Dipol Subwoofer - akustischer Kurzschluss / Abstrahlcharakteristik

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Autor
Beitrag
StefanFelßner
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 16. Feb 2010, 22:22
Hallo!

Möchte mit diesen Thread fragen, inwiefern sich der akustische Kurzschluss negativ / positiv auf einen Dipol Subwoofer auswirkt.
Ob man also die begrenzenden Wände, also den Weg von der Vorderseite vom Lautsprecher zur Hinterseite vom Lautsprecher relativ groß machen sollte oder muss oder eben nicht.
Ist der Weg kurz, kommt es ja bekanntlich zu Auslöschungen zwischen dem Schall von vorne und hinten. Sind es diese, die die 8-Charakteristik eines Dipols erzeugen, oder ist ein Dipol mit einem geringen akustischen Kurzschluss durch sehr lang gemachte Wege zur Hinterseite immer noch ein Dipol?
Im Endeffekt läuft es auf "Sinn bzw. Unsinn des akustischen kurzschlusses" hinaus.

Ich dachte an ein U bzw. A Profil.
(siehe hier: http://www.lautsprec...i/aka_sub_sonder.htm ) da man dadurch eine Nieren-Charakteristik erreicht.

Wenn man sich schematisch jetzt mal vorstellt, die Wände sehr hoch und lang zu machen, gibt es weniger Kurzschluss.
Aber... wo ist dann die Grenze? Der Grenzwert ist doch ein geschlossenes gehäuse oder? Wenn die Vorderseite die Rückseite sozusagen "nicht mehr sieht"...
Liege ich da richtig? Wenn es so wäre, wäre dann eine Dipol-Konstruktion mit kaum akustischem Kurzschluss kein sinnvoller Dipol mehr (=seitliche Auslöschung)??

Vielen Dank für eure Kommentare schonmal :-)
2eyes
Inventar
#2 erstellt: 16. Feb 2010, 23:49
Ein Dipol bleibt ein Dipol, solange der von der Vorderseite der Membran abgestrahlte Schall es noch hinter die Schallwand schafft und der von der Hinterseite der Membran abgestrahlte Schall auch nach vorn kommt. Im Klartext: Solange das Chassis nicht stark "beamt". Das wäre frühestens der Fall, wenn die Membran so breit ist wie eine halbe Wellenlänge. Bei 100 Hz sind das 1,7 m. Daher: ein Subwoofer-Chassis, das beamt, gibt es nicht. Der akustische Kurzschluss in irgendeine Richtung ist praktisch immer gewährleistet.

Es bleibt die Breite der Schallwand. Man kann die Schallwand nach vorn und/oder hinten zu einer Röhre in H-, W-, U-, A- oder sonst einer Form wegfalten. Diese Röhre hat dann ein geschlossenes Ende (da kann auch das Chassis sein) und ein offenes Ende. Solche Röhren bilden eine Resonanz aus, deren Wellenlänge dem Vierfachen der Rohrlänge entspricht (lambda/4-Resonanz). Über diese Frequenz hinaus sollte der Subwoofer nicht betrieben werden. Bei 100 Hz käme man auf L/4 = 85 cm. Da die effektive Länge der Röhre größer ist als die geometrische, sind 60 cm realistischer.

Wenn man diese Resonanzgrenze vermeiden will, muss man die Schallwand halbwegs gerade machen. Sie sollte aber nicht breiter als eine Wellenlänge der höchsten zu übertragenden Frequenz sein (hierbei setze ich das Chassis in der Mitte der Schallwand voraus). Bei 100 Hz wären das knapp über 3 m.
Das wären - im Groben - die Randbedingungen einer sinnvollen Dipolauslegung.
SpeakerHirsch
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 17. Jan 2023, 04:06
Ja wie - ist das alles, was auf die extrem berechtigten und sinnvollen Fragen von Stefan Felßner geantwortet wurde ?
Ich mag Internetforen eher weniger, weil darin das Halbwissen boomt.
Oder umfangreiches Unwissen, den Fragenden leer ausgehen lässt, wie in diesem Fall.

Die Frage, ob ein Dipol, bei dem die dipolare Wiedergabe auf einer Seite abgeschwächt wird, um den akustischen Kurzschluss zumindest teilweise zu verringern oder zu tieferen Frequenzen zu verschieben, überhaupt noch als normaler Dipol gilt, halte ich für eine der wichtigsten Fragen, bei der Beschäftigung mit dipolarer Wiedergabe überhaupt !
Sie hat enorme Brisanz. ☝️

Ich möchte diese Frage so beantworten, dass es ohne Zweifel auch Jäger des reinen Dipols gibt.
Für den nur das ein Dipol ist, der über den gesamten Frequenzbereich bemüht ist, über die Schallwände und Maße der Chassis, eine optimale, dipolare Abstrahl-Charakteristik bei zu behalten.

Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe !😏

Ich folgte schon immer der Idee, das Signal der originalen Aufzeichnung, so gut wie möglich wiederzugeben und dazu gehört eben nicht, jeder Aufnahme die akustischen Merkmale, meines Hörraumes überzustülpen.
Aber nichts anderes macht man, indem man akustische Wellen, an alle Wände im Raum wirft und diese mit den immer gleich bleibenden Reflexionen, jedes Musiksignal auf die selbe Art und Weise verfälschen !☝️

Daher halte ich es für Ziel führender, im Mittel und vor allem im Hochtonbereich, weniger rund strahlende Lautsprechersysteme einzusetzen, um mehr vom originalen Klanggeschehen, erfassen zu können.

Weil aber mittels dipolarer Abstrahlung, lediglich im Bassbereich, einzigartige Eigenschaften bei der Bass-Abstrahlung erreicht werden können, bin ich dort gern bereit, zumindest teilweise, mich der dipolaren Abstrahlung zu bedienen.

Aber zurück zur Ausgangsfrage:
Ist die dipolare Welle überhaupt vollständig ausgebildet, wenn spätestens ab 50 Hz, die akustische Gegenwelle, von der Membranrückseite, die der Vorderseite auszulöschen beginnt oder täte es der Akustik besser, wenn die Welle der Rückseite, grundsätzlich einen geringeren Schalldruckbetrag hätte und somit die Auslöschung in geringerem Maße statt fände ???🤔

Dann bekäme man ja wieder einen rund strahlenden Basslautsprecher, welcher die Raummoden des Raumes, ganz normal anregt ... 🤔🤔

Aber wäre das wirklich so schlimm ??

Es mag Räume geben, welche durch ihre Maße und Wandbeschaffenheit, den akustischen Kurzschluss einfach brauchen, um einigermaßen klingen zu können.

Mir genügt allerdings die Eigeschaft des Dipol Basses, völlig Resonanz frei, den allertiefsten Bass reproduzieren zu können und im Schalldruck, mit 12 dB pro Entfernungsverdopplung, leiser zu werden.
Diese beiden Eigenschaften machen den Dipolbass zu etwas Einzigartigem innerhalb der Gehäusearten, auch wenn der Bass an den Wänden, durch die nun fehlende Auslöschung, sich ähnlich aufzudicken beginnt, wie es für Bass-Reflex oder geschlossene Gehäuse, üblich ist.

Innerhalb der Dipolarten, ermöglicht der Gehäuse-Dipol Subwoofer, beide akustischen Phasen der Membran, bis zu dem Bereich zu vereinen, an dem die Auftrennung in zwei Phasen erfolgt, weil der Gehäuse Dipol Subwoofer, immer ein Zwitter aus Reflexbox und Dipol sein wird !☝️
Um ab dieser Frequenz, nicht zwei akustische Phasen im Raum zu haben, ist es absolut richtig, den Schalldruck einer Membranseite, durch bestimmte Schallführungen, so niedrig wie möglich zu halten !!! ☝️
Aber trotzdem handelt es sich noch um einen dipolar abstrahlenden Lautsprecher, auch wenn hier lediglich einzelne, akustische Eigenschaften eines Dipols, heraus gepickt werden.
Gerade das, macht den Gehäuse-Dipolsubwoofer, so außergewöhnlich. 👍👍👍
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