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Wie wichtig ist Euch der Klang von Klassikeinspielungen ?

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driesvds
Ist häufiger hier
#52 erstellt: 30. Mrz 2004, 11:26
hallo tantris,

das einzige was ich sagen wollte ist, dass ich zuhause aufnahmen präferiere wo ich dass höre was ich gerade live gehört habe - also inklusive raum und original akustik; mir ist bewußt dass dass ein kompromis ist - bei manche orgelkonzerte hört mann 50% kirchenakustik und 50% orgel - aber ich finde das besser als aufnamen wo alles einzeln aufgenommen wird, und nachher im studio wieder mit künstilichen hall, lautstärke und positionierung zusammengesetzt wird. that's all.

so, und jetzt peace!

prost!

Tantris
Hat sich gelöscht
#53 erstellt: 31. Mrz 2004, 10:41
Hallo Dries,



das einzige was ich sagen wollte ist, dass ich zuhause aufnahmen präferiere wo ich dass höre was ich gerade live gehört habe - also inklusive raum und original akustik


Die gibt es aber in Stereo nicht, und eine Wiedergabe mit WFS wirst Du kaum haben, oder? Mit 5.1 würde ein solcher Anspruch zwar etwas besser, aber eben trotzdem nur unvollkommen einzulösen sein.

Ich glaube ehrlich gesagt, Dir ist gar nicht bewußt, bei welchen Aufnahmen gepannte Stützmikrofone und künstlicher Hall zum Einsatz kommen, gerade ersteres geschieht sehr viel öfter, als man gemeinhin glaubt. Ich erinnere z.B. an die Diskussion unter Tonschaffenden, daß selbst bei den explizit als "One-Point-Recordings" von Denon verkauften Aufnahmen Stützmikrofone zum Einsatz kamen.

Gruß, T.
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#54 erstellt: 05. Apr 2004, 23:27
Tantris schrieb gegen Anfang dieses Threads:


Alfred, ich lese bei Dir auch in Ansätzen einige Vorurteile gegenüber modernen Digitalaufnahmen heraus. Ich frage mich ernstlich, woher das kommt, in der heutigen Zeit ist das technische Niveau doch wirklich extrem hoch und ein Großteil der Aufnahmen ist auch aus gestalterisch-musikalischer Sicht mehr als überzeugend.


Ich wollte gleich darauf antworten, hab dann aber dern "Faden" verloren. Deshalb erst jetzt meine Antwort:
Ja , Du hast recht, ich habe Vorbehalte.
Vorurteil wäre was anderes, das was ich an Digitalaufnahmen "tendenziell" beanstande, ist hörbar.
Jeder Technologiewehsel brachte neben Verbesserungen auch Rückschritte oder bisher unbekannte Klangeigenarten.

Eine davon ist, daß viele Digitalaufnahmen weniger durchhörbar, also kompakter sind, als Spitzenaufnahmen der mittleren sechziger Jahre. Desgleichen weisen etliche heutige Aufnahmen einen dicken mulmigen Bass auf. (DGG)
Ist eine Digitalaufnahme aber mal wirklich gelungen, so finde ich mit höchster Wahrscheinlichkeit eine 25 Jahre alte, analoge, die noch besser ist...
Zur Interpretation: Es liegt mir fern, alles heutige zu verteufeln, aber "charismatische" Künstler gibt es IMO heute kaum. Gäbe es die nämlich, so hätten Label wie Naxos nicht die geringste Marktchance.
Wenn ich heute "Mainstream"-Repertoire einkaufe, so stelle ich anschließen zumeist fest, daß ich bereits 2 oder 3 Aufnahmen im Archiv habe, die besser klingen (Raumabbildung)
und künstlerisch interessanter sind.
Die Ursache ist für mich so erklärt:
Früher haben Musikfreunde in den Direktionsetagen der Plattenkonzerne das sagen gehabt, heute die "Gewinnoptimierer". Man ist ins Studio gegangen und hat tagelang aufgenommen, gefeilt und geschnitten, bis alles passte. Die Tontechniker haben ihr Handwerk verstanden und haben mit Mikrofonaufstellungen experimentiert, oft tagelang.Produktionskosten ? Darüber lachte man nur, produzierte man schließlich "für die Ewigkeit", das Beste war gerade gut genug.
Wie ist das heute ? Man bemüht sich mit einer Rundfunkanstalt ein Agreement zu erreichen, mitschneiden zu dürfen. Akustik ist vorgegeben, Publikumsgeräusche lässt man, oder (noch schlimmer) filtert man einfach weg.
Um den Applaus wegzubekommen muß man das Ausklingen der Musik am Ende des Stücks abschneiden und dann eventuell künstlich "anstückeln"
Ich will gar nicht soweit gehen, Theorien aufzustellen, ob Mehrkanaltechnik, 2 oder 20 Mikrophone den gewünschten Klang
bringen, das ist nicht mein Job als Käufer.
Ich bin jedoch in der Lage, feststellen zu können, ob eine einigermaßen brauchbare Aufnahme herausgekommen ist oder nicht.

Grüße aus Wien

Alfred


(Anmerkung:
Die besten Aufnahmen entstanden dereinst in Konzersälen, die "ohne Publikum" für einige Tage zum Studio umgebaut wurden. Irrwitziger Aufwand und Tolle Ergebnisse. So etwas erwarte ich für meine 22.90 Teuro pro CD !!!)
driesvds
Ist häufiger hier
#55 erstellt: 06. Apr 2004, 08:38
tantris:

also mit mehrkanal kann ich überhaupt nichts anfangen; es nerft mich. ich höre dann keine musik/komposition/interpretation mehr - es sind nur noch die audio effekte die im vordergrund stehen.

und keine angst, ich habe eine sehr gute mehrkanalanlage gehört (>20.000).

ich finde es natürlicher und angenehmer wenn die musik aus eine bestimmte richtung kommt, und nicht aus alle richtungen. ich kann mich dann besser auf die musik selbst konzentrieren.

ansonsten ist alles gesagt worden.

dries

Tantris
Hat sich gelöscht
#56 erstellt: 06. Apr 2004, 23:24
Hallo Alfred,

leider - und ich betone das ausdrücklich - ist Deine Meinung symptomatisch für viele Klassikfreunde. Grob überschlagen würde ich sagen, einiges davon stimmt, anderes nicht, ich lese da aber zwischen den Zeilen eine generelle Skepsis gegenüber "allem neumodischen" heraus, die ich für völlig unangebracht halte. Daß die Tontechniker vor 30 oder 40 Jahren ihr Handwerk verstanden haben und die heute nicht, ist IMHO völlig falsch. Das Gegenteil ist der Fall, heute gibt es eine wirklich fundierte Ausbildung und jede Menge echte Könner in diesem Beruf. Vor 40 Jahren war da noch einerseits sehr viel Experimentiercharakter dahinter, andererseits war die Technik noch nicht ausgereift, so daß ein Toningenieur ein Großteil seiner Zeit und Gehirnschmalz dafür verwenden mußte, diese zu beherrschen, während heute der Kreativität freier Lauf gelassen werden kann.



Eine davon ist, daß viele Digitalaufnahmen weniger durchhörbar, also kompakter sind, als Spitzenaufnahmen der mittleren sechziger Jahre. Desgleichen weisen etliche heutige Aufnahmen einen dicken mulmigen Bass auf. (DGG)


Das mit der Durchhörbarkeit sehe ich genau anderesherum. Und ein "mulmiger Baß", was immre das auch sein mag, ist mir bei der DGG noch nicht speziell aufgefallen, zumal dern Aufnahmen alle recht inhomogen gestaltet sind.
Daß die Branche in wirtschaftliche Bedrängnis gekommen ist und somit auch unter Kostendruck steht, ist nicht von der Hand zu weisen. Aber ich kann nicht erkennen, daß das bisher sonderlich auf die technische Qualität gedrückt hätte, jedenfalls nicht bei den hochpreisigen Labels, und auch Naxos und Arte Nova bieten ein sehr hohes Niveau angesichts des Preises.

zu Dries:

ich lese aus Deinem Statement heraus, daß Du Dich nur auf Aufnahmen mit "effektbetonter Abmischung" beziehst, wie z.B. mit Instrumenten seitlich/von hinten. Diese Aufnahmen sind aber greade im Klassikbereich in der absoluten Minderheit, heutzutage überwiegen klassische Frontalaufnahmen. Die grundsätzliche Gestaltung ist da einer Stereoaufnahme durchaus ähnlich, nur hat man eine wesentlich bessere Durchhörbarkeit und einen besseren akustischen Eindruck vom Schallfeld des Aufnahmeraumes. Ich würde Dir raten, solche Aufnahmen nochmal probezuhören und Dein Urteil zu überprüfen, Tpips nenn ich gerne.

Gruß, T.
AchimC
Ist häufiger hier
#57 erstellt: 07. Apr 2004, 11:39
Hallo,
hierzu von mir ganz kurz:
Ich höre vorwiegend sinfonische und Klaviermusik, wenig Gesang und so gut wie keine Oper.
Historisches interessiert mich gar nicht (außer Caruso...). Deshalb wäre mir auch historische Klangqualität eher ein Graus.
Bei Symphonien und Konzerten kommen für mich nur Stereo-Aufnahmen in Frage. Rauschen ist hier für mich weniger ein Problem, weil die Klangqualität hinsichtlich Dynamik, Brillianz, Durchhörbarkeit und Tiefenstaffelung trotzdem sehr gut sein kann (z.B. bei RCA-Living Stereo, alte EMI- und Decca-Aufnahmen).
Bei Klaviermusik und Lied-Gesang stört mich jegliches Rauschen weit mehr als bei Symphonie und Konzerten.
Ansonsten gilt natürlich, dass die künstlerische Qualitat grundsätzlich vor dem Klang steht.Furtwängler und Toscanini kann ich aber wegen der minderen Klangqualität leider nicht richtig genießen.
walter_f.
Hat sich gelöscht
#58 erstellt: 07. Apr 2004, 12:01

ich lese da aber zwischen den Zeilen eine generelle Skepsis gegenüber "allem neumodischen" heraus, die ich für völlig unangebracht halte.


Hallo Malte,

ich würde das Wort "neumodisch" eher durch "neu" ersetzen, denn "modischen" Dingen kann man gar nicht genug Skepsis entgegensetzen.


Vor 40 Jahren war da noch einerseits sehr viel Experimentiercharakter dahinter, andererseits war die Technik noch nicht ausgereift,


Wir dürfen bei jeder "musikalischen" Beurteilung nie vergessen, dass wir erstens aus einem recht schmalen Zeitfenster über "nur" 400 Jahre Musikgeschichte "urteilen" an dessen Anfang sogar noch Inquisitoren ihren "ausgereiften" Gedankengängen freien Lauf liessen, zweitens würde ich mal abwarten, was die Leute in 40 Jahren über "ausgereifte" Technik Anfang des Jahrtausends denken (werde ich höchstwahrscheinlich nicht mehr erleben, wird aber geschehen). Durch das Vorhandensein der Konserve in den letzten Jahren und der sich ständig ändernden Marketingmethoden wird sich der Stellenwert der Komponisten und Interpreten in der Gesellschaft drastisch verändern. Ich kenne einige Leute, die Mehrkanal-Aufnahmen produzieren und das einhellig als eine Art Experimentalstadium bezeichnen.


während heute der Kreativität freier Lauf gelassen werden kann.


Genau das halte ich für recht gefährlich, da es sich dabei schnell herausstellen kann (nicht muss), dass es um die nötige Kreativität schlecht bestellt ist, denn die ist kaum erlernbar. Letztendlich sind alles immer nur Möglichkeiten in bestimmten Gruppierungen und keinesfalls statische "ausgereifte" Dinge. Das Ganze kann sich auch umkehren: Vor 20 Jahren bezeichneten wir Thorens Tonarme als Konstruktionen, die nur dazu gebaut werden, damit das System nicht runterfällt ;), heute werden sie von einigen Leuten glorifiziert, weil's analog ist. Rega Arme funktionierten damals und heute recht gut - und in 40 Jahren kennt beides wahrscheinlich kein Schwein mehr.

Grüsse
Walter
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#59 erstellt: 10. Mai 2004, 12:13
@ walter_f


Ich war kein Vorreiter und habe meinen ersten Player nach 14 Tagen wieder verkauft und mir die ersten verschenkten LPs wieder zurückgeholt. Aber letztendlich stimmt das in 80% aller Fälle mit den "metallisch gläsernen" Klangfarben, die oft als authentischer als bei analog bezeichnet werden.


Das war sehr programspezifisch.
Klavieranschläge und Cembalo beispielsweise gewannen eindeutig auf CD, Violine hingegen war ein Graus.

Interessanterweise war die Klangcharakterisitik von "Direktschnittplatten" ähnlich scharf metallisch, und die waren nun mal nicht digital.

Auch waren, wie sich später zeigte, Überspielungen von Analog auf Digital , anfangs zwar von unterschiedlicher Qualität, aber kaum je gläsern.

Meine persönliche Interpretation ist, daß die Studios so ausgelegt waren, daß sie Verfälschungen, wie sie das analoge Medium Magnetband und Vinyl produzierte (Aufweichung von Impulsen durch zu langsame Aufmagnetisierung der Aufnahmeköpfe, Hörbarkeit der Schneidkopfresonanzen etc etc) zu kompensieren versuchten, und zwar mittels möglichst trockener, steriler Abstimmung.
Digitalaufnahmen entlarven sowohl dies, als auch nachträgliche Versuche mittels Hall und anderer Kunstkniffe den Klangeindruck wieder "natürlich" zurechtzubiegen...

Heutige etwas "bessere" Player bringen schon ein ganz passables Klangbild zustande, aber auch wenn das Medium digital ist klingen viele Übertragungen von analogen Mutterbändern einfach "überzeugender"
Vielleicht ist hier die Ursache ein Generationswechsel bei den Tontechnikern:
Die "Alten" konnten den "Neuen" ihr erworbenes Wissen nicht mehr weitergeben, weil es unter den gegebenen Umständen seine Gültigkeit verloren hatte, die "Neuen" mussten die Aufnahme mit der neuen Technik quasi neu erfinden, weil noch keine Erfahrungen da waren.

Dazu kam , daß die D-A Wandler der ersten Generation noch nicht optimal waren, und viele bei heutigen Playern im Billigsegment es heute noch nicht sind....

BTW: Die bösen Geister trieben auf HIFI Messen schon ihr Unwesen als ich noch ein Jüngling war: Da verschwanden plötzlich alle "Klassik-Testplatten", da war die Akustik nicht in Ordnung .....;)


Gruß
aus Wien
Alfred
Tommy_Angel
Inventar
#60 erstellt: 10. Mai 2004, 16:28
Ich möchte das Thema mal aus einer anderen Sicht angehen.

Sicherlich gibt es hier eine Reihe von Leuten, die viel mehr über die Werke und Interpretationen wissen als ich. Ich mag die klassische Musik und mag es ganz besonders, wenn es "gut" klingt.

Will sagen, wofür gebe ich zehntausende von Euros aus, um dann Rauschen zu hören? Ich erinnere mich noch an den Parsifal unter Karajan auf CD! In der Ouvertüre war an einer bestimmten Stelle immer ein komisches Geräusch, nicht richtig zu idenifizieren. Ich habe es dann herausgefunden, durch längeres Hören. Es ist die Stelle vorm Blechbläsereinsatz. Schlicht und ergreifend holt da ein Viertel des Orchesters Luft!

Nun kann man sagen, dafür gibst Geld aus? Um die Luftholen zu hören? Nein, dafür nicht! Aber, sowas hätte man in der Analogära (überwiegend) garnicht gehört (und ich habe nichts gegen Schallplatten). Ich finde, die neuen Techniken geben uns Möglichkeiten an die Hand, die man auch nutzen sollte. Und wenn es eben nicht mehr rauscht und der Dynamikumfang wächst, dann ist das gut so!

Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, daß ich grade meinen Plattenspieler mit einem SME Tonarm aufgewertet habe und in ebay oft Platten kaufe. Es sind interessante Interpretationen der 60er, 70er und 80er Jahre, und ich mag sie sehr (sammle grade die Beethoven Edition 1970, die ich mir damals nicht leisten konnte!).

Und ich denke, daß hier viele auch annähernd "wissenschaftlich" das Musikhören betreiben und da soll meinetwegen auch Schellack eine Rolle spielen.

Fazit:

Kurz und gut, zu Interpretationsvergleichen find ich die "Rauscher" ganz gut, reiner Genuß kommt aber doch nur dann, wenn Technik und Interpretation Hand in Hand gehen.

Ich weiß, jetzt donnerts, ggg.


[Beitrag von Tommy_Angel am 10. Mai 2004, 16:47 bearbeitet]
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#61 erstellt: 10. Mai 2004, 20:46

Ich weiß, jetzt donnerts, ggg.


Also von meiner Seite donnerts nicht

Ich bin heute gegen nicht 100%ig perfekten Klang unempfindlicher als vo,ca 25 Jahren, vielleicht weil ich nicht mehr so gut höre, vielleicht hats auch andere Gründe.

Bei mir beginnt der Genuss bei "Stereo"
Geringügiges Rauschen stört mich kaum, unter der Voraussetzung, daß der Frequenzbereich nicht höhenbeschnitten ist.

Schlimm sind imo auch manche Digitalaufnahmen, qwo man den Eindruck hat, vor einem schwebte ein körperloser Klangteppich ohne jede räumliche Tiefe. Bässe sind aufgeblasen, der Klang ist sauber aber "synthetisch"...

Edles Mono (das sind Aufnahmen um etwa 1948-1958):
Hier ist der Frequenzbereich weitgehend unbeschnitten, es fehlt natürlich die Räumlichkeit.

Hier kann ich Liederabende, bzw Solostimme mit Klavierbegleitung noch ohne Einschränkung geniessen.

Elektrische Schellackqualität (ca 1925-1948)
Aklzeptiere ich bei Singstimmen, weil sie ja nie durch andere ersetzt werden können, ein Richard Tauber war einzigartig, hier gibt es keine Alternative.
Sinfonien etc aus dieser Zeit horche ich nur um Vergleiche der Interpretation zu haben, nicht zum Genuss.

Schellacks aus dem Trichter:
Nur aus nostalgischen Gründen, und natürliche wegen Caruso, und wegen der Patti und wegen der Melba................


Tja Konsequenz ist eine schöne Sache.......


Gruß
aus Wien
Alfred
Tommy_Angel
Inventar
#62 erstellt: 10. Mai 2004, 22:00
Das mit Gesangsaufnahmen kann ich nachvollziehen.

Neben meiner Vorliebe für Haydns Jahreszeiten hab ich nämlich noch ne zweite: Schuberts "Winterreise", von der ich bestimmt 20 Versionen habe. Und da gefällt mir Hotters Interpretation in Mono (auf CD) am besten, also so stur bin ich auch nicht, ggg. (2. Platz Fischer-Diskau, 3. Prey, aber, das wäre schon wieder ein neuer Thread).
walter_f.
Hat sich gelöscht
#63 erstellt: 10. Mai 2004, 22:43

Sicherlich gibt es hier eine Reihe von Leuten, die viel mehr über die Werke und Interpretationen wissen als ich. Ich mag die klassische Musik und mag es ganz besonders, wenn es "gut" klingt.


Hallo Tommy,

das mag ich auch. Ich gehe sogar so weit, dass viele Leute bei zeitgenössischer Musik einfach dichtmachen, weil die Intention nicht rüberkommt - und dann geht Technik zulasten der Musik. Ich habe es oft erlebt, dass das, was man "zeitgenössisch" nennt im Live-Konzert wahre Begeisterungsstürme auslöst und wenn die Leute es zuhause hören, eher angewiedert ausschalten. Und das darf nicht sein. Alfred hat schon begründet, dass z.B. ein Flügel und Cembalo auf analogem Equipment nicht realistisch darzustellen war, aber auf CD "besser" rüberkam. Dem stimme ich bedingt zu. Das Einschwingverhalten bei Impulsen war bei der LP "gewöhnungsbedürftig", aber das Ausschwingen (Klangkörper) bei durchschnittlichen Digital-Produktionen ist häufig lausig (Zeitfehler, im Gegensatz zu analoger Wiedergabe). Und wenn man sich dass auf den gesamten Orchesteraparat umgesetzt vorstellt...

Ich habe vor ca. 10 Jahren erstmalig ein grosses Cembalo in einem Burg-Raum im Abstand von ca. 3 Metern gehört und war völlig erstaunt, dass es eben nicht nach "Nähmaschine" klang, sondern dass da ein recht grosser Resonanzkörper mit einer Vielfalt an Obertönen am Werk war - nur das "Einschwingen" war kurz und klein. Da es sich um ein "gutes" Instrument handelte, war allerdings der eigentliche Ton gross. Und der klimpert bei "normalen" Produktionen einfach so vor sich hin und kein Mensch fragt sich warum.

Grundsätzlich habe ich meinen beruflichen Umgang mit Musik von meinem privaten Hörerleben getrennt, denn mir blieb nichts anderes übrig. Wenn ein Cello wie 'ne gestopfte Weihnachtsgans klingt, kann irgendwas nicht stimmen - auch wenn die Stereo-Perspektive über den ganzen "Raum" verteilt ist und berechenbare Abstrahlwinkel über "wohl" und "wehe" entscheiden sollen oder Aluminium Membranen und seitliche Bässe das Maximum der Audio-Technik darstellen. Ich habe gestern noch das Dvorak und Walton Cellokonzert mit Piatigorsky (1956/58) über eine Billig-Anlage gehört - und es klang ziemlich "echt". Ich bin gespannt, wie das weitergeht. Ich glaube, dass die Multichannel-Geschichte aus dem Dilemma heraushilft, allerdings wäre sie nicht nötig gewesen, denn es geht auch ohne.

Grüsse
Walter
Tommy_Angel
Inventar
#64 erstellt: 11. Mai 2004, 12:24
was machst Du beruflich mit Musik, Walter?
walter_f.
Hat sich gelöscht
#65 erstellt: 12. Mai 2004, 11:59
>>was machst Du beruflich mit Musik, Walter?<<

Hallo Tommy,

ich habe 25 Jahre HiFi verkauft (schon als das noch aus USA und England kam), aber das hat heute in der Regel nichts mehr mit Musik, sondern eher mit elektrischer Eisenbahn zu tun. Daher bin ich irgendwann ausgestiegen und vermeide das Thema meistens.

Liebe Grüsse
Walter
Jazzy
Inventar
#66 erstellt: 14. Mai 2004, 17:00
@dries: nun,du bist schlecht informiert. Es gibt Mehrkanalaufnahmen in wesentlich höherer Auflösung als CD(16Bit/44,1kHz), mit 24Bit/96kHz und mit DSD.
Da kann von einem(unqualifiziertem) Bose-Vergleich keine Rede sein.
mefisto
Ist häufiger hier
#67 erstellt: 11. Jun 2004, 15:32
Ich lege Wert auf musikalische Qualität und stelle die Aufnahmetechnik an zweite Stelle,denn was nützt eine Super-Tonqualität,wenn die Musik voll daneben ist, oder umgekehrt..Gruss Guido
mefisto
Ist häufiger hier
#68 erstellt: 13. Jun 2004, 12:44
Natürlich ist die Klangqualität (auch immer ein Abbild der Aufnahmezeit) wichtig, aber was nützt einer miesen Interpretation ein SUPERKLANG ?: VIELE Aufnahmen der 80-er Jahre sind pressteschnisch(LP) so mies (DG) und sind dementsprechend auf CD auch nicht besser.Guido
op111
Moderator
#69 erstellt: 14. Jun 2004, 00:05
mefisto:
Ich lege Wert auf musikalische Qualität und stelle die Aufnahmetechnik an zweite Stelle,denn was nützt eine Super-Tonqualität,wenn die Musik voll daneben ist, oder umgekehrt..Gruss Guido :.


Hallo zusammen,
ich lege primär Wert auf das musikalische Werk selbst.
Historische Mono-Einspielungen (gute Stereo-Aufnahmen - ab ca. 1960, - würde ich nicht als historisch bezeichnen) vermitteln nur Fragmente der Werkeigenschaften.
Insbesondere fehlt ihnen nicht nur jede räumliche Dimension, Klangfarben, Dymamik und instrumentale Details sind nur unzureichend erfahrbar. Was nützt die beste Interpreation, wenn akustisch kaum etwas vom Werk erfahrbar wird.

Ganz besonders leidet darunter jede Art von Ensemblemusik.

Grob abgeschätzt:
Nikischs 5. Beethoven von 1913 vermittelt 1% des Werks,
Furtwänglers 43er LP etwa 30%
Thielemanns heftig kritisierte moderne dagegen 80%

Historische Aufnahmen geben zum Teil faszinierende Einblicke in bestimmte einzelne Aspekte der Interpretationsgeschichte, zum Kennenlernen des vollständigen Werks halte ich sie für meistens ungeeignet.

Gruß, Franz


[Beitrag von op111 am 14. Jun 2004, 00:08 bearbeitet]
Klassikliebhaber
Stammgast
#70 erstellt: 09. Sep 2004, 11:34
Anfangs war ich immer für digital...rauschfreie aufnahmen in bester klangqualität.
dann bin ich auf dem geschmack gekommen,LPs näher zu untersuchen. und siehe da,sie klingt viel besser!
Ein ECHTER Tonträger und viel wärmer.
Natürlich muss die Anlage gut sein,damit man was (gutes heraus-)hören kann. Aber Platten faszinieren mich immer wieder. Auch wenn es heutzutage SEHR gute Umsetzungen von Vinyl auf CD gibt (z.B.Decca Legends...Schottische Fantasie op.46 von bruch mit Chung/Kempe),höre ich mir immer wieder gerne die LP an.

Historische Sachen:
Ich hatte mal eine Aufnahme von Sarasate plays Sarasate von 1903,wo er selbst die Zigeunerweisen gespielt hat.
Diese Aufnahme hatte ich auf Kassette von einem Bekannten überspielt bekommen und ich persönlich suchte weiter nach dem Original auf Platte (damals noch kleinere Platten).
Mittlerweile hat TESTAMENT (Tochterfirma von EMI?)die Rechte davon und hat das Stück auf CD(!) rausgebracht.

Ich hab sie mir sofort gekauft und angehört.
OH SCHRECK! Nur knacken und rauschen übelster art!
die musik spielte sich im hintergrund ab.
Die umsetzung von platte auf cd war total schlecht.
historisch und interpretationsmässig sehr wertvoll,aber klanglich eine katastrophe.
das beste: die überspielung (kassette) klang BESSER als die CD. wieso?
ein krasses beispiel. da die platten damals viel kleiner waren und man nur wenig zeit hatte für die einspielungen,hat sarasate den langsamen mittelteil gekürzt und irgendwas gemurmelt. auf der cd ist das gemurmel so gut wie gar nicht zu hören!.
Da hat man das rauschen verstärkt und die musik abgeschwächt! da nervt es absolut!
leider gibts auch keine bessere aufnahme (ausser dem original).oder kennt jemand welche?
ein Musiker muss damit leider auskommen,wenn er das original nicht findet oder nicht leisten kann.

Seitdem achte ich und schaue mit vorsicht auf CDs/Aufnahmen jeglicher historischer Art. Sei es Naxos,EMI,DG oder sonstwas.

musikalische qualität und aufnahmetechnik muss also am besten beides gut sein.
Tommy_Angel
Inventar
#71 erstellt: 09. Sep 2004, 17:17
Also, ob nun Schallplatten immer besser klingen als Digitalaufnahmen wage ich zu bezweifeln. Sie rauschen halt immer.

Und, ich habe grade meine Analogsachen reaktiviert (mit einem 3009 auf dem alten Turntable), bin also nach allen Seiten offen.

Ich denke mal, wenn man zigtausende für eine Anlage ausgibt, dann nicht um "Quellenstudium" in den 20/30/40er Jahren zu betreiben, gegen das ja nichts zu sagen ist, aus wissenschaftlicher Sicht.

Dann will man auch genießen, auch den Klang!

Steinigt mich!
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#72 erstellt: 10. Sep 2004, 10:41
Mancher Schallplattenliebhaber wäre erstaunt, wenn er mal das eine oder andere zugehörige Mutterband hören könnte. Womöglich würde er den Klang nicht mögen...

Nichts gegen LP, der Klang kann verführerisch sein.

Heutzutage ist „CD-Klang“auch bei Klassik IMHO kein Problem mehr, er existiert nicht mehr oder ist positiv zu werten, die Tonstudios haben unglaublich dazugelernt gegenüber der Anfangszeit. Bei Klavier oder Bläsern habe ich früher manchmal CD bevorzugt.

Stereo sollte schon sein für Genuß, bei 5.1 bevorzuge ich Frontalaufnahmen.

MfG Bernd
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