JBL Ti5000 Labbrige Frontbespannung und Katzen

Ich hoffe mal das ich im Tunningcenter richtig bin :-)

Bekanntlich sind kleine Kinder, kleine und große Katzen sowie Hunde und dergleichen die größten ‘Feinde‘ der Hifinisten.

Kinder im Krabbelalter drücken mit Vorliebe an Lautsprechermembranen. Je strenger das ‚Nein!‘ ertönt, desto lustiger finden die Würmer es, ihre Patschhändchen in die Nähe der Membran zu strecken. Laufende Kinder zeigen (zusätzlich!) ihr beginnendes fahrerisches Können mit dem Bobbycar. Sie paddeln mit ihren Füßchen vom hinteren Teil des Wohnzimmers mit Anlauf Richtung Boxen. Wenn die kleinen Fred Feuersteins zwischen den LS wenden, wo wir uns immer gerne eine virtuelle Bühne vorstellen, zeichnen sie dabei eine schwarze Nightrider-Schleifspur in den Parkett. Nicht selten stößt man da natürlich auch mal an Papis LS.

Im reiferen Alter benutzen Kinder, mehr oder weniger Sachgerecht, die Anlage als Krachlieferant für ihre staksigen Tanzeinlagen. Dabei muss man auch noch interessiert zuschauen und in ekstatisch-tosendem Beifall ausbrechen. Es ist auch wirklich gut, dass Schokolade nicht ätzend auf Frontblenden wirkt. Wenn man etwas Geld investiert kann man diesem Dilemma sehr elegant entgehen. Man kauft ihnen, unter der Auflage von striktem Berührungsverbot seines eigenen heiligen Musikalienaltars, ihren eigenen blinkenden Gettoblaster mit tausenden von Powerwatt.

Nun, diese Zeit (bisher 11 Jahre)haben die Ti‘s, Kind, Bobbycar und Papa mit Mama unbeschadet überstanden. Die Tochter versteht jetzt durchaus puristisch gesprochene - aber zusammenhängende Erklärungen.


Kleine süße wuschelige Katzen benutzen die Frontbespannung der Klangsäulen, die sie wohl an ihren längst verlassenen und verschmähten Kratzbaum erinnern, als experimentelles ‘guck-mal-wie-hoch-ich-schon-kann-Klettergerüst‘ um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Keine Chance, dies geschieht so schnell, schneller als ein altes menschliches Auge diesen Vorgang sehen bzw. die Nervenzellen dies ins Gehirn zu transportieren vermögen. Wohl auch wegen der Unglaublichkeit des Gesehenen...

Ältere Katzen sitzen stundenlang vor den edlen Skulpturen und warten bis sich ein Insekt ablässt, um es mit ihren, sehr groß gewordenen, gespreizten Tatzen von der Stoffbespannung runterzukratzen. Was die Katze und der Besitzer nicht bedacht haben, die Frontbespannung ist nur ein dünnes Textil, das es niemals mit zentimeterlangen Krallen aufnehmen kann. Außerdem gibt die Textilbespannung unter Druck nach und…..

Oooh!. Uffffff.... Scheiße! Pelziges Drecksviech!


Es sollten 103 Euro pro Bespannung fällig werden. Kein Mitleid im Heilbronner JBL-Servicecenter, aber durchaus Verständnis und tröstende Worte. 103 Euro damit man immer wieder schwitzend die Katzen im Wohnzimmer beobachten muss. Kind ist ja mittlerweile schon so geeicht um Papas Bespannungen vor den Katzen zu schützen. Der damalige, schlecht nachlassende Tobsuchtsanfall zeigte irgendwie nachhaltige Wirkung. Trotzdem, dies ist eine unzuverlässige Lösung — zumal der Poster (und dessen Frauchen) dieses Artikels, nicht auf die allabendliche Wärme, erzeugt durch tierische Fellknäuls, verzichten mögen.

Eigentlich wollte ich meine Ti5000 schon immer gerne ohne Bespannungen betreiben. Der labbrige Frontlappen ist bekanntlich nicht so der Hit. Der MDF-Rahmen war nie 100%tig plan auf die Front zu bekommen. Ti5000-Besitzer werden mir hier beipflichten. Aus obigen Gründen verbot sich aber dieser Wunsch. 30cm Bässe freiliegend vor scharfen Krallen und frechen Katzenaugen… der Gedanke bereitete mir körperliches Unbehagen. Mir schwebte nun eine Lösung ähnlich der guten alten *Ti250 vor. Der Hochtöner wird bei ihr durch die Bespannung nicht verdeckt. Wie konnte man dies mit der 5000er machen?

Eine frühere (zufällige!) Beobachtung eine unserer Katzen gab den Ausschlag. Sie wollte am Lochblech des Backofens einer leckeren Steinofenpizza nachklettern. Das ging gründlich in die Hose, sie brachte ihre Krallen nicht mehr aus den winzigen Löchern. Während sie da so weinerlich abhing und dabei dümmlich ihre Pfoten betrachtete, kam mir der Gedanke an feines Lochblech mit kleinen fiesen Löchern. Zumal das Kind mir einen notwendigen Test nachlieferte. Tochter fand dies so lustig, dass sie die Katzen nochmals per Taschenlampe-Lichtkegel-Fangerls am Backofen hochspringen lies. Nach 2-3x Katzenpfoten lösen aus dem Lochgitter war die Katze diesem Spiel doch arg überdrüssig. Katzen sind ja sooo unglaublich nachtragend...


Die Suche nach richtigem Lautsprecherlochblech war ergebnislos, manche Lösungen einfach zu teuer. Es gibt Firmen die biegen Lochblech für LS sogar nach Wunsch. Aber es ist ja kein Schlitz in den Ti‘s, wie z.B. bei Canton, vorhanden um diese einstecken zu können. Eine Befestigung bot sich also nur in den vorhandenen 6 Kunststoffeinschlaghülsen an. Es sollte jetzt nur der Bass verkleidet werden. Eine Befestigung mit 4 Schrauben — ohne an den LS irgendwas zu bohren oder zu verändern.

In einem ‚Blechbetrieb‘ fand ich durch Zufall ein 2mm Alu-Lochblech (5mm Löcher, exakt 0,00 Euro - Lagerist war ein Katzenfan...) für meine benötigten Maße. Als Schablone für die Umrisse bzw. Schräge dient der alte Originalrahmen. Vorher wurden die Löcher für die Position der Einschlaghülsen definiert. Also einfach auf die (besten) passende Löcher auflegen, markieren und mit 6,5 mm ausbohren. Alte Frontbespannung auflegen, Klipse in die Löcher stopfen und Umriss anzeichnen. Zuschneiden lässt sich das Alu problemlos mit einer Handkreissäge und Anschlagführungsschiene (z.B.. Festo).

Die Ecken mit der Metallfeile etwas abrunden und danach sollte man entgraten und verschleifen/polieren. Wobei ich nicht leugnen kann, die scharfen Kanten entlockten mir einen kleinen Moment diebische Freude wenn ich an Katzentatzen dachte. Blechabdeckung unter Hochvoltstrom zu setzen schied aus EMV-technischen Gründen leider aus.

Die Löcher für die Befestigung sollte man etwas größer bohren (ca.8-10mm), damit die Blende bei der Montage noch etwas bewegt werden kann. Die vorgezeichneten Löcher passen nämlich nicht unbedingt genau. Neben den Löchern des Lochbleches zu bohren ist optisch extrem zweifelhaft.

Für die Befestigung kann man nun irgendwelche Breitkopfschrauben (M6x20, Breitkopf wegen den überbohrten Löcher) nehmen oder man lässt sich Spezielle anfertigen. M6 passt auf jeden Fall genau in die vorhandenen Kunststoff-Einschlaghülsen und gibt genügend halt, ohne das etwas kaputt geht. Damit nichts wackelt oder vibriert müssen die Schrauben gekontert werden. Den Abstand (Blende zur Front) kann man mit der Schraubenlänge variieren.

Hier die extra angefertigte Schraube
(Lehrlingsarbeit - Meisters Frau mag Katzen..)

Schaut doch aus wie gekauft :-)

Das Abstandsmaß sollte so gewählt werden, dass die Membran nicht an
das Blech stößt und Katzentatze nicht reinpasst.
Notfalls Katzenpfote mit Schieblehre ausmessen. Krallen dürfen nicht durch die Löcher an die Membran reichen!
Wenn keine Schieblehre zur Hand, einfach Katze zum Lautsprecher schleifen (Proteste einfach ignorieren)


Selbst bei Extrempegeln ist kein Geräusch und Bewegung zu
erkennen. Mag aber auch an dem sehr guten Sandwichgehäuseaufbau der Ti5000 liegen.
Wenn es geklappert hätte, hätte ich mir mit kleinen
Filzgleitern oder Moosgummis beholfen.
Ich habe Schwarz als Lackierung bevorzugt.
Blankes Alu sieht auch nicht schlecht aus - wenn auch
etwas technisch-kühl…


(Aus Katzen- und Kinderperspektive)

Klanglich finde ich den Betrieb der Ti 5000 ohne Bespannung wesentlich besser. Der Hochtöner klingt keinesfalls nerviger als mit einem Stück Stoff vor der Nase. Er ist ja schließlich ziemlich Breitbandig in seinem Absrahlverhalten ausgelegt. Optisch finde ich persönlich die Ti‘s so interessanter. Ich überlege mir aber momentan ein Lochblech zu fertigen welches über die gesamte Front geht und nur die Mitteltöner und den Hochtöner freilässt. Man weiß ja schließlich nie auf was für Ideen Katzen und Kinder noch so kommen...

Vielleicht besteht ja ein gewisses Interesse an solchen 'Zwangsumbaumaßnahmen'

Gruss
Stefan

*Ein Freund von mir ist stolzer 250Ti-Limited-Besitzer. Seine Katzen schafften es in gemeinsamer handwerklicher Präzisionsarbeit die Bassmembran *hinter* den Bespannungen zu bearbeiten. Es war nur noch die Sicke und die Zentrierspinne/Magnet zu sehen, die Bespannung ohne einen einzigen gezogenen Faden. Er kam nur darauf, weil die Brocken vor den JBLs rumlagen… 350 Euronen!

Die neuen 209er habe ich jetzt ohne Abdeckungen stehen - offensichtlich "schrecken" die silbernen Alumembranen ab, ich habe an den Chassis noch keine Spuren feststellen können, obwohl die Mieze weiterhin auf Wanderschaft geht bis in die höchsten Lagen der Schranklandschaft in 2,10 m Höhe

Wir hatten mal einen Hund, der fand es irgendwie nervend, dass er in den (damals noch, etliche Jahrzehnte her) spiegelnden Alu-Blech-Irgendwas-Konus-Verkleidungen des Basslautsprechers einen womöglich anderen 'fremden' Hund in seinem Revier sehen konnte. Er konnte sein Revier aber sehr erfolgreich und nachhaltig verteidigen. Der fremde Hund lies sich nie wieder blicken

Gruss
Stefan