widerstände von Ein und Ausgangsübertrager mal durchgemessen:

Eingangsübertrager:

Primär
7 kOhm Eingang: 2,4 kOhm
5 Ohm Eingang: 6,9 Ohm

Sekundär:

Mittenanzapfung auf Ausgang (R1 bzw R2 mitgemessen): 1,12 kOhm

Ausgangsübertrager:

Primär:

Mittenanzapfung auf Anode: 18,4 Ohm
Kathode Gegen Masse: 1,8 Ohm

Sekundär:

20 Ohm Ausgang: 1,2 Ohm
500 Ohm Ausgang: 12 Ohm

Wäre sehr nett wenn jemand mal einen Blick darauf werfen und mir sagen könnte wie der Rest eingezeichnet gehört.

Gruß Jan


[Beitrag von SKA-FACE am 27. Mrz 2006, 01:42 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#10 erstellt: 27. Mrz 2006, 09:19

SKA-FACE schrieb:

http://www.bastardos...ps_ve1403_beta_2.jpg

Die Roten Linien sind die bei welchen ich mir nicht so sicher bin...
Der negative Pol vom Brückengleichrichter scheint direkt in den Trafo zu gehen, woraus ich irgendwie nicht so recht schlau werde. Außerdem hängt g2 direkt am Trafo was mir auch etwas seltsam vorkommt (ist das von Herbert bereits angesprochene rosa Kabel). Habe mal den Widerstand zwischen dem Minus Pol vom Brückengleichrichter und dem dubiosen Rosa Kabel gemessen, heraus kamen 40 Ohm die beiden scheinen also irgendwie zusammenzuhängen.
Des weiteren gehen von der Kathode zum AÜ noch jeweils ein Kabel und am AÜ befindet sich ein Massenschluss was beides in dem Schaltplan noch fehlt, weil ich nicht wusste wie dies einzuzeichnen ist.


Servus Jan,

so wie die Sekundärwicklung des Netztrafos gezeichnet ist, wären alle Wicklungen auf der Sekundärseite galvanisch miteinander verbunden. Das wäre höchst ungewöhnlich, und würde - wie Du bereits vermutet hast - so wie's gezeichnet ist, zum sofortigen Tod der Gleichrichter führen. Also miß doch mal die Sekundärseite des Netztrafos genau nach, um die voneinander galvanisch isolierten Teilwicklungen zu bestimmen. Dabei wirst Du um das Ablöten des einen oder anderen Drahtes nicht rumkommen - und vielleicht findest Du im Zuge der Ablöterei ja noch den einen oder anderen "Übertragungsfehler". Üblicherweise hängen die Schirmgitter über einen oder zwei Hochlastwiderstände direkt an der Betriebsspannung oder an einer sogenannten "Ultralinearanzapfung" (= Schirmgittergegenkopplung) an der Primärwicklung des Ausgangsübertragers. Wenn sie direkt über einen Widerstand an der Betriebsspannung hängen, ist ein Elko an den Schirmgittern (so, wie von Dir gezeichnet) nichts ungewöhnliches, dieser dient zur Verhinderung einer (Brumm)modulation dieser Gitter und zur Senkung des dynamischen Innenwiderstandes der Schirmgitterversorung.

Ach ja, und noch ein Hinweis: C2 ist in Deinem Schaltbild polaritätsmäßig verkehrt herum drin.

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 27. Mrz 2006, 09:25 bearbeitet]
gleich-riecht-er
Neuling
#11 erstellt: 30. Mrz 2006, 22:34
Hallo Jan
Habe auch seit einiger Zeit zwei von diesen optisch recht schönen Blöcken da stehen.Meiner Meinung nach wurden sie als
Telephonverstärker verwendet,an meinen hingen eigangseits noch typische Telephonleitungen dran,aber ich kann mich irren,bin noch recht Anfänger auf diesem Gebiet .Mir sind die verhältnismässig grossen Ausgangstrafos auch aufgefallen,doch habe ich wegen des recht spartanischen Aufbaus der ganzen Sache keinen Wert beigemessen.
Verleitet durch deinen und Herberts Beitrag bin ich doch etwas neugierig geworden,und habe kurzerhand die Blöcke mal angeschlossen(an CD-Player und Bose 901/2 Boxen).
Muss sagen ,bin etwas überrascht...die Lautstärke ist sicher
wegen der zu niedrigen Aussteuerung etwas niedrig,
schätze mal etwa 1 W,doch der sound deutet auf etwas Besserem hin. Die Klarheit ist recht manierlch,aber
auch die Bässe sind gut anwesend,alles sehr angenehm.
Vergleicht habe ich mit einem Braun CV13,mit 4x EL84.
Herbert hatte ja schon beim blossen Betrachten des
Chassis und Trafos so eine Vorahnung(soviel Kenn möchte ich auch haben,meine Hochachtung) Frage an Herbert;lohnt es sich anstatt des Eingangstrafos eine Treiberstufe mit ECC81
und EF86 od.Ecc40,oder würdest du nur eine Verstärkerstufe
mit Ecc83 vor dem bestehenden Engangstrafo setzen.
Besitze auch einen Philips EL 6400 Verstärker ,
mit gleichen El 81,aber mit einem etwas kleinerem Ausgangstrafo und mit eher spärlichem sound... Gruss Harald
pragmatiker
Administrator
#12 erstellt: 30. Mrz 2006, 23:51

gleich-riecht-er schrieb:
Hallo Jan
Habe auch seit einiger Zeit zwei von diesen optisch recht schönen Blöcken da stehen.Meiner Meinung nach wurden sie als
Telephonverstärker verwendet,an meinen hingen eigangseits noch typische Telephonleitungen dran,aber ich kann mich irren,bin noch recht Anfänger auf diesem Gebiet .Mir sind die verhältnismässig grossen Ausgangstrafos auch aufgefallen,doch habe ich wegen des recht spartanischen Aufbaus der ganzen Sache keinen Wert beigemessen.
Verleitet durch deinen und Herberts Beitrag bin ich doch etwas neugierig geworden,und habe kurzerhand die Blöcke mal angeschlossen(an CD-Player und Bose 901/2 Boxen).
Muss sagen ,bin etwas überrascht...die Lautstärke ist sicher
wegen der zu niedrigen Aussteuerung etwas niedrig,
schätze mal etwa 1 W,doch der sound deutet auf etwas Besserem hin. Die Klarheit ist recht manierlch,aber
auch die Bässe sind gut anwesend,alles sehr angenehm.
Vergleicht habe ich mit einem Braun CV13,mit 4x EL84.
Herbert hatte ja schon beim blossen Betrachten des
Chassis und Trafos so eine Vorahnung(soviel Kenn möchte ich auch haben,meine Hochachtung) Frage an Herbert;lohnt es sich anstatt des Eingangstrafos eine Treiberstufe mit ECC81
und EF86 od.Ecc40,oder würdest du nur eine Verstärkerstufe
mit Ecc83 vor dem bestehenden Engangstrafo setzen.
Besitze auch einen Philips EL 6400 Verstärker ,
mit gleichen El 81,aber mit einem etwas kleinerem Ausgangstrafo und mit eher spärlichem sound... Gruss Harald


Servus Harald,

zunächst mal: Willkommen im Forum unter Gleichgesinnten.

Nun zu Deinen Fragen: Ich würde an dem Verstärker selbst gar nichts modifizieren, und zwar aus folgenden Gründen:


  • Diese Dinger dürften heutzutage nicht mehr ganz so häufig sein (weil die meisten davon wahrscheinlich auf dem Müll gelandet sind) - insofern kann es sich lohnen, den Originalzustand zu erhalten.
  • Eine Modifikation, bei welcher der Eingangstrafo rausfliegt, ist ein dickerer Eingriff, der den Originalzustand nachhaltig verändert.
  • Bei fehlendem Eingangstrafo wird eine Phasenumkehrstufe benötigt. Diese Phasenumkehrstufe macht (in der üblichen Schaltung mit einer Triode) jedoch selbst keine Spannungsverstärkung - also ist vor der Phasenumkehrstufe noch eine weitere Verstärkerstufe (aus Verstärkungsgründen sollte es eine Pentode sein) erforderlich. Also: Entweder zwei Röhren oder ein ECF.. Verbundsystem vorne dran.
  • Solange die Auslegungsdaten des Netztrafos nicht bekannt sind, wissen wir auch nicht, ob der Netztrafo die für diese Röhre(n) erforderliche zusätzliche Heizleistung kann - auch wenn es zu vermuten ist.
  • Diese ganze Vor- und Phasenumkehrstufe muß sauber dimensioniert werden und zum Steuerspannungsbedarf der Endstufe passen.


Ich persönlich würde einen anderen Weg gehen: Um überhaupt erst einmal festzustellen, ob der Verstärker auch bei größerer Aussteuerung das tut, was man sich erwartet, würde ich zu Testzwecken an der 5[Ohm] Primärwicklung des Eingangsübertragers mal den Lautsprecherausgang einer Zuspielquelle (z.B. Hifi-Verstärker) anschließen und VORSICHTIG aufdrehen. Das sollte in jedem Fall ohne Probleme funktionieren, weil der Eingangsübertrager ja laut dem hier weiter oben geposteten Schaltbild primärseitig potentialfrei ist.

Ist dieser Test zur Zufriedenheit verlaufen, dann kann man sich Gedanken machen, mit was man den Eingangsübertrager primärseitig ansteuert. Eine Ansteuerung der Primärseite des Eingangstrafos mit einer ECC83 scheidet aus, weil dieses Rohr für die (von mir anhand des Aufdrucks "7[kOhm]" vermutete) Eingangsimpedanz viel zu hochohmig ist - damit bringt man keine sinnvolle Spannungsverstärkung mehr zusammen. Gleiches gilt für die EF86. Wenn schon Röhrenansteuerung auf der Primärseite, dann muß es schon eine kleine Leistungspentode (EL95 o.ä.) sein, damit man eine auch nur einigermaßen passende Leistungsanpassung erhält. Hierbei ist jedoch dann zu beachten, daß auf der Primärseite des Eingangsübertragers dann der Ruhegleichstrom dieser Röhre fließt. Damit in diesem Fall der Kern des Eingangsübertragers nicht in die magnetische Sättigung geht (und damit das Signal versaut), müsste er einen Luftspalt haben - ob das der Fall ist oder nicht, kann ich nicht sagen. Die ganze Röhrenschaltung wäre in diesem Fall dann extern auf einem kleinen Chassis inklusive einem eigenen kleinen Netzteil aufzubauen - mit Restpostenteilen nicht besonders teuer, aber zeitaufwendig (bastelst Du eigentlich gern?).

Rechnen wir mal ein bißchen:

Die Widerstände R1 und R2 haben je 50[kOhm], auf der gesamten Sekundärwicklung des Eingangsübertragers ergibt sich damit eine Last von 100[kOhm] - das ist die Sekundärimpedanz. Eine der Primärwicklungen hat laut Aufdruck eine Impedanz von 7[kOhm]. Damit ergibt sich für den Eingangsübertrager ein Widerstandsübersetzungsverhältnis von ca. 1:14,3 - und damit ein Spannungsübersetzungsverhältnis von ca. 1:3,78. Die EL81 braucht am Steuergitter bei 200[V] Anodenspannung, einer U(g1) von -31.5[V] und einem Raa von 2.5[kOhm] ca. 21.5[Veff] für Vollaussteuerung im Gegentakt-B-Betrieb. Das vorher genannte Spannungsübersetzungsverhältnis von ca. 1:3,78 gilt jedoch über die gesamte Sekundärwicklung des Eingangsübertragers gesehen, für jede EL81 solo betrachtet beträgt es nur noch die Hälfte, also ca. 1:1,89. Damit werden an der 7[kOhm] Primärwicklung also ca. 11,4[Veff] für Vollaussteuerung benötigt - kein Wunder, daß sich die Lautstärke bei Anschluß eines CD-Spielers (ich nehme mal an, es war der Line-Ausgang dieses Gerätes) in überschaubaren Grenzen hält.

Wenn wir mal annehmen, daß die Zahl "5" auf eine 5[Ohm] Primärwicklung hindeutet, sehen die Verhältnisse (aus der Sicht der erforderlichen Signalspannung) etwas günstiger aus: Widerstandsübersetzungsverhältnis 5[Ohm] zu 100[kOhm] = ca. 1:20000, Spannungsübersetzungsverhältnis total damit ca. 1:141,4 - Spannungsübersetzungsverhältnis pro EL81 damit ca. 1:70,7. Bei 21.5[Veff] am Gitter der EL81 für Vollaussteuerung benötigt man also ca. 304[mVeff] an der 5[Ohm] Primärwicklung - dies entspricht einem Strom von ca. 61[mAeff] durch die 5[Ohm] Primärwicklung oder einer Leistung von ca. 18,5[mWeff] an eben dieser 5[Ohm] Primärwicklung. Diese Leistung bringt jeder kleine Lautsprecherverstärker-IC vom Schlage eines LM386 mühelos - und damit muß er sich noch nicht mal quälen (keine Kühlung erforderlich, keine drastischen Verzerrungen etc.).

Mit dieser Option ist der Weg einer modifikationsfreien Lösung zur Ansteuerung dieses Verstärkers eigentlich vorgezeichnet: kleine Schaltung mit ein paar Bauteilen mit einem einzigen IC (z.B. eben LM386) vor den 5[Ohm] Eingang angeschlossen und diese Schaltung mit dem Signal aus dem CD-Spieler versorgt. Spannungsverstärkung darf diese Schaltung gar keine machen - im Gegenteil: um die ca. 775[mVeff] bis 1.5[Veff], die aus heutigen Line-Buchsen von CD-Spielern rauskommen, abzuschwächen, gehört vor diesen IC-Verstärker ein Lautstärkepotentiometer hin.

Diese Mimik ist schnell aufgebaut, kann zur Not auch aus Batterien versorgt werden (Brummfreiheit, außerdem sind's dann nur eine Handvoll Bauteile) und erlaubt es, das Röhrenverstärkermodul im Originalzustand zu belassen und trotzdem voll auszusteuern.


Grüße


Herbert
gleich-riecht-er
Neuling
#13 erstellt: 31. Mrz 2006, 22:36
Hallo Jan....Hallo Herbert...
Herbert ,Danke für deine Hilfe und ausfürlichen Erklärungen,
und vor allen Dingen,die Bereitschaft sich mit so
deletantischen Ideen ,wie sie von mir stammen ,zu befassen.
Habe früher in meiner aktiven Musikerzeit Röhrenverstärker repariert,das heisst nur sichtbare defekte Elemente ausgetauscht.Meistens waren es die Siebelkos die nicht mehr
genug Kapazität hatten und den sound zu crunchig machten.
Diese Bastelleidenschaft hat sich bis Heute fortgesetzt,doch fehlt mir das fundierte Wissen.Momentan versuche ich in
der allgemeinen Rörenhysterie mit übertriebener Subjektivität den absoluten sound aus einem meiner Röhrenverstärker zu entlocken......
Habe mal,deinen Rat zur Folge den Eingang an dem Ausgang des Braun-Verstärkers gelegt und die Aussteuerung war da.
Jedoch mit etwas übertriebenen aber klaren Höhen und Mitten,
doch bei Basseinwirkung wurde er unstabil und verzerrte total.
Denke mal,das dem Siebelko mit 2x 50mF und dem gewissen Alter die Puste ausgeht.
Hi FI Geräte haben meistens 100mF und mehr....
Gruss Harald
SKA-FACE
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 01. Apr 2006, 02:35
Hätte ja nicht gedacht, dass noch jemand einen solchen Verstärker rumstehen hat.
Werde wohl nicht darum herumkommen in den nächsten Tagen mal die brüchigen Kabel bei meinen beiden auszutauschen um endlich auch mal Probe zu hören und herumzutesten um dann vielleicht die Vorschläge von Herbert umzusetzen.

Erstmal möchte ich aber den Schaltplan vervollständigen...


Also miß doch mal die Sekundärseite des Netztrafos genau nach, um die voneinander galvanisch isolierten Teilwicklungen zu bestimmen


Hallo Herbert, wäre nett wenn du mir sagen könntest wo ich was zu messen habe... stehe mit meinem Wissen nämlich noch ziemlich am Anfang und komme da irgendwie nicht so recht vorwärts.

Gruß Jan
Schwichti
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 03. Apr 2006, 13:24
So wie das aussieht ist der Verstärker für ELA-Zwecke gedacht. Die EL81 hat in Gegentakt-B eine Leistung von 20Watt bei 6.5% Klirr. Das ergibt dann am 500 Ohm Ausgang genau 100 Veff.
Wenn Du nun an den 20 Ohm (merkwürdiger Wert) einen 8 Ohm Lautsprecher anschließt sehen die EL81-Endröhren statt der notwendigen Impedanz von Raa=2k5 nur etwa 1k. Da heisst: weniger Leistung, höherer Klirr.
Besorge dir lieber einen 100V-ELA-Übertrager, etwa den LT1050 von Monacor dessen 20W Anschluß kommt an den Amp. Der LT1050 hat Sekundäranschlüsse für 4,8,16 Ohm.
Du solltes an dem Amp die Elko genauestens prüfen. Der Verstärker hat bestimmt 50 Jahre auf dem Buckel, wahrscheinlich sind die Dinger ganz oder teilweise trocken. das verursacht dann Brumm oder schlimmer noch Kurzschlüsse.
Gruß
Klaus
SKA-FACE
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 23. Sep 2006, 20:47
Habe die Verstärker nun mal wieder rausgekramt und endlich mal alle bröseligen Leitungen ausgetauscht. Testweise habe ich dann an den 5Ohm Eingang einen Discman angeschlossen. Funktionierte bei einem der beiden soweit ganz gut. Bei dem anderen brannte mir die Anodenstromsicherung durch. Nach etwas suchen stellte sich heraus, dass der Vorbesitzer an dem defekten Verstärker schon rumgefrickelt hatte. Es gab praktisch keine Masse mehr. Alle Massenschlüsse waren vom Gehäuse abgekoppelt. Nachdem ich die Masse wieder auf einen zentralen Punkt am Gehäuse gelegt hatte führte ich einen erneuten Funktionstest durch. Das Ergebnis war, dass sich wieder die Anodenstromsicherung verabschiedete. Habe dann mal die Gittervorspannung gemessen und festgestellt, dass diese (beim defekten Verstärker) bei ziemlich genau Null Volt lag :..
Der Grund dafür war eine defekte Diode in der Gittervorspannungserzeugung. Nachdem Austausch der Diode stehen nun wieder -28Volt an.
Nachdem dass alles behoben war, kam die nächste Ernüchterung: Der Verstärker funktionierte nun zwar soweit, verzerrte dafür aber recht unangenehm. Duch Messen fand ich heraus, dass eine sekundärseitige Wicklung des Eingangsübertragers durch ist. Da es mit Originalersatz eher schlecht aussieht bin ich nun auf der Suche nach passendem Ersatz. Was könnte man da nehmen? Oder sollte ich versuchen das Teil neu zu wickeln?

Den Schaltplan habe ich nun auch mal korrigiert:

schaltplan

Wo ich mir nicht so sicher bin ist ob k,g3 auf die Primär- oder Sekundärseite des AÜ gehört? Wäre nett wenn mir da mal jemand helfen könnnte.

Gruß Jan


[Beitrag von SKA-FACE am 23. Sep 2006, 20:49 bearbeitet]
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