Alte Tuner mit 2 Antennenanschlüssen - Diversity?

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Tigerfox
Stammgast
#1 erstellt: 07. Feb 2016, 16:28
Hallo,

ich habe mich schon eine Weile gewundert, dass die PKW-Technik Antennen- bzw. Phasendiversity, die schon seit etwa einem Jahrzehnt bei jedem halbwegs vernünftigen PKW günstig erhältlich ist, scheinbar keinen Einzug in heimische Tuner gefunden hat.

Anlass für mein Lob dieser Technik ist folgendes: Ich wohne in Bochum Linden, fast direkt an der Ruhr, an der Grenze zu Essen-Burgaltendorf und Hattingen. Mit anderen Worten, offenbar in einem Loch.
Unseren heimischen Regionalsender 98.5 kriege ich nur an einem Ort im Haus und nur mit einem Radio (irgendeinem batteriebetriebenen Lifetec-Miniradio) rein, nämlich im Bad und auch da nur mit Mühe und an der Wand (also Richtung Nordwesten).

In PKWs ist das jedoch im gesamten Stadtgebiet und auch ein ganzes Stück darüber hinaus kein Problem. Von meinem Golf 5 und einem Volvo V50 weiss ich nun, dass diese Antennen-Diversity nutzen, also neben der Dachantenne noch eine Antenne in der Heck- oder hinteren Seitenscheibe haben. Im alten Polo 4 war das nicht der Fall, weshalb dieser auch Probleme mit dem Empfang vor dem Haus hatte.

Nun scheinen selbst die wenigen noch erhältlichen oder gerade ausgemusterten separaten Tuner (Yamaha T-S500/1000 bzw. TX-497/461DAB, Onkyo T-4030/4070 bzw. T4355/4555, Pioneer F-F3J/F6J, Denon TU-1510AE bzw. TU-1800/1500AE, Marantz ST-7001/6001 bzw. ST-6003) diese Technik nicht zu nutzen und auch Receivern und Kompaktanlagen konnte ich keine Hinweise darauf finden.

Nun habe ich aber doch beim Stöbern einige alte Tuner entdeckt, die zwei coaxiale Antenneneingänge besitzen (z.B. Pioneer F-504RDS, Denon TU-S10), zusätzlich zu den Klemmen für die Wurfantenne. Ich konnte allerdings nirgends konkret lesen, dass diese der Antennen-diversity dienen. Stattdessen klang es eher, als seien diese dazu gedacht, den Tuner gleichzeitig an die Dachantenne über Wandsteckdose und einen Dipol im Zimmer anzuschließen, so dass man immer die Empfangsart mit dem besten Emfpang wählen kann.

Ist das alles oder kann man mit solchen Tunern wirklich den Empfang durch gleichzeitige Nutzung zweier Antennen verbessern?
DOSORDIE
Inventar
#2 erstellt: 07. Feb 2016, 18:07
Die Antennendiversity im Auto funktioniert ja so,

dass ein Mischsignal aus den vorhandenen Antennen entsteht, die dann quasi als Richtantenne fungieren, es wird immer auf die Antenne geschaltet, wo der Empfang besser ist um kleine Störungen, die man mit einer Antenne hat möglichst auszurotten, so etwas wie der Lattenzauneffekt auf der Autobahn, wo es so klingt, als würde man an einem Zaun vorbei gehen und durch die Ritzen zwischen den Latten reden wird damit z.B. komplett eliminert, kurze Knacker oder Sprötzeln kommen auch nicht mehr vor. Auch Sender von weiter weg sind, werden so besser empfangen, das Ganze macht aber nur bei ständigen Bewegungen Sinn.

Zuhause geht man davon aus, dass die Antenne korrekt ausgerichtet ist, natürlich würde es wahrscheinlich was bringen, wenn man z.B. 2 unterschiedlich ausgerichtete Antenne auf dem Dach an unterschiedlichen Standorten anbringen würde und der fest angeschlossene Tuner daraus das möglichst Beste Signal für den jeweiligen Sender zusammen basteln würde, wenn man viele Sender aus anderen Himmelsrichtungen empfangen will, trotzdem ist aber immer nur ein Kompromiss, weil die Antennen im Auto ja auf keinen bestimmten Sender ausgerichtet sind und permanent in Bewegung sind und das Mischsignal nicht dem einer perfekt ausgerichteten, stehenden Dachantenne ist, wo diese Diversity dann überhaupt keinen Sinn ergeben würde.

Du musst ausserdem bedenken, dass die Autoradios immer mit RDS AF (Alternativ Frequenz) arbeiten. Im RDS Signal sind sämtliche andere Frequenzen gespeichert, auf denen der Sender noch empfangbar ist (wenn vorhanden), das Radio schaltet dann lautlos ständig auf die stärkste Frequenz um, da im Display im Normalfall ja nur der Sendername und die Zusatzinformationen angezeigt werden, merkst du gar nicht, dass unter Umständen bis zu 100 Mal in der Minute umgeschaltet wird. Vielleicht hat dein Lokaler Sender ja eine alternative Frequenz von der du Nichts weißt und ist damit im Haus evtl. auch besser zu empfangen?

Da bei Diversity mindestens 2 Tuner ständig aktiv sind hast du ausserdem noch Komfortfunktionen, wie das ständige Auflisten der aktuell empfangbaren Sender, weil der zweite Tuner die ganze Zeit das Band scannt. Unabhängig von dieser Technik muss das aber nicht heissen, dass der Tuner empfangsstärker ist, als ein einzelner Tuner. Wichtig ist bei Tunern immer die Empfangsleistung und die Trennschärfe. Ein guter Tuner kann Sender auf 100 kHz bei UKW fast perfekt trennen. d.h. Wenn auf 89,3 MHz ein schwacher Sender von weiter weg kommt und auf 89,4 ein Ortssender vollen Empfang hat, kann das Radio den Sender auf 89,3 MHz noch relativ klar trennen, ohne großartiges Übersprechen des viel stärkeren Ortssenders.

Die Trennschärfe hat nicht unbedingt was mit der Empfangsleistung zu tun. Es gibt Radios, die eine gute Empfangsleistung haben, aber nicht besonders trennscharf sind, wenn du da auf 89,3 stellst hörst du da noch sehr deutlich den Sender auf 89,4 und der auf 89,3 wird davon quasi komplett verdeckt, weil das Radio nicht so gut trennen kann, eine Trennschärfe von 300 kHz ist bei Koffer - Taschenradios und HiFi Tunern aber keine Seltenheit, denn der Sound leidet unter einer hohen Trennschärfe. Man braucht dafür nämlich schmalere Filter, wodurch der Sound schlechter wird und am Ende fast Richtung Mittelwelle gehen kann, für einen guten Sound braucht man also breite Filter. Deshalb gibt es Autoradios mit dynamischen Filtern, die sich je nach Empfangslage anpassen, wenn das Signal zusätzlich noch digital verarbeitet wird kann man da Einiges raus holen.

Ein gutes Beispiel sind die alten Blaupunkt DigiCeiver, bei denen funktioniert das so. Mit so einem Radio komme ich hier in Kassel auf UKW teilweise bis nach Holland. Auf 98,4 ist bei uns Bayern 1 mit Mühe und Not noch zu empfangen, auf 98,3 sendet ein Holländer über 300 km von uns entfernt, auf der Autobahn richtung NRW ist es zeitweise möglich den Sender in Stereo und mit RDS zu empfangen, das funktioniert aber nur mit schmalem Filter und hoher Empfangsleistung, bei allen anderen Radios empfange ich auf der 98,3 nur Reste von Bayern 1 und der Holländer ist völlig verschwunden.

Diese DigiCeiver artige Technik wird auch in vielen Diversity Geräten eingesetzt, das ist in vielen OEM Radios von Bosch der Fall (denen ja Blaupunkt gehört hat und die die Technologie entwickelt haben und weiternutzen) und ähnliche Konzepte dürften auch in Systemen von Alpine oder Zenec und anderen höherwertigen Herstellern verbaut sein. Bei Blaupunkt hieß das Konzept DigiCeiver mit Diversity dann "TwinCeiver".

Bei stationären HiFi Tunern mit 2 Antennenanschlüssen hast du die Möglichkeit über 2 Empfangswege Sender zu empfangen. In den 70er und 80er Jahren war das Beispiel was du oben schon erwähnt hast sinnvoll oder eben 2 Fette Dachantennen evtl. mit Motor und später war es gut, wenn man Kabel hatte und Lokalsender hören wollte, die terrestrisch empfangbar waren, aber nicht im Kabel.

Bei uns ist es z.B. so, dass man irgendwann MDR1 Radio Sachsen Anhalt aus dem Kabel genommen hat, auf der 94,6 vom Brocken kann man den Sender hier aber noch sehr gut empfangen. Ich habe einen AKAI Tuner AT 57, der hat einen schaltbaren Filter für weit entfernte Sender und Ortssender, 2 Antenneneingänge und direkte Frequenzeingabe. Die ganze Sache ist ziemlich genial, denn das Gerät speichert auf den Presets nicht nur die Frequenz, sondern auch alle anderen Parameter (nämlich Antenne A, Antenne B, Wide/Narrow, Hi Filter, Mono/Stereo), am Ende schaltest du nur noch die Senderspeicher durch und brauchst dir keine Gedanken mehr über den Empfangsweg machen.

Ansonsten ist vielleicht Etwas im Haus, das sämtliche Radios stört (Da gibt es viele Möglichkeiten, WLAN, Bluetooth, Funkmaus, Handies usw.), oder Baustoffe in den Wänden, die den Empfang einschränken und abschirmen. Lifetec muss ja Nichts schlechtes sein, aber es würde mich schon wundern, wenn das Radio mit Abstand den besten Empfang liefert, es sei denn ihr habt nur billige Plastikradios.

Wenn UKW so schlecht funktioniert kauf dir doch Internetradios, am Besten gleich noch mit DAB+, UKW ist da auch noch mit drin und so hast du mehrere Empfangswege und bist flexibel für die Zukunft, diese Geräte können Internetstreams wie bei UKW Tunern auf Presets abspeichern und wenn du das Radio einschaltest verbindet es sich automatisch mit dem Internet und spielt den zuletzt eingestellten Sender, wie bei UKW halt auch. Nach dem Einschalten dauert es so etwa eine halbe Minute, bis es sich verbunden hat und der Stream gepuffert hat, ansonsten merkst du aber Nichts davon, dass das Signal übers Internet kommt. Ich höre zuhause eigentlich nur noch mit meinem Internetradio Tuner und habe selten Probleme mit hackenden Streams, das ist natürlich auch abhängig vom Sender und der Internetverbindung, aber mittlerweile ist das eigentlich Alles schon recht safe, es würde mich wundern, wenn dein Sender nicht per Internetstream zu empfangen ist.

Habt ihr Kabelanschluss? Auch darüber lässt sich UKW empfangen, da braucht man nicht mal einen besonders guten Tuner, weil alle Sender mit voller Feldstärke am Tuner anliegen, wenn dein Lokalsender dort eingespeist ist wäre das noch eine Möglichkeit ihn damit optimal über UKW zu empfangen, dafür brauchst du nicht mal einen neuen Tuner anschaffen. Die nächste Möglichkeit wäre eine Dachantenne zu installieren und sie perfekt auf den bestmöglichen Empfang auszurichten, diese Wege sind aber immer an einen stationären Tuner gebunden, du wirst also in Bad, Küche oder Nebenzimmer den Empfang nicht verbessern, solang diese Radios dann nicht an die Dachantenne angeschlossen sind.

Eine weitere Möglichkeit wäre einen FM Transmitter an den Line Out vom stationären Tuner anzuschliessen (unabhängig vom gewählten Empfangsweg) und den Sender dann darüber auf einer leeren Frequenz durchs Haus zu funken und so simultan auf alle Radios zu verteilen.

Ansonsten weiß ich leider auch keine Lösung :-(

LG, Tobi
Tigerfox
Stammgast
#3 erstellt: 07. Feb 2016, 21:27
Danke für die äußerst ausführliche Erklärung. Ich dachte mir schon, dass Antennendiversity für stationäre Tuner an der Dachantenne nichts bringt.

Großartige Störfaktoren dürften wir nciht haben - wir haben zwar alle Smartphones und inzwischen auch WLAN, der Empfang war aber noch nie gut. Das mag am Haus liegen, aber auch direkt am Küchenfenster oder an der gläsernen Terrassentür (beim stationären Tuner) ist der Empfang schlecht. Im Bad wir er allerdings besser, wenn ich die Stabantenne des Lifetec genau an die Wand anlehne.
Meine alte AIWA XR-M36 Kompaktanlage kriegt 98.50 weder per Kabel, noch per Loop-Antenne rein, dafür als einziger Radio Essen (102,2), der alte Denon TU-460 kriegt 98.50 meist schon, wenn auch nicht gut. Die anderen billigen Plastikradios kriegen keins von beidem rein, auch nicht im Bad.

Leider ist in meinem Fall fast keine deiner zahlreichen Ideen zur Verbesserung des Empfangs geeignet.

AF gibt es vielleicht, aber soweit ich weiss keine, die hier bei uns besser zu empfangen wäre. Einer unserer PKW zeigt aber die gerade gewählte Frequenz auch neben dem Sendernamen an, ich kann ja mal sehen, was der hier so wählt. Ich habe außerhalb des Stadtgebiets definitv schon andere Frequenzen gesehen.

Internetradio oder DAB+ bringt nichts, weil der Lokalsender so nicht empfangbar ist - 98.50 streamt zwar, aber nur per Browser Pop-Up, weil sonst der Datenverkehr zu groß würde.

Kabelanschluss haben wir nicht (mehr).

Die Dachantenne zu optimieren wäre die einzige erfolgversprechende, aber sicher auch aufwändige und teure Variante. Ich weiss aber nicht, ob die überhaupt noch für UKW geeignet ist. Bis vo einigen Jahren hatten wir noch eine ganz normale Dachantenne für UKW, UHF und VHF mit Antennenverstärker unterm Dach. In diese ist dann der Blitz eingeschlagen und sie wurde demontiert und laut Aussage meiner Eltern gegen eine DVB-T geeignete Antenne ausgetauscht. KA ob der Verstärker überhaupt noch in Betrieb ist.

Für DVB-T hat es aber vorher auch schon gereicht und Radiosender bekommen wir so auch noch viele rein. Mein Aiwa kriegt 7 mit RDS (WDR 2, 3, 4 und 5, 1Live, Funkhaus Europa und DKultur, früher noch Radio Essen, aber da reicht es seit neustem nicht mehr für RDS), das Denon noch ein paar mehr, natürlich ohne RDS.

Ich werde mich mal informieren, wie da der Stand ist
DOSORDIE
Inventar
#4 erstellt: 07. Feb 2016, 22:13
Mit dem Loop wirst du auch Nichts auf UKW empfangen, der ist nämlich für Mittelwelle gedacht, wenn der Empfang da auf UKW besser wird liegt das höchstens daran, dass der Loop und die UKW Coax Buchse sich die selbe Masse teilen und das in die Schirmung streut, ein ungewollter Nebeneffekt. Diese besseren japanischen Kompaktanlagen waren gar nicht so schlecht, ich hatte auch mal 2, eine von JVC und eine von AIWA, die hatten gute Tuner. Ausser bei alten Tunern aus den 60er bis frühen 80er Jahren hat UKW eigentlich immer Coax Buchsen für 75 Ohm, ansonsten gibts noch die Deutschen Anschlüsse für 300 Ohm, manchmal gibt es auch zusätzlich Schraubklemmen an japanischen Geräten, das betrifft aber wie gesagt eher Geräte vor den frühen 80er Jahren.

RDS ist ja zuhause nicht so wichtig, höchstens zur Identifizierung des Senders.

Naja vielleicht hat der Sender im Laufe der Zeit ja die Sendeleistung reduziert, es reicht aber schon, wenn irgendwo in eurem Gebiet ein großes Gebäude gebaut wurde oder eben zusätzliche Funkmasten für Handies oder sonstwas errichtet wurden, die UKW stören. Allerdings stört auch WLAN ganz massiv, wie gesagt. Wenn mein Notebook meinen älteren Radios zu nahe kommt kriege ich nur noch die stärksten 3 Sender störungsfrei, ohne Störquelle empfange ich mit einem guten Ghettoblaster, Röhrenradio oder Kofferradio 20 Sender und mehr, terrestrisch und obwohl das Kabel auch noch gut strahlt.

Offiziell haben die vielleicht wirklich nur nen Browser Player, aber es gibt fast immer Umwege über die man die Streamadresse erfahren kann, kann mir echt kaum vorstellen, dass die nicht streamen. Wie heißt denn der andere Sender?

Hier ist schon Mal Radio Essen in 128 kbps:
http://edge.live.mp3...essen/livestream.mp3

Und die 98,50 sollte dann Radio Bochum sein, hier ebenfalls in 128 kbps:
http://edge.live.mp3...ochum/livestream.mp3

DVB-T sendet ja im gleichen Bereich wie analoges Fernsehen, insofern sind da auch die alten Fernsehantennen weiter verwendbar, vielleicht kam der DVB-T Sender von einem anderen Standort, als das analoge Fernsehen und deshalb musste umdisponiert werden, alte Antennenverstärker können auch manchmal den Digitalempfang beeinträchtigen, im Prinzip müsste aber ein Antennenverstärker für analoges Fernsehen auch für DVB-T funktionieren.

Im Prinzip kannst du ausser einem Loop so ziemlich Alles was leitend ist als Antenne verwenden, auch mit einer alten Fernsehantenne erzielt man manchmal gute Ergebnisse, optimal ist es natürlich eine Antenne zu verwenden, die auf den UKW Empfang ausgelegt ist, wegen der Wellenlänge gibt es da bestimmte Kabellängen für die Wurfantenne und bestimmte Raster für Dachantennen, aber nicht immer ist der Empfang mit der richtigen Antenne am Besten. Ich habe auch schon meterlange Drähte durchs Zimmer gespannt um hier BFBS zu hören und mit der Dachantenne ging es gar nicht. manchmal sind ein paar cm auch essentiell, weil irgendwas im Weg steht was reflektiert.

Unser Nachbar ist etwa 50 m von unserem Haus entfernt und 2 m höher als unser Haus. Der bekam früher TELE 5 und PRO7 in Farbe über Dachantenne, bei uns war Beides schwarzweiß mit dicken Krisseln und RTL PLUS hatte übelste Schatten, die Gesichter wellten sich, trotz zusätzlicher Elemente an unserer Antenne war am schlechten Empfang nichts zu machen. Ich hatte so einen kleinen tragbaren Schwarzweißfernseher mit Teleskopantenne, wenn ich das Gerät richtig aufstellte war der Empfang besser, als über die Dachantenne und das ist beim Radio genau so.

Ich habe einen alten Ghettoblaster von JVC mit 2 Teleskopantennen, der hat 2 VU Meter und das Eine dient im Radiobetrieb auch als Tuning Anzeige. Mit den 2 Antennen kann man den Empfang mittels dem Instrument genau abstimmen, ich glaube kaum, dass man da mit einer Dachantenne bessere Ergebnisse erzielt, aber man muss da einfach experimentieren und natürlich gibt es auch richtig teure Richtantennen mit speziellen Verstärkern, wenn man da den entsprechenden Tuner hat kommt man vielleicht auch zu besseren Ergebnissen, aber das ist halt ein heftiger Aufwand, wo ich nicht weiß ob sich das lohnt und man nicht doch lieber einfach WDR2 hört oder ein Internetradio anschafft.

Mit so billigen Plastikradios kommt man jedenfalls nicht weit, die Empfangen meistens selbst bei guten Empfangsbedingungen nur so die 3 bis 4 stärksten Ortssender, das kannst du Alles komplett vergessen und da gibt es himmelweite Unterschiede.

Was sich zum Empfang in so Nebenräumen wo keine große Stereoanlage hin soll wirklich immer gut schlägt sind die Spitzenmodelle der 70er Jahre Kofferradios. Mit einer der besten Empfänger, die ich kenne hat da das ITT Touring 104 und das klingt auch noch hervorragend, 14 Kreise, mehr als Alle Anderen zu der Zeit. Mehr hat nur noch ein Grundig Satellit, aber der wird dann richtig teuer, ich glaub die hatten bis zu 18 Kreise. Ansonsten einfach ein Gutes Autoradio nehmen. So ein Blaupunkt mit DigiCeiver und Cassette gibts bei ebay für 40 Euro, das kann man an einem Notebook Netzteil mit 12 bis 15 V betreiben, macht 2 Lautsprecher dran, ne Wurfantenne und hat den besten Empfang, den man für wenig Geld kriegen kann und du kannst sogar noch eine Aux Quelle wie das Handy anschliessen oder Cassette hören, so ein ITT Touring bekommst du auch so zwischen 30 und 40 Euro für ebay.

Und was auch noch hilft - aber das weißt du bestimmt - wenn der Sender in Stereo rauscht, Mono erzwingen. Sogut wie jedes Radio hat einen Umschalter auf Mono, bei Kompaktanlagen sind die Tasten oft doppelt belegt, da muss man dann mal irgend ne Mode Taste gedrückt halten und dann geht das normalerweise, oft ist es aber auch die Taste wo man zwischen Automatischem und Manuellem Sendersuchlauf hin und her schaltet. Für ein klares UKW Stereo Signal braucht man eine 10 Fach besseres Signal als für Mono, wenn der Sender in Stereo übelst rauscht, kann es sein, dass er in Mono absolut rauschfrei hörbar ist. Wie stark das Radio in Stereo rauscht hängt aber auch vom Tuner ab. Gerade japanische Geräte sind oft nicht für den Europäischen Markt abgestimmt, die Empfangsbedingungen in den USA und Japan sind andere, Trennschärfe und Empfangsleistung sind meist ähnlich gut wie bei Deutschen Geräten, aber im Stereobetrieb fangen die Japaner oft sehr früh an zu rauschen, während ein deutsches Gerät noch weitgehenst rauschfrei empfängt...

Mehr fällt mir nun aber wirklich nicht mehr ein.

LG, Tobi


[Beitrag von DOSORDIE am 07. Feb 2016, 22:17 bearbeitet]
Passat
Inventar
#5 erstellt: 08. Feb 2016, 11:14
80% der Empfangsleistung kommt von der Antenne.
Der empfangsstärkste Tuner der Welt wird an einer schlechten Antenne schlechter empfangen als der mieseste Tuner an einer sehr guten Antenne.

Grüße
Roman
Radiowaves
Inventar
#6 erstellt: 08. Feb 2016, 12:39
Antennen-Diversity machen diese Tuner für zu Hause meines Wissens nach alle nicht. Die zwei Eingänge sind üblicherweise per Relais geschaltet, man entscheidet sich für einen von beiden und das bleibt dann für die gesamte Zeitdauer der Nutzung des Programms so - es sei denn, man schaltet händisch auf die andere Antenne um. Sinnvolle Anwendungen sind und waren:

A/B jeweils getrennte Kabel zu getrennten Hochantennen, die auf unterschiedliche Senderstandorte gerichtet sind. Ein Zusammenmischen beider Antennen auf ein Kabel würde nur die Empfänge zerstören, deshalb getrennte Leitung bis zum Radio.

A Kabel und B Hochantenne, wenn im Kabel bestimmte Programme fehlen

In manchen Tunern waren die 2 Eingänge wohl auch parallel, einer davon war gedämpft für zu starke Signale. Da hatte man dann auch nicht die Wahl zwischen 2 bequem schaltbaren Eingängen.

Für Dich zur ersten Orientierung eine Datenbank mit den Senderdaten, gefüllt durch Hobbyfreunde (!). Dazu ein einfaches Geländemodell, das immerhin grobe Aussagen ermöglicht.

http://fmscan.org -> "fm" muß aktiv sein (also rosa) -> "Frequencies For Any Location" -> Ort präzise via Google Maps auswählen -> "Generate" drücken.

Es kommt eine Liste, im oberen Teil den Frequenzen nach geordnet, ganz rechts die dBµV sind die Signalstärke an einem einfachen Dipol als Antenne. Grobe Hausnummer: 30 dBµV brauchbarer Mono-Empfang, 45 dBµV verrauschter Stereoempfang, 60 - 70 dBµV irgendwo dazwischen Rauschabstands-Optimum vieler Tuner, > 70 dBµV fängt es wegen Übersteuerung des Tuners wieder an zu rauschen. Natürlich sind auch andere Gegebenheiten bedeutsam, z.B. Reflexionsfreiheit (kein Empfang "von hinten" durch an einem Gebäude oder Berg reflektierte Funkwellen) oder keine Bedrängung durch starke Nachbarfrequenzen näher als +/- 300 kHz.

Die Tabelle weiter unten listet die stärksten Empfänge der Stärke nach.

FMscan Bochum-Linden

Damit ist ziemlich klar, was los ist: brutal starker Empfang von Langenberg (7 km, viele 100 kW) - 95 dBµV drücken da formal rein unter einem Winkel von 200° (0° ist Norden, 90° ist Osten, 180° ist Süden, also südwest). Der Regionalsender auf 98,5 ist also Radio Bochum, der kommt viel, viel schwächer und aus Nordost (Bochum-Grumme). Seine 250 Watt in Richtung zu Dir bringen auf 10 km Abstand nur noch 62 dBµV. Das alleine würde für guten Empfang reichen - wenn nicht zeitgleich der Langenberg so brutal reindrücken würde. Außerdem liegt direkt daneben auf 98,4 und 98,6 allerlei störendes, das sich aber ausblenden lassen sollte. Der Holländer auf 98,4 kommt unter einem Winkelversatz von ca. 60°, mit einer auf Bochum-Grumme gerichteten Richtantenne erwischt man den schon kaum noch, er bekommt starke Dämpfung. Für den WDR 5 von Olsberg trifft das gleiche zu, auch WDR 2 aus Köln wäre damit noch sicherer weg, als es jetzt schon weg ist.

Nun ist diese Datenbank nur ein grober Anhaltspunkt. Sie kann das Geländeprofil und seine Einflüsse nur sehr beschränkt wiedergeben. Ich habe bei mir in Thüringen 2 Standorte direkt hintereinander, der eine 37 km weit weg mit jeweils 100 kW, der andere 4 km weit weg mit 1 kW und 500 Watt. Angegeben wird mir von fmscan, daß ich den nahen Standort etwas schwächer empfange als den entfernteren. Real ists genau umgekehrt: der nahe Standort hat 9 dB mehr Antennenpegel, weil zum weiter entfernten Standort noch eine Hügelkette dazwischen ist, über die das Signal gerade so hinwegkommt und weil die Empfangsantenne höher steht als die Sendeantenne (Downtilt des Signals):

UKW-Empfang: Geländeprofil zu 2 Senderstandorten

Aber als groben Anhaltspunkt kannst Du die Datenbank nehmen.

Wenn Du diese Tabelle für Dich bestätigen kannst und wenn Dir kein Aufwand zuviel ist, wäre folgendes eventuell durchführbar - allerdings wie immer bei sowas ohne Garantie für Erfolg. UKW-Ausbreitung muß immer in der Realität überprüft werden, am Schreibtisch klappt das nicht. Man findet real dann Effekte, die vorher nicht ersichtlich waren und kann sie günstigstenfalls später sogar erklären, wäre aber nicht von alleine drauf gekommen.

Du nimmst eine gute UKW-Richtantenne und gehst auf den Dachboden - Höhe ist sehr wichtig aus mehreren Gründen (Reflexionen aus der Umgebung übergehen, aus dem Funk-Störnebel des Gebäudes rauskommen, freie Sicht auf den Sender herstellen). Ausrichtung auf Bochum-Grumme, Azimut 30°. Von dort holt man sich Radio Bochum 98,5 MHz und am Rande (Azimut 60°) noch CT auf 90,0 MHz vom Unicampus. Ggf. die Antenne eher auf 45° drehen und zwischen beiden Standorten ausmitteln. Bei einem angenommenen Antennengewinn von vielleicht 5 dB kommst Du hier auf Pegel über 60 dBµV, das sollte sehr gut laufen.

Bei Ausrichtung auf 30° zeigt die Antennenrückseite zu 210°, also nach Südwesten, grob Richtung Langenberg. Die dortigen Frequenzen drücken dann um die Rückdämpfung der Antenne vermindert auch rein und sind empfangbar. Die WDR-Programme haben ca. 95 dBµV am Dipol, DKultur noch 91 dBµV. Eine Dämpfung um 25 dB wäre super, dann kämen Pegel wie bei den von vorn empfangbaren Lokalprogrammen raus.

Sowas geht mit der Körner 9.2, die aber schon mächtig groß ist. Man kann sie für unter 100 EUR als Bausatz oder weitgehend komplettiert kaufen:
http://www.antennenland.net/3H-FM-92-shorted-Kit
http://www.antennenland.net/3H-FM-92-shorted-assembled

Schau Dir das modellierte Diagramm dazu an, das ist von oben auf die Antenne geblickt:

http://ham-radio.com/k6sti/92c.gif

Nach oben, wo in der Grafik die 0° sind, ist die Richtung zu Radio Bochum, real also bei Dir 30° nach Nordosten. Du siehst, daß man bei 15° seitlich nur etwa 2 dB verliert, also kann man die Antenne zwischen Grumme und Unicampus ausrichten, wenn man auch Radio CT hören will, ohne viel von Radio Bochum zu verlieren. Die Rückseite hingegen ist um mehr als 30 dB abgeschwächt und diese Zipfel sind auch noch sehr ausrichtungs- und frequenzabhängig. Das könnte schon zuviel sein und die Langenberg-Frequenzen ruinieren. Real zeigt das nur ein Praxistest. Diese Antenne gehört zum besten, was in Sachen Rückdämpfung zu haben ist, hier ists vielleicht schon sogar zuviel.

Vielleicht genügt eine kleinere Richtantenne, z.B. diese: http://www.antennenland.net/3H-FM-5 - die ist auch gleich deutlich kompakter (176 cm lang, Stäbe 176 cm breit). Dazu liegen mir keine detaillierten Daten vor, das Vor-/Rück-Verhältnis soll 18-24 dB betragen. Damit kann man aber wirklich mal probieren, ob bei Ausrichtung zwischen Grumme und Campus die dortigen Programme gut kommen, während die Langenberg-Programme ausreichend gut gedämpft werden. Kostet ja fast nichts.

Dabei dreht man testweise auch mal nach Nordhelle (125°, Südost) zum DLF auf 102,7 MHz und schaut, ob der dann gut geht, während Langenberg (dann unter einem Differenzwinkel von ca. 75°) deutlich gedämpft sein müßte. Könnte sogar sein, daß Langenberg dann pegelmäßig sogar besser paßt. Und daß man hr 1 und hr 3 noch in mono von der Sackpfeife bekommt (87,6 / 91,0 MHz). Wenn das funktioniert, beschafft man sich eine zweite solche Antenne und legt sie auf Eingang B des Tuners, dann kann man zwischen Radio Bochum / CT und DLF umschalten und bekommt auf einer oder beiden Antennen auch die Langenberger Frequenzen.

Mach doch mal Fotos von den Antennen im Dachboden und den Verstärkern, Verteilern, Kabeln, ...

Interessant übrigens, daß der Blitz auch in unter dem Dach montierte Antennen eingeschlagen ist.

Und der TU-460 macht doch erstmal nen angenehmen Eindruck. Er hat sogar schaltbare Antennenvordämpfung, so daß man ggf. die vorlauten Langenberger, wenn sie an der 5-Element-Antenne noch zu stark von hinten reinkämen, per Tastendruck (vermutlich auf dem Speicherplatz mit ablegbar) etwas zügeln kann. Und da ist auch noch ein richtiges Frontend drin, wnen auch vom Zulieferer ALPS und nicht von Grundig oder Onkyo. Sollte aber recht solide sein. Heutiges ist nicht zwingend besser.


[Beitrag von Radiowaves am 08. Feb 2016, 12:52 bearbeitet]
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