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ECM, die Edition of Contemporary Music und ihre Platten+A -A |
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Autor |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#301 erstellt: 15. Sep 2019, 11:37 | |||
Diese Musik klingt auch nach über 20 Jahren immer noch futuristisch; sie ist trotz eher zeitgeistiger Sounds dennoch zeitlos. Molvaer hat eine Klangsprache gefunden, die so neu und so andersartig war, dass sie eine ganze Musikgeneration beeinflußt hat. Sicher, düstere Elektroniksounds und dreckige Beats gab es auch schon Jahre vorher und der Trip Hop war schon fast vorbei, aber Molvaers Herangehensweise vertritt eine ganz anderen Standpunkt, als die Trip Hopper, auch wenn die Düsternis hier ebenso eine Basis ist. Womöglich ist der Begriff einer bekannten Samplerserie auf Compost Records der passende: "The Future Sound of Jazz". Es geht übrigens die Geschichte um, dass Molvaer während der Fertigstellung des Albums feststeckte und Manfred Eicher sich der Sache mit annahm und beide schließlich den Mix im kleinen Studio "Over the Rainbow" fertigstellten.
Die Erstberührung mit diesem Album war ein absoluter Schock für mich! So etwas hatte ich damals noch nie gehört. Experimentelle Vokalmusik mit billig anmutenden Keyboardloops, unfassbar anders und auch unfassbar verrückt. Mit dieser Platte kann man noch jeden schocken und/oder verjagen, der keinen Bezug zu dererlei experimentellen Sounds hat. Mein Vater hört solche Musik eigentlich auch nicht im entferntesten, aber er hat die Kunst dahinter verstanden und ich musste ihm ein Exemplar kaufen, weil er das wirklich genial findet. [Beitrag von Mr._Lovegrove am 15. Sep 2019, 17:51 bearbeitet] |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#302 erstellt: 16. Sep 2019, 06:08 | |||
Also ich bin beim "M" nun leergelaufen. Ich hoffe, ein paar von euch haben noch was. |
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HansFehr
Inventar |
#303 erstellt: 16. Sep 2019, 14:17 | |||
Bevor ich Mike Nock mit Ondas erwähne, noch etwas zu Molvaer. Den habe ich bisher fast völlig vernachlässigt. Wird auch weitgehend so bleiben. Aber Khmer hat mich doch überrascht. Kannte ich gar nicht. Gut inszenierter, eingängiger Sound. Trip-Hop halt. |
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andreas3
Inventar |
#304 erstellt: 17. Sep 2019, 18:26 | |||
Bei mir gibts ebenfalls kein M mehr, bei N nur eine, die von Hans genannte Ondas. Bislang kaum gehört, wenn Hans sie vorstellt lege ich sie mal wieder auf.. Grüße! |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#305 erstellt: 17. Sep 2019, 18:58 | |||
Dann geht's meinetwegen zu Herrn Nock. |
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HansFehr
Inventar |
#306 erstellt: 18. Sep 2019, 06:23 | |||
Dann also weiter mit N. Eine Aufnahme von 1981. Die CD erschien in diesem Jahr. Mike Nock Ondas ECM 1220, 2019 Alle fünf Stücke sind von Mike Nock, Piano. Im Trio mit Eddie Gomez, Bass und Jon Christensen, Schlagzeug. Das sind keineswegs nur Begleiter. Alles ausgewogen. Subtile, ruhige Musik. |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#307 erstellt: 18. Sep 2019, 06:47 | |||
Theoretisch gäbe es unter N noch das Soloflötenalbum "Axum" (ECM 1214, 1981) von James Newton. Hat und kennt das jemand? Falls nicht, können wir gleich mit dem auch sehr spärlich besetzten O weitermachen: Maciej Obara Nils Økland Oregon Markku Ounaskari [Beitrag von Mr._Lovegrove am 18. Sep 2019, 06:47 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#308 erstellt: 18. Sep 2019, 07:30 | |||
Ja, hier, ich. Ich kann etwas zu Axum sagen, aber auch zu der mE sehr schönen Vanessa von Michael Naura. Es wird aber ein paar Tage dauern. Kleine Anmerkung: Vielleicht sollten wir ein wenig langsamer voranschreiten. Du, Andreas, Hans und ich ... alle anderen Teilnehmer haben wir mE schon "abgehängt". Ich wollte auch noch einiges Nachhören (zB Molvaer, Motian/Conception Vessel etc.), aber bei dem vorgelegten Tempo komme ich gar nicht dazu. Kleine Anmerkung 2: Ich denke, wir wären intellektuell in der Lage, N und O zusammen zu verhackstücken, wenn jemand zB schon mit Oregon anfangen will. [Beitrag von arnaoutchot am 18. Sep 2019, 07:40 bearbeitet] |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#309 erstellt: 18. Sep 2019, 07:41 | |||
Oh, Sorry. War keine Absicht.... Dann bleiben wir vorerst bei N und wer noch was zu M zu schreiben hat, kann das natürlich gerne tun. |
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andreas3
Inventar |
#310 erstellt: 18. Sep 2019, 19:24 | |||
Guten Abend, was ist eigentlich mit Michael Mantler? Hat da jemand was? Zu O kommen ja noch die beiden Old amd New Dreams, oder sinds drei? Und aus dem Japo- Katalog kommen meinerseits noch OM, auf ECM ist eine Kompilation erschienen, liegt hier schon bereit. Aber gerade läuft Mike Nock`s Ondas, wirklich eine schöne Platte. Ich mache zur Zeit spät Feierabend, daher ists mir sehr recht wenns langsamer geht, dann haben wir auch länger was davon. Grüße! |
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arnaoutchot
Moderator |
#311 erstellt: 19. Sep 2019, 19:39 | |||
Dann kurz zu James Newton - Axum (ECM 1214, 1981). Michael hat es eigentlich mit einem Wort schon umrissen: Soloflötenalbum. Natürlich mehrere Querflöten von Sopran bis Bass, aber es bleibt eine karge Angelegenheit. Es kommt einem natürlich der Vergleich mit Paul Horn in den Sinn, aber da ist Newton doch tatsächlich weniger esoterisch und mehr dem Folk und Blues verbunden. Ich kenne wenig Vergleichbares ... |
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arnaoutchot
Moderator |
#312 erstellt: 20. Sep 2019, 13:16 | |||
Nun noch zu Michael Naura - Vanessa (ECM 1053, 1975). Das war immer ein Exot und auch immer eher rare Platte im ECM-Katalog, ist aber nun mW auch in den kürzlich erschienenen Downloads enthalten. Exot, weil es eine der sehr wenigen Jazz-Platten mit einem Fagott als Solo-Blasinstrument ist. Die Besetzung ist somit Naura (p), Wolfgang Schlüter (vib), Eberhard Weber (b), Klaus Thunemann (bassoon) & Joe Nay (dr). Ansonsten ist es schöner, leicht psychedelisch angehauchter Jazz der frühen 1970er. Die frühere Call auf MPS in der gleichen Besetzung (ohne das Fagott) gefällt mir aber trotzdem noch einen Tick besser. Bleibt aber eine interessante Scheibe. Naura hat noch weitere Platten auf ECM gemacht, die ich aber nicht kenne. Wenn ich es recht überschaue, bin ich damit mit meinen M & N am Ende. Mantler hab ich nichts. |
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Micha_L
Stammgast |
#313 erstellt: 23. Sep 2019, 16:31 | |||
Ein Zusammenspiel zwischen Jazz und koreanischer Folklore Red Sun (W. Puschnig, L. Sharrok, R. Iannacone, J. Tacuma) & Samulnori (Kim Duc Soo & Musikgruppe) "Then Comes The White Tiger" (1994) |
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arnaoutchot
Moderator |
#314 erstellt: 23. Sep 2019, 16:44 | |||
Hallo Michael (noch ein Michael ... ), danke. Interessant. Kleiner Hinweis: Wir gehen in diesem Thread alphabetisch vor. Wir haben gerade den Buchstaben N abgeschlossen. Nur so als Info ... |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#315 erstellt: 24. Sep 2019, 06:07 | |||
Gut, dann denke ich, können wir zum O kommen. Da ist aber auch ziemlich Ebbe: Maciej Obara Nils Økland Oregon Markku Ounaskari + die von Andreas erwähnten Old & New Dreams. |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#316 erstellt: 24. Sep 2019, 06:42 | |||
Ich erdreiste mich mal, mit Oregon zu beginnen. Die Gruppe um Ralph Towner, Glenn Moore, Paul McCandless und den 1984 verstorbenen Colin Walcott gründete sich um 1969/1970 herum und widmet sich seitdem einer bis heute unikathaften Mischung aus Jazz, Folk und Weltmusik. Die Diskographie von Oregon ist ellenlang und ECM war eigentlich nur eine relativ kleine Zwischenstation der Gruppe. Doch gerade das erste Album zählt in meinen Augen mit zum besten, was die Band je veröffentlicht hat. Insgesamt sind aber alle drei Platten empfehlenswert. Man kann sie ruhigen Gewissens zusammen kaufen, auch weil die Artworks wirklich schön sind. Oregon Oregon ECM 1258, 1983 Eine in ihrer weiten Schönheit und natürlichen Eleganz kaum zu übertreffende Platte. Oregon kummulieren hier ihre da schon bald anderthalb Jahrzehnte währende Erfahrung in einem fein austarierten und flirrend ausschweifenden Songzyklus, den Manfred Eicher und Martin Wieland im Tonstudio Bauer in Ludwigsburg perfekt aufgenommen haben. HIer hört man die Truppe auf ihrem künstlerischen Höhepunkt, hört ihre einmaligen Verzahnungs-möglichkeiten, ihre Synergie, hört, wie sehr diese vier eine Einheit gebildet haben. Hier kann man gar nicht sagen, wer zu wem die beste musikalische Beziehung aufbaut; Towners abgründige Gedankenwelt und McCandless´ feingeistige Poesie? Moores knorriger Bass und Walcotts ausgefallene Percussionideen? Oder doch anders? Nein, das geht nicht, denn hier ist jeder ein herausragender Solist und alle sind eins. Faszinierender und ausgefallener kann weltmusikalisch orientierte Jazzmusik nicht klingen. Oregon Crossing ECM 1291, 1985 Oregon setzen auf "Crossing" da an, wo sie zwei Jahre vorher aufgehört hatten und bieten auch hier wieder teils epische, teils äußerst introvertierte Jazzfolkmusik aus einem schier unerschöpflichen Ideenreservoire. Mal hört man Towner selbstverlorem auf dem Klavier, mal gibt es wieder wundersames aus Walcotts enormer Percussionbatterie, mal ein brillantes Duo Walcott/Moore, mal ist wieder Paul McCandless der überragende Solist. Übrigens ist hier Glenn Moores Komposition "Impending Bloom" zu hören, die später den Namen einer Duoplatte von ihm mit Sängerin Nancy Moore stellen sollte. Und mit "The Glide" ist eine brillantesten Kompositionen von Oregon überhaupt auf dem Album vertreten. Es ist ein fantastisches Stück, dass gemäß seines Namens beschwingt gleitet und wunderbar flüssig durch die Ohren glitscht. Es zeigt exemplarisch auf, wie diese vier das Wort Zusammenspiel verinnerlicht haben. Oregon Ecotopia ECM 1354, 1987 Weitere Zwei Jahre später zeigen Oregon ein etwas anderes Bild, als auf den Vorgängern. Der tragische Unfalltod von Collin Walcott (bei einem Autounfall in der damaligen DDR) hinterließ eine schwierig zu füllende Lücke, die Percussionlegende Trilok Gurtu auf dem dritten ECM- Album aber ganz hervorragend ausfüllt. Towner und McCandless haben zudem den Synthesizer weiter und dominanter in ihre Kompositionen und Arrangements implementiert und vergrößern das Klangspektrum der Band somit massiv. Das gefällt nicht immer, ist aber auch eine Horizonterweiterung und zeichnet ein diffiziles Bild der Gruppe. Ein Keyboardsolo wie im Titelstück hätte es z.B. zwar nicht gebraucht, aber der Opener "Twice around the sun" profitiert von diesen Klängen ungemein. Mir geht der Einsatz der Elektronik hier dennoch etwas zu weit, aber es ist beleibe immer noch eine gute Platte. [Beitrag von Mr._Lovegrove am 24. Sep 2019, 06:46 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#317 erstellt: 24. Sep 2019, 08:56 | |||
Das sehe ich genauso. Das war auch für mich der Höhepunkt der Band. Allerdings liessen die Nachfolger auf ECM für mich dann schon nach bzw. waren nur eine Kopie der ersten. Aber gut. |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#318 erstellt: 24. Sep 2019, 09:15 | |||
Aber ist doch schön, dass es auch hier unterschiedliche Sichtweisen gibt. Vom Diskurs lebt doch das Thema Musik auch. |
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HansFehr
Inventar |
#319 erstellt: 24. Sep 2019, 11:34 | |||
Das Stück ist wirklich ausgezeichnet. Interessant. Ich höre dabei Sequenzen vom Stück "Jean-Pierre" von Miles Davis 1982. Es erinnert ja auch an das Lied "Dodo l'enfant do". |
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andreas3
Inventar |
#320 erstellt: 25. Sep 2019, 19:01 | |||
Guten Abend, Old And New Dreams ECM 1154 (1979) Old And New Dreams - Playing ECM 1205 (1981) Don Cherry - trumpet, piano Dewey Redman - tenor sax, musette Charlie Haden - bass Ed Blackwell - drums Die erste entstand 79 im Osloer Talent Studio unter Kongshaug, die zweite enthält einen Konzertmitschnitt ein Jahr später in Bregenz, und beide dokumetieren ein außergewöhnliches Quartett. Cherry und Blackwell verband damals bereits eine lange Freundschaft, sie verstehen sich blind und bilden den weiten Rahmen dieser Musik. Blackwells phantasiereiches Drumming ergänzt sich hervorragend mit Hadens genialem Bass, Redman hält Cherrys Höhenflüge gerne mit. Beide laufen hier mal wieder, die Musik ist nicht dem Zeitgeist unterworfen, sondern wirkt (auf mich) immer noch brandaktuell. Grüße! |
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arnaoutchot
Moderator |
#321 erstellt: 25. Sep 2019, 19:35 | |||
Danke für die Nennung von Old and New Dreams. Die Playing läuft gerade, superbe Platte. Ich dachte, ich hätte die Studio-Platte auch, aber kann sie nicht finden, weder bei den CDs noch bei den LPs ... Die erste Oregon auf ECM hab ich mir auch nochmals rausgelegt, aber ich komme zur Zeit zu wenig dazu. Kleiner Querverweis: Dewey Redmans Sohn Joshua Redman hat nun eine Hommage an das Old and New Dreams Quartett mit seinem Vater veröffentlicht names Still Dreaming (Nonesuch 2018) mit Ron Miles, Scott Colley und Brian Blade, die zeigt, dass diese Musik keinesfalls veraltet ist. Siehe hier: https://www.amazon.d...id=1569440449&sr=8-1 [Beitrag von arnaoutchot am 25. Sep 2019, 19:43 bearbeitet] |
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andreas3
Inventar |
#322 erstellt: 27. Sep 2019, 19:17 | |||
Guten Abend, gern geschehen! Kommen wir noch zu OM. Das Schweizer Quartett hat zwischen 1975 und 1980 vier Platten auf Japo eingespielt, 2006 erschien dann auf ECM eine Kompilation, die zwei Stücke der ersten, je eins der beiden darauffolgenden sowie das vierte Album komplett enthält. Ich persönlich möchte die Originalplatten nicht missen, die dritte steht schon lange bei mir und wird noch heute gern gehört. In der Besetzung Saxophon, Gitarre, Bass und Schlagzeug machen sie eine Musik, die zum Teil an die frühen Weather Report erinnert, was an treibenden, präzisen Rhythmen, aber auch am verträumt- versponnenen Saxophon liegen mag, das zuweilen an Wayne Shorter erinnert. Gleichzeitig gibt es aber auch experimentelle Klangmalereien und auch Free Jazz. Musik mit hoher Präzision und musikalischer wie technischer Brillianz. Da es hier eher ruhig ist und mir die Cover gut gefallen, stelle ich sie der Reihe nach ein: OM - Kirikuki Japo 60012 (1976, rec.75) OM - Rautionaha Japo 60016 (1977, rec.76) OM with Dom Um Romao Japo 60022 (1978, rec.77) OM - Cerberus Japo 60032 (1980) OM - A Retrospective ECM 1642 (2006) Urs Leimgruber - soprano, tenor sax, percussion Christy Doran - guitar Bobby Burri - bass Fredy Studer - drums, percussion, gongs Grüße! [Beitrag von andreas3 am 27. Sep 2019, 19:20 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#323 erstellt: 29. Sep 2019, 08:26 | |||
Danke für OM. Trotz eines Live-Auftritts, bei dem ich mal zugegen war, und einiger Annäherungsversuche auf Platte ging das Quartett leider nie an mich ... Leimgruber war immer wie ein Reserve-Coltrane (oder meinetwegen Shorter) für mich ... Wir haben aus meiner Sicht eine Platte vergessen, die aber wegen kollektiver Benennung nicht ganz eindeutig zuzuordnen ist: Lee Konitz / Brad Mehldau / Charlie Haden / Paul Motian - Live at Birdland 2009 (ECM 2162, 2011). Egal ob bei H, K oder spätestens M, sie hätte kommen müssen. Mein Fehler. Nun bin ich auch nicht der grösste Fan von Konitz mit seinem etwas nasalen Altsaxophonton, aber alleine die Tatsache, dass er noch da ist und im Jahr 2009 mit damals 82 Jahren (!) an dieser Aufnahme mitgewirkt hat, verdient eine Nennung. Konitz (*1927) ist immerhin einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen des Be Bop und Cool Jazz der 1950er Jahre. Zudem passt das Quartett sehr gut, Mehldau kombiniert gekonnt modernes Piano mit dem Stil der Pianisten um Konitz in seiner Jugend, und Haden und Motian sind sowieso eine Klasse für sich und es ist musikalisch viel Platz für alle Beteiligten. Eine aufnahmetechnisch hervorragend abgegebildete Club-Atmosphäre rundet das ab. Ein Tipp für alle, die einen der letzten grossen stilbildenden Saxophonisten in modernem Klanggewand erleben wollen. |
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arnaoutchot
Moderator |
#324 erstellt: 29. Sep 2019, 09:54 | |||
Ich habe gerade mal einen Blick in den Buchstaben P geworfen. Gary Peacock, Barre Phillips und eine mit Barre Phillips & Evan Parker sind Namen, die bei mir vertreten sind. Nachdem ich Ende der Woche ein paar Tage weg bin ohne Zugriff auf meine Sammlung und aktuell etwas Zeit habe, kann ich auf Wunsch gerne noch mit P anfangen. |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#325 erstellt: 29. Sep 2019, 10:41 | |||
arnaoutchot
Moderator |
#326 erstellt: 29. Sep 2019, 13:45 | |||
ok, danke. Dann fange ich mal mit Barre Phillips an. Der Bassist aus San Francisco gehört zu den Wegbereitern des Avantgarde-Jazz und hat mit seinem ersten Bass-Solo-Album Journal Violone aus dem Jahr 1968 (nicht auf ECM) den Grundstein für ein Genre gelegt: Akustik-Bass-Solo-Platten. Der separate Thread für dieses Genre hier im Forum sollte bekannt sein, wenn nicht, hier. Ich will sechs wesentliche Platten von Phillips auf ECM vorstellen, davon drei in Gruppenkonstellationen und drei solo. Wer übrigens ausserhalb ECM bei Phillips weiterhören will, der sollte im Avantgarde-Jazz sattelfest sein, es wird meist deutlich freier als auf den ECM-Platten ... Die "Gruppenplatten" der 1970er sind meiner Sicht durchaus von der psychedelischer Musik (Rock sowie Neue Musik) beeinflusster freier Jazz, nicht nur die 1/ Mountainscapes (ECM 1976, 1976) sondern gerade die 2/ Three Day Moon (ECM 1123, 1978). Erstere ist noch dem alten The Trio verhaftet (John Surman [ss, bs, b-cl], Stu Martin [dr], Phillips), angereichert mit Dieter Feichtner (syn) und John Abercrombie (g, nur auf dem letzten Track). Three Day Moon bricht dann völlig auf in die freien Welten der Musik der 1970er, bestärkt durch einen sphärischen Terje Rypdal (g), einen weltmusikalischen Trilo Gurtu (tabla, perc) und abermals den Synthesizer von Feichtner. Die 3/ Journal Violone II (ECM 1149, 1980) schliesslich, die mit der früheren Bass-Solo-Platte ausser dem Namen eigentlich nichts zu tun hat, reduziert das Geschehen dann auf Phillips mit den beiden Stimmen von John Surman an den Holzbläsern und dem Gesang von Aina Kemanis. Das ist ziemlich abgefahren ! Es gab noch eine Fortsetzung namens Music by ... (ECM 1178, 1981) mit einer etwas erweiterten Besetzung, die es aber nur auf LP gibt, die ich nicht mehr habe ... Teil 2 folgt gleich ... [Beitrag von arnaoutchot am 29. Sep 2019, 13:47 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#327 erstellt: 29. Sep 2019, 16:08 | |||
Phillips Teil 2: Die anderen drei Platten sind Bass-Solo-Werke: 4/ Call Me When You Get There (ECM 1257, 1984). Eine musikalische Reise- und Landschaftsbeschreibung von Nordkalifornien und Oregon. Ich fand die Platte schon immer ein herausragendes Muster ihrer Gattung, leider war sie bis zur kürzlichen Veröffentlichung im Rahmen der HiRes-Downloads nur als lange vergriffene LP erhältlich. Auf 5/ Aquarian Rain (ECM 1451, 1992) erweitert Phillips seine Ausdrucksform um den Bass um Percussion und Tapes, das wird dann musikalisch relativ fortgeschritten. Muss ich mal wieder hören, lange nicht mehr getan ... Schliesslich Phillips finales Opus auf dem Bass, letztes Jahr nach langer Zeit der Abwesenheit wieder bei ECM erschienen, der Kreis schliesst sich: 6/ End to End (ECM 2575, 2018). Hier habe ich bei der Erstlauschung etwas geschrieben. Insgesamt ein faszinierendes und würdiges Werk. |
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andreas3
Inventar |
#328 erstellt: 29. Sep 2019, 17:08 | |||
Guten Abend, die ersten drei stehen auch bei mir, schön dass sie hier erwähnt werden. Gerade die Three Day Moon finde ich überaus faszinierend, herausragend das erste Stück A-i-a, der eindringlich wiederholte Basslauf in Verbindung mit Feichtners schwebenden Klängen und Gurtus explodierender Percussion wirkt geradezu hypnotisch. Ich möchte ergänzend noch seine Musik für vier Bassisten und Schlagzeug erwähnen, Michaels Aussage
trifft hier jedenfalls zu: Barre Phillips - For All It Is Japo 60003 (1971) Barre Phillips - bass Palle Daniellson - bass Barry Guy - bass J.F. Jenny-Clarke - bass Stu Martin - drums Faszinierend, berauschend, furios. Grüße! |
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arnaoutchot
Moderator |
#329 erstellt: 30. Sep 2019, 16:36 | |||
Danke für die Erwähnung der For All It Is, kenne ich, habe ich aber nicht als Tonträger, erschien mW auch nie als CD. Ja, das ist kein einfacher Stoff. Hier noch eine weitere Platte von Barre Phillips und Evan Parker und Paul Bley. Genügend P's also ... Sankt Gerold Variationen (ECM 1609, aufgenommen 1996, erschienen 2000). Die strenge und karge Atmosphäre des österreichischen Klosters färbte auf die Musiker ab, es sind musikalisch freie und relativ abstrakte Explorationen. Klanglich ist das Kloster ein hervorragender Aufnahmeort ! |
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andreas3
Inventar |
#330 erstellt: 30. Sep 2019, 20:37 | |||
Guten Abend! Gary Peacock versteht es, Virtuosität und innere Ruhe zu vereinen. Ich erfreue meine Ohren heute Abend mit zwei Trioplatten unter seinem Namen: Gary Peacock - Shift In The Wind ECM 1165 (1981) Art Lande - piano Gary Peacock - bass Eliot Ziegmund - drums Art Lande brachte zwei Stücke mit, Peacock lieferte drei, dazu zwei Gruppenimprovisationen. Peacock lässt seinen Mitspielern freie Hand, und sowohl Lande als auch Ziegmund fühlen sich in der Rolle hörbar wohl. Heraus kam ein Album voller Spannung, aber ohne Hektik: Alle drei spielen eher sparsam, setzen dabei aber überraschende Momente, so dass nie Langeweile aufkommt. Vierunddreißig Jahre später zeigt er, dass er seinen Stil beibehalten hat, in einem nicht weniger aufregenden Trio: Gary Peacock Trio - Now This ECM 2428 (2015) Marc Copland - piano Gary Peacock - bass Joey Baron - drums Auch Copland brachte zwei seiner Stücke mit, eines stammt von Baron, sieben stammen aus Peacocks Feder. Als Dreingabe Scott LaFaro´s Gloria´s Step, schön mal wieder zu hören, Oregon spielten das ja auch. Wie auf der erstgenannten auch hier feine Musik voller Ruhe, aber mit großer Intensität. Grüße! |
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arnaoutchot
Moderator |
#331 erstellt: 01. Okt 2019, 18:37 | |||
Dann komme ich mit noch ein paar Gary Peacock-Platten. Andreas, Du hast recht, Virtuosität, innere Ruhe und einen weiten musikalischen Blick, von Ayler bis zu den japanischen Musiker mit denen er gearbeitet hat. Und viel Toleranz, wie sonst hätte er es so viele Jahre im Trio mit dem Klavierjodler ausgehalten Ich reduziere Stück für Stück die Besetzungen: 1/ Tangents (ECM 2533, 2017), im Trio mit Copland und Baron wie bei dem von Andreas vorgestellten Vorgänger Now This. Ein superbes Trio mit subtilen Ideen, man höre nur das fragile Empty Forest, die Bill-Evans-Hommage mit der Szene aus Spartacus oder sein eigenes altes Stück aus unten 3 December Greenwings. Sehr empfehlenswert ! 2/ Oracle (ECM 1490, 1993) im Duo mit Ralph Towner, zwei Altmeister treffen sich auf Augenhöhe. Ebenfalls stark. 3/ December Poems (ECM 1119, 1978) ist im Prinzip eine Bass-Solo-Platte mit Overdubs, wenn nicht auf zwei Stücken der Fjord-Tröter die meditative Ruhe des Akustikbasses stark stören würde. Schade, und ich hab diese Platte nur als LP, bei der sich die Stücke mit Garbarek nicht wegprogrammieren lassen. Peacock hat ziemlich viel für ECM gemacht, hat jemand noch etwas davon ? |
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andreas3
Inventar |
#332 erstellt: 01. Okt 2019, 21:07 | |||
Oracle habe ich gerade im Player, ein Genuss. Peacocks Stücke scheinen Towner wie auf den Leib geschnitten. Grüße! |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#333 erstellt: 02. Okt 2019, 06:48 | |||
Natürlich kann ich auch ein wenig zu Peacock beitragen, ich habe ja neben "December Poems" die beiden anderen Platten mit dem "Fjordtröter" auch noch. Gary Peacock Voice from the past - Paradigm ECM 1210, 1982 Gary Peacock - Bass Jan Garbarek - Saxophones Palle Mikkelborg - Trumpet, Flugelhorn Peter Erskine - Drums Gary Peacock Guamba ECM 1352, 1987 Gary Peacock - Bass Jan Garbarek - Saxophones Tomasz Stanko - Trumpet Jack DeJohnette - Drums Da Gary Peacock auf beiden Platten ein ähnliches Ziel verfolgt, fasse ich die beiden trotz etwas veränderter Besetzung auf der zweiten Scheibe mal in einem Text zusammen. Der Bassist wählt auf beiden Alben den freien Weg und läasst seine Mitspieler auf den Hörer los - unlimitiert und ungezügelt. Er gibt dabei kurze Themen vor, die in sich schon ziemlich eindeutig atonal klingen. Ob man das mag oder nicht, ist eine Sache (ich mag das gar nicht), aber wenn man seine Hörgewohnheit ausblenden kann, dann wird gerade im Gegenhören der Alben Erstaunliches zu Tage gefördert. Hier kann man nämlich ganz direkt und in einem 1:1 gestellten Kontext zwei völlig unterschiedliche Trompeter und Schlagzeuger vergleichen. Und Mikkelbord und Stanko könnten unterschiedlicher nicht sein. Der Däne hat einen enorm transparenten und brillanten Ton, den er hier weit ins Überblasene schweifen lässt und jede Menge Dirty Notes aus seinem Horn presst. Stanko dagegen ist ein rauher Romantiker, der diese Situation ganz anders bewertet und mit seiner gesetzteren und weniger freien Spielweise etwas beruhigt. Und auch Erskine und DeJohnette entwickeln völlig unterschiedliche Kräfte. Erskine schöpft seine Kraft und seinen Groove aus viel Tom- und Snarearbeit und setzt hier markante Betonungen, während DeJohnette gemäß seines bekannten Stils fiebrig und hitzig seine Becken und Hi- Hats vibrieren lässt. Einzig Peacock und Garbarek stehen als Festkörper dazwischen und machen ihr Ding auf beiden Alben ganz hervorragend. Und wer dachte, dass der Norweger in den 80ern schon in pathetische Galaxien entschweift ist, hat sich gehörig geschnitten. Er kommt von Trane und Freejazz und zeigt das hier ganz unverblümt und kompromißlos. Und Peacock einigartige Meisterschaft und sein Verständnis für energetische Spielweisen wird auch hier sehr deutlich. [Beitrag von Mr._Lovegrove am 02. Okt 2019, 09:17 bearbeitet] |
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andreas3
Inventar |
#334 erstellt: 04. Okt 2019, 10:51 | |||
Eigentlich dachte ich, zu P nichts mehr im Regal zu haben, aber da war noch was: Arvo Pärt - Misere ECM 1430 (1991) The Hilliard Ensemble conducted by Paul Hillier Orchester der Beethovenhalle Bonn conducted by Dennis Russel Davies Der Grund ist, dass sie nicht unter Jazz einsortiert war, sondern in meiner kleinen Klassikabteilung steht, die leider kaum noch Gehör findet. Misere versetzt mich beim Hören in eine Stimmung, die ich zuletzt beim Besuch eines griechischen Klosters empfunden habe: Die Welt zieht sich zurück, es tritt Ruhe ein. Das erste Stück Misere vermittelt Trauer, aber auch Trost, und ist dem Hilliard Ensemble gewidmet. Das Ensemble besteht neben dem Chor noch aus Orgel, Bläsersatz, Gitarre und Bass sowie einem Percussionisten. Das zweite Festina Lente ist Manfred Eicher gewidmet und wird vom genannten Orchester aufgeführt, währen das dritte Sarah Was Ninety Years Old in kleiner Besetzung (drei Sänger, Orgel, Percussion) gespielt ist. Diese Musik geht noch einen Schritt weiter als die "nordische Wehmut", sie ist existentiell. Grüße! |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#335 erstellt: 06. Okt 2019, 15:37 | |||
Mag jemand was zu Julian Priester sagen, ansonsten übernehme ich das morgen. |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#336 erstellt: 08. Okt 2019, 05:47 | |||
Gut, dann komme ich zum Chicagoer Posaunisten Julian Priester. Er hat auf ECM zwei für ihn so ungewöhnliche wie äußerst unterschiedliche Alben aufgenommen. Julian Priester Pepe Mtoto Love, Love ECM 1044, 1974 Julian Priester Trombones, Horns, Whistle Flute, Syntheziers Patrick Gleeson Syntheziers Hadley Caliman Flute, Saxophones, Bass Clarinet Bayete Umbra Zindiko Pianos, Clavinet Nyimbo Henry Franklin Basses Ndugu Leon Chancler Drums Mguanda David Johnson Flute, Soprano Saxophone Kamau Eric Gravatt Drums, Congas Bill Connors Electric Guitar Nach seinem Weggang bei Herbie Hancock bewegt sich Priester hier äußerst aufregend und mit vehementer Stringenz auf dem Feld des Funk- beeinflußten Psychedelic- Fusionjazz. Nach einem etwas vernebelten Intro schlagen Ndugu Chancler und Bassist Franklin einen beinharten Beat an, den die Band etwas mehr als eine Viertelstunde intensiv beackert. Verhuschte Wah- Wah- Gitarren, Mellotronwolken und hämmernde E-Piano Akkorde rauschen auf den Hörer herab und man vermisst Priester als Posaunisten gar nicht, denn der gibt im ersten Part lieber den Mann am Synthie. Das ist harter, geradliniger und mitreißender Stoff und für Fans dieser Richtung unabdingbar. Im zweiten Stück bewegt sich das Ensemble in deutlich freieren Gefilden. Die ersten Acht Minuten sind pure psychedelische Improvisation aus fernen modalen Welten, der zweite Teil des Stückes ist ein Echo des Afrocentric- Jazz mit einem entfesselt aufspielenden Priester und einem großartig- grollenden Bayete Umbra Zindiko am Klavier. Dieser so ungewöhnliche Reigen wird dann in einem dissonanten Finale kongenial beendet. Julian Priester Polarization ECM 1098, 1977 Julian Priester Trombone Augusta Lee Collins Drums Heshima Mark Williams Electric Bass Ray Obiedo Electric Guitar, Guitar Curtis Clark Piano Ron Stallings Tenor Saxophone, Soprano Saxophone Vier Jahre später und mit einem ganz anderen und wesentlich kleineren Ensemble tritt Priester ganz anders auf. Wesentlich ruhiger geht es zu, er selber gibt sich sogar mal reine Solozeit. Zwar ist das zweite Stück "Rhythm Magnet" wieder mit einem fiebrigen Beat unterlegt, den Bassist Williams mit seinem Stakkatobass herrlich hart mitträgt, aber diese Musik ist sehr weit vom Vorgängeralbum entfernt.Eher nähert sich die Band avantgardistischen Elementen und zieht diese auch mal gewitzt durch die Jazzfunksauce (in "Scorpio Blue"). Insgesamt schlägt Priester auf der Platte ungewöhnliche Töne an, die manchmal etwas unschlüssig in ihrer Richtungsgebung wirken, aber dennoch spannend sind. |
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andreas3
Inventar |
#337 erstellt: 09. Okt 2019, 20:12 | |||
Guten Abend! Julian Priester ist mir namentlich zwar ein Begriff, aber musikalisch noch nie begegnet. Wird wohl Zeit da mal reinzuhören, zumindest auf der ersten sind ja alte Bekannte dabei. Wollen wir mit R weitermachen? Grüße! |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#338 erstellt: 10. Okt 2019, 06:48 | |||
Aber vorher kommt noch das Q, zumindest wenn jemand eine oder beide Scheiben von Quercus hat. [Beitrag von Mr._Lovegrove am 10. Okt 2019, 06:48 bearbeitet] |
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andreas3
Inventar |
#339 erstellt: 10. Okt 2019, 09:01 | |||
Quercus sagt mir gar nichts, in meinem alten ECM- Katalog ist kein Künstler mit Q erwähnt. Das würde mich schon interessieren! |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#340 erstellt: 10. Okt 2019, 09:26 | |||
HansFehr
Inventar |
#341 erstellt: 10. Okt 2019, 09:29 | |||
Dieses Trio Quercus gibt es schon bei ECM. Englisch-Folk mit Jazzelementen. So kommt es mir vor. Ich habe keine der beiden CDs. Nur mal bei JPC etwas reingehört. Der Sänger dominiert weitgehend. Oha. Überschnitten. [Beitrag von HansFehr am 10. Okt 2019, 09:30 bearbeitet] |
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andreas3
Inventar |
#342 erstellt: 10. Okt 2019, 10:01 | |||
Danke für die Infos, Iain Ballamy ist mir schon begegnet. Aber Gesang gefällt mir meistens nicht. Da wir ja noch bei P sind, da gibts noch Harry Pepl / Herbert Joos / Jon Christensen. Pepl ist Pianist, ich kenne ihn bisher nicht. |
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arnaoutchot
Moderator |
#343 erstellt: 10. Okt 2019, 15:14 | |||
Kurzer Einwurf: Hab eine von Quercus. Muss ich aber nochmals hören und bin z Zt unterwegs. Macht ruhig schon mal weiter, ich hole das nach (Mitte nächster Woche). Gruss Michael |
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andreas3
Inventar |
#344 erstellt: 10. Okt 2019, 18:03 | |||
Wir können auch noch warten, R wird bestimmt spannend. Und die Reihenfolge wird gewahrt. Grüße! |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#345 erstellt: 10. Okt 2019, 18:06 | |||
Ich bin da auch ganz geschmeidig. Lass uns warten. Dann habe ich auch mehr Zeit, Terje Rypdal vorzubereiten. |
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arnaoutchot
Moderator |
#346 erstellt: 16. Okt 2019, 17:05 | |||
ok, ich bin zurück, nun also zu Quercus (ECM 2276, 2013), damit es hier weitergehen kann. Habe ich mir gerade mal hergeholt, und bin sehr positiv überrascht. Das ist eine sehr schöne Platte. Ich hatte sie wohl beim Kauf gehört, aber dann versank sie in meinen grossen Fluten von ECM- und sonstigen Platten ... mea culpa Die selbstbetitelte Platte des Trios um die Folk-Sängerin June Tabor, des Saxophonisten Iain Ballamy, der einen leichten Hang zum fusionistischen Jazz hat (Loose Tubes, Bill Bruford), und des walisischen Pianists Huw Warren verarbeitet literarische Vorlagen von Shakespeare, Burns und anderen zu Songs mit berückender Schönheit, die ganz sanft und völlig natürlich vor allem durch Ballamys Saxophon einen leichten Jazz-Touch bekommen. Im Moment finde ich das gerade äusserst schön und kann es allen, die keine Phobie gegen Tabors im übrigen sehr angenehme Alt-Stimme haben nur wärmstens empfehlen. Klanglich top, das Cover ist eine dieser neuen lebensbejahenden s/w-Grafiken ... |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#347 erstellt: 16. Okt 2019, 17:15 | |||
arnaoutchot
Moderator |
#348 erstellt: 16. Okt 2019, 17:29 | |||
Bitteschön ! Bei Terje Rypdal lasse ich Dir gerne den Vortritt. Der Mann hat überzeugende Platten in den 1970ern abgeliefert (What Comes After, Odyssey oder After the Rain finde ich sehr gut), aber ab Mitte der 1980er wurde es zumindest für mich mittelmässig bis unhörbar. Ich kann ein bisschen was zu Enrico Rava sagen. Bei der Recherche zu R fiel mir auf, dass es interessante ECM-Platten von Dewey Redman (The Struggle Continues, ECM 1225, 1982), Sam Rivers (Contrasts, ECM 1162, 1979) und Adelhard Roidinger (Schattseite, ECM 1221, 1981) gibt, die ich leider nicht habe (Rivers/Contrasts kenne ich allerdings). Vielleicht mag jemand etwas dazu sagen. [Beitrag von arnaoutchot am 16. Okt 2019, 17:30 bearbeitet] |
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andreas3
Inventar |
#349 erstellt: 16. Okt 2019, 17:52 | |||
Guten Abend, hier läuft gerade: Rena Rama - Landscapes JAPO 60020 (1977) Lennart Äberg - tenor, soprano saxes, percussion Bobo Stenson - piano, percussion Palle Daniellson - bass Leroy Lowe - drums, percussion Auch so ein Quartett, von dem ich mir mehr Aufnahmen gewünscht hätte. Der Vergleich mit dem Quartett mit Garbarek drängt sich auf, aus meiner Sicht bzw. für meine Ohren ist das hier deutlich zeitloser und entspannter, vielleicht weniger ehrgeizig, aber immer locker- entspannt. Grüße! |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#350 erstellt: 17. Okt 2019, 06:36 | |||
Danke für den Tipp. Kannte ich noch gar nicht, läuft nun aber im Stream und ich bin schon jetzt sehr begeistert! |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#351 erstellt: 17. Okt 2019, 07:23 | |||
Doch ich komme nun zu Terje Rypdal, einem der wohl prägendsten Künstler auf ECM und jemandem, der in meinen Augen keine einzige durchschnittliche oder gar schwache Platte veröffentlicht hat. Rypdal kommt aus einer Musikerfamilie, lernte erst Klavier, dann Trompete und brachte sich schließlich selbst das Gitarrespielen bei. Schon vor seiner Zeit bei ECM war er in Norwegen recht bekannt, da er eine Zeit lang bei den Vanguards gespielt hat und ihren landesweiten Erfolg als instrumentale Rockband mitprägte. Doch als Solist wählte er, beeinflußt von moderner Klassik und ebensolchem Jazz, einen anderen Weg. Sein Debüalbum "Bleak House" (auf Philips erschienen) zeigt trotz einiger rockiger Songs schon den Weg, den er kurze Zeit später unter Manfred Eichers Ägide konzentriert verfolgen sollte: Jazzrock mit vielen klassischen Einschlägen und einer starken Neigung zu Avantgarde und Moderne. Rypdals Gitarrenspiel auf der Fender Stratocaster ist geprägt vom massiven Tremolo- Einsatz, von langen Legatolinien und einer ausgeprägten weitschweifenden Art, die seine Soli auch nach vielen Minuten noch kreativ und spannend erscheinen lassen. Seine technische Brillanz und seine außergewöhnlichen Ideen schweben über denen der meisten rockigen Gitarristen und erstaunen auch nach Jahrzehnten noch. Seinen ersten Einsatz auf ECM hatte der Gitarrist auf Garbareks "Afric Pepperbird" und Eicher verwährte ihm eine seiner Kompositionen dort anzubringen, versprach ihm aber gleichzeitig sein eigenes Debüt. Terje Rypdal Terje Rypdal ECM 1016, 1971 Electric Bass – Bjørnar Andresen Electric Bass, Double Bass – Arild Andersen Electric Piano – Bobo Stenson, Tom Halversen Guitar, Flute – Terje Rypdal Oboe, English Horn – Ekkehard Fintl Percussion – Jon Christensen Tenor Saxophone, Flute, Clarinet – Jan Garbarek Voice – Inger Lise Rypdal Dies folgte 1971 und schon seit Erstling auf ECM klingt trotz aller Wildheit und rauhen Atmosphäre ausgereift und durchdacht. Gleich der Opener "Keep it like that, tight" ist ein frühes Statement in Sachen beinharter Jazzrockmusik, auch wenn es langsam und schleichend erklingt. Auch vollzieht Rypdal schon hier Ausflüge in klassisch veranlagte Gefilde ("Rainbow"), die ihn Zeit seines Lebens immer wieder beschäftigen werden. Die herausragende "Electric Fantasy" bestätigt diese Leidenschaft meisterhaft. Das Album ist insgesamt stark psychedelisch geprägt und zeigt Rypdal eher als schlauen Komponisten, denn als virtuosen Gitarristen. Terje Rypdal What comes after ECM 1031, 1974 Bass – Barre Phillips Electric Bass – Sveinung Hovensjø Guitar, Flute – Terje Rypdal Oboe, English Horn – Erik Niord Larsen Organ, Drums – Jon Christensen Der Norweger führt auf dem zweiten Album für das Münchener Label seine Linie fort, setzt aber gleichzeitg schon erste neue Markpunkte, die man nur wenige Zeit später voll ausgeprägt hören wird. Auch dieses Album ist stark von psychedelischen Sounds durchzogen und erfordert einen stark konzentrierten Hörer mit langem Atem und Geduld. Man hört den Saitenhexer hier auch seltenerweise auf der akustischen Gitarre, aus der er außergewöhnliche Klänge herausholt. Das Titelstück gestaltet Rypdal wie viele andere Stücke auf folgenden Alben als rhythmisch recht geradlinig gestalteten Jazzrock mit viel Raum für seine Soli und die der anderen. Doch noch gibt er sich als Solist etwas zurückhaltend und weniger selbstbewußt, als später. Lieber fröhnt er auch hier klassischen Arrangements für ebensolche Instrumente. Diese Liebe hört man dann auf dem Folgealbum noch deutlich kompromißloser durchdringen. Terje Rypdal Whenever I seem to be far away ECM 1045, 1974 Bass – Sveinung Hovensjø French Horn – Odd Ulleberg Guitar – Terje Rypdal Mellotron, Electric Piano – Pete Knutsen Percussion – Jon Christensen Orchestra – Südfunk Symphony Orchestra Conductor – Mladen Gutesha Rypdal hat hiermit ein dreiteiliges Monster geschaffen, das er teilweise mit Mitgliedern des Südfunk Orchesters eingespielt hat. Das erste Stück ist eine knallhart hämmernde Jazzrockpiece, auf der Jon Christensen als Taktgeber mehr als brilliert. Rypdal versteckt seine Virtuosität etwas im Mix, aber reißt den Hörer tief in diesen hörbar durch Miles Davis und die frühe Fusionära geprägten Strudel hinab. "The Hunt" ist ein eine kürzere und knapp verdichtete Fortsetzung dessen und begeistert immer wieder mit komplexer Härte. Doch im Titelstück dann schwenkt Rypdal um und erschafft ein Adagio für Orchester und Sologitarre, das ganz ohne klassisches Jazzsetup auskommt und seine Affinität zur klassischen Musik der Moderne ganz ohne improvisiertes Beiwerk aufzeigt. Schon hier ebnet er intelligent und ausgereift den Weg zu späteren Alben wie "Q.E.D". Der zweite Teil meiner Rypdal Werkschau folgt dann später. Entweder heute abend noch oder morgen. [Beitrag von Mr._Lovegrove am 17. Okt 2019, 08:51 bearbeitet] |
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