Review: ATH-MSR7SE

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0x7fc
Neuling
#1 erstellt: 29. Apr 2018, 18:36
Produktbewertung von 0x7fc:
Produktbild Audio-Technica  ATH-MSR7SE

Ich versteht gar nicht, warum es noch kein Review für den ATH-MSR7SE gibt. Ich habe den Kopfhörer am iPod touch direkt und am Chord Mojo getestet.

Design

Der MSR7SE sieht aus wie das normale Modell, der ATH-MSR7, ist aber blau, mit goldfarbenen Applikationen. Geschmackssache. Wenn man ihn auf dem Kopf hat, sieht man es ja nicht

Konstruktion

Es ist ein geschlossener, ohrumschließender Kopfhörer (neudeutsch „over-ear“). Die Ohrmuscheln sind größer als beim Oppo PM-3. Und irgendwie riesig im Vergleich zu den UE 900
Sie haben keinen DAC, ANC oder anderen elektronischen „Schnickes“.

Tragekomfort

Er hat schon einen deutlichen Anpressdruck. Mehr als der Oppo PM-3, aber weniger als so manche Beyer-Schraubstöcke. Ich bin Brillenträger und auch ansonsten sehr empfindlich, was ohrumschließende Kopfhörer angeht. Deshalb habe ich mich jahrelang nicht an einen ohrumschließenden Kopfhörer herangetraut und bin bei IEMs geblieben. Dieser Kopfhörer drückte anfangs bei mir, aber an einer Stelle, an der noch nie ein ohrumschließender Kopfhörer gedrückt hatte -- am Ohrläppchen Das machte Hoffnung.
Nach einer Woche war das Drücken weg. Mein Ohrläppchen war abgef... -- nein, Scherz, es hat sich drangewöhnt. Nun spüre ich den Kopfhörer manchmal beim Hören gar nicht mehr.

Klang

Der MSR7SE war der erste ohrumschließende Kopfhörer, mit dem ich meine Kopfhörertest-Playliste komplett durchgehört habe. Andere Kandidaten habe ich mir aus diversen Gründen vom Kopf gerissen (sie drückten -- Beyer, hatten praktisch keine Höhen -- Oppo PM-3, hatten einen Bass wie eine Coladose -- Meze).

Er spielt sehr konsistent, sehr präzise und äußert seine Vorlieben sehr dezent. Er mag es etwas rockiger, spielt aber auch Syntipop, wenn man einen nicht zu poppigen Zuspieler verwendet. Und dann hat er etwas, womit er mich völlig überzeugt hat, siehe Höhen.

Bass

Ob man das Bassanhebung nennen soll, weiß ich nicht. Sein Bass ist nicht so zurückhaltend wie beim Oppo PM-3 und er klingt wesentlich besser als beim Meze. Er bringt -- je nach Zuspieler -- bei manchen Titeln einen Herzklopf-Kick-Bass (ein Gefühl wie beim ersten Date) -- nichts für empfindliche Personen. Das ist mir u.a. bei The Killers aufgefallen. Mit dem iPod (meines Wissens hat der einen Cirrus Logic DAC) ist das mir zu viel. Am Chord Mojo klingt es schon viel entspannter.

Mitten

Auch hier spielt der Zuspieler eine Rolle. Am iPod klingen die Mitten etwas zurückgesetzt und die Stimmen scheinen bei einzelnen Titeln unruhig auf der Bühne zu stehen (bspw. bei CHVRCHES „Make them Gold” zwischen Refrain und Strophe). Der Chord Mojo macht bei dem „Gewackel“ nicht mit und sorgt für eine ruhige Bühne mit gleichmäßigen Mitten. Von Zurückgesetztheit hört man da nichts mehr.

Höhen

Ich habe mir Mike Oldfields „Islands“ angehört. Mit den IEMs (UE-900) kam der Song nie so richtig in die Puschen. Aber die ATH-MSR7SE verändern den Song: sie fügen den Höhen so eine Art Kristall-Finish hinzu, eine Art musikalischen Glanz. Schwer zu beschreiben, aber unglaublich schön. Es gibt ein paar Songs, die den Kopfhörer so zum Klingen bringen. Die Chancen dazu sind bei Mike Oldfield höher -- und da war ich noch nicht bei „Tubular Bells“.

Songs in der Einzelkritik


  • Hurts, Album „Happiness“: das klang mir anfangs viel zu warm im Vergleich zu den UE 900. Wenn es ein Album gibt, für das die UE 900 wie gebaut sind, ist es dieses. Stock-nüchtern, kalt. Man friert quasi mit Hurts mit, die das Album in einem verlassenen, schlecht geheizten Radiosender aufgenommen haben. Die ATH-MSR7SE am Chord Mojo kühlen das schon wesentlich ab.

  • Robyn, „Dancing On My Own“: klassische Kopfhörer-Test-Song bei mir. Viele Kopfhörer kommen mit den sehr präsenten Strings nicht zurecht, man hört wie durch schwedische Gardinen. Der ATH-MSR7SE lässt sich nicht verwirren und spielt den Song sehr souverän.

  • The Killers, „Runaways“: ein Kopfhörer mit Bassanhebung kickt einen den Kopf weg. Der MSR7SE spielt den Song ohne auffällige Bassbetonung.

  • Rea Garvey, „Colour Me In“: an sich ein schöner Song, aber etwas introvertiert abgestimmt. Die UE 900 mochten ihn gar nicht, sie kommen damit nicht zurecht und sie spielen ihn widerwillig ab. Der MSR7SE kann auch keine Wunder vollbringen, aber spielt den Song schon deutlich freudiger ab.

  • Kate Bush, „Wuthering Heights“: hier gibt's wieder diesen wunderschönen, präzisen Kristall-Finish. Alles glänzt. Gleichzeitig ist der Song etwas vom Zuspieler abhängig, am iPod kommt Kates Stimme schwer an den Arrangements vorbei, weil sie so hoch singt. Der Chord Mojo schlägt sich da wesentlich besser und lässt Kates Stimme Platz, so dass man sie an den Instrumenten vorbei hört.

  • CHVRCHES -- läuft bei mir aktuell rauf und runter. Wenn neue Kopfhörer eine Band spielen müssen, dann CHVRCHES. CHVRCHES spielen Syntipop, das darf nicht zu warm abgespielt werden! Die UE 900 haben mit CHVRCHES kein Problem, spielen aber vielleicht etwas zu trocken ab. Der MSR7SE spielt CHVRCHES sehr musikalisch ab, etwas poppiger, aber nicht zu viel und haben auch mit Lauren Mayberrys Stimme kein Problem. (Manche andere Kopfhörer lassen Laurens Stimme an den Synthesizern nicht vorbei.)


Verarbeitung

Leider kann die Verarbeitung nicht mit den Oppo PM-3 mithalten. Die MSR7SE knarzen und manche Kabel sind sehr starr und machen sich durch Geräusche an der Kleidung hörbar.

Lieferumfang

Die Ausstattung ist im Vergleich zu anderen -- auch höherpreisigen Kopfhörern -- üppig. Es gibt eine große Transportbox, darin eine Leder-Kabeltasche. Es werden zwei kurze Kabel und ein langes Kabel mitgeliefert. Eins der kurzen Kabel ist aus sauerstofffreien Kupfer und damit klingt der MSR7SE deutlich anders, präziser, bunt... -- völliger Quatsch, ich höre mit meinen Holzohren keinen Unterschied.

Mobiler Einsatz

Man kann in der (S-)Bahn die Kopfhörer benutzen und hört auch was, vorausgesetzt, man sitzt nicht in der BR 420. Das Motoren- und Türengeräusch scheint sich in den Ohrmuscheln zu verfangen, das macht jeden Genuss zunichte.

Im Bus benutze ich die UE 900.

Zusammenfassung

Wunderbar klingende Kopfhörer, nie langweilig. Präzise und unaufgeregt. Für mobilen Einsatz geeignet.


[Beitrag von 0x7fc am 29. Apr 2018, 18:45 bearbeitet]
Mario_BS
Stammgast
#2 erstellt: 29. Apr 2018, 18:45
Hallo 0x7fc,

interessanter Bericht, schön geschrieben.
Du schreibst, dass die "Ohrmuscheln sind größer als beim Oppo PM-3".
Kannst du mir bitte sagen, welche Maße die Ohrmuscheln innen haben.
Ich suche hier gerade einen geschlossenen Kopfhörer: Suche Kopfhörer: Ohrumschließend, geschlossen, kabelgebunden und klappbar

Vielleicht ist der ATH-MSR7SE ja genau passend für mich.

Danke dir!
0x7fc
Neuling
#3 erstellt: 29. Apr 2018, 18:52
Hallo Mario_BS,

ich messe 57mm ⨉ 32mm innen. Die Polster sind etwa 15mm bis zur Naht breit.
Exploding_Head
Inventar
#4 erstellt: 04. Mai 2018, 15:27
Also ich hab zwei "beyers" (DT880 edition und CS) und den normalen MSR7 - während der MSR7 bei mir schnell "drückt", tun die beide beyers das auch nach längerer zeit auf dem Kopf gar nicht. Der einzige Beyer, der für mich bislang untragbar war, war der DT1350, weil der OnEar auf die Brillenbügel drückte wie nix gutes.

Ist wohl sehr subjektiv mit dem Tragekomfort ;-)


[Beitrag von Exploding_Head am 04. Mai 2018, 15:29 bearbeitet]
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