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Umfrage
Gibt es eine "Klassikkrise"
1. Ja. Klassik will heutzutage kaum jemand mehr hören (22.4 %, 11 Stimmen)
2. Es wird derzeit weniger Klassik gehört, aber das ist eine Zeiterscheinung (10.2 %, 5 Stimmen)
3. Das Interesse an Klassik ist ungebrochen, aber den Vermarktern ist *alles* zuwenig (67.3 %, 33 Stimmen)
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Gibt es eine "Klassikkrise"

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Autor
Beitrag
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 10. Feb 2004, 16:25
Seit einigen Jahren jammern vor allem Schallplattenkonzerne,aber auch geförderte Orchester,
etc über die "Klassik-Krise"

Da uns diese Frage nicht kalt lassen kann und darf,
könnten wir und eiige Fragen stellen.

Beispielsweise ob es diese "Krise" wirklich gibt,
oder ob sie ein "Phantom" ist.

Man könnte sagen. Die ist da, das sieht doch jeder, aber so einfach ist das nicht.
Wenn ein Schallplattenkonzern das 72. Mal alle
Beethoven-Sinfonien einspielt, davon das 8. Mal mit
dem selben Orchester, und das kauft dann niemand, dann
kann man kaum von einer Krise sprechen, das ist dann
falsches Management.
Wenn Manager der Plattenbranche selbst keinen inneren Zugang
zur Klassik haben, dann ist es kein Wunder, daß sie
permanent Fehlentscheidungen treffen. Sie sehen lediglich
Umsatzzahlern (die natürlich wichtig sind, und es auch immer waren). Hiebei gehen sie von einem schnelldrehenden Markt aus, und *das* ist der Klassikmark nun mal nicht (und wird es *nie* sein) Entscheidungen müssten auf lange Sicht
gefällt werden.
Als Fred Gaisberg, ein Plattenproduzent um 1900, im Jahre 1902 die Geldforderungen Carusos für eine projektierte Aufnahme, nach London kabelte, war die Antwort kurz: NO
Gaisberg soll darauf gesagt haben: "Scheinbat ist nicht nur Edison (Chef der Konkurrenz)taub" und produzierte *trotzdem*
In etwa einem Monat war die Summe *herinnen*. Die Platte ist
noch heute am Markt ,)
(Allerdings nicht mehr zum Vollpreis, sorry ,) )
Persönlich glaube ich, daß heute nicht mehr und nicht weniger Klassik gehört wird, als vor 20 Jahren, lediglich
die Erwartungshaltung der Vermarkter ist eine andrere.
Um nun diese Gewinne zu erzielen, die scheinbar mit normalen Mittel nicht möglich sind, wird (kaputt) rationalisiert.

Aber vielleicht habt Ihr ja eine andere Meinung (???)

Grüße
Alfred
UweM
Moderator
#2 erstellt: 10. Feb 2004, 16:44
Ich denke, es wird heute genau so viel oder so wenig Klassik gehört wie vor 30 Jahren. Nur leben viele gedanklich noch in der Zeit als man sich auf CD alles noch mal neu gekauft hat und die Top Hundert der Klassik von Karajan und Co. eigens noch mal neu eingespielt wurden.

Spätestens nach dem 3. "Beethoven Symphonien komplett" oder dem 12. Bolero reicht es auch dem Sammler.
Die Crux ist, dass es im Gegensatz zu Pop / Rock / Jazz praktisch nichts Neues gibt, sondern fast nur der x-te Aufguß von Altbekanntem.

Das hat nun jeder zu Hause als CD und/oder LP stehen. Ein erneuter Boom durch die SACD ist nicht zu erwarten, weil sie der breiten Masse keinerlei Vorteile bietet.

Grüße,

Uwe
Oliver67
Inventar
#3 erstellt: 10. Feb 2004, 17:31
Für mich steckt die Klassik ebenso wenig in der Krise wie Jazz, Rock und ganz andere Sparten. Zumindest, wenn man vom Klassikkonsumenten ausgeht.

Allerdings gibt es viele Möglichkeiten, sich langfristig den Markt selbst kaputt zu machen, ich führe hier einige Beispiele an:

Plattenfirmen: die Big 5 (oder die blöden 5, wie ich sie nenne) haben nichts gelernt. Die xte Einspielung des Standardrepertoires mit immer neuern Wunderkindern/Wunderpianisten, etc. Das Promoten von vollkommen überbezahlten Dirigenten. Hirnlos wird eine Woche nach dem Neujahrskonzert der Live-Mitschnitt auf den Markt geworfen (bei der Ankündigung wusste man nicht mal ob es stattfindet, geschweige wie die Aufführung wird)

Konzertveranstalter künden auf ihren Plakaten in großer Schrift Solomusiker und Dirigenten, in mittlerer Typographie das Orchester und in kleinsten Lettern das Musikstück an.

Der an klassischer Musik Interessierte wird davon nicht angezogen, er wendet sich höchstens mit Grausen vom Rummel ab. Andere werden sicher einmal in Ihrem Leben einen Abend mit einem Star besuchen – nicht der Musik wegen, des Prestiges halber. Dauerhafte Neukunden/Einkünfte erreicht man so nicht, nur kurzfristige Umsatzspitzen.


Abseits der Großereignisse (ob auf CD oder im Saal) lebt klassische Musik mehr denn je:

Kleine Labels bringen Musik interessanter, unbekannter Musiker (CPO, Naxos, etc.), die Großen versuchen das zu kopieren, jedoch mit teuersten Stars macht das keinen Sinn – Glück für die Kleinen.

Kammerkonzerte, Musikabende, finden Allerorten statt (bis hin zur klassischen Solo-Gitarre im Bürgersaal, um ein Beispiel des finanziellen Minimalaufwandes zu nennen).

Nach einigen enttäuschenden Abenden im Münchener Gasteig (teuer aber schlecht) meide ich solche Schauveranstaltungen, gehe lieber in kleinere Häuser, besonders wenn Nachwuchskünstler angesagt sind, oder „nur“ der Hausdirigent leitet. Gerne auch ein Kirchenkonzert (Orgel mit Posaune, Trompete, etwa) ein Abend mit einem kleinen aber feinem Chor, usw. Bereitet mir meist viel mehr Vergnügen, nicht nur weil die Erwartungshaltung kleiner ist, nein weil hier lebendiger musiziert wird, näher am Komponisten, entfernter vom Renommee.

Oliver
Markus
Inventar
#4 erstellt: 10. Feb 2004, 18:15
In meinen Augen ist es schon eine Zeiterscheinung, dass weniger Klassik gehört wird. Dazu müsste man sich ja in Ruhe hinsetzen und sich auf das Gehörte einlassen, und dies scheint heute bei den wenigsten en vogue zu sein. Das heißt nicht, dass die heutigen Klassikhörer nicht mindestens ebenso enthusiastisch sind wie früher, ganz im Gegenteil, aber die heranwachsende Generation hat wenig mit Klassik am Hut (und wenn dann höchstens, weil im neusten Werbespot mal wieder Mozarts Klarinettenkonzert verwendet wurde), und die wegsterbende Generation die war, die noch intensiv in Konzerte gegangen ist bzw. ihre alten Vinyl-Schätzchen gehütet hat.

Die Tatsache, dass den Major-Labeln nichts anderes als stete Wiederholungen einfallen, als Grund für ein Stagnieren des Klassik-Markts zu nennen ist in meinen Augen fadenscheinig, da es genügend kleine und zum Teil sogar recht preisgünstige Label gibt, die massiv unbekanntes Repertoire erschließen. Naxos ist gerade in letzter Zeit ein tolles Beispiel hierfür (man denke an die wunderbaren Aufnahmen von und mit Serebrier sowie die Aufnahmen von Rorem oder die Klaviersonaten von Boulez). Aber auch ein Zugpferd wie der Pianist Hamelin schafft es bei einem verhältnismäßig bekannten Label, unbekanntes weil höchst schwieriges Repertoire zu erarbeiten und erfolgreich zu vertreiben.

Als Resultat möchte ich also sagen, dass die Masse der Klassikhörer zwar nachlässt, deren Interesse aber keineswegs.

Gruß,

Markus.

P. S. Angesichts dieser Entwicklung empfinde ich es als Hohn, dass von manchen Labels jetzt ein Kopierschutz im Klassik-Sektor eingeführt wird, da meiner Erfahrung nach die Klassik-Hörer am ehesten diejenigen sind, die bereit sind und auch die Mittel dazu haben, ihre Medien im Original zu kaufen und auch Freude daran haben. Diesem Kundenkreis jetzt künstliche Fehler auf ihre Datenträger zu packen, ist in meinen Augen schon frech.


[Beitrag von Markus am 10. Feb 2004, 18:18 bearbeitet]
embe
Stammgast
#5 erstellt: 10. Feb 2004, 18:58
Hallo,
hm...die Krise ist hausgemacht denke ich mal.
Schuld sind viele.
Das fängt in der Familie doch an, wo wird noch Hausmusik gemacht?
Jeder hat sein CD- Radio- Wasauchimmer Musikgerät und fertig.
In der Schule ist Musik ein Nebenfach und wird schon mal öfters übersehen.
Den Nachwuchs an klassische Musik heranzubringen ist nicht leicht.
Kinder wollen sich bewegen und nicht sitzen und zuhören.

Zudem werden wir doch überflutet mit Musik oder soll ich sagen, Geräusch.
Fernsehen mit tausend Radio und TV Kanälen usw. Internetradio zum nebenbeihören...
In jedem Supermarkt dudelt es von oben, Fahrstühle und Bistros, überall schallt was aus den Lautsprechern.
Ein Schritt auf die Strasse, schon saust UMPF...BUMPF...UMPF...BUMPF...UMpf...bumpf...ump...bu...u...
so ein tiefergelegtes Vehikel an einem vorbei, dass die Hosenbeine flattern und Schaufensterscheiben zittern.
Die bedauernswerten Leutchen die aus so einem Wagen steigen haben ihr Gehör eh schon verloren.

Witzig ist, sobald in einem angesagten Werbespot Klassik läuft steigt die Nachfrage nach dem Titel sprunghaft.
Das ist zwar meist nur ein Ausschnitt aus einem Werk aber Interesse scheint schon da zu sein.
Genauso im Kino, läuft ein Film in dem was Klassisches vorkommt werde ich oft gefragt von wem das sei.

Die grossen Klassikfirmen haben natürlich Absatzprobleme.
Welcher Jugendliche hört sich schon freiwillig z. B. eine ganze Bruckner Sinfonie an,
da werden dann schöne kleine Häppchen geboten, Klassik zu Schmusen Vol. 1 bis unendlich.
Da muss der arme blinde Bocelli Verdi singen, Pavarotti seine alten Stimmbänder quälen, die ewigen drei Tenöre
müssen, wahrscheinlich bis sie in die Musikerhölle kommen, trällern.
Karajan aus dem Totenreich auferstehen und der Lenny ebenso.

Dann versucht mans über Prominente: Hi, ich bin Iris Berben und ich höre gerne die Moldau Sie auch?
Oder man wird mondän, legt ne CD mit Klassik ein und schon ist man feiner Pinkel.

Lotti u. Rieu haben sich ja auch blendend etabliert, bravo!
Wie hiess noch gleich die süsse kleine Asiatin mit der (elektronischen) Violine, oder das Goldkehlchen mit dem Engelsgesicht?
Diese Leute haben ihr Publikum doch sicher verdient.

Aufgüsse ohne Ende.
Doch klassische Musik endet ja nicht mit Bruckner oder Mahler, es gibt hunderte Komponisten, ja, sogar noch lebende. z. B. Torke, MacMillan oder Norgard.
Und wöchentlich entdecken Musiker Kompositionen in Archiven. Wer kennt schon Sinfonien von Eberl, Ries oder Burgmüller.
Nachschub ist vorhanden.

Die neuen Formate SACD, DVD-A bieten den Firmen wieder gute Gelegenheit Altes in NIE ! dagewesener Qualität
aufzutischen, in der Hoffnung mehr abzusetzen.

Kommt dann ein neuer Beethovenzyklus auf den Markt gibt es genug *Kritiker* die die Neue in den Himmel loben.
Man denke an Rattle, Barenboim oder Abbado, sind das wirklich so aussergewöhnliche Aufnahmen?
Scheint so, bei ebay gehen die weg wie warme Semmeln, im Fachhandel stauben sie ein.

Womit wir beim Wert einer Aufnahme oder CD wären.
Muss eine CD neu 20 Euro kosten?
Was hat man den Sammlern alles versprochen, damals in den 80igern, die CD würde billiger werden.
Damals 45.- DM, heute 20 Euro, tatsächlich billiger ists geworden.
Gut, dass es Firmen wie Naxos gibt die auch unbekannte Künstler und Komponisten zu kleinem Preis vermarkten.
Und siehe da schon ist die ehemals kleine Firma weltgrösste Klassikfirma.
Da müssen die grossen schon auf ihre Zugpferde verzichten um die Preise zu senken, horrende Künstlergagen
müssen sich rentieren.

Bei ebay tummeln sich auf den Klassikseiten bestimmt nicht nur arme Schlucker, da ist am Wochenende schwer was los.
Hinter den Rosinen sind auch immer mehr Gebote als hinter den Mainstreamdudeleien.

Bei Klassik wird es wohl immer so sein, man mag die Musik oder eben nicht.
Mancher reift zum Klassikfan, andere sterben eben ohne jemals Bruckners oder Verdis Requiem gehört zu haben.
Einige stossen durch Zufall darauf, andere täten gerne mal reinhören aber weils uncool ist lässt mans bleiben.
Da gibts tausend Gründe.
Noch einer ist die kostbare Zeit, sich hinsetzen und Musik geniessen ist selten geworden, man (muss) könnte sovieles andere machen.
Für unsere Musik muss man sich Zeit gönnen, oder?
Eine Klassikrise sehe ich eigentlich nur für die Majors, die kleinen Label werden in Zukuft das Rennen machen, eben für uns Spezialisten.
Gruß
embe
embe
Stammgast
#6 erstellt: 10. Feb 2004, 19:03
Ohgottogott, muss natürlich Berlioz Requiem, nicht Bruckner,heissen.
Steinigt mich!
Gruß
embe
Oliver67
Inventar
#7 erstellt: 10. Feb 2004, 19:15

Eine Klassikrise sehe ich eigentlich nur für die Majors, die kleinen Label werden in Zukuft das Rennen machen, eben für uns Spezialisten.
Gruß
embe


Und das nicht nur im Klassik-Bereich, auch in den anderen Musiksparten. Ich behaupte, das liegt daran, dass bei den kleinen Labeln noch Musikliebhaber sitzen, nicht nur Möchtegern-Manager.

Oliver
Cliowa
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 10. Feb 2004, 19:45
Auch ich denke nicht, dass es der Klassik allgemein wirklich schlecht geht. Den Plattenkonzernen ebensowenig. Deren ihr Umsatz sinkt zwar, aber von vielleicht 35 auf 32 billionen Dollar. Die meisten Leute hören eben die populäre, aktuelle Musik. Früher war das eben Barock, Klassik oder Romantik. Und in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts gab es noch Romantiker, was ja auch zur Klassik als Ueberbegriff zählt. Kaum einer würde heute noch Maurizio Pollini, Murray Perahia oder Alfred Brendel als "The last Romantic" oder so bezeichnen. Die Klassik-Fans sind heutzutage schon eher Aussenseiter. Das kann sich aber ändern. Hoffen wir mal.
grüsse...Cliowa
Ueli
Inventar
#9 erstellt: 10. Feb 2004, 23:18
Hallo Zusammen
Also - das Gejammere der Majors bezüglich einer Tonträgerkrise bei Klassik mag schon gar nicht mehr hören. Mit den neuen Medien SACD oder DVD-Audio hätten sie es in der Hand, der Markt wie zu Zeiten der CD Einführung wieder ganz neu aufzurollen. Statt dessen nur Zaudern, Abwarten - und Klagen. In der Zwischenzeit dominieren die "Kleinen" wie Pentatone, Tacet oder Channel-Classics die Szenerie.

Gruß
Ueli
gereon
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 10. Feb 2004, 23:45
interessant finde ich in diesem zusammenhang, dass sony mitte märz eine dritte hauseigene aufnahme der goldberg-variationen auf den markt wirft (nach gould und perahia), mit dem 24-jährigen deutschen pianisten martin stadtfeld, der den internationalen bach-wettbewerb leipzig 2002 als jüngster und zugleich erster deutscher pianist überhaupt mit einem ersten preis gewinnen konnte.
natürlich kann man die verkaufszahlen nicht mehr mit denen zu karajans berliner-zeiten vergleichen aber anscheinend kann man, wenn die qualität der aufnahme stimmt (ich nehme an, das wird in diesem fall gegeben sein) immer noch schwarze zahlen schreiben. zufällig habe ich vor wenigen tagen gerade über dieses thema einen bericht in der zdf-sendung "aspekte" gesehen...
drbobo
Inventar
#11 erstellt: 11. Feb 2004, 16:10
Hallo

auch ich würde nicht von einer Krise sprechen.
Allerdings ist das Intreresse an Musik im allgemeinen einfach etwas rückläufig.
Konzerte und "Musikhören" sind heute einfach seltener Höhepunkte der Freizeitgestaltung. Computer / Fernsehen/DVD und sog. verdrängen" einfach teilweise die Musik.
Auch finanziell "saugen" die "neuen" Freizeitaktivitäten natürlich nicht unerhebliche Resourcen.
Für "Medien" insgesamt wird sicherlich eher mehr Geld ausgegeben, für die Musik bleibt einfach weniger.

Ein anderer, oben aufgeworfener Aspekt ist natürlich die Bildung bzw. die Heranführung an die Musik.
Da sieht es im Durchschnitt schon wirklich dunkel aus, ein Blick in den Car-Hifi Bereich lässt das erahnen.
op111
Moderator
#12 erstellt: 29. Mrz 2004, 20:59
Radiotip:
heute Mo., 29.3.04
WDR 3 22.00-23.00

22:00 WDR 3 PHON
Aufbruch im Abbruch
Die Klassik-Branche in der Dauerkrise
Musikfeature von Stefan Siegert
Aufnahme des WDR 2004


[Beitrag von op111 am 29. Mrz 2004, 20:59 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 29. Mrz 2004, 22:52
drbobo:

Allerdings ist das Intreresse an Musik im allgemeinen einfach etwas rückläufig.
Konzerte und "Musikhören" sind heute einfach seltener Höhepunkte der Freizeitgestaltung.

Hallo,

das finde ich nicht. Musikhören steht bei Jugendlichen ganz oben in der Beliebtheitskala. Es gibt keinen Ort, wo man nicht junge Leute mit Knopf im Ohr antrifft. Und Hausaufgaben können die meisten gar nicht mehr ohne Musik erledigen. Konzerte sind zu "Events" geworden.
Fragt sich nur, welche Musik und welche Konzerte.Ganz gewiß nicht die sog. klassische.

Ein anderer, oben aufgeworfener Aspekt ist natürlich die Bildung bzw. die Heranführung an die Musik. Da sieht es im Durchschnitt schon wirklich dunkel aus,...

Genau! Dazu habe ich mich gerade an anderer Stelle geäußert.

Gruß,
Susanna

Nachtrag: Geht es in diesem Thread eigentlich um die Krise der Klassik - Plattenindustrie oder der sog. klassischen Musik? So ganz klar ist mir das nicht. Hängt aber wahrscheinlich beides zusammen.
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 29. Mrz 2004, 23:29
@susanna


Nachtrag: Geht es in diesem Thread eigentlich um die Krise der Klassik - Plattenindustrie oder der sog. klassischen Musik? So ganz klar ist mir das nicht. Hängt aber wahrscheinlich beides zusammen.


Hallo Susanna, Da ich diesen Thread eröffnet habe, bin ich also auf einen kurzen Besuch zu mir gegangen und hab mich gefragt wie das Thema gemeint war. Ich hab nachgedacht und hab mir folgendes geantwortet:

"Der Rahmen des Themas ist dehnbar"

Und diese von mir erhaltene Antwort geb ich jetzt an Dich weiter ....

Gruß
Alfred
Susanna
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 30. Mrz 2004, 00:08


"Der Rahmen des Themas ist dehnbar"
Und diese von mir erhaltene Antwort geb ich jetzt an Dich weiter ....

Danke, Alfred, da lag ich mit meinem Beitrag nicht daneben!

Gruß,
Susanna
cr
Inventar
#16 erstellt: 30. Mrz 2004, 03:34
1) Die Großen sind durch den CD-Boom verwöhnt (jeder hat sich alles nochmals nachgekauft)
2) Der Markt ist Karajan-verstopft (wegen seiner großen Präsenz wurde überdurchschnittlich viel gekauft). Derzeit gibt es keiunen derartigen Medienstar.
3) Der Kopierschutz verärgert und ist gerade bei Klassik sinnlos (noch sinnloser als sonst)
4) Die Großen nehmen immer dasselbe auf.
5) Die Einführung hochauflösender Formate war wieder mal extrem unprofessionell (kaum erhältlich, dafür aber aber 2 Systeme, sodass viele abwarten)
6) Nachdem immer weniger Leute rechtschreiben können, stellt sich die Frage, ob nicht ein genereller Kulturverlust besteht, der Klassik besonders trifft (ist komplex, braucht Zeit und Konzentration, was wider den Zeitgeist ist)
7) Man hat weniger Zeit bzw. die Freizeit verteilt sich auf Telefonieren, PC-Spiele, Internet, DVD, somit weniger Zeit zum konzentriert Musikhören.
Hüb'
Moderator
#17 erstellt: 30. Mrz 2004, 11:17
Hallo Forum,

dies ist mein erster Beitrag hier, darum möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin 27 und höre seit ungefähr 10 Jahren 'klassische' Musik. Seit dieser Zeit sammle ich Schallplatten (vorzugsweise) und CDs (wenn es denn sein muss). Am liebsten mag ich Orchesterwerke/Symphonien/Konzerte und Kammermusik. Opern und sakrale Werke liegen mir nicht so sehr. Zeitlich gesehen höre ich Musik vom Barock bis zur Moderne mit einem Schwerpunkt auf der (Spät-)Romantik.

@Alfred: Tolles Forum!

@Alle:

Vielleicht kann man die 'Krise' (in Anführungszeichen, da ich mir nicht ganz sicher bin, ob es überhaupt eine gibt) auf 2 Hauptbereiche reduzieren.

1. Das 'Nachwuchsproblem'

Durch den zunehmenden Ausfall des Musikunterrichts an Schulen beschränkt sich der Zugang vieler junger Menschen zur klassischen Musik lediglich auf die Untermalung von Werbung/Filmen durch diese Musik. Ein Kennenlernen aus eigenem Antrieb dürfte eher unwahrscheinlich sein ('uncool', wie oben bereits angesprochen). Andererseits empfand ich persönlich den Musik-Unterricht eher abschreckend als Interesse weckend (was aber auch am Lehrer gelegen haben kann).

Die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung sind heute zahlreicher als noch vor einigen Jahren. Dies gilt insbesondere für die Vielfalt multimedialer Unterhaltung - und da die nahezu grenzenlosen Musikressourcen des WWW. Warum sollte sich ein Jugendlicher gerade für klassiche Musik interessieren, über die er sich noch nicht einmal mit Altersgenossen austauschen kann? Vom bereits angesprochenen mangelnden Zugang ganz zu schweigen (klassische Musik ist IMO erklärungsbedürftig, wenn sie ihre volle Faszination entfalten soll).
Übrigens geht es den beiden 'klassischen' Hobbys der 70er und 80er-Jahre (Hifi und Fotografie) ganz ähnlich, was das rückläufige Interesse anbelangt.

Auch geht ein Teil des Problems sicher auf das 'Elitäre' / Traditionelle / Rückwärtsgewandte im klassichen Musikbetrieb zurück (provokant : alte Leute spielen die Musik toter Menschen).

2. Die Schallplattenindustrie

Es werden immer wieder bekannte Werke mit neuen Stars /Künstlern aufgenommen. Wer soll denn noch die x-te Einspielung der Beethoven-Symphonien kaufen? Andereseits: sollte man ambitionierte, exzellente Interpreten daran hindern, ihre Sichtweise eines Werkes zu verewigen? Ich glaube nicht. Nur sollten solche Aufnahmen dann nicht unbedingt im Hochpreissektor angeboten werden, sondern allenfalls im Mid- oder Budget-Price-Bereich.

Müssen Hochpreis-CDs so teuer sein? Naxos/CPO/Oehms/Arte Nova (...) zeigen doch, wie es auch günstiger geht. Warum verbleiben ältere Aufnahmen nicht länger im Katalog und werden sukzessive im Preis reduziert? Hier müssten die Unternehmen doch auch on-demand-Strategien umsetzen können, bei denen eine Lagerhaltung weitgehend entfällt bzw. spottbillig auf Computer-Servern möglich ist. Ein besser zu standardisierendes Massenprodukt als die CD dürfte es kaum geben.
Problem: warum soll jemand eine Neueinspielung kaufen, wenn er doch die hochgelobte 'Referenzaufnahme' von vor 15 Jahren für 1/3 des Preises bekommt? (Konkurrenz im eigenen Haus, die einfach zu eliminieren ist )

Das Formate-wirr-warr hat lediglich zur Verunsicherung der Konsumenten geführt. Ich würde mir jedenfalls derzeit kein hochauflösendes Digitalmedium zulegen (wir erinnern uns: DCC, Mini-Disc, DAT, Laserdisc...). Ganz davon abgesehen, dass eine überwältigende Mehrheit der Konsumenten die theoretisch mögliche Qualität gar nicht nachfragt. Warum auch, wenn Ihnen von der Musik- und Hifi-Industrie jahrelang vorgemacht wurde, die CD sei klanglich 'perfekt'? Was ist denn dann die SACD/DVD-A? Mir ist der Superlativ von "Perfekt" gerade entfallen...
Seien wir doch einmal ehrlich: dem mäßig musik- und/oder hifi-interessierten Hörer reicht sogar die miese MP3-Qualität.

Ein ökonomisches Problem der Schallplattenunternehmen sind die Rendite-Forderungen der Anteilseigner. Die traditionellen Musikfirmen (Decca, Philips, Telefunken, DGG, ERATO...) gehören längst zu irgendwelchen gigantischen Mischkonzernen. Innerhalb dieser Konzerne müssen sich die Gewinne/Renditen der Plattenfirmen mit denen der anderen Unternehmenssparten messen lassen, um zukünftige Investitionen in Künstler und Infrarstruktur zu rechtfertigen. Für die Plattenfirmen ergibt sich daraus die Frage nach der Ressourcenallokation, konkret: warum kostenmäßig teure Klassik mit magerer Rendite produzieren, wenn mit 'Superstars' viel mehr verdient werden kann?

Meine persönlichen Konsequenzen in Bezug auf den Erwerb von Tonträgern:
Ich kaufe fast ausschließlich gebrauchte LPs. Unbekanntes/seltenes Repertoire besorge ich mir bei den kleinen Labeln (vor allem CPO und Naxos). Von den großen Firmen kaufe ich nur noch Sonderangebote und preisgünstige Editionen.

Genug abgelästert,
musikalische Grüße,

Frank


[Beitrag von Hüb' am 30. Mrz 2004, 11:28 bearbeitet]
driesvds
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 30. Mrz 2004, 12:30
ach, die plattenindustrie.

ich war ganz begeistert von der vorankündigung von philips bei der serie "great pianists of the 20th century".

eine schöne liste von top-interpreten, manche sind sogar mit mehrere cd's vertreten.

doch die qualität des ausgewählten materials ist zum teil nicht wirklich representativ, oder einfach schlecht.

wenn z.B. bei georgy cziffra absichtlich eine weniger gelungene einspielung der etuden von chopin ausgewählt wird um die grenzen des pianisten zu "beweisen" wird es grausam. der überhebliche kommentar als beleittext ist typisch für das nivo der meisten klavier-kritiker - und dann ist er sogar der heilige meinung das die auswahl "mit sicherheit das beste aus seinem reportoir representiert".

auch bei lipatti wird's peinlich. die 14 walzer von chopin fehlen - eine referenzwerk für alle top-pianisten! (manche haben sie aus respekt sogar in lipatti's reihenfolge eingespielt!). über den begleittext will ich nicht einmal ein wort verlieren.

dann die art wie die industrie talente wie kissin inseniert. das grausamste schauspiel war in irgendeine londoner veranstaltung wo er in einer art "last night of the proms" auf ein bühne in der mitte des saales wie ein affe seine künste für ein betrunkenes publikum demonstrieren müsste. nach ende der fernseh stunde war bei mir der emmer ziemlich voll.

wenn es schon eine klassik-krise gibt, dann ist die entsetzliche oberflächlichkeit der industrie daran selbst schuld.

dries
drbobo
Inventar
#19 erstellt: 30. Mrz 2004, 13:24

Hallo,

das finde ich nicht. Musikhören steht bei Jugendlichen ganz oben in der Beliebtheitskala. Es gibt keinen Ort, wo man nicht junge Leute mit Knopf im Ohr antrifft. Und Hausaufgaben können die meisten gar nicht mehr ohne Musik erledigen.




Hallo,
diese Art von Musikhören (Knopf im Ohr, Hausaufgaben...) kann mbmn nicht zur Klassik hinführen, Radiogedudel ist da ausreichend...
Zumindestens der Zugang zur Klassik fordert ein gewisses Hinhören, eine aktive Beschäftigung wie auch Hüb oben schreibt (btw. willkommen im Forum)
Musik als Hintergrund ist etwas völlig anderes als Musik als "Hauptbeschäftigung" oder Hobby.
Susanna
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 30. Mrz 2004, 13:58
drbobo:


diese Art von Musikhören (Knopf im Ohr, Hausaufgaben...) kann mbmn nicht zur Klassik hinführen, Radiogedudel ist da ausreichend...

Hallo drbobo,

da sind wir einer Meinung. Wie von verschiedenen Leuten hier festgestellt, kann nur gezielte Förderung zur sog. Klassik hinführen, gerade weil sog. Klassik eben anspruchsvoll und oft nicht so leicht zugänglich ist. Allerdings muß ich gestehen, daß ich bei langweiligen Tätigkeiten wie Bügeln, Kartoffelschälen u.ä. das Radio mit klass. Musik dudeln lassen, ohne direkt zu lauschen. Der psychologische Effekt wirkt da auch bei mir, d. h., ich erkenne eine so unbewußt aufgenommene Musik beim bewußten Hören wieder. Tja, den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf! Da soll der Lerneffekt am größten sein.

Zumindestens der Zugang zur Klassik fordert ein gewisses Hinhören, eine aktive Beschäftigung Musik als Hintergrund ist etwas völlig anderes als Musik als "Hauptbeschäftigung" oder Hobby.

Ja, s. o.!
Noch eine kleine Ergänzung zu meinem vorigen Beitrag: Aus Erfahrung weiß ich, daß junge Leute "ihre" Musik durchaus auch als Hauptbeschäftigung ansehen, sie hören bewußt und sie kommunizieren darüber (was die vielen diesbez. Foren beweisen).

Grüße,
Susanna
driesvds
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 30. Mrz 2004, 14:30


Hallo,

das finde ich nicht. Musikhören steht bei Jugendlichen ganz oben in der Beliebtheitskala. Es gibt keinen Ort, wo man nicht junge Leute mit Knopf im Ohr antrifft. Und Hausaufgaben können die meisten gar nicht mehr ohne Musik erledigen.




Hallo,
diese Art von Musikhören (Knopf im Ohr, Hausaufgaben...) kann mbmn nicht zur Klassik hinführen, Radiogedudel ist da ausreichend...
Zumindestens der Zugang zur Klassik fordert ein gewisses Hinhören, eine aktive Beschäftigung wie auch Hüb oben schreibt (btw. willkommen im Forum)
Musik als Hintergrund ist etwas völlig anderes als Musik als "Hauptbeschäftigung" oder Hobby.


wußten Sie übrigens, dass klassik musik hören, gerade bei kinder und jugendliche, sich sehr positiv auf deren geistliche entwicklung auswirkt?

dries
cr
Inventar
#22 erstellt: 30. Mrz 2004, 14:44
Mozart hat sich auch beim Pflanzenwachstum als förderlich herausgestellt (gibts wissenenschaftliche Untersuchungen).
drbobo
Inventar
#23 erstellt: 30. Mrz 2004, 14:55
Hallo zusammen,

natürlich höre ich auch Klassik als "Hintergrundberieselung", gerade nachdem die meisten Radiosender unerträglich selbst als leiser Hintergrund sind. Ob bei mir davon allerdings viel hängenbleibt weiss ich nicht.
Selbst kleine Kinder könnenn schon sehr leicht einen Zugang zu Klassik bekommen, mit Effekten auf Intelligenz und Entwicklung muss man immer sehr vorsichtig sein, da eine Kausalität selten, eine Assoziation häufig vorliegt. Will sagen, wer als Kind zur Klassik hingeführt wird, kommt meistens aus einem sozial gehobenem Umfeld und wird von seinen Eltern gefördert (nicht nur im musischen Bereich). Damit will ich nicht bestreiten, dass das aktive Auseinandersetzten mit klassicher Musik gewisse Fähigkeiten fördert, insbesondere im Vergleich mit dem allseits so beliebten Eratz-Babysitter Fernsehen.
driesvds
Ist häufiger hier
#24 erstellt: 30. Mrz 2004, 14:59
Susanna
Hat sich gelöscht
#25 erstellt: 30. Mrz 2004, 15:38
dries


wußten Sie übrigens, dass klassik musik hören, gerade bei kinder und jugendliche, sich sehr positiv auf deren geistliche entwicklung auswirkt?


Hallo dries,

wenn Sie(?) Du auch mich meinst/meinen, ja, ich wußte es. Deshalb ist wahrscheinlich auch die PISA - Studie in Deutschland so schlecht ausgefallen, weil hierzulande die meisten Kinder und Jugendlichen keine sog. klassische Musik hören!
Ob die geistige (meinst Du sicher) Enwicklung in anderen Ländern, wo besagte Studie besser ausfiel, auch entspr. besser ist, weiß ich wiederum nicht.
@ cr

Mozart hat sich auch beim Pflanzenwachstum als förderlich herausgestellt (gibts wissenenschaftliche Untersuchungen).

Ah, jetzt weiß ich endlich, warum meine Zimmerpflanzen so gut gedeihen! Ergänzung: Kühe geben nachweislich bei Mozartmusik mehr Milch als z. B. bei Rockmusik!

Beste Grüße,
Susanna
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 30. Mrz 2004, 17:19

wußten Sie übrigens, dass klassik musik hören, gerade bei kinder und jugendliche, sich sehr positiv auf deren geistliche entwicklung auswirkt?

Eine Kaderschmiede für Prieser und Nonnen quasi ??? SCNR !!!!

@Hüb
Willkommen im Forum. Danke für Die Blumen
Du kannst derzeit übrigens noch an allen Threads mitarbeiten, also auch an den Abstimmungen beliebtester Geiger, Lieblingsdirigenten des Forums etc. etc.

Naturlich bin ich nicht mit allem völlig einverstanden, was ihr hier geschrieben habt.
Ich wurde kaum je "zur Klassik hingeführt, sie war "meine Musik" von Anfang an. Und deshalb bin ich auch der Meinung, daß "Klassische Musik im Alltag" vielleicht gar kein so schlechter Einstieg ist. Zumindest ist mal die "Hemmschwelle" niedriger.

Die Preise empfinde ich nicht als Hemmschwelle, weil es ja neben Naxos und Arte Nova auch noch die zahlreichen Wiedergverwertungsserien größererer und kleinerer Label gibt, und das in einer fast unüberschaubaren Menge.

Was mich jedoch stört, ist der immer mehr in Mode kommende Zwang, wenn man beispielsweise eine Beethoven Klaviersonate kaufen will, man genötigt wird den ganzen Zyklus auf einmal zu kaufen. Hier spiele ich einfach nicht mit.

Ich bin übrigens auch der Meinung, daß die "Klassikkrise" eine Chance der Independients (von "klein" möchte ich hier gar nicht einmal reden) ist, und letztlich dazu führen könnte, daß die sogenannten "Majors" wieder auf ein eträgliches Maß zurückgestutzt werden......


Grüße aus Wien
Alfred
cr
Inventar
#27 erstellt: 01. Apr 2004, 02:22
Musikkonzern EMI muss sparen
Aufgabe der CD/DVD-Produktion

Unter dem Druck der Musikindustrie-Krise will die britische EMI 1.500 Arbeitsplätze streichen und sich von einem Fünftel ihrer Künstler trennen. Außerdem kündigte das Unternehmen an, die konzerneigene CD- und DVD-Produktion in Europa und den USA aufzugeben.

http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=224314&tmp=15817
op111
Moderator
#28 erstellt: 01. Apr 2004, 14:12
zu meinem
Radiotip:
WDR 3 PHON
Aufbruch im Abbruch
Die Klassik-Branche in der Dauerkrise
Musikfeature von Stefan Siegert
Aufnahme des WDR 2004

Susanna fragte nach dem Inhalt der Sendung:
Im Zentrum stand natürlich die Tonträgerindustrie.

Ausgehend von der wohlfeilen Aussage der Industie und ihrer pauschalen eigenen Schuldabwehr und -zuweisung an andere, die Krise sei von den bösen CD-Kopieren und Tauschbörsennutzern verursacht, wurde das Problem von mehreren Seiten angegangen.
- Einerseits aus Sicht der beteiligten Künstler: z.B. violinist Stephen Hough, David Finckel vom Emerson Quartet, der seine Aufnahmen im Netz selbst vertreibt.

- dann der Konzerne (von einem nichtssagenden Herrn Kellersmann von Universal, der hektisch die Parole: "wir haben ein gutes Jahr gehabt" wiederholte, zum neuen BMG-Boss, der eine differenzierte Sicht artikulieren konnte)
mit ihrer verfehlten Repertoirepolitik, die immergleichen Werke zum x-ten Mal statt etwas Neuem

- des CD-Konsumenten, der bei den wenigen verbliebenen Geschäften kaum noch Klassik im Regal findet, abgesehen von Crossover und Vanessa Mae etc.

Schließlich kam man zum Hauptproblem:
dem gerde von der klagenden Industrie nicht angezogenen Käufer-/Hörerpotential.

Gegensteuernde Bewegungen, junge Menschen an die Musik heranzuführen, gibt es weniger im Schulwesen (Bundespräs. J. Rau "Versteppung") aber z.B.
durch Simon Rattle in Berlin.
Statt mit der xten Aufführung/CD von "Peter und der Wolf" und neuen Starsprechern (von Gorbatschow bis Ustinov) die Erwachsenen zu ködern, geht es Rattle darum, die Kinder selbst zu motivieren (Projekt Zukunft).
Ganze Schulklassen üben und spielen selbst mit den Philharmonikern alles andere als kindertümliche Musik, z.B. Kurtags "Quasi una fantasia". Was im Gesatz zum sterbenslanweiligen Frontalunterricht mit den "Kinderszenen etc. ..." begeistert aufgenommen wird.

http://www.berliner-philharmoniker.de/education0+M5e34df5a01a.html
Die Auswahl der Werke:
Heiner Goebbels - Surrogate Cities
Ligeti - Film und Musikprojekt
La Damnation de Faust
Brittens War Requiem
John Adams - Century Rolls
Daphnis et Chloé
Kurtág - Quasi una fantasia
Der wunderbare Mandarin
...
widerspricht der oft geäußerten Klischeevorstellung, man könne Kinder nur mit leichten kindertümlichen Werken der Klassik begeistern. Gegenwartsmusik scheint anzukommen.
Gruß
Franz
drbobo
Inventar
#29 erstellt: 01. Apr 2004, 21:24
Hallo


widerspricht der oft geäußerten Klischeevorstellung, man könne Kinder nur mit leichten kindertümlichen Werken der Klassik begeistern. Gegenwartsmusik scheint anzukommen.
Gruß
Franz


Dem kann ich aus eigener Erfahrung nur zustimmen, allerdings bedarf es dann schon einer gewissen, kindgerechten "Einführung und Erklärung", um die Kleinen zu begeistern.
Eine Erzeugung eines gewissen "hypes" um zu erlendene oder neue Dinge führt bei Kindern eigentlich fast immer zu einer besseren Akzeptanz und viel Spass bei der Sache für alle Beteiligten.
BigBerlinBear
Stammgast
#30 erstellt: 01. Apr 2004, 21:27
Es gibt KEINE Klassik-Krise und diesem Mann sei dank dafür :






Prost !!!

drbobo
Inventar
#31 erstellt: 01. Apr 2004, 21:38
Hallo,

DAS ist die Klassik-Krise.
Als Moderator würde ich das Bild zensieren


[Beitrag von drbobo am 01. Apr 2004, 23:09 bearbeitet]
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#32 erstellt: 01. Apr 2004, 22:16
@ BigBerlin Bear
@ drbobo



Als Moderator würde ich das Bild zensieren


Hallo, Das Bild ist ja völlig lautlos, und daher ungefährlich, wenngleich die Hand des Zensors gefährlich zuckt, weil ja so nah am öffentlichen Ärgernis....

Die wirkliche Gefahr geht aber davon aus, daß viele Manager der Klassik-Tonträger-Branche tatsächlich so denken wie BigBerlinBear es unter das Bild geschrieben hat, und deshalb entsprechende Entscheidungen treffen....

ZITAT von einer Homepageseite des ORF:



Weniger Künstler
"Wir glauben, dass wir unser Umsatzpotenzial steigern und zugleich unsere Kosten senken werden, indem wir unsere Anstrengungen auf eine engere Auswahl an Künstlern konzentrieren", erklärte EMI-Musikchef Alain Levy.

Trennen werde man sich von Nischenkünstlern und solchen, welche die Erwartungen nicht erfüllten. Namen wurden nicht genannt.


Auf Grund dieser Aussage stiegen die EMI-Aktien um über 5% !!
Wenn wir Kunden aber nicht mitspielen und weniger kaufen, steigen die dann noch immer ?? Fragen über Fragen.....




Gruß aus Wien
Alfred
drbobo
Inventar
#33 erstellt: 01. Apr 2004, 23:11
Hallo Alfred

kann Dir da nur recht geben.
Bei meinem Zensurruf aber bitte den da: nicht übersehen, im Übrigen vielen Dank fürs Verbessern des Tippfehlers
op111
Moderator
#34 erstellt: 01. Apr 2004, 23:56

DAS ist die Klassik-Krise.
Als Moderator würde ich das Bild zensieren ;)

Wer wird denn gleich ...?

Hier noch eine fesche Rezension, wohl bekomm's.
Krise, welche Krise?
Gruß
Franz
---
André Rieu - Das Jahrtausendfest
Copyright für Rezension
© Amazon.com, Inc.
Rezension

Hierzulande wird die Welt der Klänge oft in U und E eingeteilt, wobei das U für Unterhaltungsmusik (Pop, Rock, Schlager etc.) und das E für ernste Musik (sprich: Klassik) steht. Der Klassik haftet das Vorurteil an, schwer zugänglich, weil eben besonders ernst zu sein. Wenn es einem Künstler in den vergangenen Jahren gelungen ist, mit solchen Vorurteilen aufzuräumen, dann André Rieu. Für ihn hat es diese Trennung der Stilarten nie gegeben. Der am Konservatorium ausgebildete Holländer hat sich einerseits seit jeher für die leichte Muse interessiert, andererseits versteht er es wie kein anderer, Kompositionen der europäischen Konzertmusik mehrheitsfähig aufzubereiten und ein Massenpublikum dafür zu begeistern.

Die Mittlerrolle zwischen den beiden Sparten füllt der Geiger und Konzertmeister auch auf Das Jahrtausendfest hervorragend aus. Er bindet hier einen farbenprächtigen Melodienstrauß aus Klassik, Operette, Marsch, Schlager und der Folklore unterschiedlichster Herkunft. Mit seinem Johann Strauß Orchester und mehreren Gastinterpreten musiziert er die Ouvertüre aus Carmen, den Klezmer-Evergreen Hava Nagila sowie beliebte Refrains aus der Czardasfürstin und Rigoletto. Er greift in Kalinka und Polyushke Polie russische Motive auf, erinnert mit dem Radetzkymarsch an die gute alte Zeit der K&K-Monarchie und lädt mit Wiener Blut oder auch Tulpen aus Amsterdam zum Walzertanzen ein.

All das hat Rieu mit Schmiss und Schmackes, menschlicher Wärme und guter Laune live vor ausverkauftem Hause dargeboten und auf Filmband mitgeschnitten. Wie hier zu sehen ist, feierte er gemeinsam mit seinen Fans den Wechsel vom 20. ins 21. Jahrhundert überaus fröhlich. Wie ausgelassen und optimistisch er das neue Millennium beginnen ließ, ist auf dem Video in jeder Sekunde präsent.
--Harald Kepler
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 02. Apr 2004, 02:22

Hier noch eine fesche Rezension, wohl bekomm's.
Krise, welche Krise?
Gruß
Franz


Zyniker aller Länder vereinigt euch :D :D


Gruß aus Wien
Alfred
op111
Moderator
#36 erstellt: 07. Apr 2004, 14:15
Hallo zusammen,
wieder ein Zeitungsartikel zur Klassikkrise.
Anlässlich der 2. Folge der maßgeblich von Universal geförderten und mi(t/ß)gestalteten ZDF-Sendung "Sunday Night Classics"

http://www.klassikakzente.de/page_16309.jsp

von So. 4.4.04 22.00 schrieb Reinhard J. Brembeck in der SZ am 2.4.04 :

kompletter Artikel unter:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/697/29668/


"Klassik ist geil"
Warum Plattenfirmen via Mode und TV neue Hörer suche und warum, das der vielleicht einzige Weg ist, das Aussterben der Klassik-Hörerschaft zu verhindern.

...
Aber setzt nicht Klassik einen anderen Hörertyp voraus als Popmusik mit ihrer Reihung von Kurznummern, nur wenige Minuten lang und zudem durch den Rhythmus geprägt? Wer Bruckner-Symphonien kennt, Hammerklaviersonate, ?Marteau sans maître? oder Goldberg-Variationen, wird leicht diese Ansicht vertreten.

So halten es viele Klassik-Hörer für ausgemacht, dass man Grundlagen und Wissen mitbringen muss, um solchen Stücken gewachsen zu sein.

Dieses Argument ist allerdings reine Vermutung, ihm haftet etwas von einem elitären Selbstschutz an, darauf gerichtet, das Heiligtum Klassik nicht schänden zu lassen.

Von solchen Skrupeln und Vorurteilen muss sich die Szene befreien, um zu überleben. Mit dem Schlachtruf ?Klassik ist geil? wird sie aus ihrem Ghetto herausbrechen und sich in die wüste Welt von Morgen stürzen müssen, wird in Konkurrenz treten zu Pop und Internet und wird sich ohne Dünkel einlassen mit ganz normalen Menschen.

Ohne Angst davor, etwas von ihrer Größe und Erhabenheit einzubüßen.
...

Gruß
Franz
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#37 erstellt: 07. Apr 2004, 15:32

So halten es viele Klassik-Hörer für ausgemacht, dass man Grundlagen und Wissen mitbringen muss, um solchen Stücken gewachsen zu sein.


Nun ja, nicht unbedingt in letzter Konsequenz, Schaden tuts allerdings auch nichts.
Ein "dummes" (hier gebraucht im Sinne von "nicht urteilsfähig, da nicht informiert")Publikum ist es ja, daß die Tonträgerindustrie wünscht, eines das die erstklassigen von den mittelmässigen, oder noch besser, unterdurchschnittlichen Künstler nicht unterscheiden kann von wahren Größen, wo die einzigen Kaufargumente eine "schöne Larve" und ein "geiles Outfit" sind."Künsterpersönlichkeiten" werden dann vom PR-Manager (der oft selbst nichts von Klassik versteht)"gemacht" und vermarktet.



Dieses Argument ist allerdings reine Vermutung, ihm haftet etwas von einem elitären Selbstschutz an, darauf gerichtet, das Heiligtum Klassik nicht schänden zu lassen
.

Und wenn es so wäre ? Was wär dabei?


Von solchen Skrupeln und Vorurteilen muss sich die Szene befreien, um zu überleben. Mit dem Schlachtruf ?Klassik ist geil? wird sie aus ihrem Ghetto herausbrechen und sich in die wüste Welt von Morgen stürzen müssen, wird in Konkurrenz treten zu Pop und Internet und wird sich ohne Dünkel einlassen mit ganz normalen Menschen.

Ohne Angst davor, etwas von ihrer Größe und Erhabenheit einzubüßen.


Hier sind woh schon ein paar Anmerkungen und vor allem Korrekturen angebracht:

1)Die "Szene" muß sich weder von Skrupeln noch von Vorurteilen, noch von sonst irgendetwas befreien, sie ist überhaupt nicht in Gefahr.
2)Mit dem Schlachtruf "Klassik ist geil" wird man vielleich ein gewisses Publikum anziehen, ein anderes (zahlungskräftigeres) wird sich jedoch auf elitäre Ebenen zurückziehen. (Privatkonzerte etc)
Das "neu gewonnene Publikum" wird aber der Popszene abgehen, woher es grösstenteils kommt, und dort Lücken verursachen, ferner werden sie "Gepflogenheiten" von dor mitbringen, wie Raubkopieren etc)
3) Die "Klassikszene" befindet sich nicht in einem "Ghetto" sondern in einem "Elfenbeinturm", wo sich die Mehrheit ganz wohl fühlt.
4) Der letzte Satz ist der interessanteste:


...... wird sie aus ihrem Ghetto herausbrechen und sich in die wüste Welt von Morgen stürzen müssen, wird in Konkurrenz treten zu Pop und Internet und wird sich ohne Dünkel einlassen mit ganz normalen Menschen
.

..die wüste Welt von morgen, wie treffend.
Jene, die unsere Welt schon seit Jahren zerstören, durch Genmanipulation, Rationalisierung die Arbeitsplätze kostet,
etc,Zerstörung von Wohlstand, Währung und Sprache, wollen nun auch die "Klassikszene" unter Kontrolle bringen.
Was ist bitte gemeint mit "in Konkurrenz treten mit POP ?"
Soll das heißen man wird Klassikproduktionen nur mehr dann durchführen, wenn die gleichen Stückzahlen verkäuflich sind wie bei Pop, an ein gröhlendes Massenpublikum, daß Konzerthallen zertrümmert ?
Nein danke !!!
Aber wozu rege ich mich eigentlich auf ?
Ich war noch sehr jung, da wurde das schon angestrebt.
Der Effekt war immer ein Image- und Machtverlust derjenigen, die darin investierten. Ich erinnere mich an einen Artikel im Fonoforum aus den achzigrn, wo die "Majors" der Schallplattenindustrie davon sprachen, alle Kleinlabels zu schlucken und marktbeherrschend zu werden, und auch wie ich mich damals darüber geärgert habe.

Heute, gut zwanzig jahre später kann man sehen was daraus geworden ist. Einige Kleinlabel wurden zwar geschluckt, aber offenbar hat man sich den Magen daran verdorben.
Neue, leistungsfähigere schossen wie die Pilze aus dem Boden und stellen für die "Großen" eine ernstliche Bedrohung dar
(hyperion, chandos, Naxos, cpo, Oehms, BIS, um nur einige zu nennen)

Und in den Konsertsälen ist eine "öffnung, zumindest eine im "großen Stil" auch nicht in Aussicht. Subventionen werden gestrichen, Projekte werden eingestellt oder werden von "Privatinitiativen" substituiert. Daß diese Leute durchwegs nicht an einer "Öffnung" interessiert sind ist ja wohl kein Geheimnis.

Fazit:
Klassik ist Kultur (von machen zu Hochkultur erklärt, nämlich von jenen, die schon zur Kultur zählen, wenn jemand
einigermaßen mit Messer und Gabel umgehen kann )
und somit als solche schon "elitär"

Das heißt jedoch nicht, daß sie sich "normalen Menschen"
verschließt, tonangebend werden in diesem Genre jedoch immer die "Kenner" bleiben, ich hoffe zumindest das das zutreffen wird.Alles andere wäre "das Ender der Klassischen Musik" und ich habe den Verdacht, daß das auch der Wunschtraum von jenen ist, die sie "reformieren" wollen.

Hat doch schon mal jemand "angedacht", ob es nicht schade wäre, daß man für Mozart und Zeitgenossen keine Tantiemen mehr kassieren könne, eine "brachliegende Ressource" wäre das..........

Die Klassik ist nicht in der Krise, es gibt durchaus junges Klassikpublikum, mehrheitlich stoßen die Leute aber erst jenseits der 30 zur Klassik, kein Beinbruch wie ich meine.

Die "Klassikkrise" ist keine Krise der "Klassischen Musik", sondern eine der großen "Klassiklabels" die permanent und mit enormer Energie an dem Ast sägten, auf dem sie sitzen.
Das gilt auch für alle "Vermarkter" der Kultur, denen leider aber die Kultur beim Vermarkten hinderlich ist.
An ihnen erfüllt sich unter anderem das berühmte plattdeutsche Märchen (aufgezeichnet von den Brüdern Grimm)
"Der Fischer und seine Frau"

Manntje, Manntje, timpe te...

mit ironischen Grüßen
aus Wien
Alfred
walter_f.
Hat sich gelöscht
#38 erstellt: 07. Apr 2004, 16:00

Anlässlich der 2. Folge der maßgeblich von Universal geförderten und mi(t/ß)gestalteten ZDF-Sendung "Sunday Night Classics"


Hallo Franz,

ich habe die Sendung teilweise gesehen, weil zu der Zeit ansonsten nichts lief, was mich interessierte. Im Grunde hat es diese Art Sendungen immer schon gegeben. Ich kann mich erinnern, dass meine Eltern Mitte bis Ende der 60er eine "Klassiksendung" mit Anneliese Rothenberger sahen. Das war letztendlich auch immer nur eine Ansage für Leute, die dann irgendwas zum Besten gaben. Die Dekoration war wahrscheinlich anders - ich kann mich nicht mehr daran erinnern, nur dass ich's "doof" fand und meistens das Zimmer recht schnell verlassen habe. Sowas macht auch heute auf mich immer den Eindruck irgendwelcher Zirkusnummern, die noch nicht mal welche sind - Nina Hagens "Rainbow" Version glänzte weissgott nicht vor Einfallsreichtum. Vielleicht haben die Leute in 20 Jahren die helle Freude an den besten Ausschnitte aus deutschen Kriminalfilmen von 2000 bis 2005 mit "spaßigen" Moderatoren.

Liebe Grüsse
Walter
op111
Moderator
#39 erstellt: 09. Apr 2004, 17:28
Hallo zusammen,
aus dem nicht nur journalistisch ziemlich dilletantisch zusammengestoppelten Text der SZ kann ich im Wesentllichen nur entnehmen, daß den Autoren nichts neues mehr einfällt und sie dieses - ihr eigenes intellektuelles Vakuum - auch noch nicht mal lesenswert verpacken können. Kein Wunder, daß den Printmedien die Käufer wegbrechen. Mit solchem naivem Schubladendenken kann man dem Thema kaum näher kommen.

Alfred schrieb:

2)Mit dem Schlachtruf "Klassik ist geil" wird man vielleich ein gewisses Publikum anziehen, ein anderes (zahlungskräftigeres) wird sich jedoch auf elitäre Ebenen zurückziehen. (Privatkonzerte etc)
Das "neu gewonnene Publikum" wird aber der Popszene abgehen, woher es grösstenteils kommt, und dort Lücken verursachen, ferner werden sie "Gepflogenheiten" von dor mitbringen, wie Raubkopieren etc)

Sehe ich nicht so, die Tonträgerverkäufe sind objektiv rückläufig. Ohne ein bestimmtes Fundament an Umsätzen gibt es dann halt einfach das Produkt nicht mehr. Auch zahlungskräftigere Schichten wenden sich vermehrt anderen Freizeitbeschäftigungen zu.
Allein auf dem Konzertsektor: Man bedenke nur, welche horrenden Ticketpreise selbst erbärmlichste Musicals erzielen.


3) Die "Klassikszene" befindet sich nicht in einem "Ghetto" sondern in einem "Elfenbeinturm", wo sich die Mehrheit ganz wohl fühlt.

Wenn sich die wenigen Klassikhörer wohl fühlen würden, würde dieses Thema nicht diskutiert. Der Mangel an interessanten Neuproduktionen bei den einstmals Großen ist z.B. schon spürbar. Und wo - außer in Großstädten mit mehr als einer Viertelmillion Einwohner - gibt es noch den anspruchsvollen Tonträgerhandel?


Was ist bitte gemeint mit "in Konkurrenz treten mit POP ?"
Soll das heißen man wird Klassikproduktionen nur mehr dann durchführen, wenn die gleichen Stückzahlen verkäuflich sind wie bei Pop, an ein gröhlendes Massenpublikum, daß Konzerthallen zertrümmert ?

Ein bisschen mehr Begeisterung für die Leistung der Musiker würde manchen Konzertbesuchern, die alles mit stoischer Unbeteiligung hinnehmen, nicht schaden.
Alfred, POP-Konzerte laufen heute (vielleicht leider) anders ab, als du denkst.
Aber warum die Klassikkonzerte nicht mal etwas beleben?
Konzerte nach dem einfallslosen Schema Ouvertüre - Solokonzert - Sinfonie locken wohl kaum neue Hörerschichten.

Gruß
Franz
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#40 erstellt: 09. Apr 2004, 19:21
@Franz

Natürlich seh ich das aus meiner Sicht.



Wenn sich die wenigen Klassikhörer wohl fühlen würden, würde dieses Thema nicht diskutiert. Der Mangel an interessanten Neuproduktionen bei den einstmals Großen ist z.B. schon spürbar. Und wo - außer in Großstädten mit mehr als einer Viertelmillion Einwohner - gibt es noch den anspruchsvollen Tonträgerhandel?


Städte mit einer Viertelmillion Einwohnern sehe ich (aber ich glaube das wird auch allgemein so gesehen) nicht als Groß- sondern als Kleinstadtädte. Sogar Wien mit ca 1,8 Millionen offiziellen Einwohnern ist an London oder Paris gemessen, eher kleinstädtisch, und das spürt man manchmal auch.

Aber die Konzerte sind (fast)alle ausverkauft, da gibt es wirklich keine Krise.

Die Klassikhörer, so wenige sind das übrigens gar nicht, fühlen sich schon wohl, wer sich nicht wohl fühlt ist die Plattenindustrie, die Massenprodukte vermarkten will, und mit Individualisten nichts anfangen kann, weil sie via PR kaum lenkbar sind.

Vor einigen Jahren bekam ich in einem Wiener CD-Geschäft folgendes zu hören:

"Die Platten (CDs) die interessant sind, haben die Leute entweder schon, oder sie sind gestrichen.
Neue Aufnahmen, oder gar neues Repertoire will so gut wie niemand hören...."

Das haben die Plattenkonzerne inzwischen auch schon erkannt, und sie holen die geliebten alten Aufnahmen wieder hervor. Das ist in Amerika noch viel stärker ausgeprägt als hier: Wenn du dort nach einem führenden Pianisten fragst, wird Gieseking und Schnabel genannt.

Aber Du brauchst gar nicht so weit zu gehen: Schau Dir mal die Bestenliste der Dirigenten an:
Da gibts 2 oder drei PR-gepushte Dirigenten. (Rattle z.B)
Dann folgt "die alte Garde" unterspickt mit "Veteranen"
(Furtwängler, Toscanini).

Dennies Russel-Davies, Leif Seegerstam, Vernon Handley,
wer würde wohl ihr Platten kaufen ?
Dabei wurden die sogar noch erwähnt.
Welser-Möst,Daniel Harding, gingen leer aus......

Der von Dir offenbar angedachte Mix Mozart-Stockhausen, oder wie auch immer, wurde hier schon versucht als ich ein Teenager war, mit dem Erfolg, daß die Karten liegenblieben, oder die Leute zwar bezahlten, aber in der Pause heimgingen.

Natürlich gibt es die "progressive Szene", warum auch nicht.
Aber sie hat mit der "Klassikszene" wie ich sie verstehe, in etwas so viel zu tun wie Rock und Pop. Das läuft "daneben" aber nicht miteinander.Ich hab nichts gegen experimentelle Musik --- solange ich sie nicht hören muß, und sie meine Musik nicht aus den Katalogen verdrängt.

Man lasse sich nicht täuschen durch den "relativ" hohen Anteil an Hörern der "Moderne", wie er in Foren immer wieder auftritt. Die meisten "Erzkonservativen" stellen zwar einen hohen CD-Umsatz dar (der den Konzernen trotzdem zu niedrig ist), sie erscheinen aber nie in einem Netz. Da gibt es einen, fast möchte ich sagen "radikalen Wiederstand", oder einfach Desinteresse.
So ist das Internet *kein* Spiegel der realen Welt, sondern bestenfalls eine "Parallelwelt"
Vielleicht als Statement: Ich achte jede Art von Musik, auch wenn sie nicht meine ist, solange sie jemand hören will. Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Ätzend werde jedoch dann, wenn die "Modernen" auf die "Konservativen" losgehen, weil sie nicht mitmachen wollen, und die "Modernen" allein zu wenig sind, was zustande zu bringen.

Du solltest sehen, wie der Musikverein, wenn er mal wirklich was modernisieren will, das formuliert, weil sonst fließen keine Gelder von den Mitgliedern
"Das Alte bewahren, sich dem Neuen behutsam öffnen"
so , oder so ähnlich singemäß jedenfalls

Aber wir brauchen hierüber sowieso nicht streiten,
"der Markt", wie es ja immer so schön heißt, wird das
regulieren, den Subventionen für "ungeliebte Kunst"
werden immer rarer......


Konzerte nach dem einfallslosen Schema Ouvertüre - Solokonzert - Sinfonie locken wohl kaum neue Hörerschichten


Ich glaub, ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, daß das vom "Klassikkern" ja gar nicht angestrebt wird.

Darüber werde ich unter Anekdoten (gehört nicht hierher)
eine wahre Geschichte schreiben.

Schließlich noch Thema Musikläden:
Es gibt keine mehr, weil offensichtlich niemand Lust hat Leute zu beraten und probehören zu lassen, die dann im Internet oder einer beliebigen anderen Quelle ohne Service
kaufen, weils dort billiger ist.

Gruß
aus Wien
Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 09. Apr 2004, 19:27 bearbeitet]
Antracis
Stammgast
#41 erstellt: 09. Apr 2004, 20:02
Ich würde zumindest behaupten, dass es auf jeden Fall eine Kammermusikkrise gibt. Die großen Konzertsäale haben hier in Berlin prinzipiell eine gute Ausverkaufsquote. Sogar wenn allzu Zwölftöniges auf dem Programm steht, ziehen meist die großen Namen den Saal doch noch voll und es ist schwierig, eine (bezahlbare)Karte zu ergattern.
Dagegen im Kammermusiksaal: Da führt ein angesehenes Quartett z.B. die kompletten Streichquartett-Zyklen von Beethoven oder Schostakowitsch auf und man bekommt auch noch zwei Tage vorher eine günstige Karte. Ists dann gar ein eher unbekanntes Quintett mit Horn, Klarinette und Co, und findet sich zwischen Mozart und Brahms noch ein "böses" zwölftönendes Werk wieder, siehts ganz düster aus. Und ehrlich gesagt sind kammermusikalische Werke auch in den Top 10 der Verkaufscharts selten, was leider manches Plattenlabel mit seinen Investitionen auf diesem Gebiet allzu zurückhaltend werden lässt.
Ich führe das vor allem auf das fast gänzliche Verschwinden der hausmusikalischen Tradition zurück, was sich nachdrücklich auf die Hör- und folglich Kaufgewohnheiten ausgewirkt haben dürfte. Weiterhin befriedigt die intime Atmosphäre der Kammermusik auch nicht wirklich diejenigen Gemüter, die im Konzert- oder Opernbesuch nicht unwesentlich ein gesellschaftliches Event sehen, weshalb Sie vor allem ins Konzert gehen.

Für mich hat es immerhin den angenehmen Nebeneffekt, relativ leicht und kostengünstig in kammermusikalische Konzerte zu gelangen. Ganz im Gegensatz zur Oper wo es schon nicht mehr zumutbar ist, für eine durchschnittliche Darbietung auf dem billigsten Platz 40EUR zu blechen.

Gruß
Anti


[Beitrag von Antracis am 09. Apr 2004, 20:06 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#42 erstellt: 10. Apr 2004, 11:50
Frisch aus dem Ticker:


Warner Music dampft Deutschland-Geschäft ein

Warner Music Deutschland wird sein Musik- und Künstlerangebot dramatisch verkleinern. In der deutschen Niederlassung werden von 239 Angestellten nur 104 ihren Job behalten.

Sängerin Madonna: Konzentration auf Superstars
Die Repertoire-Bereiche Dance, Klassik und Jazz national des Plattenriesen entfallen künftig, das Geschäft mit nationalen Künstlern wird insgesamt "auf ein Minimum beschränkt werden", wie aus internen Warner-Dokumenten hervorgeht. Warner Music war Ende vergangenen Jahres von einer amerikanischen Investorengruppe um Edgar Bronfman Jr. übernommen worden, die den drittgrößten Musikkonzern der Welt seither massiv umstrukturiert und verschlankt.

Die deutsche Niederlassung hat darunter besonders zu leiden: Von 239 Angestellten sollen nur 104 ihren Job behalten, heißt es in der elfseitigen "Betriebsvereinbarung" vom 25. März. Damit ist Warner weit schlimmer von der Rezession der Musikbranche betroffen als der Marktführer:Universal Music kam bei seiner vor wenigen Wochen bekannt gegebenen Restrukturierung ohne Entlassungen aus und stärkte seine Aktivitäten im Bereich des deutschen Repertoires.

Bei Warner werden sich die verbleibenden Mitarbeiter künftig vorwiegend auf die internationalen Top-Stars wie Madonna konzentrieren, da der Abschluss neuer Plattenverträge für deutsche Künstler "radikal reduziert" werden soll. Warner hat mit Max Mutzke ("Can't Wait Until Tonight") gerade einen Nummer-eins-Hit und auch deutsche Erfolgsinterpreten wie Seeed und Sasha unter Vertrag.

Auch für die bei Warner verbleibenden Künstler schrumpfen die Ressourcen:"Größere Marketingkampagnen" werden auf die "wirklich etablierten Künstler" beschränkt, Fernsehwerbung wird "nur noch mit Top-Stars erfolgen". Zudem verliert Eastwest Records seine bisherige Eigenständigkeit.


Quelle: Spiegel Online

Gruß, Thomas
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#43 erstellt: 10. Apr 2004, 12:58
Zunächst möchte ich auf "Warner" eingehen, die "Kammermusikkrise" ist mir einen Extra-Beitrag wert, folgt aber später.

Ich beschreibe die Situation nun aus meiner Sicht, also der eines Klassik-Konsumenten, ohne auf die sicherlich schwierige Lage einzelner Künstler einzugehen.

Was jetzt so "offiziell" bekanntgegeben wird, ist eigentlich jedem, der den Klassikmarkt verfolgt, klar.
Es war eigentlich offensichtlich, daß wenn 1a-Klassikkünstler wie Nikolaus Harnoncourt und Andreas Staier , Il giardino armonico, etc zum Dumpingpreis "verramscht" werden, nicht beabsichtigt ist, die Label Teldec und Erato "aufrechtzuerhalten.
Weil ich mich frage, was die in Zukunft verkaufen wollen. Und nun wissen wir es.
Harnoncourt hat das Label gewechselt (RCA/DHM),ebenso Elisabeth Leonskaya(MDG) und Concerto Köln(DGG).
Kleinlabel reiben sich schon die Hände, wird doch auch für sie ein Brocken abfallen.
Nun beginnt auch EMI ihr noch nicht verramschtes Repertoire schnell auf Sonderserien zum Budgetpreis unter die Leute zu bringen.Wie das enden mag ist zu erahnen.
Aber wahrscheinlich werden solche Entscheidungen gar nicht mehr willentlich getroffen, sondern werden durch die Umstände diktiert.
Lediglich Universal hat sich die Taktik ihrer Rechtsvorgänger (Polygram, Philips et) etwas genauer angeschaut und versucht deren strategische Linie, modifiziert, fortzusetzen. Im Prinzip gab es , zumindest stellt es sich mir so dar, zwei Grundsätze:
1)Auch in schlechteren Zeiten müssen Aufnahmen gemacht werden.
Sie werden sich in den darauffolgenden besseren, gut verkaufen, wenn die Künstler bereits eine Legende sind.
Wer keine Neuaufnahmen macht ist a priori zum Tode verurteilt.

2)Man kaufe Künstler der Konkurrenz auf, auch wenn sie ein wenig teurer sind. Das Aufbauen des Künstlers, das die Konkurrenz bereits übernommen hat, wäre in den meisten Fällen teurer, und vor allem unsicherer gewesen. Man muß bei dieser Rechnung im Auge behalten, daß auf einen erfolgreich promoteten Star, vier ebensolche kommen, die
die Erwartungen nicht erfüllt haben.
------------------

Die Kleinlabels (besser wäre hier Independients, oder "Konzernunabhängige", so klein sind ja viel gar nicht)
sind eher in der Lage, ihre eigenen Ansprüche, die der Künstler, und last but not least, der Kunden zu befriedigen.
Aus diesem Grund sage ich diesen Firmen eine positive Zukunft voraus, zumindest den meisten.
Ich glaube, ich sage nicht zuviel, wenn ich behaupte, 80 Prozent aller interessanten Neuaufnamen für Kenner, stammt aus deren Produktion, wenn man die letzten 25 Jahre zurückblickt.
Bisher haben sie sich oft auf "Nischenrepertoire" beschränkt, weil sie sich den "Großen" nicht gewachsen fühlten (Naxos sei hier als Ausanhme genannt). Durch die willkommene beginnende "Selbstauflösung" dieser Strukturen, könnte sich das ändern.

Leider gibt es derzeit noch eine unselige Allianz "Majors-Vertriebsgroßketten", welche Kleinlabels boykottieren.Aber diese kontern mit Direktvertrieb.

Wenn heute ein Major "rationalisiert" steigen in der Regel, kurfristig die Aktien. Hätte ich welche, würde ich sie spätestens in diem Moment verkaufen. Denn der Sturz folgt mit absoluter Sicherheit, wenn die erwarteten Mehrgewinne ausbleiben. Und warum sollte man mit weniger und biligeren Künstlern, einem verbitterten Mitarbeiter- und Kundenkreis.
bessere Erfolge erzielen als vorher ?

Das wissen wahrscheinlich nur wirkliche Geistesgrößen

Grüße
Alfred
walter_f.
Hat sich gelöscht
#44 erstellt: 22. Apr 2004, 18:14
Einige interessante Artikel, die unter diesen Thread passen, gibt's auf der Beckmesser Seite:


Keine Zeit! Beckmesser-Kolumne vom April

Das Label ECM und sein Gründer Manfred Eicher Labelportrait

Bemerkungen zur Geschichte und Aktualität der Schallplatte

http://www.beckmesser.de

Da frage ich mich nicht mehr, warum ich noch nie eine schlecht aufgenommene ECM-Aufnahme gehört habe - und ich kenne sie von Anbeginn.

Grüsse
Walter
op111
Moderator
#45 erstellt: 23. Apr 2004, 10:43
Hallo Walter,
wirklich erhellende Texte in der NMZ. besonders bezeichnend fand ich folgende Passsage in

"Tonträger, Kulturträger, Wirtschaftgut
Bemerkungen zur Geschichte und Aktualität der Schallplatte"


wobei mich das Zitat in seiner hohlen Phrasenhaftigkeit fatal an die Aufbruchsphase der inzwischen zusammengebrochenen New-Economy erinnert:


Reichlich skurril wirkt etwa die folgende Beschreibung, mit der eine "strategische Redefinition der traditionellen Sales Force", auf deutsch also die Neuausrichtung des Vertriebssystems, angekündigt wird:

"Die kundenindividuelle und schwerpunktmäßige Repertoirebearbeitung wird konsequent fortgeführt durch hoch spezialisierte Sales Forces wie der Breaker Force, Special Sales Classics & Jazz oder Special Sales Koch. Artist Development/Breaking New Acts, die Akquisition neuer Trend-Outlets, das Forcieren von Impulskäufen sowie ein enger Kontakt zu den Opinion-Leadern und Trendsettern ist hier als klare Zielsetzung definiert." (7)

Außerdem ist von Hit Force, Frontline, Headquarters, Overshipments und der Zurückgewinnung von Tonträger-Flächen die Rede.


Ob sich da ein Prozess wiederholt?
Nichts gelernt in den oberen Etagen des Managements?

Gruß
Franz
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#46 erstellt: 23. Apr 2004, 11:18
@franzJ


Ob sich da ein Prozess wiederholt?
Nichts gelernt in den oberen Etagen des Managements?


Hier zu habe ich zwei (einander widersprechende) Thesen
anzubieten.

1) Zum "Lernen " fehlen einfach die Voraussetzungen.
Das BIOS ist bereits gebrannt und daher unveränderbar.
Restlicher Speicher (RAM) ist nicht in genügender Menge vorhanden.


2) Die Manager wissen zwar genau was sie da von sich geben, aber die Sharholder sind "unbedarft".
Das sichert diesen Spitzenverdienern den Bezug ihrer Gagen zumindest solange, bis die Seifenblase geplatzt ist.
Würden sie Klartext reden,wären sie schon heute draussen.


Gruß
Alfred
op111
Moderator
#47 erstellt: 23. Apr 2004, 11:25
Hallo Alfred,
deine 2 Hypothesen müssen sich ja nicht gegenseitig ausschließen.
Aber wir wollen ja nur das Beste annehmen.


Gruß
Franz
walter_f.
Hat sich gelöscht
#48 erstellt: 23. Apr 2004, 15:15
Hallo Franz,

ich weiss nicht, ob Du's gehört hast, aber vorgestern wurde im Klassik Forum ausserplanmässig ein "verspanischter Walkürenritt" zum Thema "unsägliches Crossover" vorgestellt - wirklich schauderhaft. Ich habe mir mal die Website herausgesucht (http://www.gateway-orchestra.de) und festgestellt, die meinen's ernst. Ich habe immer extreme Probleme sowas zu kritisieren. Ob es sich dabei um André Rieu (Grinsekatze), Helmut Lotti oder ähnliches handelt. Die Leute haben Erfolg es ist krisenfest, ihr Publikum freut sich und wenn ich dann in der U-Bahn jemand mit leerem Blick und Waldmann - Stöpseln am Kopf sehe, der (oder die) sich das Hirn mit "Tschacke Tschacke" befeuert, finde ich die angesprochenen Musikarten gar nicht mehr so schlimm. Höchstwahrscheinlich ist's nur einfach nicht für mich gemacht.

Grüsse
Walter
Susanna
Hat sich gelöscht
#49 erstellt: 23. Apr 2004, 20:01
Hallo Walter,



Das Label ECM und sein Gründer Manfred Eicher Labelportrait


Diesen Artikel habe ich gerade gelesen. Interessant! Er läßt die Hoffnung grünen, daß es auch in dieser Branche noch eine gewisse Menschlichkeit geben kann!
Du hast doch hoffentlich den gitarrespielenden Weihnachtsmann (er "......") beachtet!

LG,
Susanna
walter_f.
Hat sich gelöscht
#50 erstellt: 24. Apr 2004, 11:36

Du hast doch hoffentlich den gitarrespielenden Weihnachtsmann (er "s.....") beachtet!


Hallo Susanna,

hab' ich ehrlich gesagt nicht, aber den muss ich im Kopf gehabt haben.

Hier ein Stuttgarter Link - "die tun was".

Liebe Grüsse
Walter

http://www.stuttgart.de/4/sixcms/detail.php?id=21690
op111
Moderator
#51 erstellt: 24. Apr 2004, 18:40
Walter schrieb:
vorgestern wurde im Klassik Forum ausserplanmässig ein "verspanischter Walkürenritt" zum Thema "unsägliches Crossover" vorgestellt - wirklich schauderhaft. Ich habe mir mal die Website herausgesucht (http://www.gateway-orchestra.de) und festgestellt, die meinen's ernst.


Hallo Walter,

danke für den Tip, leider hab ich's verpasst. Crossover ist wirklich eine der tollsten Erfindungen, man nehme von allem wenig, mixe es so zusammen, daß nur ein Brei übrigbleibt, Ergebnis: verdünnte Wassersuppe.


Erleben Sie klassische Musik im zeitgemäßen Gewand.


Das "Gateway Symphony Orchestra" ist wohl sowas wie Portsmouth Sinfonia ohne Humor und Spaß. Crossover ist scheint's halt immer etwas "ohne" - nie was "mit".

Der Beitrag zu ECM hat mich an meine ersten LPs dieses Labels erinnert: Abercrombie/Towner "Sargasso Sea", Jan Garbarek "Witchi Tai To" und Keith Jarretts "Köln Concert"
Jede LP ein Ereignis.

Gruß
Franz
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