Raumakustik mit Vorwandinstallation

+A -A
Autor
Beitrag
Mr.Mike23
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 29. Jan 2009, 19:03
ich hätte mal eine techn. Frage:

in unserem neuen Kinozimmer komme ich um eine Vorwandinstallation an Wänden und Decke nicht drum rum. Nun ist diese Methode zumindest im Stereobereich laut Fachmagazinen nicht empfehlenswert. Wie sieht das im Kino aus? Wenn ich mir große Kinos ansehe sind gerade die extrem gedämmt und klingen eher etwas dumpf, was ich jetzt eigentlich nicht schlecht finde.

Unser aktueller Aufbau:
Wände mit 6 cm Dämmwolle - davor - offene Akustikwände von BER-Deckensysteme (geschlitzte Platten mit Flies dahinter)

Decke: 4cm Dämmwolle - da drauf Rigibs oder OSB - da wiederum Akustikputz drauf.

Meinst ihr dass kann akustisch was werden oder müssen wir unser Konzept ändern? Habe weder Lust auf zu wenig Bass oder Bassdröhnen durch schwingende Wände

Danke und Gruß, Uli
Ydope
Inventar
#2 erstellt: 29. Jan 2009, 19:42
Auf den Bass werden beide Wandverkleidungen nur geringen Einfluss haben, da sie beide nur wenig in diesem Frequenzbereich absorbieren.

Dezidierte Bassabsorber in den Raumkanten wären der beste Weg, eine wirklich gute Basswiedergabe zu erreichen.

Was sich bei höheren Frequenzen abspielt, ist dann meist deutlich leichter zu kontrollieren, wobei ich nicht so sicher bin ob mir da diese Deckenvariante gefällt, denn das Absorptionsmaterial ist hinter Rigips, welches wiederun reflektiert. Der Akustikputz auf der harten Oberfläche hat dann trotz seines Namens nur marginale Wirkung.

Gruß
Mr.Mike23
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 30. Jan 2009, 13:33
Hi Ydope,

warum sollten die Wände nur wenig Bass absorbieren? Hinter den Schlitzen befindet sich 6cm Dämmwolle. Da müßte doch eine gewisse Absorbtion vorhanden sein?

Was ich bei allen Beiträgen zu Absorbern immer noch nicht verstanden habe: wann setze ich sie ein? Absorber schlucken doch Schall - wann (und wo) soll dieser im Bassbereich geschluckt werden und wann nicht?
Ydope
Inventar
#4 erstellt: 30. Jan 2009, 14:27
Hi,


Mr.Mike23 schrieb:

warum sollten die Wände nur wenig Bass absorbieren? Hinter den Schlitzen befindet sich 6cm Dämmwolle. Da müßte doch eine gewisse Absorbtion vorhanden sein?


Das lässt sich leider schwer in wenigen Worten erklären. Aber wenn der Hersteller keine Absorptionsgraphen anbietet für sein Produkt, dann kann man auch davon ausgehen, dass es nur wenig Bass absorbiert. Was bei einer Anwendung in einer Veranstaltungshalle, etc. auch kein Problem ist. Bei einem Heimkino/Hörraum aber schon eher.


Mr.Mike23 schrieb:

Was ich bei allen Beiträgen zu Absorbern immer noch nicht verstanden habe: wann setze ich sie ein? Absorber schlucken doch Schall - wann (und wo) soll dieser im Bassbereich geschluckt werden und wann nicht?


Das ist einfacher:
Im Bassbereich will man soviel Absorption wie möglich haben. Im Freifeld ohne Wände und Reflexionen hat man die Optimalsituation.
In einem Raum werden die Schallwellen an den Wänden reflektiert und kollidieren wieder mit dem Originalschall. Dies wird akustische Interferenz genannt und sorgt dafür dass überall im Raum verschiedene Frequenzen zu laut oder zu leise sind. Dazu kommen die natürlichen Raumresonanzen (Raummoden), die auch den Frequenzgang ja nach Ort ändern und außerdem noch negative Wirkung in der zeitlichen Ebene haben (manche Frequenzen dröhnen länger nach als andere). Diese Effekte werden durch Absorption vermindert.

Da sich Bässe in den Kanten und Ecken des Raums sammeln, ist dort der beste Ort zur Absorption. Der wohl effektivste und einfachste Weg ist ein Anschrägen der Raumkanten mit Kantenabsorbern aus fester Dämmwolle. Siehe z.b. hier: http://www.casakustik.de/forum/index.php/topic,37.0.html

Es gilt: Nur viel hilft viel.

Gruß
Mr.Mike23
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 01. Feb 2009, 09:57
ok - das habe ich verstanden. Die Absorber kann ich ja nachträglich locker setzen, ich möchte halt nur nicht irreparable Baumängel zu Beginn gleich einbauen. Aber ohne diese blöden Vorwandinstallationen krieg ich die ganzen LS-Kabel und Stromkabel, Beamerkabel usw gar nicht unter. Sind jetzt auch von Rigips auf OSB an der Decke umgestiegen. sieht jetzt so aus:


Decke: Stahlbeton=>4cm Dämmung=>1cm OSB=>2cm Putz - keine Hohlräume

Wände (bis auf Wand Leinwand: Stahlbeton=>6cm Dämmung=>17cm MDF geschlitzt und lackiert - keine Hohlräume

zu den Wänden nochmal: der Trick an den Wänden ist, dass sie optisch super aussehen, aber 30% "Luft" haben und die Schallwällen ungehindert suchgehen. Dann treffen Sie auf das Dämmaterial dahinter. 6cm sollte sich da schon positiv bemerkbar machen. Für massive Absorbtion der Tieftöne halt noch etwas dünn.

Gibt es noch irgendwelche Tip/Dinge die ich beachten muß bei Vorwandinstallation wie oben beschrieben? Was könnte ich besser machen? Wäre Syrodur besser als Dämmwolle?

- keine Hohlräume
- OSB Decke und Schlitzplatte Wand ganz eng anpressen
-...
Ydope
Inventar
#6 erstellt: 01. Feb 2009, 19:30

Mr.Mike23 schrieb:

zu den Wänden nochmal: der Trick an den Wänden ist, dass sie optisch super aussehen, aber 30% "Luft" haben und die Schallwällen ungehindert suchgehen. Dann treffen Sie auf das Dämmaterial dahinter. 6cm sollte sich da schon positiv bemerkbar machen. Für massive Absorbtion der Tieftöne halt noch etwas dünn.

Jep, 6 cm dicke Absorption direkt an der Wand hat nur sehr geringen Einfluss auf den Bassbereich, wo die Wellen 1 m oder länger sind. Letztendlich werden sie fast unvermindert an der eigentlichen Wand reflektiert werden.
(Eine davon unabhängige Wirkung wird diese Variante möglicherweise noch durch einen Schlitzresonatoreffekt erzielen.)

Interessanter ist für mich eher, was du an der Decke machst. Da sollte so tief abgehängt werden wie irgendwie möglich und auf die harte Platte sollte verzichtet werden. Je mehr Dämmmaterial du dort unterbringen kannst, desto höher wird die Decke akustisch wirken, da weniger zurück kommt.

Gruß


[Beitrag von Ydope am 01. Feb 2009, 19:31 bearbeitet]
Mr.Mike23
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 01. Feb 2009, 22:38
Hi,

hmm, aber wie soll ich an der Decke auf eine "harte" Schicht verzichten? Irgendwo muss ja der Akustikputz haften. Könnte höchstens gelochte Rigips nehmen und dieses mit Fliess kaschieren.
Aber warum so dicke Deckendämmung? Ist doch identisch zur Wand - da bringen die 6cm ja auch net sonderlich viel. Die Höhen filtert der akustikputz an der Decke ziemlich stark raus.

Danke für Deine Mithilfe
HiFi-Selbstbau
Inventar
#8 erstellt: 02. Feb 2009, 13:33
Hi Mr.Mike23,

wenn Du alle Wände mit dem BER-Zeugs machst, dann solltst Du die Absorptionswerte des Materials wissen, denn wegen der großen Fläche ist das ein wichtiger Faktor des Gesamtsystems. Leider ist auf der Homepage von BER nix zu finden außer Absorber-KLASSEN (das sagt aber nichts über die genaue Frequenzabhängigkeit aus).

Tieffrequente Absorption wird das aber nicht bringen. Dazu wären weichere Wände mit größerem Wandabstand nötig (die dann als Plattenabsorber wirken). Mit porösen Absorbern würde eine Materialstärke von > 50 cm mit 15 cm Wandabstand nötig sein - das wirst Du wohl kaum machen wollen, gell?

Die Anforderungen an die ganz tieffrequente Raumakustik (< 60 Hz) kann man dadurch reduzieren, dass man ein DBA baut. Kurz gesagt je nach Raumgröße 4-6 Bässe auf Vorder- und Rückseite des Raumes entsprechend ansteuern -> auch nicht gerade billig.

Gruß Pico
Ydope
Inventar
#9 erstellt: 02. Feb 2009, 15:01

Mr.Mike23 schrieb:

hmm, aber wie soll ich an der Decke auf eine "harte" Schicht verzichten? Irgendwo muss ja der Akustikputz haften. Könnte höchstens gelochte Rigips nehmen und dieses mit Fliess kaschieren.
Aber warum so dicke Deckendämmung? Ist doch identisch zur Wand - da bringen die 6cm ja auch net sonderlich viel. Die Höhen filtert der akustikputz an der Decke ziemlich stark raus.


Wer sagt denn, dass du einen harten Abschluss mit Akustikputz brauchst? Ich habe jetzt extra nochmal Absorptionswerte von 20 mm dickem Akustikputz herausgesucht und die Werte sind erwartungsgemäß bescheiden.
Es gibt verschiedene Methoden, eine Akustikdecke zu bauen. Selbst wenn du nur 7 cm Höhe aufgeben kannst, wäre eine 4 cm dicke Absorptionsschicht mit festen Mineralwollplatten o.ä. (+3 cm Wandabstand + Vliesabschluss) besser als die vorgeschlagene Variante.
Dabei geht es nicht um den Bass, sondern darum, so tief wie möglich zu wirken und da bringt jeder zusätzliche cm (Dicke und Abstand) etwas. Irgendwann hilfts auch im Bass aber da sind Kantenabsorber der einfachere Weg.

Gruß
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Raumakustik für Musikzimmer im Keller
Dirk-H am 17.03.2020  –  Letzte Antwort am 04.04.2020  –  19 Beiträge
Raumakustik im neuen Hörraum, bitte um erfahrene Hilfe
HiFi-Tweety am 09.01.2012  –  Letzte Antwort am 10.01.2012  –  2 Beiträge
Raumakustik: Was sind eigentlich "europäische Wohnverhältnisse" ?
soundrealist am 24.12.2016  –  Letzte Antwort am 09.01.2017  –  16 Beiträge
Raumakustik mit Schaumstoff optimieren
ManuelScholte39 am 26.06.2013  –  Letzte Antwort am 28.06.2013  –  3 Beiträge
Großprojekt: Endlich ordentliche Raumakustik!
reellamer am 07.10.2009  –  Letzte Antwort am 15.10.2009  –  19 Beiträge
Raumakustik optimierung
Atorious am 05.03.2016  –  Letzte Antwort am 20.03.2016  –  3 Beiträge
Problem mit Nachhall - Raumakustik verbessern - Achtung, Bilder!
uNkwald am 02.09.2008  –  Letzte Antwort am 03.09.2008  –  9 Beiträge
Raumakustik Wohnzimmer Kino (Bild)
Tollan am 29.04.2021  –  Letzte Antwort am 19.05.2021  –  9 Beiträge
Raumakustik Hilfe für offene Schallwände
donnie91 am 19.12.2022  –  Letzte Antwort am 21.12.2022  –  38 Beiträge
Home-Kino und Musik-Raum 4x5 Meter: Was beachten?
Acurus_ am 09.05.2015  –  Letzte Antwort am 11.05.2015  –  3 Beiträge
Foren Archiv
2009

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder927.822 ( Heute: 4 )
  • Neuestes Mitgliedmarlenehorner26
  • Gesamtzahl an Themen1.556.664
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.662.877