Klangunterschiede bei analogen Bandaufnahmen?

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DerJens
Neuling
#1 erstellt: 17. Jun 2006, 12:49
Hallo,
meine Frage bezieht sich auf die Aufnahmen bei unterschiedlicher Bandgeschwindigkeit.
Gibt es klangliche Unterschiede, ob ich mit 38,1 cm/s oder 76,2 cm/s aufnehme? Bzw. wie sehen diese Unterschiede aus?

Gruss

Jens
Norbert1960
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 17. Jun 2006, 14:40
Hallo Jens,

76,2 cm/s stammen noch aus den "Pioniertagen" der Studio-Tonbandmaschinen, als auch die Tonbänder noch viel schlechter waren. Mit 38,1 cm/s bist Du heutzutage bestens dabei. Der Bandverbrauch bei 76 ist immens und steht in keinem Verhältnis mehr.

Gruß, Norbert
hal-9.000
Inventar
#3 erstellt: 17. Jun 2006, 16:07
Welche halbwegs aktuelle Kiste macht denn 76cm/s?
Norbert1960
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 18. Jun 2006, 10:23

hal-9.000 schrieb:
Welche halbwegs aktuelle Kiste macht denn 76cm/s?
Hallo,

die letzte modernere Maschine mit 76 cm/s, die ich in den Händen hatte war eine Studer A 810 aus den 1980er-Jahren.

Gruß, Norbert
DerJens
Neuling
#5 erstellt: 18. Jun 2006, 11:37
Hatte nur was über Bandmaschinen gelesen und mich gewundert, ob es bei verschiedenen Bandgeschwindigkeiten Klangunterschiede gibt. Daher meine Frage.

Jens
Norbert1960
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 18. Jun 2006, 14:24
Hallo Jens,

grundsätzlich kann man beim Magnettonverfahren sagen, je höher die Bandgeschwindigkeit, desto besser ist der Höhenfrequenzgang, der Rauschpegel nimmt ab und die Dynamik zu.

Besseres Tonbandmaterial, aufwändigere Köpfe und modernere Schaltungstechnik machten geringere Geschwindigkeiten bei gleicher Tonqualität möglich. Im Rundfunk wurde bei hochwertigen Musik- und Sprachaufnahmen 38 cm/s angewendet, im Reportagebereich 19 cm/s.

Schon in den 1950er-Jahren hat man sich in immer mehr von 76 cm/s verabschiedet.

Gruß, Norbert
DerJens
Neuling
#7 erstellt: 18. Jun 2006, 17:42
Danke Norbert,
genau das, was ich wissen wollte!

Gruss

Jens
richi44
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 19. Jun 2006, 11:12
Erstens: Die Studer A820 kann auch 76.
Und 76 wurde noch am Ende der Analogtage für hochwertige Masterings verwendet.

Zur technischen Seite:
Je höher die Bandgeschwindigkeit, desto geringer muss die Höhenanhebung bei Aufnahme und Wiedergabe sein. Dies hat nicht nur mit der Entzerrnorm zu tun, sondern vor allem mit der Kompensation von Band- und Kopfverlusten.
Eine geringere Höhenentzerrung verringert den Klirr im Hochtonbereich oder anders herum, sie erhöht die Aussteuerbarkeit.

Weiter wird das Bandrauschen in eine höhere Frequenzlage verschoben, sodass es weniger auffällt.
Allerdings entsteht durch die Bandreibung an Köpfen und Bandführungen ein Rauschen, das mit zunehmender Geschwindigkeit ebenfalls zunimmt, sodass der Gewinn letztlich extrem klein ausfällt.

Zusätzlich ist die Höhenwiedergabe linearer und vor allem weniger durch Dropouts gestört.

Ausserdem sind Tonbandgeräte mechanische Dinger, sodass ein schneller drehender Motor mit seiner Schwungmasse eine bessere Gleichlauf-Eigenschaft besitzt.
Hierbei ist einzuschränken, dass eine Maschine mit 19/38 oder 38/76 den selben Motor besitzt (A62), allerdings mit unterschiedlich dickem Capstan. Folglich ist die Motordrehzahl gleich und damit auch der Gleichlauf. Hier spielt also der Vorteil der höheren Geschwindigkeit nicht.

Nachteilig bei höheren Geschwindigkeiten ist der wellige Bassfrequenzgang. Bei einer B67 ist ein linearer Bassfrequenzgang zwischen 30 und 100Hz mit +/-2dB machbar. Dies bei 9,5cm Bandgeschwindigkeit.

Bei 19 ist es zwischen 30 und 40Hz schon problematisch. Und auch zwischen 40 und 100Hz sind Abweichungen von unter +/-3dB nicht machbar.

Bei 38 wird es bis hinauf auf 63Hz unruhig.
Dies liegt daran, dass für tiefe Frequenzen nicht der Kopfspalt massgebend ist, sondern der Kopfspiegel, also der Bereich, in welchem das Band den Kopf umschlingt. Da ergeben sich dann Resonanzen, die nicht vernünftig ausgeglichen werden können.
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