Onkyo TX-SR 705 vs. 805

Hallo,

ich habe jetzt gut 1 Jahr lang einen Onkyo 705 gehabt und grade auf einen 805 gewechselt. Ich denke, die Unterschiede dürften für den einen oder anderen ganz interessant sein.

Erstmal allgemeines zu Rahmenbedingungen und Anlage:

Der Raum ist 21m² groß und wird nur für Heimkino genutzt. Vorher den beiden Onkyos hatte ich einen Denon AVR-3300, 2106, 3805. Alle 3 waren in meinen Ohren schon dem 705 unterlegen - sonst hätte ich den ja auch nicht behalten. Ich selbst habe lange selbst Musik gemacht, bin seit mehreren Jahren aktiver Juror im High-End Car-Hifi SQ Bereich und habe auch keine kaputten Ohren - bilde mir also ein, ganz gut hören zu können und auch diesbezüglich ein bisschen Erfahrung zu haben.

Zuspieler ist ein Pioneer DV-668, dadran hängt ein Sim2 Domino 18. Lautsprecher sind Selbstbau mit Monacor & Vifa-Chassis, 5 identische Boxen mit gleicher Bestückung und gleichem Volumen, 3-Wege mit 17er BR, 10er MT und 28mm HT (17WN225/8, MS-100 CHQ, DT-28N). Die beiden Fronts laufen im BiAmping. Der Sub ist ebenfalls Selbstbau, 2 x 25er BR im Compound (linear bis 22Hz) an einem alten aber guten Pioneer StereoAmp (A-66x) mit 2 x 95 Watt an 8 Ohm.

Alle LS laufen als Large, Double Bass ist an, der Sub macht nur LFE unter 80 Hz. Referenzpegel von 85dB ist bei -10dB am Receiver erreicht (der Onkyo hatte alle LS auf -12, -13 etc. eingemessen, ich habe das alles um 10dB nach oben korrigiert, so dass der lauteste LS auf +-0dB eingepegelt ist).

Zuerst mein Bericht zum 705 (steht schon im 705 Thread) von November 2007, der in meinen Ohren auch nach wie vor so stimmt:

Onkyo 705:

Meine Eindrücke bisher vom Onkyo, der Raum ist ein extra Kellerraum nur für Heimkino und misst ca. 21m²:

-Für die Raumgröße ausreichend pegelstark, ich höre als bekennender Lauthörer meist auf -20 bis -10 dB, selten mal lauter, aber das ist dann auch schon wirklich laut. Für Mietswohnungen ohne günstige Bedingungen schon fast überdimensioniert.

-Der 705 ist sehr kontrolliert, die Lautsprecher machen kaum Hub und werden gut im Griff gehalten.

-Bei Stereo macht der Receiver eine gute Figur, Bühnenaufbau, Raumtiefe und Höhe sind gut, allerdings bei analoger Zuspielung minimal sanfter als bei digitaler - da hat der Pio wohl anders gesoundete Wandler. Kommt immer aufs Quellmaterial an, was besser klingt.

-Generell ist der Onkyo sowohl bassstark als auch sehr auflösend und feinzeichnend. Stimmen sind sehr akkurat und differenziert, Hintergrundmusik wird schön eingearbeitet. Effekte kommen dynamisch, so daß man sich teilweise wirklich erschrickt, dabei gehen aber kleine Details nicht unter.

Der Onkyo hebt sich klanglich wirklich schon von Einstiegsgeräten ab und sticht meiner Meinung nach auch positiv aus der Mittelklasse heraus. Schlecht aufgenommene CDs entlarvt er relativ gnadenlos, gute Aufnahmen lassen dagegen fast Live-Atmosphäre aufkommen.

-Audyssey Mult EQ XT ist sehr hilfreich, was den Pegelabgleich & die Entfernungsmessung angeht. Die EQ-Einmessung hat bei mir aber nicht hingehauen, der Raum ist aber auch sehr schwierig bzw. schluckt ordentlich Oberbass & Grundton. Das kann also bei anderen ganz anders sein. Ich habe den Receiver dann zusammen mit meinem Hifi-Händler manuell eingemessen, dabei hat sich der manuelle EQ als auch ziemlich brauchbar und nützlich herausgestellt. Der Frequenzgang ist jetzt von 30 - 16000 Hz annähernd glatt mit +-1 dB Schwankungen.

Insgesamt meiner Meinung nach ein sehr empfehlenswertes Gerät - ich bin zufrieden.

Bei mir steht der 705 absolut frei, also oben auf einem Rack. Selbst nach 2 kompletten DVDs nacheinander ohne Pause wird der höchstens handwarm - ich kann bei mir weder das Hitzeproblem noch irgendein Knacken, Ploppen oder ähnliches feststellen. HDMI nutze ich nicht. Durchschleifen eines SVideo-Signals klappt einwandfrei und ohne Qualitätsverlust.

Onkyo 805:

-Der 805 hat nochmal mehr Kontrolle als der 705. Jener weicht oberhalb von -10dB ganz leicht auf, hier bleibt der 805 unverändert.

-Dynamik bis zum Referenzpegel ist bei beiden Geräten quasi identisch.

-Der 805 klingt minimal weniger analytisch als der 705. Wirklich minimal, also er klingt nicht warm, aber etwas "situierter", geschliffener.

-Bei Filmton sind die Unterschiede wirklich schwer auszumachen, der 805 schafft etwas homogenere Übergänge zwischen den einzelnen LS, also eine geschlossenere Klangkulisse. Ebenso schält er feinste Nuancen in Stimmen etwas besser heraus, bei "Herr der Ringe - Die Gefährten" ist zB. die Verschlagenheit Boromirs offensichtlicher rauszuhören. Das sind aber keine Welten sondern wirklich nur feine Verbesserungen.

-In Stereo ist der 805 gegenüber dem 705 deutlicher im Vorteil. Raum & Fokus sind besser, ebenso ist das Klangbild homogener, relaxter und musikalischer. Der 705 ist hier schon wirklich gut fürs Geld, aber der 805 kann sich in meinen Ohren bei guten Aufnahmen doch nochmal distanzieren - deutlicher als beim Filmton.

-Der DSP des 805 scheint interessanterweise etwas besser zu arbeiten. Beim 705 war eine kleine Klangverschlechterung über den gesamten Frequenzbereich hörbar, wenn ich die LS nicht fullrange habe laufen lassen sondern einen HPF geschaltet habe. Beim 805 ist davon nichts mehr zu hören, hier sind beide Varianten klanglich gleichwertig. Das hat mich ehrlich gesagt am meisten überrascht, da hier eigentlich beide Receiver über die gleichen 3 x 32Bit TI-DSP Chips verfügen.

-Audyssey muss ich mit dem 805 noch testen, ich habe erstmal die eingemessenen Werte aus dem manuellen EQ des 705 übernommen.

Fazit:

Ich habe eigentlich Verbesserungen in ganz anderen Bereichen erwartet als dort, wo ich sie wahrgenommen habe. Ich bin aber zufrieden mit dem Upgrade - für meine Ansprüche stellt der 805 eine Verbesserung dar, die den Aufpreis lohnt. Genauso würde ich aber auch jedem fürs Geld den 705 empfehlen - es sind beides wirklich gute Geräte in Ihrer Preisklasse - und der 705 ist nicht soviel schlechter, als dass man ihn nicht berücksichtigen sollte - meiner Meinung nach führt er oft zu Unrecht ein Schattendasein zwischen 605 und 805.

Übrigens - bitte die Ergebnisse nicht auf die XX6er Serie übertragen - hier sind 706 und 806 deutlich abgespeckt worden im DSP- und Vorstufenbereich.

Bevor auch hier wieder die Diskussion losgeht - ob man das hört, muss jeder für sich selbst entscheiden. Auf dem Papier und rein von den Daten her ist der 805 dem 806 aber überlegen. Interessanterweise ist selbst der alte 705 dem 806 in einigen Punkten (DSP Power, Einmesssystem) überlegen.