Artikel aus der ftd

Unterhaltungselektronik: Immer größer, immer flacher, immer erschwinglicher
Von Holger Elfes


Die Technik der Flachbildfernseher entwickelt sich rasant. Die Hersteller haben den Markt für LCD-Geräte jedoch überschätzt.


Funktionsschema eines LCD-Bildschirms

Flachbildfernseher stehen jetzt in den großen Kaufhäusern für Unterhaltungselektronik in der ersten Reihe. Die Geräte sollen der Renner des Weihnachtsgeschäfts werden. Der Verbraucher darf sich nicht nur über technisch und optisch verbesserte Geräte, sondern vor allem über sinkende Preise freuen.

So kostet etwa der 32-Zoll-LCD-Fernseher von Sharp mit eingebautem HDTV-Tuner jetzt 3100 Euro. In Japan musste man dafür noch 3900 Euro berappen. Einige Fachmarktketten bieten ihn sogar für 2400 Euro an. Grund für den Preissturz sind Überkapazitäten: Zu viele Marktgrößen haben sich auf das erwartete Riesengeschäft gestürzt. Fabriken wurden in Rekordtempo aus dem Boden gestampft. Zwar dürften sich in diesem Jahr die Verkaufszahlen für die Flatscreen-Geräte verdoppeln. Ihr weltweiter Anteil liegt aber dennoch bei "nur" fünf Prozent. Zum Vergleich: Bei den Monitoren für Personalcomputer waren schon im Jahr 2000 die Hälfte aller verkauften Geräte Flachbildschirme.


Neuheiten trotz Krise

In Taiwan ist die Lage besonders angespannt. Das Land ist ist nach Korea weltweit der zweitgrößte Produzent von LCD-Bildschirmen. Die taiwanische Investmentgruppe Yuanta Securities geht davon aus, dass sich die Branche nicht so bald vom Preisverfall erholen wird. Die wichtigsten fünf taiwanischen Produzenten könnten Anfang des nächsten Jahres sogar in die roten Zahlen rutschen. Auch die Deutsche Bank erwartet in ihren Prognosen im vierten Quartal des laufenden Jahres einen zehnprozentigen Rückgang bei den Preisen. Fabrikneubauten, etwa bei Sharp, wurden bereits verschoben.


Ungeachtet der Krise jagt zurzeit eine Neuheitenmeldung die andere. Im April stellte Samsung, Weltmarktführer bei digitalen Fernsehgeräten, seinen neuen LCD-Flachbildfernseher vor. Mit einer Bildschirmdiagonale von 46 Zoll war er das bisher größte lieferbare Gerät dieser Art. Doch nur wenige Tage später übertraf sich der koreanische Konzern selbst mit einem 50-Zoll-Plasmabildschirm, einer Abbildungstechnik, die mit den LCD-Geräten konkurriert. Diese Megageräte haben alles, was das Fernsehen schön und bequem macht: vom neuesten Bildverbesserungssystem bis zur Audioausstattung mit so genannter SRS-TruSurround-XT-Technik. Sie liefert über zehn Lautsprecher einen hochwertigen Rundumklang.


Loewe im Hochpreissegment

Im Oktober zog Sharp, Weltmarktführer bei LCD-Fernsehern, mit einem 65-Zoll-LCD-Gerät nach. Die Markteinführung setzt der Konzern allerdings erst zum Weihnachtsgeschäft 2005 an. Schon im März kündigte Sharp an, sich im kommenden Jahr als erster großer Produzent von der klassischen Bildröhre zu verabschieden. "Ursprünglich war dies erst für das Jahr 2007 geplant, doch die rasante Entwicklung des Marktes ermöglichte diesen historischen Schritt", hieß es in der Pressemeldung des Unter- nehmens.


Weitere große Anbieter sind LG Philips mit Sitz in Südkorea und das deutsche Unternehmen Loewe. Letzteres bedient vor allem das Hochpreissegment. In den vergangenen Monaten hat Loewe die Umstellung seiner Angebotspalette von Bildröhrengeräten auf Flatscreen-Fernseher mächtig vorangetrieben. Im Programm hat es die flache Technik allerdings schon seit mehr als sechs Jahren. "Dabei möchte ich deutlich einer verbreiteten Ansicht entgegentreten, die Branche und vor allem Loewe hätten den Trend zu flachen Fernsehgeräten verschlafen", sagte Loewe-Chef Rainer Hecker auf der Hauptversammlung im Juni. Der Mittelständler Loewe, der seinen Hauptsitz in Kronach in Oberfranken hat, brachte 1998 den Plasmafernseher Spheros heraus.


Energie sparen mit Nanodisplays

Der deutschlandweite Verkauf von Flachbildgeräten liegt nach Schätzung der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik in diesem Jahr bei 550.000 Stück. Das wären 161 Prozent mehr als 2003. Weltweit, so erwarten Analysten des Marktforschungsinstitutes IDC, dürfte der Verkauf im nächsten Jahr auf 13,8 Millionen LCD-Geräte steigen, 72,5 Prozent mehr als 2004. Ähnlich rasant wird wohl auch die Entwicklung bei den Plasmageräten verlaufen. Auch die dritte etablierte Technik wird immer beliebter, die Projektionsgeräte.

Sie arbeitet mit Halbleiterchips, die auf ihrer Oberfläche zahlreiche winzige Spiegel tragen. Diese werfen das Licht der Projektionslampe auf einen Bildschirm oder auf eine Wand und produzieren so sehr helle, farbige Videobilder. Und schließlich kommen noch ultrascharfe und Energie sparende Nanodisplays auf uns zu. Deren Markteinführung kündigte Samsung jetzt für 2006 an. Bei der neuen Technik schießen Nanoröhrchen Elektronen auf einen Phosphorschirm und sorgen so für bunte Bilder.


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Neue Dimensionen fürs Heimkino

LCD-Bildschirme: Als moderne Geräte mit TFT-Technik (Thin-Film-Transistor) bieten sie eine hervorragende Bildqualität. Sie sind flimmer- und strahlungsfrei, sehr flach und leicht und verbrauchen wenig Energie. In Taschenrechnern sind einfache LCD-Displays schon seit Jahrzehnten im Einsatz.

Plasmabildschirme: In den Kammern hinter den Bildpunkten wird Gas elektrisch gezündet und dadurch in Plasma verwandelt. Dabei wird ultraviolettes Licht frei. Eingelagertes Phosphor in den drei Grundfarben absorbiert das UV-Licht und gibt sichtbares Licht wieder ab. Die Bildqualität ist präzise, hell und farbenreich.

Projektionsgeräte: In ihnen arbeiten Halbleiterchips, die auf ihrer Oberfläche unzählige winzige Spiegel tragen. Diese werfen das Licht der Projektionslampe als helle, farbige Videobilder auf einen Bildschirm oder einfach an die Wand. Mit dieser Technik rückt das Heimkino immer näher.

Quelle: ftd.de, Do, 9.12.2004, 14:00
http://www.ftd.de/tm/it/1100940006666.html?nv=hpm