Was ist meine Klassik-LP-Sammlung wert?

Das meiste ist nichts besonderes, zwischen de facto unverkäuflich und 1-3 EUR/LP würde ich vermuten.
Ausnahmen evtl. die Oistrakh und Kremer-Platten und vielleicht auch noch ein paar, aber andere hier kennen sich besser aus.

Also ich habe vor vielen Jahren meine Vinylplatten (ca. 500) verschenkt. Das kam so: In unserer Strasse war ein Flohmarkt, an dem mein Sohn, damals noch ein Kind, teilnahm. Ich gab ihm ein paar Klassik LP's und sagte, ich könne für Nachschub sorgen, falls Interesse. Irgendwann schellte ein junger Chinese. Ich zeigte ihm meine Sammlung, und er bat, später am Tag noch einmal kommen zu können. Wenig später kam er mit einem handgeschriebenen Buch, in dem er die ganze abendländische Musikgeschichte aufgelistet hatte und schaute bei jeder Platte in seinem Buch nach, ob er sie schon hatte. Da er wohl knapp bei Kasse war, zögerte er hin und her, welche Platten er wohl mitnehmen wolle, da sein Budget begrenzt war. Nachdem er schon mehr als eine Stunde liebevoll mit meiner Kollektion beschäftigt war, habe ich ihn mit den 500 Scheiben in mein Auto gepackt und bei ihm zuhause abgesetzt. Leider war die Verständigung mit ihm sehr schwierig. Beruflich klebte er Plakate an Werbeflächen, aber früher hatte er für Teppichfabrikanten Muster entworfen (ich habe später einmal seine sehr schönen Entwürfe gesehen, die mit farbiger Tusche ausgeführt waren). Ein paar Tage später bedankte er sich mit einer chinesischen Porzellanfigur. Ich bin froh, dass meine Klassik LPs seitdem wahrscheinlich jemandem ebensoviel Freude machen, wie mir damals. Aber wahrscheinlich ist es schon schwierig jemanden zu finden, der an so einer Sammlung Freude hat.

Danke für eure Antworten, was ist los mit der Klassik warum geht da nix !!
da sind ja meine paar Rock-Metal-Punk Platten mehr wert,
da sieht mans wieder die Eltern haben nur mist gehört

Lichtung (Beitrag #51) schrieb:

wie bekommt man eigentlich mehr über eine Schallplatte raus? Pressung u.u.u.

Bei s. g. "Sammlerplatten" (die auch höhere Verkaufserlöse erzielen können) gibt es für informierte Kennerkreise viele Merkmale zur Identifizierung und Einordnung - abhängig u. a. von Erscheinungsjahr, Serie, Label ...

Manche Labels verraten sehr viele Infos in den teilweise kryptischen Infos in der Auslaufrille: Generation von Mutter und Sohn-Pressmatrize, Masterband-Nr., Pressjahr, Presswerk (z. B. bei RCA US-Pressungen I=Indianapolis, R=Richmond), Mastering-Labor (z. B. TML = The Mastering Lab von Mastering-Guru Doug Sax) bzw. Mastering-Ingenieur (manchmal Klarnamen, manchmal Kürzel) usw. Bei Decca kann man z. B. eine deutsche Pressung vorliegen haben, der Stamper ist aber (manchmal nur bei einer Seite) Original UK Decca London New Malden.

Es gibt Fälle, wo unterschiedliche Infos in der Auslaufrille bei ansonsten (scheinbar) völlig identischen Platten extreme Preisunterschiede ausmachen können!

Auch die Art des Etikettes (z. B. DGG Tulips, RCA Shaded Dog, Columbia 6-Eye) und die Ausführung der Covers (z. B. London Bluebacks) erlauben die Einordnung (auch preislich) in bestimmte Serien. Wichtig sind auch Infos auf Cover/Beiblättern bezüglich Toningenieur, Produzent, Masteringingenieur, Aufnahmeort usw. - falls überhaupt erwähnt. Der Sammler kennt alle wichtigen Namen, die (meist) erstklassige Arbeit abgeliefert haben!

Bei Deiner Klassiksammlung kann ich übrigens auch nichts Besonderes erkennen, alles gängiges Zeugs ohne speziellen Sammlerwert - vielleicht einfach im Diakonieladen abgeben ...


eBill

Danke für die Erklärung eBill,
ab wann spricht man von einer firstpress Platte ?
und wie bekomm ich das raus ?

Lichtung (Beitrag #56) schrieb:

ab wann spricht man von einer firstpress Platte ? und wie bekomm ich das raus ?

Eine "firstpress" ist die Erstausgabe einer LP. Idealerweise im Ursprungsland des Labels hergestellt, also z. B. EMI = UK und Deutsche Grammophon (Gesellschaft) = Deutschland. Oftmals ist die Erstpressung die unter Sammlern gesuchteste Ausgabe.

(Klassik-)LPs haben zumeist eine recht lange Auflagenhistorie. Ein Beispiel sind die Schubert-Quartette mit dem Melos-Quartett aus Deinen Bildern, in Form eines Box-Sets. Die enthaltenen LPs sind ursprünglich alle auch einmal nach und nach einzeln erschienen, bevor sie dann als Box-Set angeboten wurden. Bei dem Box-Set handelt es sich somit um eine Wiederveröffentlichung der Original-Einzelausgaben. Ganz ähnlich kann es sich aber auch mit Einzel-LPs verhalten, die oftmals in einer ganzen Reihe von Inkarnationen existieren, die mitunter auch noch nach Herstellungsland bzw. Land des Verkaufs differieren.

Bei Deinen LPs sind keine Erstausgaben dabei.

Ein paar Einschätzungen:



Das sind weitestgehend ordentliche Aufnahmen und kein Ramsch. Der Wert dieser Boxen dürfte zwischen 5 und 30 EUR liegen. Die Schubert-Melos-Box sollte man für mind. 20 EUR loswerden können (KLICK). Die grüne Box aus der Mozart-Edition enthält die Violinkonzerte mit Szeryng. Auch für diese Scheiben geht ein bißchen was. Brahms mit Mutter/Weissenberg würde ich etwa auf 10 - 15 EUR taxieren (bei ebay IMHO zu teuer).



Hier ist die frühe Aufnahme der Beethoven-SQ mit dem Melos-Quartett nicht uninteressant (es gibt noch eine spätere Aufnahme für die DG). Man sollte allerdings alle 3 Boxen zusammen anbieten. Bei sehr gutem Zustand halte ich die bei ebay in einem Fall aufgerufenen 15 EUR für eher zu niedrig. 35 bis 50 EUR sollten schon möglich sein. Weiterhin ist Mozart mit dem Amadeus Q. für vllt. 15-20 EUR verkäuflich. Der Rest dürfte im 0- bis (max.!) 10 EUR-Bereich liegen.



Bezogen auf die Klassik: 1-3 EUR. Für Rodrigo mit Glück auch nen 5er. Das ist übrigens ein typisches Beispiel für eine deutsche Wiederauflage, bei der die Orginalausgabe bzw. eine frühe span. Alhambra-Pressung (gibt's die, bin mir gerade unsicher?) zu den gesuchten Sammlerscheiben gehören würden.
Zur Nicht-Klassik kann ich mangels Kompetenz leider nix sagen. Wäre in diesem Unterforum aber auch off-topic.



Beethoven mit Michelangeli kann 5-10 EUR bringen, denke ich. Der Rest 0 bis 1 EUR.



1 bis 2 EUR.



0 bis 2 EUR.



Beethoven mit Ferras bzw. Kremer vllt. 5 bis 10 EUR. Evtl. Tschaikowsky mit Mrawinsky 2 bis 3 EUR. Der Rest 0 bis 1 EUR.



!!!

Oh!!!! Bach mit Grumiaux ist selbst in dieser jungen Ausgabe recht teuer. Unbedingt einzeln anbieten mit internationalem Versand, wenn der Zustand gut ist: KLICK.
Du kannst diese Auktion aus GB ja mal unter Beobachtung setzen.

!!!

Die dicke Vivaldi-Box (19 LPs, wenn ich mich recht erinnere) ist noch interessant. 10 bis 30 EUR halte ich für realistisch.



Keine Klassik, aber bis auf das "Köln Concert" bzw. Lenon unverkäuflich, da "Wühlkistenschrott", nach dem sich kein Sammler bückt.



Müll.

Das ganze Wissen rund um (Klassik)-LPs und deren Werte und Label kann man sich kaum mal eben so aneignen. Auch gibt es wenig (deutschsprachige) Literatur und wenn, so hängt diese in Sachen Preisaktualität dem Marktgeschehen immer hinterher. Beauskunften kann und sollte man im Zweifel ebay oder eben popsike.com. So erfährt man immerhin, ob man ggf. ein echtes Schätzchen "verschenkt".

Die Ausführungen von eBill sind zwar vollkommen richtig, beziehen sich aber weitgehend auf "audiophile" anglo-amerikanische Schallplatten bestimmter Label/Firmen (vor allem Decca, RCA, Mercury), insbesondere eines bestimmten Zeitfensters, der sog. "Goldenen Ära". Auf Deine LPs finden diese wertbestimmenden Kriterien weitestgehend keine Anwendung. Allenfalls die Rodrigo-LP in Deinem 3. Bild könnte von engl. "Original"-Pressmatrizen stammen (jedenfalls habe ich die Ausgabe mit einem ZAL-Stamp). Ändert aber nix an der Werteinschätzung, da auch engl. Nachpressungen der Originalausgabe (z. B. "World of..."/SPA) günstig zu haben sind.

Mini-Exkurs:

1. (Eine) US-Orginal-Ausgabe:



In diesem speziellen Spezialfall (:D) gibt es kein engl. Decca-SXL-Original, sondern nur die Erstausgabe der amerikanischen Decca-Tochterfirma "London".

2. Eine engl. Nachpressung:



KLICK.

3. Eine deutsche Nachpressung:



KLICK.

Wert absteigend von 1. bis 3. Allerdings sind 1. bis 3. inhaltlich nicht ganz deckungsgleich. Den meisten dürfte es aber um das Conc(i)erto de Andaluz gehen.

Noch zum Thema der Matrizen-Nummern: WIKI.

Du siehst, das Ganze ist (leider, zum Glück?)) ein extrem weites Feld.

Grüße

Frank

Hallo Frank,

besten Dank für die Einschätzung der Sammlung vom Kollegen "Lichtung".
So habe ich dann ein erweitertes Gefühl bekommen, betreffend meiner Schätze.

Anderseits, wenn ich jemanden wie Joachim49 geschrieben hab, finden würde - wäre es auch eine feine Sache.

Von meinen Jazz Vinyl-Scheiben trenne ich mich ebensowenig wie von meinen Alben aus den siebzigern bzw. achtzigern....

Tom

Vielen Dank Hüb für die ausführliche Erklärung und Einschätzung.

Also ist eine Firstpress die erste Press-Serie einer Platte.
Sind die Platten durch numerriert ? sprich gibt es eine Firstpress die 1te ?
Und wo auf der Platte steht das ?

Hab gestern bestimmt 3-4stunden nur gelesen, kann irgentwie mit den ganzen Nr. auf den Platten wenig anfangen.
was sollte man beim verkauf einer Platte alles mit angeben ?

Lichtung (Beitrag #59) schrieb:

Also ist eine Firstpress die erste Press-Serie einer Platte.

Bzw. die Erstausgabe.

Sind die Platten durch numerriert ? sprich gibt es eine Firstpress die 1te ?

Meines Wissens nach nein bzw. ist vermutlich von Label/Plattenfirma zu Label/Plattenfirma unterschiedlich.

Und wo auf der Platte steht das ?

In der Auslaufrille (als ganz innen) der eigentlichen Schallplatte.

was sollte man beim verkauf einer Platte alles mit angeben ?

Auf jeden Fall ein Foto des Covers sowie der herausgezogenen LP, so dass das Plattenlabel (nun ist nicht die Firma gemeint, sonder der "Aufkleber" mit dem Mitteldornloch) zu erkennen sind.

Weiterhin wichtig:
Plattenfirma
Katalognummer
Künstler / Orchester / Solisten / Dirigenten
Komponist
Werk

Natürliich nur bei potenzial lohnenden Sachen, da eben aufwändig.

Grüße
Frank

Ok Danke Frank

Ist es wichtig die Platten vorher zu testen, sprich an zuhören ?
Die Platten sehn sehr gut aus hab aber keinen Plattenspieler hier ,
Freund will mir sein gutes Dual in 2 Wochen leihen.

Lichtung (Beitrag #61) schrieb:

Ist es wichtig die Platten vorher zu testen, sprich an zuhören ? .

Zumindest stcihprobenartig sollte man das tun. Das ist einfach seriös, zumal Du - als Laie - die Platten schwerlich nach Augenschein wirst beurteilen können. Das ist selbst dem Fachmann nur schwer und sehr eingeschränkt möglich.

Dann hab ich ja noch einiges vor mir

Danke erstmal