Produktentwicklung: akustisch hochwirksame Wandbekleidung

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Rage_against_the_Marmel...
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 12. Okt 2011, 04:25
Hi Leute,

ich bin Innenarchitektur-Student und dieses Semester möchte ich in meinem Entwurf eine akustisch hochwirksame
Wandbekleidung entwerfen. Sicherlich kann jeder hier nachempfinden, dass man als Musikliebhaber in einer
typischen Wohnblock-Mietwohnung mit ihren papierdünnen Wänden nichts zu lachen hat; mit meinem geplanten
Wand-Baukasten-System soll man solche Räume dann nachträglich nachrüsten können, um anständig laut Musik
hören und machen zu können ohne die Nachbarn zu stören.
Abseits von der Akustik soll die Wandbekleidung folgende Eigenschaften haben:
- modular // Baukasten-Prinzip
- multifunktional
- relativ leicht

Wichtig ist mir zunächst aber nur die Akustik - maximal schalldämmend, und zudem raumakustisch vorteilhaft und
relativ leicht (90 x 90 cm große, bis zu 10 cm starke Quader müssen tragbar sein) soll es sein. Könnt ihr mir konkret sagen,
was für Materialien alle für dieses Ziel konkret in Frage kommen ?
Können auch ruhig, abgedrehte, neuartige Materialien sein; Hauptsache sie sind dem Ziel zuträglich.

Frequenzgänge sind natürlich wie die Musik kommt:
Man kann sie also nicht auf einen Bereich eingrenzen;
sie werden hoch, tief, und mittel sein.


[Beitrag von Rage_against_the_Marmelade am 12. Okt 2011, 04:42 bearbeitet]
DeltaDistribution
Stammgast
#2 erstellt: 12. Okt 2011, 05:23
Sag Bescheid, wenn du solch eine Lösung entwickelt hast. Das dürfte ein echter Kassenschlager werden. Ich brauch übrigens auch so ein Set für unsere WG-Parties

Mal im Ernst. Deine Ziele sind ziemlich hochgesteckt. Baukästen zur Optimierung der Raumakustik gibt es, aber die Schallisolation ist nochmal eine ganz andere Baustelle. Gegen hellhörige Wände helfen nur massivere Wände, am besten aus Beton. Deine Vorstellungen Schallisolierend <-> leicht/Baukastenprinzip widersprechen sich.

Man könnte es mit massivem Einsatz von Schwerschaum versuchen, aber je tiefer es in den Frequenzkeller geht um so mehr lässt die Dämmwirkung nach.

Ich wünsche dir trotzdem viel Erfolg. Als kleine Hoffnung kann ich dir mit auf den Weg geben, dass ich nur meinen Informationsstand wiedergegeben habe und dass ich kein Akustikprofi bin (eher Hobbymusiker)


[Beitrag von DeltaDistribution am 12. Okt 2011, 05:30 bearbeitet]
Black_Bender
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 12. Okt 2011, 07:42
da wird dir die gemeine physik einen strich durch die rechnung machen.

die sagt ganz klar:
um so mehr masse um so besserer schallschutz

lg
bert_4
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 12. Okt 2011, 09:01
Ja
ihr lieben Architekten..........


mit meinem geplanten
Wand-Baukasten-System soll man solche Räume dann nachträglich nachrüsten können, um anständig laut Musik
hören und machen zu können ohne die Nachbarn zu stören.


Glaubst du wirklich du bist der erste der diese Fantasie im Kopf hat?

Bert
Rage_against_the_Marmel...
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 12. Okt 2011, 12:16
Erst mal danke für die Rückmeldungen. Nö, der erste werd'
ich sicherlich nicht sein; das kann man für kein
architektonisches Projekt für sich beanspruchen.
Aber was für Materialien kommen denn nun überhaupt in Frage ?

relativ leichte Materialien:
- Schwerschaum // notiert
- ???

relativ schwere Materialien:
- Beton
- ???
svelte
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 12. Okt 2011, 13:36
Maximal schalldämmend UND raumakustisch vorteilhaft?

Eine Betonwand ist maximal schalldämmend, aber maximal schlecht für die Raumakustik. Irgendwo muss die Energie ja hin, kann sie nicht raus oder zum Nachbarn, verbleibt sie im Raum.

Um aber überhaupt schalldämmend zu sein muss so ein System zunächst mal "dicht" sein, mit vorkonfektionierten Modulen in der angedachten Grösse könnte ich hier (Raumhöhe 2,40 m, Raumbreite: 4,00 m) keine vollflächige Lösung bauen?

Problem dadurch: In unserem Büro fehlte an der Tür (Schallschutztür, Klasse 3) zum Serverraum lediglich das Schloss, d.h. da war ein Loch im Durchmesser von 2,5 cm, das hat schon gereicht um das Gesurre der Server im ganzen Flur sehr deutlich hörbar werden zu lassen. Jetzt ist das Schloss drin und das Gesurre weg. Nur mal als Beispiel wie sich so eine kleine "Undichtigkeit" auswirkt.

Das eigentliche Problem werden immer tiefe Frequenzen verursachen, da die Schallwellen mit sinkender Frequenz immer grösser werden und entsprechend mehr Energie haben. Du wirst kein Problem haben Frequenzen > 150 Hz wie angedacht zu behandeln, sofern das Dichtigkeitsprobem gelöst wird, aber Musik spielt sich ja nunmal auch < 150 Hz ab - je nach Musikrichtung auch "nur" dort

Hier wirst Du höchstens mit einer richtigen Raum-in-Raum-Lösung weiterkommen, die muss abgekoppelt sein, weil sich sonst Schwingungen z.B. über den Boden in die Wand übertragen und dann so den Weg zum Nachbarn nehmen. Aber das gibt's ja schon, sogar als modularen Bausatz
Rage_against_the_Marmel...
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 13. Okt 2011, 00:26
@ svelte:

Ich denk', dass sich mit Komposit-Materialien sehr wohl sehr schalldämmende und zugleich raumakustisch vorteilhafte Wandelemente entwerfen lassen.

Nur mal als Beispiel:

Bild

Was du hier siehst, ist ein sehr leichtes, stabiles technisches Textil aus Glasfäden, das quasi so eine
Art Glasgitter ausbildet.
Zwischen 2 Deckschichten bringt dieses Gitter einen Abstand von 12 mm und verbindet die beiden Deckschichten
nur punktuell (10 mm x 10 mm) und trotzdem konstruktiv kraftschlüssig.
Hieran knüpft sich die Frage, ob dieses technische Textil damit eher eine Entkopplung ist, oder der
"Dosen-Telefon"-Effekt in einem Ausmaß auftritt, das dieses technische Textil keine akustische Entkopplung
bringt - ich bin Optimist, ich geh' mal vom ersteren aus ...

und demnach hätte man dann doch einen recht tauglichen Ansatz, wenn man so ein Sandwich baut:
[Luftraum des Zimmers +] Raumakustik-Schicht (z.B. Schaumstoff mit plastischen Wellen in der Oberfläche) + Schalldämmungsschicht (z.B. 3 cm Beton, Vollholz, Gips) + Entkopplung (technisches Textil) [+ und dann die Zimmerwand]

Mit der Dichtigkeit sprichst du ja was an:
Mein Prof riet mir zu untschiedlichen Serien in 30 cm x 30 cm, 60 cm x 60 cm, 90 cm x 90 cm,
120 cm x 120 cm, aber ich halt' davon wegen den Gründen, die du genannt hast, nicht so viel.
Am besten wär's imho deswegen, wenn man zusieht, dass die Sandwich-Wandelemente sägbar sind, so dass man
im Baumarkt sich die Platten für die Verschnitt-Bereiche im Raum zurecht schneiden lassen kann; das ist einfach und günstig.
Wenn die Platte sägbar sein soll, muss natürlich zu einem anderen Material als Beton gegriffen werden.
Als hoffentlich gute, sägbare Alternative zu Beton würd' ich stattdessen zu Vollholz oder vielleicht Gips greifen.

Du meintest ja, dass es schon Raum-in-Raum-Lösungen als modularen Bausatz gibt... kannst du mir mal 'nen Link
nennen oder konkreter werden ?

Vielen Dank übrigens für die Rückmeldung ...
svelte
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 13. Okt 2011, 01:06
Hier mal als Beispiel:
http://www.soundstopcube.de

Ich wollte nur mal auf die Gegensätzlichkeiten hinweisen - eine vollständige Absorbtion ist natürlich auch eine Schalldämmung. Und Alles dazwischen gibt's natürlich auch. Bloss bei der angedachten Materialstärke von 10 cm wird das schwierig zu realisieren.

Es gibt in Ostdeutschland einen Hersteller, die Plattenabsorber bauen, die breitbandig bis ~30 Hz wirken. Die Teile sind etwa 20cm dick. Solche Module könnte man in Einheitsgrösse einsetzen - und mit anderen, schallharten, Elementen kombinieren um dann die Vollflächigkeit herzustellen.

http://www.proaudio.de/en/reports/1364-esc-2011-studiobau.html

Damit könnte man "dünne Wände" zu einem Nachbar sicher verkleiden, aber "funktionieren" wird das nur im Idealfall. Ich habe z.B. in einem Haus gewohnt, im 3. Stock (Dachgeschoss), aber immer den Fernseher des "Nachbarn" im Erdgeschoss! gehört. Da gab's natürlich keine direkte Übertragung, sondern genau genommen einen baulichen Mangel in Form eines nicht schwimmend verlegten Estrichs mit Übertragung durch das Mauerwerk bis ins Gebälk des Daches. Das hat auch Niemand geglaubt bis er es gehört hat

Den Idealfall, in dem deine Lösung funktionieren würde, wirst Du in der Praxis vermutlich nur selten antreffen. Die Raum-in-Raum-Lösungen gibt's ja nicht ohne Grund, ganz im Gegenteil.


[Beitrag von svelte am 13. Okt 2011, 01:20 bearbeitet]
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